Full text: Lübeckische Anzeigen 1913 (1913)

and. Sei denn Deutschland keine europäische Großmacht, daß 
s nicht eine Flotte für sich und seinen Schutz haben lönne? — 
der Korrespondent des englischen Blattes schließzt seinen Bericht 
iber die Unterredung mit der Bemerkung, der Admiral habe 
das aufrichtige Bestreben gezeigt, die Befürchtungen, die in 
England über die Aufgaben der deutschen Flotte laut geworden 
ind, als übertrieben und lächerlich zu kennzeichnen. 
Spionage in Saatlonis? 
Saarbrüden, 22. Oklt. In Saarlouis find heute früh 
dier Personen unter den Verdacht der Spionage verhaftet 
vorden. Vier Reisende, die im Automobil in Saarlouis ein⸗ 
rafen, übernachteten inn Hotel Rheinischer Hof. Es waren drei 
zerren und eine Dame. Einer der Herren sprach heute früh 
ruf dem Spaziergang den Posten vor dem Bezirkskommando 
in, unterhielt sich mit ihm und gab ihm ein kleines Gelda 
geschenk. Dieser Vorfall wurde von einem Unteroffizier be— 
obachtet, der den Mann verhaften ließ. Bis zur genauen 
Feststellung des Sachverhalts wird das Hotel bewacht und von 
iedem Verkehr mit der Außenwelt abgeschnitten. Die beiden 
anderen Herren und die Dame wurden gleichfalls in Haft ge4 
40men. 
Die bayrische Königsfrage. 
W. München, 22. Olt. Die Muünchener Neuesten Nach- 
ichten schreiben zum Zusammentritt der Kammer der Reichs— 
äte, daß ein so früher Zeitpunkt gegen alle Tradition sei. 
Die Sitzung diene zur Hauptsache der Besprechung der Königs- 
frage und der Belanntgabe der Stellung der Reichsräte. Der 
vommende Montag werde jedenfalls die Entscheidung in der 
Königsfrage bringen, nachdem mit den bürgerlichen Varteien 
des Landtages saktisch eine Verständigung erzielt worden sei. 
Die Staatsregierung habe eine Vorlage zur Verfassungsünde- 
unag ausgearbeitet. 
Arbeitslofenversicherung in Banern. 
München, 22. Okt. Der Minister des Innern ergänzte 
n der heutigen Sitzung der Abgeordnetenkammer seine Er— 
lärungen, wonach die bayerische Regierung bereit ist, 
Mittel für die Unterstützung der kommunalen Arbeits- 
'osenversicherung zu bewjlligen, dahin, daß zu diesem 
zwede für die kommende Budgetperiode vorerst 150 000 M, 
danach jährlich 75 000 Miin den Etat eingestellt werden. Von 
den Leistungen der Gemeinden werde der Staat ein Drittel 
ibernehmen. 
Amtliches Ergebnis der badischen Landtagswahl. 
W. Karlsruhe, 22. Olt. Nach den endgültigen amtlichen 
Ermittsungen wurden bei den geitrigen Wahlen zur Zweiten 
Kammer gewählt: 29 Zentrum, 5 Konservative, 8 National-⸗ 
iberale, 1 Wikder,“ 1 Fortschrittler, 9 Soßialdemokraten, zu— 
ammen 53 Abgeordnete, so daß noch zwanzig Stichwahlen statt⸗ 
ufinden haben 
die Verschwörung in Portugal. 
Eine Erklärung der Regierung. a 
WV. Ovports, 22. Okt. Die portugiesische Regierung hat 
fkolgende Proklamation erlassen: Die Feinde der Re— 
gierung haben gestern versucht, bei Tagesanbruch e'ne Re⸗— 
»olution in Lissabon hervorzurufen. Die Regierung hat 
— 
sofort unterdrückt. Trotzdem die revolutionäre Bewegung 
eine große Ausdehnung zeigt, ist die öffentliche Ordnung voll⸗ 
rommen gesfichert. Die bonstitutionellen Garantien werden auf— 
recht erhalten. In der Stadt herrscht voslige Ruhe. 
Die Plane der Verschwörer. 
Varis, 22. Olt. Aus denr von dem portugiesischen 
Ministerpräsidenten Costa an den in Paris weilenden 
Dinister des Aeußern erstatteten Bericht geht folgendes her- 
dor: Verschwörer in der Uniform von Polizisten und repu— 
Ailanischer Garde sollten sich nachts in die Polizeistationen 
und Militärschulen Eintritt verschaffen, gefälschte Instruktionen 
vorzeigen und sich die Gefolgschaft eines Teils der bewaffneten 
Macht sichern, mit Hilfe der aus dem Gefängnis zu befreienden 
nonarchistischen Gesangenen die Posten vor den Militärgefäng-⸗ 
nissen überwältigen und sich der Telephon- und Telegraphen⸗ 
eitungen bemächtigen. Gleichzeitig sollte durch Aufreißen der 
kisenbahnschienen der Zuzug der republikanischen Truppen aus 
dem Umkreis der Stadt und der Provinz verhindert werden. 
Die nach Lissabon führenden Bahnstrecken entlang waren Bom— 
enwerfer qusgestellt. An diesem Plan, der rechtzeitig zur 
Kenntnis der Regierung gelangte, beteiligten sich ein vormaliger 
Beamter alus dem Ministerium namens Costa, 8 Marineoffi- 
zsiere und 10 Quartiermeister. Alle diese Personen wurden 
u dem Barackenlager der Marine⸗Infamerie verhaftet. Ein 
veiterer Quartiermeister verübte Sesbstmord. Die Lokale zweier 
nonarchistischer Blätter Tmurden von den renublikanifchen Truppen 
gestürmt und besetzt. Der Ministerpräsident schloß seine Depesche 
an den Minister des Aeußern mit den Worten: „Bleiben 
Sie ruhig in Urlaub, es ist keine Gefahr, wir sind 
ßerrender Situagtion.“ 
W. Vigo, 22. Okt. Aus Vortugal kommende Reisende 
berichten, daß die Verbindung Oporto— Lissabon 
unterbrochen sei. In Viana habe das fünfte Ar⸗ 
kiblerieregeiment gemeutert, wobei ein Hauptmann 
»rschossen worden sei 
Suetta als Präfidentschafislandidat. J 
Ftanlfurt a. M. 22. Olt. Aus Mexiko meldet der 
Sonderkorrchpondent der Frankf. Ztg,, daß er heute Einsicht 
in das Rundschreiben Huertas an sämtliche Militärgouverneure 
über die kommenden Wahlen erhielt. 
W. Karlsruhe, 22. Okt. Bei den gestrigen Landtags⸗ 
wahlen erhielten von den abgegebenen Stimmen: Zentrum 
116 153. eder 34,7 Prozent, Nationalliberalen 79994 pder 
23,9, Prozent, Soztaldemokraten, 74638 oder 22,3 Prozent, 
Konfservative, Bund der Landwirte und Reichspartei 30 343 
»der 9,1 Prozent, Fortschrittliche Volksvartei 30 301 oder 9,1 
Prozent. 
W. Paris, 22. Okt. Der Panzerkreuzer „Condé“ 
hat Befehl erhalten, fich zum Schutze der franzzsischen 
Interefsen in Mexiko in die mexikanischen Gewässer 
zu begeben. 
PC. Patis, 22. Okt. Einer Meldung der Libre Parole 
zufolge soli es in der Umgebung von Nanchy abermals zu 
schweren Schlägereien zwischen deutschen und fran— 
zösischen Arbeitern gekommen sein. Die deutschen Ar— 
beiter wurden an der Arbeit behindert und mußten der Ueber⸗ 
segenheit der franzöfischen Arbeiter weichen. Die Arbeiter er⸗ 
klären. daß sie sich bei den deutschen Behörden beschweren 
wollten. 
London. 22. Olt. Gestern wurde ein neues Telegra⸗— 
bbenkabel zwischen Deutschland und England 
amter entsrrechenden Feierlichkeiten dem Verkehr übergeben. 
Der derische Endpunkt ist Emden, der englische Nonessy. 
Beerdigung des Kapitäns Glund in Bremen. 
VBremen, 22. Okt. Unter allgemeiner Beteiligung der 
Zevölkerung fand heute vormittag 11 Uhr auf dem Wallec— 
vyriedhop die Beerdigung des hei der Katastrophe des 20 
⸗erunglücten Kabitäns Glund statt. Vom Senat waren beide 
Bürgermeister sowie verschiedene Sengtoren anwesend. Auch 
Sraf Zeppelin nahm an der Beisetzung teil. Ferner 
paren vertreten das Direktorium des Norddeutschen 
kloud, viele Lloydoffiziere, eine Abordnung des Beéezirks⸗ 
ommandos, Reserveoffiziere und eine Abordnung des higsigen 
Regiments. Der Sarg verfschwand vollständig unter de— Iane 
don Kränsen, unter denen besonders die Kränze, des Kai— 
ers und des Kronprinzen die Aufmerksamkeit aller er⸗ 
egten. Vor dem Sarg hatte die alte Mutter des Verstor— 
„enen, sowie seine tiefgebeugte Gattin Platz genommen. Die 
Lrauerrede hielt Pastor Dr. Veed, der leiner An— 
prache den Text: Sei getreu bis in den Tod, so will ich dir 
pie Kronc des Lebens geben, zugrunde legte. Er wvies darauf 
jin, daß Kapitän Glund einer der besten und eifrigsten Helfer 
des Grafen, Zeppelei gewesen sei, und daß er getren dem 
Bibelworte, sein Leben an einer große Sache gehängt habe und 
uicht gezögert habe, es auch für diese Sache in die Schanzen 
lanen. Mit einem Gebet fand die ergreifende Feler ihr 
Ende 
Verfehlter Revolveranschlag. 
T. Hedemünden 22. Okt. Am Montag abend hat ein 
dolnischer Grundbesitzer, wie erst jetzt bekannk wird, auf den 
Landschaftsrat Karl Götz von Ohlenhusen, der in den, 8er 
ud 9er Jahren dem Reichstag angehörte, drei, Revolverschusse 
ibgegeben. Von Ohlenhusen hatte das Grundstück des Polen 
etreten und wurde von diefem zum Verlassen der Vesitzung 
ufgefordert. Als von Ohlenhufen dieser Aufforderung nicht 
ofort nachlam. zog der Pole den Revolver und gab drei 
Schöfse ab, die aber glüdlicherweise ihr Ziel, verfehllen. Die 
Stoatsanwalischaft hat eine Untersuchung eingeleitet 
Eine Klosterkirche in Flammen. 
W. Landeshut (Schlesien), 22. Okt. Selt heute vor⸗ 
mittag 11 Uhr steht die Klosterkirche von Grufsau in Flammen. 
Finer der beiden Türme ist bereits niedergebrannt. Mehrere 
Wirtschaften in der Nähe der Kirche brennen. Das Feuer 
cheint durch Arbeiter verursacht worden zu sein. 
Abnortine Kälte in den Vereinigten Staaten. 
PO. Newnort. 22, Olt. Eine aAbnorme Kälte herrscht 
urzeit in den Vereinigten Staaten. Eine Kältewelle von den 
Zeen des westlichen Amerikas kommend, ist über das Laud 
iedergegangen. Aus zahlreichen Städten werden große 
5hneefälle gemeldet, und auf den Flüssen ist die Schiff⸗ 
ahrt durch deu starken Eisgang lahmgelegt. Besogders 
tark ist die Kälte in den Städten an der neuenglischen Küste, 
on wo zahlreiche Todesfälle gemeldet werden, Die Tem— 
zeraltur ist eine so tiefe, wie sie seit vielen Jahren in den 
Pereinigkten Staaten um diese Zeit nicht zu verzeichnen war. 
W. Gamburg, 22. Okt. Die Elbefrachten haben gegen 
zie letzten Tage wiederum eine Erhöhung erfahren, welche 
»arauf zurüctzuführen ist, daß Schiffsräume in Hamburg äukerst 
napp sind, da die Raumversorgung Hambürgs durch das 
zchiffahrtshin dernis bei Magdeburg beeinträchtigt wird. 
— Die Vereinigten Elbeschiffahrts-Gesellschaften geben be— 
annt, daß sie einen regelmäßigen Eilschiffsverkehr von 
samburg nach Meißen errichtet haben. Die Expeditionen in 
iesem Verkehr erfolgen bis auf weiteres wöchentlich einmal, 
ind zwar Sonnabends. 
W. Sambura,. 22. Okt. Nach einem voraufgegangenen 
Streit, dem Eifersucht zugrunde lag, erscho ß der am Borlstel— 
nannsweg wohnende Arbeiter Otto Vogt seine Haushäal— 
zrin Frau Hohmann, welche ihm vorher mit einem Beil 
ebensgefährliche Verletzungen beigebracht hatte. 
WV. Mesen (Gouvernement Archangelsh, 2. Oft. Auf 
er Fahrt, vach der Kaninhalbinsel sind die Fischer vom 
Sturm überrascht worden. Zwei Boote kenterten und 
ehn Fischer ertranken 
heer und Flotte. 
Der Wechsel im Kameruner Schertgz ruppen⸗Kommarrdo. Der 
ishetige Kommandeur des 2. Seebataillons in Wilhelmshaven, 
DBberstleutnant v. Lettow-Vorbeck, scheidet, wie gemeldet, aus 
er Marine-Infanterie aus und wird an Stelle des Oberst⸗ 
eutnants Puder das Kommando der Schutztruppe in Kamerun 
ibernehmen. Oberstleutnant Puder gehört zu unseren bewähr⸗ 
esten Afrikanern; er stand seit dem Jahre 1897 in kolonialem 
dienst, zunächst in Ostafrika und dann in Südwest, wo er 
m HSereroaufftand sich wiederholt rühmlichst auszeichnete. Das 
Kommando der Schutztruppe in Kamerun übernahm er im 
Jahbre 1908 als Nachfolger des Generalmajors Mueller. 
— — 
Aus den Nachbargebieten. 
Großherzogtum Oldenburg und Fürstentum Lübed. 
S Eutin, 23. Okt. Der Großherzog von Ol⸗ 
denburg hatte Dienstag die Offiziere des Eutiner Bataillons 
u e iner Tafel im großherzoglichen Schloß in Eutin um 7T Uhr 
ibends geladen. Auch Generalmajor v. Morgen und 
Iberst v. Koppelow mit Adiutanten hatten Einladungen 
rhalten. Vor der Tafel hatten die Offiziere sich im Schloß⸗ 
aale versammelt, woselbst der Großherzog Cercle abhielt. Die 
zerren blieben bis 10 Uhr abends im Schlosse. 
Eutin, 23. Oklt. Der Propinzialrat setzte in der 
Dienstagsitzing die Beratung des Voranschlags weiter fort. 
Bzetreffs der in der Debatte von Mentz als besonders hoch be—⸗ 
eichneten Summe von 12000 Mifür die Kosten der Zwangs- 
rziehung Minderjähriger erklärt Regierungsrat Bucholtz, daf 
das Amtsgericht diese Erziehung anordnet und die Regierung 
uur dieselbe durchzuführen hat. Als Behr⸗Arfrade erklärt, 
)aß man im Süden die hohen Sumnen für die Eutiner Schulen 
ucht recht versteht, wiesen Regierungsrat Dr. Meyer und 
Zürgermeister Mahlstedt jedoch auf die ganz enormen Auf— 
nendungen hin, die in den letzten Jahren durch Bahnbauten, 
hausseen usw. in Hunderttausenden von Mark gerade dem 
üden zugute gekommen sind. Stets haben der Landesaus— 
uß und der Provinzialrat allein die Interessen der ent 
eit des Fürstentums im Auge gehabt. Gestrichen wügschten 
Nahlstedt, Ehlers und Fick die Vosition 17 000 Muäsfür Schul⸗ 
„ienstpräraranden, da die Gehälter entsprechend aufgebessert 
eien und daher ein Mangel an geeigneten Lehrkräften nicht 
nehr zu befürchten sei. Eine der Erntezeit besser angepaßte 
Inberaumung der, Ferien wünschen Ehlers, Mentz, Vehr und 
Zielefeldt, damit sowohl die Kinder mit arbeiten können oder 
ber auch von den Eltern zu Haufe während deren Außen⸗ 
arbeit verwendet werden können; Regierungsrat Scheer bitteil 
„ierzu rechtzeitige Apträge zu stellen. Dunker-Gleschendock er⸗ 
ucht, bei der Direktion der Eutin-Lübecker Eisenbahn dahin 
nirken zu wollen, daß mehr Züge in Fleschendorf halten. 
chlers meint, man hätte die Eisenbahn Neustadt —Schwartau 
mur unter der Bedingung genehmigen sollen, daß unser Fürsten- 
um auch Sitz und Stimme im preutzischen Eisenbahnrat er— 
ielte; hierzu bemerkt Regierungspräsident Dr. Meyer, daß 
ersucht werden solle, dies nachzuholen, doch müsse man be— 
ũckfichtigen, daß Preuken bei dieser Bahn, dem Fürstentum 
iußerft weit entgegengelommen sei, denn die für unser — 
um wichtige Bahn koste Preußen etwa 3 Mill. M, während es 
om Fürstentum nur den Grund und Boden (abgefschätzt auf 
30 000 M) verlangt, habe., Die Beschlußfassing uber den 
ßZoranschlag und die hierzu gestellten Anträge wurde auf Mitt— 
»och vormittag ausgesetzt. Nunmehr kam man zur Bequtachtung 
er allgemein interefsierenden Vorlage betr. Aenderung, der 
zusammensetzung des Provinzialrats resp. des L2an— 
esausschusses. Die hereits veröffentlichte Vorlage siehft 
»ekanntlich eine Erhöhung der Mitgliederzahl von jetzt 15 au 
26 vor, und zwar, sollen die einzelnen 19 Gemeinden nach ihr⸗ 
inwohnerzahl resp. Steuerzahlung Stimmen erhalten a 
estens jede Gemeinde aber J Stimme, insgesamt aber * 
In der Debatte hierüher führte Ehlers gaus, diese vorge 
schlagene Aenderung erscheine regelmäszig wieder wie die b 
bekannte Seeschlange; irgend welche Veranlassung, zur Aende 
fung habe fich aber bisher in keiner Weise gezeigt, weshah 
Jolle dieselbe, also geschehen. Der,Provinzialca 
habe feine Aufgaben steis obiektiyv gelöst, und zwal 
Aben sogar zufãlligerweise diejenrigen Gemeinden, die keine 
Vertreter haben. den in den lehßten Jahren dabe 
Venine was Redner ch mehrere Beispiele beweisen 
lonnte. Die sieben Petitionen. welche eine Jerdond wemher 
baben, keine Bedeutung mit, Rücksicht auf die große Menge de 
Bevslkerung, die keine Aenderung in ihren etwaigen Petitionen 
wünschen würde. In der von der Regierung gegebenen Auf 
stelung vermisse er die Angaben über den Kanon der ein 
wesentlich anderes Bild der Steuerkraft des platien Kande— 
zeigen würde. Die jehigen, Steuern dürfen, allein nicht maß 
ebend sein, da man mn schlechten wirtschaftüchen Zeifen, die 
ich bei den städtischen Geschäflen und in der Fremdenindustri 
esonders geltend machen werden, stets wieder bei dem Wuf⸗ 
ringen der Steuern auf das Fundament unseres Fürstentums, 
ie Landwirtschaft, zurüdgreifen Ehlers bat daher u 
Blehnung der Vorlage. — eiter beschäftigte sich de 
bropinzialrat mit dem von der Stagatsregierung an dej 
andtag gerichteten Schreiben, betreffend die Einnahmen uni 
lusgaben der Staatsgutstapitalienkasse des — Lübec 
ür Ddas Jahr 1814. Dieses Schreiben lautet: Die i 
usficht stehenden Einnahmen beschränken sich auf Kaufgelder fün 
twa zum Verkauf kommende kleinere Grundstücke und auf Ab 
ofungsgelder,“ Bezüglich der Ausgaben beantragt die Sigats 
egierung folgende Kredite bei der Staatsgufskapitalienkasfe 
ur Verfugung stellen zu wollen: a) 10 000 Muzu Landerwer. 
»ungen behufs Errichtung von Anbauerstellen und zur Ab— 
egung von Pachtparzellen für die Insten, b) 12000 Mazu Land⸗ 
rwerbungen behufs Abrundung von Staaisforsten und zum 
Inkauf von zur Aufforstung geeigneten Ländereien, c) i1döt 
Nark zu Meliorationen, Wegen und Abwässerungsanlagen. An 
Ferbesserungen von Stagts grundftuden sind in Aussicht ge— 
ommen: T. die Entwässerung des Trahnbruchs bei Wöbs 
1000 M), 2. die Schaffung einer direkten Zuwegung vom 
Scharbeutzer Strande zum sogenannten Scharbeutzer Foörstecland 
10 000 M). Mit der Ablösung der auf dem Staatsgufe 
haftenden realen Verpflichtungen wird, fortgefahren werden 
Der Uehberschuß, der Einnahmen über die Ausgaben wird zur 
kntschädigung für nach dem Staatsgrundgesetze nufgehobene 
Rechte und Freiheiten und zur Berichtigung von etwa noch 
ruus der Weideablösung erwachsenden Entschädigungen dienen 
In der Debatte hierüber beantragte Kröger-Süsel die Po— 
ition a von 10 auf 11000 Mi zu erhöhen. Ehlers wünschte 
ioch im allgemeinen Vorlagen betr. Gesetzentwürfe über AÄb 
ösung von Lasten und Rentengutsbildung. — Nächste Sitzung 
des Provpinzialrats Mittwoch vormittag. 
K. Ahrensbök, 23. Okt. Der Stadtrat beschloß 
um 1. Jan. 1014 eine geprüfte Handarbeitslehrerin anzu 
tellen, die auch den Turnunterricht bei den Mädchen zu er— 
eilen hat. Die Wahl erfolgt durch den Schulvorstand. — 
der Lichtpreis von 55 Pfg. für das Kilowatt soll vom 
. Jan. ab auf 50 Pfg. herabgesetzt werden. — Persön— 
uaches. Forstarbeiter Heinrich Hein, Holstendorf, ist zum 1. Nov. 
zum Holzwärter des Holstendorfer Schutzbezirkes bestellt und 
ꝛidlich verpflichtet worden. 
2 Niendorf, 23. Okt. Unterseeboote. Inter 
ssante Manöver wurden gestern von fünf Unterseebooten, einen 
ttreuzer und 32 Torpedobooten hier in der Bucht ausgeführt 
sRahe bei uns tauchte ein Unterseeboot unter Wasser. Mit 
roßer Schnelligkeit dampften zwei derselben etwa 300 Meten 
om Lande der Timmendorfer Bucht zu, wo sie vor Anker 
liegen. Das Mansver erregte das größte Interesse bei de⸗ 
Bevölkerung. 
Großherzo gtumer Medlenburg. 
Wismar, 22. Ott. Das Gesamtergebnis des Ver— 
kaufs der Vivatbänder durch 100 junge Mädchen beträgt 3651,72 
Mark. 
Wöbbelin, 22. Okt. Der Alt-⸗Wandervogel, der 
ãteste der bestehenden Wandervogel⸗Buünde, hielt zu Ehren des 
Freiheits lampfers und Dichters Theodor Korner, der hien 
begraben Kegt, hier seinen diesjiährigen Bundestag ab, der sich 
einer glanzvollen Kundgebung gestaltete. Aus allen Teilen 
des deutschen Vaterlandes waren die Scharen der wanderfrohen 
Sesellen herbeigezogen: da waren Friesen, Hanseaten, Hannove⸗ 
raner, Marker, Pommern, Ost- und Westpreußen, Hessen, Thü— 
inger, Sachsen ufw. Im ganzen waren etwa 800 Teilnehmer 
rschienen. Nach dew von dem Bundesleiter, Prof. Henkel— 
Göttingen, erstatteten kurzen Bericht über die Entwicklung des 
Bundes im letzten Jahre ist die Zahl der Ortsgruppen von 
100 auf 175 gestiegen. Der Standpunkt des Bundes in der 
Alloholfrage, die Jugend zur Einfachheit und Enthaltsamkeitf 
zu erziehen, ohne sich eines satzungsgemäßen Allohol-Verbotes 
uu bedienen, hat fich bewährt. In der ganzen Zeit ist noch nicht 
ine einzige Klage über irgendwelche Ausschreitungen laut ge⸗ 
vorden. Der Alt⸗Wandervrögel will sich ein besonderes Ab— 
eichen anfertigen und gesetzlich schützen lassen. An Körners 
Srab fand eine schlichte Gedenkfeier statt. Stud. hist. Thůr⸗ 
ings⸗Gottingen hielt eine packende Ansprache, in der er die 
Kuhmestaten unserer Väter von 1818 an den geistigen Augen 
»er Zuhörer vorüberziehen ließ und insbesondere die Verdienste 
»es Freiheitsdichters und Freiheitskämpfers Theodor Körner 
vurdigte. Stud. phil. Starke-Lüneburg legte einen prachtvollen 
tranz mit Schärpe in den Farben des Alt-Wandervogels 
rũn⸗rot⸗gold, am Grabe nieder. Später fand unter der Lei— 
ung des Stud. phil. Kuhlmann-⸗Osdenburg-Göttingen ein Wett 
urnen statt, ein Dreikampf in drei Altersstufen, der aus Laufen 
LPerfen (Schlag⸗ und Schleuderball) und Weit- und Hochspringen 
zestand. Die Ergebnisse waren durchaus zufriedenstellend. An 
Hõchstleistungen seien erwähnt: Schlagballweitwerfen 69 w 
nũther⸗Osterode (Mittelstufe 14 -516 Jahre), Weitspringen 4,90 w 
Kathgens⸗Tharlottenburg (Unterstufe 12 -314 Jahre). Hierauf 
vurde das Wettsingen abgehalten. Den ersten Preis im Sorden· 
ingen erhielt die Ortsgruppe Schwerin. Nach Eintritt der 
dunkelheit wurde ein gewaltiger Holzstoß angezundet, und 
ewaltig zündete auch die Feuerrede des Bundesvorsitzenden. 
nit der der Bundestag sein Ende fand. 
TSEchönbera, 23. Ott. In der Herbstsynodalver— 
ammlung der Pastoren des Fürstentums, die aui 
»em Domhof stattfand, hielt Pastor Janell aus Demern die Fest— 
»redigt. Die Arbeit hatte der Realichullehrer Schütte von hier 
ibernommen. Sie behandelte das Gleichnis vom verlorenen 
Zohn .— Verkauft hat Gastwirt Siedenschnur in Menzen⸗ 
dorf jein Gewese für 8910 Man einen, Hertn aus Stodelsdorf. 
Rehna, 23. Olt. Zur Tötung in Notwehr 
m Dorfe Büuͤlow wird weiter berichtet, dahß der erschofssene Knecht 
scchon am Sonntag seinen Dienst verlassen, am Montag früh die 
Aeußerung getan hat: „Heute passiert noch etwas“, bald danach 
n die Wohnung seines Dienstherrn eindrang und unter Drohung 
nit einem offenen Messer die sofortige Herausgabe seiner 
Papiete verlangte. Erbpächter Maaß erklärte dem Knecht, daß 
die Papiere noch nicht ganz in Ordnung seien und forderte ihn 
wiederholt gquf, die Wohnung 3zu verlassen. Da der Knecht 
solches aber nicht tat, griff Maaß zum Rerolver, und al—s 
der Knecht weiter auf ihn eindrang, schoß er ihn nieder
	        
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