Full text: Lübeckische Anzeigen 1913 (1913)

„Nationaltidende“ erklärt unterm 3. Dezember d. J. 
usdrücklich ihre volle Zustimmung zu dem Plan einer als⸗ 
aldigen Herstellung der Masnedsundbrücke, sowie zu folgenden 
ußerungen des von ihr befragten Vorsitzenden des danischen 
hmarnbahnkomitees, Etatsrats C. A. Olesen; 
Es ist nicht Abgeneigtheit, gegen Kiel, die uns zu unserm 
Vorgehen bestmimt wir haben ja lange Zeit hindurch mit 
Zchleswig, und Holstein in Handelsbeziehungen gestanden — 
ber es ist durchaus leine Möglichteit dafür vorhanden, daß 
ie Kieler Linie so schneli und bequem wie die Fehmarn-Linie 
berden sann. Und um2 Saächen kann Kiel nicht herumkommen, 
ramslich einmal. um den Jangen Seeweg und dann um 
zie greben Unannethmlichteiten, die mit der Um-⸗ 
adung der Güter in Kiel und auf der anderen Endstation ver, 
„unden sind, mag diese nun Korsör, Nakskov oder Rödby sein.“ 
Politiken“, hekanntlich jetzt regierungs-offiziöses Blatt 
n Kopenhagen, faßt in einem längeren Leitartikel vom 29. No— 
lember, in weichem die von Kiel behauptete Möglichkeit einet 
bkürzung der Reisedauer Hamburg⸗-⸗Kopenhagen auf 
EStunden zufolge der dänischen Schiffahrtserfahrungen lebhaft 
ezweifelt und im ührigen allen Kieler Berechnungen die in 
dem Fall fürzere Reisedauer über Fehmarn entgegengestellt 
nird, seine Betrachtungen wie folgt zusammen: 
Wenn Kiel nur sachnche Verkehrsinteressen hätte, auf 
ie Sseinen Widerstand stũtzte, so wäre der Streit schnell 
ibgetan.“ 
Riget“ schreibt unterm 26. November; 
Auf deutscher Seite wird mit der größten Energie gez 
Tbeitet. die besimögliche Berbindung zwischen Westeuropa und 
Ztandingvien herzusteisen. Es ist nur gut, feststellen zu können, 
aß diese Bestrebdungen gleichen Anstrengungen auf 
änischer Seite begegnen.“ 
In Norges Handels-og Sißfartstidende“ 
vom 12. Rovember d. J. faßt ein norwegischer Berichterstatter 
as Ergebnis seiner Unterredung, mit dem dänischen Verkehrs— 
ninister Hassing-Idrgensen wie folgt zusammen: 
Nach diesen Auslassungen kann man wohl davon aus—⸗ 
gehen, daß die Sache guf dänischer Seite glatt gehen 
wird, wenn sie auf deutscher Seite reif zur Durchführung ge— 
worden ist.“ 
Auch in Holland und Belgien, so z. B. in der vom 
holländischen Handels⸗ und Acerbauministerium herausgegebenen 
zrotzen Wochenschrift Sandelsberichten, in dem 
„Niceuwe Courants‘,, sowie im Brüsseler „Matin“, wird 
die Fehmarnroute sympathisch besprochen und beispielsweise im 
etztgenannten Blatt hervorgehoben datz die Route „Belgien 
m, höchsten Grade interessiert. Man müsse deshalb hoffen, 
vaß die bestehenden Schwierigkeiten bald behoben werden.“ 
Der Bürgerausschuß beautachtete in seiner heutigen 
Sitzung u. a. die Senatsanträge auf Anschaffung eines vierten 
tanal⸗-Schleppdampfers zum Betrage von 48 000 M, sowie den 
Antrag auk Aufhebung der Wegegemeinden Gneversdorf, Siems 
ind Genin. Der Senat machte in der Sitzung Mitteilung von 
»en vorkäufigen Anordnungen zur Erhöhung der Feuersicherheit 
m Gebiete der Holzlagerplätze am Hafen, die in der Schaffung 
einer eigenen Polizeiwache, einer Feuerwache und einer Hoch— 
uckwasserleitung unmittelbar aus der Trave im Gebiet der Holz⸗ 
agerplãtze besteht. Weitere Maßnahmen sollen sich richten 
ruf Regelung des lokalen und durchgehenden Verkehrs von der 
Wasserseite nach den Holzlagerplätzen. Endlich ist die Beschaffung 
eines eigenen Löschbootes in Aussicht genommen. Wegen der 
Bewilligung der Mittel für die Durchführung der in Aussicht ge— 
nommenen Maßregeln behält sich der Senat das weitere vor. 
— Die Mitlgenehmigung wurde erteilt zu den Senatsanträgen 
auf Bereiistellung von 300 Mefür Hilfsunterricht in der See— 
naschinistenschule, sowie 2000 Mäals Nachbewilligung für die 
Kosten der Travenbeleuchtung und 4790 Mefür den Anbau von 
zndranten im Stadtteil und Knrort Travemünde. — Einige 
veitere Beratungsgegenstände fanden ihre Erledigung, andere 
vurden auf die nächste Sitzung vertagt. 
0o Die neuere Entwickelung der Lebens⸗ und Vollswver⸗ 
icherung. Ueber dieses Thema sprach Dienstag abend in der 
Hesellschaft zur Beförderung gemeinnütziger Tätigkeit der Direk—⸗ 
or der Landesversicherungsanstalt der Hanfestädte, Herr Gee⸗ 
zeimrat Bielefeldt. Jahrzehntelang, so führte der 
hedner einleitend aus, habe unter den Völkern geteilte Mei⸗— 
mung darüber bestanden, ob die Sozialversicherung eine 
zwangs⸗ oder eine freiwillige Versicherung sein müsse. Auf 
dem Arbeiterversicherungskongreh in Rom im Jahre 1908 sei 
unter den Ländern ein Uebereinkommen dahin erzielt, dak 
die Grundlage jeglicher Sozialversicherung nur auf dem Wege 
der Zwanagsversicherung geschaffen werden könne. Auch dann 
»leibe noch genügend Spielraum für die Entwickelung der frei⸗ 
willigen Versicherung. Während Deutschland seit jeher die 
Zwangsversicherung als das einzig richtige anerkannt habe und 
alles nur denkbare, zuletzt wieder durch die Einführung der 
Angestelltenversicherung, zur Sicherstellung der breiteren Volks— 
chichten geschehen sei, habe man jetzt auch in England und 
Italien die Zwangsversicherung in die Praxis umgesetzt, wäh—⸗ 
tend in Frankreich und Belgien ein diesbezüglicher Gesetzentwurf 
»orliegt. In Deutschland könnte eine weitere Verbesserung 
im besten durch eine freiwillige Versicherung geschehen. doch 
rollte der weitere Ausbau nicht auf dem Wege der Renten-, 
ondern auf dem der Kapitalversicherung erfolgen. Die Renten— 
»ersicherung versage in ihrer Wirkung da, wo plötzlich der Tod 
»es Versicherten eintrete, oder wo keine oder nur er wachfene 
dinterbliebene vorhanden sind. In den verfschiedensten Fällen, 
o fuͤr die Erziehung der Kinder, bei der Beschaffung einer Aus— 
tattung, der Grumdung eines eigenen Heims oder Geschäfts usw. 
ei eine Kapitalversicherung weit wertvoller als die Renten⸗ 
etsicherung, die hier gar nichts leisten könne. Es würde nahe 
gzelegen haben, in Deutschland, nachdem man das Bedürfnis einer 
ʒerartigen Volksversicherung erlannte, eine Kapitalversicherung 
ver jetzt bestehenden gesetzlichen Verficherung anzugliedern und 
ieben der freien Zusatzrentenversicherung auch die freie Zusatz⸗ 
apitalversicherung einzuführen. Leider sei das abgelehnt wor—⸗ 
den, während es dem Versicherten in Frankreich freistehe, bei 
einer gewissen Höhe der Beiträge diese als Renten- oder als 
Kapitalversicherung zu verwenden. Der Vortragende beleuchtete 
dann die früheren vergeblichen Versuche, eine Volksversicherung 
auf gemeinnütziger Basis und durch Gründung eines Prämienschutz⸗ 
onds einzuführen. Die neuere Bewegung der Volksversiche rung 
gehe von drei Gesellschaften aus, der Voltsfürsorge, dem Berbans 
der öffentlichen Lebensversicherungsanstalien und der Deutschen 
Lolksverlicherungs⸗A.⸗«G. Der Redner gab ein Bild von dem 
Wesen und den Zielen dieser Versicherungsgesellschaften, die sich 
nemeinsam dadurch auszeichnen, daß sie alle in gemeinnütziger 
ind uneidennütziger Weise für das Problem der Volks versicherung 
virlen. Die stetig steigenden Bedürfnisse unserer Bevölkerung 
erschwerten eben vielfach den Abfchluß einer solchen Verficherung 
kin wirlsames Förderungsmittel konnten hier die seitens des 
Ztaates oder anderer Institute zu leishenden Prämienzuschüffe 
ilden, durch deren Gewährung z. B. in Belgien das Versiche⸗ 
unasapital in einigen Jahren von 31 auf 208 Millionen ge— 
tiegen sei. Besonders in Neuchatel, einem Kanton der Schweiz 
nit 126 000 Einwohnern, habe sich die gesetzliche Regelung, 
wonach jeder Einwohner vom 18. Lebensjahre au vhne Rüd— 
icht auf den Gefundheitszustand versicherungsfähig sei. und wo 
der Staatszuschuß jährlich durchschniftsich etwg 75 000 Frs 
etrage, außerordentlich bewährt. Die Versicherung sei eine 
denten⸗ oder Kapitalversicherung nach Wahl und hätten fich 
znde 1911 über 10 60 der ganzen Bevölkerung unter großer Be— 
orzugung der Kapitalversicherung freiwillig versichert gehabt. In 
„eutschland beständen diese Vrämienzuschüsse bereits bei der 
deichspostz und Telegraphenverwaltung, bei der Firma Krupp, 
ei dem Verein für bergbauliche Interessen und bei der Landesver- 
cherung der Hansestädte. Erfolg mit der Volksversicherung 
ätten in Lübeck nur die Volksfürsorge und der Verband der 
sfentlichen Lebensversicherungsanstalten gehabt. Zum Schluß 
ing der Vortragende auf den in Lübeck gegründeten Verein 
ir Volksversicherung ein, der es sich zur Aufgabe machte, Rat—⸗ 
hläge beim Abschluß einer Versicherung, Prämienzuschüsse oder 
uch Vorschüsse zu gewähren, Vermittlung von Hypotheken 
inzuleiten usp. Trotzdem er vielfach und ganz mit Unrecht 
ekämpft worden sei, habe er über alles Erwarten große 
trfolge erzielt. Mit Hilfe des Vereins seien im Laufe von 
rehreren Monaten über 600 000 MuVolksversicherung abge⸗ 
chlossen worden. Mit Bedauern habe der Verein gesehen, wie 
ich die drei Gesellschaften für Volksversicherung auch in Lübeck 
ufs schärfste befehdet hätten. Jetzt endlich sei es dem Verein 
elungen, den Kampf für Lübeck zwangsweise auszuschalten. 
)er Verein für Volksversicherung habe stets über den Parteien 
estanden, die Gesellschaft, mit der er arbeitet, müsse nur 
emeinnützig wirken. Auch der Widerstand der großen Lebens⸗ 
ersicherungsgesellichaften gegen den Verein sei völlig unbe— 
echtigt. Außerordentlich erfreulich sei es, daß nun in Lübeck auch 
och ein Gesetzentwurf vorliege, der die gleichen Bestrebungen 
inktionieren will. Wenn er Gesetz werden sollte, würde er das 
este und ein gutes Vorbild einer gemeinnützigen Kapitalver⸗ 
cherung in Deutschland sein. Mit dem Wunsche, daß er Lübeck 
um Soegen gereichen möge, schloß Herr Geheimrat Biele⸗- 
elndt seine Ausführungen. 
Nationall'beraler Verein sür Lübeck und Umgebung. 
zestern (Dienstag), den 9. Dez., abends 822 Uhr, fand im 
zürgerverein die ordentliche Mitgliederversammlung des Vereins 
att, auf deren Tagesordnung der Jahresbericht, die Ersatz- 
»ahlen iür den Vorstand, der Kassen⸗ und Revisionsbericht der 
lechnunosprüfer und die Wahl der letzteren stand. Den Jahres⸗ 
ericht erstattete der Vorsitzende Herr G. Cloß über das ver—⸗ 
ossene Vereinsjahr, indem er ein überaus anichauliches Bild von 
em bewegien politischen Leben des letzten Jahres gab, alle 
ichtigen Begebenheiten und Vorgänge in der Partei und im 
zereinsleben schilderte, eingehend den Segeberger Parteitag und 
ie preußischen Landtagswahlen, sowie die Vorbereitungen dazu 
n Landesverband von Schleswig-Holstein, Lübeck und Lauen— 
urg behandelte und kurz die in Lübeck im vergangenen Jahre 
bgehaltenen politischen Versammlungen erwähnte. Bedonders 
edachte er noch der letzten Bismarck-Gedenkfeier in der Schiffer— 
esellschaft, die einen so überaus patriotisch-schönen Verlauf haupt— 
ichlich dadurch genommen habe, daß sich der Landesvorsitzende 
ind Landtagsabgeordnete Dr. Schifferer und Herr Direktor Prof. 
»x. Reuter als Redner zur Verfügung gestellt haben. Das 
»enkmal des Altreichskanzlers wurde, wie alljährlich, durch einen 
orbeerkranz geschmückt und auch an der Bismarckfeier auf dem 
zariner Berg hat der Verein wieder teilgenommen. Der Be— 
icht wurde mit besonderem Beifall von der Versammlung ent— 
egengenommen und dem Vorsitzenden dafür der Dank ausge— 
prochen. Der zweite Punkt der Tagesordnung, der die Erfatzwahlen 
um Vorstand betraf, ergab die Wiederwahl des 1. Vorsitzenden 
»errn Ingenieur G. ClIoß, sowie die Neuwahl zum 2. Vor⸗ 
benden an Stelle von Herrn Frahm, der nach Altona ver— 
ogen ist, Herrn Dr. Gebhard; beide Herren mit allen gegen 
ne Stimme gewählt. Ferner wurden wiedergewählt die aus— 
heidenden Herren: Albrecht, Bauer und Bever, Oskar 
Varncke und Oberlehrer Bong-Schmidt und neugewählt 
ie Herren Oberlehrer H. Knoke und Fabrikant Schramm. 
)en Kassenbericht erstattete sodann Herr K. Rieger, der eben— 
ills, da die Rechnungsprüfer keine Erinnerungen gesunden hatten, 
enehmigt wurde. Der Kassenbestand belief sich im Vorjahre 
uf 608,28 M, die Einnahmen pro 1912/13 betrugen 2002 — 
ie Ausgaben 2172,05 M, so daß der Bestand pro 28. Febr. 1913 
en Betrao von 528,28 Muverzeichnet. Als Rechnungsprüfer 
vurden die Herren W. Dahms und G. Esmarch wieder- 
ewmählt. Zum Schluß berichtete der Vorsitzende noch über die 
deichstaasfraktions-Kommission für Arbeitswilligemschut 
Zu dem Unfall im Hochosenwerk. In unserem Morgen⸗ 
latt Nr. 622 brachten wir eine Notiz über einen Unglücdsfall 
uf dem Hochofenwerk unter „Stadtteil Schlutup“. Da 
ie Sektion erst vorgenommen werden mußte, konnten wir uns 
gebotener Reserve nur äußern, daß wir sagten, „der Tod 
»Il durch Einatmung giftiger Gase eingetreten sein“. Der 
übecker Volksbote bemutzt diese Mitteilung, um eine sensationelle 
artarennachricht mit den üblichen Ausfällen gegen das Hoch— 
fenwerk daran zu knüpfen. Er schreibt in seiner Dienstag⸗ 
usgabe: „Wieder ein tödlicher Unglücksfall auf dem Hoch⸗ 
fenwerk“, zitiert dann die Notiz und sagt ferner, innerhalb 
ier Tagen sei das der vierte tödliche Unglüdsfall auf dem 
derk! Diesem Vorgehen, bevor noch die Untersuchung 
gend etwas ergeben' hat, gleichsam dem Werk aus dem 
wiß bedauerlichen Vorfall einen Vorwurf zu machen, gebührt 
ne energische Zurücweisung. Inzwischen ist die Sektion des 
runglüchten Arbeiters erfolgt und es hat sich einwandsfrei 
ne Kohlenoxydgas-Vergiftung ergeben. Es liegt hier aber 
eder ein Verschulden des Werkes, noch überhaupt ein Betriebs— 
nfall vor, sondern Klos ist durch eigenes Berschulden erstickt, 
zeil er entgegen den Vorschriften in seinem Arbeitsraum ein 
rimitives Koksfeuer angezündet hat und hierbei durch aus⸗ 
römende Kohlenoxydgase erstidt worden ist. — Wir leben 
er Erwartung, daß der Volksbote von dieser Feststellung qe— 
ührend Kenntnis nehmen wird. 
Zur Verhaftung der Wänzendiebe, über die wir bereits 
)ienstag morgen kurz berichteten, wird uns aus Schönberg 
M. noch folgendes mitgeteilt: Die Diebe, die in der 
acht zum 6. Dez. mittels Einbruchs den großzen Münzen⸗ 
iebstahl in Lübed verübten, sind durch Vermittlung der 
zolizei in Schönberg i. M. am Sonntag in Schwerin bder— 
aftet worden. Die Einbrecher müssen sich noch in der 
etreffenden Nacht nach Schönberg begeben haben; denn am 
zonnabend gegen Mittag wurden sie dort auf dem Bahnhofe 
agetroffen, wo sie sich Fahrkarten gelöst hatten und nach 
ichwerin fahren wollten. Der Schönberger Gendarm Fraedrich 
evidierte sie und konnte so ihre Namen Echlossergesellen 
»riesen und Kreutzfeldt) feststellen. Er ahnte aber nicht, dah 
Res mit Einbrechern zu tun hatte. Erst später stellte es sich 
eraus, dah sie in einer Gastwirtschaft und in einem Kauf— 
nannsladen von den gestohlenen Münzen ausgegeben hatten. 
zofort wurde die LUbeder Polizei davon in Kenntnis 
esetzt. und auch bald darauf konnte in Schwerin, wohin sich 
Einbrecher tatsächlich begeben hatten. die Verhaftung er— 
2100*. 
„PYSie Schmiedemeister der Prodinz SchleswigsHolstein. 
damburgs, Lübecks und Lauenburgs hielten im Hötel Union 
n Neumünster unter Leitung von Rosloff, Altona, eine mehr 
undige Versammlung ab. Der Vorsitzende des Bundes deut⸗ 
her Echmiedeinnungen. E. Scholz, Betlin, teiste mit, daß in 
)eutschland 14 Bezirksverbände bestehen, die über 16 000 Mit- 
lieder verfüggen, und da bisher noch der Rorden mit 3000 
Mitgliedern fehlte, wurde nun dringend zur Bildung des 15. Be 
irksverbandes und zum Anschluß an den Deutschen Schmiede⸗ 
zund geraten. Die Versammlung erklärte sich dafür und be 
raute mit der Leitung Dammermuth, Hamburg. 
0- Verschleppter Ascheimet. Vor der Polizeiwache am 
zurgfeld wurde in der Nacht zum Dienstag, dem, 9. Dez, 
in fast neuer, schwarz lackierter Ascheimer, der wahrs heinlich 
on Unfug treibenden Personen dorthin verschleppt worden ist, 
efunden. Er wird an der betreffenden Wache aufbewahrt. 
der unbekannte Eigentümer wird erfucht, sich zu melden. 
o. Stadttheater. Aus der Theaterkanzlei schreibt man 
ins: . Die morgen Donnerstag) stattfindende Lohengrine 
luffuͤhrung verdient ein erhöhtes Inserefse dadurch, daß sich die 
agendlich dramatifche Sängerin des Stadttheaters in Mülhausen 
. E., Frl. Bertha Hügli, als Elfa dem hiesigen Theater 
»ublikum vorstellen wird. Den nbrigen Hauptrpartien ist die be⸗ 
vährte Besetzung der vorausgegangenien Aufführungen geblieben. 
P. Der Vorstand des Vaterstädtifchen Vereins von 1883 
veist darauf, hin, daßz heute (Vittwochs abend 8u5 ühr in 
en Zentralhallen eine Mitgliederversammlung faattfindet. 
'agesordnung: Besprechung der letzten Bürgerjchaftswahlen. 
Neueste Nachrichten und Telegramme 
der „- A.e nud æ.. 
Die Presse zur Kanzlerrede. 
Berlin, 10. Dez. Zum gestrigen Auftreten des Reichs 
anzlers im Reichstage uhert die Vossische Zeitung: Reichs 
anzler v. Bethmann Hollweg kann der Sozialdemokratie dank⸗ 
ar sein. Als gestern der Genosse Scheidemann geredet hatte, 
bar der Eindruck ziemlich allgemein der, daß es sich der leitende 
ztaatsmann kaum besser hätte wünschen können. In der Ver— 
irteilung der militärischen Uebergriffe war, wenn man von den 
donservativen absieht, alle Welt einig. Daß der Reichskanzler 
arum seine Entlafsung erbitten oder erhalten werde, hat nie— 
rand erwartet. Unter diesen Umständen war die Taktik, die 
heniger auf eine Zurückweisung des Militärs in die gefetzlichen 
chranken, als auf eine parteipolitische Ausbeutung der jüngsten 
reignisse ausgeht, ganz geeignet, die Tatsache in die Erinnerung 
urückzurnsjen, daß die Mehrheit vom 4. Dez. alles eher als 
ine einheitliche Masse, eine geschlossene Phalanx für die Zu—⸗ 
unst ist. Die Herren Spahn und Bassermann lieken darüber 
estern gar keinen Zweifel. 
— In der Germanig heißt es: Allzu straff gespann'. 
erspringt der Bogen, Was der Kanzler nicht gerne tut, hat 
r gestern getan, er hat es nicht ohne Geschick getan. Er ant— 
vortete dem Sozialdemokraten sofort und führte seine fendenziöse 
lebertreibung auf ihren wahren Wert zurück. Er bewies den 
erren auf der Linken, daß sie die staaisrechtliche Bedeuluren 
es ihm erteilten Mißtrauensvotums sehr überschätzen und be— 
egte das mit Zeugen aus ihren eigenen Reihen. 
— Die Tägliche Rundschausschreibt: Mit citem lauten 
lppell an Nationalliberale und Zentrum hatte Scheidemann 
ine Agitationsrede geschlossen, aber er erschütterte nur noch 
ie Luft. Als Spahn nach ihm die Tribüne bestieg, da begriff 
ian schon nach dem ersten Satze, dah das Schicksal des Tages 
uitschieden war, und nach ihm erteilte Bassermann für die 
dationalliberalen diese Absage in noch entschiedenerer Form. 
— Mit dem, was der Reichskanzler über die auswärtige 
zolitik sagte, kann man, so wird in der Deutschen Tages— 
eitung bemerkt, im allgemeinen einverstanden sein. Seine 
luzführungen waren allerdings mit einem starken Tropsen 
ptimistischen Oels gesalbt. Bei derartigen Reden ist Schwarz⸗ 
ꝛherei vom Uebel und macht leicht den Eindruck einer ge— 
niffen Schwäche. 
— Die Kreuzzeitung hebt hervor, daß der Kanzler die 
zesserung der deutsch-englischen Beziehungen in den Vorder—⸗ 
rund rüchte. Das Blatt sagt: Vor allem begrüßen wir, daß 
ie a frikanischen Abmachungen keinerlei Verzichterklärung Deut'ch 
inds hinsichtlich unserer kleinafiatischen Interelsen in sich schlietgen 
ind von Kompensationen der einen Macht an die andere in 
einem Punkte die Rede sein kann. Wir hoffen, daß in diese 
dagation auch die Frage nach einer eftwaigen Rüstungsbe'chrän— 
ung einzuschlichen sei. Die neuesten Nachrichten glauben dem 
danzler zuzgestehen zu können, dah wir unsere außerpolitischen 
tellungen und Kräfte wieder als „ralliiert“ betrachten dürfen. 
W. Wien, 10. Dez. In der Besprechung der Rede des 
eutschen Reichskanzlers führt das Neue Wiener Tag— 
latt aus: Die Rede unterstreicht fast Satz suͤr Satz die 
reilich auch schon vorher von keinem ernsten Potitiker ange— 
veifelte Tatsache der volllommenen Uebereinstimmung zwischen 
)esterreich Ungarn und dem deutschen Bundesgenossen in allen 
zauptfragen, die in den abgelaufenen Monaten die Staats- 
anzleien der Völker beschäftigten. Für seine Betonung der 
rnerschütterlichen Interessengemeinschaft beider Reiche und der 
ußerordentlichen Bewährung des Dreibundes wird der Reichs- 
anzler in der gesamten öffentlichen Meinung Oesterreich-Un—⸗ 
jarns ein durchaus smvathisches Echo finden. 
Aerzte und Kranlenlafsen. 
W. Köln, 10. Dez. Das Oberversicherungsamt gestattete 62 
trankenkassen, die baren Leistungen der Krankenkassen auf 
wei Drittel des gefsetzlichen Krankengeldes zu erhöhen. 
W. Bonn, 10. Dez. Sier ist es zwischen den Krankenkassen 
und den Aerzten zu Vereinbarungen von fünfiähriger Dauer ge— 
rommen. 
Erkllärungen des Generalkommandos des 15. Armeekorps. 
W. Sirasnre 10.. Dez. Zur Richtigstellung der Be⸗ 
wtng verschiedener Blatter. der kommandierende General 
es 15. Armeekorps habe ein Verbot des Weihnachtsurlaubes für 
ie elsässischen Rekruten ergehen lassen, wird von zuständiger 
Ztelle mitgeteilt, daß die ehayene Unwahrheit beruht. 
W. Straßburg. 10. Dez. Dem Wolffhuregu ist vom Ge⸗ 
jerallommgndo des 15. Armeekorps folgende Erklärung zuge— 
sangen: Wie das eingesandte Jonrnal dEssace-Lorraine vom 
Dezember behauptet, will ein Herr Allard vor dem Gar— 
iisonkasino auf dem Broglieplaß von einem jungen Offizier, 
er in Begleitung eines anderen Offiziers das Kasins verließ, 
nit der Faust gegen Brust und Kopf geschlagen worden sein; 
er Offizier habe dabei, zu ihm gesagt: Was schaust du 
Backes, scher dich los!“ Beide Offiziere seien in Zivil gewesen. 
die daraufhin vom Generolkommando sowohl wie von der 
tdriminalpolizei angestellten Ermittelungen ergahen folgendes: 
die Offiziere sämtlicher Behörden und Truppenteile des Stand— 
rtes Straßburg sind über den Vorfall befragt worden. Nach 
en eingelgufenen Meldungen ist der Vorfall keinem Offizier 
etannt. Vor der Kriminalpolizei hielt Herr „Allard“, dessen 
ichtiger Name Eugen Jung, Redakteur des Jourpnal d'Elsace⸗ 
'orraine ist, seine Behaupfungen aufrecht. Wie Jung darquf 
ommt, die Herren in Zioli. die er gar, nicht kannte, ganz be— 
immt als Offiziere zu bezeichnen, ist nicht erklärlich. Die Offi— 
exe vtleagen im GRoslino piemalæ in Rinil candern in Uniform
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.