Full text: Lübeckische Anzeigen 1913 (1913)

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αιααι B. S Etten. — Gelqattattale Adriphaus Goniultt ν— αν 
Freitag, den 17. Oktober 1913. 
18131 Der 18. Oktober 1013 
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Das klang wie Glockenoͤröhnen, 
Und klang wie Orgelton, 
Als klein vor deutschlands Söhnen 
hinsank Napoleon. 
Ein Mal waroͤ aufgerichtet, 
das steht in hehrer Kraft, 
von deutschem Stein geschichtet, 
von oeutscher hand geschafft. 
Leipzig 
Zu Leipzig waroͤ geschlagen 
Wohl eine große Schlacht, 
davon in spüten Tagen 
Noch manche Runde sagt. 
das war ein großes Bluten 
Zu Leipzig auf dem Leld, 
von hellen Feuers Gluten 
Erstrahlte dort die Welt. 
Das Mal ward dort getürmet 
Als ewig Unterpfand, 
Daß Mut und Liebe schirmet 
Das freie, deutsche Land. 
Ein Ringen war's und Streiten, 
Und wildes KRampfgeschrei, 
Es war ein Völkerschreiten, 
Ddas klang so stolz und frei; 
Zu Leipzig ward geschlagen 
Wohl eine große Schlacht, 
Davon in späten Tagen 
Noch manche Kunde sagt. 
Cuũbec 1013. 
W. A. s 
Das Völkerschlachtdenkmal bei Leipzig 
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Freiheit — Ehre — vaterland. 
„Ein Schauspiel, wie es seit Tausenden von Jahren nicht ge⸗ 
geben hat“, so urteilte Gneisenau am 18. Oktober 1813 in einem 
Briefe an seine Frau; eine halbe Million Menschen im Ringen 
miteinander, Menschen, bereit sich zu vertilgen um des Höchsten 
willen, das sie besitzen können, um das, was höher ist und mehr 
wert, als des eigenen kleinen Lebens Blüte: um Freiheit, um Ehre, 
um Vaterland. Tausende von Jahren haben ein solches Schauspie! 
nicht gesehen, aber auch Tausende von Jahren nur bringen solch 
gewaltige, in alle Zeiten wirkende Ereignisse, die bestimmend werden 
für das Schichal eines Volkes, ja bestinmnend für die Entwickelung, 
die Gestaltung der Menschheit überhaupt. Ein Akt im Drama der 
Menschheit war es, der sich dort, wo heute das gewaltige Mal sich 
vollendete; vollendete imter dem Dröhnen der Kanonen, dem 
eulen der Feuerbrände, dem Stöhnen der Verwundeten, dem 
α—— der Sterbenden, einer schauervoll großartigen Sinfonie, 
de wie ein Elementarereignis daherbrauste. Als die Kunde von 
Leipzig im die Welt drang, ding ein Atemholen durch die Menschen, 
wie nach wüstem, angstvollem Traume, ein Atemholen der Befreimg. 
Aus der Fülle der Macht sant jener eine Mensch hinab, der Millionen 
geknechtet, knechten konnte, weil sie innerlich unfrei waren, nicht 
sie selbst waren, sondern im Fremden Nahrung suchten und Hoff⸗ 
nung, weil sie den Weg verloren hatten zu sich selbsi und den Mut 
in sich selbst. Darin aber liegt die gewaͤltige Groöͤhe der Tat von 
Leipzig: in ihrer Wirlimg und in der Tiefe dessen von dem sie 
Jichtbarlicher Ausdruc werd Wenn der rückschauende Geist sich 
befreit von der verwirrenden Gewalt ver Empfindung, die auch 
heute noch nach hundert Jahren, wo immer ein Deutsches im inner⸗ 
sten Herzen lebt, den Enel packt, wenn er klar in die Vergangen⸗ 
heit schaut und erwägt, was wohl gekommen wäre, wenn dem 
großen Ringen des Freiheitsjahres in Leipzig nicht die strahlende 
Erfüllung geblüht hätte, dann erst tritt die Größe der Ereignisses 
in all ihrer Gewalt vor das forschende Auge, und es sieht sich 
Menschheitsschidsale vollenden, wo vorerst mr Schlachtengetümmeil 
war und Ringen um den Besitz. 
Im Osten umseres Vaterlandes lebt ein uns fremdrassiges Volk, 
ums untertan und anderen, weil es nicht die Kraft hatte und die 
Fühigkeit, in sich selbst zu sein, srei zu sein in sich selbst. Wenn 
deipzig nicht gewesen wäre, Deutschland wäre es ergangen wie 
Polen. Es wäre nicht mehr, wäre ein fremdartig Volk imter fremder 
Dand. Die verbaͤnanisbollse, mehr kulturelle Eroberung durch da 
xranzösische der prunkvollen Ludwige hatte sich so tief in das innerste 
Vesen des deutschen Volkes eingenistet, daß es die äußere Gewalt 
ines Napoleon fast nicht mehr zu empfinden schien, daß es sich 
chon einrichtete, unter seinem Zepter, unter dem der Franzosen 
eines eigenen trägen Lebens froh zu werden, und es sich recht 
rträglich dachte, unter dieser „Sonne“ zu leben. So im Innersten 
ulturell und geistig der eigenen Art vergessend, dem Fränkischen 
eneigt, hätte es schnell und dann auf ewig eine Beute des Fremden 
verden können, wenn nicht in seinen Besten jene germanische Kraft 
elebt hätte, deren die Welt zu neuem Fortschritte bedurfte. Wenn 
licht die hohen Gedanken von Vaterland und Freiheit zu neuem, 
lutvollem Leben erwacht wären in der wundervollen Reihe der 
Nänner, deren Namen dauernder als Erz in umnser Gedächtnis 
Jeprägt sind, jener Gedanken, von denen Ernst Moritz Arndt sagt:— 
Dieses Vaterland und diese Freiheit sind das Allerheiligste auf 
Erden, ein Schatz, der eine unendliche Liebe und Treue in 
sich verschließt, das edelste Gut, was ein auter Mensch auf 
Erden besitzt und zu besißen begehrt.“ 
Im Hochgefühle des Errungenen können wir heute mit dem 
Fvangelisten rufen: „Das Wort ward Tat und wohnete unter uns“. 
Tat ward es, ward zur sichtbaren Gestaltung: mit der deutschen 
Erde war die deutsche Liebe, mit der dentschen Freiheit der deutsche 
Beist erwacht, errettet vor der ewigen Nacht, gerettet für uns, für 
»ie Menschheit. Welches Ereignis in der Geschichte unseres Volkes 
ann sich an weittragender Bedeutsamkeit noch messen mit dem Auf⸗ 
odern, dem sieghaften Emporschnellen dieser deutschen Kraft zur 
Freiheit? Nicht der 30jährige Krieg, nicht die Hunnenkämpfe, nicht 
iese oder jene gewaltig erscheinende Tat ist diesen Tagen von Leipzig 
leichzustellen; nur die Einführung des Christentums in die Wälder 
hermaniens, sie allein kommt ihr an Bedeutung gleich. Damall 
vard Germanien Deutschland — vor 100 Jahren aber ward ihm die 
Frage gestellt nach Sein oder Nichtsein. Und da ging ein Rütteln 
durch den Körper unseres Volkes und es erbebte und nahm sein 
Herz in beide Hände und swprach: IIch willu 
Diefes Ich will!“, es ward zum Leitstern des Volkes. Lange 
Jahre inneren Besinnens mußten folgen. Jahre schmerzvoller Arbeit 
m sich und an sich, bis aus dem sehnenden Jüngling der Mann 
ward, der heute dasteht, stark und groß und in der treibenden Voll⸗ 
kraft seiner Jahre. Das deutsche Volk ward deutsch, kam zum tiefen 
innersten Erfassen seines Selbst und ward dann nicht nur zu einem 
wertvollen Teile der Menschheit, sondern es hebt sich, aufsteigend in 
die reinen Höhen des Geistes, zu ihrem Führer, zum Richtung 
gebenden Weltensalze. Wo sind die Ideale der Menschheit, in denen 
kein germanisch⸗deutscher Geist lebt, in denen er nicht glüht als das 
Beste und Stärkste, dessen sich die Menschheit erfreut! In der treiben⸗ 
den Vollkraft der Jahre steht der Mann, der sich stolz nennt: Das 
deutsche Volk. Das „Ich will!“, das ihn zu neuem Leben ge⸗ 
horen, es muß weiter glühen, weiter treiben; nie erschlaffend, nie 
ermüdend muß er bewußt dessen bleiben, daß, weil er der Welt zu 
dohem neu geschenkt ward, er sich selbst treu bleibend ein Hüter seir 
muß der hohen Ideale, die ihm die Väter errungen: 
Freiheit, Ehre, Vaterlanoͤl 
Dr. W. A. Krannbals.
	        
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