Full text: Lübeckische Anzeigen 1913 (1913)

Abg. Dr. Onarck (Soz): Die Vetenten wollen eingerissene 
Mißsitnde zu dauernden machen. Daß es msglich ist, diese 
kackereiverordnung streng durchzuführen, ohne die Cxistenz 
icker Bäckereien in Frage zu stellen, zeigt das Vorgehen 
Aßerrreußischer Städle, die Vaubülten gewäahrt baben. Die 
helriebe, die an der alten Betriebsweise festhalten, mülfen 
cklihtslos beseitigt oerden, da andernfells das Bestceben 
er Arkeiterschaft auf andern Gebieten geschadigt wird. Uns 
zeht diese Verordnung noch nicht weit genug. Der Reichsstag 
nuhle auch die Nachtarbeit in den Väckereien verbieten. — — 
Adg. Kopsche(Fortschr. Vpt.): Hier handelt es sich gar 
nich? um die Bäckergefeen. Die Petenten wollen nur, daß 
die Willkür der Polizei aufgehoben wird. 
Abg. Giesberis (Ztr): Unnötige Härten sollten ver⸗ 
rnieden werden. 
Abg. Wurm (Soz.): Das Publikum muß davor geschützt 
verden, daß ihm die Backware verekelt wird. * 
Abg. Giesberts (Ztr.): Ich muß dagegen protestieren, daß 
ich für die Möglichkeit eingetreten sei, daß das Bäckerei⸗ 
sewerbe in ekelhaften Betrieben ausgeübt werden könne. 
Abg. Kopsch (Fortschr. Vpt.!: Die Sozialdemokraten 
ollten nicht einseitige Interessen vertreten. sondern auch an 
ie Notlage der Bäckermeister und Grundbesitzer denken. 
Abg. Chrysant (Ztr.): Mit der Sauberkeit und Unsauber—⸗ 
keit hat die Bäckereiverordnung gar nichts zu tun. Ich muß 
gegen diesen Ausdruck des Abg. Wurm im Namen der 
deutschen Bäckermeister protestieren. 
Nach weiterer unerheblicher Debatte wurde die Petition 
zur Erwägung überwiesen. 
Darauf verlagte sich das Haus auf Mittwoch 1 Uhr. 
Interpellation wegen Arbeitslosigkeit und wegen Zabern; 
Sesetz. betr. Verrat militärischer Geheimnisse; Anderung 
ver Gebührenordnung für Zeugen und Sachverständige. 
Schluß nach 6 Uhr. —* 
Tagesbericht. 
Lübeck, 26. November. 
kesolution des Dänischen Industrierats zugunsten der 
Masnedsundbrücke und Fehmarnroute. 
Vom Dänischen Industrierat ist der Regierung und dem Reichs-— 
ag »in Dänemark in diesen Tagen die folgende Resolution über⸗ 
andt worden: 
„Für die Entwicklung der dänischen Industrie ist es von 
aröhter Bedeutung, daß Dänemarks geographische Lage in 
der rechten Weise zugunsten seines bequemsten und schnellsten 
Füter⸗, Passagier- und Postverkehrs mit dem Auslande daus⸗ 
zenutzt wird. 
In dieser Hinficht würde es einen bedeutenden Forischritt 
arstellen, wenn die gegenwärtige Fährverbindung über den 
Storstrommen zwischen Seeland und Falster durch eine 
ßrücke für den durchgehenden Eisenbahnverkehr ersetzt wird. 
Dieser Fortschritt würde sofort der wichtigen Gjedser — Warne⸗ 
münde⸗Route zugute bommen und er würde gleichzeitig von 
dänischer Seite aus den Weg bahnen zur Durchsführung der 
Fehmarnroute, deren baldige Verwirklichung 
der Industrierat dringendempfiehlt, um so mehr, 
as der Gedanke, nennenswerte Fortschritte durch Verbesserung 
der Kieler Route zu erreichen — sei es, daß sie über 
Korsör oder über Laaland führt —, als bedeutungslos 
aingesehen werden muß. 
Außzer den direkten Erleichterungen für den dänischen Ver— 
ehr, welche der Bau der Storstromsbrücke und die Ausfüh 
ung der Fehmarmoute für die dänische Industrie mit fich 
ühren muß, verfehlt der Industrierat nicht, auf die besondere 
Bedeutung dieser Verbindung hinzuweifen, die sich daraus 
ergibt, daß Dänemark dadurch die kürzeste und bequemste 
dauptverkehrsverbindung zwischen der standinavischen Halb⸗ 
msek und Westeuropa zustande bringt. Denn nur dadurch 
lann es verhindert werden, daß der Verkehr unser Land zum 
gpoßen Schaden für unser Erwerbsleben umgeht. 
Der Industrierat ersucht daher die hohe Regierung und 
den hohen Reichstag, in erster Linie Schriite zur Durchführung 
ver Storftromsbrücke zu unternehmen.“ 
Diese Resolution ist ein neuer Beweis dafür, daß man in Däne⸗ 
mark nach wie por geschlossen hinter der Fehmarnroute steht 
und sich von einer Verbesserung der Kieler Route Vorteile 
für Dänemark nicht verspricht. Die wohl alsbald zu erwartende 
Stellungnahme des Deutschen Fehmarnbahnkomitees zur eben 
beröffentlichten Denkschrift der an der Kieler Route beteiligten 
I Städte wird die Situnation jedenfalls bald weiter 
üren. 
—— — —* 
O 
»Militärisches. Personalnachrichten. Zum Lt. d. 
Ref. bef. der Vizefeldwebel SchleizAsmus III Bexmlin) 
des Inf.«Regts. Nr. 162. — Zum Hauptmann bef. der Oberlt. 
d. Ref. Küstermann des Inf.Regts. Nr. 94 Cübech. — 
Zum Oberlt. bef. Lt. d. Res. v. Sperber des Kür.Regts. 
RNr. 3 (Cübbech. — Zu Leutnants der Resß. befördert Bruhn 
Rendsburg) des Inf.Regts. Nr. 162; Rehder MRends— 
bura) des Inf.Regts. Nr. 163. — Versetzt: Lt. Windler 
der Landw-Inf. 1. Aufg. (Cübech zu den Ref.Offizieren des 
Füs.“Regts. Nr. 86. 
D „Aus Lũbeds großer Zeit.“ Unter diesem Titel 
isft im Verlage Max Schmidt, Lübeck, ein Quellenlesebuch 
von Dr. Bruno Schneider erschienen, das als 2. Teil des 
von Dr. Wilmanns herausgegebenen ersten Teiles zu gelten 
hat. Das schlichte Büchlein, das in erster Linie für Lektüre in 
den Schulen und zur Vertiefung des Geschichtsunterrichts be— 
timmt ist, enthält eine solche Fülle von sorgfältig bearbei⸗ 
tetem Quellenmaterial, daß es auch dem vaterstädtischen Freunde 
eine fesselnde Lektüre bieten dürfte. Wir kommen auf das 
Büchlein noch zurück. 
DMuseum für Kunst⸗ und Kulturgeschichte. Die Aus— 
tellung aus der Franzosenzeit ist am vergangenen Sonntag ge⸗ 
chlossen worden. Sie war während ihrer vierwöchentlichen Dauer 
»on 2294 Besuchern und von 1250 Schülern in Hafsenweisem 
Besuch besichtigt worden. Ein großer Teil des Ausstellungs— 
materials wird künftig in der Kostümgalerie des Museums im 
St. Annenkloster wieder vereinigt zu finden sein. Einige der 
vertvollsten Stücke aus Privalbesitz, namentlich die Kostüme 
rus dem Besitz der Familie Edermann, Johannstorf, find in— 
'olge des dankenswerten Entschlusses ihrer Eigentümer dem Mu— 
eum als Leihgabe dauernd überlassen worden. Da der Raum 
der lirchlichen Halle noch länger freistehen wird, so besteht die 
Absicht, auch künstig wechselnde Ausstellungen aus dem Gebiet 
»er Kunst- und Kulturgeschichte dort zu beranfstalten. Die nächste 
ieser Ausstellungen wird voraussichtlich am sommenden Sonn⸗ 
ag eröffnet werden können. Sie wird der modernen Graphik ge— 
bidnet sein und von den führenden Meistern der Radierung, der 
eutschen wie der ausländischen, eine Sammlung von aus ge⸗ 
oählten Blättern enthalten, wie sie den Kunstfreunden Lübecks 
n diesem Umfang noch nicht geboten worden iit 
Zur Enthünung des TAwed ndenkma's in Bornhöbed. 
Bie schon kurz unter auswärtigem Tagesbericht (Schleswig- 
zolstein); am Dienstag abend berichtet, w'ird an der Enthülsung 
es Schwedendenkmals am 7. Dez. in Bornhöved, das schwe— 
ische Hu's'arenregiment Kronprinz aus Malmö, unter Füh— 
ung des Obersten Baron von Cederström, dessen Vorfahr 
as Regiment an dem denkwücrdigen Tage vor 100 Jahren führte, 
Aäeiner Stärke von 100 Mann teilnehmen. Diese Abordnung, 
us 35 Offizieren, 17 Unteroffizieren, 14 Gefreiten und 34 
Nann bestehend, sämtlich in Uniform, sowie 45 Pferde, werden 
rit einem Dampfer in Lübeck eintreffen. Während die Offi— 
iere von Lübeck über Segebers nach Bornhöved 
eiten, sollen die Unterosfiziere und Mannschaften mit der Bahn 
efördert werden. Am Nachmittag des 7. Dez. ist dann die 
zinweilungsfeier, bei der Pastor Voß-Bornhöved in deuischer 
S-prache und der Negimentsgeistliche in schwedischer Sprache 
vrechen werden. Oberst von Cederström wird einen Bronze— 
ranz am Denkmal befestigen mit der Inschrift: Den bei Born— 
jöped am 7. Dez. 1813 gefallenen Kameraden zum Gedächtnis. 
. Dez. 1913. Königl. Schwed. Kronprinz-Husaren-Regiment“. 
das Schwedendenkmal besteht aus einem mächtigen Steinblock 
nit einem Adler und der Inschrift: „Zur Erinnerung an den 
Zieg des schwedischen Husarenregiments „Königin“ über dä— 
ische Truppen am 7. Dez. 1813. Errichtet am 7. Dez. 1913. 
darüber befindet sich ein Kupferrelief, das das Gefecht bei 
zornhöved darstellt. Ein Festessen folgt der Feier. Am nächsten 
kage fahren die Teilnehmer nach Kiel und treten von dort die 
sückreise nach Malmö an. 
Der 86. Elternabend der 1. St. Lorenzknabenschule fand 
dienstag, den 25. Nov. in der Turnhalle statt. Er wurde 
»urch eine Reihe Stabübungen eröffnet, die Klasse 1 unter 
eitung des Herrn Heuer gut vorführte. Nachdem die seit 
ahresfrist, erworbenen Lehrmittel, lurz besprochen waren, 
‚lgte ein Vortrag über Jugendschriften. Den älteren blutigen 
ndianergeschichten wurden die besseren Erzeugnisse der Neu⸗ 
eit gegenübergestellt. Zugleich konnte auf die bekannte Bude 
uf dem Weihnachtsmarkte hingewiesen werden. Einen Haupt⸗ 
unkt bildete, wie immer, die Erkundigung, die die Eltern 
ei dem SHauptlehrer ihres Sohnes einzogen. Unentgeltliche 
dachhilfestunden, ungeteilte Schülzeit und andere Schulange— 
zgenheiten erfuhren zum Schlufse eine kurze Besprechung. 
doffentlich hat auch dieser Abend das gute Einvernehmen zwi— 
hen Elternhaus und Schule gefördert. 
Der Segeberger Grwerbeverein unternimmt Donnerstag 
einen Ausflug nach Lübeck zur Besichtigung der Gas- und 
El⸗ktriztäts-Ausste ung. Di- Abfahrt er o'gt mit dem Mi tgs⸗ 
uge. Die Besichtigung der Ausstellung, zu der dem Verein 
»on der Direktion der Gas-, Elektrizitäts- und Walserwerke 
»er freien und Hansestadt Lübeck freier Eintritt gewährt ist, 
rfolat um 255 Uhr. 
Sturmwarnung. Die Deutsche Seewarte in Hamburg 
neldet: Tiefdruckgebiet 730 Nordmeer, Ausläufer Nordsee. 
ßefahr vorübergehend stürmischer Südwestwinde Signal: 
Zu dweststurm. 
J Schöffengericht. Sitzung vom 25. Nov. Des Dieb— 
ahls hat der Schlachtergeselle Hermann Is. aus Pöppendorf 
ich schuldig gemacht. Er hat am 285. August einem Schlachter⸗ 
esellen Schnoor ein Fahrrad, das dieser vor dem Hause eines 
zahnarztes hatte stehen lassen, weggenommen. Auf Grund seines 
ßeständnisses wird er zu 6 Wochen Gefängnis verurteilt. 
der Angeklagte war schon mal wegen dieser Tat freigesprochen; 
rahat nachher aber so viel über die Sache geredet und sich 
nefreut, daß er der Behörde ein Schnippchen geschlagen habe, 
daß er dadurch seine jetzige Verurteilung herbeiführte, — 
WVBegen Vergehens gegen die Gewerbe-Ordnung 
at sich die Inhaberin eines Putzgeschäftes, Anna R., zu ver— 
intworten. Seit dem 1. Sept. hat sie eine in ihrem Gewerbe⸗ 
etriebe beschäftigte Putzmacherin mehrfach länger als bis 10 Uhr 
bends beschäftigt. Sie ist, wegen gleichen Vergehens schon 
inmal bestraft. Jetzt wird fie zu 20 Muevent. 4 Tagen Ge— 
ingnis verurteilt. — Wegen Diebstahls bezw. An— 
iftung und Sehlerei sind angeklagt der Arbeiter Theo— 
or Lü. der Kutscher Otto We. und der Handelsmann Robert 
de. Die ersteren beiden waren, in einer, hiesigen Saghand— 
ung beschäftigt. der Ne. von ihm angekaufte Säcke lieferte 
nd, infolgedessen öfter dort erschien. Durch“ kieine 
eschenke und WVersprechungen veranlahzte vNe.die 
eiden, Mitangeklagten, gelegentlich seiner Anwesen— 
eit im Geschäft aus dem leßteren Säcke zu stehlen 
ind auf seinen. des Ne. Wagen zu paden. So hat Lü. 
twa 150 Säcke im Werte von75 NRt und We. hat 10 Sade 
ggenommen. Ne, nahm die Säde an und vperwertete sie 
vieder für sich. Er hat Lü. einmal 10 M, We. 20 Mge— 
eben. Das Urteil laulet gegen Lu. guf 4 Wochen. gegen 
Ve. auf 10 Tage und gegen Ne. auf 2 Monate Gefängnis. — 
Res Bergehens gegen die Seemannus Srdnung 
at der Dedsmann Heinrich Bö. sich dadurch schuldig gemacht, 
daß er sich vom Dampfer, „Condor“ entfernte. um sich seiner 
veiteren vertragsmäßigen Dienstpflicht zu entziehen. Er wird 
u 10 Maev. 2 Tagen Gefängnis verurteilt Des Diebe 
ahls hat, der Schuhmacher Friedrich To. aus Memel sich 
gdurch schuldig gemacht, daßz er im Juli d. J. einem Studenten, 
tit dem er in der Herberge zur Heimat auf einem Zinmmer 
bernachtete, eine Uhr mit Medagilfson im Werte von I8 M 
zegnohm. Dafür erhält er 3 Wochen Gefängnis — Wegen 
zetguges und bezw. s8ehlerei sind angellagt der 
rbeiter Heinrich Pa. und der Sgusdiener Emil pa von hier. 
lin 18.. Nop. erschien Heinrich Pag in einem hiesigen Saͤuhe 
arengeschäft und erklärte, im Auftrage des Wirles Ha. jelie 
r für diesen einige Paar Schuhe zur Ansicht holen.“ Da Sa 
un dem Geschäft bekannt war, irug, man tein Bedenken, dem 
-cchwindler ier Paar Schube im Werte von 680 Mauszu— 
äundigen. Kurz darauf traf Heinrich ßa. seinen Bruder den 
itongeklagten. und einen ihm angebüch nur von Ansehen 
ekannten Mann, dessen Persönlichkeit noch nicht festgestellt ist. 
lle Irei probierten die Stiefei an. Nur Heinrich Va, paßten 
ie Stiefel nicht. Emil Pa. und der Unbekannte behleiten je 
in Paar. Die beiden übriggebliebenen, Paare wurden bei 
rödlern verkauft, und der Erloös geteilt. die Angeklagten 
halten je 4 Wochen Gefängnis. — Wegen groben ün— 
u g 5. ollte der Arbeiter Wilheim Sin nach einem Strafbefehl 
es Polizeiamtes 6 MGeldstrafe zahlen. weil er quf ven 
Narktplatz den Dienstmann He. mit der Hand ins Gesicht ge— 
hlagen hatte. Si. hat Widerspruch erhoben und behauptiet, 
csei mit He. in Streit geraten, weil diefer einen lleinen 
Angen geschlagen habe, der sich an einem, Autontobis zu 
haffen. gemacht habe; geschlagen habe er He weil dieser 
ine Dienstmannsleine erhoben habe, um ihn damit zu schlagen 
di., wird freigesprochen, weil er in Notwehr gehandelt habe. 
-chlechter ergeht es dem als Zeugen geladenen He Troh 
xdnungsmäßiger Ladung ist er nicht ershienen und fatt vafür 
O MGeldstrafe zahlen. 
o- Einbruchsdiebstähle. In der Zeit vom 16. -23. d. M. 
nd aus einer Gartenbude auf dem am Topferweg belegenen 
zelände mittels Einbruchs ein Paar fast neue Halbstiefel und 
n, Jadett gestohlen worden. — Aus einem auf einem 
,abrikgrundstück belegenen Schuppen ist ein 8—105 langer. 
twa 9em breiter Treibriemen abhandengekommen und 
ermutlich gestohlen worden. 
0 Fahrraddiebstahl. Heute morgen nach 9, Uhr ist aus 
»em Hausflur eines Hauses in der Breiten Straße ein Fahr— 
ad mit der vom Polizeiamt gelieferten Erkennungsnummer 
639 abhandengelommen und vermutlich gestohlen worden. Das 
ad ist kettenloss. Die Handgriffe sind mit Band um— 
oicke 
p Sausestãädte. 
DDT. Hamburg, 26. Nop. Mysteriöse Auffindung 
ideei Seit acht Tagen wurde die in der 
wolischen Terrafe am Schulterblatt 60 wohnende Wilhelmine 
zrause vermißt. Dienstag nachmittag, nachdem man die Frau 
ereits eine Woche nicht gesehen hatte, fand man sie in 
Vohnung als Leiche auf. Das Gesicht war schwarz und weies 
inige Kratzwunden auf. Auf dem Fußboden des Zimmers lagen. 
inige Geldstücke verstreut und eine Schublade der Kommode lag 
imgekehrt auf der Stubendiele. Die Vordertür der Wosmung 
var verschlossen, dagegen stand die Hintertür offen. Man ver— 
nautet, daß ein Raubmord vorliegt. Die Leiche, die ziemlich 
tark in Verwesung übergegangen war, wurde zur Sektion von 
»er Staatsanwalitschaft beschlaanahmt. 
Neueste Nachrichten und Telegramme 
der „. A. ud Z.—, 
Belgrad, 26. Nov. Siesige Biätter melden die bevorstehend; 
Fründung einer größeren deutschen Bankin Serbien 
nit Rücksicht auf dien in den detzten Jahren zusehends sich er-— 
veiternden Handelsverkehr zwischen Serbien und Deutschland. 
Jus den bisherigen Mitteilungen geht nicht hervor. ob es 
ich dabei um den bereits seit Jahresfrist bestehenden Plan der 
tommanditierung eines hiesigen Bankhauses mit deutschem Ka- 
vital handelt. 
2— * 
Ein raffinierter Kinderdiebstahl. 
W. Stuttgart, 26. Nop. Einen raffinierten Kinder— 
»iebstahl zur Verbergung eines Kindesmordes verübte ein 
dienstmädchen. Im Oktober d. J. nmiachte der Diebstal, eines. 
injährigen Kindes auf offener Straße Aufsehen. A sand 
ie VPolizei das Kind in Fuerth und stellte als Zätt.cin 
dienstmädchen fest, welches das Kind entführte, unn Nach 
orschungen nach dem Verbleib des eigenen unehelichen Kides 
uu entgehen, das sie sofort nach der Geburt ermordete. 
5 Kinder verbraunt. 
W. Diephelz Oldenburg), 26. Nov. Bei einem Scheunen⸗ 
vrand auf dem Gute des Hoibesitzers Kirchhoff sind fünf Kinder 
umgekommen. 
Beraubung eines Pachkwagens. 
W. Brieg, 26. Nov. Gestern abend wurde in dem hier 
ibgehenden Versonenzuge Brieg-Neiße zwischen Boesdorf und 
seiße die Motbbremse gezogen; während das Zugpersonal 
den Zug absuchte, wurde der Pakwagen beraubt. Es 
ind fünf Postbeutel mit über 500 Mugestohlen worden. Die 
Täter entkamen. 
Die franzsösische Presse und Bürgermeister Trömel. 
PC. Varis, 26. Nov. Der schwer bedrohten Fremdenlegion 
st in der Person des früheren Bürgermeisters von Usedom, 
Trömel. der aus der Fremdenlegion wegen Taubheit entlassen 
wörden ist ein Retter entstanden. Der Excelsior veröffentlicht 
heute morgen ein Interview seines Korrespondenten in Mar—⸗ 
eille bei der Ankunft des Exburgermeisters in der französischen 
safenstadt. das, falls es authentisch ist, an Unverfrorenheit 
virklich nicht mehr übertroffen werden kann. Trömel greift 
ie deutsche Presse. die dafür eingetreten ist. ihn von der 
zremdenlegion loszubekommen, in heftigster Weise an und be⸗ 
eichnet die dee Beschuldigungen gegen die Fremdenlegion 
As lügnerisch und lächerlich denn das Leben in der Fremden— 
egion sei ein Paradies. Trömel soll beabsichtigen, in Paris 
VBohnung zu nehmen und seine Familie. die sich noch in 
deutschland aufhält. in die Seinestadt nachkommen zu lassen. 
Herr Trömel, der in Deutschland längst nicht mehr ernst 
jenommen wird, wird von der französischen nationalistischen 
Bresse sett Monaten gegen Deutschland ausgespielt, da er als 
Deutscher dazu dienen doll. den von, der deutichen Presse 
ber, die Fremdenlegion, gemachten Angaben, die die fran— 
win we Dresse sachlich nicht zu widerlegen inistande ist. ihre Spitze 
ehmen 
WV. Hamburg, 26 Nov. Die Polizeibehörde hat den Sand⸗ 
chiffer Beyer verhaftet. der in der Nacht vom 14. zum 15. Rov. 
neiner Arbeiterbaracke in Volksdorf in der Absicht. den Kan— 
incnwirt zu treffen, dem Arbeiter Jalowiak im Bette einen 
Schlag mit einem Beil ins Gefsicht beigebracht hat. 
er diesem beide Backenknochen und das Nasenbein zertrüm— 
nerte. Beyer versuchte sein Alibi nachzuweisen, was ihm je— 
doch nicht gelang; er leugnet die Tat. 
W. Vertin, 26. Nov. Die Aeltesten der Kaufmannschaft 
traten in der letzten Sitzung sür eine energische Fortführung 
»es Rhein-Hannover-Kanals bis zur Elbe ein. 
— In Charlottenburg scheinen die langwierigen Verhand⸗ 
ungen zwischen der Ortskrankenkasse und dem Verein 
»er freigewählten Kassenärzste zu einem günstigen Resultat 
ühren zu sollen. 
— Eine Stradivariusgeige im angeblichen Werte 
»on 50 000 Musowie Schmuchsachen und sonstige Wertgegen- 
tände im Betrage von 10000 Merbeuteten Einbrecher 
ei einem Fabrikanten in der Brandenburgischen Straße in Wil- 
nersdorf. Als der Wohnungsinhaber zurückkehrte, fand er auf 
»em Tisch zwei Gläfer, aus welchen die Spitzbuben Sekt getrunken 
atten. 
— Gestern nachmittag ist der Kaufmann R. unter der Be— 
huldigung verhaftet worden, seine Mutter um 160000 
Nark betrogen zu haben. Wenige Monate nach dem Tode 
ines Vaters veranlaßte R. seine Mutter, ihm ihr Geld anzuver- 
cauen. er wollte es zur größeren Sicherheit in den Safes einer 
broßbank aufbewahren. Als nach etwa einem halben Jahre 
ie Mutter das Gespräch auf das Geld lenkte, erklärte der Sohn, 
aß er von ihr niemals etwas erhalien habe. Es kam zu 
inem Bruch und Prozeß zwischen Mutter und Sohn. »W erer 
ab eine eidesstattliche Erklärung ab, daß er die 1606000 M 
icht von seiner Mutter erhalten habe. Inzwischen ist ermit⸗ 
elt worden, daß das Geld auf verschiedenen Banken niedergelegt 
ind wieder abgehoben worden wear. Der Beschuldigte wurde 
jestern nach einer der betr. Banken geführt, wo er leugnete, 
er in Frage Kommende zu sein. Er wurde verhaftet und dem 
Unterluchungsrichter vorgeführt. 
W. Tortmumnd, 26. Nov. In dem benachbarten Mengede 
ind eine Witwe und ein Kostgänger unter dem Verdachte verhaftek 
borden, den vor einigen Tagen verstorbenen Ehemann sver— 
liftet zu haben. Die Schwester der Witwe erstattete aus 
kifersucht Anzeige. 
W. Selgolaud, 26. Noo. Die Enthüllungsfeier 
des auf der Düne von Helgoland zu errichtenden Denkmals 
ür die bei Helgoland verunglächten Besatzungen der 
Lorpedoboote „S1780, „G 171“, des Hebebootes Unter⸗ 
lbe“ und des Marineluftschiffes „L1“ ist mit Rüdhicht 
uf die gegenwärtige Sturmperiode, durch die der rechtzeitige 
bransport von und nach Helgoland sowie von der Jusel X 
ie Düne keinesfalls sichergestellt werden kann, auf das Frith- 
ahr verschoben worden. 
W. München, 26. Nov. Der Maler und Radierer Pro— 
essor Ignatius Taschner ist gestern nachmittag in Dähan 
in Herzlähmung gestorben. 
W. London, 26. Nov. Die beiden Angeber der Perlen⸗ 
iebe, Brandstetter und Quadratstein, sollen den Haupianteif 
in der für die Wiedererlanging des Perlenhalsbandes 
rusgesetzten Belohnung von 200 000 Mark erhalten. Auch der 
Finder der Perlen, der Arbeiter Augustes Horne, wird einen 
Teil erhalten. Da noch einige Perlen fehlen, werden von den 
iusgesetzten 200 000 Mark nur ungefähr 160 000 Mark zir 
Luszahlung gelangen
	        
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