Full text: Lübeckische Anzeigen 1913 (1913)

zerstörte Dörfer, Kirchen und Schulen finden, denn alles, was 
ain Humanität grenzt, ist der Feind Albaniens; ihre Zivili— 
ation und Religion find Raub, Mord und Diebstahl. 
Majestät, im Ngmen des Himmels rufen wir Ihren mächtigen 
Schuß an. Emn Kaiser, ein Hohenzollernsproß. die immer 
ßott zum Führer hatten, kann nicht gestatten, daß in den 
Zeiten seiner Macht und seines Ruhmes die göttliche Gerechtig⸗ 
eit unterdrückt wird. — Die Eingabe ist aus allen Dörfern 
des Landes von den angesehensten Einwohnern unterzeichnet. 
In der nächsten Zeit begibt sich eine bulgarische Kommission 
ur Uebernahme der bulgarischen Kriegsgefangenen nach Grie⸗ 
henland. Die griechische Kommifsion zur Uebernahme der grie- 
hischen Gefangenen kommt nach Sofia. 
Die Agence Bulgare bezeichnet die Meldungen über eine 
Mobikisierung in Bulgarien als vollständig un be— 
rründet. Tas Bureau ist ferner ermächtigt, die Meldungen 
iber die Bildung von Banden zum Einfall in Serbien auf das 
vestimmteste zu dementieren. 
Tie Wiener Neue Freie Presse meldet aus Valona: Es ver⸗ 
autet, daß Riza Bey vor Djakovagefallen ist. 
Aus Athen wird gemeldet, daß durch ein königliches 
Dekret die am 18. Aug. griechischen Stils erst entlassenen 
Reservisteniahrgänge 1901 -1909 der Evzonen-(Jäger-)Bataillone 
wieder zu den Fahnen berufen werden. 
Die Schwierigkeiten einerr Mie derablösung des weest- 
richen Thraziens und der Wunsch, die mazedonische 
yraqe wieder aufzurollen, veranlaßte die Bulgaren, den 
dürken folgenden gemeinsamen Aktionsplan vorzu— 
chlagen: Die Autonomie des westlichen Thraziens soll anerkannt 
verden unter der Bedingung, daß die mazedonische Autonomie 
bleibt und die beiden Provinzen zu einem einzigen Staate 
»ereiniat werden. Dieser Vorschlag verdichtet sich bereits zu 
reinem Felrdzugsplan. Es sollen unter den Hunderttau— 
enden mohammedanischer Mazedonier, die sich auf türkisches 
Hebiet geflüchtet haben, Truppen ausgehoben und mit den 
Freiwilligen von Gümüldschina vereinigt werden. Alsdann will 
man mit Unterstützung der bereits bestehenden bulgarischen 
Banden Mazedonien überschwemmen. Tie Türkei soll sich zu 
diesen Vorschlägen noch nicht geäußert haben. 
Ismael Kemal Bei hat im Namen des Ministeriums des 
leuhern der provisorischen Regierung Albaniens ein Telegramm 
nach Petersburg gerichtet und darauf aufmerksam gemacht, dah 
die in der Londoner Konferens festgesetzten Gren— 
en Arbaniens den Bedürfnissen der Albanier 
richt entsprächen und daß dies die einzige Ursache der 
etzigen albanischen Akltion sei. Ismael Kemal drückt, ohne 
im eine russische Intervention zu bitten, den Wunsch aus, daß 
die Grenzen abgeändert werden möchten 
Deutsches Reich. 
W. Der Kaiser traf, von Rominten kommend, gestern mittag 
lUhr mit dem Fürsten zu Dohna und den Herren des Ge— 
folges auf dem Königsberger Bahnhof ein und begab sich im 
Automobil, überall in den flaggengeschmüchten Straßen leb⸗ 
jaft begrüßt, in das neue Kasernement des Grenadierregiments 
Zönig Friedrich Wilhelm J. am Roßgärter Tor. Vor der 
westlich geschmückten Kaserne hatte das Regiment Aufstellung ge— 
nommen. Auch der Verein ehemaliger dritter Grenadiere war 
erschienen. Der Kaiser begrüßte das Regiment und den Verein 
und nahm im Kreise der Offiziere das Frühstück ein. — Der 
Kaiser reiste um 3 Uhr 30 Min. nach Danzig-Langfuhr ab, 
ro er kurz vor 7 Uhr eintraf. Zum Empfang war der 
tommandierende General, General der Kavallerie v Mackensen, 
anwesend. Der Kaiser begab sich im Automobil in die Kaserne 
der Leibhusarenbrigade, wo ein Festmahl stattfand, an dem 
nuch Generalinspekteur Generaloberst v. Prittwitz und Gaffron, 
General v. Macensen und die Prinzen Friedrich Sigismund 
und Friedrich Karl teilnahmen. In den Straken bildeten 
5ñusaren Spalier. 
nge. Die parlamentarische Kommission für Rüstungsliefe⸗ 
rungen. Der Reichstag hat bekanntlich mit dem grundsätzlichen 
kinverständnisse der verbüundeten Regierungen die Ein, etzung 
iner Kommission zur Prüfung aller Rüstungslieferungen be— 
schlossen. In parlamentarischen Kreisen erwartet man, wie die 
N. G. C. hört, daß die Einberufung der Kommifssion schon im 
Laufe der nächsten Wochen erfolgen wird. Denn der Wieder⸗ 
»eginn der parlamentarischen Saison steht vor der Tür, und 
nan hofft, daß wenigstens ein Teil der Arbeitsergebnifse der 
Kommission noch bei den großen Etatsdebatten im Frũhiahr 
1814 wird verwertet werden können. Bei der Zukammen⸗ 
etzung der Kommission wird darauf Bedacht genommen wer— 
— — — ———— 
oltte es nicht über fie sommen — ein haltloses Zusammen⸗ 
hrechen. 
In der Dämmerung des frühen Winterabends schritt die 
unge Frau so langsam hurch den Tiergarten dahin. Den Kopf 
gesenkt, die Hände in dem Muff vergraben. 
So ging sie wieder heim. 
Heim — gab es das für sie? 
Warum war sie eigentlich da in dem Hause, an der Seite 
des Mannes, dem sie so gar nichts war im Grunde? 
Und weiter noch ging dies trostlose Sichselbstbefragen. 
Rückwärts — ganz bis zum Anfang. 
War sie Heinz wohl überhaupt je etwas gewesen? In 
Wahrheit. Hatten im Grunde nicht damals bloß seine Sinne 
nach ihr begehrt? Und nun, wo der Rausch verflogen, stand 
da vor ihnen beiden die frostige, kahle Erkenntnis: fie hatten 
nichts Tieferes gemein miteinander. Nichts, was den Baugrund 
einer wirklichen Ehe abgegeben hätte. 
Ja — sie konnte das Auge nicht mehr vor diefer Er⸗ 
tenntnis verschließen. Und unabweisbar, als Schlußglied der 
Kette drängte sich zu diesen Fragen noch eine letzte: 
Hatte dann aber dies alles noch Sinn? Daß sie bei ihm 
blieb, dem sie im Innersten fremnd war? War dieße Gemein— 
schaft nicht vielnehr entwũrdigend? 
So ganz war Gerda in ihre Gedanken versunken, daß sie 
an einer Biegung des Weges, der sie noch immer längs des 
Seeufers hinführte, fast auf einen Herrn gestoßen wäre — 
einen Offizier, der ihr langsam entgegenkam; seinerseits wohl 
in den Anblid des Treibens drunten auf der Eisfläche vertieft. 
über dem jetzt das bläuliche Licht der Bogenlampen aufae- 
flammt war. 
.Pardon!“ U 
(Fortsetzung folgt.) 
— — — —— — —— — — 
Theater, Kunit und Wissenschaft. 
D.G. Zum 200. Geburtstage Diderots. Am 5. Okt. sind 
—9 Jahre vergangen, daß in Langrues der große Philosoph 
Dederot geboren wurde. Schon seiner philosophischen Rich— 
bng gemäß, als berühmtester und gröhter der Enzyklopä⸗ 
isten. mußte er vielseitig begat und damit auch wohl ge— 
en, daß alle Parteien des Reichstages, soweit sie auf die Bezeich— 
ung „Partei“ Anspruch haben, darin vertreten sein werden. 
daneben werden natüriich auch die verbündeten Regierungen Ver⸗ 
ceter in die Kommission entsenden. Die Zahl der Mitglieder 
er Kommission wird im übrigen keine ausschlaggebende Rolle 
pielen, da es weniger auf Abstimmungen als auf den Zwed 
»er Kommission ankommen wird, sowohl den Parlamentariern, 
ils den Vertretern der verbündeten Regierungen Gelegenheit 
uu geben, in diese wichtige, vom Reichstage so ausgiebig be— 
prochene Materie einen Einblick zu gewinnen. Meinungsver— 
hiedenheiten werden aber schwerlich bei der Entscheidung der 
frage, wie weit der Machtbereich der Kommission zu ziehen 
t, ganz ausbleiben. Denn wenn die Kommission zweifellos 
berall offene Türen finden wird, so verlautet schon jetzt, daßz 
»ie Parteien der Linken sich nicht mit wirtschaftlichen Erörte— 
ungen und vielleicht einer Reform des Submissionswesens be— 
nügen wollen, sondern daß sie auch bemüht sein verden, dem 
deichsstag dauernd das Recht zu wahren, in diesen inneren Be— 
rieb der Reichsgeschäfte hineinzusehen und entscheidend auf 
yn einzuwinken. Jedenfalls legt man der Kommission für die 
tüstungslieferungen jetzt schon eine hohe Bedeutung bei. Die 
neisten Parteien werden daher ihre wirtschaftspolitischen Prak— 
iker, die schon in der Budgetkommission des Reichstages tätig 
ind, in diese neue Kommission abordnen. 
W. Konferenz zur Beratung von Sicherheitsmaßnahmen fuͤr 
ie überfeeische Personenbe förderumg. Im Reichsamt des Innern 
and gestern eine abschließende Konferenz zur Beratung von 
zicher heitsmaßnahmen für die überseeische Personenbeförderung 
tatt, an der neben Kommissaren der beteiligten Reichsämter 
nd preuhischen Ministerien, sowie nachgeordneten Reichs— 
ehörden Vertreter der Bundesregierungen und bereits an den 
donferenzen am 6. Mai und 28. Okt. 1912 beteiligt gewesene 
dörperschaften und Vereine teilnahmen. Wie im Eingange 
er Verhandlung mitgeteilt wurde, hat die großbritannische 
degierung inzwischen Einladungen zu einer internatio— 
alen Konferenz in London, für deren Beginn der 
2. Nov. 1913 in Aussicht genommen ist, mit folgendem 
zrogramm ergehen lassen: 1. Grundsätze über gegenseitige 
lnerkennung der Zertifikate und Vorschriften über die Sicher— 
eit auf See. 2. Grundsätze über Schotten und wasserdichte 
übteilungen sowie Grundsätze über Konstrulktion von Schiffen 
»ezüglich des Schiffskörpers, Ausrüstung und Maschinen. 3. 
ßrundsätze über an Bord zu führende Rettungseinrichtungen 
ind Bootstypen und Anordnungen über Ueberwachung, Ver— 
tauung und Niederlassen, sowie Handhabung der Boote und 
inderer Rettungseinrichtungen. 4. Grundsäße über Kontrolle 
»er Schiffahrt und des Sicherheitsdienstes einschließlich der draht⸗ 
osen Telegraphie, Signale, Hilfeleistung in Seenot, Eis— 
ind Wrackmeldungen, Dampferrouten usp. Mit Rüchhicht auf 
as nunmehr vorliegende Programm und hinsichtlich der in der 
zwischenzeit erfolgten Stellungnahme fremder Staaten zu den 
uf der Konferenz zu erörternden Fragen erschien es er— 
ȟnscht, die an den Vorkonferenzen am 6. Mai und 28. Okt. 
912 beteiligt gewesenen Behörden und Körperschaften noch— 
ials gutachtlich zu hören zu dem Zweck, sich nunmehr end⸗ 
ültig über die Stellungnahme der dentichen Delegierten auf der 
ondoner Konferenz schlüssig zu machen. Sämtliche auf der 
iternationalen Konferenz zu erörternden Fragen wurden noch⸗ 
ials einer eingehenden Besprechung une ozen und über alle 
zunkte der umfangreichen Tagesordnung ein Cinverständnis 
er Versammlung erzielt. 
W. Ein Zwischenfull an der deut ch franßzisch u Greutze. 
domnerstag früh gegen 9 Uhr überschritt ein drut'cher Haupt⸗ 
iann mit einer Maschinengewehrabteilung und drei Kanal— 
eristen in Uniform versehentlich die Grenze in der Rähe ven 
rerme Villers aux Bois in der Gemeinde St. Marcel. Als 
e bereits einige 100 m jenseits der französischen Grenze 
paren, machten auf dem Felde arbeitende Landleute sie 
ufmerksam, daß sie auf französischem Gebiet seien. Der 
Offizier und die Reiter kehrten daraufbin sofort im Galopp 
XE 
W. Zwei Spionageprozesse vor dem Neihsgericht. Vor 
/em Reichsgericht kommen nächstens zwei Spionageprozesse zur 
zJerhandlung und zwar am 11. Okt. gegen den Schankwirt 
treutner, den Schlosser Dringenberg, den Schlosser Schäfers 
ind den Sprachlehrer de Sacy-Essen wegen Verrats militä— 
ischer Geheimnisse und Diebstahls, Hehlerei usw., ferner am 
4. Okt. gegen den Schneider und Bureaugehilfen Paul Bie— 
ilsti⸗Sablon und den Schlosser Karl Biesalski-Longwy wegen 
ersuchten Verrats militärischer Geheimnisse und schweren Dieb— 
. 
vandt im realen Leben sein. Diderot schrieb heute Annoncen 
ür kosmetische Haarmittel, wenn er darum gebeten wurde, 
norgen vertiefte er sich in die schwierigsten philosophischen 
Zrobleme. In dieser Hinsicht sei an eine Episode erinnert, die 
or allen anderen zeigt, wie sich bei Diderot Wissenschaft und 
röhte Lebenskenntnis die Hand reichten: Eines Morgens kam 
u Diderot eine Dame mit den Worten: „Mein Herr, ich 
»ar die Mätresse des Herzogs von La Vrillièere und bin in 
er größten Not. Ich bitte Sie um eine Bittschrift, die das 
herz meines alten Freundes rührt.“ Diderot, der vor nichts 
u ückschrede, sagte: „Nehmen Sie eine Mi ute Platz, Madame, 
vir werden sehen“, und er schrieb: „Mein Herr, so lange ich 
on den Geschenken Ihrer Liebe leben konnte, habe ich mich 
ticht an Ihr Mitleid gewandt. Aber von all der Liebe, die 
Sie mir erwiesen haben, bleibt mir nur Ihr Bild: Morgen, 
vem Sie dann mich in meiner Not nicht unterstützt haben, muh 
ch es verkaufen, um Brot zu haben.“ Der Herzog schickte 
0 Louisdor. Wenige Jahre später kam das arme Weib 
dieder, verlassener als je. Dieses Mal handelte es sich darum 
hr den Eintritt in ein besonderes Krankenhaus zu verschaffen. 
diderot schrieb: „Mein Herr, die Unglüdliche, die Sie geliebt 
jaben, ißt ihr letztes Essen in einer Dachkammer. Ich bitte Sie 
nicht, ein Dasein zu verlängern, das Sie so grausam ver⸗ 
ziftet haben. Ich wünsche nur ein Bett, um darin zu sterben. 
Wenn Sie mir diesen Zufluchtsort nicht gestatten, werde ich 
nich in ein öffentliches Hospital begeben und mit Ihren 
zriefen in der Hand sterben. Und die werden Ihnen aus dem 
»ospital zurückgeschict werden.“ Der Erfolg war glänzend. 
der Herzog von La Vrillière sorgte für die Aufnahme seiner 
ilten Freundin in einem hesonderen Krankenhause. 
w —3— 
Diderot⸗Aneldo ten. 
Die Feter des 200. Geburtstages Diderots Zringt uns die 
dersönlichkeit des großen Enzyklopädisten wieder nahe und so 
yerden in diesen Tagen auch die hier folgenden Anekdoten, 
ie uns mit seinen kleinen Menschlichkeiten bekannt machen und 
inige bezeichnende Charakterzüge hervortreten lassen, nicht un⸗ 
pillkommen sein: 
Diderot glich, wenn er arbeitete, einem Wahnsinnigen, er 
aunnte herum, gestikulierte und schwibte. nomentlich lplli⸗e ftan— 
W. Ueber die aus Deutshe-Südwestafrika gemeldeteu Kämpfe 
der Schutztruppen mit Buschleutin erfahren wir, daß dabei e 
ich lediglich um eine stärkere Patrouille der vierten Kompagni« 
sehandelt hat, die auf Anweisung des Gouvernements den 
ordöstlichen Teil des Bezirks Grootfontain, in dem sich die 
dlagen über das Treiben der Buschleute in lehzter Zert vermehri 
atten, abzusuchen und von herumstreifendem, gefährlichem Ge— 
indel säubern sollten. Bei der Streife wurde än größerer 
ẽrfola deshalb nicht erzielt, weil nur auf Farmen beschäftigte 
Buschleute als Führer der Patrouille dienten, die selbstver— 
tändlich ihre Stammesgenossen nicht verraten wollten und 
»eshalb als Führer versagten. Infolgedessen gelang es den 
erfolgten Buschleuten, in den meisten Fällen rechtzeitig zu 
mtkommen. Auf der Flucht wurden drei Mitglieder einer 
Werft erschossen und zwei Weiber mit einem Kind fest· 
Jenommen. 
DT. Der Wechsel in der amerltani'chen Botfchaft. Der 
amerikanische Botschafter am Berliner Hofe John G. A. 
deishman, der heute Berlin verläßt, ftattete gestern dem 
Keichskanzler von Bethmann-Hollweg seinen Abschiedzbesuch ab. 
Hestern abend gab der Staatssekretär des Auswärtigen von 
Jagow dem scheidenden Botschafter ein Abschiedsessen. — 
Der neue amerikanische Botschafter Gerard (iehe besonderen 
Artikel) trifft am Montag in Berlin ein 
Ausland. 
Desterreich⸗ Un garn. 
PO. Em gemeinfamer Ministerrat hat, wie schon kurz ge— 
neldet, gestern stattgefunden, an dem auch die neiderseitigen 
Finauzininister, sowie der Chef des Genergistabes von Hötzen⸗ 
orff und der Marinekommändant Admiral Haus eilnahmen. 
Die Tagesordnunçg der Sitzung umfaßte neben der allgemeinen 
Erörterung der gesamten politischen Tage insbefondere Vor⸗ 
hereitungen für die Delegationen und Prüfung der neuen Mifi— 
ärforderungen. Es besteht die Absicht, die Delegationen schon 
ür November zur Genehmigung des gemeinsamen Budgets für 
as erste Halbjahr 1914 einzuberufen. Jedoch hat man den 
Blan, lediglich eine kurze Dezembertagung zur Erledigung eines 
dreimonatigen Budgetprovisoriums zu benußen, noch nicht falien 
zelassen. Weiter ist man in eingeweihten Kreisen der festen 
Ueberzeugung, daß in der augenblidlich allerwichtigsten Frage 
er Erhöhung, des Rekrutenkontingents keine UNeberraschungen 
„u erwarten sind. Die Kriegsverwaltung wird einer Konun— 
hentsvermehrung von 50 000 Mann bedürfen, und dieser Forde— 
ung werden von den Regierungen keine Hindernisse in den 
Peg gelegt werden. Daß militärische Fragen von besonderet 
Wichtigkeit zur Erörterung gelangten, geht schon daraus her— 
dor, daß der Chef des Generalstabs, Konrad von 888ßendorff, 
der Sitzung beiwohnte. 
We Eine große militärische Feier zur Erimerung au die 
Befreiungslriege findet am 18. Okt. in Gegenwart des 
deifers am Schwarzenberg-Denkmal statt. 
Rußland. 
FC. Zur Bekaämpfung des Geldmangels unterstützt der 
Finanzminister die russischen Großbanken durch Zergabe von 
5 Millionen Rubel für die Realisierung der Schiredschensler 
Bobnanleihe 
Schweden. 
W. Das Befinden des erkrankten Königs Gustas gibt nach 
dem letzten Krankheitsbericht keinen Anlaß zu Befuͤrchtungen. 
Dder Kronprinz, der der Hochzeit des Prinzen Arthur von 
ennaught in London bezuwohnen beabsichtigte, hat seine 
Keife gufgegeben, da ihm die Regentschaft übersragen worden ist. 
Die Kronprinzessin wird nun aflein reisen. Die Königin reist 
eute pon ihrem Sommeraufenthalt auf Oeland nach Drott⸗ 
gingholm, wo der Köniqnfür die Dauer feiner Krantheit 
Aufenthoisf nimms 
Belaien 
W. Die Kommiffion zur Ausarbeitung einer Luftkarte, ein— 
gesetzt von der internationalen Luftfahrtvereinigung, hat unter 
dem Präsidium des Prinzen Roland Bongaparie in Bruͤßel am 
Freitag ihre Tagung begonnen. dentschland, Desterreich-⸗Un⸗ 
zarn, Frankreich, Schweiz, Belgien und Schweden hatten Ver— 
reter entssandt. Nach dem Bericht über das, was in den ein— 
elnen Vändern für die Lösung der Fragen getan werden faumu, 
ordert die Kommission die Regierungen auf. die Ergehnisie 
hrer Untersuchungen bekannt zu geben. Darauf vurde in 
oie Diskulsion über die Errichtung von Merkzeichen und die 
Anwendung der drahtlosen Telearavbie zur Orientierung der 
Luftichiffer eingetreten 
Vortugal. 
PC. Politische Anmestie. Von den 400 politischen Ge— 
'angenen, die zurzeit in den portugiesischen Gefängnissen inter— 
niert sind wurden 300 bei der geftrigen dritien Wiederieht der 
Proklamation der Republik begnadigt 
— — —— — — — — — 
Perüde eine große Rolle; er warf sie empor, hob sie auf, setzte 
ie auf und wars sie wieder weg, dabei schrie er gewaltig und 
jehärdete sich mie ein Toller. Einmal fand ihn ꝛin Freund ganz 
n Tränen: „Mein Gott,“ sagte er, „was ist Ihnen? Sie er—⸗ 
chrecken mich.“ — „Ich weine über ein Märchen, das ich eben 
chreihe 
* 
Als Diderot das berühmte Gemälde von Rubens in Düssel— 
orf: „Diogenes mit der Laterne Menschen suchend“, sah, sagte 
r zu dem Manne. der ihn bingeführt hatte: .C'est Diderot en 
30llande!“ 
Diderot hielt sich eine Zeitlang am russischen Hofe auf und 
»mpfing von der Kaiserin Katharina II. viele Beweise ihrer 
5)uld. Sie fand Gefallen an seinem Umgang und sprach cft 
Stunden lang mit ihm über Literatur und schöne Künste. Wäh⸗ 
end seiner Anwesenheit in Petersburg verfertigte Diderot ein 
S„chauspiel und las es der Kaiserin vor. Sie zuchte ihn zu 
berreden, es aufführen zu lassen. Diderot wollte sich aber 
dazu nicht verstehen und bat, erst seine Abreise abzuwarten. 
Und warum das?“ fragte die Kaiserin, „besorgen Sie etwa, 
ihr Stuck möchte nicht gefallen? Da trösten Sie sich im schlimm⸗ 
ten Falle mit mir; ich habe vier von meinen eigenen Schau— 
pielen aufführen lassen und bin beinahe jedesmal aus gepfiffen 
vorden. Gleichwohl habe ich mir das Unglück wenig zu Gemüte 
jezogen.“ — „Das glaub' ich wohl,“ versetzte Diderot, „das 
st aber auch ein ganz anderer Fall. Wenn Diderot als Schrift⸗ 
teller fällt. so fällt er ganz, wenn hingegen Ew. Majestät als 
Schauspieldichterin fallen, so stehen Sie noch immer als Kaiserin 
n Ihrer oonzen Griüse do“ 
uie 
Diderot eiferte einst an der Tafel der Kaiserin Katha— 
ina II. gegen die Schmeichler und verdammte fie samtlich zur 
hölle. Die Kaiserin unterbrach ihn mit der Ftage, was man 
in Paris über ihren Gemahl urteile? Diderot erschönfte sich mil 
ichtbarer Verlegenheit in große Lobsprüche. „Schweigen Sie“ 
lief die Kaiserm aus, „Sie sind wenigstens schon auf dem Weae 
um Fegfeuer“
	        
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