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Heute: Ladenschluß 10 Uhr.
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Tagesbericht.
Lubeck, 15. Dezember.
Dr. X. Kunstgeschichtliche Lichtbildervorträge. Etwas Ge—
porbeies lät sich nur im Werden verstehen, läßt sich in
inem Werte nur erfassen, wenn man den Quellen nachgeht,
ie die Wurzeln speisten, denen der Baum entsproß. Das
Kunstschaffen unserer Zeit ist ebenso ein Gewordenes wie
nsere Zeit selbst, mit ihr gewachsen, mit ihr Neues bringend
nnd Schoͤnes, selbständig Lebendes. Dieses selbständige Leben
inseret Kunft, das sich wesentlich von der Kunst aller früherer
Zellen scheideil, ist ein Sehendwerden ihrer Jünger. Hatte die
Antike fast nur Sinn für die harmonisch⸗bildnerische Gestalt des
menschlichen, allenfalls des Tierleibes, weiter in der Renaissance
dieser Sinn sich auch zu einem Verstehen des Menschen in der
Natur, so war es doch erst dem 19. Jahrhundert vorbehalten,
diese Natur als selbstlebend zu erfassen, gleichsam die Land⸗
schaft zu entdeden. Bis dahin war sie, von wenigen Aus—⸗
aahmen abgesehen, Beiwerk, wurde architektonisch erfaltt und
n Beziehung allein auf den Menschen; erst mit dem Namen
Barbizon verknüpfen sich die Fäden, die hinauf führen zu
inferem heutigen Kunstleben. Diesen Fäden nachzugehen, hat
Prof. v. Lütgendorff in seinen kunstgeschichtlichen Licht⸗
zildervorträgen unternommen, deren drittem, aber den ent⸗
cheidenden Umschwung bringenden, am letzten Sonnabend wir
erst beizuwohnen Gelegenheit hatten. Die schlichte persönliche
Art des Vortragenden versteht es, durch einige treffende Be⸗
nerkungen in wenigen Worten das Wesenhafte eines
Zünstlers, eines Bildes hervorzuholen, da sich unter dem
kindrud der prächtigen Lichtbilder blitzhaft die Wege erhellen.
die die Kunst genommen, daß das Gleiche sich zum Gleichen
nupft und doch das Unterschiedliche von heute und ehedem
dem Schaffen der Vergangenheit und dem der Gege meari
lärendes Verständnis und vertieftes Genießen brinat. Prof,
». Lütgendorff zeigte, wie in Barbizon, einem kleinen Dörflein,
m Waäldchen von Fontainebleau den Pariser Malern erst au.
nählich, dann wie eine Offenbarung das Eigenleben der Natur
rufging. Wie sie sich lösten von der theaterhaften Kulissen⸗
naleren ihrer Lehrer, wie sie, dem Geschmack des großen
Publikums entgegenstrebend. die Schönheit der Landschaft in
oetischem Zauber zu erfassen verstanden, die da wirkt durch
ihr einfaches Dasein, durch die Stimmung, die in ihr lebte
und die sie feinfühlend in ihren Bildern zu dauerndem Leben
erglũhen ließen. Schlagworte, mit denen gewisse Kunsta
ichtungen bezeichnet werden, entstehen meistens zu ganz an—
»erer Zeit, wenn die Kunst im Stillen schon lange ihren
WBes gegangen. Pleinairismus lautete das später überall
⸗erklingende Wort, die jungen Maler von Barbizon waren
es seit Anbeginn ihrer Tätigkeit, denn anders als in der freien
Zuft malten sie nicht. Da ijst zuͤnächst Jules Duprs, der
die eigenartige Stimmung in der Natur kurz vor oder nach
ꝛinem Gewitter erfaht, der die Natur gibt, wie sie ist, in
hrem selbstlebenden Zauber. Neben anderen sei nur des
weichen Zaubers, der poetischen Beschaulichkeit in den Bildern
zon Charles Daubigny und des großen Meisters
Lorot gedacht, dessen zarte, nur der Sinnnmnu
dienende Malerei der Vortragende feinsinnig der muns
ßröße Goethes in seinem „Unter allen Gipfeln ist Ruh“
ur Seite stellte. Sie alle haben erst, wie es noch aus ihren
duoen dwerlen ertenghar i, die desein der Schuse trenen
müssen, waren Städter, die das Land entdecktten. Eine neue
and starke Kraft erwuchs der Kunst in dem Bauernsohne
Francois Millet, der nach vieler Irrfahrt in Barbizon landete
ber, ein Bauer, niemals sich der Schule beugen konnte, und der
doch oder gerade darum der erste ernste Baue rnraler wurde
der Maler der arbeitenden, mit der Natur geeinten Bauern.
ð dahin war der Bauer wohl gelegentlich Staffage oder das
Dbjielt mehr oder weniger derber Späße oder ein Zwitterdin
on Siadter und Landmann gewesen (Durer, Cranach, Breu 77
Tenniers, Watteau). Millet gab ihm das ernste —— in
der Natur, gab in seinen Zeichnungen noch mehr als in feinen
Bildern die AUntellbarkeit von Landschaft und Figur als ny
vertige Komponenten. Die Aehrenleserinnen, der „Angelus“
n ihnen lebte ein feierlicher Ernst, den man bis dahin nicht —*8B*
In der Stadt erwuchs dem Künstler unterdes auch das —*
Sehen. Der geniale Karikaturist Daumier, dessen monu
mentale Karikaturen schon seine Größe — 5*
st in seinen michelangelesken Gemälden erst spät bei Gelegenh i
einer Kunstrückschau neu entdeckt worden. Der zur Verfü .
tehende Raum gestattet hier nur noch eine kurze nn auns
des „ersten Realisten“ Gustave Courbet, dessen in 9 *
Naturbeobachtung wurzelnde Wahrheitstreue “n ihrer Un *— *
einden de aer Publikum unverständlich blieb und
wW begegnete (Das Begräbni lich zei
eine Bilder nur den Weg, den — —e 8
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dolichkeiten. a ie nicht traditi ist,
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ann Werke von Baudry. Henner i i
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in die Zeiten der diee end * bonee
nzeben izr lebenswahre Bilder zu schaffen —* ong
ung der Landschaft, ja der —— n
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—— Prof. v Lñtaendorff in seinem
Der hanseatische außeror
, Minister beim b e —*
Siertking, trifft mit Gemahlin 5 Hamb
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Slied i⸗Theater Die Regimentsto
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W enn abend unserer Gastsängerin Frl. ——
iburg Gelegenheit zur Entfaltung ihrer gläuz —*
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7 asmürdigen schaujpielerischen Eigenschaften. D
eben wurde die Suppésche Operette „Flotte Bursche⸗ .
rei eree der alten guten — * oan
elustigender Weise gegeben. — Eine B
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w ene 3 Opernabends bei der Wiederholung behalten
3213
—8*8* Nstnne filberne Sonntaa hatte so gar nichts Weih—
— ip frühen Morgen an tobte ein heftiger
SIdasen u
dehenden Regenschauer — —38 er
e,ue n derselben zu keiner
pene .Vor den Toren waren die Alleen alsbald —
vom Sturm abagerifisenen Woeigen vöolligo übersäiüt. Daßber
lieb man lieber zu Hause und verschob die Einkäufe auf ein
ndermal, so daß die Erwartungen, die die Geschäftsleute
wden silbernen Sonntag knüpfen, sich nicht ganz erfüllt haben
ärften. Namentlich werden auch die Landleute nicht so zahl—
ich wie in früheren Jahren in die Stadt gekommen sein. Am
cachmittag hörte wenigstens der Regen auf, so daß sich in den
bendstunden, namentlich in der Breiten Straße, doch noch ein
echt reges Leben entwickelte und auch in den einzelnen Geschäften
hon mancher Einkauf bewerkstelligt wurde. Hoffen wir nun,
aß in den nächsten Tagen die Witterung etwas weihnacht⸗
cher wird und der goldene Sonntag allen Geschäftsleuten die
hon so lange ersehnte goldene Ernte bringt.
Vortrag über Indien. In der Aula des Johanneums
ielt Herr Oberlehrer Jan F. Junius aus Surabaia in Nieder—
indisch⸗- Indien am Sonnabend einen Vortrag für die Schüler
er oberen und mittleren Klassen unserer höheren Knaben-
hulen. Von einer breiten geographischen Grundlage aus—
ehend schilderte er zunächst die Landschaft, dann die Bevölkerung
nd schließlich die Schätze des reichen Landes. Der Vortrag,
er auf einer gründlichen geographischen Kenntnis aufgebaut
nd von interessanten VParallelen zu anderen Gebieten der
erde durchzogen war, bot außerordentlich viel: erläutert wurde
durch eine große Zahl vortrefflicher Lichtbilder, die der
zortragende durch seine Begleitworte recht lebendig zu machen
ußte. Zu bewundern war, wie frei und licher & dabei die
eutsche Sprache handhabte. Wir lind sicher, daß“ die Schüler
inen kräftigen Eindruck von jenen gesegneten Gefilden erhalten
aben, die auch mit unserem Vaterlande durch so manche wirt⸗
chaftliche Bande verbunden sind.
*Für den gesamten Wagen⸗ und Fußgängerverkehr gesperrt
it seit heute vormittag die Puppenbrücke. Der Verkehr geht nun⸗—
iehr ausschließlich über die Notbrüce.
o- Wilderer. Festgenommen wurde ein hiesiger Händ—
er, der am Sonnabend auf der Sülsdorfer Feldmark mit
inem hiesigen Arbeiter zusammen gewildert hat.
o- Fahrraddiebstähle. Am 13. d. M. zwischen 1 und
Uhr nachmittags ist vom Flur eines an der Sandstrable
elegenen Hauses ein Fahrrad mit schwarzem Gestell, eben⸗
olchen Felgen und Schutzblechen und der vom Polizeiamt ge⸗
eferten Erkennungsnummer 2889 abhanden gekommen und
etmutlich gestohlen worden. An dem Rade befand sich eine
aterne mit einem Stearinlicht. — Am 13. d. M. gegen
254. Uhr nachmittags ist vom Flur eines an der Breiten
ztraße belegenen Hauses ein Fahrrad mit schwarzem Ge⸗
tell, gelben Felgen mit schwarzen Streifen, nach oben ge—
ogener Lenkstange, Freilauf, Rückirittbremse, rotbraunem Sattel
ind der vom Polizeiamt gelieferten Erkennungsnummer 11 731
bhanden gekommen und vermutlich gestohlen worden.
o- Sachbeschädignurg. Festgenommen wurde ein Arbeiter
us Hamburg, der in einem an der Ziegelstraße belegenen Hause
ine gröhßere Anzahl Fensterscheiben vor'ätzlich zertrümmert hat.
o- Diebstähle. Aus dem Keller eines an der Hoheland—
raße belegenen Hauses sind in der Nacht zum 14. d. M.
nitiels Einsteigens 6 Flaschen Nierensteiner und 3 Gläser ein—
emachte Früchte gestohlen worden. — Festgenommen wurde
in hiesiger Arbeiter, der einem in der Marlesgrube wohn⸗
vaften Trödler ein Paar langschäftige Stiefel gestohlen hat.
- Verhaftet wurde ein obdachloser Arbeiter aus Eli en—
zruch, der sich freiwillig zur Verbüßung einer ihm vom Kal.
Amtsgericht in Schubin zuerkannten Gefängnisstrase meidee
Lauenbura.
— M Koberg, 15. Dez. Unglüdsfälle. Der hier
nor zirka acht Tagen durch einen Sturz vom Boden verun—
lückte Tischler B. mußte in die akademischen Heilanstalten in
diel überführt werden. — Eine eigenartige Verletzung zog
ich der Hufner K. zu. Derselbe riß sich einen Spechabken
urch das Oberlid eines Auges in den Stirnknochen hinein. —
zast ertrunken wäre der Arbeiter L., als er in der Dunkelheit
„on seiner Arbeit heimkehrte. Er geriet vom Wege ab und
türzte in eine Viehtränke. Nur mit größter Anstrengung konnte
r sich aufs Trockene bringen. In völlig erschöpftem Au—
lande erreichte er seine Wohnung.
.Großhetzoatüũmer Medlenbura.
Schwerin, 15. Dez. Das Großherzogspaar be—
ibt sich Ende dieser Woche nach Gmunden, um dort das
Beihnachtsfest zu verleben. Die Rückkehr nach Schwerin dürfte
m zweiten Drittel des Monats Jannar zu erwarten sein. —
der Großherzog begab sich Sonnabend früh von hier
uf Sanjagd in die Malchower Oberförsterer und kehrte nach⸗
nittags nach Schwerin zurück.
Sternberg. 15. Dez. Landtas. Das Nebenchaussee⸗
rojelt Domsühl—Hohe Brüce wurde vorläufig abgelehnt.
die Mittel für Orgelkurse für Organisten und Kan—⸗
oren wurden bewilligt.
—Bützow, 15. Dez. Großßfeuer. Auf dem Pachtgute
dassow brannte in der Nacht zum Sonnabend die große
„cheune, gefüllt mit Erntevorräten und landwirtschaftlichen
Maschinen, darunter ein vollständiger Dampidreschsatz, nieder.
der Schaden wird auf 120 000 bis 130 000 M ezu schätzen sein.
Krsöpelin, 15. Dez. 30 bis 40 Käühe verbrannt.
Juf dem Rittergute Altenhagen brannte Freitag nachmittag
egen 4 Uhr das Viehhaus nieder. Von dem Rindviehbestand
ind ungefähr 30 bis 40 Kühe verbrannt. Das Gebäude war
or ungefähr zehn Jahren erbaut worden. Von hier aus
zeteiligten sich sogleich die städtische sowie die freiwillige Feuer⸗
vehr am Löschen des Brandes. Ueher die Entstehung ver⸗
autet noch nichts Bestimmtes.
88 Grevesmühlen, 15. Dez. Verkauft hat Fleischer⸗
teister E. Poetschke sein Hausgrundstück Lübsche Straße, auf
rem seit einer Reihe von Jahcen eine Wurstsabrik betrieben
»urde, an den Kaufmann J. Jacobs sür 185000 M. Die Ueber⸗
jzabe ersolgt zum 1. April 1914. — Die Al—
»ertsche Theatergesellschaft, die hier seit
nehreren Jahren durchweg gut besuchte Vorlitellungen
sibt, hat am 12. d. M. ihren Aufführungs-Iyklus
m Deutschen Haufe eröffnet. Für die Eröffnungs-Vor—
sellung war das Preislustspiel von Görner: „Die beiden Komi—
essen“ gewählt worden. Der Gesamteindruc der Aufführung
var befriedigend. — Die kaufmännische Fortbil-—
Rungsschule wird in diesem Winter von rund 20 Schülern
hesucht. die von 3 Lehrern der Stadischule unterrichtet werden.
Neueste Nachrichten und Telegramme
der - A.“ und - z.
Zum Schloßbrand in Schwerin.
8t. Schwerin, 16. Dez. Grivattelegramm der
übeckischen Anzeigen) Ueber die Entstehung des
grandes verlautet immer noch nichts Bestimmtes. Abenteuer⸗
siche Gerüchte durchfchwirren die Stadt. Die Annahme, daß die
Ursache in der Explosion eines Kinofilms zu suchen
t, vestätigt sich nicht, da die tinenia tographische Vorführun y
rjt heute abend stattfinden sollte. Allerdings waren Vot—
ereitungen zu dieser Vorführung im sogenannten Goldenen
Zaal bereits getroffen. Der Brandherd liegt jedoch ni⸗
a diesem Saal, sondern im Elisabeth-⸗Zimmer im rechts neben
em Hauptvportal gelegenen Trakt. Diese Zimmer sind unbe⸗
vohnt und waren auch nicht geheizt. Danach dürfte es am
bahrscheinlichsten sein, daß Kurzschluß in der elektrischen
rilung die Ursache des Brandes ist. Gerüchtweise verlautet
vie ja immer in solchen Fällen, daß es sich um —A
tiftung handle; zu dieser Annahme liegt aber kein Grund
or. Es wäre unerklärlich, wer ein Interesse daran haben sollt,
erade hier ein Feuer anzulegen. Immerhin bleibt es sehr
emerkenswert, daß der Brand eine so große Ausdehnung ge—
binnen konnte, ohne im Schlosse bemerkt zu werden. Straßzen-
assanten sahen gleich nach 93 Uhr zuerst die Flammen aus
em Schlohß schlagen. Als die Feuerwehr alarmiert wurde und
ie Schloßspritze in Tätigkeit treten konnte, war es aber be⸗
eits zu spät. Der herrschende Sturm hatte die Glut
chon so angefacht, daß an ein Retten nicht mehr zu denken
var. Der Wasserstrahl wurde einfach hinweggefegt. In kaun
iner halben Stunde stand der ganze Teil des Schlosses bB 3
um Dachgeschoz in Flammen. Der entstandene Brand-
cha den wird sehr verschieden berechnet; die Angaben schwanken
wischen 1000 000 und 2000 000 M. Genaue An⸗
aben lassen sich natürlich noch nicht machen, da nicht fest⸗
ieht, wie viel von dem kostspieligen Mobiliar gerettet werden
onnte. Das Schloß ist für 6170 000 Mubei verschieden
gersicherungsgesellschaften versichert. Die Großherzog in und
ie beiden Prinzen, die sich beim Ausbruch des Feuers
m Schlosse befanden, konnten auf der Nordseite im sogenannen
zurggarten ungehindert einen Wagen besteigen und die Scheo—
nsel rechtzeitig verlassen. Sie fanden für die Nacht Uner⸗
unft im Palais der Großherzogin Marie. Heute morgen über—
edelte die gesamte Großherzogliche Familie nam
zudwigslust, wo sie vorläufig Aufenthalt nehmen wird. Der
zßroßherzog weilte beim früheren Herzogregenten Herznt
zohann Albrecht in Wiligrad und traf bald auf der Bramus
elle ein; bis gegen 5 Uhr morgens war er im Schlosse anweseno.
W. Schwerin, 15. Dez. 3 Uhr nachts. Auch der Südflüge
jes Schlosses ist vom Feuer ergriffen worden. Darin befind et
ich der große Festsaal, der sogenannte Goldene Saal; er ist
ernichtet worden. Das Zimmer der Großzherzogin-Mutter Ang—
tasia wurde stark beschädigt. Der riesige Verbindungstumn
wischen der West- und Südseite steht in Flammen. Um 1 Un
achts explodierte dort das Jagdmunitionslager unter viertel⸗
ndigem Geknatter. Auch für den Nordwestflügel hesteht grße
zefahr. 212 Uhr nachts traf die Rostocker Feuerwehr ein. Seiit
Oi Uhr abends sind Soldaten mit der Beraung der Sachen
eschäftigt
W. Schwerin, 15. Dez. Um 3544 Uhr morgens war es den
reuerwehren gelungen, den Brand auf seinen Herd zu beschrän⸗
en. Die Hamburger Feuerwehr leistete tatkräftige Hilfe. Eir
Hrittel des Schloßzbaues, das ausschlieklich neuere Bauten um⸗
aßt, ist vernichtet worden. Verbrannt sind auker Mobilien
ostbare Gobelins und Gemälde, dagegen sind das berühmte
zauptportal und der Johann⸗Albrechtsbau mit wertvollen
kerrakotten verschont geblieben.
W. Schwerin, 15. Dez. Um 9 Uhr stellte die Hamburger
Wehr ihre Tätigkeit ein, während die Schweriner und Rostocket
Mannschaften die Ablöschungsarbeiten vornahmen. Etwa die
zälfte des Schlosses gilt als zerstört. die Wasserseite des
Z„chlosses blieb erhbalten
un
Ein Wintergewitter.
W. Berlin, 15. Dez. Das gestrige Wintergewitter mit
dem begleitenden orkanartigen Sturm und Regen hat mannig⸗
achen Schaden angerichtet. Die Feuerwehr wurde nach den
erschie densten Stadtteilen gerufen, wo entweder Schornsteine ab⸗
ustürzen drohten, oder große Bogenlampen heruntergerissen
ind Firmenschilder gelokert worden waren. Ein Blitzschlag traf
»en Turm der Kaiser⸗Wilhelm-Gedächtniskirche; er richtete zwar
einen erheblichen Schaden an, doch wurden die Sicherungen
es elektrischen Läutewerks durchgeschmolzen, infolgedessen konnten
bends die Glocken nicht geläutet werden. In Tegel ist ein Koh⸗
enkahn gesunken. Besonders stark hauste der Sturm in den
uadöstlichen Vororten. Der Müggelsee und die Wasserläufo
»er Gegend waren mit weißen Schaumkronen bedechkt, die sich
on der allgemeinen Dunkelheit grell abhoben. Das Thermo⸗
neter sand während des Gewitters auf Null Grad. Das Weih⸗
achtsgeschäft erlitt eine erhebliche Einbuße. Die Straßzen und
ie Bahnen waren während des größten Teils des Nachmittags,
ast leer. — Aus dem Gebiete des Thüringer Waldes wird be⸗
ichtet, daß dort gestern den ganzen Tag hindurch bei furchta
arem Weststurm Schneegestöber herrischte. Auf dem Inselberg
etrug die Schneehöhe stellenweise 50 cm.
W. Hamburg, 15. Dez. Ein orkanartiger Wind, begleited
on Hagel⸗, Schnee⸗ und Regenschauern, rafte am gelstrigen
Zonntag durch die Straßen und machte den Aufenthalt im
Freien beinahe unmöglich, was für die Geschäfte, insbesondere
nuch auf dem Dom einen grohßen Ausfall an Einnahmen be⸗
deutet. An verschiedenen Stellen wurden durch den Sturm
Zerkehrsstörungen verursacht. Auch im Hafen richtete der Sturm
licht unbedeutenden Schaden an und die Baltionen Stintfang
ind Stadtdeich kündeten nachmittags durch Sianalschüsse den
Fintritt von Sturmflut san
Schweres Eifenbahnmumglück.
W. Chemnitz, 15. Dez. In der 12. Siunde hat fich bed
Kraunsdorf ein schweres Eisenbahnunglück ereignet. Als der
etzte Zug den Tunnel des Harrasfellen passierte, stür zte
zieser zum Teil ein. Die Felsmassen begruben den Zug
inter sich. Bis jetzt sind vier Leichen geborgen worden,
zußerdem sind 7 Personen schwer und 27 leicht verletzt worden.
W. Chemnitz, 15. Dez. (Amtlich. Als der abends um
Uhr 7 Min. von Roßwein nach Chemnitz abgefahrene Per—
onenzug Nr. 1414 zwischen Gunnersdorf und Braunsdorf den
kunnel des Harrasfelsens passierte, stürzte die Stirnseite an
er Ausfahrt des Tunnels infolge einer erdbebenartigen Er⸗
chütlerung ein. Die heranbrausende Lokomotive fuhr auf die
⸗ümmer auf und blieb in den Steinmassen stesen. Die lechs