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Beilagen: Vaterstädtische Blätter. — Der Familienfreund.
Umitsblatt der freien und Hansestadt Lübeetct 63. Jahrgang Nachrichten für das Herzogtum Lauenburg, die
beiblatt: Gesetz und Verordnungsblatt e rrz eeeaenr Fürstentümer Ratzeburg, Lũbeck und das angren
— E,,— —,,,,,,,,,—⏑—⏑——————— αι, zeende medlenburgische und holsteinische Gebiet.
Drud und Verlag: Gebrüuder Borchers G. m. b. S. m Lübeck. — Geschäftsstelle Adreßdaus (Ködnigstr. 46). Fernspre cher 9000 u. 9001.
Sonnabend, den 27. September 1913. Abend⸗Blatt Ur. 490.
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Erstes Blatt. hierzu 2. Blatt.
Umfang der heutigen Nummer 6 Seiten.
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Nichtamtlicher Teil. —
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Schutz gegen irre Verbrecher!
Der Prozeß gegen den Knabenmörder Ritter hat die
Frage des Schutzes der Menschen vor solchen Geisteskranken,
die wegen ihrer Geisteskrankheit auhßer Verfolgung geblieben
oder freigesprochen worden sind, wieder aktuell werden lassen.
Oder richtiger gesagt: die Frage ist eigentlich stets aktuell
gewesen, denn die Bluttaten irrer Verbrecher bilden in der Presse
eine fast ständige Rubrik. Wiederholt ist von national⸗
liberaler Seite ein gesetzgeberisches Vorgehen auf diesem
Gebiet gefordert worden, seitens der Regierung ist aber leider
immer wieder auf die allgemeine Reform des Strafgesetz
buches vertröstet worden. Erst in der letzten Tagung des
Reichstages gab der Reichs- und Landtagsabgeordnete
Schiffer in Form einer Anfrage wieder die Anregung,
diese Frage gleich manchen anderen noch vor der allgemeinen
Reform des Strafrechts zu regeln. Staatssekretär Dr. Lis co
aber lehnte das ab und äußerte sich zu der Materie folgender⸗
nahen:
In dem Vorentwurf zu einem neuen Strafgeseßbuch und
benso in den Beschlüssen erster Lesung der Strafrechis-
ommission sind neben den eigentlichen Kriminalstrafen ver—
edne sogenannte sichernde Maßnahmen zum Schutze
r Gesellschaft gegen verbrecherische Personen vor—
gesehen. dᷓu diesen Maßnahmen gehört die Verwahrugg
perbrecherischer Irrer, die wegen ihres Geisteszusfandes
freigesprochen vder außer Verfolgung geseßzi sind in bffente
lichen HSeil-oder Pflegeanstalten. Die Verwahrung
wird von dem Strafrichter angeordnet. wenn die öffentliche
Sicherheit die Maßregel, erfordert. Bei, dem vorgeschlagenen
System von sichernden Maßnahmen handelt es sich um eine
rrundfätzliche und einschneidende Neuerung gegenüber dem
geltenden Strafgesetzbuch. Die dabei entstandenen Fragen
können nur im usammenhang, nicht aber für eine
einzelne sichernde Maßnahme gesondert eröriett und ensschieden
werden. Deshalb ist nicht beabsichtigt, die bestehenden
landesrechtlichen Vorschriften wegen Unterbringung gemein⸗
e gejsteskranker Personen noch vor der, allgemeinen
epision des Etrafrechts durch reichsgesetzliche WMaßnahmen zum
Zwecke eines vrksamen Schutzes gegen verbrecherifche Jiren
nu ergänzen.“
Nun ist in dem erwähnten Knabenmordpro?eß in der Be—
zründung des Urteils gesagt:
Der Angeklagte ist krank. aber nicht so krank. daß er
nicht perantwortlich wäre. Er ist zwar schuldig. aber doch
gicht so schuldig, daß ihm nicht mildernde Momente zur Seite
stünden. Das wird manche nicht befriedigen, nament-
ich vom Gesichtsvunkt des Schußes der Arlgemeinheit
rus. Der Schus derrrgemeinheitydr Geiste«s
tranken ist beute noch nicht genügend vor,
handen, wie Geh. Medizingalrat Dr. Leppman kürzlich erst
n einer Versammlung von Berufsgenossen unter Aufstellung
on Reformvorschlägen ausgeführt hat. Wenn es darin besse
verden foll. so kann es nicht durch die Justiz geschehen, da
—28 zu urteilen hat vom Standpunkt der subiektiven
Geschieht also nicht bald etwas, dann wird Ritter nach
Verbühnumg seiner fünf Jahre Gefängnis abermals auf
die Menschheit losgelassen werden! Und weil er
krank ist, weil bei ihm im Affekt nach den Feststellungen der
Sachverstãndigen die Hemmungen fehlen, die den normalen
Menschen von der Begehung von Verbrechen abhalten, deshalb
vird er dann eine neue Gefahr für die Menschheit
bilden. Einen ähnlichen Fall betrifft eine an ein Limburger
Blatt gerichtete Zuschrift eines Mannes, dessen Sohn vor
inem Jahre ermordet wurde. Darin erklärt der Mann auf
sßrund des Urteils:
„Als der Tat ioe der mit dem Verstorbenen
besreundet gewesene Joseph Müller, genannt Seppel, inhaftiert,
edoch zur Prüfung seines Geisteszustandes quf sechs Wochen
rach der Irrenanstalt Adernach verbracht, deren Aerzte in
wem Gutachten darlegten, daß der Täter zur Zeit der Tat in
inem die freie Willensbestinmmung ausschließenden Zustande
ranthafter, Geistessst rung, ( 51 des Etr.G.) ve
handelt habe, Infolgedessen wurde Seppel freigesprochen
us der Untersuchungshaft entlassen und ist wieder 31
n se. Tie grauenhafte Tat bleibt ungesühnt. Die Frage in
wnhl nerechtfertigt: Warum läßt man solche gemeingefähr“
ihe Menschen frei umherlaufen? Warum bringt
nen sie nicht in eine Anstalt unter Aufsicht, damit sie im
zaurie aehalten werden a er ereg Unglüd ver⸗
ütet werde? Man will jedenfalls abwärten. bis wieder eine
vlche traurige Tat begangen wird. Wenn freilich das Kind
n den Brunnen gefallen ist, dedt man ihn zui Wen trisft
ie Schuld bei einer erneuten Tat?“
Angesichts der Häufung der Taten solcher geisteskranker
bersonen muß die Forderung erneut erhoben werden, daß
die im neuen Strafgesetz vorgesehenen Sicherungsmaß—
rahmen sofort eingesührt werden. Die Cinrede des Staats
ekretärs des Reichsjustiramtes, daß das nur im Zulammenhang
nit dem Strafgesetzbuch selbst geschehen könne, ist näicht
tichhaltig. Wir brauchen bloß darauf zu verweisen, daß die
seuregelung des Verfahrens gegen Jugendliche, die augen—
zlicklich den Reichstag beschäftigt, mit der allgemeinen Straf—
rozebreform zum mindesten ebenso eng verwachsen ist, und
och ist es gegangen, diese Materie im Wege einer Novelle
»orwegzunehmen. Derselbe Weg ist mit Erfolg auch bei der
sewährung von Diäten an Schöffen und Geschworene, sowie bei
»er sog. kleinen Strafgesetznovelle beschritten worden. Warum
ollte er bei einer so wichtigen Frage, wie der des Schutzes der
ßesellschaft gegen irre Verbrecher nicht gangbar seia? „Wir
nüfsen“, so schrieb der Abg. Schiffer im Oktober v. J. in den
statl. Blättern, „zu der Frage verlangen, daß Leben und
Hesundheit, Ehre und Vermögen der Staatsbürger gegenüber
oerversen Trieben und Lüsten nicht webrlos und ichuksos bsleiben
ö
So wie es jetzt geht, geht es wirklich nicht weiter. Die
Psychiatrie darf doch schliehßlich nicht bloß ihren Objekten zugutt
kommen und der gesamten übrigen Menschheit zum Uebel
zereichen. Wir wollen nach wie vor den Geisteskranken allen
Schutz gewähren, dessen sie gegenüber den Gesunden bedürfen,
aber wir müssen mindestens denselben Schutz für die
Gesunden gegen die Geisteskranken bean'pruchen
und dürfen angesichts der Erfahrungen der letzten Zeit nichßt
länger zaudern, diesen Anspruch durch eine gese tz⸗
geberische Tat zu erfüllen.“ Die neuen Bluttaten machen
diese Forderung geradezu drumglich.
Vorklänge zur völkerschlachtfeier.
Wir gehen dem Gipfelpunkte der Jahrhundert-Erinnerungen
entgegen. In den Tagen vom 16. bis 19. Okt. 1813 ist die
Entscheidung des Freiheitslrieges gefallen, wie sie nach den
neumwöchentlichen Vorbereitungen durch den österreichifsch-preu—
zisch⸗russischen Feldzug gegen den in Sachsen eingekreisten Fron⸗
zosenkaiser fallen mußte. Am 18. Okt. selbst war ein anderer
Ausgang- so ausgeschlossen, wie am 1. Sept. 1870 eine Nieder⸗
age des deutschen Heeres auf dem Schlachtfelde des rings um—
tellten Sedans. Aber die Völker feiern die Augenblicke der
krfüllung, nicht die der Geschichte bedeutsamere Epoche der
werdenden Tat. Der 18. Okt. 1863 war für ganz Deutschland
ein Festtag der nationalen Begeisterung. Der 18. Oklt. 1918
soll es wiederum werden.
Wir Deutischen haben auch alle Ursache, des weltgeschichtlichen
Ereignisses mit dankbarem Gefühle gegen den zu gedenken, „der
unserer Feinde Trotz zerblitzet, der unssere Kraft uns schön er⸗
neut“. Und ob die Folgejahre eine gleiche Gunst der Lage
wieder geschaffen hätten, wie sie sich im Augusit 18313 nach dem
Uebertritte ODesterreichs zu den Verbimdeten darbot, ist
starl die Frage. Grobß⸗Görschen und Bautzen hatten
bewiesen, daß mit den Kräften des Frühjahrs 1813 der Sieg
nich zu erreichen war.
Diefem Verhältnisse entsprechend, wird auch diesmal die
Teilnahme Oesterreichs an der Leipziger Feier, welche
in der Enthüllung des Riesendenkmals der gewaltigen Schlacht
ihren Mittelpunkt ˖sindet, von besonderer Bedeutung sein. Für
das Kaiserreich des Doppeladlers mischt sich ja freilich ein Troͤpf⸗
hen Wehmut in den Kelch der Freude. 1863 war es ihm noch
pergönnt, an der Spitze der deutschen Bundesstaaten dem Tage
seine Weihe zu geben. Heute ist, der damals der erste war
im deutschen HSause, nur als Gast den Gedenktag mitzufeiern
berechtigt. Aber jedenfalls als des deutschen Volkes willklommen⸗
ster und geehrtester Gast wird der Vertreter Oesterreichs in der
ordersten Reihe der Teilnehmer seinen Platz finden. Dem
taiser selbst, der vor 50 Jahren an den nationalen Aufschwung
des Gedächtnisjahres, in das auch sein Frankfurter Fürstentag
fiel, die Hoffnung knüpfen durfte, auch des alten Reiches Krone
wieder aus dem Kleinodiengemßlho seiner Hofbura hervor—⸗
— —
Kopf, aber er halte voller Interesse dem zugehört, was Larun
da entwidelte. Der Direktor des Berliner Palast-Theaters war
ein gerissener Fachmann. Dafür war er im Bau bekannt.
Und so sagte denn Keßler nun:
„Verrüdt, aber ganz amüsant, was Sie sich da alles zu⸗
lammenphantafieren, lieber Larun. DToch wozu das alles?
Denn wie ich Sie kenne, hat Sre nicht etwa bloß Ihr Kunst⸗
enthufiasmus hergetrieben. um mir was von mir vworzu—
dellomierennnccc.
SHer; Keßler — Se sind a Menschenkenner! Also komm'n
mer zur Sache!“ Und er rückte vertraulich seinen Stuhl heran.
„Se hab'n gewiß gehört, daß, se mer nebbich den Dängs weg⸗
geschnappt hab'n — den Lattinger — in Wien?“
Ketler nickte. Es hatte ja in allen Zeitungen gestanden,
daß das Palast⸗Theater seinen Hauptstar verlieren würde, den
Kolf Lattinger, den Liebling der Berliner, der zusammen mit der
Miezi Molnar der Hauptträger der großen Revuen gewesen warj
die das dauernde Repertoirestüch dieses Theaters bildeten. Eines
Mitteldings zwischen den großen ernsthaften Bühnen und dem
Variets, mit seinem besonderen Genre. dem hkumoristisch-satiri
chen Ausstattungsstuch.
„Also, den Lattinger hab'n se mir wegankaschiert. Haaßt
a Gemainheit! Nu such' ich also nach 'nem Ersatz. Schon seit
Wochen. Aber denken Se. daß das etwa-⸗ so leicht is2 Zu⸗
tand! Haben konnt' ich natürlich genug. Was glaub'n Se,
wer sich nich alles shhon bei mir gemeldet hat? Hoffchauspieler,
erste Namen, allererste lennt' ich Ihnen nennen! Was soll ich
Ihnen sagen? Hofburg! — Aber was hab' ich schon von an'ni
aroßen Namen, wenn de VLait' das nich an sich hab'n, was
ich grad brauch'? Na, um die Sache also kurz zu machen
da hat mich der Zufall also nach Frankfurt gefiehrt, zu
Ihnen, ich hab' Ihren Baron Egon geseh'n, und was sol'
ich Ihnen lano' reden? Sise sind mein Mann!“
Und er schlug seinem Gegenüber klatschend auf das Knie.
Seinz Keßler rüdte unwilllürlich mit seinem Sefsel ein wenig
winn urnd in seinen Mienen stand das Staunen.
„Nu ja, Sie! Sind Se nich beliebt beim Publikum hier
in Berlin? De Geschichte mit dem Riemer hat Se erst recht
vopulär gemacht. MBombenrellame! Sie — de Platze wird
Offizierstöchter.
Roman von PausGeebein.
(39. Fortsetzung.) (Nachdrud verboten.)
Aber, wie dem auch war, die Intelligenz und den Erfola
lonnte Moritz Larun keiner bestreinen. Er hatte das anfäng⸗
lich jämmerlich verkrachte Palasttheater Unter den Linden hoch⸗
gebracht. Jetzt war dort Abend für Abend ein ausderkauftes
SHaus. Wochenlang vorher mußte man sich womoöͤglich die
Billette bestellen. Den Fremden, der nach Berlin kam, führte
oleich sein erster Ausgang unfehlbar ins Palaft. Kurzum
— er war schon ein Kerl. der fleine Moris Larun, der mußte.
was er wollte.
Das witßte er auch jetzt, ais er mit seinem qutmütialten
Lächeln nun dem Hausherrn die Rechte hinstreckte.
„Vor allem — erst mal mein'n Glichwünsch, Verehrtelter.
Das war ja neulich in Frankfurt an Erfolg! Was haaßt Erfolg ?
A Bombenerfolg! Vierzehn Hervorrufe bei offener Szene —
aso was hab' ich in mein'm Leben noch nix geiehm.“
„So — waren Sie also auch da?“
„Nu na — nich werd' ich da sein, wo was los is! Spaßß
— Aber nu mal im Ernste. Ich hatt' grad' zu tun in Frankfurt.
in Geschäften. Und was les' ich an den Plakatsäulen? Erstes
Debüt von Heinz Keßler im Intimen Theater, im Blauen Blut“.
hab' ich mer doch gleich gesagt: kannst du besser unterbringen
deinen Abend? Und hab mer an Sitz genommen in der
Fremdenlosch!! So hab' ich Se denn geseh'n als Baron Egon.
Also, no — was soll ich Ihnen sagen? Es hat mer nich
gereut. Glänzend war'n Se — fabelhaft! Was haaßt fabel⸗
haft? Erstklassig — wie a Gott haben Se gespielt!“
Ketzler machte eine Bewegung der Abwehr
„Nu, hab ich nötig, Ihnen Komplimente zu machen? Ich
versteh! nebbich was vom Theater. Und dann — hab' ich
doch gelesen am andern Morgen die Zaitungen; Zun Friehstid
m Hotet Bristol!“!
„Na ja —“ Heinz Keßhler schlug die Beine übereinander.
„Und nun —“
„Und nu kommt de Hauptiache: eine Entdedung hab' ich
democht, wie ich Se so geseh'n hab' den Abend. Wa⸗r
iaa'“ ich: geseh'n? Studiert hab' ich Soe
„Eine Entdedung an mir? Da bin ich neugierig!“
„Kunststich! Nich neugierig werd'n Se sein auf das, was
ich Ihnen zu sagen hab'! Also passen Se auf. Wie ich S—
so geseh'n hab' in dem neien Stick von Wried — ibrigens Stick
mich keine schlechte Sache, das, Blaue Blut“! 'n gutes Stich
n faines Stich 'n Kaffenstick! Also, wie ich Se so geseh'n hab
als Baron Egon — vornehm, elegant, tipptopp vom Kopf bis
uu de Fieß — sthon de ganze Erfscheinung, das Exteriehr —
otschick wissen Se! — und dabei so a leisen Stich in der
Karikatur — das war allo einfach a — a — mu, wie mecht'
ich sagn? — a Tywus! Und da is mir auf einmal a ganze
Gasbeleichtung aufgegangen: in dem Mann steckt noch was
drin, wovon er vielleicht selber noch ka Idee hat! Aber
a so an alter Praktikus wie ich hat an Blick für sowas!“
„Nun aber endlich man los, Direktor! Was ist es bloß ?
„Ich sag' Ihnen“ — Larun hob bedeutsam den Zeigefinger,
und longsam bewegte er ihn auf Keßlers Brust zu — „a Ko—
miker stedt in Ihnen — a Charalterkomiker!“
„Komiker?“ Keßller erstarrte im ersten Augenblidhk fast,
dann lachte er laut auf. „Ste sind perrückt. bester Larun —
aber komplett verrückt!“
„Wußn ich, dast Se's mer würden sagen! War ich noch
auf ganz was anderes gefatzt. Und doch sag' ich Ihnen immer
wieder a glãnzender Komtker ···
Kesbler machte mir eine ironische Bewegung zur Stirn hin.
Aber Larun lächelte ihn uberlegen nnn.
„No, verstehn Se mich recht: natierlich da Possenreiter —
nein. a ganz a moderner Komiker? Und an ganz aparter
cchanre!. Verfeinert. vergeistigi raffiniert, up to date —
vie alles heutzutage. A Klaffe! Eben met der feudalen Note
vie Se lie neflich Ihrenn Baron Egon gegeben haben. Selbst
erspottung bis hart an de Grenze der Karikatur und dod
vieder imponierend — ich soll o0 leben! — wie Sess machen
o mit einem Blick durch⸗ Monokel von oben runter! Also
nit einem Wort: wie aus mm Simplizossimnus erausgeschnitten
keschehr, miede von der bangen Ahnenreihe, a bisel Erzentrik
bissel degeneriert — aber iinmer rassig, vornehm un' voll Witz
Boll Sarkasmus und Selbstironie. Sehn Se — das war' Ihr
cchanre!“ *
Keßler schüttelte noch immer mit poöttüchem Lacheln vhep