Full text: Lübeckische Anzeigen 1913 (1913)

Neueßte Nachrichten und Telegramme 
—R A. und ⸗ z. 
*24 
Die Tragödie von Johannisthal. 
Unsere ausführlichen Meldungen im gestrigen Abendblatt 
verden noch durch folgende Telegramme ergänzt: 
Die Toten. 
W. Berlin, 17. Okt. Bei der Zerstörung des Marine⸗ 
luftschiffes „L 2“ sind, someit bis ietzt festgestellt ist, 
getötet worden: 
Vom Reichsmarineamt: Korvettenkapitän Beh⸗ 
nisch, Oberbaurat Neumann, Baumeister Pietzker, die 
technischen Sekretäre Priese, Eisele und Lehmann. 
Von der Marineluftschiffabteilung: Kapitän— 
leutnant Freyer, Kapitänleutnant Alexander Trenk, Ma— 
rincoberingenieure Haußmann und Buslch, Steusrmann 
Pitftelkow, Maschinist Lason, Bootsmannsmaat Wer⸗ 
ner, Signalmaat Kluge, die Obermaschinistenmaate Kra⸗ 
mer, Keddel, Tressel, Bockert, Foden und 
Paethe, die Maschinistenmaate Weber und Fricke. 
Von der Zeppelinwerft: Kapitän Glund, die Mon⸗ 
teure Hohenstein und Bauer. 
Schwer verwundet ist Freiherr von, Bleuel, 
Leuinant im Königin-Augusta-Garde-Grenadier-Regiment. 
Korvettenkapitün Behnisch 
war unverheiratet und im Jahre 1891 in die Marine einge 
reten. Den Raäng als Korvettenkapitän bekleidete er deit 
März 1909. Er gehörte dem Departement für Luftschiffahrt 
imn, Reichsmarineamt an und, war als sehr befähigter Offizier 
autzerordentlich geschätzt. In seiner Eigenschaft als Ravigatisns- 
offizier der Hohenzollern“ hat er mit dem Kaiser zahlreiche 
Fahrten gemacht. Er befehligte einige Zeit lang das Kanonen— 
bodte Voanther“ an der westafrikanischen Küste. 
Marine⸗Obetingenieur Busch, 
der deem eichsmarineamt angehörte, war einer ver ältesten 
Luftschiffsingenieure, Er, erhielt seine Ausbildung zusammen 
mit dem vetunglücten Kapitänleutnant Hanne und hatte, aa 
zahlreichen Fahrten des Ju teilgenommen. Unter seiner 
deituͤng wurden zahlreiche Veränderungen an dem „L 19 vor 
genommen. Er, war es auch, der beim Reichsmarineamt auf 
dben Rou van Riesenschiffen hinwies. 
Marinebaumeister Pietzker 
ist wohl, der älteste Marineluftschiffachmann. Schon im Jabre 
i915 befaßte er sich mit dem, Bau von Flugzeugen und wurde 
in Johannisthal von den Albatroswerken im Fliegen ausge— 
zildet. Er wurde dann, als Sachverständiger auf die Maxine- 
lugzeugstation Putzig berufen, wo er selbst einen Eindecker 
aute, mit dem er als erster deutscher, Marinepffizier größere 
Seeflüge ausführte. Er war längere Zeit in Paris, Mongko 
ind Deanville, wo er Beobachtungen über ausländische Walser— 
lugzeuge anzustellen hatte. 
Wie das Unglück geschah. 
Berlin, 17. Olt. Als der Luftkreuzer „L 2 eine Sshe 
don ewa 150 Metern erreicht hatte, sahen die Zuschauer, 
zäß plotzlich aus der vorderen Maschinengondel eine kleine 
Flamme emporzungelte. Unmittelbar darauf stand das gauze 
Luftschiff blißzartig in Flammen., In der nächsten Sekunde 
lag schon das Gerippe frei und brennende Fetzen der Hülle 
fielen zu Boden. Ihnen nach stürzten die dunklen Korper 
eines großen Teus der Besatzung. Das Knattern der bis 
zum lehsien Augenblid laufenden Motore vermischte sich mit den 
entsfeßlichen Todesschreien der Besatzung, die alsbald, verstumm⸗ 
len“ Menige Selunden darauf erfolgten drei heftige Ernlo⸗ 
sionen, deren Detonationen, weit üher Johannisthal gebört 
murden. Gieich darauf knickte das riesige Gerippe das Luft⸗ 
kreuzers in der Mitte ein und stürzte, von magpt'gen Stich⸗ 
fiahimen und Rauchschwaden umgeben, unter lautem Krachen auf 
ine Wiese. Von alsen Seiten eilten Menschen, herbei. Au⸗ 
dem brengenden Trümmerhaufen hörte man wohl noch leises 
Nimmern, jah auch einzelne Koörper sich in der Glut ewegen, 
der duürch das Flammenmeer konnte niemand ducchdringen. 
Ailriühlich erstrb jedes Geräusch in dem. Trümmerhaufew 
uͤnd ief erschüitert ssarrte alles in die knisternde Glut, die 
die vener ver Verbrannten den Blicken entzog. 
Die Ansicht der Fachlente. 
Betlin 16. Okt. Nach Ansicht der Fachleute ist der 
Unfall folgendermaßen entstanden: Infolge eines Fehlers am 
Nagnetaprarat entstand plötzlich eine Fehlzündum J. Die 
e idic Gase drangen aus dem einen Zylinder durch, die 
augtohre in den Vergaser und setzten dort, die etwa einen 
die assende Bepzinnienge in Brand. Von da pflanzte ich 
dann wahrscheinlich die Explosion in den über der Maschinen⸗ 
gdondel angebrachten Benzinbehälter, fort und setzte die 
i enhaltenen 2000 Ko. Benzin in Branud. Durch 
die gewalfige Explosion wurden die Gaszelhren in 
3rand gesekt und das Geripoe stürate zu Roden 528*8 
α — — — 
sand baben. Er hat zur Vollendung gebracht, was in den 
Ircibeitskriegen durch die Leipziger Schlacht begonnen wurde. 
Wahrnh der Herr hat Großes an uns getan! Ehre sei Gott 
in der Höhe! — 
TDer“ fromme Glaube an eine ewige Gerechtiakeit, der 
Flaube an einen Lenker der Schlachten hatte „die tapferen 
Streiler „Mit Gott für König und Vaterland!“ zu Kampf 
und Sege geführt. Wohl dem Volke. das solcher Vor bilder 
dantbar sich erinnert. Aber, wehe dem Volke, das aus all 
dem Eiend und der Schmach, die borangegangen sind, nicht 
gelernt hat, seiner Väter wert zu e das nicht wert und 
fähig ist. an Opferwilligkeit und selbstloser Vaterlandsliebe 
s ihnen“ gleich zu fun, ihnen die Treue zu wahren. 
Umere“ Zeit fordert diel von uns. Auch der heutige 
Tag hal uns das mit seinem Unglüdsfall gezeigt. Wir, 
vetehrie Anwesende, wollen der Väler wert sein wie jene 
baderen Männer, die heute den Heldentod für ihren 
Kaiser und des Vaterlandes Wohlfahrt gestorben sind. Getreu 
der Mahnung: Nimmer wird das Reich zerstört, wenn ihr 
inig seib und treu.“ woöllen, wir einig sein und reu! Des 
eg wir heute unserm Kaiser und unserm geliebten deutschen 
halerlande mit einem dreifachen Hurra gufs neue, indem wir 
rufen: Der dieufsche Kaifer und vdas dvenfsche Votersand brra, 
qurra, hurra! 
Vell hehrer Begeisterung stimmte die gewaltige Menschen 
masse in das Hoch ein und sang hierauf die Nationalhpmne 
und sodann Deutschland, Deutschland über alles in der Welt“ 
Während des Gesanges legte der Vorsitzende des Landes⸗ 
inegerverbandes. Herr Rechtsanwalt Weyr o witzz, einen pracht⸗ 
olfen KSorbeertranz, geschmüdt wit einer Shleife in den 
Keschsforben, und der Inschrift 18. Oktober 1818218189 am 
Fuße, des Bismarcdenkmals nieder, womit die von hoher na⸗ 
tionaler Begeisterung und warmer Vatersandsliebe gettagene 
Feier ihren Abschluß fand. — 
Theater, Kunst und WMißssenschaft. 
CK. Italienische Erinnerungen an Richard Wagner. Im 
Jahre 1880 wohnte Richard Wagner mit seiner Frau und 
diszt längere Zeit in dem stillen Torre Fiorentina, dem Land⸗ 
haus der Biringucci, das etwa eine halbe Wegestunde vor Siena 
an der nach Florenz führenden Landstraße liegt. Der Meister 
aärbeitete in jenen Tagen an der Instrumentierung des „Par— 
sifal“, und aus dieser Jeit stammen auch die Erinnerungen 
an Wagners Aufenthalt in Torre Fiorentina, die Marzocco 
veröffentlicht. Wagner bewohnte in dem Landhause eines der 
hescheidensten Zimmer: im Nachbarzimmer, einem aroßen, mit 
ehrungen, um ernen folchen Unfall zu ver 
hüten, desttehen bis jetzt noch nicht. Man hat zwar 
nehrfach in die Benzinleitungen, die von dem Tank zum Ver— 
jaser führten, feine Drahtsiebe eingebaut, die jeden lammen 
ückschlag verhülen solsen, doch ist diese Einrichtung natüclich auch 
rur bis zu einem gewissen Grade zuverlässig. Man kann natür— 
ich auch einen Vergaserbrand als Ursache der Explosion nicht 
uverlässig als Grund zu dem Unglück angeben; es ist ebenso 
zut möglich, daß hier elektrische Ersscheinungen, mit— 
pielen. Bsétanntlich ist ja schon ein Zeppelinluftschiff nach der 
nandung einer elektrischen Entladung zum Opfer gefallen. 
Auf der Unglücksstätte. 
Jokbannisthal, 17. Okt. Halbmast wehen die Flaggen in 
Johannisthal. In weitem Umkreise stehen Tausende und Aber— 
ausende an der Unglücksstätte. Von vielen Leuten werden 
die verkohlten Reste der Hülle des Schiffes als trauriges Er— 
nnerungszeichen gesammelt. Man hat die Toten, 27 an 
ver Zahl, in die große Marine-Luftschiffhalle gebracht. Dortf 
liegen sieien Flaggen gehüllt, bis zur Unkenntlichkeit verbranm 
und verstümmelt. Es ist ein entsetzlicher Anblick. Tie Tore 
werden geschlossen. Ueber dem Flugplatz schwebt ein Toppel 
decker. Auf die Nachricht von der Katastrophe war Prinz 
Adalbert an die Unglücksstelle geeilt. Herzzerreihende 
Szenen spielten sich hier ab. Tie Frau ei nes Ober— 
maaten irrte mit ihrem kdleinen Kinde im Arm 
verzweifelt umberund suchte ihren Mann. Endlich 
kand sie ihn; der Körper war vollständig verkohlt, 
rur an dem Namen der Dienstmütze konnte sie ihn erkennen 
Die Frau brach beim Anblick ihres⸗ toten Mannes mit einem 
Aufschrei bewußtlos zusammen. In der vorderen Gondel fand 
nan die Leichen der Offiziere, die dort bis zum letzten 
Augenblick ausgeharrt hatten. Der Führer Kapitänleut- 
nrant Freyer hatte sich an einen Draht angeklam— 
mert und die Lederijacke über den Kopf gezogen, 
am sich gegen die Glut zu schützen. Die Mechaniker fand man 
ieben den Motoren hingestreckt auf ihrem Posten. 
Die Rettungsarbeiten. 
gestalteten sich ungemein schwierig. Die Mannschaften des Ma— 
inedetochements drangen tfrotz den Verletzungen, die sie sich 
in den Stützen und scharfen Trümmern zuzygen, mutig in da⸗ 
ßewirr von Metall und Drähten ein. Mit starken Tauen zoger 
ie das Gerippe, auseinander und suchten an die Leichen zu 
ommen. Die Mechaniker und Offiziere sind so ge— 
torben, wie sie an ihrem Peen st an den. In, der 
vorderen Führergondel fand man die Leichen des Kapitänleut⸗ 
rants Freyer, des Korvettenkapitäns Behnisch und der beiden 
inderen Offiziere sowie des Kapitäns Glund. Glund war, am 
Oberkörper völlig verkohlt. Auch die Leiche des Koroetten⸗ 
apitaͤns Behnisch bot einen furchtbaren Anblaick. Die 
Mechaniker fand man meist, neben den Motoren hingestreckt au 
hrem Posten, die sie in dem Augenblick eingenommen hatten, 
us der Tod sie ereiste. Am furchtbarsten haben offen— 
har die Maunschaften, der hinteren Gondel z0 
leiden gehabt. sSier wirkte die Explosion weniger stark und 
das Feuer vernichtete erst auf dem Boden das Hed vollständig. 
Hier wurden auch die Marineoberingenieure Busch und Hauß⸗ 
mann gefunden. 
Die stärkere Besatzung des Marineluftschiffes. 
ist darauf zurüdzuführen, daß die heutige Fahrt als Söhen⸗ 
Wnahmefahrt geplant war. Hierzu war eine tärkere Belastung 
des Fahrzeuges erforderlich. Nugenzeugen wollen bemerkt haben, 
daß vor dem Aufstieg die Motoren nicht funktionierten, so 
daß ig die Fahrt eftwa 15 Stunden verzögerte. Im Augen- 
blick der Explosion war die Ballonhülle in kleine gesbe Flämm- 
chen eingehüllt; im Nu war die Hülle verbrannt und das Ge— 
rivpe fiel zerbrochen zu Boden. 
Graf Zeppelin 
xaf gestern nachmittag um 12 Uhr von Friedrichshafen in 
Muͤnchen ein. Er erhielt zufällig im Hauptbahnhof, die erste 
Nachricht von, dem Unglück des Marineluftschiffes „S 2 und 
eßte daraufhin seine Reise nach Leipzig zur Jahrhundertfeien 
nicht fort, sondern ist um 2 Uhr 41 Min. sofort mit dem 
Schnellzuge nach Friedrichshafen zurüchgekehrt. 
Bericht eines weiteren Augenzeugen. 
W. Johaunisthal, 17. Okt. Ein Augenzeuge berichtet über 
das Unglück des Miarxineluftfschiffes: 
Ich, sah das Luftschiff in Flammen gehüllt zur 
Erde stürzen. Die SHülle war bereits vollsständig verbrannt 
von den Gasballonets war nichts mehr zu sehen. Das nadte 
Herippe mit den Gondeln stürzte mit der Spitze nach 
inten zu Boden. Die Fabrikfeuerwehr der Albatroswerke 
jand nur ernen wüsten Trümmerhaufen, unter dem die Leicher 
gegraben waren. Auf Bahren, mit Flaggentüchern zugedeckt 
wurden, die Leichen der Verunglückten weggetragen. 
Ein anderer Augenzeuge berichtet: Ich heobachtete 
daß am 2 während, des ganzen Morgens auf dem Flug⸗ 
oatz gearbeitet wurde. Zahlreiche Flugmaschinen umkreisten den 
eeee als das Luftschiff um 10 Uhr 165 Min. aufstieg. Das 
duftschiff hatte gerade den Wten Fliegerschuppen passiert, als 
he das ganze Nftschirf in FJsammen foh Menige Sosender 
rotem Damast ausgeschlagenen Gemache lebte seine Tochter 
födDa. Ruhig und geordnet flossen jene Tage von Wagners 
Leben dahin, fast täglich wanderte er einmal nach Siena, am 
Abend versammelten sich dann die Anwesenden zu der sehr reich 
zestellten Tafel, wo Wagner, wie der alte Koch Giovanni 
zacobi erzählt, dem schönen Chiantiwein alle Ehre widerfahren 
jeß. Jacobi stand damals in den Diensten der Familie 
Wagner; der Alte vermag das genaue Datum der Ankunft 
»es Meisters in Toskana nicht mehr anzugeben, aber wenn man 
hn nach jenen Zeiten fragt, leuchten noch heute seine Augen 
und er beginnt zu erzählen. So erinnert er sich noch, wie einst 
n tiefer Nacht Wagners Tochter Eva zu ihm, dem Koche, 
zinabeilte, ihn wedte, an die Tür klopfte und ihm zurief: 
Giovanni, stehe auf, bereite eine Fleischbrühe, Papa geht es 
chlecht. Aber schnell!“ Den Tag über wanderte Wagner 
diel im Garten des Landhauses umher, immer wieder weilte er 
unter den in voller Blüte stehenden Oleanderbüschen, oft noch 
bhis in die späte Abendstunde, ja in schlaflosen Nächten trieb es 
ihn immer wieder in den Garten hinaus: zu den Oleander⸗ 
büschen. „Aber sein Herz war damals schon krank und müde. 
Es gab stille ernste Vormittage, da der Meister stundenlang 
uuf der Terrasse an der linken Seite des Hauses weilen konnte, 
m Schatten des Turmes und der angrenzenden großen 3 
pressen. Von dem Landhause aus sah er dann friedlich und unbe— 
vegt in der Tiefe die Stadt wie im Haldoschlafe liegen, und 
semne Augen glitten immer wieder über die Salden und Berge 
hder traumhaft schönen Landschaft um Siena.“ 
SDas Schnaufpiel Die Ahrgrafen“ (von Paul Fr. 
fvers) wurde von einem auswärtigen Kritiker in herabsetzender 
Weise erwähnt. Von interessierter Seite werden uns 
zjierzu folgende Tatsachen unterbreitet: Tas Schauspiel hatte 
m November v. J. bei der Uraufsührung am Schweriner Hof 
heater einen ganz außergewölmlichen Erfolg, so daß es — für 
Schwerin bedeutet das eine seltene Ausnahme — neunmal vor 
ollbesetztem Hause gegeben werden konnte, und neben dem 
Anstlerischen auch den größten Kassenerfolg zetigte. Das Stüd 
ei dann über verschiedene andere Bühnen gegangen und sei 
siberall von der Kritik einstimmig als „ein Bühnenwerk von 
höheren Qualitäten“ bewertet worden. Auch in ihrer Heima 
hälten „Die Ahrarafen“ ungeteilten Beifall gefunden. denn sie 
— 
Benzcinbehãlter. Wir Juchten die Verletzten aus den Truͤm 
mern herauszuziehen. Die Rettungsarbeiten waren aber er 
schwert durch die glühenden Drähte und die brennenden Alu 
miniumteile. Wir zogen, die Verletzten gqus den Flammen un 
legten sie cuf die Wiese. Einer war sehr schwer verletzt un 
schrie wie wahnsinnig vor Schmerzen. Hilfe war jedoch aus 
bei ihm nicht mehr möglich. Ein anderer, der in den letzte 
Zuckungen lag, verschied in wenigen Minuten. Ein Kapifän 
eutnant, der herausgezogen wurde, war ebenfalls tot. Be 
fünf anderen Herausgezogenen konnten wir feststellen, daß nur 
die Füße verbrannt waren, während der Kopf und die andere 
Körverteile schwere Verletzungen gufwiesen. Nach schwieriger 
gestalteten sich die Arbeiten bei der vorderen Gondel. Jed— 
Hilfe war i In der vorderen Gondel sah ich eine vol 
sfommen verkohlte Leiche stehend. Wegen der zu großen Hitz 
haben wir unsere Rettungsversuche vorläufig einstellen müssen 
Soldaten suchen mit Beilen und Hacken die Truümmer auseinanden 
zu schlagen und das Aluminiumgerüst auseinander zu reißer 
Wem' gehört das Luftschiff? 
Verlin, 17. Okt. Bezüglich der Besitzverhältnisse des ver 
unglückten Quftschiffes „C 20 wird uns von unterrichteter Seit 
solgende Auskunft gegeben: Jedes Luftschiff hat, bevor e⸗ 
m den Besitz der Marineverwaltung übergeht, zunächst einé 
Anzahl sogenannter Werftprobefahrten zu erledigen, auf dener 
vie allgemeinen Einrichtungen und die gesamte Brauchbar 
eit des Luftschiffes erprobt wird. Diese Werftprobefahrten 
zalte „L2“ hinter sich gebracht und es ist am 20. Sept. darauf 
hin von der Marineverwaltung in Besitz ũübernommen worden 
aber nur unter einem Vorbehalt, der während der weiteren 
ogenannten. Marineprobefahrten vplich ist. Während dieser Pe 
iode ist die Marineverwaltung in der Lage, gewisse Abände 
ungen, die noch als — erscheinen, zu verlangen und 
»on der Erfüllung dieser Forderungen bleibt die endgültig« 
lebernahme abhängig. In diesem Stadium hat sich das Luftschif 
L2“befunden, das also im Besitz der Marineverwaltung unter 
den üblichen Vorbehalten gewesen ist, und in solcher Lage bi 
zur gänzlichen Erledigung der Probefahrten verblieben wär 
Die Geschichte der Zeppelin-Luftschiffe. 
Die Anfallstatistik der Zeppelin-Luftschiffe gibt zugleich eine 
Ueberblic üher die Entwicklung dieses Typs 
„L 3 17 machte vom 2. Zuli bis 21. Oktober 1900 dre. 
Aufstiege. Nach sechsmonatsiger Lebensdauer wurde das Luft 
ichisf abeghrochen. 32 machte am 28. Nov. 1908 der 
ersten Aufstieg. Am 165 Januar 1906 wurde es im Allgäu 
vom Stuxm zerstört. Lebensdauer 25 Monate. „L 3 4“ macht 
am 20. Juni 1908 die erste Fahrt. Ihr folgen eine Reihe 
weiterer interessanter Fahrten. darunter die Zwölfstundenfahr! 
in die Schweiz, Am 4. August wurde das Luftschiff bei Echter⸗ 
dingen vernichtet. Lebensdaäuer I Monate. B3 50: Erste 
Aufstieg gm 26. Mai 1000. Vom Reich gis3 2bernommen 
Pfinastreise nach Bitterfeld. Am 285, April bei, Welsburg zer 
ört., Lebensdauer 11 Monate. „L3 69: Erster Aufstieg an 
25. Auguft 1900. Schon am 27. Rugust trat das Luftschif 
das damals noch „Z 30 hieß, die Reise nach Berlin an. De— 
Winter hindurch bißs zum Frühjahr 1910 wurde das Schi 
uimgebaut. Das Luftschiff wurde dann an die Delag“ für di 
Dauer des Neubaues des am 28. Zuni gescheiterten 837 
derpachtet und machte einen Monat lang Paffagierfahten vor 
Baden⸗Baden aus, Am 14. Sept, verbrannte es in der dortige 
dalle. 2376Deutschland“) wurde von der „Delag“ 
Fankfurt, a. M. für Passagierfahrten bestellt. Der erste Aus 
stieg erfolgte am 19. Juni 1810. und schon am 22. Juni, macht 
es seine Abnahmefahrt nach Düsseldorf. Nur eine Passagierfahr 
wurde ausgeführt. Am 28. Juni scheiterte das Luftschiff im Teu— 
toburger Wald. Es besaß drei Motoren von je 120 Pferde 
tärken. Lebensdauer 10 Tage. 3 80 (6,Ersatz Deufsch 
land!) wurde aus den Teilen des bei Weilbürg gestrandeten 
3 3 erbaut. Leider sollte guch diesem Luftschiff keine lange 
Lebensdauer beschieden sein; am 16. Mai 1811 wurde es vein 
Herqusbringen aus J einer Halle durch eine Boe zerstört.n 
.10 war die „Schwaben“ das erste Passagierluftshiff. den 
eine längere Lebensdauer beschieden war. Am 28. Suni 1915 
perbrannte das Luftschiff vor der Halle in Düsseldorf. Di 
Ursache war Funkenbildung infolge Entweichens von Gas durd 
einen Schaden an der Hülle. L 3 15* war als Ersatz für 
das außer Dienst e ie erste Militärluftschiff „3 1 erbau 
worden. Am 189. März dieses Jahres zerbrach es im Sturm 
auf dem ergerrn in Karlsruhe. Das Luftschiff wurde repa— 
riert. Es ist jenige, das mit dem Grafen — an Bort 
im diesjährigen Haisermanöver eine leichte Beschädigung er 
litt. Tas Marineluftschiff „ 1 erlag am 9. Sert d. J be 
Helgaoland einem Orkan F 
VF. Betlin, 17, Okt. Im Krankenhaus Britz ist Leutnan 
Freiherr pon Bleul heute nachmittag 5 Uhr 20. Rin, infoide 
schwerer Brandmunden und Verlekungen der Rückenwirbel ge 
itorben 
Das Beileid des Kanzlers. 
WBerlin, 17. Okt. Der Reichskanzler richtete an den Groß 
admiral, von Tirpitz folgendes Telegramm; ieenn 
durch, die Trauernachricht von dem Veriuste des Luftschiffes 
8. 2 ich Ew. Exzellenz und der kaiserlichen Marine 
meine herzlichste Teilnahme quis. Ew. Exzellenz bitie ich 
eeh den Hinterbliebenen der Beschung, die im Dienste dee 
des Reiches den ehrenpollen Soldatentod fand, den Misdru— 
moeines Rojsleids ühetase 
—— —— — 
konnten im Sommer am Kurtheater in Neuenahr ver 
schledentlich herausgebracht werden und lösten stets ein n enthusia— 
tischen Beifall aus. Die vorstehende Zeilen bestätigenden Kri 
tilen liegen uns vor, und wir können nach Durchsicht des 
Textbuches den anerkennenden Urteilen nur zustimmen, in der 
Soffnung, daß gegebenenfalls das Schauspiel auh in Lübe? 
die bisher gezeigte Einschlagskraft hwähren wird. 
DT. Sudermann⸗ ,„Der gute Ruf“ vor Gericht. Die 
driste Straflammer des Kgl. Ländgerichts Berlin NI verurteilt 
Dienstag den Schriftsteller Dr. Theodor Lessing wegen Ver— 
letzung des Urheberrechts zu 100 M, den Redakteur der 
„Schaubühne“ Siegfried Jacobsohn, zu 200 MuGeldstrafe 
eventl. für je 10 Meeinen Tag Gefängnis und Vernichtungç 
des intriminierten Artikels sowie der zur Herstellung verwendeter 
Formen und Platten. Dr. Lessing war Lektor an der Hof— 
hzühne zu Hannover. Die zur Erhebung der Anklage führender 
Punkte waren die folgenden: Dr. Lessing ging das Drame 
„Der gute Ruf“ von Sudermann zur Prüfung zu. Er hat übe; 
—EVVDD 
rheblichen Teil aus dem Manufkript wiedergegehen. Dies⸗ 
Zritik sandte Dr. Lessing Herrn Jacobsohn zur Veröffentlichung 
»hne hierzu die Genehmigung erhalten zu haben, zu. Auck 
Jacobfohn hat es unterlafssen, sich die Genehmigung zut Ver 
yffentlichung in der „Schaubühne“ einzuholen. Der WVexreir 
Berliner Bühnenschriftfteller hat deshalb wegen ungerlaubrer 
viderrechtlichen Vachdrucks den Strafantrag gegen die beider 
gestellt. Der Staftsanwalt beantragte gegen dr. Lessing 
ind gegen Jgcobfohn 200 MeGeldstrafe. Hermann Sudermaum 
der fich der Anklage als Nebenkläger angeschlossen hatte, erklärt 
rusdrücklich, auf Verhängung einer BRuße Nerzicht leisten zu 
wollen. 
„Der Reriter in der Not“, das vielgesvielte Lufstspie— 
von Franz von Schönthan und Rudolf Presber gelangt im 
nächsten Monat in W'en bei Direltor Jarno zur Erstauffüh 
rung. Die Hauptrolle spielt Frau Hansi Niese. Bg. 
Nene Oper. Das Kieler Stadttheater bat iodeben die Oper 
„Gloria Arfena“ von Prof. Augnst Enna aus Kopen 
dagen für Deutschland zur Uraufführung erworben. Das 
Werk wird voraussichtlich im Januar 1914 zur Aufführun— 
gelangen. 
Kleine Mitteiligen. Für die „SEchleswig-⸗Hol 
stein-⸗Stube“ im Deutschen Seemannsheim zu Buenos 
Aires ist von dem Maler Nikelaus Bachmann-Verlin da— 
Bisd eines holsteinischen Marschhofes ermorhen Ro
	        
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