Full text: Lübeckische Anzeigen 1913 (1913)

hepräge der Rastlosigkeit an sich trug, der, immer fort— 
schreitend mit seiner Zeit, sich aus kleinen Verhältnissen empor. 
arbeitete und mit seinen reichen Geistesgaben, leinem Scharf- 
hüid und eisernem Fleiß sich eine hochgeachtete Stellung im 
eben schuf. Die Sorge um das Wohl seiner Vaterstadt. die 
Zebung des Handels und der Industrie ist ihm, dessen ganzes 
deben in der Arbeit aufging, immer das schönste und er— 
strebenswerteste Ziel gewesen. Aber auch ein treuer, lieber 
Haͤllie ind Vater ist er gewesen. der mit Stotz auf feine 
aee ate d mit berzlicher Dankbarkeit stets derer 90 
hachte, die ihm einst den Weg gebahnt oder mit denen er 
n nger Freundschaft verbunden war. Nach einem Gebet und 
Segenswunschen des Geistlichen wurde die sterbliche Hülle des 
Serrn Fr. Ewers zur letzten Ruhestätte geleitet. Von tiefer 
Wehmut war manches Herz erfüllt, als der Sarg des Ent— 
schlakenen. nachdem sich der lange Zug der Leidtragenden unter 
ben Klängen eines Trauermarsches. vorüber an den mit Rauls 
reif weihnachtlich geschmückten Gräbern. über den Friedhof 
zur Grabstätte bewegt hatte, in die Gruft gesenkt ward. Einen 
Dlen Mann dedte die Erde. dessen Andenken Lübeck in Ehren 
halten wird. 
S Erfetzung der Nädlershorsi⸗Fähre durch eine fefte Bruũde. 
Der Verein der Landbewohner hat folgende Eingabe an den 
Senat gerichtet; Hoher Senat wolle in das Budaet fur 1914 
wieder die Summe von 25 000 Meeinfetzen für die Herstellung 
einer Fahrbrücke bei Nädlershorst über die Wakenitz. Schon 
mehrfach ist der genannte Betrag für die an Stelle der be— 
stehenden höchst mangelhaften Zugfähre zu errichtende feste 
Fahrbrücke von der Baudeputation genau veranschlagt und in 
das Budget zweds Bewilligung seitens der Bürgerschaft ein⸗ 
gestellt, aber von seiten des Finanzdepartements immer wieder 
gestrichen worden. Eine vor mehreren Jahren von der 
Bürgerschaft erwählte Kommission hatte ihr Gutachten dahin 
abgegeben, daß diese Brücke durchaus gebaut werden müßte 
uind kein Aufschub dieles Baues eintreten dürfte. Trotzdem 
sind wieder Jahre vergangen, die Brüde ist noch nicht gebaut. 
Die Erhaltung der ietzigen Fähre bei Nädlershorst kostet jähr⸗ 
ich über 1000 M. Die für den Bau der festen Brücke daselbst 
veranschlagten 25000 Muwürden zu 4 00 verzinst, auch nicht 
nehr Lasten bringen. Die Pacht aus dem Wirtschafts⸗Betriebe 
hes bisherigen Fährhauses mit Ländereien (ca. 1 Hektar) und 
Fährbetrieb, die jetzt 700 Muper Jahr dem Staate bringt, 
würde in Zukunft, wenn die feste Brücke steht, und der Ver—⸗ 
kehr über dieselbe ganz bedeutend zunehmen wird, erheblich 
teigen, zunächst gewitz auf 1000 M. So entsteht dem Staate 
vur Vorieil aus dem Bau der Nädlershorst-Brücke und ganz 
zesonders wird der Verkehr aus Medlenburg nach Lübed ge—⸗ 
fördert, den Kaufleuten werden zahlreiche Abnehmer zugeführt 
und das Geschäft belebt sich. Der Verein der Landbewohner 
Ldübed legt seine Bitte um Einstellung der Bausumme von 28 000 
Mark für die Nädlershorst-Brücke in das Budget für 1914 
bertrauensvoll in die Hand des Hohen Senats.“ 
Statistische Monate übersicht äber die Stadt Lübed im 
November 1913. Lübed hatte nach der Fortschreibung des 
Statistischen Amtes am 31. Ottober 1913 114 165 Einwohner. 
Im November kamen 91 durch Geburtenüberschun und 240 
durch Wanderung hinzu, so dak unsere Einwohnerzahl um 
331 größer wurde und am 30. Nov. 114 496 (100 889) betrug. 
Die malürliche Bevblkerungsbewegung war im abgelaufenen 
Monat folgende (die eingeklammerten Zahlen beziehen ich auf 
das Noriabr): es betrug die Zahl der 
Summe auf 1000 Einwohner 
Fheschließungen 81 6688) 861 6951) 
Seburten 232 (209) 2468 63.70) 
Sterbefälle 141 (123) 15,00 (13, 28). 
die Geburten nahmen also gegen das Vorjahr um 31 und 
die Sterbefälle um 18 zu, die Eheschliehungen dugegen um 7 
ib. Die natürliche Bevölkerungsvermehrung belief sich darnach 
ruf 91 (78) Köpfe. Unter den Geborenen waren 31 oder 
13,36 0 (26 oder 12,94 00) unehelich und 9 oder 3,88 66 
11 oder 5,47 60) kot. Das Alter der Gestorbenen belief sich 
n 26 (27) Fällen auf unter einem Jahr und in 37 (21) auf 
iber 70 Jahre. Todesursachen waren in 25 Fällen Krank— 
heiten der Kreislauforgane, in 18 Fällen Krebs und in 12 Fällen 
Lungenschwindsucht. Ansteckenden Krankheiten erlagen 7 Per— 
onen, davon starben drei an Scharlach, zwei an Masern und je 
eine an Keuchhusten und Typhus. Anzeigepflichtige Krankheiten 
vurden 85 gemeldet, 59mal Scharlach, 17mal Diphtherie, 5mal 
Masern und 4mal Typhus. Gewaltsamen Todes starben zwei 
Personen und zwar eine durch Totschlag und eine durch Kindes— 
nord. Die Wanderungsbewegung endete mit dem Gewinn von 
240 Personen, 1930 Zuzugen standen 1690 Abzuge gegenüber. 
SEin Schaufechten veranstaltete der Lübecker Fechtklub 
im vergangenen Sonntag auf seinem Fechtsaal Mengstraße 26. 
Die Vorführungsfolge war so zusammengestellt, dah man sich 
inen klaren Einblick in das Wesen der Kunst in der Führung 
zer verschiedenen Waffen verschaffen konnte. Gezeigt wurden 
»as Florettfechten, das Hiebstichfechten mit dem leichten deut— 
chen Säbel, das akademische Schlägerfechten, das Degenfechten 
ind das Fechten mit dem Degen gegen den Dolch. Schulfechten 
ind freie Gänge wechselten miteinander ab. Das Schulfechten 
ieh eine haarscharfe Genauigkeit in der Ausführung der 
inzelnen Fechtbewegungen erkennen; die freien Gänge boten 
Helegenheit, die Gewandtheit und Geschmeidigkeit, Geistesgegen—⸗ 
wart und Entschlossenheit der Fechter zu beobachten. Recht 
zut sprach auch das Damenflorettfechten an. Es bewies, dahß 
»ie Handhabung des Floretts von Damen eine ausgezeichnete 
lebung für sie ist zur Erzielung formvollendeter Haltung und 
Bewegungen. Die Zuschauer, die trotz des schlechten Wetters 
so zahlreich erschienen waren, datz der Saal bis auf den letzten 
Platz gefüllt war, verfolgten die Darbietungen mit gespannter 
Aufmerksamkeit. Sicher wird diese Veranstaltung dem Lübecker 
Fechtklub, der eine Herren⸗ Damen- und Schülerabteilung unter⸗ 
zält, neue Freunde zuführen. 
Militãranwaãrterstellen im Bezi 
April, Bremen, d Fegel eeee 
Kealschule und an Volksschulen, 1450 M, Gehalt steigt bis 
950 M, Anrecht auf, eine Penfign. — 1u. Jan, Breemer⸗ 
aven, beim Bremischen Amt Bremerhaven, Schreiber bis 
1200 Vi, lann bis 2400 Mssteigen, Anrecht auf eine Pension. 
F 1. Märs, Magistrat, inee Schulwart an der 
Bis mardschule (Reglanmnasium nebst Reglschule), 1500 M, pen⸗ 
sionzfähiges Gehalt, 600 M für die Beschaffung von Silfs— 
räften und Reinigungsmateriallen, 460 M, für die Bedienung 
der grohen Zenträlheizungsanlage, ferner dann gus Milchver⸗ 
lauf an Lehrer und Schuͤler während, der Pausen Nebenver- 
dienust erzielt, werden, außerdem wird freie Wohnung in der 
—AD— 
da m bur'g, Polizeihehörde, 30 Schutzmänner. Gehalt 1980 M 
ährl., steigend his 2800 M, abzüalich 50 Mujährlich für Dienst⸗ 
tleidutg; 15. Jan, Justizkasse, 2 ständig beschäftigte Hilfs⸗ 
chreiher, 1400 Mi, lann bis 1940 Mesteigen; sofort, Dberschus⸗ 
behörde, Seltion für die wissenschaftlichen Anstalten, J ständig 
heschästigter Hilfsschreiber, 1400 M, kann bis 1940 Mästeigen; 
ofort, Oberschulbehörde, 1 ständig beschäftigter Hilfsschreiber; 
. Febr. Finanzdeputation, Bureaugehilfe. — Kiel, Marine- 
setteidufassamt. Burcauangesteilter 2. Klasse. 110 bis 160 M 
aonatl., jährl. Aufrüden um, 60 M. — 1. April, Reg,ds, 
urg Maghtrat, Bureguassistent, 1800 M. 41.. April, 
znning, Magistrat, Nachtpolizeisergeant und Vollziehungs- 
amter, 1530 MNaungefähr, pensionsberechtigend sind 1280 M, 
ie Militärdienstiahre werden bei der Pensionierung ange— 
echnet — Für Inhaber des Anstellungsscheines; 
Sofort, Bergedorf Oberschulbehörde, 2. Sektion, Heizer 
m der Hansaschule, 1300 bis 1750 MN. — SamburgazWerk— 
ind Armenhaus, Hausdiener. /100 Muiäbrsl bei freier Station 
ind Dienstkleidung. 
Schöffengericht. Sitzung vom 18. Dez. Wegen 
Riebstahls hat sich der mehrfach vorbestrafte Arbeiter 
Bilhelm K. zu verantworten. Angeblich um sich ein Glas 
Basser geben zu lassen, betrat er das Haus eines Gärtners an 
er Schönböckener Straße. Da er niemanden antraf, vertauschte 
r schnell sein schlechtes Jackett mit einem guten Jackett des 
zärtners und entfernte sich. Der Diebstahl war aber gleich 
ach der Ausführung bemerkt, K. wurde verfolgt und festge⸗ 
ommen. Er erhält 3 Wochen Gefängnis. — Wegen ge— 
erbsmäkhiger Unzucht hat sich die erst eben aus der 
zwangserziehung entlassene Dienstmagd Emma M. aus Catha⸗ 
inenhof zu verantworten. Sie wird zu 3 Wochen Haft ver⸗ 
rieilt. Von einer Ueberweisung an die Landespolizeibehörde 
rird diesesmal noch abgesehen. — Einer Verletzung des 
zerufsgeheimnisses soll ein hiesiger Arzt sich schuldig 
emacht haben, dadurch, dahß er unbefugt einem Dritten erzählte, 
aln und wegen welcher Krankheit ein junger Kaufmann von ihm 
ehandelt sei. Der Angeklagte bestreitet jede Schuld. Er habe 
en betreffenden jungen Mann wiederholt in Behandlung 
ehabt. Als er schlietzlich seine Rechnung geschickt habe, habe der 
Nann Zahlung verweigert, weil er keine 2000 Muverdiene und 
eshalb die Krankenkasse zahlen müsse. Gelegentlich dieser Ver—⸗ 
andlungen habe er einen anderen jungen Mann aus demselben 
zeschüfte behandelt. Diesen habe er einmal nach dem Ein⸗ 
»nemen des ersteren gefragt. Ob dabei von der Art der Krank— 
eit des ersteren gesprochen, glaube er nicht, doch habe er aus 
ner Aeußerung des Mannes angenommen, daß dieser davon 
isse. Der betr. junge Mann habe aus seiner Krankheit übrigens 
ar kein Geheimnis gemacht, er habe selbst ganz öffentlich im 
zeschäft, sogar in Gegenwart junger Mädchen davon gesprochen, 
»dafß von einer Verletzung des Berufsgeheimnisses keine Rede 
n könne. Der Vertreter der Staatsanwaltschaft beantragt 
00 MGeldstrafe. Der Verteidiger beantragt Freisprechung, 
zeil von der Verletzung eines Privatgeheimnisses nicht gesprochen 
zerden könne. Es sei nicht einmal festzustellen, ob der Angeklagte 
em Dritten gegenüber, oder ob nicht der letztere dem Ange— 
lagten gegenüber zuerst von der Krankheit des Mannes ge⸗ 
prochen habe. Das Gericht erkennt auf Freisprechung, weil nach 
zage der Sache, namentlich unter Berücksichtigung des Um— 
andes, dah der junge Mann aus seiner Krankheit kein Ge— 
eimnis gemacht habe, von der Verletzung eines Berufs⸗ 
eheimnisses keine Rede sein könne, jedenfalls könne dem 
Ingeklagten nicht nachzewiesen werden, dah er das Bewußt⸗ 
ein gehabt habe, ein solches zu verraten. 
o- Kindesmord. Am Sonntag gegen 1 Uhr nachmittags 
st in der Trave, in der Nähe der Quarantäneanstalt, die Leiche 
ines neugeborenen Kindes weiblichen Geschlechts gefunden wor⸗ 
en, welches nach ärztlichem Befunde bei der Geburt gelebt 
at und durch Ersticen den Tod gefunden haben dürfte.Ver⸗ 
nen,. die sachdienliche Angaben zur Ermittelung der Mutter 
u machen, vermögen, werden ersucht, sich im Bureau der 
Zriminalpolizei zu melden. 
o-Aus Furcht vor Strafe entfernte sich ein 19 Jahre 
ltes Dienstmädchen am 10. d. M. aus seiner Wohnung und 
erie pianios im Freien umher, bis es gestern (18. d., M 
ormittag am Wege nach Vorwerk, ermatlet und in hilflosem 
ustande, von Passanten angetroffen wurde. Diesen Leuten, 
elche sich seiner annahmen, erzählte es unwahrerweise, es 
i, von einem, Manne überfallen worden. Die herbeigerufene 
triminalposizei stellte alsbald den wahren Sachverhalt fest. 
das durch Kälte und Entbehrungen auf das äußerste erschöpfte 
NRädchen mußzte dem Allgemeinen Krankenhause zugeführt 
verden. 
c, Fahrraddiebstahl. Am 18. d. M., abends „gegen 
u2. Uhr, ist vor einem an der Fischstraäße helegenen Restau⸗ 
ant ein fast neues Fahrrad, Marke „Trave“, mit schwarzem 
jestell. gelben Felgen mit schwarzen Streifen, gerader Lenkstange 
üt fleiner Glocke gestohlen worden. Glode und, Rabmenbau 
ugen die Bezeichnung Julius Schulz, Lübech“. Das mit 
iner Oellaterne versehene Rad trug die vom Polizeiamt ge—⸗ 
eferten Erkennungsnummern 2197. 
0- Warnung vor Tafchendieben. Vor einem Schau⸗ 
enster von Rudolph Karstadt ist am 18. d. M. gegen 88. Uhr, 
ner Dame eine schwarze Lederhandtasche mit 75 M Inhalt 
ittels Abschneidens der Tragriemen gestohlen worden. Dem 
zublikum wird ganz besondere Vorsicht vor Taschendieben 
mpfohlen. 
o- Ein Spatlassenbuch gefunden. Auf demm enigen Bahn⸗ 
ofe wurde ein Sparbuch der Spar- und Leihkasse in Olden⸗ 
urg i. H., lautend auf den Namen „Agathe Severin geb. 
zuniann, Hamburg“, gefunden. Der Eigentümer kann es im 
zureau der Kriminalpolizei abholen. 
seueste Nachrichten und Telegramme 
Der „ A.“ LZe, 
deutnant von Forstner zu Gefängnis verurteilt. 
CTC. Straßburg Elsaßz). 19. Dez. GPrivattelegramm 
er Lübedischen Anzeigen) Leutnant von Forstner wurde vom 
Nilitärgericht der 36. Division wegen rechtswidrigen Waffen⸗ 
ebrauchs zu 43 Tagen Gefängnis verurteilt. 
Ne Nachrichten über eine Kriegsgerichtsverhandluna gegen 
Oberst v. Reuter unzutreffend. 
DT7. Straßßburg i. Elf., 19. Dez. Die gestern in einigen 
zlättern verbreiteten Nachrichten, daß Oberst v. Reuter sich 
m 22. Dezember vor dem Kriegsgericht der 30. Division zu 
erantworten habe, sind nach den Informationen unseres Strahß⸗ 
urger Vertreters am Kriegsgericht unzutreffend. Ein Termin 
u dieser Sache ist bis jetzt noch nicht festgesetzt, da die Er— 
jebungen noch nicht abagelchlossen sind. 
Vom Balklan. 
W. Koustantinopel, 19. Dez. Oberst (ietzt General) 
zronsart von Schellendorf übernimmt das Kom⸗ 
nando der 3. Division des 1. türkischen Armee— 
orp s. 
- Der frühere Finanzminister Dschavid Bei soll wieder 
um Finanzminister ernaunt werden. Rifaat Bei, der bis— 
erige Finanzminister soll seine Entlassung gegeben haben. 
Peiter wird gemeldet, dah Haaki Vaicha in der nächsten Woche 
»ach Morsin reisen werde 
vo 
W'. Berlin, 19. Dez. Die Stadtverordnetenversammlung 
at gestern den sozialdemokratischen Antrag, 500 000 Mefür 
ie Unterstützung Arbeitsloser zu bewilligen, einem 
lusschuß Uberwiesen. Der Vertreter der größten Fraktion, Cassel, 
ek keinen Zweifel darüber. daß er in dem Antrag ein nicht 
zeeignetes Mittel zur Linderung der zweifellos vorhan- 
enen Rot erblide. Wenn es tatsächlich, wie die Sozialdemon 
raten behaupten, 83 000 Arbeitslose gäbe, und ieder nur 1.M 
äglich erhalten sollte, würden die 500 000 Miin sechs Tagen 
rufgebraucht sein. Dann würden von der Sozialdemokratie ein⸗ 
ach weitere Mittel gesordert werden. Das sei ein Weg, den 
Berlin nicht gehen könne. 
WM. Breslau, 19. Dez. Das Defizit der Jahr- 
undertausstellung beträgt, soweit sich zurzeit feststellen 
äßt, eine halbe Million. 
W. Dortmund, 19. Dez. Um 4 Uhr morgens ist in den 
Berhandlungen zur Erneuerung des Rheinisch-Wesifälischen 
Zementsyndikats eine Einigung erzielt worden. Disje⸗ 
enzen bestehen zwar noch mit den Werken Viktoria Luise undv 
Deunshland. denen eine kurze Frist zum Beitritt zu dem Syn— 
ikat gestellt worden ist. Es ist jedoch nicht anzunehmen, daß 
imn dem Widerstande der beiden Werke, welche zu den kleineren 
Unternehmen gehören, die Erneuerung des Snundikats scheitern 
wird. 
9 
Die Seimreise der Gioconda. 
Paris, 19. Dez. Wie aus Mailand gemeldet wird, haben 
ortige Kunstfreunde an den französischen Botschafter in Rom. 
zerrn Barrdre, die Bitte gerichtet, die Gioconda auf der 
küchfahrt nach Paris für einen Tag in der alten Hauptstadt 
er Lombardei halten zu lassen. Das Gesuch wird damit be— 
ründet, daß Lionardo da Vinci künstlerisch zu Mailand ge— 
zört und das Haupt der lombardischen Schule gewesen ist. Her- 
zarrère hat geantwortet, daß er das Gesuch seiner Regierung 
enterbreiten wird. Man glaubt, daß den Mailändern ihre 
zitte gewährt werden wird. Bei der Ankunft des berühmten 
zildes in VParis dürfte es ohne Feierlichkeiten und Zeremonien 
icht abgehen. Herr Luzatti, der frühere Ministerpräsident, hat 
ersprochen, zu diesem aroßen Moment nach Paris zu kommen. 
Tollwutepidemie in Savoyen. 
PC. Paris, 19. Dez. Die in Chamberry zum Ausbrud 
ekommene Tollwutepidemie unter den Hunden hat im ganzen 
departement Savoyen eine panikartige Furcht der Bevölkerung 
or dem vierbeinigen Freund des Menschen hervorgerufen. Da 
ie Hunde, die vor einiger Zeit vier Offiziere in Chamberr 
ebissen hatten, nicht unschädlich gemacht werden konnten, haat 
ich die Seuche ganz ungewöhnlich verbreitet. Mensch und 
jer sind von den Krankheitsträgern angefallen und infizieet 
rorden, so daß sich die Gendarmerie veranlaßt sah, eine Razzia 
uf tollwütige Hunde abzuhalten und alle kranken Tiere nieder— 
uschießen. Gestern haben sich im ganzen 33 Personen, die 
ebissen worden sind, ins Pasteur-Institut nach Lyon begebe. 
im sich dort impfen zu lassen. Eine Reihe anderer Personen, 
ie die Reise nach Lyon scheuen, befinden sich in Behandlunai 
on ländlichen Kurpfuschern. Die Wutkrankheit, die buchtäb 
ich eine Landplage geworden ist, ist ietzt auch im Badeort 
æ⁊⸗les⸗-Bains ausgehrochen. 
Bombenattentat der Suffragetten. 
W. London, 18. Dez. In der letzten Nacht wurde der 
ßersuch gemacht. das Hollowaygefängnis im Nord eun 
dondons in die Luft zu sprengen. Zwei Bomben si 5 
icht bei der Mauer desjenigen Teiles des Gefängnisses 1 
em die gefangenen Suffragetten für gewöhnlich mirr— 
jebracht sind, explodiert; die Exrplosion war ziemlich hefnn. 
Ernstlicher Schaden ist nicht angerichtet worden. Wahrsch.in⸗ 
ich handelt es sich um die Tat einer Suffragette. 
Besorgnifse über einen überfälligen Dampfer. 
PC. London, 19. Dez. Ueber das Schichsal des englischen 
ampfers „Curzon“, der am 1. Dezember Port Said rer— 
assen hat und von dem seit dieser Zeit jede Nachricht fehlt, ist 
nan — wie der Daily Mail aus Malta gemeldet wird — dort 
ehr beunruhigt. Es liegt um so mehr Grund zur Besorguis 
or, als ein Teil der aus Singalesen und Somalinegern be— 
tehenden Mannschaft bei dem Aufenthalt in Malta revol⸗— 
iert hatte. Ein Teil der Meuterer wurde zwar in Ketten 
elegt und der Rest in Malta abgeurteilt, doch befürchtet man, 
»aß neue Unruhen an Bord ausgebrochen sind, denen der 
gapitän und die Offiziere zum Opfer gefallen sind. Ein eng— 
ischer Kreuzer hat sich von Malta aus auf die Suahe nach 
dem Paompfer heoebhben 
wWi. Leipziga. 19. Dez. Der Senat der Universitäl 
Zdeipzig wendet sich in einer Denktschrift gegen den 
Zlan einer Vermehrung der deutschen Universi— 
räten. insbesondere wird die Notwendigkeit der Gründung 
iner Universität in Dresden bestritten. 
W. Dresden, 19. Dez. Der verstorbene Tondichter 
draeseke hat Memoiren hinterlassen, die von 
einer Witwe zur Veröffentlichung vorbereitet werden. Die 
debenserinnerungen sollen neue interessante Mitteilungen üben 
Paaner und Liszt enthalten. 
W. Beuthen, 19. Dez. Die Strafkammer hat zwei Poli⸗ 
eisergeanten in Roseberg, die einen zur Wache gebrach— 
en Schneidergesellen mit Gummischläuchen mihhandel⸗ 
en zu 50 Mark Geldstrafe und sechs bezw. drei Monaten 
ßefüngnis verurteilt. 
W. Kolberg. 19. Dez. Auf dem Rittergut Leplow sind 
ei der Lohnauszahlung Streitigkeiten entstanden. 
nderen Verlauf ein Vorschnitter und ein Schnifter getötet 
vorden sind. 
W. Metz, 19. Dez. Seit gestern nachmittag ist das 22jäh— 
ige aus Krefeld stammende Kindermädchen Gabriele 
jerber, das seit drei Monaten im Dienste des Mühlenbesitzers 
rillement stand, verschwunden, gleichzeitig mit ihm das seiner 
Ibhut anvertraute dreiijährige Söhnchen Claude. Da 
leichzeitia viel Schmucksachen, größtenteils Ringe, Broschen 
nit Diamanten und Edelsteinen verschwunden sind, nimmt 
nan an, daß das Mädchen mit dem Kinde vermutlich über die 
uxemburgische Grenze nach Belgien, möglicherweise auch nach 
rrankreich geflohen ist. Die Volizei hat sich mit der Sache 
efakt. Der Mühlenbesitzer setzte eine groze Belohnung aus. 
W. Wien, 19. Dez. In die Villa des Berliner Schau— 
vielers Sommerstorff am Semmering sind gestern drei 
—„Achlossergesellen eingebrochen und haben Effekten 
m Werte von Uber 1000 Kronen gestohlen. Die Einbhrecher, 
ind verhaftet worden. 
W. Newyork, 19. Dez. Mittwoch nacht haben sich bei 
inem Brande eines der bekanntesten Logierhäuser 
m chinesischen Viertel entsetzliche Szenen abgespielt. Die 
Nenschen kämpften wie Bestien, um den Ausgang nach den 
zeuerleitern zu gewinnen.
	        
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