Full text: Lübeckische Anzeigen 1913 (1913)

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aAusgabe 4. 
der neue Krupp⸗Prozeß. — 
Berlin, 28. Okt. 
Der Vorsitzende ersffnet um 3 Uhr 10 Min. die unter⸗ 
brochene Sitzung und teilte mit. daß bei der Saussuchung 
ver Wohnung des Serrn v. Metzen auher den frei⸗ 
willig herausgegebenen Briefsachen noch andere Schriftstũcke Bee— 
schlagnahmt worden seien. Außerdem sei ein Palet Pa⸗ 
hiere herbeigeschafft worden, das bereits früher dort beschlaa⸗ 
nahmt, a ber dem Zeugen wieder ausgehändigt worden sei. Der 
Vorfikende will sodann in die Verlesung der beschlagnahmten 
Schriftstücke eintreten. 
Rechtsanwalt Löwenlhein stellt als Verteidiger des 
Angehlagten Brandt den Antrag, die Vernehmung des Herrn 
d. Mieben und die Verlesung der beschlaanahmten Urkunden so 
lange auszusetzen. bis dem Verteidiger Gelegenheit gegeben 
worden sei. sich wenigstens im großen ganzen über das be⸗ 
chlagnahmte Material zu informieren. In der Begründung 
eines Antrages auf Vertagung weist Dr. Löwenstein darauf hin, 
haß diese Urkunden erheodlich belastendes Material für Brandt 
emhalten könnten,. von dem er vielleicht wünschen könnte, daß 
es der Oeffentlichkeit vorenkthalten werde Sein Klient wünsche 
zwar, daß die Verhandlung möglichst bald beendiat würde. Dies 
bürfe aber nicht die Richtschnur der Verteidigung bilden. Auch 
wäre es eine die Revision begründende unzulässige Beschrän-⸗ 
kung, wenn der Verteidigung die Alten vorenthalten würden. 
Endkich liege auch ein öffentliches Interesse vor und aus diesen 
Fründen erachte er es als ein gutes Recht der Verteidigung, 
Jorher Einblick in das Material zu erhalten, bezüglich dessen 
der Zeuge v. Metzen erklärt habe, daß es die Ueberführung 
der Angellagten enthält. 
Der Vorsitzende erklärte demgegensbber, daß das Ge- 
richt, als es sich zur Verlesung des Materials entschlossen habe, 
a nicht die Verhandlung weiter führen, sondern zugleich dem 
Staatsanwalt. der Verteidigung und dem Gericht Keuntnis von 
»em Material geben wollte. Zustizrat Gordon unterstützt 
den Antrag des Rechtsanwalts Dr. Löwenstein und bemerkt, 
daß auch die Heeresverwaltung ein Interesse daran habe, daß 
das Material nicht ohne weiteres verlesen werde. Es könnte 
nanches darin enthalten sein, was nicht für die Oeffentlich- 
keit bestimmt sei. Der Oberstaatsanwäalt hält diese von 
der Verteidigung vorgebrachten Bedenken nicht für gerechtfertigt. 
Der Oberstaatsanwalt fährt fort, die Beschlagnahme des Mate— 
rials sei in öffentlicher Sitzung angeregt worden, es müsse dem⸗ 
zemäß in öffentlicher Sitzung verlesen werden. Nach Verlefung 
des Materials könne der Verteidigung eine Frist gegeben werden, 
fFinsicht zu nehmen und Anträge zu stellen. 
Nach weiterer längerer Auseinandersetzung zwischen dem 
Oberstaatsanwalt und der Verteidigung zieht sich der Gerichtshof 
sur Bera tung zurück. Nach halbstündiger Beratung teilt der 
Zorsitzende mit, daß das Gericht dem Antrage des Ver— 
eidigers Rechtsanwalt Löwenstein stattgeben wolle, da 
zleichgeitig Hand in Hand mit der Verlesung die Vernehmung 
»es Angeklagten Eccius und die weitere Vernehmung des Zeugen 
). Metzen gehen müsse. Das sei aber nicht möglich. Deshalb soll 
jeute die Verhandlung abgebrochen werden. 
J Die Sitzung wird 424 Uhr geschlossen und die nächste 
Sitzung auf Donnerstag vormittaa 9 Uhr anberaumt. 
Aus den Nachbargebieten. 
Der Nationalliberale Prorinzial⸗Amsschufz für Schleswig⸗Holstein, 
Lauenburg umd Luũbed 
zielt am Sonntag, dem 26. Okt. in Rendsburg unter zahl— 
zeicher Beteiligung eine Sitzung ab, in der nach Erledigung der 
zeschäftlichen Angelegenheiten und der Aufnahme einer größeren 
Anzahl neuer Vereine Generalsekretär Wenken-Kiel über den 
Ausfall der Landtagswahlen berichtete. Nach einer Besprechung 
Aus der Welt der Frau. 
Farbenorgien der Pelzmode. 
Ein seltsames Schauspiel steht uns für die ldommende 
Modesaison bevor: die Bumntheit der Pelze. Waährend man 
bisher gerade in dem koloristisch so schlichten Ton der feinen 
Felle, in dem hinspielenden Glanz ihrer Reflexe und der weichen, 
anften Wärme ihrer Schatten die höchste Schönheit dieser 
kostbaren Frauenzierde sah, sollen nun alle Wunder des Regen⸗ 
bogens auf die Pelze herniedergezaubert werden. Wie ein 
Aufsatz der „Dame“ verrät, sind in Paris schon die ersten 
Vorboten dieser neuen Mode ans Licht getreten; bei den letzten 
Renntagen tauchten orangefarbene, rosige, granatrote und feuer⸗ 
rote Füchse auf, und jett fieht man sogar bronzegrüne und 
russischarune Pelze, aus denen Aendmäntel und Nachmittags⸗ 
kleider geschnitten werden. Für diefe phantastischen Witze der 
Mode ist das Maulwurfsfell das geeignetste Material, und 
so kann man denn Opernnräntel qus glamzend grũnem Maulwurf 
sehen, über den zur Vervollständigung vdes exotischen Bildes 
ein großer weißer Fuchs mit ausgestreckten Beinen, mit Kopf 
und Schweif gelegt ist. Daneben leuchten rote Maulwurfs⸗ 
mäntel, ringsum eingesäumt von mehr als handbreiten Skunks⸗ 
streifen, die auch am Halse nicht breiter werden. Der Maul⸗ 
wurf als der Modepelz ist rasch um das Funfundzwanzigfache 
eines einstigen Wertes gestiegen. Auch die natücchen Tone 
der Feile finden in dieser wahrhaft erpressionistischen⸗ Palette 
der Aode Verwendumg, so besonders der gelb leuchtende 
Itis, dessen dunkle Flecken tiefshwarz nachgeschminkt werden. 
Die neuesten Stolen sind jehr breit und im Ragen oft mn 
tillenartig gehalten, da die leichlten Nachmittagstoiletten im 
Winter ausgiebigen Schutz verlangen. M⸗ Zobelstolen werden 
mit Hermelin gefüttert, damit man sie abends undekehrt tragen 
tann. Hermelin ist aberhaupt der desuchteste Peig des Jahres 
und bereits um 50 00 im Preis gestiegen. Zu den Farbenorgien 
werden natürlich billige Felle von Hunden, Ratten, Affen 
verwendet, die aber unter vornehm klingenden Pseudonymen 
autftreten. Ob die Muffen groß oder klein werden, steht im 
Rate der Modeschöpfer noch nicht fest, doch durften größere 
Dimensionen vorherrschen, denen als Gegengewicht der winzige 
Ziermuff“ zur Seite tritt, eine Neuheit, die man nur als 
Swielzeug in der Hand halt, denn die Hände kann man zu⸗ 
ammen darin nicht umterbringen. R.O. 
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Mittwoch, den 29. Oktober 1913. 
des Referats nahm Generalserretar Köster-Hamburg das Wort 
u einem eingehenden Vortrage über die Frage des Schutzes 
er Arbeitswilligen. Auch an dies Referat schloß sich 
ine lange und gründliche Debatte. Schließlich fand folgende 
Resolution die fast einstimmige Zustimmung des Aus⸗ 
chusses: „Der Provinzial-Ausschuß der nationalliberalen Vartei 
ar Schleswig-Holstein, Lauenburg und Lubec begrüßt freu—⸗ 
ig die von der Reichstags⸗Fraktion beschlossene Einsetzung einer 
tommission zur Beratung der Frage des Arbeitswilligen⸗ 
chutzes. Der Zwang, den die fozialdemokratischen 
zewerkschaften und Verbände gegen die ihnen nicht zuge⸗ 
drigen Berufsgenossen, gegen die Arbeitswilligen und auch 
egen die Gewerbetreibenden ausüben, gefährdet den 
zestand und die Entwickelung von Industrie, Handel und 
zandwerk, und heeinträchtigt die Freiheit der arbeitsfreudigen 
xbeiterschaft. Der vor allem durch das Streikpostenstehen ge— 
haffene Ausnahmezustand steht im Widerspruch zu der durch die 
zewerbeordnung gewährleisteten Koalitionsfreiheit, er schädigt 
as Rechtsbewußtsein im Volke, stört die Rechtssicherheit und 
erhindert das im Jüteresse unserer Volkswirtschaft wie beider 
keile dringend notwendige gute Einvernehmen zwischen Arbeit⸗ 
ebern und Arbeitnehmern. 
Der Provinzial-⸗Ausschuß gibt daher der Hoffnung Ausdruck, 
aß die eingesetzte Kommission unter möglichster Beschleunigung 
er Prüfung des bereits vorhandenen reichhaltigen Materials 
ils Grundlage für die weiteren Entschlüsse der Fraktion ein 
birksames Eintreten für den Schutz der Arbeitswilligen 
inter Aufrechterhaltung und Weiterentwickelung der bestehenden 
gesetzlichen Bestimmungen vorschlagen wird. 
Hierzu reichen die zurzeit bestehenden gesetzlichen Bestimmungen 
ucht aus; sie sind daher so zu ändern, daß die eminemnt 
iberale Forderung des Schutzes der Arbeitswilligen in der 
Braxis gewährleistet wird“ — Zur Frage der Schuzzoll— 
otitit fand fsolgende Entschließung einstimmige Annahme: 
Der Provinzial-Ausschuß der nationalliberalen Partei für 
zchleswig⸗Holstein, Lauenburg und Lübeck erklärt sein volles 
zinverständnis mit der Haltung der Gesamtpartei in der Frage 
er Schutzzollpolitik und schließt sich insbesondere der in Wies⸗ 
aden beschlossenen kharen und bestintmten Resolution der 
deichsstagsfraktion vollinhaltlich an. Der Provinzial⸗ 
usschuß ist der Ueberzeugung, dah sowohl die bisherige 
zaltung der nationalliberalen Fraktionen als auch die neue 
Biesbadener Kundgebung die Zuverlässigkeit der nationallibe— 
alen Partei in der Froge des Schutzes der nationalen Arbeit 
rußer jedem Zweifel stellt. Der Provinzial⸗Ausschutz wird 
Aen Bestrebungen auf Abbau unserer bewährten und notwen⸗ 
igen Schutzzollpolitik entschieden entgegentreten. Der Provinzial- 
Tusschuß weist daher die in der letzten Zeit auf diesem Gebiete 
egen die nationalliberale Partei erhobenen Angriffe energisch 
urũck.“ 
Danach beschäftigte sich die Versammlung mit der Welfen⸗ 
ra ge und nahm nach einem Vortrage des Herrn Justizrat 
döring⸗ Kiel instimmig folgende Entschließung an: „Der Pro— 
inzial⸗Ausschuß beschließt, an die nationalliberalen Fraktionen 
es Reichstages und des Abgeordnetenhauses dio Bitte zu 
ichten, durch eine Interpellation festzustellen, wie es hat ge⸗ 
hehen können, daß nicht vor Erledigung der braunschweigischen 
hronfolgefrage die Ausführung der Bundesratsbeschlüffe von 
8885 und 1907 erledigt worden ist. Der Provinzial⸗Ausschuß 
rblict in dem vom Reichskanzler eingeschlagenen Verfahren 
ine Gefährdung des Ansehens der Staatshoheit 
und der Sicherheit des Reichs.“ 
Hauseftädtfttfe. 
Bremen, 29. Okt. Seinen Bandwurm mit der 
Angel fangen wollte ein russischer Feldarbeiter, der bei 
inem Landwirt im bremischen Landgebiet vor kurzem eine 
Stelslung als Knecht gefunden hatte. Er erschien Sonnabend im 
Herbsthüte. 
Die Uebergangshütchen sind recht schick und haben sich 
o schnell eingebürgert, daß von den duftigen Tüll- oder Stroh⸗ 
üten nichts mehr zu sehen ist. Schwarze und weiße Hüte 
ind „Trumpf“ und fast allein herrschend. Die Formen sind 
lein und äußerst einfach garniert. Eine elegante Neuheit 
ind weiße Filzhüte, um deren Kopf ein Blumenmuster in bunten 
rarben schabloniert ist. Auch Futuristenmuster tauchen auf, 
verden aber wohl nicht viel Anklang finden. Ein Hut, der 
ich leicht einbürgern dürfte, ist folgender: Eine kleine Form 
nit schmalem Rand. Um den Kopf ein weiches Seiden⸗ oder 
zamtband geschlungen, das hinten einfach‘ gebunden wird. 
die Schieife hängt ein wenig über den Rand und wird zu jedem 
dleid oder Kostüm pasfend garniert. So einfach der Hut ist, 
ieht er doch immer schick und vornehm aus und ist vor allem 
uingen Mädchen sehr zu empfehlen. Wer nur ein wenig Gefschick 
um Schleifenbinden hat, kann den Anschein erwecken, als habe 
r ein halbes Dutzend Hüte auf Lager. Samthüte mit ganz 
chmaler Krempe, einem hohen, etwas lodeeren Kopf und einem 
Ihantasiefedergestech, das kühn, direkt über den Augen in die 
»öhe ragt, sind gleich beliebt und bis spät in den Winter hinein 
u tragen. Flott sind ferner kleine, straff mit Seide überzogene 
zütchen mit hohem Kopf und ungefähr 5em breitem Rand, 
er direkt um den Korf liegt. Rand und Kopf vereinend, strebt 
ochhinaus ein Bandarrangement, das in hohen, mit Draht 
eitützten Schluppen endet. Oder: aus dem Knoten ragen ein 
is zwei Adlerfedern, auch kleine, schmale, hohe Phantafieflügel. 
züte mit langhalmigen Federn, die rückwärts aufstreben, sind 
u eleganten Herbstkleidern sehr beliebt. Die Hüte schließen 
ille dicht um den Kopf und lassen wenig Haar sehen. Dies 
wären die neuesten Modeschöpfungen für den Herbst. 
GertrudWittrin, Leipzig. 
* 
Der Kampf um den Baderog. 
Die Stadt Chikago ist sehr stolz darauf, daß sie sich be— 
nüht, manche in anderen Staaten der Union herrschende freie 
Zitten zu unterdrüchen; nun aber muß sie mit Schmerz erleben, 
aß eine angesehene Tochter der Stadt sich energisch gegen die 
Alzu eifrige Bevormundung der Stadtväter und der Poltzei— 
ewaltigen auflehnt. Ein regelrechter Kampf um das Bade 
ostum der Frauen von Chikago ist entbrannt. Die Stadt 
Abend-Blatt Kr. 549. 
n 
Bureau einer hiesigen Rrantentasje, um sich den Krankenlschein 
zu holen. Den Angelhaken an der Schnur hatte er mit Speck 
umwickelt und dann verschluckt. 
Schleswig⸗Solstein. 
Ziel,. 290. Ott. pringß von Preutzenait 
m Frpen dn in Friedrichshafen zu einem mehrtägigen 
hesuch deim Grafen Zeppelin eingetroffen. — Einen ü ber 
us stuxm ischen Versauf nahm Montag die außerordent⸗ 
iche Bersammlung, des Haus⸗ und Grundeigentümer-Vereins. 
die von Bäckermeister Brinchmann zusammenberufen war, um 
die feit Monaten in dem großen Verkein herrschenden Streitig⸗ 
eiten zum Austrag zu bringen, und sich his über Mitternacht 
hinaus ausdehute. VDer Sireit. der einen Verein von 3400 Mit⸗ 
aliedern nun ogn fo lange in Bewegung, hält, ist dadurch 
flanden daß nach der Meinung des früheren Vorsitzenden 
adtrat Paulfen in einer Vorstandssitzung ein Beschluß über 
viatenfragen gefahzt. worden, war was das Mitgslied Schatte. 
oa der Beschluh nicht protokolliert war, in Frage stellte. Er 
ertlärte zwan alsbald, die persönliche Glaubwürdigkeit Paulhsens 
damit nicht angezweifelt zu haben, doch legte dieser sein Amt 
uUs Vorsitzender nieder, nachdem Fr, und Howe auf den 
hen nahegelegten Austritt aus dem Vorstand nicht eingegangen 
varen. Am 28. Febt, wurde ein Vorstand gewählt, mit dem 
in großer Teil der Hausbesitzer nicht, einverstanden war. Der 
kinberufer der jetzigen Versammlung beantragte nun, die da⸗ 
nalige Vorstandswahl rüdgängig zu machen und wollte über 
diesen Antrag sogleich abstünmen lassen. Doch wurde eine freie 
iusfprache verlangt. die so stürmisch verlief. daß die Redner 
um“ Teil im allgemeinen Lärm nicht zu verstehen waren 
Wließlich wurde auf dem Wege der geheimen Abstimmung die 
iudgangigmachung der Vorstandswahl vom 28. Febr. mit 375 
egen 367 Stinmen beschlossen; damit wurden alle inzwischen ge⸗ 
gten Vorstandsbeschlüsse für ungüllig erklärt, daruter auch der 
luüsschluß der oben genannten Mitglieder Schatte und Howe. 
zum I. VBorsißenden wurde alsdann Kaufmann Meisner „ge 
bahlt, der die Wahl annahm. Dahingegen lehnten, die Mit- 
meder Zeinerz und Bringmann, der nach der Vorschlagsliste 
um 1. Vorsitzenden in Aussicht genommen war, die Wahl 
inn 2. Vorsihenden bezw. zum Kassenführer ab Gegen die 
anze Wahlhandlung. die im übrigen nach der, Vorschlagsliste 
Irgenommen wurde, soll nunmehrt Protest erhoben werden, 
vi fie ohne ausreichende Kontrolle ausgeführt worden sein 
oll. 
Flensburg, 29. Otlt. Krankenkafssen un' 
Merzten Auf der Jahresversammlung des Verbandes schles 
vig⸗hoieinischer Ortskrankenkassen wurde folgende Resoltaor 
inftimmig angenommen: „Die am 26. Oktober 1913 ig Flenus- 
urg abgehaltene Versammlung des Verbandes der Ortskranken— 
afsen für Schleswig-Holstein erklärt, daß die von dDem Leipziger 
herband der Aerzlie gestellten Forderungen für die Kranken— 
affen unannehmbar sind und deren Durchführung den licheren 
Ruin der Kaflsen herbeiführen müßten. Die Forderungen sind 
mit den Zwechken der Krankenkassen un pvereinbar.“ 
I Bunte Chroniß. 
DT. Keine Strafe für eine Kindesmörderin. 
Das Verfahren gegen die, Frau des Lehrers Perdsborn in 
Koblenz, die im Juli ihre eigenen vier Kinder ertränkt hat, 
wurde eingestellt, da die Frau zur Zeit der Tat geistesgestörf 
war. Sie ist der Provinzialheilanstalt in Andernach über⸗ 
viesen worden. 
Schaffung eines Broß-Paris? Der Präfekt des 
Seine⸗Derartements, Delannay, wird in diesen Tagen eine Flug⸗ 
chrift veröffentlichen. in der er eine Ansichten über die Schaffung 
ines Groß⸗Paris nach dem Muster eines Groß⸗Wien und Groß— 
Berlin entwickelt. Nach seinen Vorsichlägen sollen alle Gemeinden 
»es Seine-Departements der Pariser Kommune angegliedert 
verden. so daß Varis, das jetzt 7802 ha Flächeninhalt zählt, 
dann 47 839 ha haben würde. Die Bevölkerung würde dadurch 
wehr als verdoppelt werden. also auf ungefähr sechs Mil— 
ionen Seelen steigen. Mit der Ausführung dieses Pro— 
elts sos hauptfächlich berwedt werden, der Pariser Bevölkerung 
mehr Licht und Luft zuzuführen. So kommen in Paris auf das 
dektar 370, in Berlin dagegen nur 265 und in London gar 
iur 161 Personen. In der Abhandlung wird auch die Er— 
jaltung eines Wald- und Wiesengürtels nach Berljner 
ind Wiener Muster vorgesehen. Aber mit der Schaffung von 
Sroß⸗Paris wird es noch gute Weile haben, denn Delannan rechnet 
dabei selbstmit fünfzig Jahren 
äter haben schon vor Jahren ein Gesetz erlassen, das die Bade— 
racht der Frauen genau reguliert: wer immer dem zarten 
ßeschlechte angehört und in heißen Sommermonden in den 
räluten des Michigansees sich tummeln will, darf sich nicht mit 
inem gewöhnlichen Badekostüm begnügen, wie andere inter— 
iationale Bäder es kennen. Die Dame von Chikago muß, 
venn sie sich den Wogen anvertraut, ihre Schönheit verhüllt 
saben mit Hilfe von 1. einer Badebluse, 2. einer türkischen 
zadehose. 3. einem kurzen Baderock, ja noch nicht genug 
»amit, sie soll 4. noch Badestrümpfe tragen. Und streng 
vacht die Polizei darüber, daß dieser Kostümzwang, auf den 
ie Stadträte gar stolz sind, beim Baden auch wirklich einge— 
alten wird. Aber die Damen von Chikago teilen in dieser Be— 
ehung nicht die Meinung der weisen Gesetzgeber, sie empören 
ich gegen die Zumutung, in einer Zeit der sogen. X-Strahlen— 
MNode beim Baden beinahe mehr anzuhaben als auf der Straße; 
id nun hat sich eine bekannte Aerztin, Frau Dr. Rosalie 
dadova, zur Vorkämpferin der Frauenrechte im Wasser aufge— 
oorfen. Vorschriftsmäßig bekleidet ging sie in die Fluten, aber 
in paar Meter vom Strande nestelte sie das vorgeschriebene 
zaderöchchen los, legte es unter einen Stein und schwamm 
ufrieden hinaus in den See. Aber die gestrengen Badewärter 
halteten ihres Amtes, abgewandten Blickes bemannten sie 
chleunigst ein Boot und ruderten hinaus in den See, um 
»ie kühne Schwimmerin aufzufordern, sofort ihren Baderock 
mzulegen. Frau Ladova verlachte zwar die Schergen und hielt 
hnen einen Vortrag über die Freiheit der Frau im Wasser. aber 
chließlich kam doch die Zeit, da sie daran denken mußte, zum 
Strande zurückzuschwimmen. Ehe sie das Wasser verließ, legte 
ie zwar lächelnd den vorschriftsmähigen Baderodck wieder an, 
aber inzwischkn waren Schutzleute alarmiert und sofort schleppte 
man die Schuldige vor den Richter. Und' ' die Richter kannten 
tein Erbarmen. Umsonst erklärte ihnen die Angeklagte, daß 
nan in Röcken nicht schwimmen könne, daß ihr Badegewand 
allen Ansprüchen des Anstandes genüge, daß die Männer viel 
veniger trũgen: es tat nichts, die Sünderin wurde verdammt. 
GHegen Kaution wurde sie entlassen, aber sie hat bereits Be— 
rufung eingelegt und will das Problem des Baderockes vor die 
Schranken des obersten Gerichtshofes bringen. EXK. C.
	        
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