Full text: Lübeckische Anzeigen 1913 (1913)

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Ausgabe A F 
g Donnerstag, den U. Dezember 1913. 
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Abend-Blatt Nr. 627. 
— — 
Aus den Rachbargebieten. 
Hansestãdte. —*& — 
Hamburg, 11. Dez. Einen Ueberschußpon38000 
Mark hat das Chrysanthemumfest zum Besten der Hamburger 
Kolonial⸗Schwestern⸗Stiftung vom Roten Kreuz ergeben. 
Unglaubliche Roheit. Zwei Schulknaben im Alter 
von 14 und 16 Jahren verabredeten mit einem gleichaltrigen, 
von der Schule heimkehrenden Mädchen eine Kahnpartie auf 
dem Osterbedkanal. Die Jungen machten sich ein Vergnügen 
daraus, mit dem Kahn zu schaukeln, so daß das Mädchen ängit- 
lich wurde und anfing zu weinen. Dem Wunsche der Geängsteten, 
an Land gesetzt zu werden, kann man nicht nach. Unter einer Brude 
stürzte das Mädchen ins Wasser, das dort so tief, ist, daß es ihm 
weit über den Kopf geht. Das Kind kam wieder hoch und 
lonnte den Kahn erfafsen, an dem es sich krampfhaft festhielt. 
Die Burschen rifsen es los und stießen das Mädchen ins 
Wasser zurud. Die Rohlinge überließen die Unalückliche 
ihrem Schichsal und ruderten davon. Ein junger liebzehnjähriger 
Mensch bemerkte die im Wasser Treibende, von der nur der 
Kopf zu sehen war. Kurz entschlossen sprang er in den Kanal 
und brachte die völlig Erschöpfte unter Aufwendung aller Kräfte 
ans Ufer. Vorübergehende, die den Vorgang beobaächtet hatten, 
soraten dafür, daß beide in ihre Wohnungen gebracht und mit 
trockenen Kleidern versehen wurden. Das Mädchen ist so 
schwer erkrankt, daß ärztliche Hilfe erbeten werden mußte. 
Die rohen Burschen wurden der Polizei übergeben. 
Schleswig⸗Holstein. 
Ouidesloe, 11. Dez. Mit der Frage des Kreis— 
wuseums in Oldesloe hat sich Montag der Kreisausschuß 
öeschäftigt. Es wurde beschlossen, dem am Freitage stattfinden⸗ 
den Kreistage folgenden Antrag zu unterbreiten: „Der Kreistag 
wolle beschließen, in Bad Oldesloe ein Kreismuseum zu errichten 
und hierzu das nach dem Neubau der landwirtschaftlichen Winter⸗ 
schule freiwerdende bisherige Schulgebäude zu verwenden. Der 
Kreisausschuß wird beauftragt, wegen der Kosten der Ein— 
richtung, Unterhaltung und Ergänzung der Museumsgegenstände 
dem Kreistage geeignete Vorschläge zu machen. 
Segeberg,. 11. Dez. Verkauft hat Hofbesitzer Hinrich 
seinen Hof Birkenhain, 240 Morgen groß. für 144 500 Man 
einen Herrn aus Jeverland. 
Großherzoatum Oldenburg und Fürstentum Lübed. 
Ordenburg, 11. Dez. Landtag. Das Sonn—⸗ 
und Feiertagsgesetz erfährt in der Vorlage 21 
verschiedene Abãnderungen. Das Reformationsfest soll 
gesezlichen Schutz geniehen und andererseits soll eine 
Erweiterung der Tanzerlaubnis sür die Vorabende der 
Sonn⸗ und Feiertage eintreten. Der Verwaltungsausschuß 
hat sich damit Beschäfligt und kommt zu verschiedenen Anträgen. 
kine Ausschußmehrheit ist gegen das Reformationsfest als ge⸗— 
letzlichen Feiertag. Eine Minderheit ist der Meinung, daß für den 
Fall des gesetzlichen Schutzes für das Reformationsfest die Katho⸗ 
lilen nicht mehr als gleichberechtigt behandelt werden und stellt 
für den Fall des Schutzes dieses Festes den Antrag, den Katho⸗ 
liken auber dem Fronleichnamsfest auch das Allerheiligenfest zu 
chützen. Cine andere Minderheit befürwortet die Regierungsvor⸗ 
iage. Gegen die Erweiterung der Tanzerlaubnis an Vorabenden 
von Sonn⸗ und Feiertagen ist eine Ausschußminderheit. Eine 
andere Minderheit wünscht die Tanzerlaubnis an Sonnabenden 
iür Vereine und geschlossene Geseisschaften und nur das Ne— 
— 
öffentlicher Tanzlustbarkeiten. Cin Teil des Ausschusses wünscht 
die Vorlage dagegen in bezug auf die Tanzerlaubnis angenommen 
u sehen. Für den Fall der Annahme wird von der ersten Min⸗ 
»erheit beantragt, die Aemter bezw. Stadtmagistrate zu er—⸗ 
nächtigen, Ausnahmen hinsichtlich des Beginns der Märkte an 
Zonn⸗ und Feiertagen gestatten zu können. Die Aenderung 
er Gemeindeordnung wird bekanntlich durch Vorlage 8 
on der Regierung angestrebt. Sie soll derart erfolgen, daß 
ür die Stimmabgabe bei den Gemeindewahlen Wahlbezirke zu 
silden sind, und daß den Frauen der Gemeinde, die das 24. 
debensjahr vollendet haben, Sitz und Stimme in den Armen-⸗ 
ind sonstigen Ausschüssen gegeben wird. Ein Antrag Tappen⸗ 
eck wünscht hierzu, datz bei jeder Wahl zugleich Erfatzmänner 
ewählt werden. Ein weiterer Antrag Behrens wünscht die Wahl 
n Gemeinden von 2000 Einwohnern und mehr nach dem Ver— 
ältniswahlsystem, und zwar mit der Maßgabe, daß die Kan— 
„idaten. die nach den Gewählten die meisten Stimmen erhalten, 
ils Ersatzmänner gelten. Im Verwaltungsausschuß war man 
erschiedener Meinung. Ein Teil des Musschusses stellt sich 
iuf einen ablehnenden Standpunkt, weil die Vorlage den Er—⸗ 
vartungen und früheren Beschlüssen des Landtags nicht ent⸗ 
preche. Dieser Ausschußteil wünscht die Anträge der Abgg. 
Behrens und Tappenbeck der Regierung als Material überwiesen 
u sehen. Eine Minderheit ist sur Annahme des Gesetzentwurfs 
n der Fassung der Regierungsvorlage. Um die Annahme bezw. 
Ublehnung der Anträge Behrens und Tappenbeck bilden sich 
eils je eine Mehrheit, teils je eine Minderheit. 
OO Schwartau, 10. Dez. Unterstäützung von 
driegsveteranen. Der Vorstand des Verbandes der 
triegervereine sür das Fürstentum Lübeck beschloß hierselbsth 
sie Unterstützung bedürftiger und würdiger Kameraden. Es 
agen 82 Gesuche von Kameraden und 11 von Witwen vor. 
zur Versütung standen 1400 M. Von den ältesten Veteranen, 
en 1848ern, die bevorzugt wurden, erhilelten acht eine gleich 
sohe Unterstützung, während 50 Veteranen von 1866 und 
870/71 jie nach Lage der Verhältnisse ihre Anterstützumg— 
mpfingen. Das Komitee der „Kolberg“Aufführung in Eutin 
jatte aus dem Reingewinn der Aufführung 780 Mabestimmt 
ure/ Verteilung an Kriegsveteranen. Es wurden 30 Veteranen 
borgeschlagen. 
E — 
findet in Schwarzenbek statt. — Der Kampfgenossen—⸗ 
und Kriegerverein feierte Sonntag die Erinnerung an 
»en Tag von Loigny. Die Festrede hielt Oberlt d. R. Rektor 
Dielmann. Das reichhaltige Programm wies außer Konzertvor—⸗ 
rägen ein Theaterstück, Gesangvorträge, Darbietungen eines 
Zitherklubs u. a. auf. 
Großherzoatũmer Medlenbura. 
* Rehna, 11. Dez. Im Bund der Sandwerker, 
Drtsgruppe Rehna, erstattete der Obmann, Schmiede⸗ 
neister Japp, zunächst Bericht über den meclenburgischen Hand⸗ 
verkertaa in Schwerin, worauf die vom Bund vorgeschlagenen 
Aenderungen resp. Zusätze zur Gewerbeordnung durchberaten 
ind weitere Vereinsangelegenheiten besprochen wurden. Für 
Monat Januar 1814 ist eine öffentliche Versammlung in Aus⸗ 
icht gestellt, in welcher über Zwecke und Ziele des Bundes 
er Handwerker ein Vortrag gehalten werden soll. — 
Zaatenstand. Der um Anfang Dezember d. J. aufgenom⸗ 
nene statistische Bericht über den Stand der Saaten im Bezirk 
sehna bezeichnet: Winterweizen und Winterroggen mittel⸗ 
rãßiq. 
Vermischtes. 
HKleine erelne usn. In fast ganz Schlesien 
rat in der Nacht zum Dienstag bei stürmischen Wetter starker 
Ahneefallein, Der Verkehr ist erschwert. dagegen ist das 
Better dem Wintersport günstig. — LA, Ddrei uͤmherziehende 
schirmflickr er mordeten in einem Gasthaus zu Er.Klonia, 
die aus Bromberg gemeldet wird, eine Frau Luise Rother. 
ie dort übernachtete, und beraubten sie ihrer Barschaft. Die 
Täter wurden verhaftet. 
Für das Denkmal zu Ehren der Königlich 
Deutschen Leg ion in Sannover sind bisher 20445,25 
Mark eingelaufen. 
Winterwetter in Savoyen. Ein verheerender 
S„chneesturm weht seit zehn Stunden in den Bergen und den 
her gelegenen Ortschaften von Ober⸗Savoyen. In vielen Ort— 
chaften liegt der Schnee auf den Straßen in einer Höhe von 
0 Zentimetern. Viele Bergdörfer sind eingeschneit. Mehrere 
Personen wurden bereits als vermißt gemeldet. Die Schulen 
ind geschlossen worden. 
Wolkenbrüche und Schneestürme in Südfrank— 
ne ich. Wolkenbruchartige Regengüsse und heftige Schneestürme 
ind in ganz Südfrankreich niedergegangen und haben 
ein weiteres Steigen der Rhone und Saone zur Folge 
sehabt. Besonders in der Gegend von Lyon ist die Situation 
esorgniserregend. Mehrere Dörfer sind eingeschneit und die 
kisenbahnverbindungen zwischen Aix⸗les-Bains und Chambery, 
dwie zwischen dem Suüden und Paris sind unterbrochen. 
DT. Ein Jahr vier Monate Zuchthaus wegen 
Fälschung von Rennwettelegrammen: Das Schwur— 
jericht in Dortmund verurteilte nach dreitägiger Verhandlung 
ie Oberassistenten Spickermann und Meyer wegen Fälschung von 
ennwettelearammen aus gewinnsüchtigen Absichten zu je einem 
jahr vier Monaten Zuchthaus und den Schneider Faupel aus 
Anna weoen Anstiftung hierzu in vier Fällen zu zwei Jahren 
Zuchtbaus. 
70. Der mißlieb ige Tango. Auch in kanadischen 
dofkreisen hat, wie uns aus Ottawa gemeldet wird, 
»er Tango keinen Anklang gefunden. Der Herzog und die 
bͤerzogin von Connaught haben auf allen vizeköniglichen Bällen 
ßen Tanao verboten 
Lauenbura. 
2 Mölln, 11. Dez. Eine außerordentliche 
dreislehrerversammlung war Sonnabend auf An— 
rag der Ortsvereine zu Sandesneben und Groh-Berkenthin nach 
sier einberufen worden. Vom Vorstand des Provinzialvereins 
var Seminarlehrer Rottgardt, Segeberg, erschienen. Auf der 
Tagesordnung stand als Hauptpunkt ein Vortrag von Lehrer 
Zgruns, Niendorf, über den gegenwärtigen Stand der Be'ol— 
ungsangelegenheit. Eine von dem Redner eingebrachte Ent— 
chliekung.betr. Besoldungskafsen gelangte nicht zur Annahme, 
iielmehr stellte sich die Versammlung nach längerer Besprechung 
nif den Boden der gelegentlich der Provinzialversammlung in 
Westerland gefaßten Beschlüsse, die auch durch die Delegierten 
ves Provinzialvereins auf dem Preußischen Lehrertage in Posen 
zertreten werden sollen. — Darauf wurde noch über d'e neue 
dreiskarte verhandelt, deren Herausgabe sich noch immer ver—⸗ 
ögert hat. Rektor Sörensen-Lauenburg bearbeitet die Geschichte 
es Herzogtums Lauenburg in ihren Beziehungen zur deutschen 
Seschichte. Die Lehrer Dettmann und Koch aus Lauenburg sind 
nn ihrer Bearbeitung der Heimatkunde unseres Kreises rüstig 
»nirfte geschritten Pie naächste ordentliche 
Neue Erwerbungen der Stadtbibliothek. 
Novenber 1913. 
Altarschrein, Der, von Hans Memling im Dom zu Lübed. 
Lübed (1912). 
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9 7 — 
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Fag dee, Wah, Cin Frühnng Beun i 
Rghehgen s 8 nee cas der Geschichte der graphischen 
Aunslanstat 5. 6 Radicene in Lube uben 1813 )9p 
R — gi Die Bromdbeeren der ünigegend von Lübed S. A. 
Rguers, Friedr, Bremer ichte im 19. Jahrbundert. 
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e B. s Lübeds groher 3 sebuch 
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Berlin 19128 — 
—A 
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Zierow, W., Irdgeruch. Heimatbilier un lütt Geschichten ut 
Meckelborg. Parchim o. J. 
Zzůcherschau. 
— 
ünein fort. In neuen Karten löst er die Grenzenverwirrung des 
Balkan oder der Mongolei und zeigt die Vergrößerung unmserer 
dolonien durch die Erwerbung von Neukamerun so gut wie die 
neden letzten Jahren stark fortgeschrittene kulturclle Erschließung 
inseres afrikanischen Besitzes. Kurz, wer sich irgend in der heufigen 
Welt zurechtfinden will, wer sich nicht vergeblich den Kopf ger— 
rechen will, über die neuesten Ergebnifse der Geschichte und Natur⸗ 
wissenschaft, der Medizin und der Technik, wer nicht sinnlos die 
Tageszeitungen lesen will, die ihm die Bekanntschaft mit Radio— 
horium oder Serumkrankheit, mit Reststrahlen oder Nervenpunkten, 
nit Stillprämien oder Amerikan drinks, mit Cut awayh oder Tpo— 
tep ohne weiteres zutrauen, der sollte nicht versäumen, sich ein 
dandexemplar des Kleinen Brockhaus beim nächften Buchhändler 
zu ersteigern. Im Gegensatz zu Lohengrin singt der Kleine Brock 
haus: „Stets sollst du mich befragen!“ und er wird seinem Be— 
autzer regelmäßig Anlaß geben einzufallen:? „Nun sei bedankt. mein 
ieber Schwan!““.. 
Tom und die Welt. Roman von J. Philipp-Hergesell. 
Berlin W 15, bei Oesterheld & Co. Preis M4(4 58) Der 
Roman sucht die Atmosphäre jener merkwürdigen Zeit wiederzugeben, 
za sich in Berlin die ersten Anzeichen der neuen deutschen Kunst⸗ 
»ewegung bemerkbar machten. Die besten Geister jener Tage suchten 
der politischen und wirtschaftlichen Wiedergeburt des deutschen 
Reiches auch eine geistig-kulturelle hinzuzufügen. Vor dem Hinter- 
zrunde dieses Ringens um geistige und kuͤnstlerische Werte spielt sich 
— 
jat zum Helden keinen jener kühnen und lauten Sturmläufer ge— 
vählt, deren Namen heute in aller Munde sind, sondern einen jener 
Aunbekannten und vergessenen Kämpfer, eine feine, äußerst empfind— 
liiche Künstlerseele, in der das Elend der Zeit sich schärfer wider⸗ 
spiegelt und tiefere Eindrücke hinterlassen. In fein gesehenen Bildern, 
nyrachtvollen Episoden die Farben und Leben vom Leben der 
Wirklichkeit erhalten, sehen wir den zarten Tom Nolle durch seine 
Zeit und sein Schicksal wandeln und schließlich als schweigendes 
Zpfer der Welt und seiner Zeit fallen. Das Buch wird zweifellos 
ils Schilderung eines Menschenschicksals aus einer nahen und doch 
schon freniden Zeit in weitesten Kreisen von sich reden machen. 
Peter Behrens. UÜber diesen hat Dr. Fritz Hoeber ein 
Buch geschrieben, das in der neuesten Nummer (Geft il, Jahrgang Xii) 
er bei Cassierer erscheinenden. Kunstzeitschrift , Kunist und Künstler“ von 
darl Scheffler besprochen wird. Es heißt da ..Peter Behrenus 
st fünfundvierzig Jahre alt, er baut noch nicht seit 15 Jahren, 
die Meinungen uͤber den Wert seiner Architekturen sind noch geteilj 
and es ist noch nicht abzuschen, wie sich der Künstler weiter ent 
vickeln wird — und schon schreibt ein leidenschaftlicher Bewunderer 
hm und seinem „Lebenswerk“ eine Biographie. ...... Er behandelt 
deter Behrens, als sei er ein alter Meister, den man schon obiektiv 
verten könne, er ist an seine Augabe mit streng wissenschaftlicher 
MNethode herangegangen. ... geht chronologisch von Werk 
zu Werk, wobei er zu verschiedenen Weriungen, ob etwas gut oder 
nißalückt sei, nicht kommt. ...... In Hoebers Denken und Be— 
chreiben ist im übertragenen Sinne viel von dem Stereometrischen 
der Behrenschen Kunst, ....., Ein Schrijtsteller, der selbst von 
der Zeit etwas will, sollte nicht „wissenschaftlich“ die Biographie 
eines Fünfundvierzigjährigen zu schreiben umnternehmen, sondern 
ollte den Künstler, der von den Gefahren einer abtraiten 
Heistesrichtung fortgesetzt bedroht wird, mächtig an— 
pornen, das Intuitive, das Lebendige, Menschliche und Elementare 
einer seltenen Natur immer nachdruͤcklicher noch in seinen Bauten 
ervorzuheben. 
Brockhaus' Kleines Kounversationslexrikon ist 
n neuer Ausgabe 1914 erschienen. Dieses Adreßbuch der geiftigen 
Nillionäre, die gottlob etwas zahlreicher sind als die Fürfien des 
uren Manimmons, — ist es nicht ein friedlicher Kongreß aller 
doxyphäen in Politik, Kunst und, Wissenschaft der Vergangenheif 
ind besonders der Gegenwart? In dieser Wathalla der ausgleichenden 
zerechtigkeit scheinen alle Gegensätze ausgelöscht, und die heftigften 
jeinde müssen sich wohl oder übel gelten lassen. Da tauschen der 
ieue Kronprätendent von Albanien, Prinz von Wied, und der Held 
es Halbmonds, Schewket Pascha, in aller Ruhe ihre Lebensdaten 
ius: die neugewählten Könige erhalten nicht mehr Zeilen als die 
jestürzten oder die Revulutionäre der Gegenwart, und die neuge— 
ackenen Diplomaten des Balkan oder des jungen Chinas werden 
at dem gleichen einfachen Zeremoniell empfangen wie die neuen 
Ninisterpräsidenten, Staatsmänner und kommandierenden Generale 
zuropas. Hier hat Wolfgang Heine keinen Ordnungsruf vom Reichs 
agspräsidenten Kämpf zu fürchten, und Matthias Erzberger wird 
enau so behandelt wie Dietrich Hahn. Der Kleine Brockhaus macht 
eine Reverenz vor den ausländischen „Freunden“ Deutschlands 
ulà Haldane und Sassonow, und fürchtet sich ebenso wenig vor 
»einen Feinden: ob sie wollen oder nicht, Cambon oder der Abbe 
Vetterle müssen sich in das deutsche Alphabet schicken. Er verzeichnet 
»hne mit der Wimper zu zucken, den Wehrbeitrag und die Jort- 
chritte des Panislaniismus und freut sich nur im stillen, wenn er 
eine lange Liste tüchtiger, deutscher Männer aus allen Gebieten 
ffentlicher Betätigung in sein goldenes Buch eintragen darf. Doch 
vo ein Ende finden bei dieser ungeheuren Heerschau, die der Kleine 
Brockhaus in hirzen Zwischenräumen immer aufs neue über alle her— 
„orragenden Köpfe der Gegenwart abhält! Alles, was die Gegen— 
vart, bewegt an Problemen und Aufgaben, was uns tagtäglich 
zeschäftigt, soweit wir uns denkende Stagtsbürger nennen wollen,. 
s da sind Schulwesen und Arbeiterverficherung, Frauenfrage und 
dinderarbeit, Heer und Flotte usw. — alle diese unerschöpflichen 
kagesfragen mit ihren von Jahr zu Jahr wechselnden Resultaten 
reitet der Kleine Brodhaus in knappen und klaren Übersichten 
wr uns aus und führt sie unmittelbax bis an die Schwelle der 
segenwart, ia, wie 5 B. bel Heer und Flotte bis in das Jahr 1914
	        
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