Full text: Lübeckische Anzeigen 1913 (1913)

Deutsches Reich. 
W. Die baherischen Finanzen. In der gestrigen ersten 
Sitzung dier Kammer legte der Finanzminister, beovor 
er die Budgets für 1914/15 einbrachte, die Rechnungsnach— 
weifungen für 1910/11 des ordentlichen Budgets 
vor. Beide Jahre schlossen mit einem verfügbaren Neber⸗ 
schuß von 33 232 989 Mubei der Eisenbahnverwaltung und 
1354 258 Miim alligemeinen Staatshaushalt ab. Der Ueber— 
ichuß bei der Eisenbahnverwaltung ermöglichte die Auffüllung 
des Ausgleschsfonds mit 20 Mill. Mzur Deckung des auf die 
Eisenbahnverwaltung entfallenden Fehlbetrages aus 1908 und 
1909 und die Verwendung von 654 Mill. Mäzur Schuldentilgung. 
Der Ueberschuß im allgemeinen Staatshaushaltsetat wurde 
ebenfalls zur Decung des Fehlbetrages aus 1908 /09 verwendet. 
Die Rechnungsnachweisungen über das auhberordentliche Budget 
ctellen aus den Ueberschüssen früherer Finanzperioden sür 1914/15 
nur 132422 M zur Verfügung. — Ueber das Rechnungs— 
ergebnis für 1812 und 1913 teilte der Finanzminister mit, 
daß die Eisenbahnverwaltung 1912 einen Ueberschuß von 
13436053 Muerzielt habe, daß aber 1913 ein Räc— 
gang der Einnahmen eingetreten sei. Das Ergebnis für 
die Gesamtperiode lasse sich noch nicht absehen. In der Post- 
und Telegraphenverwaltung müsse mit einem Ausfall von 1 bis 
113 Millionen für beide Jahre zusammen gerechnet werden; 
dagegen sei bei der Staatsforstverwaltung eine Mehreinnahme 
von 7 bis 8 Millionen und bei den Berg⸗, Hütten⸗ und Salz⸗ 
werken eine solche von 1 Million für die Finanzperiode zu 
erwarten. Dagegen würde beim Etat der Zölle und indirekten 
Steuern für die Finanzperiode ein Ausfall von 214 bis 3 
Millionen und beim Etat der direkten Steuern ein solcher von 
ungefähr 193 Millionen zu befürchten sein. Im ganzen dürfte in 
der Finanzperiode 1912/13 nur ein kleiner Ueberschuß des allge— 
meinen Staatshaushaltes zu erwarten sein. Bei der Einbrin⸗ 
gung des Budgets für 1914/15 wies der Finanzminister auf die 
Einwirkung der letzten Reichsfinanzreform hin, 
die für Bayerneinen jährlichen Musfall von umn 
gefähr 2 Millionen bedeute. Bei der Aufstellung des 
Budgets, das mehrfach eine andere Gruppierung aufweise, 
um eine größere Uebersichtlichkeit und Anpassungsmöglichkeit an 
die kaufmännische Buchführung zu bringen, sei grundsätzlich 
für die Anleihen der allgemeinen Staatsschuld nicht nur der 
Zinsbetrag, sondern auch die Amortisationsquote in die Etats 
der beteiligten Verwaltungen eingestellt worden, um einem zu 
weit gehenden Anwachsen der Staats schuld vorzubeugen. Ma— 
teriell sei die Aufstellung des Budgets mit außergewöhnlichen 
Schwierigleiten verknüpft gewesen. Ein Ausgleich habe nur 
durch Zuschläge zur Reichserbschaftssteuer vom 
1. Jan. 1914 ab und Erhöhung der vom Reich freigegebenen 
sOprozentigen Zuwachssteuer geschaffen werden können. 
Beide Gesetzentwürfe würden vom Finanzministerium gleich— 
zeitig vorgelegt werden. Eine weltere Steigerung der 
Einnahmen solle die Umgestaltung der Gebühren— 
gesetzgebung bringen. Die beir. Gesetzentwürfe würden dem 
Landtage voraussichtlich woch vor Weihnachten zugehen. Die 
sich daraus ergebenden jährlichen Mehreinnahmen würden auf 
3 Millionen geschätzt. Die Einnahmen der Staatseisenbahn 
seien mit 333 347 400 Mu(gegen die beiden Vorjahre ein Mehr 
von 2492 Millionen), die Ausgaben mit 322 624 500 Mver⸗ 
anschlaat. Der Ueberschuß von ungefähr 1023 Millionen solle 
mit 3 Millionen an den allgemeinen Staatshaushalt, der Rest 
zum Ausgleich des Tilgungsfonds abgeführt werden. Der Etat 
für Post und Telegraphen schließt bei 88 Millionen mit 15 
Millionen Ueberschuß ab, von denen nach Abrechnung des 
Ausgleichsbetrages ein Rest von einer Million für allgemeine 
Staatszwede bleibt. Sämtliche zehn Staatsverwaltungsetats 
weisen eine Steigerung der Ausgaben von vrund 12868 000 M 
auf. Im Etat des Königlichen Sauses und Hofes, der mit 
einer Mehrausgabe von 1068 956 Meveranschlagt ist, sei die 
Zivilliste auf 5 400 000 M vom 1. Jan. 10914 ab festgeseßt. 
Beim Etat der Stagtsschuld wies der Minister darauf hin. 
daß für alle Anleihen bis 1012 neben dem Zinsenbetrag eine 
Lueprozentige Tilgung durchgesetzt werde, so dah 1944 und 
18945 diese Schuld vollständig getilgt werden wärde. Zum 
Schluh gab der Minister eine ollgemeine Uebersicht über die 
Steigerung der Staatsverwaltungsausgaben seit 1870 und 
knüpfte daran die eindringliche Warnung vor wei— 
terer Belastung des Budgets, die bei der Schwie— 
rigkeit, eine belängreiche Einnahmequelle zu er—⸗ 
schließen, in der Hauptsache nur durch direkte Steuern 
ausgeglichen werden könne. 
Aber sie wehrte ab. 
„Kein Gedanke! Es ist mir ja auch weiter gar nichts. Es 
war wohl nur sehr heitß im Theater.“ 
Da beruhigte sich Heinz Kehler bald wieder, und während 
nun Jean eintrat und das Abendessen servierte, das sie 
während der Spielzeit ja immer so wät einnehmen mußten, 
berichtete er allerlei aus dem Tbeater. Es waͤre ein riesiger 
Erfolg gewesen und Larun hätte ihn vor dem gesamten Per⸗ 
jonal beglüchwünscht. Auch die Presse, die im Hause war, 
sollte fich — wie man gehört — über ihn sehr anerkennend ge— 
äußert haben. Mit einem Wort, das Experiment wäre gealückt 
— glänzend geglücdt. 
„Darum wollen wir denn auch mal heute abend wieder 
ein bißchen lustig sein, gelt, Bébé?“ Er dachte, von den 
Eindrücden des Abends wieder lebhaft animiert, schon gar nicht 
mehr an ihre Unpäßhlichkeit vorher im Theater. Also, Jean 
— stellen Sie ein paar Bouteillen lalt! Ja. Pommoͤry 
natürlich!“ 
(Fortsetzung fsolat.) 
— — 
Theater, Kunst und Mißenschaft. 
DT. Der Deutsche Kaiser als Beschützer Saint⸗Sasns. 
Berlin, 28. Sept. Wie der Deutsche Telegraph von gautoti- 
tativer Seite erfährt, wird Saint-Sasns die 101. Aufführung 
seiner Oper „Samson und Dalila“ im Berliner Opernhause per— 
Jönlich dirigicren. Saint-Saöns hatte es bekanntlich abgelehnt, 
seine Oper dem deutschen Publikum vorzuführen, falls es ihm 
nicht gestallet würde, die Oper ohne Striche aufzuführen. Bei 
seiner Ankunft in Berlin hatte der Deutsche Kaiser dem Kom— 
ponisten ein Telegramm gesandt, in dem er ihn hat, die Jubi— 
läumsaufsührung im Königlichen Opernlause durch seine Gegen⸗ 
wart als Dirigent zu ehren. Als Saint-Saöns aus den oben 
angegebenen Gründen ablehnte, wandte sich der Kaiser an den 
Generalintendanten v. Hülsen-Haeseler und ordnete an, daß 
dem Wunsche des Komponisten gemäß die Oper in ihrer 
urfprünglichen Fassung aufzuführen sei. Saint-Sasns hot dar⸗ 
n seine Bereitwilligkeit zum Dirigieren der 101. Aufführung 
gegeben. 
W. Zran Befinden des Oberstleutnauts von Winterfeldt 
vird aus Grisolles gemeldet: Kriegsminister Etienne 
am gestern vormittag von Marmande, um sich nach dem Be 
finden des Oberstleutnants von Winterfeldt zu erkundigen. 
Beide unterhielten sich einige Augenblicke — Der Morgen- 
bericht besagt: Die Nacht verlief weniger gut. Die Schwäche 
hat zugenommen. Der Lungenzustand ist unverändert. Das 
Gesamtbefinden ist weniger zufriedenstellend. 
W. Maßnahmen gegen die Fleischteuerung. Die gemischte 
Deputation der Stadt Berlin zur Beratung von Maßnahmen 
jegen die Fleischteuerung hat beschlossen, den Verkauf von 
frischem russischem Fleisch wieder aufzunehmen und 
u diesem Zweck bei dem Minister für Landwirtschaft zu 
Zeantragen, die Einfuhr von frischem Fleisch bis zum 1. April 
1914 zu genehmigen. 
W. Schmückung des Leipziger Schlachtfeldes durch Oester⸗ 
reich. Angesichts des fast vollständigen Mangels an Ehren— 
zeichen auf dem Schlachtfelde Leipzig, welche den rühmlichen 
und entscheidenden Anteil der österreichischen, Truppen an 
dem Erfolge der Waffen der verbündeten Armeen auch äukßer⸗ 
lich zum Ausdruck bringen, hat die Verwaltung des 
Militär-Maria-Theresien-Ordens den Auftrag er 
jalten, in jedem der von österreichischen Korps und Gefechts- 
iruppen eingenommenen Abschnitte des Schlachtfeldes einen 
4m hohen Marmorobelisk, gekrönt von einem 
mächtigen Doppeladler aus Kanonenmetall und 
nit einer Inschrift versehen, welche den betr. Heeresteil und 
einen Kommandanten nennt, an jenen Punkten auf ustellen, 
velche durch entscheidende Waffenerfolge und bedeutende Ver— 
uste der Erinnerung bewahrt bleiben sollen. Dank dem 
kntgegenkommen der Behörden von Leipzig und der betr. 
sßrundbesitzer, welche den Baugrund unentgeltlich zur Ver— 
ügung gestellt haben, wird es möglich sein, zwei dieser 
denkmäler bis zum 18. Okt. und die übrigen drei bis Ende 
ARttober fertigzustellen. 
D Der „Numerus claujus“ für die ausländischen Studieren⸗ 
den. Dem Vorgehen der bayerischen und sächsischen Regierungen, 
die sich die Einführung des „Numerus clausus“ für die aus— 
ändischen Studierenden vorbehalten haben, ist die preußische 
Interrichtsverwaltung jetzt gefolgt. Wie die Nordd. Allge— 
meine Zeitung meldet, hat der Kultusminister sich infolge der 
KRlagen über das übermäßige Anwachsen der 
rusländischen Studierenden veranlaßt gesehen, eine 
bestimmte Höchstziffer festzusetzen, die von den 
Ztudierenden keiner fremden Nation überschritten werden darf. 
die Mahßregel soli sich nicht auf die jetzt schon zugelussenen 
Stu dierenden erstrecen, sondern nur bei künftigen Immatriku— 
ationen Anwendung finden. Im Interesse unserer deullschen 
Studentenschaft kann man diese Anordnung, die im letzten 
ßrunde wohl durch den Halleschen Klinikerstreik veranlaßt wor— 
»en ist, nur mit Freuden begrüßen, denn die Prozentzahl der 
usländischen Studenen schwoll in den letzten Jahren geradezu 
eängstigend an, und da die Ausländer stets auch während der 
rerien in Deutschland blieben, trat in wiederholten Fällen eine 
Zenachteiligung der deutschen Studierenden ein, die, wenn sie 
ius der Heimat zurückkehrten, schon alle Plätze belegt fanden. 
Die Bereitwilligkeit, den Ausländern die Pforten der Univer— 
itäten zu öffnen, wird natürlich durch den Erlaß nicht im min— 
»esten betroffen, denn die Einschränkung beginnt erst in dem 
Moment, wo die deulschen Studierenden unter dem übermäßigen 
Andrang zu leiden beginnen. Und daß das der Fall ict, haben 
ie Vorkommnisse der letzten Jahre ja oft genug gezeigt. Tie 
Dozenten haben bisher der Beschränkung im allgemeinen wenig 
nmpathisch gegenübergestanden, aber die immer größer wer— 
denden Unzuträglichketten scheinen sie doch veranlaßt zu haben, 
ihren lange behaupteten Widerstand aufzugeben. 
*. 
* 
Ausland. 
Italien. 
V. Neue Kämpfe in Tripolis. Aus Benghasi wird ge— 
neldet: Die Truppen der vierten Division sind am 26. und 
27. Sept. pon der Cyrenaikq aus siegreich gegen das Rebellen— 
ager bei Talcaza und Sidirafa vorgerückt. Die seit einigen 
lagen vorgesehene Operation wurde unter General Vinai durch 
zie vierte Division ausgeführt, die durch die Abteilung Latini 
berstärkt wurde. Der Vormarsch der Italiener ging am 36. Sep⸗ 
lember mittels einer konzentrischen Bewegung von verschiedenen 
dolomen 3 erbittertsten Widerstandes des Feindes vor 
ch. Abends flohen die Rebellen bei Talcaza auf Sidirafa zu 
m 27. Sept. nahmen die Italiener die Verfolgung über Sie 
afa, das g besetzten und hehaupteten, auf. Sie fanden nur 
chwachen Weperstand. Es fielen ein weißer Soldat und drei 
eruthreische Soidaten. 24 wurden vermundet. Die Verluste der 
DT. Das Eisenacher Bachhfest. Der Sonntagvormittag 
ereinigte die Bachfreunde zur sogenannten „Kleinen Kammer— 
ausik“ im Fürstenhofsaale. Es war vor allem der Berliner 
Nadrigalchor, der unter Prof. Karl Thiel sich musikalische 
dorbeeren eroberte. Der Chor sang mit bewunderungswürdiger 
Intonation und warmer Klangschönheit Lieder von Schein 
uind Hassler und wurde mit seinem Dirigenten stark gefeiert. 
Frau Wanda Landowska-Berlin bewies in einer Bach— 
ichen Sonate ihre unübertreffliche Meisterschaft auf dem Cim— 
»allo. Den Violinpart führte für den plötzlich abberufenen 
Prof. Karl Klingler der Weimarer Hofkonzertmeister Reitz 
mgemessen aus. In der D-Dur-Sonate von Dietrich-Burte⸗ 
zjude für Violine, Klavier und Viola da gamba zeigte Herr 
Lhristien Döbereiner-München seine Kuünstlerschaft. Den 
Schluß der Matinee bildete die Wiedergabe des sechsten Bran—⸗ 
denburgischen Konzerts von Bach in Solo: Besetzung für 
zwei Bratschen, zwei Violen da gamba, einem Cello 
mnd einem Continoo. Dieser Versuch verlief interessant. 
Bei dem darauf folgenden Festmahle im Rautenkranz be— 
zrühte Oberlbürgermeister Schmieder die Festteilnehmer namens 
»er Stadt. Hofrat Dr. v. Hase-Leipzig dankte in launigen 
Worten. Den Abschluß des Bach-Festes brachte die „Große 
tammermusik“ im Fürstenhofsaale am Sonntag abend, die 
nit dem 9. Konzerto Grosso von Corelli durch die Herren 
Keitz (GVioline), Arthur Brandenburg⸗Berlin (Violine), 
khristien Döbereiner (Cello), Prof. Dr. Seifert— 
Zerlin (Continoo), im Verein mit Mitgliedern des Leipziger 
ßewandhausorchesters stilvoll eingeleitet wurde. Der Hof— 
onzertmeister Reitz spielte in ansprechender Form das 
l⸗Moll⸗-Violin⸗Konzert von Bach. Frau Wanda Lan⸗ 
owska-Berlin entzückte wiederum durch einen Cimballo— 
zortrag von Cunao, der humorvoll den Streit zwischen 
David und Goliath musikalisch illustrierte. Instruktiv und 
esselnd zugleich war das Konzert für Viola damore von Carlo 
Stamitz, das der Erbauer des Instrumentes Dr. Niel⸗ 
Bogel⸗-Amsterdam mit schönem Ton und bemerkenswerter 
bechnik ausführte. Das Finale des Konzertes und Abends des 
weiten kleinen Bachfestes bestand in der interessanten Dar—⸗ 
zietung des Konzertes für vier Violinen von Sebaldi und 
mmittelbar anschliehend der Wiedergabe der Bachschen Be— 
Rehellen sind sehr groß. Sie hatten am 26. Sept. über 200 
Tote, darunter emige hervorragende Führer. — Die Tapferkeit 
und Widerstandsfähigkeit der Truppen ist trotz des schlechten 
Wetters und des Ghibliwindes ausgezeichnet. 
Frankreich. 
V. Präfident Poincars und, Gemahlin gaben gestern in 
Kambouillet dem Jerbischen Ministerpräsidenten Pasitich ein 
Frühstüd. an dem u. a. der serbische Gesandte, der Minister der 
ffentlichen Arbeilen und der Direktor der, politischen Ange— 
egenheiten inm Ministerium des Aeußern, Vals6ologe, eilnahmen. 
V. Die Winzer Südostfrankreichs Gegner einer Aenderxung 
des Handelsvertrages mit Spanien. Der in Nimes agende Ver— 
hand der Winzer ESñdostfrankreichs faßte einen Beschlußantrag, 
in dem er erkläri, daß die weinbautreibende Bevöllerung fest ent⸗ 
chlossen sei, sich nicht als Opfer für diplomatische Kombinatienen 
»enutzen zu lassen und deshalb ihre parlamentarischen Ver— 
reter, beauftrage, wit allen Mitteln jede Regierung zu he— 
kämpfen, die eine Aenderung des gegenwärtig zwischen Frank— 
e und Spanien bestehenden Handelsvertrages beantragen 
ourfe 
Spanien. 
VY. Innm Besuch des französischen Ministerpräsidenten 
Barthou. In einer im Generalrat gehaltenen Rede, bekräftigte 
der Ministerpräfident seinen, Willen, die Einkommen— 
teuer im Sinne sozialer und fiskalischer Gerechtigkeit zu ver— 
wirklichen. Er, verspreche aher nur, das, wofür er das end— 
zültige Einverständnis der beiden Kammern erhoffen könne. 
zarthou drüchte seine Freude über das bewunderungswürdige 
Erwachen der nationalen Energie aus, einer der ermutigendsten 
3chauspiele, die ein großes Volk bieten könne. Frankreich werde 
»en Wellfrieden nicht stören. Es bedeute nicht eine Hergus— 
orderung, bereit zu sein, um sich zu verteidigen und Ueberraschun— 
zen des Angriffs unmöglich zu machen. Die Rede wurde mit 
Keifall 4ufgenommen. 
England. 
W. Neue Schandtaten der Stimmrechtsweiher vwerden qus 
harmouth gemeldet. Dort wurden zwei städtische Golfspiel— 
ßlätze durch darauf geschüttete Säuren zerstört. Mienden Tat⸗ 
orte wurde eine Karle gefunden, auf der stand: „Kein Stimm— 
recht, kLein Spori und kein Friede, Gebt den Frauen das Stimm— 
echt.“ Am Sonnabend, wurde ein Holzhof durch Feuer zerstört, 
Der, Schaden beträgt 35 000 Pfund. Auch in diesem LEatle 
wurde eine Karte gefunden, aus der hervorging, daß Frauen, 
timmrechtlerinnen die Urheber sind. 
heer und Flotte. 
W. Zum Kommandeur der Mar neluftschiffabteilung id 
Korvettenkapitän Strasser vom Reichsmarineamt unter Zu— 
teilung zur Marinestation der Nordsee ernannt worden. 
PC. Nochmals das „Luxemburger Loch“. Wie bereits ge— 
meldet, hat der französische Generalstab eine Verschiebung in 
der Rangordnung des zweiten, sechsten, siebenten, vierzehrten 
und zwanzigsten Armeekorps vorgenommen. In einem Briefe, 
den der bekannte Senator Berenger dem Matin zusendet, 
erklärt er diese Maßregel für die erste Wirkung seines Warn⸗ 
ufes in bezug auf das „Luxemburger Loch“. Berenger hält 
iber diese Zusammenziehung der Deckungstruppen für durch⸗ 
rus nicht genügend und erklärt wörtlich: „Unsere Mobili— 
ation wird erst dann gesichert sein, wenn die 
iotwendigen Maßregeln für die Anlage eines stark be— 
festigten Lagers entweder in Mezières oder in Malmedn 
rgriffen worden sind, und zwar gegenüber dem neuen deut— 
chen Konzentrationslager bei Trier.“ 
0. AUeberenutimmende Kritil der franfösischenn Presse on 
den Menövern. Die scharfe Kritik, die von eceinem Anonymus 
»es Matin an den französischen Manövern geübt worden ist, 
owie die in dem gleichen Artikel ausgesprochene Besürchtung, 
dah alle Opfer, die das französische Volk für das Heer sich 
auferlegt hat, durch die Untüchtigkeit der Generäle 
u'chanden gemacht werden können, gibt der Presse Veran— 
a'sung zu lebhaften Kommentaren. Die Blätter aller Partei— 
ichtungen beschäftigen sich mit dem Resultat der Manöver 
ind kommen alle annähernd zu dem gleichen Ergebnis wie der 
Fritiker im Matin. Senator Berenger hat bereits in 
der Action ausgeführt: „Unsere Armee möge sich hülten. 
Wenn Frankreich mutig das Opfer eines weiteren Dienstiahres 
auf sich genommen hat, so geschieht das nur, weil es in die 
knergie und Arbeitsfähigkeit des Oberkommanbos Vertrauen 
hat. An dem Tage, wo dieses Vertrauen durch unwiderleg⸗ 
liche Gründe erschüttert werde, würde der gefährlichste Um— 
schwung im Volke zu besürchten sein.“ Der Rapelle schreibt 
unter dem Titel „Ein Alarmruf“: „Das Opfer, das wir in 
der Gestalt der dreijährigen Dienstzeit bringen, muß der 
Ausgangspunkt einer vollkommenen militärischen Erneuerung 
ein. Wir wiederholen, was wir schon vor einiger Zeit er— 
klärten: Alles muß geändert werden, vom Feldmarschall bis 
zu den Stiefelsohlen des einfachsten Infanteristen.“ In ähn— 
licher Weise äusoern tich die Auforits Enenoment und Figaro. 
arbeitung desselben Konzertes für vier Klaviere. Der Ver—⸗ 
zleich gelang sehr schön und die Reproduktion war wohl 
gjelungen. Der Schluß des Abends brachte eine rauschende 
Zvation der Festteilnehmer an den Leiter des Abends und 
— 
Bachgesellschaft, Prof. Dr. Hermam Kretzschmar. 
Ur⸗ und Erftaufführungen. Oberst Chabert“, die 
Musiktragödie des Münchener Komponisten Waltershausen, ging 
iun auch, von Oberregisseur Emil Gerhäuser wirksam 
nszeniert, von Hofkapellmeister Band sorgfältig vorbereitet, 
n Stuttgart mit starkem Erfolg über die Bühne. — Am 
kUberfelder Stadttheater hatte am Sonntag Puccinis Oper 
„Das Mädchen aus dem goldenen Westen“ bei der 
frstaufführung grohen Beifall und rauschenden Erfolg durch die 
virkungsvolle Inszenierung des Intendanten von Gerlach, 
mserm Qübecker Landsmann. Kapellmeister Knoch dirigierte 
Ddie Komödie „Bubi“ von Roda Roda und Meeyrink fand im 
Theater in der Josefstadt in Wien sehr lühle Aufnahme. 
Uebergang des Düsseldorfer Schauspielhauses in den Besit 
der Stadt Düssesdorf? Die Direktion Dumont⸗-Lindemann, die 
bekannllich nach München übersiedeln will, sucht man in Düssel⸗ 
dorf dem dortigen Schaufpielhause zu erhalten. Es soll dies 
in der Weise erreicht werden, daß das Schauspielhaus in den 
——A 
liche Defizit dedt, das jetzt 110000 Mebeträgt. Man rechnet 
damit, daß die Gesellschafter des Instituts ihre Anteile der 
Stadt umsonst zur Verfügung stellen. Auch soll die dem Schau⸗ 
pielhause angegliederte Akademie erweitert werden, um mit 
hr einige Abende in der Woche zu bestreiten. Die Angelegen— 
Jeit wird voroussichtlich in der nächstwöchigen Stadtverordueten⸗ 
itzung zur eingehenden Beratung gelangen. 
DT. Aus dem Reich des Todes. Der Professor der Physik 
an der Universität in Greifswald, Wilhelm Hol tz, istSonnabend 
im Alter von 77 Jahren gestorben. — Der frühere Staats— 
sjekretär im Mmisterium für Unterricht und schöne Künste Frank— 
reich, Du jardin Beaumestz, ist in Paris Sonnabend 
morgen um 1 Uhr an Zuclerkrtankheit gestorben.
	        
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