Full text: Lübeckische Anzeigen 1913 (1913)

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Sonntaq, den 26. Oktober 1913. 
Ausgabe 4. 
Morgen⸗Blatt NUr. 543. 
CTagesbericht. 14 
Rampftaktik gegen die Fehmarnbahn. 
Unter dieser Ueberschrift erhalten wir von Syndilus Dr. 
Wallroth⸗Lübed, Schriftführer des Fehmarnbahn⸗Komitees, fol⸗ 
gende Zuschrift: 
Der Kampf Kiels gegen die Fehmarnroute nimmt zum 
Teil recht bedenkliche Formen an. Ein Bericht der Kieler 
Reuesten Nachrichten über die kürzliche Tagung des Deutsch- 
Norduchen Verkehrsverbandes“ in Kopenhagen enthält folgende 
Ausführungen: „Ein WVersuch, die Aufmerksamkeit der Ver⸗ 
dammlung auf die Fehmarnroute abzulenken und diese als die 
unbedingt kürzeste warm zu empfehlen. mißlang. Die Ver⸗ 
sammlung lehnte es ab, diese „so komplizierte Frage“ auf die 
Tagesordnung zu setzen.“ 
Eine solche Berichterstattung widerspricht dem tatsächlichen 
Vorgange auf das gröblichste. Der Sachverhalt ist vielmeht 
durz der, daß der bekannte Kopenhagener Großbrauer und 
Kunstmäzen Dr. Jacobsen, eine weit über Dänemarks Grenzen 
hinaus ruhmlichst bekannte Personlichkeit, auf jener Tagung 
vdes neuen Deursch-Nordischen Verkehrsverbandes 6. s. der 
Verkehrsvereine in Hamburg. Kiel, Saitin. Lübed, Rostod, 
Stettin, Kopenhagen, Stockholm, Malmö, Göteborg. —XE 
Bergen) es in längeren und sehr temperamentvollen Aus⸗ 
führungen als eine der ersten Aufgaben jenes Verbandes be— 
zeichnet hatte. zugunsten der Fehmarnroute Stellung zu nehmen, 
die eine weit größere allgemeine Beachtung verdiene als sie 
z. T. bisher gefunden hätte. Vom Vorsitzenden des Ver— 
handes, Herrn Krüger-Hamburg. wurde darauf, offeabar m 
Zerücksichtigung einer zu erwartenden Gegnerschaft von Kiel 
und Rostod, vielleicht auch vorläufig noch von Stockholm und 
Malms, angeregt, jene Frage „noch nicht“ zu erörtern, 
da dies „zurzeit“ recht viele Gegensätze hervorrufen würde 
0 das offizielle Protokoll). Hierauf sprach als einziger 
Redner üich zu dieser Frage. Ich führte aus, daß ich als 
Schriftführer des Fehmarnbahn⸗Komitees jene Anregung des 
Herrn Dr. Jacobsen im Prinzip selbstverständlich nur warm 
begrübßen könnte. Ich sei auch fest überzeugt, daß bei sachlicher 
Erörterung der Frage, vielleicht in der nächsten Versammlung 
des Verbandes, die weit überwiegende Maiorität der Ver—⸗ 
sammlung für das Fehmarnprojekt sich aussprechen würde. 
wobei mir die Tatsache vorschwebte, daß auch in führenden 
schwedischen Blättern, wie dem Stochholmer Aftonbladet und 
dem Helsingborgs Daablad die Fehmarnroute neuerdings warm 
vefürwortet worden ist. Da jedoch für die Erledigung der 
gesamten Tagesordnung am nächsten Tage nach dem Pro— 
gramm nur zwei Stunden (von 10—12 Uhr vormittags) zur 
Verfügung ständen. so sei bei der Fülle der zu beratenden 
Gegenstände an eine sachgemäße Erörterung dieser wichtigen 
Frage leider nicht zu denken. Ich beantragte deshalb lau: vor⸗ 
liegendem Protokoll „fr diese Tägung wegen Zeit⸗ 
mangel von einer weiteren Beratung abzusehen“. Diesem 
meinem Antrage kam die Versammlung ohne weitere De— 
batte nach. Das ist der wahre Sachverhalt, und die Dar—⸗ 
stellung in der genannten Kieler Zeitung ist umso befremd⸗ 
licher, als ich diesen Sachverhalt, soweit er meine Ausführungen 
betrifft. bei Fixierung des Protokolls in Gegenwart des 
Vertreters des Kieler Vereins. Herrn Dr. Hasse, noch eimmal 
ausdrüdlich festgestellt habe. Von Herrn Dr. Hafses Loyalität 
darf ich wohl erwarten, daß er diesen Sachverhalt auch den 
Kieler Neuesten Nachrichten als obiektiv richtig bestätigt. 
Krebstherapie einen wesentlichen und prinzipiellen Fortschritt zu 
hegrühen haben. Ob das Radium resp. Mesothorium wirklich 
die seit langem gesuchten Heilittel gegen den Krebs sind, läßt 
ich heute noch nicht beantworten. Es ijst aber sicher ein aus⸗ 
ichtsreicher Weg gewiesen und den sollte man beschreiten. 
deider ist das nur möglich unter verhãltnismãßig großen fi⸗ 
anziellen Opfern. Nach dem übereinstimmenden Urteil der 
zerten Profefforen Brauer und Deneke⸗Hamburg, die vor 
urzem Radium⸗ bezw. Mesothoriumeinkãufe gemacht haben, 
ommen für die Bevöllkerung Lübecks mindestens 300 Miilli- 
ramm radioaktive Substanzen in Betracht. Ich bin der Ueber⸗ 
cugung, daß man fsich auch in Lübed nicht der Pflicht ent⸗ 
jehen kann, für die große Zahl bisher unheilbarer Krebs⸗ 
ranker durch Beschaffung radioaktiver Substanzen zu sorgen. 
Andererseits rate ich aber bei der Schwierigkeit und der Viel⸗ 
äͤltiakeit der in Betracht kommenden wissenschaftlichen, technischen 
und finanziellen Fragen dringend zur Vorsicht und mnöchte 
orschlagen, daß die Vorsteherschaft eine aus Aerzten und 
Nichtärzten gemischte Kommission zum genaue.t Studium der 
finzelheiten ernennt.“ 
Dieses ist dem auch geschehen. Die Kommission hat berichtet, 
aß Fe sich auf Grund des gesammelten Materials darüber klar 
seworden ist, daß Lübeck nicht nur das Recht, sondern auch 
ie Verpflichtung zur Beschaffung von radioaktiven Substanzen 
»abe. Freilich war man sich auch darüber nicht im unklaren, 
aß trotz der bisher von einwandfreier Seite erzielten günstigen 
krfolge das Verfahren sich noch im Versuchsstadium befindet. 
Ddie Kommisstion hält eine Menge von 300 bis 400 Milligramm 
üur ausreichend zur Behandlung einer größeren Zahl von 
drebskranken. Wollte man alle an Krebs erkrankten Per— 
onen behandeln, so müßte ein sehr großes Quantum beschafft 
verden. das erstens augenblicklich gar nicht zu haben ist und 
weitens aus finanziellen Gründen von Lübed nicht beschafft 
verden dann. Es wurde bei dieser Gelegenheit zur Sprache 
ebracht. daß das Röntgenverfahren zur Ergänzung und Unter— 
rũtzung der Radiumbestrahlungen sehr geeignet und geradezu 
merläßlich A 
J 
evil and let urgo weltin Cterni y Vorstehenden Soruch e hielt 
ich zur Abschrift und Weitergabe. Jeder, der ihn bekommt, 
oll ihn neun Tage lang täglich einem anderen Bekannten 
enden, aber ohne Unterschrift. Die Kette darf nicht unterbro hen 
verden. Es ist ein altes englisches Gebet, von dem die Sagé 
zeht, daß der, der es nicht weiter schickt, kein Glück mehr hat, 
ver es aber kut, am neunten Tage eine große Freude erlebt. — 
die Karte ist hier zur Post gegeben, also aller Wahrscheinlichkeit 
iach auch hier geschrieben. Wundern muß man sich nur, daß 
s immer noch Leute gibt, die auf solchen Mumpitz hineinfallen. 
Aber — es ist ja englisch, also ausländisch. da muß Ja natürlich 
etwas dahinter stecken! 
Der Zuschuß für den Ostseebäderdienst Travemünde —Oft⸗ 
eebãder — Neustadi ei. H. wurde in der Schlußsitzung des 
Brovinzialrats für das Fürstentum Lübed in 
Anbetracht der großen Bedeutung des Ostseebäderdienftes für 
oie stetig steigende Frequenz und der damit verbundenen höher 
werdenden Steuerkraft für das Fürstentum von den bisherigen 
1500 Meauf 2500 Mierhöht. 
Kaufmanns⸗Erholungsheime. Nach einer der Handels— 
ammer zugegangenen Mitteilung der Deutschen Gesellschaft für 
sKausmanns⸗Erholungsheime E. V. in Wiesbaden wird vielfachen 
Anregungen entsprechend das Prinz-Ludwig-Heim in Traunstein 
und das Kaiser⸗-Wilhelm-Heim im Taunus oas ganze Jahr über 
m Betrieb gehalten werden. Beide Heime sind für den Herbsta 
und Winteraufenthalt außerordentlich geeignet. Aufnahmebedin⸗ 
jsungen sind von dem Bureau der Gefellschaft, Wiesbaden, 
Friedrichstraße 27, zu beziehen. 
DArbeitsstãtte im Armen⸗Arbeitshausfe. Wie in den 
etzten Jahren, so wird auch in diesem Winter arbeitsuchenden 
Personen in den Räumen des Armen-Arbeitshauses Arbeit 
ugewiesen werden können. Wäbrend indes früher die Meldung 
n Bureau der Rechtsauskunftstelle zu geschehen hatte, haben 
sich die Arbeitsuchenden jetzt im Geschäftszimmer des Armen⸗ 
Arbeitshauses während der Geschäftsstunden zu melden. Durch 
die Gewährung solcher Arbeitsgelegenheit soll vor allem der 
zausbettelei Einhalt geboten werden. Niemand lasse sich daher 
durch falsches Mitleid zum Almosengeben verleiten, fondern 
verweise den Bittsteller an die Arbeitsstätte. Ein Angestellter 
der Arbeitsstätte ist angewiesen, den Arbeitsuchenden Rat zu er⸗ 
eilen, falls sie sich um dauernde Arbeit bemühen wollen, oder 
inderweitiger Hilfe zu ihrem Fortkommen bedürfen. Der 
Verein für entlassene Gefangene hat, wie in den Vorjahren, es 
ühernommen, hier vermittelnd einzugreifen. 
m.· Gemrtinnütz'ger Verein im Staditeil Küdnitze⸗Herren⸗ 
wuutl. In der Versammlung am Freitag wurde die nächste 
Bürgerschaftswaht besprochen. Es handelte sich zunächst um die 
krage. ob der Verein überhaupt zu der Wahl Stellung nehmen 
olle oder nicht. Man kam zu dem Ergebnis, daß es am zweck⸗ 
näßigsten sei, sich sowohl mit dem gemeinnützigen Verein von 
Siems⸗Dänischburg als auch mit dem Verein der Landbewohner 
n Verbindung zuß setzen und die endgültige Stellungnahme einer 
pãteren gemeinsamen Sitzung vorzubehalten Die nächste. Frage 
alt einer Besprechung der Postverhältnisse, die viel zu wünschen 
brig lassen. Trotz des Anwachsens von Kücknitz. das nach der 
etzten Volkszählung schon 2300 Einwohner zählte, ist Vostort 
ür unsern Stadtteil Waldhusen, das etwa 20 Einwohner zählt. 
die Folge davon ist, daß Kücknitz immer noch eine rein dörfliche 
Bostbestellung hat, die den Bedürfnissen absolut nicht genügt. 
kine wesentliche Verbesserung in dieser Hinsicht würde eintreten, 
venn eine Verlegung der Postagentur nach Kücnitz erfolgte 
der die Bestellung der Postanstalt Herrenwyk übertragen würde. 
Dder Verein beschloß, dementsprechende Schritte zu bun. Eine 
ingehende Besprechung erfuhr auch das Steuerhebewesen. Wäh— 
end Schlutup und Travemunde längst ihre eigene Hebestelle 
aben, entbehrt sie unser Ort immer noch. Dieser Mangel macht 
ich besonders bei Ummeldungen bemerkbar, da hier Abmeldungen 
hne einen Ausweis der städtischen Hebestelle nicht möglich find. 
Fin dementsprechender Antrag soll gestellt werden. 
Ptromenadenkonzert auf dem Marktplatz. 1. Säkula⸗ 
Marsch von Dr. J. Sartzem. 2. Ouvertüre z. Op. . Indra“ 
pon Flotow. 3. Spinnerlied und Ballade aus „Der fliegende 
Holländer“ von Wagner. 4. Fantafie aus „Die Hugenotren“ 
don Meyerbeer. 5. Komm, gib mir deine Hand, aus „Die 
eden Husaren“ von Jessel. 6. Goldregen, Walzer von Wald⸗ 
eufe 
Eine Versammlung der Vürgerschaft findet am Mon— 
tag, dem 3. November d. J., abends 6 Uhr, statt. 
In der Gesellschaft zur Beförderung gemeiliitzäger 
dätigleit sprach am vergangenen Dienstag Herr Hauptpastor 
Bapenbrod über , Beobachtungen und Erfahrungen in der hiesigen 
ßahnhofsmission““. Viebe und Not — so führte er u. a. aus — 
tehe in engster Wechselbeziehung zu einander. Vorhandene Not 
vectt Liebe. aber echte Rächstenliebe entdeckt immer mehr vorhan⸗ 
ene Not und bemühr sich, ihr abzuhelfen. Wahrhaft christliche 
Nãchstenliebe war es, als 1877 bei einer Konferenz in der Schweiz 
»er Verein der Freundinnen junger Mädchen begründet wurde, 
im den fortziehenden und durchreisenden jungen Mädchen hilf⸗ 
reich zur Hand zu gehen. Angesehene Damen siellten sich bald 
unich in Deutschland in den Dienst dieser guten Sache und ver⸗ 
zanden sich in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts 
nit dem Verein, Wohlfahrt der weiblichen Jugeno zu Berlin“ 
u gemeinsamem Wirken in der „Deutschen Balmhofsmission“, 
ie jetzt in 900 Städten in großem Segen tätig ist. Die Land— 
lucht und Großstadtfucht ist dadurch erheblich eingeschränkt wor⸗ 
en und alsin der Zuzug nach Berlin unm jährlich 10 000 Mädchen 
aurũdaegangen. Durch die in allen Eisenbahnzügen und auf 
xen meisten Bahnhöfen angebrachten Plakate und Bekannt⸗ 
nachungen in der Presse sindet die Bahnhofsmission aner⸗ 
annte Vor⸗- und Mitarbeit, so daß die nach den Grohstädten 
eisenden jungen Mädchen während der Reise und bei ihrer 
ITnfunft am Reiseziel der bewalrenden Liebe gewiß sein können. 
zier in Lübeck ist im Oktober 1911 die Bahnhofsmisfion in 
Tätigkeit getreten. In Frau Winkler hat unsere Stadt eine 
ortreffliche Kraft gesunden, die ihre Liebesarbeit mit dem 
Scharfblich, der Energie und der unermudlichen Ausdauer, aber 
ruch nmait der Liebe ausübt, die diese Stellung ersordert. An 
erschredenden. zum Teil erschütternden Beispielen aus den hier— 
orts gemachten Beobachtungen und Erfahrungen zeigte der Refe— 
rent, wie notendig diese Arbeit auch bei uns ist und wie sie 
in Lus Ighten inmebe als 150 Fällen segensreiche Tätigkeit 
hat entfalten können. Mit besonderem Danke wurde des Wohl- 
vollens des Senats, des Kirchenrats, der Polizeiverwaltung und 
esonders der Eisenbahndirektion und ihrer Angestellten ge— 
acht. Eine sehr rege Debatte schloß sich an den Vortrag an und 
rachte vor Alent den he um Ausdriick. nach Möglich— 
eit Frau Winkler, die am ersten und letzten Tag jeden 
Monals. besonders an den Ziehterminen, bis zum hetzten Nacht⸗ 
ꝛug. allo bis 1 Uhr nachts ihr mühfames Amt verfieht, eine 
dilfskraft zur Seite zu stellen. Es wäre außerordentlich dan— 
enswert. wenn freiwillige Hilfskräfte wenigstens für einige 
Tagesstunden am Nachmittag r diesen Kiebesdienit üch bereit 
aͤnden 
Vom Deun tchen Luftfahrertaa. Wie uns ein Tele— 
rramm aus Leipzig meldet, wurde in der am Sonnabend, 
dem 25. Oktober abgehaltenen Sitzung des Deutschen Luft— 
ahrertages, der als Delegierte des Lübecker Vereins die Herren 
-„chiffsmokler Moöller und Bankier Kohrs anwohnten, beschlossen, 
en nächstjährigen Luftfahrertaa in Hamburg abzuhalten. Die 
Rordwestaruppe des Luftfahrerverbandes übertrug das 
Bräsidium für 1914 ũ ber die agehörigen zwölf Noreine dem 
Nbecker Luftfahrtverein. 
S. Einfuhr englischer Steinkohle. Für die Firma Bern—⸗ 
öft & Wilde ist Freitag vormittag der schwedische Dampfer 
Groveland“, Kapt, Lundh, mit einer 2800 t grohen Stein- 
ohlenladung von England eingetroffen und wird gegenwärtig 
ain degen Kohlenlager beim Einfiedel entloscht. Der danilch 
dampfer „Bonssel“, der eine gleiche Ladung für die Firma 
d. Vossehl & Co. entlöschte is hbereit« am Donnerstau leer 
ach Lihau abgegangen 
A Baggerneubau. Der für das Königl. Kanalbauamt in 
diel auf der Werfl der Lübecker Maschinenbau⸗Gesellschaft er- 
aute Sangebaoger „Cyclop“ hat am Freitag mittag 1Uhr 
den Bafen verlafssen, um mit eigener Maschinenktaft nach 
Holtenau in See zu gehen. Der Cyclop“ hat einen Neito— 
Raumgehalt von 1618 cbhm und ist somit das größie dieher 
auf obiger Werft erbaute Baggerfahrzeug. 
Vom Aberalauben in Lũbeck im 20. Jahrhundert legt 
nachstehender Inhalt einer Postkarte Zeugnis ab, die uns gestern 
zur Verfügung gestellt wurde: „On ancient prayer. Oh loved 
Jesus we implove thee blek all man. kindin help ue from 
Die Beschaffung radioaktiver Substanz. 
Die Bürgerschaft wird sich demnächst mit der Senatsvor⸗ 
iage betr. die Bewilligung von 150 000 Mä zur Beschaffung 
von 300 bis 400 Milligramm radioaktiver Substanz für 
das Allgemeine Krankenhaus zu beschäftigen haben. Die 
radioaktive Substanz soll zur Behandlung und Heilung von 
Krebskranken Verwendung finden. Daß nach dieser Richtung 
hin aber die Erwartungen nicht allzu hoch gespannt werden 
dürfen, zeigt der Bericht des Direktors des Allgemeinen Kran—⸗ 
lenhauses, Herrn Professor Dr. Deyde, an die Vorsteherschaft 
in welchem es u. a. heißt: 
„Die frühesten Versuche, vermittels Radiumsubstanzen heilend 
nauf die Krebskranken einzuwirken, sind im Auslande, besonders 
in England und Frankreich, gemacht. In Deutschland ist das 
Verjahren erst seit verhältnismäßig kurzer Zeit aufgenommen 
und zwar lediglich von gynäkologischer Seite. Zur Beur⸗ 
teilung des Wertes der Krebsbehandkung mit radioaltiven Sub⸗ 
stanzen beziehe ich mich lediglich auf die bisher veröffent⸗ 
lichten Urteile der deutschen Frauenärzte, und zwar der Herren 
Professor Krönig und Professor Gauß in Freiburg i. B. Pro⸗ 
fessor Döderlein in München und Professor Bumm in Berlin. 
hiernach sind bisher ganz überwiegend Krebse der weiblichen 
Geschlechtsorgane behandelt worden, nur die Freiburger Kliniker 
haben auch andere, z. B. Magen-⸗ und Darmkrebse, in größe⸗ 
rem Umsange zur Behandlung herangezogen. Die Zahl der im 
nanzen behandelten Fälle ist, soweit fich aus der Literatur er⸗ 
sehen lähßt, noch eine verhäͤltnismãhig geringe. Ich habe bis⸗ 
hber Aufzeichnungen über etwa 70 mit Radium und Meso⸗ 
thorium bestrahlte Fälle ausfindig machen können. Ueber de— 
initive Heilrefultate kann man bei der Kürze der Jeit noch 
nicht berichten. Die großte Anzahl der behandelten Fälle ist 
aist etwas über 2Jahr in Beobachtung. Nur in einzelnen 
Fällen von Krönig ist die anscheinende Heilung seit ungefähr 
12. Jahren durch keinen Rückfali der Krankheit unterbrochen. Trotz 
ber kurzen Zeit läßt sich aber aus den übereinstimmenden 
Brobachtungen samtlicher Forscher erlennen. daß die radio⸗ 
aktiven Substanzen bei wissenschaftlich und technisch richtiger An— 
wendung einen spezifisch vernichtenden Einfluß auf die Zelsen 
der Krebsgeschwülste ausuüben. Dos geht nicht allein hervzt 
aus den klinischen Besserungen und Heilungen. sondern nuch 
aus einer ganzen Reihe forgfältiger mitrostopischer Unter— 
suchungen, die das stufenweise Zurudgehen der krebsigen Neu⸗ 
bildung unter der Einwirkung der Beltrahlung deutlich demon⸗ 
strieren. Da es sich bei einem großen Prozentsatz der bisher 
behandelten und veröffentlichten Faͤlle um sogenannte inoperable 
Zarzinome handelte, das heißt um hoffmungelos vorgeschrittene 
Krebserkrankungen, denen gegenuber auch die moderne Chi⸗ 
turgie vollkommen versagt, so geht schon daraus hervor, daßß 
wir in der Einfabrung her ebibatiden Sucttann 
— 0 
„b. Stadttheater. Aus der Theaterkanzlej schreibt man uns: 
Auf, das Gaftspiel der beliebten Künstlerin Aenny Hindermanng 
ant heutigen Sonntag als Rosine in Der Barbier von Seoilla““ 
sei nochmals hingewiesen. Besonders sei darauf aufmecksam 
gemacht, daß die Kunstkerin eine ihrer Glanznummern. Die 
Nachtiogll“ russisches Voltslied von AÄlabieff als Einlage singen 
wird. Dienstag steht ein interefsanter Theaterabend bedor Es 
gelangt „ßHamlet“ von Shakefpeare zur Aufführung und zwar 
mit Benutzung der verbefserten ShakespeareBühne, ain einer 
Einrichtunag. die für Lübeck vollkommen neu ist. Die Be— 
irbeinung die der Aufführung zugrunde liegt, stammt ven 
derrn Dr. August Leverkühn, der als feinfinniger Shakesoea ce⸗ 
denner in den weitesten Kreisen bektannt ist. — HNontag vorher 
indet abends 82 Uhr im Marmorsagl ein Vortrag des Herun 
Dr. Auguft Leverkühn über seine Hamiet-Bearbetung slait. 
der allen. die fich für die Aufführung interessieren. nur Auf⸗ 
lärung dienen soll. Der Einfritt ist fur jedermann jrei. 
b. dere Luͤbeck des Hansabundes. Der Laudes⸗ 
»erband Lübed des Deutschen Wehrvereins E. B. ladet die Mit 
zlieder der Landesgruppe Lübed des Hansabundes zu dem 
zn Dienstag, 28. Olt, abends 824 Uhr, in den ZJentralhaien 
Ddantwartsgrube 20, stattfindenden Vortrag des Heern Dr 
Ferd, von Papen über Die franzöfsche Fremdenlegton“ ein. 
JEintrittskarten stehen den Mitgliedern in der Gespaftastelte 
Breite Strabe 271, zur Verfügung. 
b. Kaiserpanorama (Sandstraße 16.. In dieser WVoche 
nd Bilder aus dem Urner und Glanerland (Schweiz) aus 
zestellt. Zu einem Gesamthilde von gewaltiget Wirlung ver— 
inigen sich alle Vorzüge der Schweiz in diesem an Natur— 
chönheiten so reich bevorzugten Lande, eine Tatiache, die 
eder Besucher des Kaiser-Panorgmas in dieser Woche wieder 
pestätigen wird. Bald trotzig wild, bald anft sind die Linsen 
der aussteigenden Eebirgsmassive, deren Eisdiademe den S2 
andsgrußz ins ferne Land winfen. Zahlreiche Seen, do T. B. 
der Muttensee, grüßen unser Auge. Es ist darum der Besuch 
des Panoramas nur zu empfehlen. 
he Religiöse Hetbstrorträge. Den dritten Vortrag hält« 
am Dienstag, dem 28. Oltobex Hauptpastor Evers uͤber das 
Theman, Jesus und die Arbeit“. Der Vortrag beginnt vũntt· 
lich 8325) Uhr in der Aula des Jobenneun—
	        
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