Full text: Lübeckische Anzeigen 1913 (1913)

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Wöchentlich 18mal (Wochentags morgens und 
abenos, Sonntags morgens) erscheinend. Bezugs⸗ 
zreis für das Vierteljahr 3,30 Wark einschließlich 
Bringgeld in Lübeck. Durch die Post bezogen ohne 
I sne 3 Mark. Einzelnummern 10 Vfg. 
nzeigenpreis (Ausgabe A und B) für die 
ꝛeile 20 Pfg. Kleine Anzeigen (Arbeitsmarkt usw.) 
Pig., für Auswärtige 30 Pfg., f. Geschästl. Mit⸗ 
ilungen 1Mt. d. Zeile. Tabellen⸗ u. schwieriger 
Zatz den Anforderungen entsprechend höher. o 0 
Beilagen: Vaterstädtische Blätter. — Der Familienfreund. 
Amtsblatt der freien und Hansestadt Lübeck 463. Jahrgang Nachrichten sür das Herzogtum Lauenburg, die 
heiblatt: Gesetz und Verordnungsblatt eeecuwe g enem o ene gürstentümer Ratzeburg, Lübeck und das angren⸗ 
—V,00 iee zende mecklenburgische und holsteinische Gebiet. 
Drud und Verlag: Gebrudert Borchers G. m. b. 8. m Lũbed. Geschãttsstelle Adrunus önigstr. 46). Fernfpre cher 9000 u. 9001. 
Donnerstag, den 25. Dezember 1915. 
— 
Ause 
Während des Weihnachtsfestes fallen aus 
am Donnerstag (1. Weihnachtstag) die Abend- 
Aussgabe. 
am Freitag (2. Weihnachtstag) die Morgen- und 
Abend-Ausgabe und 
am Sonnabend die Morgen⸗Ausgabe 
»er Lübeckischen Anzeigen. 
Inserate für die Scrmabend-Abend-Auseabe 
werden bis Sonnabend mittag 12 Uhr, für die 
Zonntag⸗MorgenAusgabe bis Sonabend na⸗ 
miltag 5 Uhr erbeten 
Unsere Geschäftsstelle ist am 1. Weihnachtstag 
von 8-9 Uhr geöfsnet, am 2. Weihnachte tase von 
121 Uhr geöffnet. 
Verlag der Lübeckischen Anzeigen. 
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Erstes Blatt. hierzu 2. Blatt. 
òüüò⏑òòòä⏑——V——— or,,e,,e,e,⏑⏑ ——— 
Umfang der heuttagen ν!ιι Seiten. 
nichtamtlicher Teil. 
Moragen-Blatt Ur. 652. 
Unser Land ist von der blutigen Geißel verschont geblieben. 
Aber der Schrecken der in greifbare Nähe gerückten Gefahr ist 
ns in alse Glieder gefahren. Er hat uns zu unerhörten 
inftrengungen getrieben durch gewaltige Festungswälle und 
ahllose Bajonette des Volkes Haus gegen Brandschaden zu 
schern. Die Nachbarn tun das Gleiche, wer begann, wer den 
inberen reigte. ist gleichgültig, die Rüstungsspannung ist eine 
o hohe geworden. daß der geringste — die Katastrophe 
serbeufihren rann. Dem Opferwillen des Volkes im Verein 
nit einer tüchtigen Heeresverwaltung ist es gelungen und 
bird es für die nächste Zeit noch weiter gelingen. Deutschlands 
inärifche Machistetlung zu behaupten. Unsere Bündnise 
lehen; man sagt, fester denn je. Auch zu den Gegnern ist 
zas Verhältnis besser geworden, wird behauptet. Man nennt 
das Entspannung, bei der die eigenen Kräfte bis aufs äußerste 
ingespannt bleiben müssen. 
Es ist kein gesunder, kein normaler Zustand, in dem die 
uropäische Völkerfamilie lebt, das fühlt jedermaun; daß es 
uf die Dauer so bleiben könne und werde, sucht man uns 
nzureden. aber wir glauben es nicht. Solch gewaltige Kraft- 
mstrengungen kaun kein Vosk auf die Dauer aushalten, man 
iacht sie bis zur Erschlaffung oder bis zur Katastrophe. Man 
iacht sie in Zeiten, wo die höchsten Ziele sip auftürmen und 
enommen werden sossen. Nur dann sind sie zu rechtfertigen. 
Fehit dozun der Wille, die Energie, dann sind sie eine ver— 
zrecherische Verschleuderung der Volkskraft. 
Wo liegen Deutschlands Gegenwarts- und Zukunftsziele? 
Aas ist die Frage, der niemand, Antwort zu kuünden verman. 
zei anderen Ratsonen treten sie klarer zutage. Unsere Gegner 
eilen sich in die Welt, Frankreich Rußland, England, haben 
ngeheuere Reiche erobert, während wir die stärkste Heexes— 
riacht, eine gewaltige Flotte schufen und leer ausgingen, aller⸗ 
ings bis auf die Kongosümpfe. Eröffnen Jich aber irgenowo 
neinem, Erdenwinkel Möalickkeiten der Mehrung deuschen 
zesitzes, dann ziehen wir, erschroken vor der eigenen Kuhn⸗ 
eit, die Hände zurück, statt kräftig und schnell zuzugreifen. 
lebexall gilerdings, stoßen wir auf eine geschlossene Phalaux 
er Gegner, die sich unter einander das Erwünschte. Deutsch⸗ 
and aber nichts gönnen. Man denke nur an den wanzig⸗ 
hrigen Trzum der, Verbindungslinie Hamburg—Veröfischer 
zolf, den 1913 zu Grabe trug. 
Unsere Politik muß an einem Systemfehler laborieren, sonst 
onnte sie nicht so unfruchtbar sein in einer Zeit, in der die 
nderen ihre Scheunen füllen. Vielleicht liegt es daran, daß 
oir theoretisch vorgehen und darüber die Praxis vernachlässigen. 
dus der Tiefe des Gemütes hexaus haben wir den Begriff 
er .,Weltpolitik“ konstruiert. Darin liegt Deutschlands Zu— 
undt, sagt man. Für, diesen Begriff arbeiten wir. aber 
eider ohne eine rechte, klare Vorstellung zu haben, wie, wann 
nd wo wir ihn verwirklichen wollen. Zu dem I bauten 
eir eine starke Flotte, beileibe nicht, um irgend jemanden 
rgendwyo jemals anzugreifen, sondern um uns zu verteidigen, 
enn wir bei unserem Unternehmen angegriffen werden soilten. 
diese Flotte ist nun da, und man sagt, sie ist so stark, daß 
iemand ohne gefährliches, Risiko wagen, wird, uns zu be— 
rohen. Schön, und wo bleibt die Weltpolitik? Was ist 
as eigentlich? Handel und Schiffahrt treiben in der ganzen 
—X Das ist nicht erschöpfend, das ist ein Gewerbe, aber 
eine Politik. Das haben wir bereits in bedeutendem Maße 
jzetrieben, ehe wir die schweren Schlachtschitffe bauten. Darin 
at uns auch niemals irgend jemand behindert. Dabei kann 
uis auch die Panzerflotte nicht schützen, die bei ihrem ge— 
ingen Aktionsradius sich in unruhigen Zeiten gar nicht von 
her Heimat entfernen kann, ohne Kohlennot zu leiden. 
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— 
Wenn der Begriff „Weltvpolitik“ einen Sinn hahben soll, 
dann muß er bedenten, ferne, grohe und dem Selitze lohnende 
Reiche erobern und einen Etappenweg dahin schaffen, der, es 
rmoglicht. sie, wenn nötig, mit Waffengewalt zu halten. 
Aiso genau son wie England es gemacht hat. Die dazu nötige 
hnell und weit fahrende Kreuzerflotte soll ja auch demnächst 
ebant werden. Rur ein kleiner Unterschied hesteht zwischen 
knoland und uns. Durch seine, insulare Lage ist England, fast 
mangreifbar. daher dann es seine ganze Kraft derWelt⸗ 
ültee widmen; wir müsfen eine Armee von fast einer 
Milion Soldaten ständig unter den Waffen halten und trotz⸗- 
em zittern, daß ne europäische Koalition uns eines Tages 
herrennt. Diese Zwangslage erhöht demnach die Geschäfts- 
osten dergrt, daß der schließliche Erfolg zweifelhaft wird. 
Den Gegensatz zu der heoretischen deutschen „Welt⸗ 
go Itite disdet die praktische der Franzosen und Russen, 
Ruüßlands Körper, der sich durch zwei Kontinente redt, ist 
merdings so gewaltig, daß es nur anzugliedern braucht, was 
s besißen will. Aber Frankreich ist in einer der unren 
shnlichen Lage. Es hat in den letzten, Jahrzehnten Tunis 
unde ein gewaltiges innerafrikanisches Reich, es hat die 
jesigen asigstischen Besitzungen erworben, es hat troß unsexes 
Nurrens Marokko erlangt, ohne sich jemals zur theoretischen 
Weilpolitike zu bekennen, ohne diese enormen Erfolge durch 
ine starke Seemacht erzwingen, zu wollen. Und das in einer 
jeit, in der man mit der gleichen Sicherheit wie heute be— 
sauptete. die Welt sei weggegeben. Keine Macht hat erust- 
haften Widerspruch dagegen erhoben, und wo er sich bewerklich 
nachte. wie bei Tunis in Italien, wie bei Marokko in Deutsch- 
and, da, gingen die Franzosen unbesorgt ihren Weg weiter. 
kin Gemisch von dluger Berechnung, die durch geschickte Ver- 
räge, spaͤlere Erfolge vorbereitete und sicherstelste, und von 
afträftiger Energie, die sich weder, durch wirkliche noch durch 
ingebildete Gefahren irre machen lieb, führte zum Ziel. Weil 
s prgyfisch und vorsichtig Schritt vor Schritt vorging, ohne 
ie „Welt“ zu, beanspruchen, fielen ihm große Teile des 
Zlaneten zu. Wir Theoreuker verkündeten und verkünden noch 
nit der drohenden Tlottengeste eine „Weltpolitik“, erregen 
o durch, Mißtrauen, und Verdacht bei jedermann, und stoßen 
daher bei dem bescheidensten Versuch der Verwiͤrklichung auf 
so unüberwindlichen Widerstand, daß wir uns aus der Praxis 
chleuniast wieder in die Theorie zurückflüchten. 
Fürst Bülow hat das deutsche Volk mit einer sehr an⸗— 
iehenden und geistreichen Weihnachtsgabe bedacht, mit seinem 
Werke üher die „Deutsche Politik“. Sein erster Teil, der 
ich mit der uswärtigen Politik befaßt, ist vom ersten bis 
um letzten Worte ein begeisterter Hymnus auf die deutzche 
„Weltpolitik“, deren erste Etappe der Verfasser durch die „Er— 
bauung der „defensiven“ Flotte bereits erreicht sieht. Aber 
iher die weiteren Etappen und deren Verwirklichungsmöglich- 
eiten schweigt der kluge Fürst sich gus. Bielleicht finden wir 
ie Fortsetzung an einem, späteren Weihnachtsbaum und lernen 
nann, was eigentlich die „Weltpolitik“ ist, zu der er sich 
bdekannt, zu deren Verwirklichung er das deutsche Volk zu führen 
8383 zu deren Schutz die deutsche Vanzerflotte erbaut 
De. 
Einer der wichtigsten und berechtigsten Weihnachtswünsche. 
die das deutsche Volt auf seinen Wunschzettel schreibt, ist aber 
der, endlich eimnal klar und deutlich zu erfahren, welchen 
etzten Zielen unsere internationale Politik eigentlich zustrebt, 
Hibt es eine Stelle, die, imstande ist, diese Frage zu he— 
antworten, dann möge sie uns die Erfüllung dieses be⸗ 
cheidenen Wunsches zur Weihenacht nicht vorenthalten! 
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Weihnachtsbetrachtung. 
Bis mn die letzte Weihenacht hinein brüflten die Balkan⸗ 
anonen. Brutal uühertönten sie den zitternden Sphärenklang 
des Engelgruhßes: „Frieden auf Erden!“ Christliche Völker 
ämpften wider den Halhmond, angeblich, um Glauhensgenossen 
einer Tyrannei zu entreißen; es war nicht das erstemal. und 
pird nicht das etztemal sein daß das heilige Zeichen des 
Freuzes mißbrgucht wird, um Raub- und Beutelust Zu decken. 
Dieselhen Christen. die sich des Evangeliums der Bruderliehe 
Ahmen, zerfieischten sich dann unter einander. Das Jahr voll 
Biut und Schreden geht zur Neige, und wieder lauschen wir 
em Engelgruße. Aber auch diesmal ztönt er noch nicht 
vieder rein und harmonisch durch den Aether. Der Donner 
er Gesaͤntze ist zwar, verstummt, aber dumpf grollt's in, der 
derne, nicht von abziehenden, nein, von kommenden Wettern. 
Keines der Völker, die sich an dem blutigen Ringen be— 
eiligten, ist mit dem Ergebnis zufrieden. Allen dünkt das 
Erreihle ein Provisorium der Ermattung, dem nach neuer 
räftigung die lebßte Entscheidung erst olgen joll. Abex 
nicht nur Unzufriedenheit, ein schlimmeres Gift hat sich zehrend 
ingeschlichen: der Rächedurst für Verluste und Leiden, die 
Hißacshide und eigene Torheit verschuldeten. Noch ist, Die 
riegsrechnung micht abgeschlossen, und was uoh agussteht. 
irgt“ den Keim neuer Verwidlungen und Kämpfe. Trügen 
uicht alle Änzeichen, so wird die Kriegsfachel wieder enpor- 
»dern. ehe go des Schnees Grenze zu den höchsten Firnen 
mporgeklettert sein wird 
Zheater, KAuns und Wissenschaft. 
„Parsifal“ an deutichen Bühnen. Die Erstaussührung des 
Parsifal“ am Hoftheater in Weimar ilt für Sonntag, den 
. April 1914, in Aussicht genommen worden. — Ueber die 
Fölner „Parsifal“Aufführung wird von dort geschrieben: 
Für die beiden ersten Vorstellungen des „Parsisal“ im Kölner 
Opernhaus maächt sich ein außerordentliches Interesse bemerk⸗ 
har. Die Vorstellungen finden am 11. und 13. Januar statt 
uind gehen vom Festspielverein aus. Trotz der hohen Vreise, 
zie sich zwischen 22 und 2,50 Mebewegen, sind die Vorstellungen 
eit einigen Tagen ausverkauft. Die Kundry singt Edith Wal⸗ 
er, den Gurnemanz Paul Bender (München) und die Titel— 
rolle H. Winckelshoff vom Kölner Opernhaus. — Frieda 
dangendorff wurde für zehn Abende ab 1. Januar als 
Kundry an das Stadttheater zu Kiel verpflichtet. — Zur 
Finführung in die „Parsifal“Aufführungen an der Brüsseler 
Dper hat Prof. Dr. Richard Sternfeld-Berlin in Brüssel 
zwei Parsifal-Vorträge im Schiller-Verein und im Deutschen 
Schulverein gehalten. 
Die Psitzner-Krise in Straßburg. Am Straßburger 
Siadttheater ist eine Krise ausgebrochen. Sie hat ihre Ursache 
darin, daß, wie schon mitgeteilt, Hans Pfitzner, der Komponist, 
der zugleichh Operndirektor in Straßßburg ist, mit dem 
ieuen Intendanten des Straßburger Stadttheaters, Direktor 
OAtto, in kein harmonisches Arbeitsverhältnis trelen kann. Und 
zwar wird Pfitzner von Otto beschuldigt, seine Kompetenzen 
überschritten zu haben. Wie nun weiter gemeldet wird, steht 
auf der Seite Pfitzners der Magistrat von Straßburg. Er 
hat den Straßburger Blättern eine offiziöse Erklärung über— 
andt, in der mitgeteilt wird, daßz Hans Pfitzner vertraglich 
iür die Opernleitung die denkbar selbstäudigsten Macht- 
befugnisse hat und daß der Operndirektor ganz 
unabhängig vom Stadttheater-Direktor ist. Der 
Magistrat weist darauf hin, daß er den Intendanten Otto 
ruch beim Abschluß seines Vertkrages auf die weitgehenden Rechte 
Bfitzners aufmerksam gemacht hat. Die Straßburger Preise 
ritt ebenfalls aufs wärmste für Pfitzner ein. Allerdings erkennt 
ie auch die Verdienste an, die sich der neue Intendant um die 
zehung des Schauspiels erworben hat, und gibt der Hoffng 
Nusdruck, daß sich Pfitzner und Utto bald zu gemeinsamer 
Arbeit wieder zusammenfinden möchten. 
Weingartuers Vertrag in Wien. Felix Weingartner hat 
tzt mit dem Wiener Philharmonischen Orchester einen festen 
zertrag abgeschlossen, der ihn auf sünf Jahre bis Ende 1919 
ils Dirigenten des Orchesters verpslichtet. 
PC. Der srührre Direktor der Comedie Franenise gestorben. 
Dienstag nachmittag ist, wie schon telegraphisch kurz berichtet, 
er langjährige Direktor der Comédie Francçaise, Jules Claretie, 
n Alter von 75 Jahren gestorben. Claretie war vergangenen 
onnabend an einer Unterleibserkältung erkrankt, wozu sich 
och eine Bauchfellenteündung gesellte. Jules Claretie war am 
.Dez. 1840 in Limoges geboren und gehörte bald zu den 
eliebtesten Plauderern, Kunst- und Theaterkritikern der Pariser 
kagespresse. Eine Anzahl seiner Romane, die ohne allzu großen 
ünstlerischen Wert dem Geschmack des Publikums entsprachen, 
erschaffte ihm einen großen Leserkreis. Wie die meisten 
zchriftsteller, kulltivierte er in den Toer Jahren das patriotisch 
entimentale oder tendenziös antideutsche historische Genre. Auf 
em Theater hatte er anfangs keinen bedeutenden Erfolg, 
rst seine großen geschichtlichen Szenen aus der französischen 
devolution wie „Mirabeau“ erschlossen ihm das Theater. 1885 
wurde er Direktor der Comsdie Françaile, deren Leitung er bis 
or kurzer Zeit innehatte. 1888 wurde er Mitglied der Akade— 
anie. Unter seiner Führung bewegte sich die klassische Bühne 
dacines und Corneilles in den üblichen Bahnen. In Deutsch— 
ind erwarb ihm Freunde der vorzügliche Theater-Roman 
Brichanteau“ der Mime. Claretie gehörte nicht zu den Bahn— 
rechern und Pfadfindern. Er arbeitete nach den bewährten 
Nustern von Dumas und Sardou. Sein eigentliches literarisches 
lätiekeitsgebiet waren seine eleganten und interessanten Wochen— 
zroniken, die wertvolle Aufschlüsse sür das politische, litera— 
ische und künstlerische Leben Frankreichs der letzten fünfzig 
zahre bilden und in zahlreichen Jahresbänden als „Vie 4 
saris“ erschienen sind. 
Mit dem Ban des neuen Höostheaters in Detinold ist nun— 
nehr begonnen. Seine Einweihung wird bestimmt in einem 
Jahre erwartet. 
Neues Siadlih aler in Münster i. W. Die Stadtverord— 
neten in Münster i. .W. beschlossen, zur Erlangung von Plänen 
α 
sür das am Servatiiplatz zu erbauende neue Stadttheater einen 
ffentlichen Wettbewerb nicht auszuschreiben, sondern vier der 
jervorragendsten und als Theaterbaumeister am besten be— 
vährten Architekten aufzufordern, gegen eine Vergütung von 
e 2500 Mieeinen Skizzenentwurf einzureichen. Die Entwürfe 
ollen in steter Fühlung mit der Stadt angefertigt werden. Die 
Tosten des Neubaues mit vollständiger Ausstattung, aber aus— 
chließlich des Dekorationsfundus. sollen 900 000 Menicht wesent⸗ 
lich übersteigen. 
Protest gegen ein Kino⸗Theater. CEine von der Litera— 
ischen Gesellschaft zu Hamburg nach dem Conventgartensaal 
inberufene, sehr zahlreich besuchte Versammlung besaßte sich mit 
er Tatsache, daß ein neugegründetes Lichtspieltheater den 
samen „Lessingtheater“ angenommen hat und fahzte einstimmig 
olgende Protestresolution: „Vor kurzer Zeit wurde 
im Gänsemarkt ein Kino eröffnet, das den Namen „Lessing⸗ 
heater“ angenommen hat. Wie man auch über die künstlerische 
Zerechtigung des Kinos denken mag, zwischen einem Lichtspiel⸗ 
jaus und alle dem, was uns der Name Lessing bedeutet, gähnt 
ine weite Kluft. Es erscheint uns als ein Unfug, daß man sich 
ieses Namens zu Reklamezwecken bemächtigt hat. Wir emp⸗ 
inden es als entwürdigend, wenn an der Stelle, wo die 
Hamburgische Dramaturgie“ entstand, ein Kino den Namen 
Lessingtheater“ tragen darf. Das Gesetz scheint eine Haudhabe 
jegen diesen Mißstand nicht zu bieten. Darum wenden wir uns 
in die öffentliche Meinung. Wir wenden uns an das Kultur⸗ 
zefühl, an das künstlerische Empfinden unserer Mitbürger. Ist 
ꝛieses Empfinden stark genug, dann wird jener pietätlose Aus— 
vuchs moderner Reklame bald unmöglich sein.“ — Der Vor— 
tzende teilte in der Begründung der Resolution noch mit, daß 
nan Schritte bei der Baupflegekommission des Senats getan 
sabe, um die Bezeichnung „Lessingtheater“ zu verhindern. Die 
dommission habe sich aber als nicht zuständig erklärt. Sie 
sjabe lediglich das Recht, die äutzere Wirkung einer Inschrift zu 
beanstanden, nicht aber eine Bezeichnung wegen ihres Inhaltes. 
Eine neue Oper Weingartners. Das Darmstädtet Hof— 
heater hat die neue Oper Felix von Weingartners „Kain und 
Abel“ zur Uraufführung erworben, die amt 17. Mai 1914 im 
kahmen der Frühlingsfestipiele unter persönlicher Leitung Wein— 
cartners erfolgen soll
	        
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