Full text: Lübeckische Anzeigen 1913 (1913)

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gusgabe A. 
Tagesbericht. 
Lübed, 28. Dezember. 
Jahresbericht der Hhandelskammer. 
Mit der vorliegenden Nummer erfolgt die Ausgabe des 
ersten Teiles des Jahresberichtes der Handelskammer zu Lübec, 
weicher einen zusammenfassenden Ueberblich über die diesjährige 
gemeine Wirtschaftslage, über die Lage von Lübeds Handel. 
Industrie und Schiffahrt und Über den Verkehr Lubeds mit 
den nordischen Ländern sowie einen Bericht über wichtigere 
Punkie aus der Tätigkeit der Handelskammer im abgelaufenen 
Jahre umfaßt. Die Ausgabe ist entgegen der sonst üblichen 
Gepflogenheit, den Bericht am 31. Jamnuar auszugeben, in 
dicsem Jahre um mehrere Tage früher veröffentlicht. Wegen 
des Inhalts sei auf den Bericht selbst verwiesen. 
Ortskrankenkafse in Lcübeckßß. 
V In der gestrigen außerordentlichen Generalverammlung 
der Vertreter der Ortskrankentasse wurde zunächst seitens des 
Vorstandes uͤber den 
Stand der Vertragsverhandlungen mit den 
Kaflsenärsten 
herichtet. Danach ist die Kasse seitens, des Oberversicherungs⸗ 
aAmles widerruflich ermächtigt worden so lange ein neuer Ver⸗ 
rag mil den Aerzten nicht zustande gekommen ist, an Stelle 
von Arzt und Medizin ein bis zu 662/ 60 erhöhtes Krankengeld 
u gwahren, Rach der ursprunglichen Forderung der VAerzte 
ifGrund des von ihrem Leipziger Verbande ausgearbeiteten 
Mustervertrages hütte die Ortskrankenkasse mit einer Mehr⸗ 
abe von ahrlich 195 000 NRdzu rechnen gehabt, In den 
herhandlungen mit den hiefigen Rerzten hätten diese ihre Mehr⸗ 
sorderungen indessen auf jahrlich rund 140000. M ermäßigt. 
—B Ortskrankenkasse unerschwing⸗ 
ich. Die Rerzte hätten gehofft, daß das Oberversicherungs⸗ 
zu hren Gunften einen Drud auf die Krankenkafse gusuben 
werde. Der Vorstand der Ortskrankenkasse, der die Mit⸗ 
guůeder des Oberdersicherungsamtes als ruhig und sachlich den⸗ 
sende Mitglieder kenne, habe aber die feste Ueberzeugung, 
daß die Herren Aerzie sich in ihrer Hoffnung täuschten. Die 
Irtstrankenkasse sei gern bereii den Aerzten etwas mehr zu 
ahlen; aber die, Bewilligung ihrer, bisherigen Forderungen 
ei gänzlich ausgeschlofsen. Auch sei serner bei einer, Erhöhung 
der Honorare der Aerzte Vorsorge zu treifen, daß die neu fest⸗ 
Fufetzende, Vauschale nicht über chritten werde. Da indessen 
an Line Eingunge zwischen Oriskrantenkasse und Aerzte bis 
p Januagt wohl kaum zu rechnen sei, beantrage der Vor— 
and: 
Die Generalversammlung wolle beschlietzen, daß vom eben⸗ 
Jgenannten Tage 55 die Familienfürsorgesowie die 
hewährung von Trzfund rzneinebst halbem 
Krankengeüd vonder 27. B.0 he der Erkrankung 
fuͤr die VDauer der vertragsslosen Zeit aufehee 
werden. 
Ueber diesen Antrag entspann sich eine lebhafte Aussprache, 
n der a. das Vorgehen, der Aerzte gegen die Ziüslkranken⸗ 
ahse als rigoros bezeichnet dDurde. Die Kashe 
habe im letzten Jahre einen,, Ueberschuß von 785 000 M 
ehabt. Die Aerzte forderten 140 000 M mehr; dazu komme 
ür die Kasse die Mehrausgaben infolge der Erhöhung der 
Medizinaitare und die auch wodl, nicht lange auf sich warten 
assende Forderung des Oberversicherungsamtes auf Schaffung 
eines angemessenen Reservefonds. Woher solle nun. die Kasse 
nije diese beträchtüichen Summen nehmen? Sallten sie aus den 
Hitgliedsbeiträgen gedeckt werden, müßten diefe derartig erhöht 
berdem daß von einer Sozialversicherung keine Rede mehr ein 
Hnne. die freie, Atztwahl, das seij, ohne Frage, habe die 
Kaffe, gam erheblich delgstet, denn die Mitglieder hätten die Hilfe 
der Atzie in ganz erheblich größerem Umfange in Anspruch 
zenommen, als unbedingt erforderlich gewesen wäre, wie auch 
die Aerzte manche Krankenbesuche und sonstige Hilfeleistungen 
mehr gemacht hätten, als nötig gewesen wären. Es sei daher 
ug des Vorstandes unbedingt zu erwägen. öb es nicht rich⸗ 
iger sei, 
zür beschränkt freien Aerztewahl zurüdzukehren. 
Demgemähß wurden denn guch aus der Versammlung der 
Antrag gestellt und von verschiedenen Seiten unterstützt: 
Die Generalversammlung wolle beschließen, daß, falls die 
Aerzte an ihren nicht gerechtfertigten und für die Ortskranken- 
kasse unerschwinglichen Forderungen festhalten. den Vorstand 
— — 
Vor und hinter den Kulissen. 
Lübecher humoristische Spazüergänge 
von Direktor Ernst Albert. 
32. 
Jetzt kenne ich aber wirklich Lübeck wie meine Westentasche, 
aus⸗ und inwendig! Als Weihnachtsmann, ohne Sack und Rute, 
aber mit Tinlenfaß und Gänsefeder, habe ich freudigen Herzens, 
vie das ja der Weihnachtsmann zu tun pflegt, die Geschäfte 
ind Fabriken unsicher gemacht und ein Stück Lübecker Kultur— 
geschichte liegt hinter mir. Eigentlich wollte ich nach Neuiahr 
ein Warenhaus eröffnen, weil man dem Weihnachtsmann in 
liebenswürdigster Weise viel in den Sack gesteckt hat, aber ich 
ann doch Karstadt nicht Konkurrenz machen, und so will ich's 
iieber in den Hamsterkasten legen, man kann nie wissen — 
s könnte doch vielleicht mal wieder Winter werden. Natürlich 
»ie Lebensmittelabteilung nicht, die würde sonst verderben. 
Bieles habe ich in meinem Leben kennen gelernt, gesehen, be— 
vundert und auch belacht, letzteres wohl am meisten, aber hier 
zin ich zu dem erfreulichen Resultat gekommen, daß Lübeck als 
Zandelsstadt groß dasteht und bestrebt ist, nur das Beste zu 
hieten, sei es von der Zigarre bis zum Marzipankringel, vom 
Köhm bis zum Rotwein, vom Teelsffel bis zum Brillantschmuck, 
on der Kieler Sprotte bis zum Holsteiner Edellarpfen, vom 
Wiener Gebäck bis zum Petersburger Gummischuh, vom Halber⸗ 
uädter Würsichen bis zum ruffischen Kaviar, von der Straßburger 
Fänseleberpaslete bis zum Schlutuper Aal, von der Pleureuse 
bis zum durchbrochenen Seidenstrumpf. Darum kauft am Platze! 
Geht ins Theater am Platze! Amusiert euch am Platze! Es ist 
hier genau so gut wie üÜberall. 
Nafürlich schmecen ja verbotene Früchte immer besset, und 
die gibt es nur auswärts — weil man da beim Naschen nicht 
erwischt wird, und ein bißchen Naschen tut jeder gern, na⸗— 
menklich in den Weihnachtsfeiertagen. 
Ein Welter- und musikalischer Sonnenblick wurde uns von 
Petrus und vom Senat zu Weihnachten am ersten Feiertag 
auicher, Petrus hatte mal gute Laune. was hei ihm ietzt 
Sonntag, den 28. Dezember 1913. 
zu ermächtigen, die beschränkt freie Arztwahl wieder einzu⸗ 
zuführen. 
Doaneben wurde auf das dringendste empfohlen, daß sihh die 
rkraniten Mitgueder wahrend der veriragslofen Zeit soweit als 
ngend möglich der arztlichen Hilfe enthalten und, mit Hausmitteln 
uszukommen fuchen. Das schließliche Ergebnis der Beratung 
var, dan vbeide Anträge enst im mig angenommen wurden. 
Hiernach gelangte die auf Grund der Reichsverficherungs⸗ 
rdnuüng und der Satzung der Ortskrankenkasse zu erlassende 
ra en'ordnung zur Beratung. Auch sie wurde, nachdem 
re einzelnen Best immungen eingehend erläutert und befprochen 
horden war, ein st immig angenommen. Sie bedarf allerdings 
cch der Genehmigung des Oberversficherungsamtes sowie der 
limmung der Nerzte. Im Hinblic hierauf wurde der Vor— 
land ermächtigt, gegebenenfalls die Ordnung nach den von 
bon diesen Instanzen geäußerten Wünschen abzuändern. 
Staditheater. Die Neueinstudierung von Richard Wag⸗ 
gers Tannhäuser“, welche Oper am J. Feiertag (Donnerstag) 
vor fast ausverkauftem Hause unter der mußilkalischen Leitung 
»es Herrn Kapellmeisters Pfeiffer und der Spielleitung des 
herrn Oberregisseur Beyer in Szene ging, stand nicht gerade 
nter einem besonders glücklichen Stern. Die Träger der Haupt⸗ 
artien waren alle mehr oder minder indisponiert, wodurch die 
Biedergabe des Werkes in dieser Beziehung wesentlich beein⸗ 
rächtigt wurde. Immerhin zollte das zahlreich versammelte 
bublikum den Künstlern und Künstlerinnen die schuldige An⸗ 
rkennung, da sie sich redlich bemühten, ihr bestes Können zum 
ßelingen des Ganzen einzusetzen. Herr Schöffel als Tann— 
äuser konnte, wie schon gesagt, seine schönen Stimmittel infolge 
iner Indisposition nicht ganz entfalten, die sich erst im zweiten 
esp. dritten Akte ziemlich verflüchtigte, so daß namentlich die 
domerzäylung ganz vorzüglich zu Gehör gebracht wurde. An 
Ztelle des leider erkrankten Herrn de Garmo hatte im letzten 
Tugenblick Herr Paul Stiegler vom Stadttheater in Rostod 
ie Partie des Wolfram von Eschenbach Übernommen, mit der 
r sich im ersten Aufzuge recht glücklich einführte und das In— 
eresse des Publikums wachzurufen verstand. Die Höhe der 
Ztimme, die als Bafßbariton anzusprechen ist, war nicht so 
ut ausgebildet, wie die tieferen Lagen. Immerhin konnte man 
nit dem Ersatz für Herrn de Garmo einverstanden sein. Die 
bartie der Elisabeth hatte man sonderbarerweise der Frau 
Affenberg, unserer Hochdramatischen, anvertraut, während 
ie der Venus unserer jugendlich-dramatischen Frau Tilly 
„chmidt zuerteilt war. Ob man mit diesem Changement 
sut getan, möge bei einer späteren Aufführung durch unleren 
tändigen Musikreferenten entschieden werden. Wir können nur 
nitteilen. dah Frau Offenberg mit ihren herrlichen Stimmitteln 
vieder einmal glänzte, daß sich aber sowoA in ihrer Auftrittse 
arie des zweiten Aktes wie im Gebet (3. Akt) ein Tremolo be— 
merkbar machte, das wir sonst bei dieser Künstlerin nicht ge— 
vohnt waren. Staunenswert war es, wie gut sich Frau Tilln 
Schmidt mit der Partie der Venus abfand, trotzdem auch sie 
was indisponiert war. Bei Herrn Schubert, der als Land⸗ 
rraf eine glänzende Figur auf die Bühne stellte, traten die so 
fFt gerügten Mängel der Unkultur dieser Stimme weniger als 
zisher zutage. Immerhin hatte auch er unter Indisposition 
u leiden. Ueber alles Lob erhaben war das Orchester, das 
inter der Leitung unseres Kapellmeisters Herrn Vfeiffer 
nit großer Hingebung und Liebe für das herrliche Werk 
nusizierte. Alle Schönheiten der Partitur traten in das hellste 
dicht. Das Publikum zeigte sich nach den Aktschlüssen für das 
vhebotene recht dankbar; mit den Hauptdarstellern wurde am 
Zchlusse der Vorstellung auch Herr Kapellmeister Pfeiffer 
ror die Rampe gerufen. — Herr Oberspielleiter Beyer sorgte 
wvieder für einen stimmungsvollen Rahmen der Wagnerschen 
Oper, die Donnerstag abend im neuen Lübecker Stadttheater 
in erstes Jubiläum, und zwar das der 25. Aufführung unter 
zapellmeister Pfeiffer feiern konnte. Es war seit der ersten Auf— 
ührung die 129. Vorstellung des „Tannhäuser“ in Lübeck. 
5b Zum Direktor des Stadtiheaters in Mainz wurde, wie uns 
m Anschluß an unsere gestrige Notiz ein Privattelegramm meldet, 
nder Stadtverordneten-Versammlung am Somabend mittag 
zerr Hans Islaub, Oberregisseur am Opernhaus in Köln, ein⸗ 
timmig gewähst 
zelten ist, und der Senat erfreute uns von oben herab durch 
ein paar stimmungsvolle Choräle, die vom Marienkirchturm 
weithin das schönste der Feste verkündeten. Ein kurzer Licht- 
zlik! Denn am zweiten Feiertag goß es und die Leierkasten 
zudelten wieder, aber wir sind ja auch mit der kleinen Gabe 
ufrieden gewesen. 
Was ist da nicht alles hier los, um die sauren Wochen in frohe 
Jeste zu verwandeln. „Der lachende Ehemann“ geht da mit 
einen kleinen „Rumpelstilzchen“ in „Mignon“, hört fich, wenn's 
raußen Strippen regnet, weltentrückt das glühende Lied an: 
Kennst du das Land, wo die Zitronen blüh'n? Im dunklen 
daub die Goldorangen glüh'n?“ Speist hinterher im Ratslkeller 
daviar und Austern mit Zitronen und als Nachtisch Goldorangen. 
Besieht dann auch mal „im Vorbeigehen“ die von Hamburg 
ach Lübeck geflogene „Fledermaus“ und endet schließlich im Café 
Ipera beim — schwedischen Punsch. Es ist nur gut, daß der 
ierte Feiertag ein Sonntag ist, das bommt nicht oft vor. so wer⸗ 
jen es fünf Feiertage, denn Montag wird ja natürlich blau 
emacht. Mittwoch ist Silvester und Donnerstag wieder der Neu— 
ahrsfeiertag. Bleibt also nur Dienstag für den Kater übrig. 
das war doch mal ein richtiggehendes Weihnachtsfest. Und 
achher — der Dalles! 
Es ist nur gut, daß die Herren Gerichtsvollzieher vom 
.April ab Zivil tragen können. Da fällts nicht mehr so auf, 
benn der Hausleerer kommt und die Marke anklebt, die nachher 
er kleine Fritz findet und sie dem Vater freudig mit den Worten 
ringt: „Sieh mal die schöne Reklamemarke, die habe ich noch 
licht!“ Da heißt's also wieder sparen. Wenn schon! Die 
Bolksküche ist ja auch noch da und dort ist sogar ein sehr gutes 
Menũ. Es steht genau so in der Zeitung, wie das vom Kaiser⸗ 
ofß, man braucht nur zu wählen. Zu genieren hat 
ich keiner, wie z. B. ein Knabe kürzlich ungeschickt 
agte: „Eine Portion für unsern Hektor, aber nicht wenig, 
nein Vater ist voriges Mal nicht satt geworden!“ Uebrigens ist 
s ein schöner Zug der Lübecer Damen, daß sie sich der Volks— 
üche bereitwilligst zur Verfügung stellen, um diese zu ver⸗ 
valten oder dort mitzuhelfen. Wohltun bringt Zinsen, und 
s gibt keine wohltätigere Einrichtung wie die Lübecker Volks— 
Morgen⸗Blatt Nr. 654. 
— EäIäAEI5IEEZEXEEIZBLLLICCC 
Aus dem statistischen Vierteljahrsbericht des Statistischen 
Amts der freien und Hansestadt Lübeck für die Monate Juli, 
August und Sept. 1913. (Die eingeklammerten Zahlen beziehen 
ich auf die gleiche Zeit des Voriahrs): 
Im Schlachthof wurden 19 641 (18 114) Tiere geschlachtet, 
J. s. 1527 mehr als im Vorjahre, darunter 8479 (8268) Schweine, 
3102 (4695) Kühe und Starken und 1953 (2146) Schafe. Aufß 
dem Viehmarkt wurden 9508 (8630) Stück, also 878 mehr als 
912 aufgetrieben, darunter 40686 (3404) Küuhe und Starken 
ind 3462 (3283) Schweine. Der Auftrieb in der neuen Nutz- 
iehhalle stellte sich auf insgesamt 6551 Stücdh Rindvieh. 
Ueber die Lebensmittelpreile ist folgendes zu be— 
nerken: Die Großbezugspreise für 100 kg Schlachtgewicht be⸗ 
rugen für Rinder im September bezw. Juli 146 bis 168 M 
hezw. 156 bis 180 M, für Mastkälber 180 bis 200 Mäbezw. 
70 bis 210 M, fuür nüchterne Kälber 100 M, für Hammel 
70 bis 180 Mubezw. 180 bis 210 Muund fuür Schweine 
43 bis 150 Mubezw. 122 bis 152 M. Die häufigsten Klein— 
andelspreise stellten sich in denselben Monaten sür e kg beim 
kindsleisch von der Keule auf 1,10 bis 1,40 Mubezw. 1,00 
bis 1,40 M, vom Bauch auf 0,75 bis 0,90 Mubezw. 0,70 bis 
),90 M, bei Schweinefleisch von der Keule auf 0,90 bis 1,068 M 
vpezw. O 90 bis 1,00 M, vom Bauch auf 0,80 bis O,00 Mebezw 
),80 bis 0,95 M, bei geräuchertem Sped auf 1,00 bis 1,15. M. 
zei hiesigem Schweineschmalz auf 0,80 bis 1,10 M, bei Ehß⸗ 
utter (Meiereibutter) auf 1,35 bis 1,55 Mubezw. 1,20 bis 
35 M, bei Landbutter auf 1,20 bis 1,335 Mubezw. 1,10 bis 
30 M, bei frischen Landeiern auf 8,8 bis 11 Pis. bezw. 
5 bis 9 Pifg. für dtas Stück, bei Schwarzbrot auf 10 bis 
14 Pfg. bezw. 10 bis 13 Pfg. und bei Feinbrot auf 15 bis 
19 Pfg. für 24kg, bei Kaffee auf 1,40 bis 1,60 Mubeszw. 
130 bis 1160 M, bei Margarine auf 0,60 bis 1,00 M. bei Kar⸗ 
tosffeln (Magnum bonum) für 5kg auf 35 bis 60 Pigo. bezw. 
O bis 100 Pfg., sür lebende Dorsche für M kg auf 40 bis 48 Pfg., 
ur frische Dorsche auf 40 bis 50 Pfg. bezw. 38 bis 60 Pfaq., 
ür Buft aus 30 bis 50 Pfg. bezw. 86 bis 50 Pfg., für west⸗ 
alischen Hartkoks bei 100 kg auf 8,70 bezw. 3,30 Mubis 3,40 M 
ind fur Lübecker Gaskoks bei 2hl auf 8,20 bezw. 2,90 bis 3,00 M. 
Der Verein ehem. Kameraden des Gardelorrs hielt 
im 2. Weihnachtstage die Bescherung der Kinder im weißen 
Zaale der Stadthalle ab. Trotz des schlechten Wetters war die 
Teilnahme gut. Der Vorsitzende begrüßte Eltern und Kinder 
ind hieh alle herzlich willkommen. Darauf erschien der Weih⸗ 
iachtsmann inmitten der erstaunten Kinderschar und hielt zu— 
zächst eine von Herzen kommende und zu Herzen gehende An— 
prache an die kleinen Gaste. Und dann ging unter dem 
zchimmer des strahlenden Tannenbaumes die Bescherung der 
wa 150 Kinder vor sich. Bald sah man überall erfreute 
zesichter. Schöne Weihnachtslieder wurden von Kindern und 
zltern gemeinsam gesungen. Eine Volonäse, bei der jedem 
zdinde noch eine Dute lederen Inhalts verabfolgt wurde, hob 
ehr die Feststimmung bei den kleinen Leuten. Die ganze Veran⸗ 
taltung trug den Charakter einer schönen großen Familienfeier 
ind wird bei jung und alt in angenehmster Erinnerung bleiben. 
Sturmwarnung. Die Deutsche Seewarte in Sambung 
meldet: Gefahr noch nicht vorüber: Signal ändern in Süd— 
weststurm rechtsdrehend. 
- Unfug oder Diebstähle? Dienstag, in der Zeit von 
2314 Uhr, ist an der Kanalstraße, unweit des Lagerplatzes 
»on Lüders & Hintz, ein alter vierrädriger Kranken⸗Sitzwagen 
ibhandengehommen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß er von 
Infug treibenden Personen oder Kindern verschleppt worden 
st. — Gleichfalls am Dienstag ist vor dem Fingang eines am 
dürter damm belegenen Haufes ein mittelgroßer Ascheimer aus 
zerzinktem Blech abhandengekommen und vermutlich von Unfug 
reibenden Personen verschleppt worden. Der Dedcel des Eimers 
st verbeult. Der Boden und das Innere desselben ist mit 
Mennig gestrichen. 
o- Diebesgut gefunden. Am letzten Sonntag, gegen 6 Uhr 
ibends wurde in dem Garten eines an der Koͤrnerstrabe 
helegenen Hauses ein Paket mit 10 Vorzellanfiguren gefunden. 
ẽs ist nicht ausgeschlossen, daß die Sachen aus einem Dieb—⸗ 
lahl herrühren. Der rechtmähßige Eigentümer wird erfucht, 
sich im Fundbureau zu melden 
küche. Kräftig, gut, ausreichend! Man muß nur die freu— 
digen Gesichter beobachten, wenn die Portionen auf den Tilch 
ommen, denn wer hier speist, hat wir klich Hunger, um den 
hn mancher mit Glücksgütern gefegnete beneiden könnte. 
„Ich bin verrudt! Der Tropenkoller kommt wieder!“ So 
ief vor wenig Wochen ein Lübecker Kaufmannssohn aus, der 
tus Afrika nach zwei Jahren zurückgelehrt und nachts vom 
Bahnhof über die Puppenbrücke ging. Er sah nämlich rechts 
eben der Brücke plötzlich einen elektrischen Straßenbahnwagen 
ind ein Auto wie ein Gespenst in der Luft vorübersausen. 
Zzeine Freunde klärten ihn auf und zeigten ihm die daneben 
iegende Notbrücke. Gott fei Dank, sein Verstand kehrte wieder, 
ber das hätte er sich in seiner kühnsten Phantasie nicht träumen 
aflen. Es war aber auch die höchste Zeit, denn jetzt kann man 
»ie Risse bequem sehen. Ei weih! Wenn die Risse gerissen 
hären! Ob der Merkur genau so wieder aufgestellt wird, 
der umgedreht werden sollte? Dann müßte aber Geibel 
einen Vers umdichten, und das geht nicht mehr. Zur Ab— 
vechselung könnte man ja den Neptun umdrehen, bis die Brücke 
dann wieder umgebaut wird. Bei der Mühlenbrücke ist 
es anders, da bleiben die Koch- und Oertchenhäuschen so lange 
tehen, bis der Frühling wieder mit zartem Grün fie scham⸗ 
haft verdedt, damit das schöne Landschaftsstädtebild nicht ge— 
stört wird. Städte- und Landschaftsbilder besitzt Lübeck wirk⸗ 
lich in wunderbarer Fülle, das heißt, sie müssen erst alle fer⸗ 
tig dein. 
Wie schön wird in drei bis vier Jahren der Anblid werden, 
wenn man vom Bahnhof kommt. Wenn ich reich wäre, würde ich 
den Schmetterling sür 35 000 Mekausen, der lũrzlich als Ente 
hzurch die Zeitungen flog und mir die Ente zu Reuiahr braten 
assen.. 
Eine Fliege ist manchmal mehr wert wie ein Schmetterling 
ils Zeitungsente, das werde ich am Dienstag, dem 6. Jan. 
m Kolosseum beweisen. Die höchste Liebe, wenn es auch 
nur Insekten sind, wird da geschildert, denn „die find v o mi 
ztamm der Asra, welche sterben, wenn 
ie lieben!“ Beim Meulchen kommt es meistenteils auf die 
Mitgift an!
	        
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