Full text: Lübeckische Anzeigen 1913 (1913)

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Wöchentlich 13mal (Wochentags morgens und 
abends, Sonntags morgens) erscheinend. Bezugs⸗ 
preis für das Vierteljahr 8,30 Wark einschließlich 
Brinageld in Lübeck. Durch die Post bezogen ohne 
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eiluugen 1Mk. d. Zeile. Tabellen⸗ u. schwieriger 
Zatz den Anforderungen entsprechend höher. o 0 
Beilagen: Vaterstädtische Blätter. — Der Familienfreund. 
Amtsblatt der freien und hansestadt Lübecdd 163. Jabrgang Nachrichten für das Herzogtum Lauenburg, die 
Beiblatt: Gesetz und Verordnungsblatt Bere rdgeeenein peeeenw gürstentümer Vatzeburg, Lübec und das angren 
—————— ⏑—⏑⏑—⏑— ————— —E zende medlenburgische und holsteinische Geblet. 
Druck und Verlag: Gebrüder Borchers G. m. b. H. m Lübeck. — Geschaãftsstelle Adrebeaus EKönigstr. 46). Fernsprecher g0oo u. 01. F 
Dienstag, den 30. September 19153. Morgen⸗Blatt NUr. 494. 
Ause 
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2 — 
Erstes Blatt. hierzu 2. Biatt 
so wie —W 
Gesetze und Verordnungsblatt 8 
der freien und Hansestadt Lübeck, Nr. 414, * 
enthaltend: 
Belamsmachung, betreffend Anordnung auf, Grund ves 86 
des Einführungsgefetzes zu dem Reichsgesetze über die 
Zwangsversteigerung und die Zwangsverwaltung vom 
34. Marz 1897. — Bekanntmachung, betreffend das In— 
kraffireten der Ausführungsbestimmungen des Bundesrats 
zum Reiche stempelgaeseß vom 2 Juli 1912 
— 
zu unterstreichen? Einem verabschiedeten, in ländlicher Ein— 
amkeit beschaulich dahinlebenden General mag es passieren, 
daß politische Wandlungen sich seiner Beachtung entziehen. Aber 
chwer verständlich ist es, daß ein angesehenes konservatives 
Blatt, das über einen Stab auch diplomatisch gut unterrichteter 
sRedakteure und Mitarbeiter verfügt, durch Aufnahme der 
Phantasien eines politischen ESinspänners sich in Gegensatz zur 
Politit der Reichsregierung bringt. die es bei anderen Gelegen— 
heiten zu unterstutzen für selbstverständliche Pflicht erachtet. 
Zumal wenn es sich um das der Parteipolitik glücklicherweise 
noch entrückte Gebiet des Auswärtigen handelt. D. 
Keine Erhsshrumg der Beügße der Veamten des diploma⸗ 
ischen Daenstes? Im Reich-tane istt wi derho't einer Erhöhung 
der Bezüge der Beamten des diplomatischen Dienstes das Wort 
eredet worden, denen bei den gegenwärtigen Besoldungs 
erhältnissen im allgemeinen die diplomatische Laufbahn ver 
chiossen bleibt, wenn sie nicht über erhebliche private Zuschüsse 
derfügen. Da vor allem der Gesichtspunkt der persönlicher 
ignung und Tüchtigkeit bei der Besetzung der Posten im 
iplomatischen Dienst durchaus maßgebend sein sollte, würde ein 
·rhebliche Besserstellung der Beamten, die deren Unabhängigkei! 
zon privatem Vermögen sicherstellte, erwünscht sein. In einen 
sReichsstagsentschließung ist gefordert worden, die 
ßesoldungs- und Anstellungsverhältnisse der 
Zotschaftsräte, Legationsräte und Attachés so 
u gestalten, daß bei der Zulassung zum diplomatischen Dienst 
IAchwierigkeiten infolge nicht ausreichender finanzieller Leistungs- 
ähigkeit des Bewerbers nicht mehr entstehen können. Nur auf 
iesem Wege wurde es füt möglich erachtet, dem diplomatischen 
dienst einen geeigneten Nachwuchs zuzuführen. Es ist infolge— 
essen in eine Prüfung der einschlägigen Fragen eingetreten 
vorden die ergeben haben son. daß eine Verbesserung der 
zezüge der jüngeren Beamten des diplomatischen Dienstes nur 
nöglich erscheine, vem man auch die der Missionschefs 
iner erheblichen Verbesserung unterziehe. 
zegenwärtig seien diese durch die ihnen gewährten Bezüge 
leichsalls so gestellt, daß fie nicht in der Lage seien, ohne 
igenes Vermögen ihre Posten zu versehen. Eine derartige 
Bezugsserhöhung in größerem Umfange, die alle 
ßeamtenklassen umfasse, würde aber ganz be— 
deutende Mittel erfordern. Aus diesen Gründen er— 
cheine eine Erhöhung der Besoldungen bis zur vñlligen Unab— 
ängigkeit aller Beamten des diplomatischen Dienstes von ihrem 
Rripatvermögen nicht angänaig. 
— — 
In ähnlicher Weise geftalten uh die Ziffern bei der Ein⸗ 
kommen⸗ und Personalsteuer, bei der Besoldungssteuer, det 
Rentensteuer der Verkehrssteuer, bei den Einnahmen der Post⸗ 
zimter und bei den übrigen Einnahmeposten des Staatshaus-— 
halts. Die Gesamtemnahmen des österreichischen Staates betcugen 
9113 I648 769 320 Kronen. Tavon leisteten die Deutschen 
128 484 042 Kronen, was 68,2 Prozent entspricht. Mit an— 
deren Worten: die Teutschen Oesterreichs steuerten für den 
Anterhalt des Staatswesens 543 483 368 Kronen mehr bei. 
As der Anteil betragen würde, wenn man lediglich die 
Volkszahl in Betracht ziehen würde. Man sollte meinen, dah 
der österreichische Staat diese Teutschen, die seinen volkswirt- 
chaftlich weitaus wichtigsten Bestandteil bilden, nach allen 
Richtungen hin schützen und ihnen alle Sorgfalt angedeihen 
assen würde. Aber das gerade Gegenteil ist der Fall. Im 
Staatsvoranschlag für 1913 findet man u. a. unter der Rubrik 
Mittelschulen folgende Posten eingetragen: 
Budweiser deut iches Gymnasium 67482 Kr. 
Budweiser tisch ech isches Gymnasium 126 943 ⸗ 
Budweiser deutsche Reaischule 97820 - 
Budweiser tschech ische Reaischule 132217 —- 
Karolinenthaler deutsche Realschule 97 820 ⸗ 
Karolinenthaler tschech ische Realschule 153 000 - 
Weinberger deutsches Gymnasium 105 000 - 
Weinberger tschech isches Gynimalium 157 000 - 
Smichower deutuches Gymnasium 70 9000 ⸗ 
ESmichower teuch ech isches Gymnasium 102 000 
Wenn man unter unzähligen anderen Polten nur diese fünf her⸗ 
zusnimmt, so ergeben fie bereits eine Verkürzung der deutschen 
eInteressen um 200 000 Kr. Wie im übrigen die deutschen 
Zteuergelder perschleudert werden. das bemeist am besten das 
bankervite Prag“, wo sie im tschechischen Repräsentantenhaus, 
a französischen Röhrenlieferungen und anderen interessanten 
Ausgabeposten begraben liegen. Obgleich Prag doppelsprachig 
jt und meist von deutschen Steuergeldern lebt, findet sich doch 
etne amtliche deutsche Aufschrift in der Stadt. Selbst auf dem 
J. K. Kaiser-FranzJosebesßsneoed sind alle Amtsräume der 
ztaatsbahndirektion nur tschechisch bezeichnet und ein deutscher 
eisender sucht vergebsich nach dem „Stationszimmer“ 
heer und Flotte. 
Der erfte Flieg⸗rofftzier für das Kiautschou⸗Gebiet wird 
Leutnant Müllerskowsti von der Marine-Infanterie sein. Er 
erhäit seine Ausbiltung bei der Marineflugabteilung in Putzig. 
rollendeler Ausbildung wird er dann nach Vingtau über— 
tedelin. 
Den ZJliegerbataillonen 1 bis 4 werden besondere Ab— 
3353 für Epauletten. Achselitücke und Schulterklavpen ver— 
iehen. 
Pferdebedarf der Armee. Im Jahre 1913 wird sich in⸗ 
olge der Heeresbermehrung der Etat der Dienstpferde in der 
reußischen Armee von 77 000 quf 123500 erhoöhen. Von 
en hinzutretenden Pferden muß ein erheblicher Teil, aus 
auszumusternden entnommen werden, und da die volljährig 
anifanfenden hei dem großken Bedarf vielfach nicht nmehr 
— 
locken verstand. Das Konzert war der Gesamtleitung Vrof. 
Dr. Hermann Kretzmar-Berlin unterstellt und wurde in 
vürdiger Weise von dem Duisburger 2apella-Chor 
zurch die schlechthin vollendete Wiedergabe zweier Bachscher 
horäle beendet Sonntag vereinte eine kleine und eine große 
dammermusik die Festteisnehmer im Fürstenhof. 
um a fsehereregenden Zwischerfall im Nuen Kal. Schau⸗ 
pieshhause in Dresden erklärt die Generalintendanz der Kal. 
Schauspiele: Die Akustik im Neuen Kgl. Schauspielhause hat 
ich, nachdem zwei Wochen gespielt worden ist, als absolut ein— 
wandfrei und außerordentlich günstig bei allen Stüden, die in 
geschlossener Dekoration spielen, erwiesen. Anlaß zu Beob—⸗ 
achtungen und Erörterungen gibt lediglich die Akustik bei offenen 
Dekorationen (Landschaften usw.), bei denen der neue in sehr 
zroßen Dimensionen angelegte Kuppelhorizont zur Verwen— 
dung kommt. Es haf für den Theaterfachmann nichts Ueber⸗ 
raschendes, wenn sich bei solchen gamz neuartigen und noch nir—⸗ 
gends ausprobierten Anlagen akustische Nebenerscheinungen her— 
wusstellen. Die Generaldirektion hat unmittelbar nach der Er⸗ 
offnumg des neuen Hauses dieser Frage die allergröhte Auf- 
nerksamkeit zugewendet. Die beobachteten geringen akustischen 
Mißftände werden binnen kurzem behoben sein. — Das Be— 
inden der bei dem Zwischenfall erkrankten Frau Hermine Körner 
jat fich übrigens wieder gebessert. 
DVT. Das Saint⸗SacnsFeft in der Phüharmonie. Die 
Zerliner Philharmonie feierte Sonntag in einer Matinee den 
erühmtent wanzösischen Komponisten Saint⸗Sasns. Der große 
Musiker leitete selbst das philharmonische Orchester. Neben ihm 
virkten der Dirigent Oskar Fried und der Geiger Prof. Henry 
Marteau. Ein außerordentlich vornehmes Publikum hatte sich 
ingefunden. Zahlreiche berühmte Meister der Musik, der Lite⸗ 
atur und der Kunst waren erschienen. Viel bemerkt wurde 
zer französische Botschafter Cambon. Als Saint⸗Sasns, ge⸗ 
chmückt mit dem preußischen Orden pour le mérite und dem 
vroßlreuz der franzöfischen Ehrenlegion, erschien, erhob sich 
das Publikum und brachte dem Meister stürmische Huldigungen 
dar, die sich während des Konzertes oft wiederholten. Es 
wurden nur Werke von Saint⸗Saëns gespielt. Den größten 
Beifall fand das berühmte Violinkonzert von SaintSaëns, 
das Prof. Marteau mit meisterhafter Technil zum Vortras 
hrachte. Am Schluß der Veranstaltung wurde Saint-Saëns 
»in großer Lorbeerkranz überreicht 
Umfang der heutigen Nummer 10 Seiten. 
— — o 
Nichtamtlicher Ce 
Deutsches Reich. 
Diplomatischer Dilettantiemnns. Schuster bleib bei deinem 
Leisten“ möchte man dem General von Bernhardi zurufen, der 
nochmals die Feder ergriffen hat. um in der „Post“ das eng⸗ 
lische Kriegsgespenst an die Wand zu malen. Eine obskure 
trische Presseäußerung hatte es dem General angetan, in der 
einem event. deutschen Gegner Englands die Unterstützung der 
„grünen Insel“ in Aussicht gestellt wurde. Daß diese Hilfe 
voraussichtlich höchstens in einigen lärmenden Sympathie— 
undgebungen einzelner erbitterter Iren, niemals aber in einer 
Taot von irgend welcher Bedeutung bestehen würde, darüber 
jind sich alle Kenner der Verhältnisse einig. das hat auch 
einer der objektivsten Beurteiler Englands. Karl Peters, wieder⸗ 
hoht ausgesprochen. Man versteht nicht recht, welchen Zwed der 
General v. Bernhardi damit verfolgt, daß er, entgegen der ein— 
mütigen Ablehnung seiner Ausführungen, durch die überwiegende 
Mehrheit der deutschen Blätter, trotz der Verstimmung, die 
weit über Gebühr und Bedeutung seine Auslassungen in der 
englischen Presse hervorgerufen haben, nochmals in dieselbe 
Kerbe haut. Wir haben bisher eine nicht geringe Meinung 
von der publizistischen Tätigleit des Generals gehabt. Die 
Herausgabe der Denkwürdigkeiten seines Vaters war ein verdienst- 
volles Werk, seine militärpolitischen Arbeiten sind in Fachkreisen 
verschteden bewertet worden, immerhin haben sie weite Beachtung 
gefunden. Die Politik der Verständigung mit England hat die 
volle Billigung des Kaisers gefunden. Es dürfte daher ein 
hoffnungsloses Bemũhen sein, ihr Steine in den Weg zu rollen. 
Aber unsere Diplomatie hat heute wahrlich keinen leichten 
Stand, wo selbst die ältesten und bestbewährten Freundschafts- 
verhältnisse kein ganz ungetrübtes Bild zeigen. Ist es da 
politisch klug, ist es da — und dieler Appell richtet sich 
an den schreibseligen preußischen Offizier — patriotisch, kaum 
sberbrüdte Snalften mieder ufrnrejtzen und alte GGenersähe vne 
Wie die Steuerkraft der Deutschen in Oester eich gewürdigt 
vird. Die Zahl der Deutschen in Oesterreich beträgt mit 
10 Millionen unter 28 Milllonen Bewohnern rund 36 Prozent. 
In der gesamten Erwerbsteuer, die 1911 etwa 90 Millionen 
Aronen einbrachte, waren, wie die Mitteilungen des Vereins 
ür das Deutschtum im Auslande berichten, die Deutschen mit 
78 Mimnnen, das sind mit mekr als 88 Prozent, beteiliat 
Theater. Kunst und Wissenschaft. 
Moissfi als Torquato Taffo. Neueinstudierung im 
Berliner Deutschen Theater.) Aus Berlin schreibt 
uns unser Theaterberichferstatter: Die „Torquato Tasso“-Auf— 
jührung, mit der Max Reinhardt die neue Spielzeit im Deut— 
schen Theater am Sonnabend erst recht eigentlich begann, 
zeugte von liebevoller geistiger Durchdringung des Werkes und 
sorgsam vorbereitender Arbeit. Die Tage scheinen glücklicherweise 
lüberwunden zu sein, da Reinhardt durch anspruchsvolles und 
aufdringliches Nebenbei — so kühne szenische Versuche auch 
dabei hereinspielten — vom beseelten Wort abrulenken wagte. 
Nur daran haner festgehalten, das Proszenium für die Bühnen— 
vorgänge mit heranzuziehen, um sie, solange das von ihm er— 
träumte Theater der Zukunft, noch nicht erbaut ist, nach Mög— 
lichkeit schon in den Zuschauerraum vorzuschieben. So wenig 
auch der Zweck, die Aufmerksamkeit des Vublikums inniger zu 
bannen, dadurch erreicht wird, so kann man diese kostspielige 
Vergröberung der Szene (es müssen jedesmal mehrere Parkett— 
reihen geopfert werden) jedenfalls nicht störend empfinden. Die 
vom Maler Stern entworfenen Bühnenbilder waren in ihrer 
Einfachheit wirkungsvoll, und im Gegensatz zu der unglüdcliichen 
„Tell“Inszenierung Gerhart Hauptmanns hat Reinhardt den 
hohen Schwung der edlen Verse nicht zu dämpfen oder zu er⸗ 
nüchtern versucht. und er hat doch durchweg den Eindrug des 
Natürlichen und Gegenständlichen erreicht. Wenn sein Streben, 
uns den leidenschaftlichen Gehalt der Dichtung in der reinen, 
verllaͤrenden Form tief empfinden zu lassen, nicht ganz gelang, 
so lag das daran, daß ihm wwdt genng vollblkütige Künstler 
zu Gebote standen. Vor allem fsehlte ein Antonio. Und damit 
in Grunde genommen die halbe Seele. Herr Abel war 
nicht der feste, sichere Weltmann, der sich nur einen Augenblick 
verlor, sondern ein Höfling, der nur mühsam seine zerstreute 
Anruhe verbirgt. Und Bassermann mußtte indes seiern oder 
Jeierte im einem Selbstbewußtsein, das ihm nicht erlaubte, 
eine zweite Rolle — die doch mindestens so kraftvoll trägt, 
wie die Tassos — uu Üübernehmen. Frau Seims und Frau 
Konstantin gaben die beschattete und die sorglos besonnte Leo⸗ 
rtore mit Armmuci, aber ohne den letzten zarten Schmelz, der 
wier alles ist. Herr von Winterstein war ein wärdiger. aber 
doch nicht ganz überlegener Alphons. So blieb Moissi als 
Tasso im hellsten Glanz. Wohl ragt er nicht zur beweglichen 
heistigkeit Kainzens empor, aber dafür war er von viel 
ieblicherer Jugendlichkeit und brachte die Gegensätze zwischen 
der Demut des in frühen Entbehrungen geprüften Jünglings 
ind der wilden Empfindlichkeit des gekränkten und von Ver— 
olaungsgespenstern gepeinigten Künstlers in wunderbar klaren 
zesten und mit herrlicher Musik zum Ausdruck. Seine sanfte 
cranuer war so rührend, wie die Lavaausbrüche seiner Leiden— 
haft schreckten und erschütterten. Und jedes Wort gewann, 
ꝛenn auch nicht immer Goethesches, so doch ein neues und 
nachtvolles Leben. Und ihm vor allem ist der garoße Erfolg 
dieser Anführung zu danken. 
Zweites kleines Bachfest. Aus Eisenach schreibt uns 
nfer Dr.Berichterstatter: Eisenach steht im 
zeichen des Bachfestes, zu dem von allen Seiten die Mit— 
lieder der neuen Bachgesellschaft und die Verehrer Bachscher 
Nufik zusammengeströmt sind. Leider ist der Großherzog von 
Sachfen durch die Krankheit seiner Gemahlin am Erscheinen ver⸗ 
indert, so daß als einziger fürstlicher Teilnehmer der künstlerischen 
deigungen buidigende Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen er—⸗ 
hienen ist. Der Somabend-Abend brachte als prachtvollen Auftatt 
es Festes das Kirchenkonzert in der St. Georgen⸗Kirche, dessen 
zortragsfolge fast ausschließlich Bachscher Musik gewidmet war. 
das Konzert stand unter einem günstigen Stern. Vor allem 
eichnete sich der Duisburger à la cappe'la-Chor unter Joseph- 
ohns Leitung aus, der mit vorzüglichen Stimmitteln, guter 
—chulung und stilvollem Ausdruck eine Motette von Christorh 
zach, ferner einen fünfstimmigen Chor von Jatobus Gallus 
nnd weiter den „Zwölfsährigen Jesu im Tempel“ von Heinrich 
5chütz im Verein mit den Solisten: Eva Lessmann⸗-Berlin 
Sopran) Paula Wernek-Jensen⸗-Berlin (Alt) klang⸗ 
chön zu Gehör brachte. An der Orgel saß Bernhard Irrgang⸗ 
Zerlin, der sowohl in einem Präludium und Fuge wie ganz 
sehmlich in der Passacaglia C-Moll von Bach das neue Orgel⸗ 
verk der St. Georgen-Kirche in das beste Licht rüdte, und 
neisterhaft in der Wiedergabe Bachscher Schönheiten war. 
drof. Karl Klingler-Berlin fand hohen Ruhm als Inter⸗ 
pret eines Präludiums und Fuge von Bach für Solo-Violine, 
ver er im feinzilelierter Art ein duftiges Tondgewebe au ent—
	        
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