Full text: Lübeckische Anzeigen 1913 (1913)

Die Kommission zur Lösung der Duellfrage. 
Berliu, 28. Nov. Im Reichstage trat heute vormittag die 
ur Löfung der Duellfrage eingesetzte Kome⸗ 
wission zum ersten Male unter dem Vorsitz des fort— 
chrittlichen Abgeordnelen Liesching zusammen. In der Be— 
prechung legten die Vertreter der verschiedenen Fraktionen 
hren Standpunkt dar. Von den Konservativen wurde der his 
erige Zustand rüdhaltlos verteidigt. Die Fortschrittler wollen 
Strafverschärsung wegen Beleidigung. Von den Sozial demo⸗ 
raken wird gegen eine Verschärfung, Einwendung erhoben. Na— 
ionalliberale und Zentrum wenden sich gegen die Meinung der 
Koönservativen und gaben der Ansicht Ausdzud, daß der gegen⸗ 
värtige Zustand verbefserungsbedürftig sei. Die Kommission ver⸗ 
agte die Weiterberatung auf Donnerstag, den 4. Dezember. 
Die Sirtinische Madouna. 
W. Dresden, 28. Nov. In der heutigen, Sitzung der 
Zweiten Kammer gab Kultusminister Dr. Bed vor 
em Eintritt in die Tagesordnung etwa folgende Erklärung 
1b: In der Sitzung vom 20. November gab ich auf eine Anfrage 
des Abgeordneten Hofmann die Auskunft. daß auf, Grund von 
und nach fast übereinstinnmmender Meinung der 
unstgelehrten die Ho Ibeinsche Madonna in der Gemälde— 
anlerie eine etwa 100 Jahre nach der Entstehung des Original⸗ 
zemäldes hergestellte Kopie sei. daß sich das Original in Darm⸗ 
tiadt befinde und daß die Holbeinsche Madonna ern ausge⸗ 
eichnetes Werk sei. was schon daraus hervorgehe, daß man 
ie lange Zeit für echt hielt. Gestern abend ist mir nun ein 
AUusschnitt aus der Staatsbürger-Z3eitung vorgelegt 
vorden. in dem fett gedruckt zu lefen ist. daß die Sixtinische 
Nadonna unecht sei. In der Notiz wird gesagt, daß bei den 
andtagasverhandlungen von dem ben Kultusminister er⸗ 
lärt worden sei. die Sixtinische Madonna sei eine Fälschung 
ind das Dresdner Bild sei eine Kopie, die um etwa 100 Jahre 
ünger sei als das Original. Die Kammer wird mit mir 
as größte Befremden und das tiefste Bedauern empfinden 
uüber diese den Wert und die Anziehungskraft der Dresdner Ge— 
näldegalerie empfindlich treffende Veldung und mit mir pro— 
estieren gegen eine solche Berichterstattung, die in unvperant- 
vortlicher Weise den Ruhm eines der größten Kunstwerke aller 
zeiten zu zerstören geeignet ist. Man muß erwarten, daß diese 
jef bedauerliche Entstellung des-Berichterstatters mit der größten 
zeschleunigung, zur Ehre der Dresdner Galerie widerrufen werde. 
Lebhafter Beifall auf allen Seiten des Hauses.) Darauf trat 
»zas Haus in die Tagesordnung ein. 
Ein neuer Zwischenfall in Zabern. 
F. D. Strauburg, 28. Nob. In Zabern ist es zu einem 
leinen Zwischenfall gekommen. Einige Leutnants, darunter 
. Forstner, feierten ein Abschiedsessen und brachten einen ihrer 
dameraden zur Bahn. Einige Knaben riefen guf dem Rückweg 
ein Leutnant v. Forstner Bemerkungen nach, die vor, allem 
in den mit der Fahnengeschichte verknüpften Ausdrud erin— 
ierten. Als einige Bürger, die gesprächsweise beieinander 
ianden. lachten, eilte ein Leutnant auf die Wache, die mit 
nusgepflanztem Seitengewehr herbeieilte und mehrere Ver— 
jastungen vornahm. Unter den in Haft Genommenen befan— 
»en sich ein Bankprokurist, ein Kaufmann und ein Chauffeur. 
Nach der Ermittlung des Kreisdirektors wurden die Festge— 
ommenen wieder freigelassen. nadem ihre Namnen festgesteilst 
vorden waren. 
W. Straßburg, 28. Noob. Aus Zabern wird von gut 
interrichteter Seite über den neuen Zwischenfall folgendes 
ecichtet: Als in Zabern einige Offiziere, unter ihnen, auch 
zrhr. v. Forstner, Mittwoch abend 8 Uhr vom Bahnhofß 
eimkehrten. wurde Frhr. v. Forstner von vorübergehenden 
ungen Leuten, die alsbald verschwanden. erkannt und mit 
releidigenden Zur ufenbedacht. Daraufhin requirierte 
in anderer Offizier eine Wache von vier Mann, die dann 
abr dem Restaurant „Zum Karpfen“ zwei beliebige Leute, die 
aber, an dem voraufgegangenen Zwischenfall in keiner Weise 
zeteiligt waren, festuahnsen und auf die Polizei brachten, wo 
ie nech Feitstellung ihrer Persönlichkeiten alsbald entlassen 
vurden. Die ziviigerichtliche Untersuchung ist im Gange. Einer 
dor dem Restaurant „Zum, Karpfen“ entstehenden Ansammlung 
vurde durch das Einschreiten des Kreisdirektors vorgebeugt, 
auf dessen beschwichtigende Worte die Leute auseinander gingen. 
In Zabern rief das neuerliche Vorkommnis, wie von dort be— 
ichtet wird, bei weitem nicht die Ecregung hervor. von der die 
uswärtigen Blätter zu berichten wissen. 
Annahme des englischen Vorschlages betr. Albaniens. 
d. Mailand, 28. Nov. Nach einer Meldung des Cor⸗ 
iere della Sera hät Italien den englischen Vorschlag betr. die 
oegrenzung Albaniens angenommen, wenn auch unter gewissem 
HZorbehalt. Deutschland und Oesterreich-Ungarn werden dem Bei— 
piel ihres Bundesgenossen folgen und auch die Zustimmung Frank⸗— 
eichs und RNublonde zu dem enalischen Norsch'ag wird als gewin 
yrqusengesoetzf 
Französische Grenzbefestigungen. 
PC. Rom, 28. Nov. Wie hiesige Blätter zu melden wissen, 
leht Frankreich im Begriff, die Befestigungen längs der ita— 
jenisch franzöfischen Grenze zu verstärken. Bei Grenoble wird das 
dort, das den von Grenoble aus abgehenden Schienenstrang 
»eherrscht, wieder instand gesetzt. Am keinen St. Bernhard 
orden große Wälle aufgeworfen, und ähnliche Arbeiten werden 
aft länas der ganzen Grenze vorgenommen. 
Die dentsch⸗türkschen Verhandlungen. 
PC. Raris, 28. Nod. Das Echo de Paris dementiert die 
Meltung eines Berliner Blattes. wonach Dschavid Bei und die 
eufsche Vank überesingekommen seien, eine Anschlußlinie an die 
Kagdadbahn von Adana nach Diarbefir zu bauen. Das Blatt 
riskit, daß diese Nachricht zum mindesten perfrüht sei. Die 
VRerbandlungen seien noch nicht soweit gediehen, sondern im 
kedenteil augenblicklich auf einem taten Punft angelangt. 
Unterschleife bei englischen Seereslieferungen. 
Sondon, 28. Nov. Der Daily Expreß beginnt, mit einem 
rnthüllungszuge gegen die Acmeelieferanten. Er stellt die Be— 
jeuptung auf, daß von Unteroffizieren und einigen Miilitär⸗ 
jeseranten gemeinsam Betrugsmanöver ausgeführt worden seien. 
Iugeblich wurden zwanzig bis dreitzig Unteroffiziere, die den 
Berpflegungsämtern der Garde und anderen Regimentern, an⸗ 
sehören, unter Arrest gestellt. Eine Erklärung des Kriegs- 
ministeriums liegt noch nicht vor, da die Untersuchungen von den 
imzelnen Regimentern geführt werden. Der Skandal reicht bis 
sach Irland. Wie verlautet, ist ein hoher Ofsizier in London 
zarin verwickelt. Es handelt sich hjierbei um die Lieferuma 
In Maffen 
Vom Balkan. 
Aonstantiuopel, 28. Nov. Der hiesige deutsche Mili, 
ärgttaché Majorp. Strempel ist zum Generalstabschef 
er deutschen Militärmiffion ernannt worden. Der Tanin heht 
rus diesen Anlaß die hervorragenden Leistungen und die wert— 
»ollen Beziehungen v. Strempels hervor. 
W, Koustantinopel. 28. Nov. Kavpakli Mustapha, einer 
der ,Mörder des Großwesirs Mahmud Schefket 
Pascha, der jüngst an Bord eines russischen Schiffes ver 
aftet wurde, ist gestern vom Kriegsgericht neuerlich zum Jode 
— 
Paris, 28. Nov. Die französische Regierung erhebt keine 
kinwendungen dagegen, daß sranzoͤsisches Kapital im Verein mit 
erbischen und österreichischenn sich an der zu gründenden inter— 
iationglen Eisenbahngesellschaft beteiligt, die den Bau und 
zetrieb der Linie zwischen der Saye und der Adria in dem neuen 
erbischen Gebiet übernehmen soll. 
Der serbisch⸗bulgar sche Geheimvertrag. 
WV. Wien, 28. Nov. Ein Mitarbeiter der Reichspost hatte 
ine Unterredung nut einer autoritativen bulgarischen Perfönlich- 
eit über die Veröffentlichung des serbisch-bulgarischen Geheim— 
ertcages. Die Perfoönlichteit stellte zungachst fest, daß bei 
er gestrigen Audienz König Ferdinands heim KHaiser dieser die 
üsteren Schatten des Gemütes des bulgarischen Königs hinweg— 
cheuchte. Zwischen den beiden Herrschern sei glles getlärt und 
nanches Nißverständnis beseitigt worden. Die Persönlichkeit 
ejprach die Vorgeschichte des Gehcimvertraäges. Aus ihren 
Worten ging hervor, daß Dr. Danew nach dem Sturz des Ka— 
unetts Mialinow mit Spalaisowitsch und dem russischen Ge— 
andten NRetiudow saäglich Könferenzen über den serbisch-bulag— 
ischen Vertrag hatte. Der König habe Tag für Ing gezögert, 
ven Reron u uünerzeitnüven Als er aber unterzeichnefse. habe 
r gesagt: „Gott schütze Bulgarien vor den Folgen!“ Die 
Bersönlichteit bezeichnete den 29. Februar 1912 als einen schwar— 
en Tag in der Geschichte der Bulgaren und stellte fest, daß unter 
em geheimen Anner- und, der Militärkonvention nicht der Name 
es Königs stehe, sondern der des Generals Fitschew. Der Ver— 
rag sei gegen den Willen des Königs von der konstitutionellen 
tegierung erzwungen worden. 
Wien, 28. Ropb. König Ferdinand ist heute vor— 
nitisag 92 Uhr von hier abgercist. Er begibt sich zunächst 
iach Budapest, von wo er heute abend seine Reife fortsetzt 
is Orsoda und von dort mit einem Schiff nach Sofia fährt. 
Fr will guf diese Meise serbischen Byden nicht betreten. 
die Wirren in Meriko. 
Verdrergen der mex kannchen Revrolutionäre. 
EC. Newvwort, 28. Nov. Die Niederlage der Bundestruppen 
jet Juarez steht jetzt einwandsfrei fest. Es wird befürchtet, 
aß die Häfen Tampico und Matzatlan in die Hände der Re— 
ellen sallen werden oder bereits gefallen sind. Auch scheinen die 
erulutionären Truppen nach ihren letzten Erfolgen zu beabsich⸗ 
igen, gegen die Stadt Mexiko selbst vorzugehen. Die euro— 
aͤischen Kolonien in Mexito bereiten sich bereits auf eine Be— 
agerung der Stadt vor. Außerdem hegt man Besorgnis, daß 
le riesigen Petroleumquellen in der Nähe von Tampico wäh⸗ 
end der Unruhen in Brand geraten könnten, wodurch dem fremden 
Kapital ein schwerer Verlust entstehen würde. 
Die fiegreichen Renolutio äre. 
PC. Raris, 28. Nov. Das hiesige konstitutionalistische mexi⸗ 
anische Komitee hat an den Matin das Ersuchen gerichtet. die 
depesche General Suertas, die von einem Siege der Bundes— 
ruppen bei Juarez sprach, zu dementieren. Das Komitee hat 
ine Depesche von dem Führer der revolutionären Armee, Ge⸗ 
eral Carranza, erhalten, in der erklärt wird, daß die Rebellen 
ußer bei Juarez auch bei Ciadad Viktoria und Culiacan sieg- 
eich geblieben sind. General Villa hat gestern den Rest der 
zundestruppen, südlich von Juarez in die Flucht geschlagen und 
00 Mann gefangen genommen. Außerdem haben die Repo— 
AUtionäre eine groke Nenge Artillerie und Munition erbeutet. 
„W. Bremen, 28. Nov. Nach langer schwerer Krankheit 
tarb heute hier im 66. Lebensjahre FLandgerchtsdirek— 
r a. T. Dr. Blendermann. 
W. Rio de Janueiro, 28. Nov. Der neue — Ge⸗ 
andte Dr. Pauli ist hier eingetröoffen Der Gesandte wurde 
Ferzlich empfongen 
Die Jagd auf den ausgebrochenen Tiger. 
PO. Paris, 28. Nov. Die heutigen Morgenblätter bringen 
usführliche Cinzelheiten über die bereits telegraphisch mitge— 
eilte Tigerjagd in der kleinen Gemeinde Dous. Der ausgebrochene 
kiger gehört einem türkischen Löwenbändiger namens Amar 
zanede in Paris. der ihn einer Kinematographengesellschaft 
ur Berfügung geftellt hatte. Jetzt wird die Frage aufgewöorfen, 
ver eigentlich für den Schaden, den das Raubtier anrichten 
ann, verantwortlich zu machen ist. 
Die Bevölkerung des Departements Eure⸗et-Loir befindet 
ich, bis an die Zähne bewaffnet, auf der Suche nach dem 
Tier, hat aber bisher noch keinen Erfolg aufzuweisen. Unter 
»en Bauern herrschi große Aufregung. Ueberall an den Ein— 
ängen der Dörfer sind riesige Feuer angezündet worden, die die 
anze Nacht über unterhaltften werden, um das Raubtier von 
inem Angriff abzuschrecken. Der Verkehr in der ganzen Gegend 
alahmgelegt und selbst die größeren Städte haben unter 
er Furcht vor dem Raubtier zu leiden, da weder Milch, noch 
Fier, noch Gemüse in die Städte gebracht werden. Wie ge⸗ 
zöhnlich in solchen Fällen, laufen von hundert verschiedenen 
Zeiten bei der Gendarmerie des Departements Depeschen ein, 
enen zufolge die Absender das Raubtier mit Bestimmtheit 
zesehen haben wollen. Ein zweiter Tartarin will sogar auf 
hen Tiger geschossen und ihn schwer verlekt hoben 
W. Kaiferliche Marue. Eingetroffen: „Goeben“ mit 
»em Chef der Miittelmeerdivision am 27. Nov. in Beirut. — 
Breslau“ am 28. Nov. in Port Said. — Weihmachts⸗ 
akete. An die Besatzung des Detachements Skutari können 
u den bekannten Versendungsbedingungen Privatpakete kosten— 
rei verschickt werden, wenn sie mit der Post porto⸗- und bestell 
eldfrei bis spätestens zum 2. Dez. bei der Speditionsfirma 
MNatthias Rohde & Co., Hamburg, Sandtorkai 35, eintreffen. 
rür Verpackungs- und Ladegebühr sind 30 Pig. bei der an— 
ehmenden Postanstalt zu entrichten. Die Beförderung der 
zakete soll mit dem etwa am 6. Dez. von Hamburg abgehenden 
devantedampfer erfolgen, der fahrvlanmäßiqg eiwa nach drei 
Wochen in Triest eintrifft. 
Deutscher Reichstag. 
Sitzung vom 28. November 1913. 
Im Bundesratstisch: v. Jagow, v, Falkenhayn. 
Zräsident Kämpf eröffnete die Sitzung um 1 Uhr 8 Min. 
ANuf der Tagesordnung stehen zunaͤchst Anfragen. Einge— 
angen ist der Gesetzentwurf betreffend die Handelsbe— 
iehungen zum britischen Reiche. 
Auf die Anfrage der elsaßlothringischen Abgeordneten 
vegen der 
WVorgäange in Zabern 
rwiderte 
Preußischer Kriegsminister v. Falkenhayu: Meine 
zerren! Die Anfrage betrifft einerseists Vorgänge, die sich 
nnerhalb des Infanferie Regiments Nr. 99 abgespielt und 
udererseits die Wirkung, die diese Vorgänge auf einen Teil 
er Bevölkerung des Reiches ausgeübt haben. Was die 
ailitärischen Vorgänge anbelangt, so ist urbi et orbi bekannt, 
aß Ungehörigkesten in der Armee, mögen sie sich richten, 
egen wen sie wollen, nicht geduldet werden. Es ist ebenso 
illgemein bekannt, daß gegen jeden, der einen Untergebenen 
yorschriftswidrig behandelt oder beleidigt, auf Grund des 
3121 des Militärstrafgesetzbuches in Verbindung mit 83 des 
ainuhrungegesebes dazu strafend eingeschritten werden 
nuß. Unler dieses Gesetz fallen zweifellos „beleidigende 
lusdrücke, und umsomehr, wenn durch sie landschaftliche 
zmpfindlichkeiten berührt werden und deshalb durch sie auch 
Spaltungen in die Mannschaften getragen werden. Das 
Finschreiten der Vorgesetzten erfolgt, sobald der Vorgang, 
anz gleich auf welchem Wege, zur Kenntnis der Vorgesetz- 
en gekomimen ist. Eine ordnungsgemäße Untersuchung, eine 
dachprüfung steht allein dem höheren Vorgesetzten zu. Im 
esonderen uͤnterliegt die Frage, ob eine für derartige Aus— 
rücke verhängte Strafe eine genügende Sühne sei, qus—- 
Hließlich der Beurteilung des Vorgesetzten. Ich als Ver— 
reter der Heeresverwaltüng bin also nicht befugt, hier 
iäher darauf einzugehen. Daß eine Beleidigung oder gar 
ine Herausforderung der Bebölkerung vorgekommen sei, 
it, wie ich Ihnen gleich nachweisen werde, nicht zutreffend. 
Lachen links.) Zunächst ist festzustellen, daß die beanstan⸗ 
eten Ausdrücke ohne jede Beziehung auf die Bevölkerung 
ebraucht worden sind, und daß der, dem sie zur, Last gelegt 
»erden müssen, nicht im entferntesten ahnte, daß sie in die 
ffentlichkeit getragen werden würden. (Stürmische Heiter— 
eit. In der Tat ist es ja auch noch garnicht 
eschehen, daß Soldaeten ihre Dienstpflicht zu 
iederhosten Maͤlen so gröblich verletzt haben. (Hört! Gört!) 
zn dem Reichstage des Volkes der allgemeinen Wehrpflicht, 
em die Begriffe der Kameradschaft und Pflicht in Fleisch 
ind Blut übergegangen sind, glaube ich mich jedes Kommen— 
ares hierzu enthalten zu soslen. (Sehr richtig! rechts.) 
rerner ist erwiesen, daß der höchstbeleidigende Sinn, der 
cm Ausdruck untergelegt wird, dem Offizier ganz fremd 
var. (Burnse: O wehl aroße Unruhe; Zurufe: Ich bin 
in Wackes!) Ich kann das umso unbefangener aussprechen, 
a ich bis vor kurzem vier Jahre im Reichsland tätig war 
ind auch mir dieser beleidigende Sinn unbekannt war. 
Endlich, meine Herren, handelt es sich in der ganzen Frage 
um die Betätigung eines sehr jungen Offiziers. Ich will 
urchaus nicht sagen, daß nicht jeder junge Offizier in 
edem Augenblick sich der hohen Pflicht und Bedeutung 
eines ebenso schönen wie schweren Berufes eingedenk sein 
'oll. (Lebhafter Beifall rechts.) Ist er es nicht, dann muß 
reeben die Folgen tragen, wie ich überhaupt hier nichts be— 
chönigen und nichts entschuldigen will. Aber das darf ich 
ielleicht aussprechen und dabei auf allgemeine Zustimmung 
offen, daß, wenn jede Entgleisung im glücklichen Alter von 
Jahren und im Berufs- oder Diensteifer an die große 
zlocke gehängt würde, der Skandal im Reiche so groß wer⸗ 
en würde, daß niemand unsere Stimmen versiände. Hier—⸗ 
nit, meine Herren, komme ich zu der dritten und meiner 
(nsicht ernstesten Seite der ganzen Angelegenheit, die 
ch im Rahmen der kurzen Frage nur andeutungsweise be⸗ 
ühren darf. Die Aufregungen sind entstanden, weil 
Zoldaten dienstliche Angelegenheiten nicht zur dienstlichen 
krledigung gebracht und in die Offentlichkeit getragen 
aben, und weil in diefer ohne jede Berücksichtigung der 
chleunigst erfolgten Veröffentlichung der zuständigen Stelle 
ber den wahren Sachverhalt, nach dem niemand mehr 
weifeln konnte, daß nunmehr das Gesetz seinen Lauf 
ehmen würde, die Vorgänge in maßloser und aufreizender 
beise ausgebeutet worden sind. Gehr richtig! rechts.) Daß 
»lche Zustände nicht in den Truppen geduldet werden 
znnen, das ist klar. (Beifall und Widerspruch.) 
Abg. Bock-Gotha (Soz.) fragt: Ist die die Waffen⸗ 
ndustrie stark beunruhigende Nachricht richtig, daß die Ver⸗ 
ündeten Regierungen gesetzgeberische Vorschläge zu machen 
eabsichtigen, die auf eine 
Einschränkung des Handels mit Waffen 
ibzielen? 
Direktor im Reichsamt des Innern Dr. Lewald: Die 
mmer weiter um sich greifend Gefährdung der 
Fffentlichen Sicherheit durch den Gebrauch von 
—„chußwaffen hat der Reichsleitung Anlaß zur Erwägung 
jegeben, in welcher Weise diesem Mißbrauch auf dem Wege 
er Gesetzgebung vorgebeugt werden könnte. Zu den Be— 
atungen des Reichsamts des Innern sind zahlreiche Ver⸗ 
reter der Industrie herangezogen worden. 
der Gesetzentwurf wird voraussichtlich noch in dieser 
zZession dem Reichstage zugehen. 
Auf die Frage des Abg. Dr. Herzfeld (Soz.) wegen der 
beziehungen des englisch-amerikanischen 
dabaktrusts zur deutschen Zigaretten— 
ndustrie erwiderte 
Unterstaatssekretär Dr. Richter: Das Reichsanit des 
Innern hat eine Untersuchung in die Wege geleitet. Den 
Mitgliedern des Reichsstages wird Gelegenheit gegeben wer— 
den, den Erörterungen beizuwohnen. 
Auf die Frage des Abg. Dr. Jungk Matl.) wegen des 
zotschaftsgebäudes in Washington erwiderte 
Staatssekretär von Jagomw: Das Auswärtige Amt hat 
inen Auftrag zur Ausführung eines Neubaues eines Bot— 
chaftsgebäudes in Washington überhaupt,noch nicht 
errteidlt. Es ist auch noch keine Forderung in den neuen 
Etat eingestellt. 
Auf die Frage des Abg. Alpers (Welfe) wegen der 
Verwendung von Pferden ausländischer 
Herkunft in der Armee erwiderte 
Schluß folgt.) 
— — — — — — — — 
Statistix der Lebensmittelpreise in Lüheok. 
Jachden Ermittelungen des Statizstischtnamtes 
vom 28. November 1913. 
Detailpreis 
ʒezeichnung der Ware ———— Bezeichnung der Ware tur Lomn nre 
Mehl, Hülsentrüechte. Iz 38 *ᷣʒ Menhl, Hülsenfrüehte, 55 33 53 
Tolspnialwaren u.dęl.28 3* J* Kolonialwaren u.dal.38 3838 
—EDD Marchimer) 2 30 24 
rbsen 2. Kochen: affeem. (Schmidt.) 35 36 28 
eibe (geschalte — 
Actoriaꝰ mittey... 26 30 24 Der erg g— 18 15 12 
ü schalte) 20 20 18 ase.deutsch. än⸗ 
ege 8 — der (vollfett la.) 120 130 100 
wWeiße (Langbohnen) 24 30 22 , deutseh. Schwei- 
linsen (ruscische). .. 30 30 24 der (la.)........120 140 1900 
Jersten Graupenyoa 28 28 20 Tilsiter(volit.Ia.) 90 100 80 
Grüũt?e 57 20 20 16 d (albf.la.) 70 70 60 
Hafergrütze 8 25 26 2 Uargarine .......... 80 100 60 
guchweizengrut. A 24 26 20 Ppetroleum (amerik. 
Sago deutscher la.). 30 35 26 rattf. la.) fur 1Ltr. 21 22 20 
ostindischer la.) 35 40 33 Konlen. 
deis (geschalter Nubkonlen Gehott. 
Rangoon la..... 20 30 20 30/50 mm) fur 102. 320 320 320 
cucicer, Wurten Jartr oks esttan. 4 
emnceut 7 1 N — m ehar gnd No gꝛ 
⸗ Melis jJaskoks — 
A n sur 2. 320 320 320 
(Santosmiscn.mitt.) 150 160 140 Braunkonhlenbriketts 
fur i de.......250 250 250 
fee (Souchong) .....300 300 180 1*3*9 
salzicasfee(Kathrein.) 35 40 35 »für 10 Pt. Stck. 
gei der Prejchemessung isst die gangbarste Sorte mittlarer Oualitãt 
zugrunde geleot 
orkt te. 
2abect, 28. Nor. Hornviehmartt. Auitrieb am 27. Vov. 
2 nnde und ar 3 Adlen. 4 Builen, 65 Kuͤbe u Junarinder, 
apon Stua aus der hiesigen Quarantäneanstalt. 72 Stück aus dem 
icnde. Es wurden ür bo Kg, Schiachtgewicht bezahlt, 1. Qua⸗ 
Aut ge bie ge M.DQualität mit 78 bis 88 M. 2. Qualität 
hie 76 A udlität mit 62. bis 68 M. Bullen mit 70 bis 
h—weinem ar in Runriebß 346 Schweine aus dem Inland. 
Achil vurden. Leichte und Viitteiware mit 67 bis —.—, M. ijette 
hᷣwere Ware mit 65 bis 66. I. Versandschweine —- bis — M. 
Sanen un 56 bis 60 M. — ANußerdem noch; 23 fette Kälber mit 
e 38 Esafe mitf g2— 100 V. Ausnohmeware wurde über 
— — 
F 
2 
— 
Nachricht für Seefahret. Das, Kaiserliche Küstenamt 
in Kiel meidet unterm 28. Nov. nachnuttags Vier Seemeilen 
üdlich Faludden. Gothland, ist am 25. Nopember. moraens. 
in troihondec Mrack gesehen. 
Angekommene Schiffe. 
rravemünde. 27. November. 
Wass. von 
D. Luise, Niedermeyer. Memel 
28. November. 
Ingermanland, Hallborg, Kalmar 
henania, Segert, Traͤngsund 
Svanen. Sltenselt. Kopenhagen 
Juno, Zum Buitel, Flens burg 
g, Petersen, Halmstad 
„. Pan, Nordaren, Karlskrona 
bgegangene Schiffe. 
Tranemünde 27, November. nach 
Qisheck Pundin. Kopenhagen
	        
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