Con
J
Ausgabe —
Tagesber ht.
Lübeck, 8. Dezember. —
Freiheit und Autorität im Hinblick auf unsere
Zeitverhãltnisse.
Dem Vortrage des Herrn Hauptpastors Marth über dieses
Thema in der gestrigen Versammlung der Gesellschaft zur Be⸗
sorderung —R Tätigkeit entnehmen wir das folgende:
Mit, den heiden Worten Freiheit und Autorität bezeichnen
wir zwei Mächte, die auf allen Gebieten des menschlichen Lebens
witeinander im Kampf hijegen, Gerade in der Gegenwart hat
Ech dieser Kampf gewaltig gesteigert. Der Grund, warum jene
beiden Mächte in Gegensaß zueinander geraten, liegt in der Ueber—
pannung sowohl des Leinen wie des andern notwendigen Fal⸗
tors unseres Lehens. Der Freiheitsdrang artet leicht in Zügel⸗
losigkeit aus, die Autorität in Herrschsucht und Tyrannei. In
unserer modernen Zeit spitzt sich der Gegensatz so mächtig zu,
weil das Streben nach individueller Freiheit ihr eigentlicher
Lebensnerv ist. Nun ist es wahr: jeder Mensch spürt in sich
den Drang, seine Eigenart zur Geltung zu bringen. Je be—⸗
deutender er ist, desto mächtiger drängt es ihn, seine Anlagen
u entwickeln, seine Gaben und Kräfte, seine Versönlichkeit aner⸗
u zu sehen. Aber dieser Freiheitsdrang komnt leicht, in
Konflikt mit den ihn umgebenden nnen Sitten, Ge⸗
etzen. Kann ein hervorragender Mensch die Betechtigung der
Zeitanschauungen nicht mehr anerkennen, dann ist der Kampf
da. Und diefer Kampf wird um so heftiger je rüdichtslofer das
zine oder dag andere Prinzip betont und üderspannt wird.
Wadurch ist seit dem vorigen, Jahrhundert die überreizte Frei—
heitstendenz hervorgerufsen? War die französische Revolulion
waren die konnmunistischen und sozialistischen Bewegungen nicht
Zie, mit einer gemissen Naturnotwendigkeit sich aufdrängenden
Folgen der hierarchischen und aristokratischen Uebergriffe derer,
die ihre Autorität mißbrauchten zur Ünterdrückung des dritten
Standes? In unserer Zeit, wirft man dem alles nivellierenden
und niederwerfenden Gedanken der Freiheit gegenüber, die Frage
wieder auf nach der rechten Autorikät und Pietät. Wo ist der
Respekt vorhanden, von dem ein so großer Geifi wie Goethe
sagt: „Der Respekt ist das was den Menschen zum Menschen
macht. Nicht das macht frei, daß wir nichts über uns anerkennen
wollen, sondern eben, daß wir elwas verehren, was über uns
st, Denn wenn wir es verehren, heben wir uns dazu hinauf.“
Ihm galten als Summe der Erziehungsweisheitt die drei Ehr—
furchten. die Ehrfurcht, vor dem was üder uns ist, die Ehrfurcht
ror dem, was, unter uns ist, und die Frr vor dem, was
uns gleich ist.“ Bei uns schwindet aus den Säusern die kind-
iche Pietät; im geselligen Leben güt es als Rudgjtändigkeit,
sich überhaupt von Autoritäten impomeren zu daffen, um vffent-
lichen Leben neigt die Gesamtentwigsung immer mehr zur Gleich⸗
macherei. Die Interessen der Einzeinen oder der Einzelgruppen
reten in den Vordergrund. Im lirchlichen Lehen sleht der
Protestantismus in Gefahr. der individualistischen Jerspusterung
u verfallen. Die organische Verbindung don vFreiheit und
Autorität ist das einzige Heilmittel unserer Zeit. Wir meinen
je wahre Autorttät im Gegensaß zur falschen Autorität. Was
st denn Autorität überhaupt ihrem Begriffe nach Kein
)eutsches Wort gibt das Charakterjstische dieses Fremdwortes
wieder. Ansehen Amtsgewalt, Glaubrürdigkeit bezeichnen nur
die eine oder andere Seite der Autorität. Das Siammwort
st Autor. das bedeutet Urheber Der Kern aller wahren
Autorität, ist der, daß ihr eine Art genstiger und mocauscher
Zeugungskraft innewohnt. Sie hängt zungchst wesentlich an
der Person erst in zweiter Linie wird das von der Perfönlich—
leit des Einzelnen ausgegangene Produkt mit dem Namen der
Autoxität belegt. Autoritatives Ansehen kommt daher nicht
dem VNaturgesetz zu. sondern nur dem Sittengefeß. Der Träger
des Sittengesehes: Gott ist im letzten Grunde bie eingge,
öpferische und, erhaltende geistig-sitliiche Macht in der Welt.
Daher kommt Gott allein wahre Autorität zu: Auüein Gott
in der Höh' sei Ehr. Das Geseß des Geistes knechtet nicht
den Willen, sondern befreit ihn. Als ein Gott der Didnung
hat er, seine Weit zu einem vielgegliederten Reich organisiert.
Alle Menschen werden als Kinder geboren und micht als Meisler.
In dieser Binsenwahrheit hiegt der Grund für die unbedingte
Notwendigkeit der Autoritäten auf Erden: der Eiternwürde im
Hause, des Lehramtes in der Schule, der legitimen Obrigkeit
im Staate, des seessorgerischen Mtes in der Kirche. Unwürdige
Träger dieser Autoritätsstellungen müfsen sich die Kritik des
Volkes gefallen lassen. — Faische Autorität macht den Inhaber
herrisch, aber die auf dem Wihheden d. h. auf dem sittlich—
Ddealen Grund sich aufbauende Autorität macht den Inhaber
demuütig und ist zugleich für andere eine befreiende, geist ig
bildende Macht. Wahre Auforifät steht giso wohl nur n167
im Gegensatz zur Freiheit. sondern sie ist die rechte Lebens—
bahn der Freiheit. Sehen wir hinein ins häus ische Leben.
Elterliche Autorität, die sich selbst stellt unter die göttliche
zültige Sittengesetz, die sich selbst stellt unter die göttliche
Macht des Wahren und Guten, die also sich fortwährend selbst
erzieht, verbürgt den gesegneten Fesolge der Erziehung der
Kinder. Goethe hat esmnnaͤl gesagt: enn nur die Eltern
erzogen wären. sie würden erzögene Kinder gebären. In der
Schule, ruht das Lernen im, eigentlichsten Sinne überall auf
Autorität. Mit den Kenntnissen wird dem Kinde die Dent.
arbeit der Jahrhunderte von den Jehrenden Autoritäten über—
liefert. Die Lehrautorität darf nur nicht eine tote, mechanische
sein. Auf des Meisters Worte schwören ist ernedrigend aber
pietätsvoll eisterhafte Arbeiten anerkennen, das hebte einen
Zogling. Die jetzige Jugend sträubt sich Autoritänen anzu—
erkennen. Lessing v Mein halbes Leben ist vergangen.
um zu lernen. wie andere gedacht haben.
Im 8fentlichen Keben, zunächst im sozialen. wo
ist da ein Mieister, der sich meht nad Autoritäten, gebildet
hätte. Trotz aller fresen Konkurtenz werden die Talente und
—BB
währten Geschaftes ist ein Stempel jebendig wirtender Aufzritat,
der Mmoralische Hinterarund des Kredites, diefer bewegenden
Seele der Geschaͤftswelt ist die bewährte Glaubwürdigkeit des
Mannes, der durch sein solides Wessen uind anden sig
Repekt errungen und diesen Schatz seinen Erben hinterlassen
tonnte. Treten wir über auf das politische Gebiet. Monarchie
wie —J können ohne Autorität nicht bestehen. Bei ab—
sixakter Gleichheitstheorie und bei Heruschaft der Masotitaten
ist die Abhängigkeit von Autoritäten viel schliͤmmer. Nicht das
Volk als Maffe von gleichwertigen Atomen, sondern. wie
Goethe sie nannte, die Volkheit, das Volk als lebendig ge—
gliederter Organigmus bildet den Kern der Staaten“““ Wie
verschieden sind, die Menschen innerhalb der Gleichheil in bezug
auf Alter. auf Pflichten und Rechte, auf Erfahrung und AÄArbeis
leistung. kurz, in bezug auf die Autoritätsstellung, die sie
einnehmen. Endlich auf lirchlichem Gebiete: da scheint ja
ei der grundsätzlichen Brüderlichkeit aller kein Ansehen der
Person geiten zu dürfen, also keine Autorität. Viele glauben,
in bezug auf die religiöse Ueberzeugung jeden Einfluß einer
Autoritaͤt abweisen zu müssen. Man geht so weit, daß nan
am liebsten die heissame Miilch des Eoangeliums den Kindern
vporenthielte. damit sie sich. wenn sie zut Vernunft gekommen,
frei entscheiden können. Es hieße das, den Kindern die
nährende Muttermilch vorzuenthalten, bis sie zur Erfenntnie
—
daß die Kinder heranwachsen innerhalb einer Kultusgemein—
Haft, sie stehen unbewußt. unter dem Einsluß der kirchlichen
Tradition und Hristlichen Sitie. gZur weig Ueberzeugung
ommt man nicht durch Reflexion des Verstandes, sondern
auf dem Wege packender Autoritäten. Dabei kommt es ader
an auf die Art der Autoritäten. Was hierarchischer Mißbrauch
rgligiösen Dingen für ein, Fluch werden kann, haben wir
an der römischen Kirche gesehen. Seelen solien befreif
⸗
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No — —
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Mittwoch, den 3. Dezember 1913.
Morgen-Blatt Ur. 611.
id nicht in Banden geschlagen werden. Ehristus allein 1
as Urbild lehendiger Äutorität. Sein Geist hat die stlavische
bhängigkeit der heidnischen Untertanen von der Kaisermacht
as Volk von seinen Priestern, die unwürdige Stellung des
Veibes zum Mann, von innen heraus gebrochen. Dieser
Heist hat den Buchstabendienst pharisäischer Autorität zermalmt
ind aiuff der andeéren Seite die heiligen Ordnungen Gottes
segenüber den radikalen Sadducäern verteidigt. Da Christus
Autor der neuen Menschheit auf Erden geworden, darum
lommt ihm die Autorität zu. Er sendet nicht ein Buch,
ondern geisterfüllte Personen in die Welt. Nicht, weil die
Bibel es ‚uns sagt, glauben wir an, Christus, sondern weil
vir an Christus glauben, ist uns die Bibel zur lebendigen
Antoritäät gewordenn. Gerade die Reformatoren Luther oben
in, beriefen sich dem bloß hierarchischen, kirchlichen Macht—
pruch gegenüber auf dJas Zeugnis des Geistes: „Die Schriften,
welche Christum treiben, gelten ihnen als Gottes Wort!“
—
dem Konzert fur iariette in Es-Dur zu Worte. Im zweiten
Teil wird Richard Wagner mit dem Vorfpiel zu „Tristan
ind. Isolde“ und Liebestode fowie dem Vorspiel zu „Die
Meistersinger von Rürnberg“ vertreten sein, und den letzten
Teil des Abends bildet Franz Liszt mit feinem „Pesther Ear—
epal“ und der Ungarischen Rhapsodie RNr. 2. Ein interessamtes
Brogramm.
b. Deutscher Abend. Wir möchten nochmals guf den am
Freitag. 8. d. Ma aAbends 8124 Uhr in der Aula des Joha nneums
tattfindenden Vortrag, des Herrn Geheimrat Profefsor vr.
Dietrich Schaefer, Berlin, gufmerksam machen. Der bekannte
istoriker wird an diesem Tag. an dem vor hundert Jahren
übeck endgültig von der Herrschaft der Framzosen befreit wurde,
iber das Themg sprechen: „Was verdanken wir 18132 vii⸗
daterländisch gesinnten Damen und Herten sind Herzlichst bin-
geladen. Eintritt frei.
b. Vorträge der Oberschulbehörde. Der 4. Vortrag de—
herrn Direltors Hempel über das Leben Jesu findet Freitag.
den 8. Dez., 81 Uhr in der Aula der Ernestinenschule statt.
Auf, Wunsch mehrerer Teilnehmer wird der Vortrag Sonnabend,
3. Dez., um 5 Uhr in der Ernestinenschule wiederholt werden.
b. Der Zameradschaftsbund der 76er und 162er feiert am
ommenden Freitag fein 18. Stiftungsfest, verbunden mit der
2oignyfeier, in der Stadthalle. Das Festprogramm ist ein
userwähltes, haben doch in liebenswürdiger Bereitwilligkeit der
Liederkranz Concordia“ und der Lübeder Männerturnverein“
hre Weithilfe zugesagt. Der leßztere wird auch durch seine
eugegrundete Damen Abteilung vertreten sein. Weiter werden
Mitglieder des Stadttheaters für gutes Gelingen sorgen. die
Musik zwird von der gesamten Regimentskapelle ausgeführt
ater Leitung des Herrn Obermusikmeisters Clausniter. Klien
Teilnehmern steht hiernach ein genußreicher Abend bevor. Für
ie Damen sind die Tribünen freigehalten.
b. Evangelischer Bund. Nach dem Lichtbildervortrag über
as „Volksleben im Lande der Bibel“, welchen Hauptpastor
vers am letzten Sonntag auf dem Familienabend des Jung-
inas- und Männervereins „Feierabend“ hielt, wurde eine
dammlung zum Besten der evangelischen Bewegung in Oesterreich
eranstaltet. Sie erbrachte die Summe von 16.55 M. Das
ebhafte Interesse für die Arbeiten uUnd Aufgaben des Evangeli-
chen Bundes, das der Verein Feierabend auch durch diese Samm—-
ung betätigte, ist sehr erfreulich.
nrb Zie Zweigstelle St. Lorenz der Oeffentlichen Bücher⸗
jalle, Kirchenstr. “. Konfirmandensaal, die am J. Novp. d. J.
röffnet wurde, hatte bexeits im ersten Mongat ihres Beste hens
ine recht befriedigende Benutzung zu verzeichnen, ein Beweis.
»aß die neue Einrichtung in immer weiteren Kreisen der Vor—
tadt bekannt wird. Die Zweigstelle ist an jedem Mitiwoch
ind Sonnabend von 628 Ühr abends geöffnet. Ans8 Nus
eihabenden im November wurden 161 Bände entliehen. dar—
nter erfreulicherweise nicht nur unterhaltende Bücher, Romane
eInd Erzählungen, sondern gauch Werfe der Geschichte und Erd—
aoe der Naturmisienschaften und der Technif fonden eifrige
reser.
by Verein für Schulgesundheitspflege. Wir erinnern an
den Vortrag über Lintshandigteit, den der Ner ven⸗
arzt Serr, Dr. Thoemmes am Mittwoch abend um 8e Vhr im
Bildersaal der Ges. z. Bef. gem. Tät. halten wird. Die
mit diesem Thema verknüpften Probleme sind nicht so einfach,
wie man nach einigen Artikeln glauben könnte. die gerade
n den letzten Tagen in vielen Zeitungen erschienien sind, und
ie interessieren in ihren weitgehenden Folgen nicht etwä nur
inkshänder. — Herr Medizinalrat, Dr. Riedel wird über schuf-
irztliche Erfahrungen berichten. Jedermann ist will-
1 mimon
S Zur Erinnerung an die Schlacht von Loignyn wurden
jestern von Vorstandsabordnungen des Kameradschaftsbundes
er 76er und 162er die Gedenktafeln für die Gefallenen in der
Uten Kaserne und in der Marienkirche mit Lorbeeren be—
ränzt; gleichzeitig wurde an dem Denkmal für die gefallenen
hinae und Südwestafrikakrieger auf dem Hofe der Marli—
aserne ein Lorbeerkranz niedergelegt. Werden doch die 7ber,
ind wir glauben auch, die 162er nie derer vergessen, welche
870,71 ihr Gut und Blut einsetzten zur Gründung des
zeeinten dcutschen Vaterlandes. Das Offizierskasino sowie die
Fasernen hatten gestern zur Feier des Tages geflaggt.
78* Der Bezirk ID des Kreises X des Deutschen Buch—
druder⸗Vereins hielt am Sonntag unter dem Vorsitz von Herrn
Max Schmidt im HBause der Schiffergesellschaft seine ordent⸗
iche Herbstversammlung ab, die aus Lübeck, beiden Medlenburg,
Freis Herzogtum Lauenbüurg und Fürstentum Lübed vesucht
var. Der Vorsitzende eröffnete 11,80 Uhr die Versammlung
ind gedachte zunächst der beiden verstorbenen Mitglieder des
Zezirks II. C. Michagel-Güstrow und Bohl-Neustreliz, worauf
ich die Anwesenden zu Ehren derselben von den Sitzen erhoben.
Zann erstattete der Vorsitzende einen interessanten Bericht über
bie Hauptversammlung des Deutschen Buchdrucker⸗Vereins in
Metz. In den, Vorstand wurden für die Amtsperiode vom
. Januar 1914 bis 31. Dezember 1916 einstimmig wieder—
ewähltz Max SchmidteLübed, P. Wm, Adolf Rey—
übec Bruno Raute-Ratzeburg und Geh. Kommissionsraf
eiduard Herberger-Schwerin und neu Kollege Betten
portheGrabow. Zu Stellvertretern wurden ebenfalls durch
zuruf einstimmig gewählt die bisherigen Mitglieder Geh. Kom⸗
nissionsrat Bos dt-Rostock, Werner Eber hard junWismar
ind Hofbuchdruckker Bernhard-Schönberg, neu als Stell—
ertreter wurden die Herren G. Struve Eutin und Otto
Lychenheim-Lübeck gewählt. Der Vunkt III der Tages-
rdnung betraf Arbeitsnachweis für Mecklenburg.
Zerr Georg Schmidt jun, der den Arbeitsnachweis für den
ßezirk Lübeck bisher geleitet hat, sieht sich außerstande, dieses
Amt für Medlenburg weiter zu führen, und halt dem Vorstand
ingezeigt, daß er dieses Amt für Mecklenburg am 1. Januar
914 niederlegen würde wegen der Vassivität der Medlenburger
dollegen, wodurch ein geregelter Arbeitsnachweis für Mecklen—
„urg von Lübeck aus Uunmöglich sei. Nach längerer Aus—
prache erklärte sich Herr Ed. Herberger jun.Sch werin be—
eit. Provisorisch die Geschäfte, eines Arbeitsnach-
reißes für beide Medlenburg bis zur definiiiven
degelung zu übernehmen, Gleichzeitig wird die Errichtung eines
Sarif-Schiedsgerichts für Mecklenburg aufs neue an—
eregt und beschlossen, eine Kommission, bestehend aus den
erren Bettenworth-Grabow als Ohmann, Hofbhuch-
rucher Bernhard⸗Schönberg und Ed. Herberger jun⸗
chwerin zu ernennen, die vorbereitende Schritte bis zur nächsten
yrühiahrshauptversammlung zu treffen haben und der, Ver—
ammlung geeignete Herren in Vorschlag zu bringen. Als Ort
ür die Frühjahrsversammlung 1914 wurde Schwerin ge—
vählt. Um 1 Uhr wurde die Versammlung geschlofsen
ue. Bauernregeln sür den Dezember. Je dunkler es über
dezemberschnee war, je mehr leuchtet Segen im künftigen Jahr.
— Wenn die Kälte in der ersten Adventwoche kam, so hält sie
ehn volle Wochen an. — Grüne Weihnachten, weiße Ostern.
— Kalter Dezember mit Schnee gibt reichlich Korn auf Höh'.
— Kalter Dezember und fruchtreich Jahr sind vereinigt immer—
dar. — Frau Lucia findet zu kurz den Taq, drum wird er ver—
—
uc. Das Wetter im Dezember soll nach den Mondvierteln
olgendermaßen ausfallen: 5. Dez. (1. Viertel) Schnee brin⸗
end windig. — 13. Dez. (Vollmond) helles Wetter und
Frost. — 20. Dez. (letztes Viertel) nebelig und von Rauh⸗
rost begleitet. — 27. Dez. (Neumond) deutet auf Kälte.
uc. Astronomisches vom Dezember. Am 22. Dez., 12 Uhr
nittags, tritt die Sonne in das Zeichen des Steinbocks, hat um
Mittag den größten Abstand vom Scheitelpunkte und bringt
»en kürzesten Tag hervor: der Winter beginnt. Die Sonse
jeht alsdann erst 8 Uhr 11 Min. auf, um 3 Uhr 45 Min.
hereits wieder zu verschwinden. Am 13. Dez., 4 Uhr nachm.
saben wir Vollmond. Der Merkur ist in der ersten Hälfte
vieses Monats bis 54 Stunde lang sichtbar, gegen Ende
ieses Monats jedoch unsichtbar. Die Venus als Morgenstern
ind der Jupiter werden ebenfalls gegen Ende Dezember
nsichtbar. Der Mars ist in der zweiten Hälfte dieses Monats
ie ganze Nacht hindurch zu sehen. Der Saturn bleibt noch bis
n die zmeite Hälfte hinein über 13 Stunden lana sichtbar.
Großherzogtum Olbenburg und Fürstentum Lübed.
2Niendorf, 2. Dez. Unglädsfall Die Fischert
5. Ruge und W. Johannssen fuhren Montag morgen bei
bigem Westwind mit ihrem Boot hinaus, um dem
rischfang nach;ugehen. Ohne daß es jemand vom
ande wahrgenommen, ist das Boot gekentert. Jo—
annssen gleich im Wasser, suchte schwimmend das
and zu erreichen, während Ruge wieder aufrecht kam und
ich in dieser Stellung zu halten suchte, Riemen als Notzeichen
»ochhaltend. Nach kurzer Zeit kehrte Johannssen, der schon
ine Strecde fort war, weil er seine Kräfte schwinden sühlte,
m, erreichte das Boot fast nur treibend, erstarrt, bewußtlos.
quge band Johannssen dann am Boot fest, um den erstarrsen
dörper nicht der See preiszugeben. Endlich gewahrten bei der
Vaadefischerei beschäftigte Fischer das treibende Boot, ruderten
iligst hinaus und retteten Ruge, auch schon in befinnungslosem
zustand, während Johannssen aber nach kurzer Zeit verschied.
duge hat inzwischen das Bewußtsein wiedererlangt. — Beide
varen früher Zimmerleute, aber an der Wasserkante aufge⸗
vachsen, trieb es sie auf die See: vor zwei Jahren wurden
ie Fischer. Sowohl Johamsssen als Ruge sind nüchterne, ver—
eiratete Leute, die sehr strebsam waren. Johannssens Uhr
eigte 10 Minuten vor 10 Uhr, die Zeit des Unglücks, erst
im Mittag fand man sie. Er hinterläsjzt eine Frau und zwei
janz kleine Kinder. Das ganze Dorf nimmt reasten Anteil
an diesem tieftraurigen Unglücsfall.
Stockelsdorf. 3. Dez. Gemeindeabend und
Zunstausstellung. Der Saal der Brauerei Fackenburg
var überfüllt. Ueber 500 Personen waren erschienen. Die
Tische waren mit brennenden Tannenbäumen und Adventszweigen
jeschmückt, die Bühne glich einem Tannenwalde im Schnee. Der
chor der Konfirmandinnen sang alte und neue Weihnachts⸗
ieder, Besucher des Kindergottesdienstes und Konfirmaudinner
trugen Weihnachtsgedichte vor. Eine Ansprache des Ortsgeist⸗
ichen behandelte das Theman, Mein Wunschzettel für unsere
ßemeinde“. Sie hob die Bedeutung der volkstümlichen Werte
ür unsere heutige Zeit hervor, der Volkslieder und Tänze, der
dinder⸗- und Volksreime, Rätsel und Spiele, der Wanderfreude
m Sommer und edler Geselligkeit, guter Bücher im Winter,
oesieveller Aufsührungen und künstlerischen Wandschmudes, des
eimatsgeiühles und der plattdeutschen Sprache, des Sinnes für
les Echte und Gediegene. Mit Scherz und Ernst bekaämpfte
ie die Schäden unseres Volkslebens, die Vorliebe für Gasfen—
jauer und seichte Lieder, gemeine Schiebe⸗ und Wadkeltänze,
en Schund in Wort und Bild, in Theateraufführungen und
Zleidung. Rauschenden Beifall erntete die Aufführung von
Schneebällchen und Lamettasternchen“, und vor' allem das rom
dürerbund herausgegebene Spiel Weihnacht am Heidenstein“,
Zie Märchenpoesie, die Hingabe, mit der gespielt wurde, und
ie geschmackvolle Ausstattung fand allseitigen Beifall. Das
ühristlind und Knecht Rupprecht, Zwerg und Moosweiblein
nit den verirrten Kindern stellten ein wunderbares Schlußbild.
ßemeinsame Weihnachtslieder rahmten den Abend ein. Bucher
ind Bilder wurden ausgestellt. Uhde, Steinhausen, Ludw. Richter,
Hertrud Caspari und andere hervorragende Künstler waren zahl⸗
eich vertreten. Zwanzig junge Mädchen übernahmen in der
dafseepause die Bedienung der Gäste.
b. Stadttheater. Aus der Theaterkanzlei schreibt man uns:
Zzum Gajstspiel Carl William Büliers am Sonnabend im Regi—
trator auf Reisen“ wird es interessieren, ein Schreiben lennen
u lernen. das der hekannte Bühnenschriftsteller Gustaveb. Moser
in den beliebten Charalterkomiker gerichtet hat. Als Büller in
ßörlitzz dem Wohnsitz des Mit-Autors von Regsstrator“
astierte, schrieb Hofrat v. Moser an ihn: „Mein lieber Hert
züller! Es, hat mir sehr leid getan, daß wir uns vor Ihrer
reise nicht mehr getroffen haben. Ich, hatte mir vorge⸗
ommen, Ihnen nach Beendigung Ihres Gastspieles noch so
iel Schönes, und Gutes zu sagen, ganz besonders über den
Registrator“. So will ich wenigftens das schriftlich nachholen
ud, Ihnen unumwunden erklären, daß Sie der beste Regi—
rator“ gewesen sind, den ich bisher gesehen, habe. — und ich
abe viele gesehen. Halten Sie das für keine Schmeichelei.
ie waren einfach großartig, besonders in der Szene, wo Sie
ber die Aenderung Ihres Schichssals perblüfft sind und durch
ummes Spiel mehr sagten, als ich Ihnen porschreiben, konnte.
das war eine wirkliche Freude für mich. Aher auch die ganze
zigur war so charakteristisch und komisch. daß, man, von A23
ich daran ergötzen konnte. Leben Sie wohl. Es wünscht
Ihnen stets den Erfolg, den Sie verdienen. Ihr ergebener
5. v. Moser.“
b. Verein der Musittreunde. Das nächste volkstümliche
denzert wird dem Dreigestirn Weber, Wagner, Liszt gewidmet
ein. Im ersten Teil fommt C. M. von Weber mit der Ouver—
üre zum „Freischütz“, der Aufforderung zum Tanz“ üumnd