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Beilagen: Vaterstädtische Blätter. — Der Familienfreund.
Amtsblatt der freien und Hansestadt Lübeck 463. Jahrgang Nachrichten sür das Herzogtum Lauenburg, die
heiblatt: Gesetz und Verordnungsblatt eeecuwe g enem o ene gürstentümer Ratzeburg, Lübeck und das angren⸗
—V,00 iee zende mecklenburgische und holsteinische Gebiet.
Drud und Verlag: Gebrudert Borchers G. m. b. 8. m Lũbed. Geschãttsstelle Adrunus önigstr. 46). Fernfpre cher 9000 u. 9001.
Donnerstag, den 25. Dezember 1915.
—
Ause
Während des Weihnachtsfestes fallen aus
am Donnerstag (1. Weihnachtstag) die Abend-
Aussgabe.
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Abend-Ausgabe und
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werden bis Sonnabend mittag 12 Uhr, für die
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Verlag der Lübeckischen Anzeigen.
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Erstes Blatt. hierzu 2. Blatt.
òüüò⏑òòòä⏑——V——— or,,e,,e,e,⏑⏑ ———
Umfang der heuttagen ν!ιι Seiten.
nichtamtlicher Teil.
Moragen-Blatt Ur. 652.
Unser Land ist von der blutigen Geißel verschont geblieben.
Aber der Schrecken der in greifbare Nähe gerückten Gefahr ist
ns in alse Glieder gefahren. Er hat uns zu unerhörten
inftrengungen getrieben durch gewaltige Festungswälle und
ahllose Bajonette des Volkes Haus gegen Brandschaden zu
schern. Die Nachbarn tun das Gleiche, wer begann, wer den
inberen reigte. ist gleichgültig, die Rüstungsspannung ist eine
o hohe geworden. daß der geringste — die Katastrophe
serbeufihren rann. Dem Opferwillen des Volkes im Verein
nit einer tüchtigen Heeresverwaltung ist es gelungen und
bird es für die nächste Zeit noch weiter gelingen. Deutschlands
inärifche Machistetlung zu behaupten. Unsere Bündnise
lehen; man sagt, fester denn je. Auch zu den Gegnern ist
zas Verhältnis besser geworden, wird behauptet. Man nennt
das Entspannung, bei der die eigenen Kräfte bis aufs äußerste
ingespannt bleiben müssen.
Es ist kein gesunder, kein normaler Zustand, in dem die
uropäische Völkerfamilie lebt, das fühlt jedermaun; daß es
uf die Dauer so bleiben könne und werde, sucht man uns
nzureden. aber wir glauben es nicht. Solch gewaltige Kraft-
mstrengungen kaun kein Vosk auf die Dauer aushalten, man
iacht sie bis zur Erschlaffung oder bis zur Katastrophe. Man
iacht sie in Zeiten, wo die höchsten Ziele sip auftürmen und
enommen werden sossen. Nur dann sind sie zu rechtfertigen.
Fehit dozun der Wille, die Energie, dann sind sie eine ver—
zrecherische Verschleuderung der Volkskraft.
Wo liegen Deutschlands Gegenwarts- und Zukunftsziele?
Aas ist die Frage, der niemand, Antwort zu kuünden verman.
zei anderen Ratsonen treten sie klarer zutage. Unsere Gegner
eilen sich in die Welt, Frankreich Rußland, England, haben
ngeheuere Reiche erobert, während wir die stärkste Heexes—
riacht, eine gewaltige Flotte schufen und leer ausgingen, aller⸗
ings bis auf die Kongosümpfe. Eröffnen Jich aber irgenowo
neinem, Erdenwinkel Möalickkeiten der Mehrung deuschen
zesitzes, dann ziehen wir, erschroken vor der eigenen Kuhn⸗
eit, die Hände zurück, statt kräftig und schnell zuzugreifen.
lebexall gilerdings, stoßen wir auf eine geschlossene Phalaux
er Gegner, die sich unter einander das Erwünschte. Deutsch⸗
and aber nichts gönnen. Man denke nur an den wanzig⸗
hrigen Trzum der, Verbindungslinie Hamburg—Veröfischer
zolf, den 1913 zu Grabe trug.
Unsere Politik muß an einem Systemfehler laborieren, sonst
onnte sie nicht so unfruchtbar sein in einer Zeit, in der die
nderen ihre Scheunen füllen. Vielleicht liegt es daran, daß
oir theoretisch vorgehen und darüber die Praxis vernachlässigen.
dus der Tiefe des Gemütes hexaus haben wir den Begriff
er .,Weltpolitik“ konstruiert. Darin liegt Deutschlands Zu—
undt, sagt man. Für, diesen Begriff arbeiten wir. aber
eider ohne eine rechte, klare Vorstellung zu haben, wie, wann
nd wo wir ihn verwirklichen wollen. Zu dem I bauten
eir eine starke Flotte, beileibe nicht, um irgend jemanden
rgendwyo jemals anzugreifen, sondern um uns zu verteidigen,
enn wir bei unserem Unternehmen angegriffen werden soilten.
diese Flotte ist nun da, und man sagt, sie ist so stark, daß
iemand ohne gefährliches, Risiko wagen, wird, uns zu be—
rohen. Schön, und wo bleibt die Weltpolitik? Was ist
as eigentlich? Handel und Schiffahrt treiben in der ganzen
—X Das ist nicht erschöpfend, das ist ein Gewerbe, aber
eine Politik. Das haben wir bereits in bedeutendem Maße
jzetrieben, ehe wir die schweren Schlachtschitffe bauten. Darin
at uns auch niemals irgend jemand behindert. Dabei kann
uis auch die Panzerflotte nicht schützen, die bei ihrem ge—
ingen Aktionsradius sich in unruhigen Zeiten gar nicht von
her Heimat entfernen kann, ohne Kohlennot zu leiden.
1
—
Wenn der Begriff „Weltvpolitik“ einen Sinn hahben soll,
dann muß er bedenten, ferne, grohe und dem Selitze lohnende
Reiche erobern und einen Etappenweg dahin schaffen, der, es
rmoglicht. sie, wenn nötig, mit Waffengewalt zu halten.
Aiso genau son wie England es gemacht hat. Die dazu nötige
hnell und weit fahrende Kreuzerflotte soll ja auch demnächst
ebant werden. Rur ein kleiner Unterschied hesteht zwischen
knoland und uns. Durch seine, insulare Lage ist England, fast
mangreifbar. daher dann es seine ganze Kraft derWelt⸗
ültee widmen; wir müsfen eine Armee von fast einer
Milion Soldaten ständig unter den Waffen halten und trotz⸗-
em zittern, daß ne europäische Koalition uns eines Tages
herrennt. Diese Zwangslage erhöht demnach die Geschäfts-
osten dergrt, daß der schließliche Erfolg zweifelhaft wird.
Den Gegensatz zu der heoretischen deutschen „Welt⸗
go Itite disdet die praktische der Franzosen und Russen,
Ruüßlands Körper, der sich durch zwei Kontinente redt, ist
merdings so gewaltig, daß es nur anzugliedern braucht, was
s besißen will. Aber Frankreich ist in einer der unren
shnlichen Lage. Es hat in den letzten, Jahrzehnten Tunis
unde ein gewaltiges innerafrikanisches Reich, es hat die
jesigen asigstischen Besitzungen erworben, es hat troß unsexes
Nurrens Marokko erlangt, ohne sich jemals zur theoretischen
Weilpolitike zu bekennen, ohne diese enormen Erfolge durch
ine starke Seemacht erzwingen, zu wollen. Und das in einer
jeit, in der man mit der gleichen Sicherheit wie heute be—
sauptete. die Welt sei weggegeben. Keine Macht hat erust-
haften Widerspruch dagegen erhoben, und wo er sich bewerklich
nachte. wie bei Tunis in Italien, wie bei Marokko in Deutsch-
and, da, gingen die Franzosen unbesorgt ihren Weg weiter.
kin Gemisch von dluger Berechnung, die durch geschickte Ver-
räge, spaͤlere Erfolge vorbereitete und sicherstelste, und von
afträftiger Energie, die sich weder, durch wirkliche noch durch
ingebildete Gefahren irre machen lieb, führte zum Ziel. Weil
s prgyfisch und vorsichtig Schritt vor Schritt vorging, ohne
ie „Welt“ zu, beanspruchen, fielen ihm große Teile des
Zlaneten zu. Wir Theoreuker verkündeten und verkünden noch
nit der drohenden Tlottengeste eine „Weltpolitik“, erregen
o durch, Mißtrauen, und Verdacht bei jedermann, und stoßen
daher bei dem bescheidensten Versuch der Verwiͤrklichung auf
so unüberwindlichen Widerstand, daß wir uns aus der Praxis
chleuniast wieder in die Theorie zurückflüchten.
Fürst Bülow hat das deutsche Volk mit einer sehr an⸗—
iehenden und geistreichen Weihnachtsgabe bedacht, mit seinem
Werke üher die „Deutsche Politik“. Sein erster Teil, der
ich mit der uswärtigen Politik befaßt, ist vom ersten bis
um letzten Worte ein begeisterter Hymnus auf die deutzche
„Weltpolitik“, deren erste Etappe der Verfasser durch die „Er—
bauung der „defensiven“ Flotte bereits erreicht sieht. Aber
iher die weiteren Etappen und deren Verwirklichungsmöglich-
eiten schweigt der kluge Fürst sich gus. Bielleicht finden wir
ie Fortsetzung an einem, späteren Weihnachtsbaum und lernen
nann, was eigentlich die „Weltpolitik“ ist, zu der er sich
bdekannt, zu deren Verwirklichung er das deutsche Volk zu führen
8383 zu deren Schutz die deutsche Vanzerflotte erbaut
De.
Einer der wichtigsten und berechtigsten Weihnachtswünsche.
die das deutsche Volt auf seinen Wunschzettel schreibt, ist aber
der, endlich eimnal klar und deutlich zu erfahren, welchen
etzten Zielen unsere internationale Politik eigentlich zustrebt,
Hibt es eine Stelle, die, imstande ist, diese Frage zu he—
antworten, dann möge sie uns die Erfüllung dieses be⸗
cheidenen Wunsches zur Weihenacht nicht vorenthalten!
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Holitische J
IJI.4
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Weihnachtsbetrachtung.
Bis mn die letzte Weihenacht hinein brüflten die Balkan⸗
anonen. Brutal uühertönten sie den zitternden Sphärenklang
des Engelgruhßes: „Frieden auf Erden!“ Christliche Völker
ämpften wider den Halhmond, angeblich, um Glauhensgenossen
einer Tyrannei zu entreißen; es war nicht das erstemal. und
pird nicht das etztemal sein daß das heilige Zeichen des
Freuzes mißbrgucht wird, um Raub- und Beutelust Zu decken.
Dieselhen Christen. die sich des Evangeliums der Bruderliehe
Ahmen, zerfieischten sich dann unter einander. Das Jahr voll
Biut und Schreden geht zur Neige, und wieder lauschen wir
em Engelgruße. Aber auch diesmal ztönt er noch nicht
vieder rein und harmonisch durch den Aether. Der Donner
er Gesaͤntze ist zwar, verstummt, aber dumpf grollt's in, der
derne, nicht von abziehenden, nein, von kommenden Wettern.
Keines der Völker, die sich an dem blutigen Ringen be—
eiligten, ist mit dem Ergebnis zufrieden. Allen dünkt das
Erreihle ein Provisorium der Ermattung, dem nach neuer
räftigung die lebßte Entscheidung erst olgen joll. Abex
nicht nur Unzufriedenheit, ein schlimmeres Gift hat sich zehrend
ingeschlichen: der Rächedurst für Verluste und Leiden, die
Hißacshide und eigene Torheit verschuldeten. Noch ist, Die
riegsrechnung micht abgeschlossen, und was uoh agussteht.
irgt“ den Keim neuer Verwidlungen und Kämpfe. Trügen
uicht alle Änzeichen, so wird die Kriegsfachel wieder enpor-
»dern. ehe go des Schnees Grenze zu den höchsten Firnen
mporgeklettert sein wird
Zheater, KAuns und Wissenschaft.
„Parsifal“ an deutichen Bühnen. Die Erstaussührung des
Parsifal“ am Hoftheater in Weimar ilt für Sonntag, den
. April 1914, in Aussicht genommen worden. — Ueber die
Fölner „Parsifal“Aufführung wird von dort geschrieben:
Für die beiden ersten Vorstellungen des „Parsisal“ im Kölner
Opernhaus maächt sich ein außerordentliches Interesse bemerk⸗
har. Die Vorstellungen finden am 11. und 13. Januar statt
uind gehen vom Festspielverein aus. Trotz der hohen Vreise,
zie sich zwischen 22 und 2,50 Mebewegen, sind die Vorstellungen
eit einigen Tagen ausverkauft. Die Kundry singt Edith Wal⸗
er, den Gurnemanz Paul Bender (München) und die Titel—
rolle H. Winckelshoff vom Kölner Opernhaus. — Frieda
dangendorff wurde für zehn Abende ab 1. Januar als
Kundry an das Stadttheater zu Kiel verpflichtet. — Zur
Finführung in die „Parsifal“Aufführungen an der Brüsseler
Dper hat Prof. Dr. Richard Sternfeld-Berlin in Brüssel
zwei Parsifal-Vorträge im Schiller-Verein und im Deutschen
Schulverein gehalten.
Die Psitzner-Krise in Straßburg. Am Straßburger
Siadttheater ist eine Krise ausgebrochen. Sie hat ihre Ursache
darin, daß, wie schon mitgeteilt, Hans Pfitzner, der Komponist,
der zugleichh Operndirektor in Straßßburg ist, mit dem
ieuen Intendanten des Straßburger Stadttheaters, Direktor
OAtto, in kein harmonisches Arbeitsverhältnis trelen kann. Und
zwar wird Pfitzner von Otto beschuldigt, seine Kompetenzen
überschritten zu haben. Wie nun weiter gemeldet wird, steht
auf der Seite Pfitzners der Magistrat von Straßburg. Er
hat den Straßburger Blättern eine offiziöse Erklärung über—
andt, in der mitgeteilt wird, daßz Hans Pfitzner vertraglich
iür die Opernleitung die denkbar selbstäudigsten Macht-
befugnisse hat und daß der Operndirektor ganz
unabhängig vom Stadttheater-Direktor ist. Der
Magistrat weist darauf hin, daß er den Intendanten Otto
ruch beim Abschluß seines Vertkrages auf die weitgehenden Rechte
Bfitzners aufmerksam gemacht hat. Die Straßburger Preise
ritt ebenfalls aufs wärmste für Pfitzner ein. Allerdings erkennt
ie auch die Verdienste an, die sich der neue Intendant um die
zehung des Schauspiels erworben hat, und gibt der Hoffng
Nusdruck, daß sich Pfitzner und Utto bald zu gemeinsamer
Arbeit wieder zusammenfinden möchten.
Weingartuers Vertrag in Wien. Felix Weingartner hat
tzt mit dem Wiener Philharmonischen Orchester einen festen
zertrag abgeschlossen, der ihn auf sünf Jahre bis Ende 1919
ils Dirigenten des Orchesters verpslichtet.
PC. Der srührre Direktor der Comedie Franenise gestorben.
Dienstag nachmittag ist, wie schon telegraphisch kurz berichtet,
er langjährige Direktor der Comédie Francçaise, Jules Claretie,
n Alter von 75 Jahren gestorben. Claretie war vergangenen
onnabend an einer Unterleibserkältung erkrankt, wozu sich
och eine Bauchfellenteündung gesellte. Jules Claretie war am
.Dez. 1840 in Limoges geboren und gehörte bald zu den
eliebtesten Plauderern, Kunst- und Theaterkritikern der Pariser
kagespresse. Eine Anzahl seiner Romane, die ohne allzu großen
ünstlerischen Wert dem Geschmack des Publikums entsprachen,
erschaffte ihm einen großen Leserkreis. Wie die meisten
zchriftsteller, kulltivierte er in den Toer Jahren das patriotisch
entimentale oder tendenziös antideutsche historische Genre. Auf
em Theater hatte er anfangs keinen bedeutenden Erfolg,
rst seine großen geschichtlichen Szenen aus der französischen
devolution wie „Mirabeau“ erschlossen ihm das Theater. 1885
wurde er Direktor der Comsdie Françaile, deren Leitung er bis
or kurzer Zeit innehatte. 1888 wurde er Mitglied der Akade—
anie. Unter seiner Führung bewegte sich die klassische Bühne
dacines und Corneilles in den üblichen Bahnen. In Deutsch—
ind erwarb ihm Freunde der vorzügliche Theater-Roman
Brichanteau“ der Mime. Claretie gehörte nicht zu den Bahn—
rechern und Pfadfindern. Er arbeitete nach den bewährten
Nustern von Dumas und Sardou. Sein eigentliches literarisches
lätiekeitsgebiet waren seine eleganten und interessanten Wochen—
zroniken, die wertvolle Aufschlüsse sür das politische, litera—
ische und künstlerische Leben Frankreichs der letzten fünfzig
zahre bilden und in zahlreichen Jahresbänden als „Vie 4
saris“ erschienen sind.
Mit dem Ban des neuen Höostheaters in Detinold ist nun—
nehr begonnen. Seine Einweihung wird bestimmt in einem
Jahre erwartet.
Neues Siadlih aler in Münster i. W. Die Stadtverord—
neten in Münster i. .W. beschlossen, zur Erlangung von Plänen
α
sür das am Servatiiplatz zu erbauende neue Stadttheater einen
ffentlichen Wettbewerb nicht auszuschreiben, sondern vier der
jervorragendsten und als Theaterbaumeister am besten be—
vährten Architekten aufzufordern, gegen eine Vergütung von
e 2500 Mieeinen Skizzenentwurf einzureichen. Die Entwürfe
ollen in steter Fühlung mit der Stadt angefertigt werden. Die
Tosten des Neubaues mit vollständiger Ausstattung, aber aus—
chließlich des Dekorationsfundus. sollen 900 000 Menicht wesent⸗
lich übersteigen.
Protest gegen ein Kino⸗Theater. CEine von der Litera—
ischen Gesellschaft zu Hamburg nach dem Conventgartensaal
inberufene, sehr zahlreich besuchte Versammlung besaßte sich mit
er Tatsache, daß ein neugegründetes Lichtspieltheater den
samen „Lessingtheater“ angenommen hat und fahzte einstimmig
olgende Protestresolution: „Vor kurzer Zeit wurde
im Gänsemarkt ein Kino eröffnet, das den Namen „Lessing⸗
heater“ angenommen hat. Wie man auch über die künstlerische
Zerechtigung des Kinos denken mag, zwischen einem Lichtspiel⸗
jaus und alle dem, was uns der Name Lessing bedeutet, gähnt
ine weite Kluft. Es erscheint uns als ein Unfug, daß man sich
ieses Namens zu Reklamezwecken bemächtigt hat. Wir emp⸗
inden es als entwürdigend, wenn an der Stelle, wo die
Hamburgische Dramaturgie“ entstand, ein Kino den Namen
Lessingtheater“ tragen darf. Das Gesetz scheint eine Haudhabe
jegen diesen Mißstand nicht zu bieten. Darum wenden wir uns
in die öffentliche Meinung. Wir wenden uns an das Kultur⸗
zefühl, an das künstlerische Empfinden unserer Mitbürger. Ist
ꝛieses Empfinden stark genug, dann wird jener pietätlose Aus—
vuchs moderner Reklame bald unmöglich sein.“ — Der Vor—
tzende teilte in der Begründung der Resolution noch mit, daß
nan Schritte bei der Baupflegekommission des Senats getan
sabe, um die Bezeichnung „Lessingtheater“ zu verhindern. Die
dommission habe sich aber als nicht zuständig erklärt. Sie
sjabe lediglich das Recht, die äutzere Wirkung einer Inschrift zu
beanstanden, nicht aber eine Bezeichnung wegen ihres Inhaltes.
Eine neue Oper Weingartners. Das Darmstädtet Hof—
heater hat die neue Oper Felix von Weingartners „Kain und
Abel“ zur Uraufführung erworben, die amt 17. Mai 1914 im
kahmen der Frühlingsfestipiele unter persönlicher Leitung Wein—
cartners erfolgen soll