Full text: Lübeckische Anzeigen 1913 (1913)

Heute: Ludenschluß 10 Uhr. 
Tagesbericht. 
Tatianga 
hetitelt sich der neue Roman, den wir zum Abdrud in unserem 
Feuilleton erworben haben und auf den wir unsere Leserinnen 
und Leser ganz besonders aufmerkam mad Der Roman, 
der das Leben Petersburgs behandelt, ist ve ans Betder 
äußerst faszinierend und bis zum letzten Augenblick interessant 
geschriehßen, so daß er sicher großen Beifall finden dürfte. 
Das, Milieu spielt in den ersten Kreisen der Petersburger 
Gesellschaft und schildert die Leiden und Freuden eines jungen 
Liebespaares, das sich schon am Ziel feiner Wuͤnsche und 
Hoffnungen glaubt, als ein vorzeitiger Tod Tatjanas dem 
Giück ein schnelles Ende bereitet. 
Meue Abonnenten erhalten die Fortsetzungen des Romans 
vom ersten Tage an nachgeliefert. 
Beröðlkerungsbewegung im Lübeckischen Staate wahrend 
des Monatis November. Die Zahl der Eheschließurgen betrug 
31 (1912: 94), die der Lebendgeburten 237 (206) und die 
der Sterbefälle 142 (120)0. Der Geburtenüberschußn belief sich 
demnach auf 95 (86). Uneheliche Geburten kamen 32 (27) 
mal vor. Totgeburten wurden 10 (11) mal registriert. 
S Kinderhandel. Im „Neuen Frauenverein“ hat am 
20. Nop. d. J. Schwester Henriette Arendt aus Stuttgart einen 
Vortrag gehalten über den Handel mit Kindern, aus dem sich 
ergab, daß wie wir derzeit auch berichtet haben, in Deutschland 
in mancherlei Form ein schwunghafter Handel mit Kindern, vor 
allem natürlich unehelicher, getrieben und hiergegen weder seitens 
der Reichsregierung noch seitens der Bundesregierungen etwas 
detan werde. Das hiesige Jugendamt hat nun Veranlassung 
genommen, die Behauptungen der Schwester Arendt soweit als 
möglich nachzuprüfen. Dabei hat sich nun ergeben, wie Herr 
Rat Dr. Storck in den Lüb. Bl. mitteilt, daß „die Angaben 
— unzuvberlässigen 
Informationen beruhend oder als pöllig unkontrollierbar oder 
als matßlos übertrieben herausgestellt“ haben. „Bemerkenswert 
ist, dah bei Untersuchungen gerade der schlimmsten Fälle angeb— 
licher Verschleppung von Kindern oder des Handels mit solchen sich 
meist ergab, dal die Schwester die ihr gewordenen Mitteilungen 
vor längerer Zeit, zum Teil vor Jahren, von Personen erhalten 
haben wollte, die nicht mehr aufzufinden waren oder deren 
Namen die Schwester entweder selbst nicht mehr wußte, oder 
die bei den entsprechenden Vernehmungen die Erklärung ab— 
gaben, der Schwester derartige Mitteilungen nie gemacht zu 
haben. In einigen Fällen weigerte sich die Schwester sogar, 
ihre Gewährspersonen anzugeben. Von all den behaupteten 
Fällen bleiben nur drei übrig, bei denen von wirklichen Miß— 
tänden gesprochen werden kann. In einem Vororte Berlns 
war ein Kind, in der Provinz Hannover waren zwei Kinder 
in ungeeigneten Pflegestellen untergebracht; bei der einen Pflege 
mutter ohne Wissen der Behörde, die der Frau bereits vorher 
die Erlaubnis zur Aufnahme von Pflegeklindern entzogen hatte. 
Es wurde sofort Abhilfe geschaffen. Selbstverständlich werden 
derartige Fälle immer, auch bei schärister Kontrolle, vereinzelt 
vorlommen. Gegen die Adoptionszentralen, von denen Schwester 
Arendt ja auch mehreres erzählt hat, ist stets von den Behörden 
Alles, was mit Rücksicht auf die nicht sehr einfache Rechtslage 
möglich ist, getan worden; es handelt sich dabei meist um be— 
trũgerische Manipulationen durch Erhebung von Gebuhren, nicht 
um „Verschleppung“ von Kindern. Auch die neuerdings von 
der Schwester Arendt aufgestellten Behauptungen über Kinder— 
verschleppung aus Oberschlesien sind eingehend geprüft worden. 
In einem einzigen Fall ist ein Kind wirklich nach Rußland 
weitergegeben worden, doch ist dieses Kind, dank den Bemühun⸗ 
gen eines oberschlesischen Polizeibeamten, in Rußland aus— 
findig gemacht und nach Deutschland zurückbefördert worden. In 
den Grenzbezirken mit ihrer stark fluktuierenden Bevölkerung, unter 
der sich naturgemäß allerlei zweifelhafte Elemente befinden, 
werden sich derartige Fälle nie ganz vermeiden laffen, doch muß 
mit Nachdruck darauf hingewiesen werden, daß auch in Ober— 
chlesien alle Behörden darauf bedacht sind, derartigen Miß— 
tänden mit allen gesetzlichen Mitteln entgegenzutreten. Auch 
in Ehsaß⸗Lothringen gaben die Behauptungen und Andeutungen 
der Schwester Arendt Anlaß zu eingehenden Ermittlungen; aus 
den Ergebnissen konnte nicht im geringsten der Schluß gefolgert 
werden. daß Personen in der von der Schwester geschilderten 
Weise tätig sind.“ Weite Kreise der Bevölkerung werden mit 
uns diese Feststellungen des Jugendamtes als sehr erfreulich emp⸗ 
inden Da der Neue Frauenverein zu dem Vortrag der Schwester 
Arendt nicht nur seine Mitolteder, sondern jedermann einge⸗ 
aden hatte, die Vortragsversammlung somit eine öffentliche war, 
auch die Tageszeitungen mehr oder weniger eingehend über die Ver⸗ 
lammlung berichtet haben, wäre es durchaus zweckmäßig gewesen, 
venn das Jugendamt bei der ihm von der Behörde gestatteten 
Beröffentlichung der Ergebnisse seiner Nachforschungen die Tages- 
zeitungen nicht übergangen hätte. 
DWVerein ehemaliger Medlenburger Grenadiere und 
Füliliere für Lübedd und Umgegend. Am Freitag hielt der 
Berein unter Leitung des zweiten Vorsihßenden, Herrn Ober— 
lehrer Tretow, Leutnant d. Res., seine Bezemberversammlung 
ab, die wiederum recht gut besucht war. Aufgenommen wurden 
22 neue Mitglieder. Dieser Erfolg ist ein schöner Beweis 
sür das Bewußtsein der Zusammengehörigkeit der Megdlen— 
burger Stammkameraden und fürdie Werbetätig⸗ 
teit der Vereinsmitglieder. Aus dem Kossenbericht 
ning hervor, daß die Loignyfeier erfreulicherweise noch 
einen kleinen Ueberschuß ergeben habe. Einer Aufforderung des 
Landeskriegerverbandes nachlommend, wurden die Vertrauens— 
nänner aufagefordert. diejenigen Kameraden festzustetien di— 
ich das Eiserne Kreuz oder das Miilitär-Ehrenzeichen erworben 
zaben, sowie ferner auch diejenigen, die noch anderen tamerad⸗ 
chaftlichen Vereinen angehören. Desgleichen wurden die Vereins— 
nitalieder auf die Vorteile des Bürgerrechts hingewiesen. Dit 
dameraden Voß und Otto haben ein Kaiserbild gestiftet 
damerad Beuch ein Vereins-Brieflasten, wofür ihnen der Dank 
der Versammlung zuteil wurde. — Nach Schluß der Ver— 
amimlung blieben die Mitglieder noch eine Weile gemũtlich 
zeisammen. 
Eiperanto und Fremdenverkehr. Die Organisationen für 
Förderung des Fremdenverkehrs werden in immer größerem 
Naße auf den Wert aufmerisam gemacht, den die Esperanto— 
prache für ihre Jwecke hat. So haben sich eine ganze Reihe 
son deutschen und ausländischen Verkehrsvereinen der Universala 
zsperanto-Asocio (Weltbund zur Entwicklung internationaler 
Zeziehungen) angeschlossen. in einer ansehnlichen Zahl von 
Ztädten sind Führer und Prospelte in Esperanto heraus— 
gegeben worden und einige Verkehrsvereine haben in ihren 
Austunftstellen den Efperanto-Vereinigungen Gelegenheit zur 
Mitwirlung gegeben. Im laufenden Jahre hat u. a. erstmalig 
zer Landesverkehrsrat von Tirol in das von ihm herausgegebene 
Tiroler Hotel- und Verkehrshandbuch“ die Adressen der Orts⸗ 
hertreter der erwähnten Unipersala Esperanto⸗Asocio aufage⸗ 
rommen. 
Weihnachtsbäume und Feuersgefahr. Die alljährlich 
viederkehrenden Tannenbaumbrände und die damit verknupfte 
Feuersgefahr für die Grundstücke und die Bewohner des Hauses 
jeben dem Verband öifentlicher Feuerversicherungs⸗Anstalten 
en Anlaß zu folgender Erklärung: Um die Weihnachtszeil 
indet man in dem lokalen Teil der Zeitungen an jedem 
kage regelmäßig wiederkehrend die Berichterstattung darüber 
hie oft eine Feuerwehr zur Bekämpfung von Weihnachts⸗ 
aumbränden in Tätigkeit treten mußte. Sind diese Fälle 
hon zahlreich genug, so bilden sie doch nur einen geringen 
Leil der tatsächlich durch unvorsichtiges Umgehen mit Weih 
achtsbäumen entstehenden Brände. Demm häufig findet eine 
Inanspruchnahme der Feuerwehr nicht statt und der Vorfall 
ommt gar nicht zur allgemeinen Kenntnis. wohl aber — 
ind zwar in Gestalt von Schadenanzeigen — zur Kenntnis 
er Feuerversicherungs-Anstalten. Es ergibt sich dann eine er⸗ 
chrecend groke Zahl von Bränden dieser Art, die ganz ab⸗ 
gjesehen von dem materiellen, zum Teil eine bedeutsame Hõ he 
rreichenden Schaden auch Leben und Gesundheit zahlreicher 
Bersonen *nernstliche Gefahr bringen. Es ist daher dringend 
seboten, zu Beginn der Weihnachtszeit die Aufmerksamkeit 
uuf die Gefahr der Verursachung von Bränden durch Weih— 
achtsbäume zu lenken und einige einfache und doch wirksame 
Borsichtsmaßregeln in Erinnerung zu bringen. Besonders iß 
arauf zu achten, daß die Weihnachtsbäume nicht in der Nähe 
on Vorhängen, Portieren und dergleichen aufgestellt werden 
der geringste Luftzug, der durch Oeffnen einer Tür, eines 
yensters, durch rasches? Vorbeigehen und dergleichen verursacht 
bird, genügt, um die Vorhänge usw. in die brennenden Kerzen 
ineinzuwehen. Als Baumschmud sollen nur solche Sachen 
gerwendung finden, die schwer entzündlich sind. Auch die 
nsbesondere von Straßenhändlern verkauften sogenannten Wun⸗ 
erkerzen sind durchaus nicht ungefährlich. Die Kerzen am 
zaume selbst müssen so senkrecht angebracht werden, daß sie 
enkrecht stehen und über ihnen liegende Zweige nicht anzünden 
öonnen; sie dürfen auch nicht so dicht übereinander angebracht 
verden, daß die unteren die oberen erwärmen, zum Verbiegen 
ind zum Herausfallen aus dem Lichthalter bringen können. 
dindern sollte das Anzünden und Auslöschen von Kerzen 
lie gestattet werden. Werden diese wenigen Vorsichtsmaßregeln 
zefolgt, so lassen sich zahlreiche Brände um die Weihnachts⸗ 
eit mit Leichtigkeit vermeiden. 
Erleichterungen für Geschãftsreisende in Dänemark. Am 
Dienstag wurde, wie dem B. T. aus Kopenhagen ge— 
neldet wird, im Reichsstag von der Regierung eine Gesetzesvor⸗ 
age eingebracht, die Erleichterungen für die ausländischen Ge— 
chäftsreisenden in Dänemark bringen soll. Während diese bis 
Jer die Erlaubnis zur Ausführung ihrer Tätigkeit nur erlangen 
onnten, wenn sie lich persönlich bei Zoll- und Polizei— 
»ehörden vorstellten, können sie sich für diesen Zweck nach der 
Vorlage durch Bevollmächtigte vertreten lafsen. Sie brauchen 
ich auch nicht mehr wie jetzt der Polizei in jeder von ihnen 
»esuchten Stadt persönlich vorzustellen, sondern haben nur die 
krlaubnis auf Verlangen vorzuzeigen. Nach dem Ent— 
vurf lönnen sie nicht nur in Kopenhagen und den übrigen 
Städten Dänemarks Geschäfte treiben, sondern auch in einer 
Reihe kleinerer an den Eisenbahnen gelegener Orte, die vom 
zandelsministerium bezeichnet werden. Die von den Aus— 
ändern zu bezahlende Abgabe wird in der Höhe von 165 
RKeichsmark vorgeschlagen und zwar für einen Zeitraum von 
30 Tagen ohne Berücksichtigung der Anzahl der Firmen, die 
ver Betreffende vertritt. (Diese Abgabe ist immerhin noch sehr 
zeträchtlich! Die Red.) 
Dampferrerkauf. Die frühere Lustjacht „Lensahn“ des 
Froßherzogs von Oldenburg, die heute als Passagierdampfer 
„Schwalbe“ zwischen Cuxhaven und den Nordseebädern ver—⸗ 
ehrt, ist von der Brunsbuütteler Dampfer-Gesellschaft an eine 
Lübecker Firma verkauft worden. 
o- Fahrraddiebstahl. Gestern, gegen 5 Uhr nachmittags 
st vor dem Postgebäude am Markt ein Fahrrad, Marke „Schla— 
zitz“ mit schwarzem Gestell, gelben, schwarzgestreiften Felgen 
iach oben gebogener Lenkstange, Freilauf, Rücktrittbremse, Oel— 
aterne und der vom Polizeiamt gelieferten Erkennungsnummer 
9800 abhandengekommen und vermutlich gestohlen worden. Das 
Rad ist ziemlich neu. 
o- Verhaftet wurden ein Arbeiter aus Buxtehude wegen 
Betruges, ein hiesiger Barbier wegen Verbrechens gegen die 
Sittlichkeit und ein Schornsteinfegergeselle aus Tönning wegen 
Fahrraddiebstahls. 
—— 4 
Neueste Nachrichten und Telegramme 
der A.“ und L 
Krankenkassen und Aerzte. 
W. Berlin, 23. Dez. Die Einigungsversuche im 
Kampfe der Krankenkassen und Aerzte wurden gestern fort 
geketzt. Es sind sehr große Schwierigkeiten zu 
überwinden. Unmittelbar an die Besprechungen der be— 
annten Regierungsvertreter mit den Aerzten schlossen sich solche 
nit den Bertretern der Krankenkassenverbände. Nachdem die 
Regierung deren Ansichten gehört hat, wird sie heute vor—⸗ 
nittag wieder allein mit den Aerzten verhandeln. Je nach— 
dem konmil es dann, wie die Vossische Zeitung meint, m ö g⸗ 
licherweise zu gemeinsamen Verhandlungen. 
Die Lage von Handel und Industrie. 
W. Berlin, 23 Dez. In dem Rüdblick auf das Jahr 
1913 der Aeltesten der Kaufmannschaft Berlins 
deißt es: Die Lage von Handel und Industrie war am 
ZSchlutßß des Jahres für die Mehrzahl der Geschäftszweige keine 
nfige. Indessen schafft die gute Ernte zweier Jahre eine 
zesunde Grundlage für die Ueberwindung der ungünstigen Kon— 
unktur. Der deutsche Geldmarkt steht so gekräftigt da, daß 
alle pessimistischen Urteile des Auslandes über die Kredit— 
würdigkeit Deutschlands unbegründet erscheinen. 
Kaiser Menelik *. 
W. Adis-Abeba, 22. Dez. (Meldung d. Reuterschen Bur.) 
Amtlich wird bekanntgegeben, daß Negus Me— 
nelik II. gestorben ist 
W. Berlin, 23. Dez. Die Nobvelle zur Besoldungs- 
ordnung der Reichsbeamten ist soweit ausgestaltet, daß 
sie Anfang Januar dem Bundesrat zur Beratung zugehen kann. 
W. Wien, 23. Dez. Die Wiener Zeitung meldet: Der 
taiser genehmigte die Berufung des Generalkonsuls 1. Klasse 
Valter Ritter von Princig zur Leitung des Generalkon- 
ulats in Hamburg und ernannte den Generalkonsul 2. Klasse 
dikolaus Post zum Kommerz⸗Direktor bei der Botschaft in Berlin 
inter Verleihung des Titels eines Legationsrates 2. Kategorie. 
W. Petersburg, 22. Dez. Im Handelsministerium haben 
Konfserenzen über Mittel zur Bekämpfung des Eisenman— 
rels auf den russischen Inlandmärkten begonnen. 
An der Konferenz nehmen Vertreter aller Regierungsressorts teil. 
W. Ronstantinopel, 23. Dez. Dem englischen Admiral 
Zimpus Pascha ist der Großlordon des Medschidieordens ver— 
liehen worden, die übrigen Offiziere der enghischen Ma— 
rinemission wurden mit verschiedenen Klassen des Medschidie— 
ordens dekoriert 
¶ — 
Ein Weihnachisgeischenl des Meeres. 
W. Kiel, 23. Dez. Die Kieler Fischer erbeu— 
teten für 50000 M Sprotten. An dem glückichen 
Fang waren 30 Fischer beteiligt. 
Erdbeben in Düsseldorf. 
DT. Gelsenkirchen, 22. Dez. Um 7 Uhr 25 Min. wurde 
zier und in der Umgebung ein Erdbeben verspürt, das kaum 
ine Sekunde dauerte und in einem wellenförmigen Druck be— 
stand. Viele Gegenstände wurden umgeworfen. 
WEin Priester im Pfarrhaus belagert. 
Nom, 23. Dez. In San Giuliano Averfa bei 
Neapel hat sich ein blutiges Drama abgespielt, dessen Held ein 
Briester, namens Don Bertone, ist. Er hatte die Schwester 
ines Neapeler Stadtpolizisten verführt. Der Bruder des 
Mädchens kam hinter die Beziehungen seiner Schwester zu dem 
Priester und ließ sich Urlaub geben, um den Verführer zu 
fölen. Eine große Volksmenge begleitete ihn in San Giuliano 
Apersa nach dem Pfarrhaus und machte Miene, das Pfarrhaus 
u stürmen. Die Menge bedrohte den Priester mit dem Tode, 
und Don Bertone und seine drei Neffen begannen auf die 
Menge zu feuern. Drei Bauern wurden verwun⸗— 
det, worauf die Menge entfloh. Der Pfarrer und seine 
Neffen sind von Carabinieri verhaftet worden. 
W. Berlin, 23. Dez. Die städtische Fleischhalle 
in Wilmersdorf gibt armen Tuberkulosen der Kopfzahl der 
Familienmitglieder entsprechende groöze Fleischrationen als 
Weihnachtsgabe unentgeltlich. 
W. Berlin, 23. Dez. Diebstähle am Goldgelchirr 
es Kaisers lagen einer Anklagesache prde die gestern 
ie fünfte Strafkammer des Landgerichts III beschäftigte. Am 
Morgen nach den Armeejagdrennen, wobei der Kaiser an- 
vesend war, fehlten von dem Gerät, das in dem Kaiser⸗ 
avillon 6 war, goldene Löffel und Schalen. Das 
hericht erkannte gegen die Täter auf Gefängnisstrafen von 
wei Jahren, sechs e und drei Wochen. 
W. Jerlehn, 23. Dez. In einem Nachbarorte wurde auf 
dem Boden eines alten Schmiedegebäudes eine vollständige 
Falschmünzerwerkstätte entdeckt. Es ist eine große 
Summe falschen Geldes beschlagnahmt worden. Falsche Zwei— 
narkstüke waren in ganz Westfalen und am Niederrhein in 
Umlauf gebracht worden. 
W. Muünchen, 23. Dez. Der Verband der Münche— 
ner Hotelbesitzer hat beschlossen, ab Neujahr die Namen 
der ankommenden Fremden nicht mehr zu ver— 
dffentlichen. 
W. Madrid, 23. Dez. Der Haupttreffer von fünf 
Nillionen Mark einer Weihnachtslotterie soll 
einer hiesigen Spielergruppe zugefallen sein. 
London,. 22. Dez. Zwei junge Frauen, die alle 
Angaben Aber ihre Personalien verweigerten, wurden in Chelter⸗ 
zam wegen Inbrandsetzung des Schlosses Aisore Law, 
das dem Obersten der Königlichen Leibwache gehört, in Haft 
zenommen und unter Anklage gestellt. Die große Hinter— 
rreppe im Schloh war mit Petroleum getränkt worden, und 
die Feuersbrunst hatte etwa 10000 Mark Schaden verursacht.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.