Full text: Lübeckische Anzeigen 1913 (1913)

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Wöchentlich 13mal (Wochentags morgens und 
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Beilagen: Vaterstädtische Blätter. — Der Familienfreund. 
Amtsblatt der freien und Hansestadt Lübecd 163. Jahrgang Nachrichten für das her. tum Tauenburg, die 
zeiblatt: Gesetz und Verordnungsblatt 8 — —— Fürstentümer Ratzeburg, Lheck und das angren⸗ 
ισ- Sσσσ—σο —— —— —— en zende mecklenburgische vnd holsteinische Gebiet. 
Drud und Verlag: Gebruder Borchers s. m. b. 8. m Lubed. — Geschäftsstelle Rbr (Konigitt. 46). Fernsprecher 89000 u. 9001. 
Donnerstag, den 2. Oktober 1913. 
Ausgabe 
— — 
Erstes Blatt. hierzu 2. Biatt. 
Umfang der heutigen Nummer 6 Seiten. 
Nichtamtlicher Ceil. —F6 
— 
Zentrum und Jesuitengesetz. 
ODer Zentrumsparteitag, der am 29. Sept. für 
ben Regerungsbezirk Trier in Wittlich stattfand, hat durch 
»rogrammatische Auslassungen der Abgeordneten Marx 
ind Trimborn eine über lokale Bedeutung weit hinaus— 
gehende Wichtigkeit erlangt. Diese programmatischen Aus— 
assungen der genannten Zentrumsführer betrafen eine Ver— 
'oppelung der Wehrvorlage mit dem Jesuiten— 
resetz, wie sie von einem Organ der Berliner „Quertreiber“ 
nach der Verabschiedung der Wehrvorlage versucht worden ist. 
Ddamals wurde es dem Zentrum als Fehler angerechnet, daß 
s die Rückbberufung der Jesuiten und die Aufhebung der dem 
Irden auferlegten Beschränkungen nicht ur conditio sine qua 
aon für die Zustimmung zur Militärvorlage gemacht habe. 
diesen Vorwurf hat Abg. Marx nach dem Bericht der Köln. 
Volksztg. folgendermaßen zurückgewiesen: 
„Man kann es nur als Mangel jedes politischen Verständ— 
nittes bezeichnen, wenn solch maßlose, unvernünftige Forderungen 
restellt werden. Das Zentrum mußte, nachdem es, die Berechti— 
zung der Miilitärvorlage erkannt hatte, ihr zustimmen, unbe— 
chadet der Tatsache, daß die Regierung in manchen Punkten 
den Katholiken unrecht tut. Es durfte ... nicht der Obrig⸗ 
keit verweigern, was ihr zustand. Und dann.,. welche Konse— 
puenzen würde eine solche wahnwitzige Politik gezeitigt haben? 
ẽs wäre zur Reichstagsaufiösung gekommen und die Gegner 
zjätten eine Parole gegen das Zenirum gehabt, die letzterem 
Jeradezu verhängnisvoll hätte werden müssen.“ 
Abg. Trimborn schloß sich „in allem“ den Wortken des 
Abg. Marx an und fügte hinzu: „Wenn das Zentrum die 
Zustimmung zu Staatsnotwendigkeiten al hängi; machen wolle 
von der Erfüllung von Parieitru ne, vann wmürden wir zu 
oͤsterreichischen Zuständen gelangen.“ Der Parteitag aber hat 
die Ausführungen beider Redner mit „stürmischer Zustim— 
mung“ aufgenommen. 
Diese Haltung des Zentrumsparteitages für den Regie— 
rungsbezirk Trier und jene Erkärtungen der Abga. Marx und 
Trimborn wird man sich sorgfältig merken müssen. Fehlt 
s doch im Zentrumslager auch außerhalb der Berliner „Quer— 
reiber“ nicht an Stimmen, die dasselbe fordern, was Abg. 
Marx jetzt als „wahnwitzige“ Politik zuröckseviesen hat. Es 
ei nur daran erinnert, daß der Badische Beobachter am 
21. Febr. d. J. einen Artikel des Abg. Erzberger ver— 
zffentlicht hat, der unter der Ueberschrift „Konfliktsluft“ das 
Nachstehende ausführte: 
„Gewiß ist das Zentrum in der denkbar schwersten Weise 
durch den Bundesratsbeschluß zum Jefuitengesetz brüskserf 
—— — —3 
Abend-Blatt NUr. 499. 
vorden; aber ein Konflikt schafft dies nicht aus der Welt, 
ondern gur die Aufhebung des Jesuitengesetzes, ð sagt der 
efunde Menschenverstand. Daß es sich für das Zentrum um 
ine Prinzipienfrage handelt, kann jedes Kind wissen. Nun 
agt man, daß die ganze Haltung des Zentrums durch diese 
Aellungnahme des Bundesrates diktiert werde, Wenn es so 
ꝛin solste, was wäre denn dabei? Sind die Parteien gegen— 
ber ihren Wählern, ihrem eigenen Gewissen und ihrem Pro— 
ramm, denn nicht verpflichtet, ihre Forderungen durchzusetzen ? 
s bedeutet eine geradezu subalterne Auffassung von der 
ktellung des Reichstages, wenn man meint, er müsse wie ein 
Rekrut“ stramm stehen, wenn der „Feldwebel“ Bundesrat mit 
nhaltbaren „Tagesbefehlen“ erscheine. Keine Partei mit poli— 
ischem Willen kann diese Auffassung teilen.“ 
Abg. Erzberger fand also gar nichts dabei, ziemlich unver—⸗ 
lümt für die Politik einzutreten, die von den Abgg. Marx und 
rimborn unter stürmischer Zustimmung eines Zentrums par! ei⸗ 
ages als „wahnwitzig“ verworfen worden ist. Diese Cin— 
hätzung einer Jesuiten-Kuhhandelspolitik möge sich der Bun-— 
esrat vor Augen halten, wenn etwa in seinen FKreisen dafür 
Stimmung gemacht werden sollte, daß er die Annahme der 
Vehrvorlage durch das Zentrum mit seiner Zustimmung zur 
lufhebung des Jesuitengesetzes belohnen müsse. Nicht minder 
ichtig als jene Einschätzung einer Kuhhandelspolitik ist das 
zeständnis des Abg. Marx: im Falle einer Reichstagsaufiösung 
‚ätte die Kubhandelsforderung verhängnisvolle Folgen über 
as Zemtrum gebracht. Auch dieses Bekenntnis möge der Bun— 
esrat nicht vergessen! Und endlich beherzige das „latholijche 
Zoll“, wie unbefangen sein Führer Trimborn das Verlangen 
iach Aufhebung des Jesuitengetetzes als Par— 
eiwunsch bezeichnet hat. 
— 
den Feinden die erste Notwendigkeit sehe. Daher erachte er 
den Zwist mit der provisorischen Regierung fsür beendet und sei 
hbereit, seine patriotische Pflicht gegenüber dem Vaterlande 
u erfüllen. Ferner richtete Essad Pascha an die serbische Regie— 
ung. ein Schreiben, in dem er sein Bedauern über die 
Autigen Ereignisse an der serbisch-albanischen Grenze aus— 
pricht, gleichzeitig aber erklärt, daß er mit seinem Anhang die 
Integrität des durch die Londoner Botschafter-Vereinigung 
ibgegrenzten albanischen Staatsterritoriums gegen die ser« 
dische Armee verteidigen werde. 
Süd⸗Albanien will griechisch werden. Der zu 
den Arbeiten der internationalen Kommission nach Albanien 
ntsandte Sonderberichterstatter der PreßCentrale meldet. Tei 
Militärgouverneur von Biglista DTr. Dardas hat eine Petition 
rhalten, die von zahlreichen Bewohnern aus 37 Ortschaften 
eines Bezirks unterzeichnet ist. Die Unterzeichner erfuchen, das 
Nemorandum der internationalen Kommission zu überreichen⸗ 
zie danken darin der griechischen Regierung für die gerechts 
zehandlung und für die Freiheit, deren sie sich unter der in-— 
erimistischen griechischen Regierung zu erfreuen hatten, und er— 
lären, für alle Fälle unter griechischer Herrschaft bleiben zu 
»ollen, andernfalls würden sie der 2lbanischen Regierung mit 
llen Kräften Widerstand leisten. Das Schriftstück trägt nicht 
iur die Unterschriften von Hunderten von Christen, es haben 
ruch zahlreiche Mohammedaner ihre Unterschriften darunter gesetzt. 
— Ferner meldet derselbe Berichterstatter: Tie Anwesenheit 
ines deutschen Journalisten in Corytza erregt überall das 
zrößte Interesse. Die griechischen Bewohner Süd-Albaniens 
egen einen großen Wert darauf, die deutsche Oeffent⸗ 
ichkeit über die Stimmung, die in der Frage der Grenzregu— 
ierung unter ihnen herrscht und die für sie eine Lebensfrage 
hedeutet, zu informieren. Ich erhielt den Besuch einer Abord 
rung von 20 Damen, die alle Stände der christlichen Bevölke— 
ung von Corntza repräsentieren und die darum baten, ihre 
eutschen Mitschwestern, zu denen auch die griechische 
dönigin gehört, wahrheitsgemäß über seine Eindrücke zu in— 
ormieren und hoffen von dem Gerechtigkeitsgefühl der deut— 
chen Frauen, eingedenk der großen Taten ihrer Ahnen im Johre 
813, Verständnis und Unterstützung für ihre heilige Sache. Die 
-zprecherin der DTeputation erklärte: „Wir wollen der Welt be— 
beisen, daß nicht nur Männer und Brüder in dem Kampfe 
ür die Vereinigung des nördlichen Epirus mit dem Mutter— 
ande Griechenland nicht allein stehen, sie seien entschlossen, i m 
dotfalle selbitdie Waffenin die Hand zunehmen 
ind die albanischen Behörden zu vertreiben. Sollte das 
Schlimmste eintreten und der Kampf nicht den so heiß ersehnten 
Zzieg bringen. dann würden sie nach dem Beispiel der Frauen 
der Bibel erst ihre Kinder und dann sich selbst töten. Das ist 
der heilige Schwur, den die Frauen Süd Abbaniens geleistet. 
gaben. Tie epirotischen Frauen werden alles tun, um nicht! 
unter albanische Knechtschaft zu gelangen.“ 
— —— 
Der dritte Balkankrieg. 
Die Albaner stehen nach Meldungen aus Belgrad in 
»er Nähe Wranischte und Prizrend. Die anderen Kolomen 
vurden über die Grenze vertrieben. Die serbische Armee ist 
5 Em weit in das albanische Gebiet eingedrungen. Seit 
Dienstag werden blutige Kämpfe in Dibra geführt, 
»orüber die Blätter sürchterliche Details ve öffentlichn. Man 
immt in militärischen Kreisen an, daß die Albaner gezwungen 
ein werden, die Stadt zu verlassen. Sämtliche Dörfer, aus 
»enen fsich die Albaner zurückhziehen, sind vollkommen nieder— 
ebrannt. 
Die „Regierung“ Albaniens beginnt einzulenken. Sie 
rklärt, daß die Kämpfe der letzten Tage bei Dibra, Struga 
und anderen Orten durchaus nicht im Einverständnis mit 
er „Regierung“ erfolgten; sie ihnen vielmehr völlig fernsteht 
iend die Ereignisse bedauert, die dem Lande nur schaden 
önnen. Da die Regierung vor immer größeren und verant— 
»ortungsvolleren Aufgaben steht, trachtet Ismail Kemal Bei 
anach, im Kabinett Leute um sich zu scharen, die den Bedürf— 
issen des Landes genügendes Verständnis entgegenbringen. 
ssad Pascha telegraphierte an die „Regierung“, daß er ange— 
ichts der schwierigen Verhältnisse, in denen sich Albanien 
rugenblicklich befinde. in der EFinigkeit der Nafion gegenüber 
Offizierstöchter. J 
RKoöman von RaunGrabein. 
43. Fortsetzung.) MNachdruck verboten.) 
Gerda wurde in diesem Vermuten noch bekräftigt durch 
in peinliches Erlebnis, das ihr nur allzusehr recht zu geben 
chien. Sie hatte, getrieben von dem Verlangen, sich einmal 
elber zu entfliehen, eines Tages auch bei Loeweckes wieder vor—⸗ 
zesprochen. Der Zufall hatte es gewollt, daß, während Gerda 
noch draußen vor der Wohmnungstür stand, von drinnen aus 
dem Entree die Stimme Frau v. Loeweces herausscholl, die 
vohl nreit einem ihrer Leute sprach. Als Gerda dann sich 
nelden ließ, kam der Bursche wieder heraus mit dem Bescheide, 
er hätte leider nicht gewußt, die Frau Hauptmann wären doch 
ortgegangen. Auch wenn Gerda die Stimme Frau v. Loe⸗ 
vedes vorher nicht so deutlich erkannt hätte, an dem etwas 
detretenen Wesen des noch unbeholfenen Menschen jetzt hätte 
iie dies Sich verleugnenlassen gemerkt. 
Tann ging sie stillschweigend, aber den Moment verwand 
ie nie wieder. 
In dieser Vereinsamung voll tiefster Bitterkeit flog Gerda 
zum erstenmal ein Heimweh an. Nach Ellerstedt, nach dem 
Flternhause, aus dessen Enge sie einst geflohen war. Sie 
war seit ihrer Verheiratung nie wieder zu Haus gewesen. 
So schrieb sie denn eines Tages an die Mutter, stellte 
hren Besuch in Aussicht und fragte an mekr der Form 
bbegen —, ob sie gerade auch jetzt recht kame. 
Die Antwort Frau v. Hennings ließ einige Tage auf sich 
warten, dann kam sie endlich und bracte in Ablehnung. 
Ratürlich in freundlicher Form uns anscheinend auch motiviert. 
Tante Albertine werde gerabe erwartet, das Fremdenzimmer 
ei also leider nicht frei, und überhaupt — man hätte auch 
nehr von einander, wenn man allein sei, ganz unter sich. 
Ob sie daher ihren Besuch mht ebet verschieben möchte. 
Gerda lachte bitter auf, als sie den Brieß las. Das 
Fremdenzimmer! Dies eine Wort fiel ihr immer wieder ins 
Auge. Als wäre es die Signatur des ganzen Briefes. Gewiß 
var es der Mutter beim Schreiben nur so in die Feder ge— 
uitten, ganz gedankenlos. Sie nannten ja auch das Logier— 
zimmer bei sich zu Haus oft so. Aber dennoch war es Gerda, 
als habe das Wort für sie eine tiefere Bedeutung. 
Und noch ganz unter dem ertten Eindruch dieses schmerzlich— 
bitteren Empfindens schrieb fie nach Haus: 
„Es hätte sich ja wohl schließlich ein Plätzchen wohl auch 
n meinem alten Mädchenstübchen oder bei Edith finden lassen. 
der kommt denn für mich eben nur noch das „Fremdenzimmer“ 
n Betracht? Wenn Ihr etwas gegen mich habt, wenn Ihr 
tich zu Hause nicht sehen wollt, so laht es mir doch wenig⸗ 
sens offen wissen!“ 
Diesmal kam die Antwort umgehend, und zwar trug 
der Brief die Schriftzüge des Oberstleutnants. Der Vatet 
ichrieb ihr persönlich folgendes: 
„Liebe Tochter! 
Der Ton Deines Briefes an uns war zwar nicht ganz der 
ichtige, aber dennoch will ich Dir antworten. 
Selbstverständlich hat es der Mutter fern gelegen, Dich 
twa kränken zu wollen mit der non Dir gerügten Bemerkung. 
Deine Mutter gerade hätte Dich vielmehr von Herzen gern 
ier gehabt, schon jetzt; wenn Dir ein Aufschub nahegelegt 
ourde, so geschah es vielmehr auf meine Veranlassung. 
Wie Du gehört hast, trifft Tante Albertine dieser Tage 
ier ein, und Du kennst ja selber gut genug die Ansichten 
reiner Schwester. Ich wollte es in erster Linie Dir ersparen, 
ielleicht Bemerkungen über Deinen Mann mit anhören zu 
nüssen. die Tich als seine Frau verletzen müssen. 
Wie ich selber darüber denke, davon habe ich bisher ge⸗ 
hwiegen. Aber da Du nun die Wahrheit von uns sorderst. 
iebe Gerda, so will ich Dir nicht verhehlen, daß auch mich 
»ie Handlungsweise Deines Mannes heftig erregt hat. Er 
»urfte sich niemals so weit vergessen, daß es mun dahin mit 
hmäkonimen konnte. Dafür ist man eben ein Mann und hat 
ie Folgen seiner Handlungsweise vorher zu erwägen. 
Ich will hier nicht von uns sprechen, obwohl Du Dir 
a selber wirst sagen können, daß wir alle schwer unter diesen 
Ringen zu leiden haben, die ja leider in aller Leute Mund 
nd. Und Du kennst ja zur Genüge die Anschauungen in 
nseren Kreisen. An Dich denke ich, meine arme Tochter. Dein 
?os ist nicht leicht, und Du worst Anderes erwartet haben 
Hättest Du doch auf mein Warnen gehört, als es noch Zeit war 
——ü 
Aber das ist nun zu spät. Es war Dein Wunsch und Wille 
o, und so mußt Du denn nun auch, meine Tochter, hinnehmen, 
oas kommt. Ich habe das feste Vertrauen zu Dir, daß Du 
es an Mut und Standhaftigkeit nicht fehlen lassen wirst. 
Was nun noch einmal Deinen Brief anlangt, liebe Gerda, 
o braucht es wohl keiner befonderen Versicherung, daß Tu 
ür Deine Person uns jederzeit herzlich willbommen bist. 
Willst Tu schon jetzt kommen, noch während Tante Albertinens 
Unwesenheit, so komm. Aber rechne, wie gesagt, damit, daß 
Dir voraussichtlich dann peiniiche Erörterungen nicht erspart 
bleiben dürften. Herzlichst 
Dein Vater.“ 
Gerda saß lange vor dem Briefe. Dann schrieb sie ihre 
Antwort: 
„Lieber Vater, 
ich danke Dir herzlichst für Deine Zeilen, aus denen ich noch 
»ieles herauslese, was Du nicht aussprichst — Schmerzliches 
ind Liebes. 
Aber Du wirst es verstehen, Vater, daß auch ich darauf 
chweige. So laßß mich Dir denn nur danlen für Deine Ver. 
icherung, daß ich Euch willkommen wäre. Wenn ich aber 
rotzdem nicht komme, so hoffe ich, werdet Ihr das auch 
ichtig auffassen. Tu sekbst, lieber Vaker, erinnerst mich ja 
»aran. datz mein Platz neben meinem Manne ist, trotz gilem. 
Zei den Gesinnungen, die Ihr gegen Heinz hegt — ich beklage 
is tief, verzichte aber auf jeden Versuch, Euch zu anderen 
Ansichten zu belehren, als ausfichtslos —, würde meine Reise 
u Euch fast wie eine Feindseligkeit gegen meinen Mann dus- 
ehen. Zum mindesten wäre es taktlos. Ich glaube, Ihr 
timmt mir daher nur bei, wenn ich unter diesen Umständen 
richt zu Euch lomme. Obwohl es mir nicht leicht wird. Ich 
hatte Sehnsucht nach Euch. 
Und mun lebt wohl, alle daheim! 
Eure Gerda.“ 
* e 
* 
Sy flande Gerda zu ihrem Manne, aber sie hatte keinen 
halt mehr an ihm. 
In jener Stunde neulich, wo sie sich noch einmal hatte 
an ihn anklammern wollen mit innerster Seele, da hatte er 
dersaoat. Ter Glaube an ihn war zerstört.
	        
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