Full text: Lübeckische Anzeigen 1913 (1913)

HDesterreich⸗ Angarn. . 
Kaiser Wilheim trifft, wie bekannt, am 28. 5. M. auf 
Schloß Konobischt zum Besuch des ErzherzogeThron; 
folgers Fganz Ferdinand ein. Die Ankunft erfolgt 
n einem Sofsonderzug der Franz-Josefbahn. Die Reise nach 
Konobischt vollzieht sich im strenasten Inkognito. Denzelben 
Narattet wird, guch der esuch beim Erzherzog⸗Thronfolger 
haben. Den offigiellen Tharafter wird, die Reise Kaiser Wil—⸗ 
heins erst hei, der Abfahrt von Konobischt zum Besauch des 
Karnsers Frauz Josef in Wien erfahren. Kaiser Wil—⸗ 
deim wirde in Prag keinen Aufenthalt nehmen. Auf dem 
igz⸗ Josef⸗Bahnbof und in Konobischt werden für den Emp— 
dn aiser Wulhelms umfangreiche Vorlkehrungen aetenffen. 
Srankreich. 
G. Das Strtajgericht über die Generäle. Im gestrigen 
Ministerrat ist beschlossen worden, den General Fgurie, den 
Abnmandanten des 16. Armeekorps in Montpellier, zfolge 
des Prolestbriefes, den er an den Kriegsminister geschrieben 
jat, sernes Kommandos zu entheben und vor einen 
Anlerfachungsratt wegen. schweren Verstoßes gegen die 
Difziplin zu stellen. Außzer den bereits mitgeteilten Straf— 
ahregeln sind noch ähnliche über folgende Offiziere verhängt 
apen Der Brigade-General Alha ist zur Disposition ge⸗— 
selit vorden, die Sbersten Saint-Etienne vom 123. Insanterte⸗ 
eiment und Escudier pom 122. InfanterieRegiment sind auf 
ihrꝰ eigenes Verlangen hin gleichfalls zur Disposition gestellt 
BZlePreffe beschäftigt sich lebhaft mit der Angelegenheit 
und vie republisamschen Blätter ergreifen, für den General 
FJaurie Parlei Die ganze, Sache droht in einen üfhente 
, Sraudal guszuarten, denn es wird bereits jetzt be⸗ 
Haͤuptet, daß die Strafmaßregeln nur gegen republifanische 
aie ausgefprochen worden sind, während die Strafe zum 
Beißsplel uüber den reaftionären Oberst Escudier nur eine Schein⸗ 
naßtegelung gewesen sein soll. 
Deicate Kriegsminister Die Nowoje Wremia verzeichnet 
das Gerucht, daß Delcasss nächstens als Nachfolger Etiennes 
in franzosischen Kriegsminister ernannt werden soll. Das 
Biatt dezeichnet die, Rachricht in dem gegenwärtigen, für den 
deiter des französischen Kriegsressorts schwierigen Augenblick 
für durchaus glaubhaft. Die Ernennung Delcafses lönne dem 
gegenwärtigen, Kabinett nur zur Festigung dienen. Da Del⸗ 
kafss unbedingter Anhänger des engsten Zusammenhanges zwi⸗ 
schen Rußland, und Frankreich sei, so gewinne sein politisches 
ee bei der Ernennung zum Krieasminister besondere 
Cagesbericht. 
Lübeck, 17. Oktober. 
Seine Magnifizenz Herr Bürgermeister Dr. Eschenburg 
hat fich zur Teilnahme an den Einweihungsfeierlichkeiten des 
Völkerschlachtdenimals nach Leipzig begeben. 
⁊*0 Verein Hüxtertor⸗-Marli. Die erste Versammlung dieses 
Winterhalbjahres unter dem Vorsitze des Herrn Prof. Dr. 
Grube war sehr zahlreich besucht. Der Vorsitzende teilte zu— 
nächst mit, welche Herren der Verein Hüxtertor-Marli als 
Kandidaten für die bevorstehenden Bürgerschaftswahlen in Vor— 
schlag bringt. Es sind dies, wie schon im Morgenblatt berichtet, 
die Herren Zimmermeister Behrens, Dr. med. Meyer, Konrad 
Pauels, R. Ringius, G. Schetelig und C. Schramm. Der 
zweite Punkt der Tagesordnung betraf das Projekt einer 
Straßenbahnverbindung Wesloe-Schlutup. Der Vorsitzende 
führte hierzu aus, daß von den drei bestehenden Projekten 
Israelsdorf⸗Schlutup, Roeckstraße-Schlutup und Marli-Schlutup 
diejenige Linienführung naturlich den Vorzug erhalten müsse, die 
ich voraussichtlich am rentabelsten gestalten und vor allem 
ein größeres Gelände der Bebauung erschließen werde. Die 
Linie Israelsdorf-Schlutuyv werde ja am wenigsten neues 
Gelände erschliehen, die Führung von der Roeckstraße aus durch 
die Arnimstraße würde für den gedachten Zweck schon besser ge⸗ 
eignet sein, doch würde hierdurch der ohnehin schon stark 
belastete Burgtorverkehr noch in ganz erheblichem Madbe eine 
Mehrbelastung erfahren. Seiner Ansicht nach sei das zukunfts— 
reichste Projekt die Linienführung Marli⸗-Wesloe-Schlutup. 
Zunächst würde dieser Weg der allerkürzeste sein und das 
dort liegende, für die Bebauung ganz ausgezeichnete 
Terrain würde dem Verkehr erschlossen und der Siadi nahe 
gebracht werden. Auch der Wesloer Waldschule und der Walb- 
erholungsstätte würde ein bedeutender Gewinn gebracht. Auch 
von anderer Seite wurde diese Linenführung aufs wärmste 
unterstũtzt. Unumgänglich notwendig sei Wnr die Herstellung 
einer Verbindung zwischen der Vorstadt Hüxtertor⸗Marli und 
der Vorstadt St. Gertrud, indem man Marli und die Roed— 
straße miteinander verbinde. So sehr auch eine Straßenbahn- 
verbindung nach Travemünde und Schlutup erwünscht sfei, 
müsse doch in erster Linie eine bessere Verbindung der eigenen 
Vorstädte Lubecks gefordert werden. Schon seit Jahren habe 
der Suxtertor⸗Marli⸗Verein auf die Notwendigkeit einer Ver— 
bin dung zwischen der Vorstadt Marli und St. Gertrud hinge⸗ 
wiesen. Auch die Strahenbahnverwaltung habe diefe Forde— 
—A herechtiat anerkannt und sie auch der Verwaltungs⸗ 
——⏑ —2 
„Sagen Sie, ist es denn wirklich wahr? Sie wollen nach 
Afrila? Wir trafen vor ein paar Tagen Geheimrat Linden 
aus dem Kolonialamt, und der erzählte uns davon, Sie wollten 
hinaus.“ 3* e 
Kyllburg bejahte. Seine Züge waren wieder ernst. 
„Aber wie kommen Sie denn nur darauf? Zur Schutz⸗ 
ruppe!“ 
Er ging nur auf das letzte Wort ein. 
.Doch nicht zur Schutztruppe. Da haben Sie Linden wohl 
nicht ganz richtig verstanden, gnädige Frau. Mein Gesuch — 
denn nur um ein solches handelt es sich ja einstweilen erst — 
zeht guf Uebernahme in die Verwaltung. Als stellvertretender 
Vertedtaumtmann gumachst. Doch mihte natrüch erst, ane 
Einarbeitung beim Gouvernement vorangehen: in DTaressalam 
vermutlich.“ 
„Aso, Sie wollen wirklich raus!“ staunte Astritz und 
wiederholte noch einmal die —“ n e wie 
ind Sie denn vloh darauf gelkomnnen a 
„Gott, meine gnädige Fraut Al⸗ dĩ 
und sagte es so leicht hin —. wie vg 7 
mich im Grunde schon lange mit dem Gedanten aragen. E 
aanz im Stillen. Es liegt ja schließlich auch nahe Wer weiß. 
wie's einem mal glückt. Und so langsam die Ochsentour mil- 
den. bis man dann glüdlich betmn Major unv Benfuie— 
andet — i weihn nicht ¶ da gehe ihne e 
was vor. Ma— da rn 4 
Ta he n Irn da wirklich noch etwas leisten.“ 
* en S o unr icht,“ sti 
Wed eht igt stimmte Petersen zu. 
Mortlekung folot. —T 8 
— xLxtu fetc — 
Theater, Kunst und Wissenschaft. 
Lübeck, 17. Okt. 
Stadttheater. 
„Die deutschen Kleinftädter“. 
ee in 4 Akten von August von Kotzebuse. 
And Tote stehen auf zu neuem Leben. So tot war keiner 
Kotzebue, damals, als die Wirklichkeitskunst die Bühne er— 
7. Und nun ist er ploßzlich wieder höchst lebendig da, 
ser zwiefach Ermordete. und nimmt teil an dem allge— 
sehdrde eingereicht. Unter der Begrundung, daß vorläufia 
ine Ruhepause in der weiteren Entwidlung dẽs Straßenbahn⸗ 
etzes eintreten solle, weil ein — allerdings nur sehr gering⸗ 
ügiges — Defizit vorhanden gewesen sei, habe die Verwaltungs- 
zehörde die Ausführung des Projektes zurüchgestellt. Bevor 
run aber eines der neuen Projekte, Lübeck-Travemünde oder 
dübeck-Schlutup, ausgeführt werde, müsse gefordert werden, 
ab zunächst oder gleichzeitig die Frage der Strabßenbahn— 
erbindung Marli⸗St. Gertrud ihre Erledigung finde. 
Die Versammlung stimmte diesen Ausführungen zu 
und beschloß. an die Verwaltungsbehörde eine Eingabe in 
dem Sinne zu richten, daß, bevor irgendwelche weitergehenden 
Projekte genehmigt werden, erst das bereits anerlannte Pro⸗ 
ekt der Verbindung der beiden Vorstädte Marli und St. Gertrud 
genehmigt und ausgeführt werde. Seitens des Vorsitzenden 
and aus der Mitte der Versammlung heraus wurden dann 
noch eine Reihe Wünsche geäußert und Verbeserungen ange- 
trebt, deren Verwirklichung teils durch Eingaben an die jeweilige 
behörde erreicht werden soll. So wurde gefordert, dan die 
eeren Kandelaber auf der Moltkebrücke, da jetzt die Bebauung 
iuf Marli stark fortgeschritten ist, mit Laternen verfehen 
verden, daß für die Niederlassung einer Anzahl Schwäne auf der 
Wakenitz Sorge getragen werde und daß die Anlegestelle der 
Fähre auf der Aubenwadenitz an das Ende der Travelmann⸗ 
traße verlegt wird. Auch über die späte Zustellung der Frich 
dost wurde Klage geführt sowie bemängelt, dah die Post 
»er am Abend um 73 Uhr entleerten Briefkästen nicht mehr mit 
»en Abendzügen zur Versendung komme. Auf eine bessere 
Zestellungsordnung soll daher gedrungen werden, da anschei— 
iend die Zahl der Briefträger nicht der Zunahme der Be— 
wölkerung entsprechend vermehrt worden ist. Allgemeine An— 
rkennung wurde dem Herrn Pächter Steffen gezollt, der, viel- 
achen Wünschen entsprechend, die Bootsfähre unterhalb der 
zundestrahe nach der Falkenstraße in eine Motorfähre umgewan— 
delt hat. In manchen Fällen ginge es also wesentlich einsacher 
ind billiger als die Behörde vorschlage, die bei der Umwandlung 
dieser Fähre erst die Erbauung neuer Anlegebrücken für notwendig 
zielt. Erneut hingewiesen wurde auf den schlechten Zustand des 
der Warmbadeanstalt am SHüæ—terdamm gegenüberliegenden 
ßlatzes. Ta die Bebauungsfähigkeit desselben infolge des 
chlechten Untergrundes nur gering ist und ein größeres Gebäude 
ort also nicht errichtet werden dürfte, soll durch eine Eingabe 
die Herstellung von hübschen Anlagen auf demselben erbeten 
verden. Auch der Falkenplatz, auf dem jetzt die Freesesche Schule 
rrichtet wird, gab zu neuen Erörterungen Anlaß. Gerügt wurde 
oiederum, daß der Bau in der Straßenfluchtlinie und nicht in 
zer bisherigen Baufluchtlinie errichtet wird und dah den Kin— 
»ern ein wertvoller Spielplatz genommen sei. Seitens des Vor— 
itzenden Herrn Prof. Tr. Grube wurde auch darauf hinge⸗ 
viesen. daß der Falkenplatz einer der historisch denkwürdigsten 
3lätze Lübecks sei. Hier fand am 6. November 1806, der zur 
zefangennahme eines Teils der preuftischen Armee und zur Er— 
ebung Blüchers bei Ratekau führte, der erbittertste Kampf 
tatt, der überhaupt um Lübedck geführt worden ist. 9000 Mann 
jätten hier vom Morgen bis zum Abend bis zum letzten Atem⸗ 
uge gekämpft und ihnen nur sei es zu verdanken, daß Blücher aus 
em Holstentor sich retten konnte. Um der dort gefallenen 
kapferen zu gedenken und die Erinnerung an den Platz wach 
u erhalten, soll ein Aufruf zur Errichtung eines einfachen Er⸗ 
nnerungssteins an dieser Stelle erlassen werden. Weiter wurde 
ingeregt, die Aufschüttungen der Wakenitz mit Anpflanzungen 
u versehen und einen Teil als Kinderspielplatz herzurichten, so— 
vie der Staubplage in der Falkenstrahe durch Schaffung von 
Anlagen entgegenzuwirken. Von einem Mitgliede wurde auch 
ine Ausbesserung des in einem schlechten Zustand befindlichen 
bflasters an verschiedenen Stellen in Vorschlag gebracht. Zum 
Zchluß hielt Herr Eckhholdt einen Vortrag über „Meine Er— 
ebnisse in Südafrika“. Der Redner, der in die erste Zeit der 
dolonialkämpfe zurückführte, hat der im Jahre 1893 zur Unter— 
rückung des Aufstandes der Hereros und Hottentotten ausge⸗ 
andten Schutztruppe angehört und berichtete nun von seinen 
ortigen mannigfachen Erlebnissen und Abenteuern in sehr in⸗ 
eressanter Weise. Herrn Echoldt, der seinem Vortrag hübsche 
dichtbilder folgen ließß wurde von den zahlreichen Zuhörern 
eicher Beifall zuteil. 
V Der Eilbotenlaucf Ratekau GBluͤchereiche) nach Hamburg 
Schiffbek) hat heute morgen stattgefunden. Der Ablauf von 
»er Blüchereiche erfolgte früh 5 Uhr 15 Min., die Ankunft in 
Schiffbek um 8 Uhr 38 Min. Es ist demnach die 80 Kilometer 
ange Strecke in 3 Stunden 23 Minuten zurückgelegt worden. 
ODie Stafette kam daher 27 Minuten früher an, als vorgesehen 
worden war. Die beteiligtfen Turner haben also ganz vor— 
— — — 
meinen Vergnügen, das man „das deutsche Theater“ heißt. 
Worum? Woher? Wieso? — Weil man eingesehen hat, 
)aß der Zuschauer vom Theater doch in erster Linie Theater 
oerlangt; keine Wirklichkeit, sondern einen Auszug davon; und 
zwar nicht einmal einen Auszug, der Wirklichkeit zu sein vor⸗ 
gibt, sondern einen, der ganz klar und unmißverständlich 
agt: ich bin Auszug. ganz konzentrierter, scharfer. beikiger 
Auszug. 
Um auf besagten Hammel zu kommen: das Stück,,Die 
deutschen Kleinstädter“ ist nicht witzig, aber es ist witzig 
demacht. Auf diese witzige Mache hätte meines Erachtens 
die Aufführung sich stützen, sie doppelt und dreifach unter⸗ 
kreichen, sie ldarikieren müssen. Dann hätten wir eine 
hisiorisch bedeutsame Erneuerung“ gehabt. So etwa, wie 
venn bei Max Reinhardt in der „Schönen Helena“ während 
mes großen Ensembles der Menelaus einen eigens herbeige⸗ 
ichleppten Tritt besteigt, einen ebenfalls eigens dargereichten 
Taltfiod ergreift und das Ganze wie ein Kapellmeister dirigiert. 
An Gelegenheiten zu solchen grotesk⸗wirlsamen Uebersteigerungen 
des Technischen fehlt es bei Kotzebue wahrlich nicht. Statt 
dessen spielte man gestern das Stück so, als ob es um seiner 
elbst willen der Mühe lohnte. Was ich mit dem besten Willen 
nicht zugeben kann. 
Was soll man bei solcher Veranlassung von den Darstellern 
agen? Sie waren allesamt recht ulkige Unmöglichkeiten, ohne 
dah ich in dieser fachlichen Karikatur — die ich übrigens 
jar nicht für nötig halte — sehr viel Künstlerisches verspürt 
hätte. Tie Karikatur eines Menschen, wenn sie künstlerisch 
wirken soll, muß entweder sehr fest im Boden der Wirklichkeit 
wurzeln und nur oben drüber hin lachen; oder sie muß ganz 
in phantastischen Lüften schweben. Unter all den tollen Kruken 
wirkte Frl. Sindlinger mit einer gewissen tiefstimmigen Na— 
ürlichkett recht angenehm. Nur daß sie mitsamt ihrem Lieb⸗ 
zaber sich in dem Laubenversteck ganz und gar nicht sach⸗ und 
ituationsgemäh benahm. Die Deboration dieses letzten Aktes 
var übrigens sehr nett und stimmungsvoll. 
Das sehr gut besetzte Haus wurde von Anfsang an alsbald 
in die fröhlichste Laune versetzt, amüfierte sich königlich und 
dankte den Tarstellern mit lebhaftem Beifall. 
Otto Antbes. 
ügliches geleistet. In Schiffbek schloß Herr Zimmermann 
Turnlehrer am Katharineum, die vom Knievsberg gekomment 
Stafette auf, legte die von der Blüchereiche gekommene dazu, 
ind sofort wurde sie eilenden Laufes nach Leipzig weiten 
zefördert. 
*Das Luftichiff „Sansa“, auf einer Nachtfahrt be— 
griffen, überflog heute zur frühen Morgenstunde lurz nach 
Uhr Lübeck. Das laute Surren der Propeller mag manchen 
Bewohner, Lübeds aus dem Schlaf, geweckt und ans Fenster 
Jeloct haben; bei der mondhellen Nacht war der silbrig glän— 
ende Körper des Luftschiffes sehr schön zu sehen. Das Luft- 
chiff nahm seine Fahrt über die Ostseite der Stadt in der 
Richtung von Süden nach Norden. & Aus Hamburg wird 
och gemeidet, daß ursprünglich in Aussicht genommen war, 
zas Schiff heute nach Potsdam zu überführen, doch wird 
wahrscheinlich Hansa“ noch einige Tage in Hamburg ver; 
weüen, weil die, Potsdamer Halle von dem, Militärluftichiff 
3 56 besetzt ist — Die vielfach ausgesprochene Vermutung, 
bah das Lusftschiff, welches heute nacht Lübed übecflos, mit 
dem in Berlin Johannisthal explodierten Luftschiffe „ 2* 
dentisch sei, ist nicht zutreffend. 
*WVerhaftung eines Räubers. In der Nacht zum 
20. Sept. wurde, hier auf einen schwedischen Kapitän ein 
räuberischer Ueberfall ausgeführt, bei dem der Ueberfallene er— 
seblche Verlehungen davontrug. Der Täter enkam zwar, doch 
var, er belannt. Auf Grund detaillierter Angaben der ieligen 
hpolizei onnte der Gesuchte, der Matrose Grote, am Mittwoch 
Samburg auf, St. Pauli angehalten und verhaftet werden. 
kr wurde dem Gericht zugeführt. 
h. „Anion“. Weinrestauraut. Anläßlich her Feier vdes 
oojahrigen Gedenitages der Vollkerschlacht bei Leibaug findet 
eute abend nach Schluß des Facdelzuges in den behaalichen 
umen des Weinrestaurants ein Kunstlerkonzert statt. 
dafrio tische Weisen werden auch morgen, Sonnabend, abend, 
iiso am Festlage selbst, dort ertsnen. Äußerdem ist mehrteh 
eaußerten, Wunschen, entsprechend ein Frühkonzert am Sonn⸗ 
ibend mittag ugq Beendigung der öffentlichen Feier auf dem 
Marktpiatze, dorgesehen. Mit Rucksicht auf den zu erwartenden 
Zesuch duürfte, es sich empfehlen, der im Inserate geäußerten 
ßisse Tischbestellungen rechtzeitig vorzunehmen, zu entsprechen. 
Neueste Nachrichten und Telegramme 
der „L- A.it nud . Z. 
die Katastrophe von Johannisthal. 
20 Tote. . 
(Siehe auch 1. Seite.) 
C7TC. Johannisthal, 17. Olt. Grivattelegramm der 
dübedischen Anzeigen) In unmittelbarer Nähe der iesigeu 
uftschiffhalle, kaum 200 Meter entfernt, liegt auf jreiem 
Jelde das Gerippe des neuen Marineluftschisfes „L 2*0. Un ter 
auchenden Tuchteilen und schwelenden Solzstücken liegen 
eaungslos noch die Körper einzelner der verunglüchten Lufta 
ahrer. Von dem Luftkreuzer ist auch nicht ein Teilchen mehe 
u retten. Krandenwagen und Automobile rafseln zur Halie 
uf der die Kriegsflagge halbstok weht. Noch im Aussteigen 
zegriffen, erfolgte in einer Söhe von etwa 160 
Retern eine Explosion. Das Lufischiff branxie und 
n wenigen Selunden war alles Leben in leinen 
ßondeln erloschenn. Dae 6 Jaisassfen der vorderen Gondel siairz⸗ 
en zur Erde. An der AUnfalisteble weilen das Garde-Plouter— 
Bataͤllon und eine Abteiluung des Kaiser-Franz⸗Garde⸗Gre⸗ 
adier⸗ Negiments, die die Absperrung besorgen, währcud die 
reuerwehren von Treptow, Schönwalde und Brix auf die 
auchenden Massen Wasser geben. Ein Doppeldeder madht 
vor der Halle und über dem Flugplatz seine Kreise. Von den 
26 Imnsafsen des Luftschiffes zeigte nur einer noch schwache 
Lebenszeichen. Fünfunmdzwanzig Personen sind tot, imter dcucm 
jchh auch einige Vertreter des Kriegsministeriums uund des 
nechsmarineamts befinden sollen. 
DT. Johannisthal, 17. Ott. (Privattelegramm der Lüb. 
Anzeigen.) Das neue Marineluftschiff „L. 2“, das heute morgen 
u einer Uebungsfahrt aufgestiegen war, ist etwa 300 Meter 
jinter der Hziftschiffhalle volTrstiändig zerst ört worden. 
Es befanden sich 28 Passagiere an Bord, von denen 27 9e— 
tötet und zum Teil furchtbar verstümmelt wur— 
den. Der 28. Fahrgast, Oberleutnant Bleuel vom Königin— 
Augusia⸗Regiment, ist aber auch so schwer verletzt, daß sein 
Ableben jeden Augenblick zu erwarten ist. An Bord befanden 
ich außerdem Kapitãn z. S. Benichs, der Kommandant des Luft- 
chiffes Kapitänleutnant Freyer, Kapitänleutnant Trenck, Ober— 
ngenieur Haußmann, die Marinebauräte Neumann und Pietzker, 
er MarineOberingenieur Busch und Kapitänleutnant Gluth 
von der Zeppelin-Gesellschaft. Die Leichen der Verun— 
zlückten sind fast alle bis auf die Knochen ver— 
rannt. Das Luftschiff ist volllommen vernichtet und 
nildet einen rauchenden Trümmerhaufen. Zahlreiche 
rankenwagen schaffen die Toten zur Luftschiffhalle. Tie Mehr— 
ahl der Leichen hat noch nicht identifiziert werden können. 
die Shilderung eines Augenzeugen der Katastrophe. 
OT. Johannis hal, 17. Ott. (Privattelegr. der Lübeckischen 
Anzeigen.) Direktor Wiener von den Albatros-Werken schildert 
die Katastrophe folgendermaßen: Ich wurde in meinem Burcau 
lötzlich durch eine heftige Detonation aufgeschreckt. Ich glaubte 
uerst, daß auf das Dach unserer Fabrik ein Flugzeug gestürzi 
väre. Als ich jedoch ans Fenster eilte, sah ich das Marine— 
uftschiff „L 2“ in Flammen gehüllt zur Erde stürzen. Die 
Ballonetts waren nicht mehr zu sehen, auch die Hü'lle war voll. 
tändig verbrannt. Das Gerippe stürzte mit den Gondeln 
ind nach unten gerichteter Spitze auf die Gudower Seit⸗ 
des Flugplatzes zu Boden. Ich eilte sofort nach der Unfall— 
telle und beorderte auch unsere Fabrikfeuerwehr dorthin. Es 
gab aber nichts mehr zu retten. Das Luftichiff hildete einen 
rauchenden Trümmerhaufen. 
Das Marine⸗Luftschiff „C U.“ 
st in den letzten Monaten von der Zeppelin⸗-Gesellschaft in 
Friedrichshafen erbaut worden. Es hatte eine Länuge von 
58 Metein, 6 Meter mehr als das auf dem Grund der 
stordsee liegende Marineluftschiff „L 1; der Durchmesser von 
2“0 betrug 16 Meter, sein Raumgehalt 27 000 Kubikmeter. 
ẽs war mit vier vierflügeligen Propellern ausgerüstet, die durch 
e einen Maybachmotor von 185 Ps angetrieben wurden, so 
»aß die Gesamtstärke der Motore 740 Ps betrug. Bei einer 
Tourenzaht von, 1100 übertraf, die Fahrgeschwin— 
igkeit des Luftschiffes bereits diejenige von „L 1* 
im 20 Sekundenmeter. Das Marineluftfchiffs 2* 
»atte drei Gondeln, während „L 1“ nur deren zwei hatte. In 
der vorderen und hinteren Gondel besanden sich die Motore, 
vãhrend die mittlere Gondel die Führergondel war. Am 
20. Sept. d. J. machte das Luftschiff „E 2“ seine Abnahmefahrt. 
ndem es in 13 Stunden von Friedrichshafen nach Johannisthal 
log. Bei dieser Unglücksfahrt mußk es slich also um eine 
Uehungsfahrt und nihbt »anbedie Nhasmrafakrt ehandalt *ßen
	        
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