Full text: Lübeckische Anzeigen 1913 (1913)

erhalten habe. Tas Blatt erklärt, Serbien werde die Billigung 
zur provisorischen Besetzung wichtiger Stellen in Albanien ers 
halten. Taͤesbezüglich finden zurzeit direkte Verhandlungen zwi— 
chen Wien und Petersburg statt. 
Die Emissionsfrage einer frauzösischen Balkangnleihe. 
Nach Informationen aus Pariser Finanzkreisen wird die fran— 
ösische Regierung die Emission irgend einer Balkananleihe so lange 
nicht gestatten, als die Frage der Teilnahme der Balkanstaaten 
an der türkischen Staatsschuld keine Regelung erfahren hat. 
* 
Deutsches Reich. 
Der Eitat für 1914 ist im Reichsschatzamt in seinen Grund⸗ 
ügen fertiggestellt. Mehrere Etats befinden sich schon im 
Druck und gelangen schon in den nächsten Tagen an den 
Hundesrat. Die Herstellung des Gleichgewichts zwischen Ein— 
iahmen und Ausgaben für den neuen Etat ist nur, nach Ueoer⸗ 
uinduna nicht unerheblicher Schwierigkeiten möglich gewesen. 
Das Reichsschatzamt hat sich genötigk gesehen, bon den An⸗ 
neldungen der Ressorts ganz erhebliche Summen zu streichen, um 
die zu erwartenden Einnahmen mit den Ausgaben in Einklang 
zu bringen. Die endgültige Feststellung der Jiffern erfolgt 
erst imn Bundesrat. Die Matrikularbeiträge sind wieder, wie 
zie Tägl. Rundsch. erfährt, mit 80 Vfg. pro Kopf der Bepalke— 
ung eingesetzt. 
Der deutsche Kronprinz und die Welfenfrage. Wie die 
L. N. N. Non gut unterrichteter Seite erfahren, hat der Kron— 
prinz ein Schreiben an den Reichskanzler gerichtet, in welchem 
Jeine Auffassung von der braunschweigischen Thronfolge 
rie derlegt. Es wird darin betont, daß der Prinz Ernst Äuguft 
tst dann it. Braunschweig einziehen dürfe, wenn er vorher 
lipy und klar für sich und seine Nachfolger auf Hannover 
erzichtet habe. Der Fahneneid sei kein staatsrechtlicher Att. 
„Die braunfchweigische Thronfolgefrage. Die Köolnische 
zeitung meldet aus Berlin: Die weitere Behandlung der brauu— 
chweigischen Thronfolgefrage dürfte den Verlauf nehmen, daß 
vohl noch in diejes Woche sich das preußische Ministerium des 
Aeubern damit befaßt und dann, viesleicht schon in der nach— 
ten Woche, jedenfaus aber vor Monatsende, die Angelegen⸗ 
heit an den Bundesrat gelangt. Der, Termin der Thron— 
esteigung ist, noch nicht festgefetzt. Die Grundlage für den 
Bundesratsbeschuuß wird nicht ein braunschweigischer, soudern 
ein oreußischer Antrag sein, der auf braunschweigische Ancegung 
erfolgt. Mit Bestimmtheit ist anzunehmen, daß Prinz Ernst 
August hei der, Thronbesteigung in feierlicher Form deine Treue 
zegen die Rescsverfassung und das, was sie einschließt, ver⸗ 
fünden und daß er, seine Bereitschaft, alle Pflichten eines 
Bundesfürsten getreulich zu erfüllen, feierlichst bekräftigen wird 
Eÿddeutiche Auffassung der Welfenfrage. Stuttgart, 
5. Okt. Zu der Weifenfrage erklärk man in der Amgebung des 
Prinzen Max von Baden, der auch bei den seinerzeitigen Ver— 
sandlungen in Homburg anwesend war, daß die Grundlage der 
zanzen Verhandlungen versöhnliches Entgegentom— 
wen, aber auch, von Anfang an entschiedenste Wahrung der 
Neichsinteressen bildete. Die endgültige Regelung wurde 
nur durch Dinge rein formaler Natur etwas verzöͤgert. Doch 
var die Beendigung der Braunschweiger Regentschaft und die 
Lhrenbesteigung des Prinzen Ernst August unter den im Reichs— 
nteresse verlangten Garantien bereits während des Aufent⸗ 
halts des Herzogs Johann Albrecht von Medlenburg in Karls— 
uhe, durz nach der Verlobung, im Prinzip beschlofsen. Was 
man in Somburg forderte, war das Aufhören des oft geradezu 
aklt!osen Paktierens welfischer Hofkreise mit welfischen 
Janagatiterxn., Man kann heute behaupten, daß der alte 
Serzog von Cumberland energisch von den infransigenten Welfen 
bgerücktist. Alle weiteren welfischen Treibereien dienen 
nur der Absicht, eine entschiedene Niederlage der Varkei zu ver— 
chleiern. An maßgebenden süddeutschen Regierungsstellen hegt 
nan den Wunsch, daß die Braunschweiger Frage recht bald 
hre Lziung findet, da man in welsischen Umtrieben deine Ge— 
für den festen Bestand des Deutschen Reiches mehr er⸗ 
ickt. 
Die Königsfrage in Bayern. Auf Einladung der Handels⸗ 
ammer München hatten sich gestern die Mitglieder des baye⸗ 
ischen Handelskammertages zu einer feierlichen Kundgebung in 
der Frage der Regentschaft im Sitzungssaal der Münchener 
dandelskammer eingefunden. Der Vräsident der Handelskammer 
München, Kommerzienrat Pschorr, begrühte die Mitglieder in 
ängerer Rede, in der er u. a. ausführte: „Es ist der dringende 
Wunsch aller Schichten unseres Volkes. daß der gegenwärtige 
zustand der Regentschaft endlich beseitigt werde und daß die 
Allerhöchste Person, die die Geschäfte der Regierung führt, auch 
rirklich König werde und nicht, bloß als Vertreter eines am 
gegieren verhinderten Königs handele.“ Der Syndikus der 
dandelskammer, Justizrat Kahn, wandte sich gleichfalls in 
äneerer Rede an die Versammlung und empfahl ihr, dem 
Staatsministerium des königlichen Hauses und dem Ministerium 
es Aeußern, sowie beiden Kammern des Landtages folgende 
desolution zu unterbreiten: „Die im bayerischen Handels 
ammertag vereinigten acht Sandelskammern des Königreiches 
ils berufene Vertretungen des Handels, der Industrie und des 
zewerbes in Bayern, erachten es sowohl im allgemeinen In⸗ 
eresse des Landes, wie auch im Interesse der von ihnen ver⸗ 
retenen Erwerbsstände für dringend erwünscht, daß der gegen— 
värtige Zustand der Regentschaft beendet wird und das Land 
⏑ ———— — — 
Sie sollen wissen, Sie können auf mich zählen, Gerda, was es 
auch sei!“ 
Auch sie kehrte ihm das Antlitz zu. Sie fühlte, wie er 
S meinte. Da reichte sie ihm die Hand. 
„Haben Sie Dank für Ihre Treue.“ J 
Noch einmal beugte er sich über diese liebe Hand, dann 
ichtete er sich kurz auf. 
„Sie wollen nun gehen? 
Sie fragte es, und ihre Stimme war tonlos. 
Er beijahte stumm, die Lippen einen Moment fest aufein— 
andergepreßfßt. Nun griff er nach dem Helm und den Hande 
scchuhen auf dem Tischchen neben sich und stand auf. 
„Entschuldigen Sie mich bitte bei Ihrer Frau Schwester. 
Aber ich habe noch einen anderen Besuch zu machen.“ 
Ein schweigendes Zustimmen bei ihr. Und sie senkte die 
dider. 
„Ais» de... w 
Es war, als schwebte ihm noch ein letßttes Lebewohl auf 
»en Lippen; aber als sie wieder aufsah, war er schon an 
»er Tür. Nun schloß sie sich hinter ihm. 
Gerda war es, als müsse sie gaufspringen, ihn noch einmal 
nurüchrufen. Sie fühlte plötzlich mit hellseherischer Kraft: sie 
vürde ihn nie wiedersehen — nie! 
Aber sie regte sich nicht. Nur ihre Hände krampften sich 
neinander. 
* oAß 
iFortsetzung folat.J 
Theater, Kunst und Missenschaft. 
Seltene Jubiläen Wagnerscher Opern. Im Hamburger 
ZStadttheater hat Dienstag nun auch der „Tann⸗ 
äuser“ das Jubiläum der fünfhundertsten Auffäh— 
zung gefeiert. Weingartner dirigierte. Schrei—⸗ 
rer übernahm im dritten Akt für den erkranktem 
Armster die Partie des Wolfram und führte sie mit allen 
Ehren durch. — Im Kal. Opernhaus in Berlin ging Mittwoch 
Wagners „Lohengrin“ zum 600. Male in Szene. Die 
Frstaufführung fand am 23. Jan. 1859 statt. Langsam nur 
brach die Anerkennung sich Bahn, das Jahr 1866 verzeichnet 
erst die 20 Wiederholung, die mit Niemann und Betz neubesetzt 
worden war. Nach seiner Rüdkehr aus dem französischen Feld— 
‚uge, im Jahre 1871, besuchte Kaiser Wilbelm J. die 50. Auf⸗ 
vieder, einen regierenden König erhält. Sie richten daher, 
»hne den vorwiegend staatspolitischen Charakter der Frage 
u verkennen, an den bayerischen Landtag und die bayerifche 
Staatsregierung die Bitte, die zur Herbeiführung dieses Zieles 
zeeigneten Schritte zu ergreifen.“ Die Mitglieder des Handels- 
ammertages nahmen diese Resolution unter anhaltendem Bei— 
all einstimmig an. — Die von der bayerischen Regierung 
eantragte Erhöhung,der baperischen Zipilliste um 
ine Million guf sechs Millionen Mark solj unabhängig von der 
Fönigskrage beschleunigt und in den nächsten Tagen in der 
zZudgetkommission beraten werden. 
Oberstleutnant von Winterfeidts weitere Tätigkeit. Die 
stachrichten, die aus Grisolles über den Gesundheitszustand 
Iberstleutnants von Winterfeldt anlangen, lauten nach wie vor 
echt befri digend. Die Pa iser Zritu gen erklären, daß Winter— 
eldt trotz seiner Berufung in den Generalstab vorläufig die 
Funktionen eines deutschen Militärattachss an der hiesigen 
Botschaft beibehalten wird, 
Rus den Schutzgebieten. 
Eröffung der Funkenverbindung nach den Kolonien. Das 
Reichspostamt hat bestimmt, daß der funkentelegraphische Ver— 
ehr zwischen Deutschland und den afrikanischen Kolonien von 
er Funkenstation Nauenaus am 15. Mai 1914 er— 
ffnet wird. Auf der Großstation Nauen wird jetzt Tag 
ind Nacht gearbeitet, um die noͤtigen Einrichtungen hierfür in— 
tand zu seßen. Behufs Sicherstellung des Verkehrs für alle 
Fälle wird jetzt außer den fünf Türmen von je 120 m, Höhe 
in Riesenturin von 250 m Söhe gebaut, der wöchentlich um 
O m wächst. Ebenso kommt eine Riesen-Arco-Hochfrequenzmaschine 
ur Verwendung, die mit mehr als 150 KW. Hochfrequenzleistung 
zie größten bisher gebauten drahtlosen Sender und Hoch 
requenzmaschinen überflügelt. Die allgemeine Aufmerksamleit 
ichtet sich jetzt auf diese Hochfrequenzmaschine, nachdem die 
Adschmidt⸗Hochfrequenzmaschine mit großem Gewinn leider an 
england verkauft worden ist. Im nationalen Interesse 
st dies sehr bedauerlich und um so verwunderlicher, als an 
er Spitze der Goldschmidt-Gesellschaft zwei Admirale 
tehen (). Interessierte Kreise scheinen bemüht zu sein, die 
zchuld an der antinationalen Spekulation mit der Goldschmidt⸗ 
daschine der Unnachgiebigkeit der Telefunkengruppe in die 
oichuhe zu schieben. Wie versichert wird, ist diese Behauptung 
ur aufgestellt, un die wahren Gründe zu verschleiern und 
as, deutsche Telefunkensystem im Auslande herabzusetzen. Es 
teht viehmehr fest. daß die Telefunkengruppe sich zur Ver— 
vertung der Goldschmidt-Maschine im deutschen Interefse bereit 
rklärt hat und daß die Finanzleute Goldschmidts des größeren 
ewinnes halber die Erfindung an das Ausland verkauft haben. 
»m übrigen dürfte es sehr erfreulich sein. zu hören, daß 
ürzlich erst stattgehabte Versuche mit der Arco-Hochfrequenz- 
naschine erwiesen haben. daß sie in ihren Leistungen der Gold- 
hmidt⸗Maschine mindestens gleichwertig ist. Die Versuche, mit 
er Arco-Maschine über den Ozean zu telegraphieren. haben 
anz hervorragende Ergebnisse gehabt. Bei diesen Versuchen 
var nur ein Zehntel der Energie nötig, wie sie die Gold— 
hmidt⸗ Maschine benötigte. Wenn daher auch die Verurteilung 
er Goldschmidt-Spekulation in der Oeffentlichkeit noch immer 
erechtigt bleibt, so geben uns andererseits diese Resultate doch 
iie Genugtuung, daß das Ausland nicht das Beste gekauft 
at, was wir auf diesem Gebiete der drahtlosen Telegraphie 
Ae gd daß Deutschland weiter technisch an erster 
Stelle steht. 
Ausland. — 
Desterreich⸗ Ungarn. 
EC. Das österreichische Budget für 1914. Gestern wurden 
ie Hauptziffern des österreichishen Budgets für 1914 bekannt 
egeben. Das Budget weist einen Ueberschuß von 400000 
Zronen auf. Für militärische Kredite werden in dem Budget 
300 Mlillionen Kronen beansprucht. 
PC. Militätischer Zapfenstreih am SchwarzenbergeDenk⸗ 
nal in Wien. Aus Anlaß der Jahrhundertfeier der Völter— 
chlachi bei Leipzig fand gestern abend ein militärischer Zapfen— 
treich in den Straßen Wiens itatt Um 9 Uhr abends mar—⸗ 
hierten die Musittorvs der in Wien gen Mireerden Regu⸗ 
nenter mit klingendem Spiele durch die Straßen. Die je— 
zeiligen Flügelmänner trugen Lampions, die dem agazen Zuge 
in festliches Gepräge gaben. Der Zug bewegte sich zu dem 
cchwarzenberg-Denkmal, wo ein großer militärischer Zapfen— 
reich geblasen wurde, Tausende von Zuschauern hatten sim 
ingefunden, um das leltene Schauspiel zu beobachten. Zum 
cchluk des Zapfenstreiches wurde die Volkshymne intoniert, 
⸗20rauf die Musikkorps mit klingendem Spiele wieder in die 
zasernen zurückhmarichierten. Auch hier war die Beteiligung 
der Wiener Bepvölkerung eine überaus zahlreiche. Heute vor- 
nittag findet die militärische Feier am Schwarzenberg-Denkmal 
ur Erinnerung an die großen Tage vor hundert Jahren 
a An der Feier wird aucs Kaiser Franz Jolsef eiß 
iehmen. 
Frankreich. 
P0. Ein Gegenbefuch König Alfons. König Alfons von 
Sranien beabsichtigt, wiee der Temps meldet, mit seiner Ge— 
mahlin inkognito fsich einige Tage in Paris aufzuhalten. Trok⸗ 
führung und im Jahre 1876 war das erste Hundert 
rreicht. Das zweite Hundert folgte 1885, das fünfte im 
zahre 1906. — Nur zwei andere deutsche Werke haben dieses 
zöchstmaß von Wiederholungen bisher überschritten, „Don 
Juan“ mit 654 und „Der Freischütz“ mit 693 Auf—⸗ 
üũhrungen. 
Eine Finanzkrifis des Nürnberger Stadtithraters? Aus 
sdürnberg wird geschrieben: Durch die Erkrankung des Di— 
ektors des Nürnberger Stadttheaters, Hofrats Balder, hat 
ich ergeben, daß die finanziellen Verhältnisse des Theaters 
ich in einer furchtbar traurigen Lage befinden. Nicht nur, 
naß die Eingänge aus den laufenden Abonnements 
ind Vorstellungszyklen völlig verbraucht sind, 
st auch eine große Summe laufender Ausgaben zu 
»ecken, so daß die Stadt bei den nächsten Gagenzahlungen 
bird einspringen müssen. Zu dem Direktorposten haben sich 
ereits einige auswärtige Bewerber gemeldet, so auch Kammer⸗ 
aänger Pennarini, der die hiesigen Verhältnisse genauer 
ennt und sich in der kurzen Zeit seines Hierseins das Nürnberger 
Bublikum im Sturme erobert hat. 
Verdifeiern auf deutschen Bühnen. Das Kölner Opern— 
'aus beteiligte sich mit einer mustergültigen Aufführung von 
Falstaff“ an den Verdifeiern im Reiche. Die musikalische 
deisting unter Brecher war ideal zu nennen. Julius vom 
3zcheidts Falstaff verbreitete sonnigstes Behagen um sich, 
nd dazu gab es mit dem Ford Bisje wskys in dem 
zuett eine Klangschlacht, wie sich eben nur zwei so prachtvolle 
ztimmen einer und derselben Gattung sie liefern können. 
zeide siegten, es unterlag nur das Publikum. Hans Is— 
aub, unser ehemaliger Lübecker Oberregisseur, hatte als 
degisseur ebenfalls Höchstes geleistet, und Haltung und Be— 
»egung in sprühend lebendiger Darstellung schmiegten sich oft 
⸗em Humor der Musik mit geradezu pantomimischer Voll⸗ 
ommenheit an. — Im Düsseldorfer Stadttheater 
elangte als Auftakt zu dem demnächstigen Verdi-Festspielzyklus 
»⸗es Komponisten letzte und reifsfte Oper „Falstaff“ in 
euer Einstudierung zu einer glänzenden Aufführung. In 
arstellerischer und gesanglicher Hinsicht eine Prachtleistumng bot 
zustav Waschow in der Titelrolle; neben ihm ragten Agnes 
Bedekind (Alice Ford) und Gertrud Stretten, früher in 
Lübech, (Aennchen Ford) aus der Reihe der Mitwirkenden 
ervor. Die vom Oberregisseur Robert Leffler, früher in 
em der Besuch keinen offiziellen Charakter trägt, soll de 
in Besuch des Königspafares beim, Präsidenten vpca gengo 
lant sein. Dieser Besuch soll zweifelsohne eine Art Gegen 
esuch für die in diesen Tagen erfolgte Reise Poincarés nan 
Spanien darstellen. 
Mexilo. 
AUnbehagen. Wie aus Mexiko gemeldet wird, ist das Un 
hehagen, das dort der andauernde Aufenthalt amerikanische 
Zriegsschiffe in Mexiko verursacht, durch die vorgeftern vor 
Vashington, aus verfügte Ablösungsorder noch verschärft wor 
en. Huertas Generalstabschef, Oberst Carrall, hat gestern 
ßeracruz verlassen, nachdem er sich vergebens bemüht hakle 
»on dem emerikanischen Konsul die Zusage zu erhalten, daß 
vieser die Zurückziehung der Kriegsschiffe empfehlen werde. 
China 
C. Die Tibetverhandlungen. Aus Simm wird gemeldet, 
abß am 6. Okt, die engüsch-chinesischetibetanischen Berhandiungen 
hren Anfang genommen haben. Als Grundlage hat, die ve— 
anische Regserung folgende Punkte aufgestelli 15Die neuen 
Ubmachungen dürfen nicht den englifch tibetanischen Vertrag 
opn 1803,04 verletzen. 2. Alle administrativen Angelegen 
eilen müssen unter der Kontrolle Chinas stehen. 3. In Tihbel 
nuß den englischen Handelsagenten und Kaufleuten gestattet 
in. an den den Ausländern gesffneten Ortschaften Handel zu 
reiben. 4. Streitigkeiten zwischen Engländern, Thinesen und 
Abetanern müssen gemeinsam ausgekragen werden. 5. Fünf 
dahre nach der Reform der tibetanischen Gerichte werden, die 
uglischen Konsulatsgerichte aufgehoben. 6. Ohne Erlaubnis 
Chinas darf England in Tibet keine Truppen halten, ausge— 
wmmen die Schutztruppen für die englischen Konsulagte. 7. Alle 
lnleihen Tibets müssen in China abgeschlossen werden. 8. Die 
infuhr von Opium und Morphium durch Enaländer ist ver— 
Tagesbericht. 
Lübeck, 16. Oktober 
Jahrhundertfeier 
des Tages der Schlacht bei Leipzig 
am 17. und 18. Oktober 1913 zu Lübeck. 
Programm nach den bisher erfolgten Veröffentlichungen 
Zusammengestellt von der Redaktion der Lübeckischen Anzeigen 
Freitag, den 17. Oltober: 
8u. Uhr abends: Antreten der Vereine auf dem Burgfelde. 
9 Uhr: Abmarsch des Facketzuges vom Burgfelde unter Teil— 
nahme von etwa 70 Vereinen und Körperschaften. 
Der Zug bewegt sich vom Burgfeld durch das Burg— 
ter nach dem Geibelplatz, Breite Straße, durch die Arkader 
nach dem Marktplatz, entlang Rathaus und Postgebäude, 
Holstenstrahe, rechts beim Holstentor vorbei und umschließt der 
Platz am Bismarck-Denkmal. Daselbst 
Anfsprache. 
Zuvor: Gemeinschaftlicher Gesang: „Der Gott, der Eisen wachsen 
ließ.“ 
Nach der Rede: Gemeinschaftlicher Gesang: „Deutschland 
Deuischland über alles.“ 
Auflösung des Fackelzuges. 
Sonnabend, den 18. Oktober. 
Vormittaags von 8 Uhr ab: Gedenkfeiern in den Schulen 
(Der Unterricht ist an diesem Tage ausgesetzt.) 
Vormittags von 1024 Uhr sind die Geschäftszimmer der Be 
hörden geschlossen. 
11 Uhr vormittags: Festgottesdienst in der St. Marienkirche 
unter Teilnahme des Hoßen Senates, der Bürgerschaft, 
des Offizierlorps, einer Abordnung des Regiments Lüubeck 
und Vertretern von Behörden usw. 
Festrredigt: Hauptpastor Marth. 
Motette: Vereinigung für lirchlichen Chorgefang. 
ßegen 12 Uhr, nach Boendigung des Festgottesdienstes, auf dem 
WMarktplatz: Fest-Verfammlung. 
Ansprache des Wortführers der Vürgerschaft, Herrn Rechts— 
anwalt Dr. H. Görtz. 
Nach der Rede gemeinsamer Choral. „Nun dankein 
alle Gott“ (mit Posaunenbegleitung). 
Nach der Marktfeier: Läuten der Glocken sämtlicher Kirchen. 
7 Uhr abends im Stadt-Theater: Festvorstellumg bei festlichen 
Beleuchtung des Hauses „ZTheodor Körner“, Oper 
bon A. Kaiser; zuvor: Kaisermarsch von Richard 
Wagner. In der Pause: Vereinigung der Teilnehmer 
an der Festvorstellung (darunter die Mitglieder des 
Senates und der Bürgerschaft mit ihren Damen) im 
Saalbau. 
Uhr abends: Oeffentliche Musilaufführungen auf dem Markt⸗ 
platz, dem Klingenberg und dem Geibelplatz. 
— — —— 
Lübeck besorgte Einrichtung der Oper war mustergüstig, das 
DOrchester unter Alfred Fröhlich spielte meisterhaft. Rauschender 
Beifall setzte nach jedem Akt'chlusse ein. — Das Stadttheater 
n Krel brachte als Verdi-Feier eine wohlgelungene Neuein— 
tudierung von „Rigoletto“ unter Arno Grau, der kurr 
orher auch den „Troubadour“ mit sicherem Stilgefühl ge— 
eitet hatte. Martha Weber, früher in Lübeck, als aus⸗ 
ezeichnete Gilda und Paul Seidler, früher Wiesbaden, als 
timmfrischer ⸗· Herzog teilten sich mit Otto Kempfs Rigoletto in 
den Haupterfolg des Abends. 
Kũnstlernachrechten. Der Komponist Dr. Edgar Istel wurde 
ils Nachfolger des verstorbenen Professors William Wolf zum 
dozenten der Musikästhetik an der Berliner Humboldt— 
Lkademie ernannt. — Der Ministerpräsident und Minister 
»er Schönen Künste, Barthou, hat das Entlassungsgesuch des 
Administrators der Comédie Francaise, Claretie, angenommen 
ind beschlossen, diesen Posten dem gegenwärtigen Direktor der 
Komischen Oper Albert Carrs zu übertfragen. Gémier, der 
Rirektor des Théatre Antoinie, wird als Nachfolger Carrés in 
er Opéra Comique genannt. — Frl. Paula Weber, 
»ine Schülerin von Frau Bertha Thomaschek-Hinrichsen in 
Berlin, wurde nach erfolgreichem Probegastspiel für fünf Jahre 
m die Dresdener kgl. Oper verpflichtet. — Zwischen der 
Direktion des Deutschen Theaters in Berlin und Rudolf 
5childkraut ist ein Vertrag zustande gekommen, nach dem 
»er bekannte Schauspieler demnächst wieder im Verbande des 
deutschen Theaters auftreten wird. — Marie Barkann ist 
n Paris als Filmdarstellerin mit Erfolg aufgetreten. Sie hat 
zie Titelrolle in dem Filmschauspiel „La Möre coupable“ von 
Fauthier gespielt und wird auch in den nächsten Kurbeldramen 
»er Film-d'art-Gesellschaft mitwirken. 
Die deuische Erstaufführueg von Glucks,Echo und Narciß“. 
Zeltene Gäste erschienen Sonntag auf der Bühne des Hof— 
heaters in Darmstadt. Die Elisabeth-Duncan-Schule, 
die ihr Heim durch die hochherzige Schenkung des Großherzogs 
auf der idnyllisch gelegenen Marienhöhe aufschlagen konnte, 
zrachte erlesenen Kunstgenuß, eine Oper Glucks, dargestellt durch 
anzende Mädchenblüten, gesungen von unsichtbaren Sängern 
— eine neue Kunstform für die Darmstädter Oper, die unge— 
ahnte Möglichkeiten eröffnet 
—— ô öô —
	        
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