Full text: Lübeckische Anzeigen 1913 (1913)

»u.?rie der Vorsitzende des Direltoriums der Hamburg⸗ Amerika 
Anie Ballin der Präsident der Königlichen Bank in Nürnberg 
JBurlthard Geh. Reg.-Rat Duisburg-Leverkusen, der Di⸗ 
ektor des Schaaffhausenschen Bankvereins Farwich-Köln, der Vor⸗ 
itzende des Direktoriums des Norddeutschen Llonyd Heineken, der 
direkttor der Deutschen Bank Wirkl. Geh. Rat Prof. Helfferich, 
der erste Vizepräsident der Handelskammer von Berlin Franz 
Mendelsfohn, der Vorsitzende des Vereins deutscher Ingenieure 
Reichsrat v. Miller-München, Kommerzienrat Marwitz⸗Dresden, 
Klempnerobermeister Plate-Hannover, Vorsitzender des Deutschen 
Handwerts⸗ und Gewerbekammertages. der Generaldirektor der 
Schlesüchen Aktiengesellschaft für Bergbau und Zinkhüttenbetrieb 
Remy Lipine, der Generaldirektor der Maschinenfabrik Augsburg⸗ 
Nürnbera, Geh. Baurat v. Rieppel, der Vorsitzende des Di⸗ 
rektoriuns der Hohenlohewerke Schaltenbrand sowie Geh. Kom— 
nerzienrat Schott⸗Hei delbera. Werber⸗Gera und v. Wiedenmann⸗ 
Z-tuttgart. 
Die Aufgabe dieser Kommifsion wird sein, die 
hisherige Entwidklung der Grundsätze und Methoden für Rüstungs⸗ 
ieferungen an Heer und Marine in ihrem Zusammenhange mit 
der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung darzulegen, die 
Zweckmähigkeit der gegenwärtigen Praxis unter pergleichender 
Betrachtund ähnlicher Staats- oder privater Großbetriebe des 
In⸗ und Auslands einer Untersuchung zu unterziehen. 
Zu diesem Zweck werden von der Kommission auf Grund ein⸗ 
teitender Vorträge allgemeineren Inhalts nach einem im einzelnen 
ioch festzusetzenden Arbeitsprogramm Sachverständige in 
kontradiktorischem Verfahren vernommen werden. Die Verhand— 
ungen werden am 14. Nopember ihren Anfang nehmen. 
Eine neue Rede Churchills. 
W. London, 10. Nov. Auf dem Lordmayors-Bankett in 
der Guildhall sagte der Marineminister Churchill in Erwide— 
rung auf einen Trinkspruch auf Heer und Marine, die britische 
Morine werde im nächsten Kriege 150 000 Seeleute 
und Marinesoldaten zählen, eine Stärke, welche zum 
ersten Male die größte Zahl der Mannschaften übertreffe, die 
während der napoleonischen Kriege aufgebracht worden sei. 
Diese unvergleichliche Macht sei zweimal so stark als diejenige 
der nächststärksten Seemacht und, was die Dauer der Dienst⸗ 
zeit und der Ausbildung anbetreffe drei- oder viermal 
stark. 
Von diesen 150 000 Mann stamme jeder vierte Mann aus 
der Umgebung Londons, jeder zehnte Mann sei aus der 
Metropole. Wir kommen heute abend unter Verhältnissen 
usammen, die von einer Gefahr für den Frieden Europas 
reier sind, als es bei den beiden früheren Gelegenheiten der 
Fall war, bei denen ich auf Ihrem Bankett die Ehre hatte, 
uuf einen Trinkspruch zu antworten. Unsere Seemacht 
hat seit jenen beiden früheren Gelegenheiten, bei denen wir 
hier zusammenkamen,. eine grohe Entwicklung genommen, 
'owohl tatsächlich wie relativ. Sie dürften jedoch nicht 
innehmen, daß gegenwärtig ein Nachlassen 
inserer Bemühungen möglich ist. Noch dürfen Sie 
zlauben, daß eine Verminderung der Last, die wir tragen, 
und die jedes andere Land außer dem unserigen 
erdrücken würde, in unmittelbarer Z kunft wahrscheinlich ist. 
die Stärke und die ungebrochene Entwicklung der 
seutschen Marine und der Umstand, daß viele große 
ind kleine Mächte auf der ganzen Welt gleichzeitig kleinere 
ind größere Kriegsschiffe bauen, werden zweifellos von uns 
Lusgaben und Anstrengungen verlangen, die größer sind, als 
vir sie uns jemals auferlegt haben. 
Nächstes Jahr wird es meine Pflicht sein, falls ich 
noch weiterhin für dieses wichtige Amt verantwortlich bin, dem 
Parlament Voranschläge zu unterbreiten, die wesentlich 
jöher sind, als die ungeheuren Sunmmen, die ursprünglich 
in gegenwärtigen Jahre bewilligt wurden. Die Regierung 
vird gern jede günstige Gelegenheit ergreifen, uUum den 
Wettbewerb in den Marine- und Heeresrüstungen zu ver⸗— 
meiden, die unheilvoll und ein Vorwurf für das moderne 
Furdpa sind. Was aber notwendig ist, muß getan werden, 
ind mir werden keinen Augenblick zögern, uns frank und frei 
im Bewilligung von Geld und Mannschaften an 
das Parlament zu wenden. Während unsere Ueberlegen— 
eit an Linienschiffen wirlklsam aufrechterhalten ist, ist 
ie unserer Unterseeboote über zweimal so stark wie die 
zer nächststärksten Seemacht. Das ist eine Ueberlegenheit, 
velche wir nicht leicht verlieren können, weil die Unterseeboote 
rzur in geübten Händen nach längerer Erfahrung von Nutzen 
ind, und wir haben in den letzten zehn Jahren ein Personal 
»on über 3000 Offizieren und Mannschaften geschaffen, welche, 
vie wir alauben Meister der Kriegfiühruna mit 
—— — c·.· 
„Wo hait du das Mädel verstedt?“ hrüllt er. „Bekenne! 
Dder —“ 
Zitternd duckt Blanche sich zusammen unter dem drohen— 
den Blick. 
„So wahr mir Gott helfe — ich weiß nicht, wo sie ist,“ 
rwidert sie ängstlich. „Ich fuche sie selber. Als ich in 
»ie Arena ging, saß sie auf dem Schemel dort am Fenster. 
Ind jeßt —“ 
Boris Slawskny hört nichts mehr. Mutschnaubend rennt er 
davon. 
Am nächsten Abend ist das Programm des „weltberühmten 
Zirkus Maiatesta“ auch um seine zweite Glanznummer ärmer. 
„Monsieur Herlules“ hat seinem unglücklichen Direktor ge⸗— 
vindigt und ist mit seinen Löwen abgezogen, 
Wohin?... 
Niemand der Artisten denkt weiter darüber nach, da bei 
iesent Wandervollk plötzliches Kommen und Gehen nichts Außer⸗ 
zewöhndiches bedeutet. 
Nur die kleine Blanche läuft mit bleichen Wangen und 
rotgeweinten Augen herum. Ihr warmfühlendes Herz bangt um 
Miriam und sie zittert bei dem Gedanken, was aus dem arnien 
Zinde werden soll, wenn jener brutale Slawsky es findet. 
Sie ist fest überzeugt, daß Mirjam aus eigenem Antriebe davon— 
lelaufen ist — aus Angst vor dem Löwenbändiger oder 
dielleicht auch aus einem plötzlich in ihr rege gewordenen Un— 
abbangigkeitsgefühl heraus. 
Wie hatte sie auch ahnen kdönnen, daß das holde Wesen, 
das auf buntbemalten Plakaten als „HSellseherin“ ein sensa— 
ionslüsternes Publikum heranziehen soll, heute den ersten Schritt 
getan hat in eine Welt. die ihrem einfachen, kindlichen Sinn 
zisher sfsremd war! 
Wird dieser verhängnisvolle Schritt sie in den Abgrund 
»er Verzweiflung stürzen? Oder wird sie die Kraft befitzen, 
sich aus all den sie umgebenden Gefahren emporzuschwingen 
in die ätherreinen Gefilde wahren Herzensglüchs? 
(ortletbung folat.l 
lnterseebooten sind. Das ist eine Stärke, die nicht eiug 
istandegebracht oder in einem beschränkten Zeitraum geschaffen 
»erden kann. Selbst in den Regionen der Luft hat 
ie britische Marine keine andere Marine zu fürchten. Die 
ritische Marine hat hierin einen Punkt des Fortschritts er— 
eicht, der allem voraus ist, was von anderen erreicht worden 
st. GBeifall.) Dies ist jedoch nicht genug. Die dauernde 
Zicherheit des Landes kann nicht durch Waffengewalt aufrecht— 
rhalten werden, wenn wir nicht imstande sind, uns zu der 
rsten Nation auf dem ganzen Gebiete der Luft— 
chiffahrt zu machen. Dies wird eine Aufgabe von längerer 
dauer sein. Andere Länder haben damit früher begonnen. 
Ras angeborene Genie der Franzosen und die 
inbezwingbare Ausdauer der Deutschen haben 
4uf diesem Gebiete Ergebnisse gezeitigt, denen wir gegen— 
värtig nicht gleichkommen können. Um eine Stellung 
u erlangen, wie sie notwendig ist. werden das Kriegsministe⸗ 
ium und die Admiralität auf das engste zusammenarbeiten 
nüssen, wie sie es jetzt bereits tun. Um diese Stellung zu 
rreichen, müssen Sie noch manches Jahr auswenden und kost— 
are Menschenleben opfern. Sodann werden wir zweifellos 
m Luftkriege jene Vollendung erreichen, welche nicht nur für 
„ie Seestärke, sondern auch für die Nation unentbehrlich ist. — 
Das klingt wenig nach „Feierjahr“! 
Deutsches Reich. 
Der Kaifer an die schlesische Jugend. Auf das Ergeben⸗ 
zeitctelegramm, das aus Anlaß der gemeldeten Einweihung des 
krhosungas- und Uebernachtungsheims Ffür Jung-Deutschiand 
uf Fort Spitzberg an den Kaiser gerichtet worden ist hat laut 
zchlesischer Zeitung der Vorsitzende des Provinzialoerbandes 
zchlesiens des Jung-Deutschlandbundes, General der In— 
anterie z. D Freiherr v. Seckendorff nachstehende NAatwort er— 
aolten⸗ 
Neues Palais, 9. Nodember. 
Ich danke Ihnen für die Meldung von der Einweihung des 
zrholungas- und Uebernachtungsheims Fort Spitzbecez, Jung⸗ 
deutschland. Der eindrucksvollen Heerschau über die von vater⸗ 
ändischen Geiste erfüllte Jugend Schlesiens gedenkend, entbiete 
ch den dort versammelten Jungmaäannschaften und ihren ver— 
nenstvollen Führern meinen Kaiserlichen Gruß. Als weiteres 
zeichen meines besonderen Wohlwollens werde ich der dortigen 
fkrholungsstätte neben meiner eigenen Büste auch die des großen 
Zönigs zugehen lassen. Ich vertraue, daß die schlesische Jugend 
ich allezeit dieses Gnadenbeweises würdig erweisen und sie 
nie aufhören wird, dem glänzenden Vorbild, das die Väter 
bor hunder: Jahren gegeben haben, in opferwilliger Varer⸗ 
andsliebe und unerschütterlicher Königstreue nachzueifern. 
Wilhelm J. R. 
DT. Die Reifepläne des Kaisers. Die Kaiserin, die zuc⸗ 
eit in größter Zurüchgezogenheit auf Schloß Wilhelmshöhe leot, 
odird ihren Aufenthalt dort bis zum 17. Nov. ausdehnen. Am 
6. Nov. trifft, wie verlautet, der Kaiser auf Wilhelmshöhe 
ein, um am 17. Nov. zusammen mit der Kaiserin nach Braun⸗ 
chweig zum Besuch des Herzogspaares Ernst August zu reisen. 
PC. Reluch des Kronprinzenpäares in Aegypten. Das 
deutsche Kronprinzenpaar, das im Winter Aegypten zu be— 
uchen beabsichtigt, wird in Kairo Station machen und von 
dor. aus Ansflüge in die Umgebung unternehmen. 
Keine gesetzliche Regelung des Verdingungswesscns. Die 
reußischen Ministerien der öffentlichen Arbeiten, sowie 
es Handels und Gewerbe haben dem deutschen Handelstag auf 
essen in der Ausschußsitzung vom 12. Juni d. J. gefaßtey 
zeschluß auf eine Eingabe mitgeteilt, daß sie einer gesetzlichen 
degelung des Verdingungswesens, das heißt der Vorschriten 
ber die Verdingung von öffentlichen Leistungen und Lie— 
ungen grundsätzlich nicht nähertreten können. da die Materie 
ich aus den vom Ausschuß des Handelstages selbst am 25. Juni 
912 gehbilligten Gründen zur gesetz'ichen Regelung nicht eigne. 
Die Ausschreitungen in Zabern. Ueber die aus Zabern ge— 
neldeten Ausschreitungen ging beim Generalkommando in 
ztraßburg bisher noch keine Meldung ein. Im übrigen wird 
emeldet, daß der Offizier mit dem Worte Wackes keinen El— 
ässer beleidigen wollte, Wackes sei sür ihn dasselbe wie Rowdy. 
zIn. Westfalen nenne man z. B. diese Sorte von Menschen 
züttcher, in Ostpreuhen Lorbaß. — Daß Herr v. Forstner die 
Isaflothringische Bevölkerung in ihrer Gesamtheit beleidigen 
vollte, scheint natürlich ausgeschlossen. Er hat den landesüb— 
ichen Ausdruck „Wackes“ zur derben Kennzeichnung radau— 
ustiger Elemente gebraucht. Prinlich bleibt die Angelegenheit 
wf alle Fälle Di⸗ Roiehuncgee iin Mititxr vund Ninis. 
Berliner Theater. 
Manschreibtuns aus Berkin. 
„Im Kleinen Theater fanden drei Einakter von Hans 
Müller, oder, wie ex sagt, ein heiteres Terzett mit dem Gesamt⸗ 
itel „Gesinnung“, einen schwachen Exfolg. Der erste Ein— 
kter „Der Minister“ versucht die Gesinnungslosigkeit öster— 
eichischer Politiker zu geißeln, aber dazu wählte der Autor 
ine recht merkwürdige Fabel. Ein Ahgeordneter, der deutscher 
Riinister werden soll und ein Verhältnis mit einer böhmischen 
Zzängerin hat, will diese pro forma einem Gesinnungsgenossen 
btreten. Doch dieser gewinnt schnell die Sängerin, und da 
ian, gerade, einen Minister braucht, der auch den Böhmen 
enehm iist, bekommt er die Braut und das Portefeuille. Der 
seine Versuch zeigt nur, daß unsere Zeit keine politischen 
zgtiren schreiben kann. Das zweite Sfück mit dem unglück 
chen Titel. „Das — erzählt die von der 
leberflüssigkeit edler Gesinnung in dieser Welt. Ein guter Kerl 
»er lich überflüssig porlommt und sich ertränken will, rettet 
ine gerade Vorbeischwimmende und fühlt fich dadurch dem 
deben und seinen Aufgaben wiedergegeben. Aber die Gerettete 
ehört dem Klub der Donaunixen an und ist wider ihren 
Villen bei einem Schwimmausflug als Lebensmüde gerette! 
vporden. Natürlich geht, das kleine Stüchchen mit einer Ver— 
obung gcklich aus. Es fand noch den wärmsten Beifall. 
Das dritte, „Die Garage“, schildert, wie ein, Dichter zu 
Jeiten der Not seine Geliebte bei, einem reichen Baxon unter— 
ringt. wo er sie abholen bommt, während im Theater sein 
ztück aufgeführt wird. Aber sie kehrt wieder, da es ein 
Rirchfall wurde, und der Baron, der erst seine unfreiwillige 
dolle als Garagehalter zu erkennen anfängt, läßt sich von neuem 
äuschen. Trotz wißiger Einzelheiten fiel das kleine Stück ab, 
eil das Rublikum den Geschmack an der Satire verlor infolge 
ines Gesinnungsmangels des Autors. Gustav Waldau hatte 
inige gute. Momente. Von den übrigen Darstellern trat 
geniand besonders hervor. Der Verfaßser konnte sich auf der 
1J143411710 2000n— 
., Die Firma, die mit dem Husarenfieber“ o klingenden 
zrfolg erreicht hatte, Gustav Kadelburg und Richard Skhow— 
onnek, erscheint mit einem, neuen Schwank „Im grümen 
dod“ duf der Bildfläche, aber man darf diesem Kind mit den 
wei Vätern, das im Lustspielhause, aus der Taufe ge— 
oben wurde, nicht dieselbe Zukunft prophezeien wie dem Hu— 
zrenfieber“. Damals knüpfte man an die Krefelder Tanz- 
usaren an, diesmal wurde die Leipziger Löwenjagd an den 
zafren herbeigezogen. Sie wirkte aber sehr wenig, zumal da 
hevölkerung sind im allgemeinen ja gar nicht so üÜbel, wie sie 
von einer gewissen Presse dies- und jenseits der Vogesen 
ausgeschmückt werden. Der Elsässer, schon in der Franzosenen 
in guter Soldat, hat auch unter der deutschen Herrschaft Ver— 
tändnis und Liebe zum Soldatenstande bewahrt. Um so mehr 
ollte von allen Seiten darauf gesehen werden, daß die Be— 
‚iehungen zwischen Bürger und Soldaten keine Trübung er— 
fahren. Die Krawalle in Zabern haben einem Teil der Be— 
»ölkerung nun Gelegenheit gegeben, diese Beziehungen recht 
räftig zu stören. Auch wer sich von Sympaäthie für den 
elsaßslothringischen Nationalismus srei hält, kann sich des Be— 
dauerns nicht erwehren, daß ein deutscher Offizier — wenn auch 
bollkommen unbeabsichtigt — den Anlaiß dazu lieferte, dah 
die Nationalisten wieder einmal Gelegenheit zur Trübung des 
guten Verhältnisses zwischen Zivil und Militär erbhalten haben 
* 
Ausland. 
Deste rreich⸗ Ungarn. 
PO. Ein Erposé des Grafen Berchtold über jeine Vailam 
politik. An parlamentarischen Kreisen hatte nan erwärtet, 
»aß der Minister des Aeußern, Graf Berchtold, den Veregierten 
in ausführliches Exposs vorlegen werde, das nicht, wie bisher 
iblich, mit einigen allgemein gehaltenen Bemerkungen über 
ie Probleme der Reichspolitik und der internationalen Lage 
sinwegeilen wird. Diese berechtigte Erwartung scheint sich nicht 
rfüllen zu wollen. In eingeweihten Kreisen verlautet, daß 
as Exposéé das Graf Berchtold den Delegationen diesmal 
orlegen wird, nur ziemlich kurz gehalten sei. Graf Berchlold 
rbringt in seinem Exposé den Nachweis, daß sozziell die 
ßolitik der Monarchie in den Balkanfragen mit positiden Er— 
olgen abschließt und zwar nach folgenden drei Richtungen hin: 
. Es ist gelungen, den Frieden zu erhalten. 2. Durch die 
Aktion der österreichisch-ungarischen Politik sind dre Serben 
»on der Adria ferngehalten worden. 3. Die Monacchie hat 
hre Absichten. ein selbständiges Fürstentum Albanien durch— 
usetzen. verwirklicht. 
Spwanien. 
Auslandsreise des spanischen Königspaares. Der Mii— 
tisterpräsident hat bekanntgegeben, daß das Königspaar am 
iächsten Sonntag seine Reise nach Paris und von dort nach 
Wien anfrefen wird 
Rußland. 
dok. Zur Unterzeichnung des russischachinesischen Man— 
zoleivertrages schreibt man uns aus London: Die xussische 
ffiziöse Vresse beeilt sich, festzustellen, daß das Abkmmen mit 
khina über die Mongolei nunmehr den Beweis für die loyalen 
sichten Rußlands China gegenüber erbracht habe. Denn die 
ussische Dirlomatie hätte rückhaltslos bei den Vechandlungen 
die Souveränität Chinas über die Mongolei anerkannt. Sie 
zabe damil den Beweis geliefert, daß Rußland niemals die 
Absicht territorialer Eroberungen gehabt hätte. Die Rutonomie 
er Mongolei wäre erforderlich, um allen Staaten die Wahr— 
ehmung ihrer wirtschaftlichen Interessen zu ermöglichen. In 
politischen Kreisen Englands behauptet man aber, daß diese 
Loyalität Rußlands durchaus nicht eine ganz freiwillige ge— 
oesen sei. Man erklärt vielmehr, England und Saodan hätten 
ehr nachdrücklich in Petersburg darauf hingewirkt, daß die 
russische Regierung auf territoriale Errungenschaften jeder Art 
n China verrzichte, weil nur dadurch die Integrität des großen 
»stasiatischen Reiches sichergestellt werden könne. Diesen Vor—⸗ 
stellnngen hahe Ruklond notgedrungenerweise nachrehen müsten 
Amerika. 
Suerta und die Union. An gut unterrichteter Stelle 
n Berlin glaubt man, wie man uns mitteilt, nicht baran, daß 
ie Anion der festen Absicht des Präsidenten Huerta, tros ahem, 
»as geschehen ist. im Amte zu bleiben, erhebliche Zedeutung 
deimißt. Die Frage ist allerdings, ob Huerta nicht doch über 
zilfsmittel verfügt, die ihn in den Stand setzen, dem Wkacht- 
pruch der Vereinigten Staaten zu trotzen. Von den Groß⸗ 
nächten wird er darin unter gewissen Umständen nicht behindert 
verden. da es für ihn nach Ansicht Englards und 
Ddeutsichlonds nur darauf ankommen kann, zu zeigen, daß 
r der Mann ist, dem die Kräfte zu einer Regelaung der 
nexikanischen Zustände nicht fehlen. Eine Newyorker Meldung 
edoch, daß europäische Mächte mit der gegen Suecta gerich— 
eten Politik des Präsidenten Wilson nicht einverstanden 
eien, daß namentlich England davon nichts wissen wolle, wird 
n den Berliner diplomatischen Kreisen für unglaubwürdiag er⸗ 
ärt 
— —— 
der Löwe nicht auf der Bühne erschien; statt dessen wurde 
in dZut ausgestopfies Reh vorübergerollt, das, seinen Kopf 
ehr Natürich bewegte.. VDas Tier sollte eigentlich geschosser 
herden, aber da der, Professor, der der hübschen Schloßfrau 
sagdunterricht geben soll, in diesem Augenblick gerade damit 
eschäftigt it, sse zu küssen. kann das Reh ruhiag weitergerollt 
verden.“ Außer diesem Liebespaar erscheint noch Sert Hof— 
äckermeister Stresemann als eine ziemlich wichtige Figur in 
»em Stücke, als eine Art Giesicke, der harmlosen Menschen, 
beiche nur des Naturgenusses wegen auf die Jagd gehen — 
ESlowronnek! —, die Freude am edlen Weidwerk verekelt. 
den Mann ereilt aber seine Strafe, denn er mutßz den Löwen der 
brigens, schon dot ist, bezahlen, um, den Ruhm eines Löwenjägers 
u genießen und dem Rechtsanwalt ohne Praxis seine Tochter 
ur Frau geben, weil der um die Geschichte weiß und sonst plau— 
vern würde. Das Spiel war. wie immer im Lustspielhaus, 
rusgezeichnei, das Publikum in beifallsfreudiger Laune und 
dadelburg, und Skowronnet konnten nach jedem Akt auf der 
Bühne erscheinen. In der Loge saß Oskar Blumenthal und 
atschte henfaliz. Er braucht die neue, Firma nicht zu be 
ieiden; das Weiße Rößl hat mehr Tantiemen, eingebracht 
als der Grune Rode inbringen wird. und das in mlieklich 
e Gounupfinch⸗ 
Im Königlichen Opernhaus wurde eine ausgegrabene 
Oper don Boieldien zum ersten Rale gespielt. Der Komponist 
der Weißen Dame' und des , Johann von Paris“ hat außer 
esesi Werlen die seinen Ruhm begründeten und festhielten, 
ioch eine Fulie hleinerer Werke geschrieben, von denen man im 
Algemeinen nichts weiß. Ein glüdlicher Fsen hat, den „Satans- 
veg ein zweigftiges Vaudeville, ans Licht gehoben. Denn in 
der Musik dieses anspruchslosen Werkes stecht eine Fülle ge— 
unden Empfindens, klare, reine Melodie und eine geistreiche Ar⸗ 
‚eit. Man fann kaum, sagen, daß die eine oder die andere 
Nummer besonders snn ist, ja eigentlich originell ist keine, 
aber alle zusammen alten ein gusgezeichnetes Niveau fest, und 
es will doch schließlich etwas heißen, daßp diese Musik, die über 
Fundert Jahre alt ist, uns keineswegs langweilt. Der Satans- 
veg ist eine elende Landstraße, — der vor einem uee 
xble Postkutschen kippen und, ihre Insassen pus die Straße legen. 
Sie werden im Schlosse aufgenommen und bewirtet und geben 
nun zu verschiedenen Verwirrungen Anlaß. Die Aufführung 
var Techt gut— man sah komische Typen, manches Konventionelle 
ind Richard Strauß am Orchesterpult. Da die Oper nur zwei 
irze Alte haftt, wurde auch noch „Die slawische Brautwerbung“ 
in Bisd von HBertel, neu einstudiert gegeben. M
	        
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