Der deutsche Arbeitsmarlt im Okltober 1913. Nach vor—
läufiger Mitteilung des Kaiserlichen Statistischen Amtes auf
Grund der Berichte für das Reichsarbeitsblatt zeigt der gewerb⸗
liche Arbeitsmarkt im Oktober gegenüber dem Vormonat einen
leichten Rückgang. Gegenüber dem gleichen Monat des Vor⸗
jahres ist ebenfalls im großen und ganzen eine Verschlechterung
festzustellen. Die an. das Reichsarbeitsblatt berichtenden Kran—⸗
kenkassen hatten am 1. Novr. 1913 5348 320 beschäf—
tigte Mitglieder (3678 510 männliche und 1669 810 weibliche)
oder 11224 mehr als am 1. Okt., und war hat die Zahl der
männlichen Mitglieder um 23207 oder 0,63 v. S. abge⸗
nommen, die der weiblichen um 34 441 oder 2,11 v. H.
zugenommen. In der Regel tritt vom 1. Okt. zum 1. Nov. für
bie männlichen Versonen keine merkliche Veränderung, für die
weiblichen eine Vermehrung der Beschäftigung ein. Im Vor—
ahre trat bei den männlichen Personen eine ein wenig geringere
Verminderung (— 0,56 v. H.), bei den weiblichen eine nur
ganz unbeträchtlich größere Vermehrung (2,18 v. H.) ein,
doch ist zu berücksichtigen, daß von der Gesamtvermehrung in
diesem Jahre fast die Hälfte durch Bezirks⸗
erweiterungen einiger Krankenkassen sich erklärt. Nach
den Berichten von 16 größeren Arbeiterfachverbänden
mit zusammen 1,7 Million Mitgliedern waren Ende Okltober 1918
16 893 oder 2,7 v. H. der Mitglieder arbeitslhos gegen⸗
über 2,66 v. H. Ende September 1913. Von Ende September
auf Ende Oktober pflegt die Arbeitslosigkeit etwa gleich zu
zleiben und den niedrigsten Stand im Jahre zu haben. Im
Jahre 1912 stieg sie allerdings ebenfalls, und zwar von 1,5
auf 1,7 v. H., war damit aber immerhin noch erheblich
geringer als 1913. Bemerkenswert ist auch, daß die Mit—
gliederzahr der 16 berichtenden Gewerkschaften im Oktober 1913
um noch nicht 100 größer war als im Oktober 1912. Bei
302 öfsfentliche Arbeitsnachweisen mit 153350 Ver—
mittlungen kamen im Okttober auf 100 offene Stellen bei den
nännlichen Personen 168, bei den weiblichen 116 Arbeitsgesuche.
Die entsprechenden Ziffern des Vormonats waren 160 bezw. 99.
hiernach hätte der Andrang männlicher wie weiblicher Arbeit—
uchenden im Berichtsmonat wieder etwas zugenommen. Eine
Steigerung pflegt alliährlich im Laufe des Oktober einzu—
treten und es kann allein daraus auf eine erhebliche Ver—
schlechterung der Lage des Arbeitsmarktes nicht geschlossen
werden. Die Berichte von industriellen Firmen und
Verbänden über die Lage des Arbeitsmarktes im Oktober
lauten verschieden. Ueberwiegend günstig. wenn sie auch zum
Teil Abschwächungen melden, sind die Berichte aus dem Kohlen
bergbau, Erzbergbau, aus der Roheisenerzeugung. der Kali-,
Maschinen-, elektrischen und chemischen Industrie. Die Roheisen—
erzeugung ist noch gestiegen, denn sie betrug nach Mitteilung
des Vereins deutscher Eisenindustrieller im Berichtsmonat
1550 205 t gegen 1589 197 t im Vormonat und 16335391
im Oktober 1912. Mäßig waren die Stahlwerke (der Versand
der Werke des Stahlwerksverbandes betrug 524 891 t Rohstahl-
gewicht und war um 4499 t höher als im September, da—
gegen um 15695 6 niedriger als im Oktober 1912) und die
Textilindustrie beschäftigt, während die Holzindustrie und das
Baugewerhe weiter über Arbeitsmangel klagen. Verschlechterung
gegen das Vorjahr melden fast die meisten Industrien, nament—
lich die Eisen- und Stahl-, Maschinen-, Textil-, Holzindustrie
und das Baugewerbe. Von 255 Firmen ist die Arbeiter—
zahl angegeben, und zwar mit 314 732 zu Ende Oktober 1913
gegen 306 378 zu Ende Oktober 1912. Es ist also eine Ver—
mehrung um 2,78 v. H. eingetreten. während für den Sep—
tember eine solche gegenüber dem Vorjahr um 3,97 v. H.,
für den August eine solche von 6166 v. H. zu verzeichnen war.
Der Umfang der Steigerung ist also gegenüber den Vormonaten
zurücgegangen. Die Erhöhung, an der in der Hauptsache &
Großindustrie beteiligt ist, ist auf einige Gewerbegruppen be—
schränkt, unter denen die chemische Industrie mit 12,51 v. H.,
der Bergbau und das Hüttenwesen mit 4,08 v. H. und die
Maschinenindustrie mit 4,00 v. H. hervorragen. Diesen Zu—
nahmen stehen indes erhebliche Rückgänge in der elektrischen
Industrie (— 8,21 v. H.). Holzindustrie (— 7.99 v. H.), im
Bekleidungsgewerbe (— 4,32 v. H.) und endlich im Nahrungs⸗
und Genußmittelgewerbe (— 368 v. H.) gegenüber.
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Schutzgebiete.
VW. Fleischversoraung und Kolonien. Während im
Heimatlande über Fleischknappheit geklaat und die Finfuhr frem—
den Fleisches verlöngt wierd. ist nan in Deutsh-Südwestafrika
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in den Diensten der Orloffs steht und der nebst Maruschka der
einzige Bewohner der kleinen verstedten Villa ist.
Obgleich der Alte nicht viel versteht von Maruschkas
Redeschworzi, so errät er doch alles an ihren aufgeregten Mie—
nen, dem Strablen ihrer Augen, den glückselig lächelnden
Lippen. Und mit philosoph'scher Ruhe schüttelt er das weiße
Hanpt.
(Fortsetzung folat.)
Theater, Kunfst und Mißenschaft.
Lübeck, 17. Nov.
Staditheater.
„Die Meistersinger von Nürnberg.“
Musikalische Leitung: Wilh. Furtwängler als Gast.
In hochherzizer Weise hatte unser trefflicher Operndirigent
Herr Kapellmeister Karl Pfeiffer, den Dirigentenstah gestern
in die Hände seines Kollegen, des Dirigenten der Musikvereins—
konzerte, Herrn Wilh. Furtwängler, gelegt. 'Ob deeses
Erperiment innerhalb unserer Mauern jerade dem
Publikum zugute kommt, möchten wir doch dähingestellt
sein lassen. Durch das jeweilige Ummodeln des Orchesters
nach den Intentionen des betreffenden Dirigenten wird viel
Zeit durch Proben verloren und das Repertoir heblheidenen
Grenzen gehalten. Anders ist es mit einem Gastdirigenten von
auswärts, der vielleicht nur eine Probe abhalten kann,
die den Vorbereitungen unseres ständigen Theaterkapellmeisters
höchstens cin paar Schlaglichter aufsetzt.
Wir wilssen nicht, ob es bekannt ist, daß Wagner, als
er bereits an den „Meistersingern“ arbeitete, der Stoff zu
„Tristan und Isolde“ in die Hände fiel, der ihn so fesselte, daß
er denselben in kurzer Zeit musikalisch verarbeitete. Erst die
Enttäuschungen, die dem Meister durch die Schwierigkeiten ent—
standen, die den Sängern auferlegt wurden, ließen ihn, nach
einen: Verlauf von dreizehn Jahren, die „Meistecrsinzer', die
dem „Tannhäuser“ als Spiegelbild gegenübergestellt zind, voil—
enden. Die „Meistersinger“ ist die einzige komische Duer die
Wagner geschrieben hat; er sang sich mit ihr in das Hers des
deutschen Volkes hinein. Das Werk ist an dieser Stelhlle
so oft einer Analyse unterzogen worden, daß wir füglich so—
gleich auf die Aufführung selbst übergehen können
chon jetzt in großer Sorge, wie das in steigender Menge zur
zerfügung stehende Schlachtvieh am besten zur Verwendung
jebracht werden kann. Die Lebendvieh-Ausfuhr scheitert an den
ohen Transportkosten und den starken Transport-Verlusten. Da
»en südwestafrikanischen Farmern in absehbarer Zeit das Absatz-
zebiet der südwestafrikanischen Union verloren cehen wird, so
iegt angesichts der Fleischknappheit im Deutschen Reich und
zer Lage in Südwest der Gedanke nahe, einen anderen Aus⸗
lleich zu suchen. Bekanntlich wird zur Fabrikation von Kon—
erven für die deutsche Armee nur erstklassiges Schlachtvieh des
Inlandes verwendet. Wäre es möglich, diesen Bedarf, defsen
Zefriedigung zunächst vor Ausbruch eines Krieges stattfinden
ruß, zu einem erheblichen Teile aus Deutsch⸗Südwest zu decen,
o würde eine wesentliche Erleichterung des Inlandmarktes ein⸗
reten und der koloniale Viehreichtum der heimischen Volkswirt⸗
haft nutzbar gemacht werden. Das Fleisch der Weidetiere aus
deutsch-Südwest eignet sich zur Konservenfabrikation ebensogut
ie das der südamerikanischen Rinder. Bei der Leistungsfähigkeit
er deutschen Konservenfabrikation würden kaum Bedenken der
'andesverteidigung bestehen, eine oder die andere siaatliche
tonservenfabrik nach Deutsch-Südwest zu verlegen. Der Staat
eistete hier mit unserer Kolonie Pionierarbeit, deren große Be—
eutung sür die künftige Entwicklung von Deutsch-Südwest nach
»em Urteil sachverständiger Kenner der Verhältnisse außer allem
zweifel steht. Um den Bedarf einer oder zweier Armee-Kon⸗
ervenfabriken von der Größe Hafelhorsts oder der Mainzer
Anstalt zu decken, ist, wie einem Artikel in der Handwerkszeitung
»er Handwerkskammern Berlin und Frankfurt a. O. zu entnehmen
—
zöllig gausreichend. Für die heimische Volksernührung aber wür⸗
den jährlich mehrere Tausend erstklassiger schwedischer Rinder
nehr zur Verfügung stehen und eine Erleichterung und Vereiche⸗
rung des Schlachtviehmarktes bilden, die besonders in Zeiten
oolitischer SEpannung nicht ohne Einfluß auf die Preisbildung
»leiben würden. In jedem Falle aber wäre eine solche Er—
eichterung des heimischen Fleischmarktes viel vorteilhafter für
insere Volkswirischaft, als die Einfuhr entsprechender Mengen
ussischen Fleisches, auf die im Kriegsfalle doch nicht zu
echnen ist.
bpt. Eine Kautschul-Verordnung für Kamerun. Gou—
derneur Ebermaier hat unter dem 1. Okt. eine nunmehr amtlich
ekannt gegebene Verordnung über den Handel mit und die
Tusfuhr von Kautschuf erlassen. Sie betrifft allen im Schutz⸗
sebset aus wilden Beständen, nicht aus Pflanzungen, ge—⸗
vonnenen Kautschuk (Wildkautschuk). Dieser muß, bevor er aus
»em Gewinnungsbezirk gebracht wird, einer Handelskontrollstelle
»es Gewinnungsbezirkes vorgelegt und dort auf seine Be—
chaffenheit geprüft werdent. Kautschuk, der verdorben ist und
liicht mehr verbessert werden kann, wird von den Handels—
ontrollstellen eingezogen und vernichtet. Kautschuk, der zwar
ticht handelsfähig ist, aber durch geeignete Aufbereitung ham
——
rollstelle dem Einlieferer zurückgegeben und kann nach erfolgter
Verbesserung erneut zur Prüfung vorgelegt werden. Kaut—
chuk, der sich als handelsfähig erweist, wird von der Handelskon
rollstelle zum Verkehr innerhalb des ganzen Schutzgebietes
freigegeben, nachdem er als handelssähig gekennzeichnet worden
ist. Diese Vorschriften haben die Ausfuhrkontroll⸗
tellen auf den zur Ausfuhr bestimmten Wildkautschuk an—
zuwenden. Zur Deckung der Kosten, die durch Einrichtung und
krhaltung der Handelskontrollstellen entstehen, wird bei der
Lusfuhr eine Gebühr bis zum Betrage von 10 Pfg. für das
Kilogramm des zur Ausfuhrdontrolle vorgelegten Wildkautschuks
erhoben. Ausfuhrlontrolistellen isnd die Zollstellen.
Ausland.
Italien. J
PC. Die Kreuzfahrt des italienischen Geschwrders. In
olitischen Kreisen Roms wird der Fahrt des itauenischen
Kreuzergeschwaders nach den Häfen des östlichen Mitteunneeres
zroße Bedeutung beigelegt. Das Geschwader, das augenblick—
lich vor Rhodos ankert, wird auch ägyptische Häfen anlaufen.
Der Chef des Geschwäders, der Herzog der Abruzzen, wurde
n Rhodos festlich begrühßt. Der Bürgermeister überteichte ihm
eine Adresse, in der der Herzog gebeten wird, dafür ein—
wutreten, dak die Insel Rhodos an Griechenland falle.
Der Vorbehalt des Heiligen Vaters. Mehrere katholische
Ahgeordnete zur italienischen Kammer haben erklärt, die Ver—
Die Auffassung Wilh. Furtwänglers war eine so
zänzlich abweichende von der unseres ständigen Theucerlapell⸗
neisters Karl Pfeiffer, daß wir uns erst vollständig hinein—
uleben hatten. Den Grundzug der Verschiedenheit bildete
die mehr subjeltive Wiedergabe Furtwänglers gegenüber der
ruhig objektiven Auffassung Pfeiffers. Schon das Vor'piel
xfuhr im Anfang ein zu schnelles Tempo, indem die spießk⸗—
vürgerlichevrotzenhafte Weise der Meistersinger eian mehr
»omphaftes festliche Gepräge aufwies. Zu langfam
m Tempo hingegen war die Erklärung der Sing-«
weisen Davide — die besser gekürzt worden wären —
ind das unvergleichliche Quintett, das wir auch als Konzert—
rummer verschiedentlich unter großen Meistern gehört haben.
Manchen Stellen, die schön begannen, fehlte die Einheitlich
eit, hervorgerufen durch raschen Temperamentwechsel des
dirigenten, während wiederum der Monolog Hans Sachsens
ehr schön und dezent begleitet wurde. Auf der Festwiese
oußte Furtwängler wieder all den musikalischen Pomp zu ent—
alten, den Wagner vorschreibt, doch fehlt das große Crescendo,
zas Pfeiffer vom Beginn an anstrebt. Die sowieso schon
twas dicke Instrumentation darf nicht gleich zu sehr unter—
trichen werden. Nicht vergessen sollte Herrn Wish. Furtwängler
ie große Mühe werden, mit welcher er der künstlerischen Sache
iente; ein gewisses Geschick auch auf dem Gebiet der Oper
st ihm nicht abzusprechen. Josef Schöffel zähst vorläufig
en Walther noch nicht zu seinen besten Partien. Stimmlich
estens disponiert, fehlte die hinreißende, überschäumende Leiden⸗
chaft, das seelische Feuer, das den Ritter aus Franken alle
zchranken durchbrechen läßt. Gesanglich wie darstellerisch blieb
ie Leistung eine ziemlich nüchterre. Maria Lambach, die
uch gesanglich noch recht entfernt von berechtigten künstlerischen
Unforderungen ist, trifft nicht den schelmisch-zarten jungfräulichen
un, der dem von Wagner reizvoll gezeichneten Evchen zu
igen sein muß. Es greift hier ein operettenhaftes Kokettieren
Blatz, das · den Intentionen Wagners völlig widerspricht.
Unserem trefflichen Bariton Harry de Garmo gelingt die
ürgerliche Idealgestalt auch noch nicht ganz so, wie man es er⸗
räumt. Der Monolog „Wahn, Wahn“ war fein durchdacht und
Zesieroll wiedergegeben, ebenso wie das Träumen unterm Flieder
in der Johannisnacht. Im ersten Akt dürfte der Schuster—
»oet schon nachdrücklicher betont werden. Die Maske könnte
twas älter gewählt sein. Stimmlich war der Veit Pogner
tassung getreulich halten zu wollen und diesen Stoudounkt
vegründet mit dem Hinweis auf den Eid, den sie heim Sessions-
ansang ohne Vorbehalt ablegen werden. Demgegenüber er—
lärt das päpstliche Leibblatt Unita cattolica, karholische Ab—
jseordnete dürften einen fsolchen Eid nur unter stilem
ßorbehalt (reservatio mentalis) aller kirchlichen Rechte
blegen. Die italienische Regierung habe kein Recht, einen
olchen Eid von kathorischen Abgeordneten zu verlangen und
der Umstand, daß ein treuer Katholik einen solchen ihm auf—
rlegten Eid leiste, genüge, damit jedermann auch ohne sonstige
zffentliche Erklärung wisse, daß ein solcher Eid aur unter Vor—
ehalt geleistet sfei. Wenn in weltlichen Dingen ein vorbehalt—
icher Eid erlaubt sei, müsse er in kirchlichen Interesenafcagen
esonders angebracht sein. Maßlos abscheulich sei »s, wenn
datholiken erdlärten, einen solchen Eid loyal und mit innerer Hin—
jzebung abzutegen. — Was das Leibblatt des Heiligen Vaters
damit betreibt, würde nach unserer Kenntnis der bei uns
herrschenden sittlichen Anschauungen und Gesetze von jedem
bürgerlichen Gerichte als Verleitung zum Meineid zu be—
frafen sein.
Frantreich.
PO. Die deutfchefranzösischen Verhandlungen in der
Vagdadkahnfrage. Die deutschefranzösischen Verhandlungen über
hie beiderseitigen Interessensphären in Kleinasien sind, nach
zut informierten Kreisen, erneut mit Nachdruck aufgenommen
vorden. Auf französischer Veite werden die Verhandlungen
zon dem französischen Botschafter in Berlin, Joules Canbon,
zgeführt, der ven dem Subdirektor der Bank pon i7caukreich,
Zergent, und dem Deputierten Ponsot, einem ausgezeschneten
denner der Balkanverhältnisse, unterstützt wird. Die Ver—
andlungen erstrecken sich auf der einen Seite auf deie deutsche
ztellung zu dem türkisch-französischen Eisenbahn-Atfocd für
dleinafien, und auf der anderen Seite auf das Verhalten
frankreichs dem deutsch-türkischen Akkord gegenüber, an dem
rugenblicklich in Berlin gearbeitet wird. Auch über das
inanzielle Arrangement, nach dem die französische Finanz—
zruppve ihren Anteil an der Bagdadbahn an Deutschland ab—
ritt und dafür die Sorge auf sich nimmt, die Zollanl⸗»ihe 1011
interzudbringen, wird augenblicklich verhandelt. Auf die künf—
igen Ergebnifse dieser Zollanleihe hin sind der Türkei von deut⸗
schen Finanzleuten bereits große Vorschüsse geleistet worden.
— Die deutsch-französischen Verhandlungen werden durchaus
jon den englisch-deutschen Verhandlungen getrennt gefüyrt und
ritrecken sian in keiner Weise auf irgendwelche afrikantiche
Angelegenheiten.“
PC. Ein neuer Kampf in Maroklo. Aus Ajgadir wird
gemeldet, daß am 14. d. M. eine Patrouille unter Führung
es Hauptmanns Aurousx, die sich auf feindliches Gebiet be—
eben hatte, von den aufständischen Marokkanern bei der kreinen
Dase Tanous-el-Rumi angegriffen wurde. Die frauöitchen
Soldaten befanden sich bereits in einer gefährlichen Vage,
als ihnen Truppen aus einem in der Nähe liegenden Blochhous
zur Hilfe kamen. Die Franzosen gingen nun ihrerseits zum
Angriff über und schlugen die Marokkaner m die wacht.
zahlreiche Marokkaner blieben tot auf dem Kampfolatz zurück,
vährend auf französischer Seite fünf Soldaten verlezt wurden
Enaland.
Erztherzog Franz Ferdinand und die Herzogin von Hohen,
berg find am Sonnabend in London eingetroffen. Sie wurden
uf dem Bahnkof von dem österreichisch-ungarischen Botschafter
in — und dem neuen englischen Botschafter m Wien be—
grüßt.
Mexilo.
dt. Der Schiffsaufwand um Mexiko. Die Entjsendung
deutcher, Kreuzer zum Schutze der deutjschen Suteressen
in Merils ist seinerzeit gemeldet worden. Der Kreuzer „Nürn—
berge steht noch in Mazatlan, wo erx am 11. d. M. einge—
roffen st. Die Ostküste wie die Westküste sind von deutschen
Schiffen (C.Herihac, Bremen“, und Nürnberg“) gededt In—
zreffant in eine Zuiammenstellung auch der übrigen Schiffe,
ie jetzt in mexikanischen Häfen liegen. Die Vereinigten
tarten vöon Rorbamertika haben folgende Schitfe dort;
—— New⸗Hampihite“,
Rhode Island“, Nebraska“, „New⸗- Jerfey“ und „Virginig“
in Veracruz. Ebenda, liegen, der GeschũtzkreuzerChester“,
der KrenzerTacoma“ und die „Wheeling“. A1 Guanmgs
sttehen die Panzerkreuzer „Colifornia“ und das Vorratsschifs
SFlacier in Maratlan der Panzerkreuzer . Maryland“ und in
Santa, Rosalig das Kanonenboot, Annapolis“. — Jranf—
eiche haf den Vanzerkreuzer Condé“ entsandt, Er ist in
Havana eingetroffen und hat Order nach Mexiko. — Auch
kngltand hat einige kleine Kreuzer nach Mexiko entfandt
— — 7œ
Grik Schuberts von schönem Wohlk!ang, doch muß dem
Ausdruck der Gesichtszüge ein gewisses Wohlwollen zugesellt
ein, das ihn, in seiner Hochherzigkeit, etwas dem Sachs
zihnlich macht. Ein hübscher, echt spießbürgerlicher Typ und
nich gesanglich recht zutreffend war der Kothner Hans
Ziegles. Das ungleiche Liebespaar: David und Magdalene,
vurde durch Rudolf Lange und Gertrud Meisner
erkörpert. Herr Lange hatte sich sehr um die schwere Partie
es Tavid bemüht; manches gelang auch recht hübsch, doch
ehlt noch viel Lustigkeit und Agilität. Die Lene war von
zertrud Meisner fröhlicher und um eine Idee iugendlicher
ezeichnet, als wir es gewohnt sind — nicht zum Schaden der
dartie, da der Zusammenschluß mit David dadurch leichter
rklärlich wird. Otto Vogel wirkte in der kleinen Vartie
es Nachtwächters recht gut. Die Meistersinger waren sämtlich
jut am Platze und zeichneten sich durch rege Anteilnahme an
en Vorgängen aus. Eine sehr verdienstvolle, klug durch—
achte Leistung war der Bechmesser Karl Schusters. Das
ünstlerische Empfinden dieses trefflichen Darstellers beruht
auptsächlich darauf, daß er niemals übertreibt. So schuf
r auch hier einen verärgerten, tief in den alten Satzungen
—XD seiner hoffnungslosen Liebe ganz
umm gewordenen Stadtschreiber. Auch die Mastle
ar sehr gut gewählt; dürfte nur noch ein wenig älter
usfallen. Der baherische Dialekt wird zu belämpfen sein. Herr
direktor Fuchs hatte sich mit viel Geschmad der Inszenierung
interzogen. die allerdings nur in Kleinigkeiten, die aber von
zübscher Wirkung waren, von dem Belannten abwich. Beispiels—
veise wirkte die Plazierung der Andächtigen in der Katharinen—
irche sehr stimmungsvoll. Auch der zweite Alt mit dem neuen
Bognerhaus und seiner mondscheinüberfluteten engen Straße
ührte uns ein schönes Stück Mittelalter vor Augen. Auf der
Festwiese herrschte ein außerordentlich fröhliches Leben und
Treiben; ein Jubel, der sich nicht genug zu tun wußte. —
das sehr gut besetzte Haus zeigte sich höchst anerkennend und rief
derrn Direktor Fuchs und Herrn Furtwängler inmitten der Sän—
erschar am Schlusse zu ungezählten Maler hervor. Her Furt—
vängler durfte einen Lorbeerkranz in Empfang nehmen, auch
inige der Hauptdarsteller wurden durch Blumenspenden ausge—
eichnet. Für die Wiederholungen möchten wir noch einen früheren
Anfang der ungekürzten Oper besürworten, da der Schluß der
Vorstellung erst nach 12 Uhr nachts stattfand. M. Stiehl