Full text: Lübeckische Anzeigen 1913 (1913)

bei Entscheidungen nach 8 370 der Auspruch der Kassen als 
erechtigt anzuerkennen ist, die Verträge über die ärztliche 
Bersorgung der Kassenmitglieder in ihren wesentlichen Be— 
timmungen mit den einzelnen Aerzten abzuschließen, ohne daß 
die Organisationen der Aerzte als Vertragspartei mit— 
virken. Aus dem Zusammenhang ergibt sich, daß hierdurch 
„en Oberversicherungsämtern nur untersagt ist. bei Ent— 
cheidungen nach 8 370 der Reichsversicherungsordnung auf die 
tassen einen Zwang zum Abschluß eines Arztvertrages mit 
»er Organisation als Vertragspartei auszuüben. Es 
st daher hierdurch ebenso wenig der Verkehr der Aerzte mit 
hren Organisationen unterbunden, wie den Kassen untersagt, 
hrerseits aus freier Entschliezung Verträge mit ärztlichen 
Drganisationen einzugehen. Das ergibt auch bereits ein Erlah 
„om 10. November dieses Jahres, durch den die Ober— 
»rsicherungsämter ausdrücklich darauf hingewiesen wurden, dakß 
⸗s den Krankenkassen freistehe, mit ärztlichen 
Drganisfationen zur Erzielung geeigneter Vertrags- 
»edingungen in Verhandlungen zu treten. — Wie schon 
zie Sonnabendmeldung aus Leipzig andeutete, sind es leider 
nmieder nur die bereits bekannten Vorschläge des Betriebskassen⸗ 
Verbandes, welche seitens der Regierung den Besprechungen 
ur Grundlage gegeben werden sollen? Da die AMerzte diese 
Barschläge als unheilwoll für die Entwicklung ihres Standes 
insehen zu müssen glauben, würden die an sich so aufrichtth 
u begrühenden Ausgleichsverhandlungen wieder vergeb⸗ 
ich sein müssen, im Gegensatz zu denjenigen des gesamten 
ZSüddeutschlands. Und doch bedeutete auch für dieses das 
zcheitern der jetzigen Verhandlungen den vertraglosen Zustand, 
. h. den Krieg. Dem nur ein Friede auf der ganzen 
dinie ist für die Aerzte annehmbar. Auch der in Vorschlag 
gebrachte „vorläufige“ Abschluß von Verträgen (etwa bis 
„um 1. April 1914) dürfte ärztlicherseits kaum Aussicht auf 
Annahme haben. Durch dieses „Provisorium“ würde die 
Lage der Aerzte den Kassen gegenüber fraglos verschlechtert. 
zjt doch für ein schlagfertiges Heer nichts gefährlicher, als 
in langes Stehen Gewehr bei Fuß. Dazu ist aber für 
ie Aerzte um so weniger Anlaß, als der Leipziger Verband 
Zeweise dafür in Händen hat, daß die Nachrichten m der 
kagespresse, bei den Kassen hätte sich eine genügende Zahl 
„arbeitswilliger“ Nothelfer gemeldet, den Tatsachen nicht ent 
prechen. Hoffentlich trägt man bei den beabsichtigten Friedens⸗ 
erhandlungen den wirklichen Verhältnissen und den Notwendig- 
eiten des ärztlichen Standes, so wie man es in Süddeutsch- 
and getan hat, nun endlich genügend Rechnung. In aäller⸗ 
etzter Stunde! 
Graf Mielzynstki. Graf Brudzewo Mielzynski, der jetzt 
mter den Mitgliedern des deutschen Reichstages seit dessen 
Zestehen als erster den traurigen Ruhm geniehtt, wegen einer 
chweren Bluttat vor Gericht zu erscheinen, galt eine Zeitlang 
als Führer der Polenfraktion im Reichsparlament. Während 
der Kämpfe über die Reichsfinanzreform hat der feudal⸗agra⸗ 
rische Vertreter von Samter⸗Birnbaum die Polen in das 
'onservativ-klerikale Lager hinübergeführt und hat dadurch die 
Ablehnung der Erbanfallsteuer und den Sturz des Fürsten 
külow herbeigeführt. Aber dieses Verdienst um die polnische 
Nation, das er sich im Kampfe gegen den Vater des Ent— 
ignungsgesetzes erworben hatte, reichte doch nicht aus, um 
die Unzufriedenheit vor allem der polnischen Arbeiter mit 
der Zustimmung der Fraktion zu der Finanzreform zu be— 
chwören. Als Fürst Radziwill von der Leitung der Reichstags⸗ 
waktion zu ücktrat, wurde nicht Graf Mielzynski, ondern Rechts- 
inwalt Seyda sein Nachfolger. Bei den Reichstagswahlen 
m Januar 1912 fühlte er sich in seinem alten Wahlkreise 
Zamter Rirnbaum so wenig sicher, daß er zugleich für den 
berschlesischen Kreis Pleß Rybnik kandidierte, doch wurde er auch 
n Samter-Birnbaum wiedergewählt, wenn auch mit gerin—⸗ 
gerer Mehrheit als 1907. Er erzielte 15857 Stimmen; außer⸗ 
»em wurden 13164 kfonservative und 1084 sozialdemokratische 
S„timmen abgegeben. Da in Pleßz-Rybnik die polnische Mehrheit 
peit stärker war als in Samter, so nahm der Graf sür 
Samter an. Bei der starken Stimmenzahl, welche die Deut⸗ 
chen im Jahre 1912 aufbrachten, steht der Ausgang der Nach 
vrahl, die jetzt zweifellos nötig wird, keineswegs unbedingt fest. 
fs wäre bei eifriger Wahlarbeit nicht unmöglich, dah die 
Deutschen diesmal das Mandat gewännen, das auch im ersten 
Deutschen Reichssstag in drutschen Händen — damals national—⸗ 
iberal — war. Die größzere Wahrscheinlichkeit spricht aller⸗ 
zdings dafür, daß die Polen auch jetzt den Wahlkreis halten 
verden. 
Sitagtliche Förderung. des Handwerlss. Auf der Tagung 
zer Handwerkskammer Elsaß Lothringen hielt der Vorsitzende 
————— 
Harten und von solcher Gestalt und Art. wie er sie noch nie— 
nals gesehen. Und jetzt streckte sie ihm den Strauß entgegen, 
ind ihre klare Stimme sprach: „Seht, Herr, den Strauk. 
;ring' ich Euch! Im Schnee am Berghang fand ich die 
3lumen, und Ihr sollt sie haben, denn Euch dank ich ja all 
nein Grück!“ 
„Mir?“ fragte er noch rauh, aber sein Auge starrte stau— 
niend auf die Blumen, von denen sie sagte: „Unterm Schnee 
sand ich lie.“ 
„Ihr kennt mich gewiß nicht mehr,“ lächelte sie. „O, jetzt seh 
ich ja auch anders aus als im Sommer! Wißt Ihr nicht mehr, 
»aß ich da eines Abends hungernd und bettelnd ans Haus kam 
ind Ihr den Hund losließet, der mich so arg biß, daß ich gar 
zicht mehr weit laufen konnte und im Wald am Wege liegen blieb? 
Dda fand mich die reiche Frau vom Gute dort unten und nahm 
nich mit in ihren Wagen und pflegte mich, bis ich wieder gesund 
var. Und jetzt bin ich ganz bei ihr und brauch' nicht mehr zu 
detteln! Hättet Ihr nicht den Hund damals losgelassen, müßt ich's 
vohl noch heut! So seid Ihr an meinem Glück die Ursach“‘, und 
veil's Christtag ist, sollt Ihr zum Dank auch die Rosen haben, 
zie unter'm Winterschnee aufgeblüht — Christrosen möcht' ich 
ie nennen! Und den Wunsch dazu, daß Ihr froher dreinsehen 
nöchtet, als Ihr tut, und der Herr Euch ein recht groß' 
Hlück und ein reiches Weihnachtsfest beschere!“- 
Chrirosen — unter'm Schnee erblüht — und Dank, wo er 
ihu nicht verdiente! — Mit zitternden Händen hielt er den 
ub, und Tränen, seit langen Jahren die ersten, rannen 
iber die gefurchten Wangen in den grauen Bart, in die leuch— 
enden Blumenkelche hinab. O Geist der Weihnacht! Die harte, 
'alte Erde zeugt Blumen noch in Eis und Winterschnee — und das 
Menschenherz, grünen und blühen sollte das allein niemals 
vieder? — 
War's die Hand des Weihnachtsgeistes, die ihm die Blicke 
enkte, jetzt des Mädchens Antlitz zu betrachten? So lange 
atte er cs vermieden, einem Mienschen, dem Gliede des ver— 
afsten, verachteten Geschlehtes. ins Angesicht zu sehen. Dieses 
Kind aber so anders als alle, so seltsam? — 
Einen Augenblick nur bohrte sich sein Blickh in das Kindes— 
zuge. und er zuckte zusammen, wie von einem Schlage getroffen. 
Cas Antlitz war ihm nicht ftrennd — — 
er Kaninier Schleiffer einen Vortrag, in dem er an Hand des 
zrogramms der Ausstellung „Das deutsche Handwerk Dresden 
915“ eine erschöpfende Darstellung von dem Stande des 
eutigen deutschen Handwerks und der Nutzbarmachung der 
Maschine im Handwerk gab und im Interesse des elsaßßlothrin—⸗ 
ischen Handwerks für eine möglichst umfassende Beschickung der 
lusstellung eintrat. Geheimer Regierungsrat Reinart, der als 
degierungsvertreter den Verhandlungen beiwohnte, erklärte im 
damen der Regierung, daß diese unter Vorbehalt der Ge— 
iehmigung durch den Landtag eine staatliche Unterstützung der 
lsaßlothringischen Handwerker zur zahlreichen Beteiligung an 
„er Ausstellung in Aussicht genommen habe. Diese praktische 
Förderung des Handwerkerstandes durch die elsaß⸗lothringische 
segierung zeigt erneut, welche groze Bedeutung die Staats- 
ehörden dieser einheitlichen Kundgebung des gesamten Hand— 
verks beimessen. 
ausiand. 
Schweden. 
Schwedens Neutralität. S aatsminister Staaff hielt gestern 
n Karlskrona eine Rede, in der er die Hauptpunkte des, Regie 
ungsprogramms betreffend die nationase Berteibiguno 
ekannt, gab und die Wichtigkeit betonte, das Feutralitfats? 
rinzinp festzuhalten. Schweden müsse mit aslen Mächten 
zreundschaft halten, ohne zu irgendeiner in zu herzliche Be— 
iehungen zu treten. Für das Fußvolk sollen Winteraus- 
ildungen eingeführt, werden, doch erst nach den Reuwahlen im 
Jahre 1914 werde bestimmt werden, wie groß die Verlänge— 
ung der Aebungszeit für die Fußlruppen sein soll. Die Miftel 
afur werden porhanden sein. Die Wehrkraft würde weiter 
rhöht durch Ausbildung aller Studenten. Die Vermehrung 
er Kosten für die Ausrustung des Heeres, den Bau von Kriegs 
chhiffen, Verlängerung der Wehrpflichtzeit der Spezialwaffen 
vurden dur die wachsenden Stagtseinnahmen soawie durch eine 
jsach deutschem Muster gestaltete, brogreffive Wehre 
teuer auf gröhßere Vermögen und Einkommen gededt. 
Reue Dampferverbindung zwischen Shhweden und Nord⸗ 
merila. Vom Januar 1914 ab wird die Aktiebolaget Svensfa 
lmerika⸗ Mexikolinien in Verbindung mit der AÄkltieselskabei 
dorge Mexiko Guülflinijen eine mongatliche Dampferverbindung 
on HGothenhurg über Christianig direkt nach Boston, New- 
ort News, Phisadelphia und zurück exöffnen. Die Fahrten auf 
ieser, Linie sollen nach einem Bericht des deutschen Generai— 
onsulats in Stochholm zunächst mit zwei für, diefen Verkehr 
esonders geeigneten Last⸗ und Passagierdampfern unterhalten 
erden, bis sich das Bedürfnis nach einem vermehrten Tonnen- 
ehalt herausstellt. Die erste Ausreise soll zwischen dem 16. 
nd 18. Januar und die erste Heimreise zwischen dem 5. und 
O. Fehruar angetreten werden. Die bisherige Route der 
MNexikolinie nach Newport News und merikanischen Häfen wird 
n unveränderter Weise aufrecht erhalten. 
Italie. 
Die Rede des Ministers des Auswärtigen Marquis di 
zan, Giuliano, erfährt in der Wochenrundschau der Nord⸗ 
eutschen Allgemeinen Zeitung folgende Würdigung: „Mar— 
uis di San Giuliano, der verdienstvolle Leiter der römischen 
donsulta, hat gm 16. Dezember vor der Deputierten kammer 
ie italienische Auslandspolitik in großzügigen lichtvollen Er— 
lärungen dargelegt. Der Minister äußerte sich in dieser denk— 
ürdigen Rede besonders herzlich und vertrauenspoll üher die 
eziehungen Italiens zu seinen Verbündeten. Mit lebhafter 
zustimmung find in Deutschland wie in Oesterreich-Ungarn diese 
‚rklärungen aufgenommen worden. In Itglien wurde die 
lede San Giulianos wie das Eintreten des Ministerpräsidenten 
ziolitti für die Stärkung der italienischen Wehrmacht als Aus— 
rud des nationalen Willens begrüßt, und in dem freudigen 
zeifall der Kammer lag für die beiden Minister König Viktor 
nanuels die Anerkennung, daß sie es verstanden haben, der 
olitik ihres Landes neue fruchtbare Antriebe zu geben. — Die 
klärungen des Reichskanzlers zu den auswärtigen Fragen, 
„e Ausführungen des Grafen Berchtold in den Delegationen 
nd die Rede des Marguis di San Giuliano ergänzen sich zu 
iner beachtenswerten Kundgebung für die Einheitlichkeit der 
)Reibundpolitik. Auch fernerhin stehen die Regierungen des 
)reibundes vor Aufgaben, bei deren, Lösung sich ihr Einver— 
iehmen bewähren kann. In der Inselfrage hat Sir Edward 
ßrey den Großmächten Vorschläge für eine gemeinsame Regelung 
er strittigen Punkte mitteilen lafsen, Diese Vorschläge fußen 
uf, Grundgedanken, die in ihrer letzten Sitzung die Londoner 
zotschafteryersammlung für eine künftige Lösung der, Insel— 
rage ins Auge gefaßt hatte, ohne, einen förmlichen Beschluß 
arũber herbeizufuͤhren. Es ist dankenswert, daß Sir Edward 
zrey, jetzt, wo die Sicherstellung der Grenze Südalbaniens 
ringlich wird, mit dem Streben hervortritt, Europg für eine 
„aldige Löfung der Inselfrage zu einigen. Der Oeffentlichkeit 
ind die englischen Vorschläge bekannt. Die Dreihundmächte 
ind beschäftigt, die Einzelheiten gemeinsam zu prüfen“ 
Rukßland. 
Die Industrie Finnlands. Nach der kürzlich im Drug er⸗ 
chienenen Statistik über die Industrie Finnlands im Jahre 
811 hat der Bruttowert der Produktion der gesamten 
innländischen, Industrie im Jahre 1911 den Betrag von 
52259 100 finn. Mark erreicht. In der Industrie waren 
jeschäftiat 102 948 Versonen gegen 98 149 im Jahre 1910. 
„Trina!“ Wie ein wilder Schrei fast rang es sich von seinen 
dippen. 
Das Kind lächelte ihn an, doch mit einem leisen Ausdruck 
es Schmerzes. „So heiß' ich nicht, ich heihße Rose: aber meine 
irme Mutter hiek so!“ 
„Wo ist sie?“ fragte er rauh, ihre Schultern mit hartem 
Drudk packend. 
„Ach, die — tot — lange, lange ,—— 
„Und er, der Räuber — dein Vater? —“ 
Des Kindes Augen blitzten fast zornig auf: „Mein Vater 
bar kein Räuber, nimmer, und wenn er auch arm war! Tot 
st er auch — ich habe nicht Vater noch Mutter —“ wie leises 
zchluchzen klang es, dann wieder fester, „aber jetzt eine neue 
ute Mutter, die hat mir Gott geschenkt — und Euch dank ich sie!“ 
„Und einen Großvater!“ rief er, „dem du gehörst und bei 
»em du bleiben wirst!“ 
„Dah ich einen habe, sagte wohl die Mutter einst — aber 
er ist zornig und bös auf mich — bist du's etwa? Er wohnt 
ier in den Bergen!“ 
„Jornig und bös — er war's ja! Aber nicht auf dich — 
ind deine Mutter, die ist tot — — Ich, ich bin dein Grobpater 
ind sag dir's: Komm mit, du sollst mein Kind sein!“ 
„Lap mich bei meiner neuen Mutter, Großvater!“ Mit 
hmeichelnder Bitte umschlossen ihre kleinen Hände seine harte 
dechte. Wild preßte er die zarte Gestalt an sich, und am 
ebsten hatte er sie gewaltsam mit sich getragen in sein Haus. Aber 
benso plötzlich lieb er sie wieder aus den Armen gleiten. Geh',“ 
agte er sanfter, „und grüße sie, ich wilk zu ihr kommen und mit 
reden, daß du es stets gut bei mir habest.“ — — Er sah 
or sich im Geiste wieder sein ödes Heim, angefüllt mit einer 
ruft, drin Kinder nicht gedeihen. Aber der Haß, sein alter 
zefährte, wird drin fürder nicht bleiben können. Und die 
?„chwelle, von Menschenfühen gemieden bisher, wird wieder Welt 
ind Menschen einlassen, die verschlossene Tur wieder dem leben⸗ 
igen Leben geöffnet sein. Und jeiner Einsamkeit, seines Alters 
hßenob, wird die Liebe werden statt des Grolles. Denn im 
zchnee erblühten die Rosen, vom Geist der Weihnacht erweckt. — 
— 
oon waren 97293 Arbeite,er und 56655 Beamte gegen 
2776 und 5373 im Voriahr. Die Zahl der in dustrie en 
Unstaltenn belief sich 1911 4uf 4081 mit 4233 rbeitssiellen 
egen 3951 und 4106 im Jahre 1910. An Lohn find im 
ahre 18911, an Arbeiter 91 154 000 M (1910: 84 920 800 9) 
ezahlt worden. Die größten Industrisesta dte waren 
m Jahre 1911 cin Klammern ist beigesetzt der Wert der Hro— 
uktion in finn. Markh); Helsingfors (80 155 900), Tammer- 
ors Es 606 800). Abo (3s5 834 200), Nikolaistad (21 206 600), 
Ziörneborg (185 710 400), Jatkobsstad (14 902 700) Uleaborg 
13 996 800), Kotta (12 8935 600), Wiborg (12 115 4600), Ruopis 
5335 400). Große Industriezentren waren auch noch an fol— 
enden Orten; Lapppesi (Produktion: 26 518 300 finn. Marh), 
demi (20 870 800), Jammela (is 072 300), Seisinge 476ο.. 
In, den einzelnen Industriezweigen hat die Zahl der Arbeits- 
tellen und der Arbeiter sowie der Wert der KGroduktion be— 
ragen: 
Wert der 
Arbeits⸗ Produbltion 
tellen Arbeiter in finn. Mark 
Netallbearbeitende Industrie.. 163 12 202 o3 862 300 
z„teinbear beitende Industrie, Be⸗ 
oeeng von Ton, Glas usw. 331 10 097 23 449 100 
hemische Industrie.410 1011 3361 000 
rodultion von Teer, Oel u. dergl. 51 488 79337200 
eder⸗ und Haarindustrie ·. 689 2525 21317 300 
extilindustrie.. 1605 13 222 69470 100 
apierindustrie.1123 —A 8472100 
olzbearbeitende Industrie.. 670 30 092 149 073 300 
zahrungsmittelindustrie ...2466 11552 115539800 
zeleuchtung, Kraftübertragung und 
Wasserfällse. 66 973 7820700 
hraphische Industrie . .. 148 296 11580 400 
Sonstige Industriezweige.... 9 107 370 600 
(Mach Wiestnik Finanzow.) 
Zürkei. 
PC. Die neue Wohnung Liman von Sanders. General 
iman von Sanders hat vorgestern die Villa des ehemaligen 
Hrozwesirs Hakki Pascha zum Preise von 400 türkischen Pfund 
ährlich gemietet. Der Vertrag gilt für drei Jahre. 
0. Der serbisch-türlijche Friede abgeschlossen. Gestern 
rittag ist der serbisch-türkische Friedensvertrag unterzeichnet 
gorden. Seitens Serbiens wurde der Vertrag vom serbischen 
ßevollmächtigten in Konstantinopel, Pawlowitsch, für die Türkei 
vom Großwesir unterzeichnet. 
aRrien 
50. Die Anleihe im Auslande. Der Finanzminister 
Lontschew hat erklärt, daß die von der Regierung vorgesehene 
ünleihe im Auslande 200 Millionen Franken nicht übersteigen 
verde, da diese Summe genüge, die Schulden zu bezahlen, die 
ie Regierung bei ausländischen Lieferanten gemacht habe. Die 
nländischen Schulen Bulgariens werden durch eine im Lande 
ufgelegte Anleihe aufgebracht werden. — Die Sobranie wird 
ich Ende Dezember noch einmal vereinigen, um einen Teil 
»es Budgets zu erledigen. 
PC. Die Agrarier und Sozialisten gegen die Regierung. 
der Kongreß der Agrarierpartei hat in seiner gestrigen Sitzung 
eschlossen, in der Sobranje eine streng oppositionelle Haltung 
inzunehmen und alle Anträge des WMiinisterpräsidenten 
dadoslawow wegen Teilnahme an, der Regierungsmaijorität 
bzulehnen. Die Agrarierpartei erklärt sich jedoch, bereit, an 
er Bildung eines Koalitionskabinetts, in dem alle Parteien 
inschließlich der Soziglisten vertreten sein werden, mitzu—⸗ 
oirlen. Das Blatt, der Partei der vereinigten Sozialisten 
ersffentlicht eine Erklärung, des Zentralausschusses der Partei, 
worin die sofortige Einberufung der Sobranie gefordert wird. 
Serb'en. 
C. Neue Kämpfe an der ferbisch-albanischen Grenze. Seit 
wei Tagen wird an der serbisch⸗albanischen Grenze wieder ge— 
ämpft. Eine große Anzahl Albanesen aus der, Umgebung 
yvon Bibra steht mit den serbischen Grenztruppen im Kampfe. 
)as Gewehrfeuer ist in Bibra deutlich zu hören. Der Kriegs- 
rinister hat die Entsendung von, Verstärkungen angeordnet, 
n Ueberschreiten der Grenze seitens der Albaner zu ver— 
vinbern 
Amerila. 
. Auftreten des Vizepräfsdenten der Vereinigten Staaten 
m Zirkus. Trotz der heftigen Zeitungskampagne gegen den 
Staatssekretär Bryan wegen seines Auftretens im Zirkus hat 
ieser einen noch bedeutenderen Nachahmer gefunden, Der 
izepräsident der Vereinigten Staaten, Marshall, hat einen 
ertrag, abgeschlossen, in dem er sich verpflichtet, nach 3 
r Varlamentssession eine vierwöchige Vorstellungstournee dur 
Vereinigten Staaten zu unternehmen. Er wird im ganzen 
mal auftreten und für jeden Vortrag 300 Dollar erhalten. 
e Amerikaner werden also das erbauliche Schauspiel ge— 
ehen, den Vizepräsidenten des Landes zwischen den Schlangen⸗ 
eschwörern Und, Bauchtänzerinnen in einem Zirkus sprechen 
u hören. Marfhall hat jedoch die Bedingung gestellt, daß 
ein Titel auf den Reklamezetteln nicht erwähnt wird. 
Mexilo. 
PC. Eine moderne Jungfrau von Orleans. Die Gaͤttin des 
rmerdeten ehemaligen mexiignischen Präsidenten Madero be—⸗ 
bsichtigt, eine moderne Jungfrau von Orleans zu werden. Sie 
zat Newyork verlafssen und sich nach Chihunahua begeben, um 
in der revolutionären Bewegung gegen Huerta teilzunehmen. 
Zie hat beschlossen, ihren Gatten zu rächen und wird sich gn die 
3pitze eines Bataillons Revolutionärer stellen, die auf ihre 
doösten ausgerüstet werden 
Theater, Kunst und Wissenschaft. 
Lüubeck, 22. Dez. 
ztadttheater. 
„Rumpelstilzchen“. 
rFin Märchenspiel in 5 Bildern mit Gesang und Tanz von 
Alice Berend. 
Wenn die fröhliche, selige Weihnachtszeit mit ihrem stillen 
zauber und Geheimnissen uns umspinnt, dann will die Mensch⸗ 
eit einem alten Brauche folgend, auch wieder aus dem Born 
es Märchens Erquickung schöpfen. Diesem Wunsche tragen. 
nsere Theater seit langem Rechnung und so wird auch ietzt 
uLubeck alltäglich ein liebenswürdiges Märchenspiel die kleinen 
gesucher des Stadttheaters erfreuen. Aus dem Grimmschen 
Märchenbuch und aus Erzählungen im Elternhaus dürfte man⸗ 
hem von ihnen das aufgeführte Märchen, dessen Dramatisie⸗ 
ung, dem kindlichen Verständnis angepahtt, Alice Berend unter⸗ 
ommen hat, schon bekannt geworden sein. Mit um so größerer 
rreude wird er dann die sich im Geiste geformten Bilder der 
ralten Märchengestalten auf der Büuhne in Wirklichkeit, in 
reifbare Nähe gerüdt, erblicken. Aber auch in dem Erwachsenen 
eben als schöne Erinnerung die Märchen unserer Jugend und 
e Wahrheiten, die sie künden und die in der Kindheit so freudig 
ufgenommen und auch beherzigt wurden, mit leisem, weh— 
nütigem Lächeln wieder auf. Ein hübsches, sinnvolles Märchen⸗ 
hauspiel ist „Rumpelstilzchen“, dessen einzelnen Bildern die 
zinder aber vielfach mehr mit kinhlem Staunen als mit 
erzlicher Anteilnahme und jubelnder Begeisterung folgten, weil 
as Unterhaltungsbedürfnis der Kleinen anscheinend nicht hin— 
eichend durch lustige Episoden und realistische Vorgänge, wie sie 
n manchem Weihnachtsmärchen so zahlreich enthalten sind, 
efriedigt wurde. Zu der Zeit, da es einmal Mai in deutschen 
danden war, spielt das Märchen, das von den Leiden und 
Freuden einer Müllerstochter, deren Schönheit und langes, 
bundervolles Goldhaar weit berühmt, gar manches seltsame zu 
ünden weißz. Ganz reizend waren die zumeist von Kindern, 
n zum Teil humorvollen und prunkenden Kostümen ausge— 
ührten Tänze, so die von Boöobdo mit einem Kätzchen getanzte 
dolta und der famose, lustige Tanz der Pudels, Clowns und 
Luguste. Ueberaus drollig waren die Hemdenpuppen und
	        
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