Full text: Lübeckische Anzeigen 1913 (1913)

iächsten Schieneaweg nach Peking. In Ventschoufu blieb der 
alte Saudegen 13 Jahre, unermüdlich neue Truppen anwerbend 
und ausbildend, ein Schreden für das in jenen Zeiten über⸗ 
hand nehmende Räubervolk, ein Schutz für die in der Gegend 
des südlichen Schantung besonders zahlreichen Missionare, die 
nir gegenüber des öfteren die straffe Manneszucht rühmten, 
die Nchang Hsün unter seinen Truppen hielt. Wie sehr der 
vackere General damals zur Beruhigung jener Gegend beitrug 
ind wie hoch man sein den neuen Zeitläuften sich anvassen⸗ 
»es Verhalten schätzte, beweist unter anderem der Besuch, den 
Prinz Waldemar von Preußen, der älteste Sohn des Prinzen 
deinrich, dem General bei Gelegenheit eines kurzen Aufenthalts 
m der Missionsstation von Yentschoufu im Frühiahr vorigen 
Jahres abstattete. 
Vor wenigen Wochen ist Ichang Hsun auf Befehl seines 
neuen Herrn, des Präsidenten der jungen Republik, gegen 
seine alte Garnison, das aufständische Nanking, marschiert. 
Mit eiserner Hand errang er den Eintritt in die Stadt, und 
rach altem chinestischen Brauch gewährte er seiner hart mit— 
gjenommenen Soldateska das Recht der Plünderung. Be— 
lagenswerte Ausschreitungen haben dabet in diesen Tagen 
ven Tod mehrerer Japaner zur Folge gehabt. Außergewöhn⸗ 
iche Zeiten verlangen jedoch auch eine außergewöhnliche Be— 
irteilung. Und das in diesem Falle um so mehr, als die 
hinesische Regierung bei Beginn der Unruhen rechtzeitig War—⸗ 
rungen an alle Ausländer erlassen hatte. Wie wenig sich 
Jerade japanische Staatsangehörige hieran gekehrt haben, ist 
allgemem belannt. Die japanische Regierung wird daher gut 
uun, den gerade von London aus in diesen Tagen ergangenen 
Mahnungen zu weiser Mäßigung China gegenüber ein williges 
Ohr zu leihen. Achang Ssuns Absetzung würde gerade in 
diesen Tagen den schwer geprüften Präsidenten der chinesischen 
Republit eines seiner besten militärischen Machtmittel berauben, 
ẽr hat sie bitter nötig. 
¶ 
* 
Deutsches Reich. 
Der Kasser beabsichtigt, am 15. Okt. d. J. zur Einweihung 
der evangelischen Erlöserkirche nach Gerolstein (Reg.Bezirk 
Trier) zu kommen. Bei dieser Gelegenheit ist auch ein Besuch in 
Bonn beim Prinzenpaar Adolf zu Schaumburg-Lippe geplant. 
Für den Kaiserbesuch in Trier ist nachstehendes Programm 
»orgesehen: Der Monarch trifft am 14. Okt. vormittags mit 
Sonderzug in Trier ein, besichtigt die neue Moselbrücke, ohne 
an der Einweihung selbst teilzunehmen, fährt durch die Stadt 
zum römischen Kaiserpalast, verweilt dort 10 Stunden, besucht 
dann das Provinzialmuseum, wird in der Balilika von der 
evangelischen Geistlichkeit, imm Dom vom Bischof Korum emp— 
fangen. Das Frühstück wird der Kaiser beim Regierungspräsi— 
denten Dr. Baltz einnehmen. Die Abreise nach dem Schloß 
Lieser erfolgt im Automobil. Dort steigt der Kaiser beim 
Landwirtschaftsminister Freiherrn v. Schorlemer ab. 
nge. Krankheit der Großherzogin von Sachsen⸗-Weimar. 
Man schreibt der N. G. C. von unterrichteter Seite ꝛus Weimar: 
Seit etwa vier Wochen befindet sich die Großherzogin 
Feodora von Sochsen-Weimar in einem bekannten 
Sanatorium in Kenstanz, wo sie Heilung von einem schweren 
Nervenleiden sucht. Im Großherzogtum ist man mit Recht 
wegen des Verlaufes der Krankheit der jungen, erst 23jährigen 
Landesmutter besorgt. Denn es ist in den letzten zwölf Jahren 
des Leides genug geschehen am Weimarer Hofe. Kerngesund 
iam die junge Meininger Prinzessin vor drei Jahren nach 
Weimar und rasch nacheinander schenkte sie ihrem Gemahil 
zwei blühende Kinder, deren jüngstes der jetzt 14 Monale alte 
Erbgroßherzog Wilhelm Ernst ist. Beide Kinder gedeiheet 
praͤchtig und find die Freude ihrer Eltern. Die Broßherzogin 
liebt Kinder auberordentlich, und alles, was mit der Säug— 
ingsfürsorge und der Kinderpflege zusammenhängt, erweckt ihr 
vesonderes Interesse. Unter ihrer Beihilfe entstand in Weimar 
das Feodorgheim, eine mustergültig eingerichtete Säuglings⸗ 
fürlorgesteile und Kinderbewahranstalt. Keine Woche verging, 
ohne daß sie das Feodoraheim besuchte und sich unbefangen 
und freundlich mit den kleinen Zöglingen dort beschäftigte. Es 
cheint aber, daß der Grund zur Erkrankung der Froßherzogin 
gerade im Feodoraheim zu suchen ist. Einige Fälle von Schar⸗ 
lach lagen vor und man hatte es — so wird erzählt — unter— 
assen, die Grobherzogin von den Krankenstuben fernzuhalten. 
Im Juli reisten Großherzog und Großherzogin zu längerem 
Lufenthalt nach Vonteresina, wo der Großherzog, der ein 
unerschrockener Bergsteiger ist, einige Hochtouren unternehmen 
vollte. Infolge der ungünstigen Witterung erkrankte die 
ßroßherzogin an einer Angina. Kaum genesen. legte lie sick 
—— —— — 
Gerda fühlte das alles mit, was in ihm vorging, mit 
instet pochendem Herzen. Und sie war ergriffen wie noch 
einmal vorher. Als Zuhöerin, wie als Frau des Mannes, 
der da oben auf den Breusern mit vollendeter Beherrschung 
ühl lächelte und ironisierte und dabei im Innersten seiner 
Seele den schwersten Kampf eines Mannes kämpfte. 
Noch nie hatte Gerda so statrk empfunden: das, was Heinz 
Kehler in seinem Spiel bot, war Kunst, echte Kunst. Elwas 
Broßes, das einen wegriß, fort über alle kleinlichen Sorgen 
ind Nöte. 
Auch im Publikum mochte man Aehnliches empfunden 
jaben, denn, als sich dann der Vorhang fenkte, da brach ein 
aeradezu stürmischer Beifall aus. 
„Donnerwetter — alle Achtung!“ Und Klaus Petersen 
vieqte den Kopf. „Das hätt' ich ihm. weiß Gott. nicht zu⸗ 
retraut.“ 
Astrid aber preßte Gerdas Hand. 
„Gewonnen Spiel! Na, was hab' ich dir gesagt?“ 
Gerda sagte nichts. Aber ihr Blick suchte Heinz da droben, 
der sich wieder und wieder zeigen mußte. Noch immer blaß, aber 
ein stolzes Leuchten im Auge. Er war der Sieger geblieben. 
Auch bei seinem Weibe. 
Dann brachen die drei auf. Der Biograph interessierte 
ie ja nicht mehr und sie wollten nicht in den großen Sltrom 
der Menge nachher geraten. Aber auch zahlreiche andere Be⸗ 
ucher machten es wie sie. So fanden fie draußen in der Gar— 
erobe schon einen gewiffen Andrang vor, und plöklich hörte 
verda ihre Schwester rufen: 
„Da ist ja Goercke — und Kyllburg! Nein, wie nett!“ 
Die beiden Herten hatten nun auch sie bemerkt und traten 
jerzu. Man begrühte sich allsettig ziemlich lebhaft. Nur 
herda und Kyllburg waren stiller. Schweigend küßte er ihr 
ie Hand, die sie ihm bot, während sie fragte: 
„Send Sie denn schon lange in Berlin?“ 
„Etwa drei Wochen, gnädige Frau.“ 
„Und haben noch nicht den Weg zu uns gefunden?“ 
Verzeihung — aber so in der ersten Zeit —“ 
»„Ist das wirklich eine Entschuldigung, Herr Kyllburg?“ 
Fortsetung folat 
m Swarlach nieder, und dem Scharlach folgten die Masern. 
die bösartige Form der Erkrankung gebot die Ausquartierung 
us dem Hotel in ein geräumiges, bequemes Nebenhaus. Die 
trankheiten heilten, aber es blieb eine schwere nervöse Störung 
urück, eine Art Pfrchose, die vom Hofmarschallamt in 
Beimar vorsichtig ais „nervöse Erschöpfung“ bezeichnet wird. 
die letzten Nachrichten vom Krankheitslager lauten besorg⸗ 
riserregend. Auf den Rat des berühmten Jenger 
Iinchiakters, Professors Dr. Binswanger, wurde das Kon— 
sanzer Sanatorium zum Aufenthalt gewählt. Dort wird der 
söroßherzog demnächst seine Gemahlin besuchen, während die 
‚eiden Kinder in Wilhelmsthal, einem mitten im Walde ge—⸗ 
egenen Jagdschloß bei Eisenach, wohnen, da gegenwärtig ein 
imfangreicher Ergänzungsbau des Residenzschlosses in Weimar 
orgenommen wird. 
Reichskomptabilitätsgesetz. Die Reichsregierung ist nach dem 
3. T. mit der Aufstellung eines Reichskomptabilitätsgefetzes 
eschäftigt. Im Jahre 1911 hat der Reichstag eine Resolution 
ngenommen, welche die Reichsregierung um Vorlage eines 
zesetzentwurfes über die Verwaltung der Einnahmen und Aus— 
aben des Reiches und die Errichtung eines Rechnungshofes 
ür das Deutsche Reich ersuchte. Aus diesem Anlaß hat die 
zrage erneut den Gegenstand von Erörterungen im Bundesrat 
nnd in den zuständigen Reichsressorts gebildet. Früher ist 
ekamntlich mehrfach erfolglos der Versuch gemacht, ein solches 
deichskomptabilitätsgesetz zustande zu bringen, weil zwischen 
deichstag und Bundesrat eine Verständigung über Einzelheiten 
es Gesetzes nicht zu erzielen war. Mit dem Erlaß eines 
deichskomptabilitätsgesetzes wird man wohl warten, bis das 
keichskontrollgesetz vom 21. März 1910, das sür die Dauer von 
ünf Jahren erlassen ist, abläuft, in dem bereits eine Reihe von 
kinzelheiten über die Rechnungskontrolle durch die preußische 
Iberrechnungskammer, die für die Aufgabe die Bezeichnung 
„Rechnungshof des Deutschen Reiches“ erhält, geregelt sind. 
Sumpathiestreil der Stettiner Speditionsarbeiter. Im 
Laufe des Montag sind auch die Stettiner Speditionsarbeiter 
n einen Swmmpathiestreik getreten, darunter viele Festange—⸗ 
tellte, die Kontraktbruch begingen. Einige von ihnen erklären, 
aß e durch Drohungen zur Niederlegung der Arbeit gezwungen 
oorden seien. Der Freihafenbezirk ist durch eine doppelte Schutz⸗ 
nannskette abgesperrt und der Zutritt ist nur gegen Vorzeigung 
iner Einlaßkarte gestattet. 
Verschlimmerung im Befinden v. Winterfedts. Das Be— 
inden des verunglückten Militärattachess, Oberstleutnants von 
Binterfeldt, hat sich gestern nachmittag infolge einer Lung en—⸗— 
omplikation plötzlich verschlimmert. Der abends ausge⸗ 
ebene Bericht über das Befinden des Oberstleutnants von 
Vinterfeldt meldet, daß sich sein Zustand verschlimmert hat. 
ßegen 1 Uhr zeigte sich bei dem Verletzten eine stufenweise 
zteigerung des Pulses und der Temperatur. Um 3 Uhr stieg 
ie Temperatur auf 38,8, der Puls auf 120. Die Atmungs-⸗ 
ewegungen wurden häufiger (32) und weniger tief. Die 
8ßrüfung der Lunge ergab eine Komplikation im linken 
Flügel, die von einem Angstzustande begleitet ist, wozu sich 
iemlich ausgeprägte Störungen in den Verdauungsorganen 
jesellten. Die Prognose ist daher ernster geworden. 
Die Reichssinanzen weisen in den ersten fünf Monaten des 
ztatsjahres bei einer Gesamtsumme von 689,16 Millionen Mark 
ine Mindereinnahme x40n 1,1 Millionen Mark auf. Zu 
zefürchtungen braucht dieses Resultat aber keinen Anlaß zu 
‚eben, vielmehr kann man erwarten, daß in den kommenden 
Monaten der Fehlbetrag wieder eingeholt wird. Hierzu kom⸗ 
nen dann weiter noch die Einnahmen aus Post, Telegraphen 
und Eisenbahnen. 
Aus den Schutzgebieten. 
D.O.K. Ein beachtenswertes englisches Urteil über unfere 
tafiatische Kolonie. Während' sonst die englische Presse Ost— 
isiens über die Betätigung der deutschen Kolonialpolitik in 
hina nichts weniger als freundliche Berichte zu bringen pflegt, 
zat kürzlich ein in Honglong erscheinendes Blatt eine Schil— 
jerung von Tsingtau veröffentlicht, die den Erfolgen der deut⸗ 
chen Verwaltung eine rückbaltlose Anerkennung und Bewunde⸗ 
ung zollt. Es wird in dem Artikel, der in den Tsingtauer 
seuesten Nachrichten wiedergegeben ist, ausgeführt, daß Tsingtau, 
nit keinem anderen Orte⸗des sernen Ostens verglichen werden 
öonne, bei allen trete der chinesische Charalter so stark hervor, 
paß man niemals vergessen könne, wo man ist. Ganz anders 
Trinorn·. Monn mon ⸗oec nan der See erhlickt in lejner 
Theater, Kunst und Wissenschaft. 
Neue Bühnenwerle. Die Uraufführung des Renaissancestücks 
Die Krone in der Ferne“ von Justus Maria Schoenthal 
undet am 28. Olt. im Stadttheater zu Frankfurt a. O. statt 
ꝛie Vermittelung geschah durch den Theaterverlag des Täg— 
chen Korrespondenten in München. — Das vom Berliner 
essingtheater zur Uraufführung angenommene Drama Herbers 
zulenbergss „Zeitenwende“ ist des Dichters erstes Werk, 
„as in unserer Gegenwart spielt, wird aber nicht das einzige 
lebben. Eulenberg plant vielmehr einen Zyklus von Dramen, 
„ie sämtlich Probleme unserer Zeit behandeln. — „Wenn 
NRänner schwindeln“, ein dreiaktiges Vaudeville von 
)x. B. Decker und R. Pohl (nach einem Schwank Fritz Fried 
nann⸗Frederichs), Musik von Walter W. Goetze, wurde zu 
lraufführung für das Stadttheater in Halberstadt erworben. 
sußerdem wurde die Neuheit bereits im Manuslript von 
7 anderen Bühnen zur Aufführung angekauft. Bg. — Alfred 
taisers musikalisches Schauspiel ,Theodor Körner“ wird 
n diesem Winter u. a. auf den Bühnen in Kassel, Halle 
deipzig, Hannover, Braunschweig, Lubedck, Altenburg, Elber— 
2ld. Stettin, Rostoch, Chemnitz, Halberstadt, Görlitz, 
zosen, Würzburg, Erfurt, Osnabrück und etwa 50 kleineren 
ztädten erscheinen. — Der Drsdener Kapellmeister Karl Pem⸗ 
aur wird demnächst mit einer dreiaktigen Operette, deren 
kitel „Mamsell Tiptop“ lautet, herauskommen. Das 
ibretto stammt von Erich Kühn. Die Handlung der Operette 
pielt in Berlin in der Gegenwart. Die Uraufführung soll 
snfang nächsten Jahres etrfolgen. — Max v. Schillings, der 
eneralmusikdirektor der Stuttgarter Hoftheater, steht vor der 
zolsendung eines Musikdramas „Mona Lisa“, das wahr— 
heinlich noch in dieser Spielzeit seine Uraufführung an der 
ztuttgarter Hofoper erlebt. — Die Komödie „Die Milch— 
rü der“ von Oskar Maurus Fontana, wurde von der Wiener 
zolksbühne zur Aufführung in dieser Spielzeit erworben. — 
Wie einst im Mai“, eine neue Posse von Rudolf Ber— 
auer und Rudolf Schanzer wird am 4. Okt. im Berliner 
heater mit der Musik von Kollo und Bredschneider ihre 
lraufführung erleben. — Roda Roda und Gustav Meyrink 
aben ein neues heiteres Stuk Bussz Zilla Susaz“, Luit- 
zerrlichen Lage, entzüdt es das Auge mit seinen reinlich 
gebauten schmuchen Häusern, die mit ihren roten Ziegeldächern 
aus dem frischen Grün des Hintergrundes hervorleuchten. E⸗ 
st ein Stück Deutschland, das aus der Heimat dorthin ver 
pflanzt ist, und bei diesem Umzug noch gewonnen hat. Ta 
ist die Signalstation, das imposante Gouvernementsgebäude, 
die deutschechinefische Hochschule, die Station für drahtlose Tele— 
zraphie — die größte in ganz Ostasien — die Kasernen, und 
venn das Auge von einem zum andern schweift, wird einem 
»ie Schönheit der Architektonik und die Solidität der Bauart, 
ilies so echt deutsch, recht auffällig. Die Deutschen brauchen 
woahrhaftig nicht erst zu lernen, wie man eine Stadt anzulegen 
hat; Tsingtau steht da als ein Musterbeifpiel ihres gründ 
iichen Könnens und ihrer glänzenden Begabung. Die Chinesen— 
tadt abseits der Europäerstadt wirkt wie eine Offenbarung. 
So muß es sein; keins von den schmutzigen, übelberüchtigten 
Löchern, wie man sie fonst an den Kustenplaätzen zu sehen be— 
ommt. Die deutschen Behörden haben eine Bauart gefunden, 
ie den Chinesen zusagt, ihnen eine bessere Wohnweise ermög— 
icht und sich dabet auch noch dem Ideal einer schönen Stad⸗ 
rähert. Die Verwaltung der Kolonie ist vortrefflich organi 
iert. Selbst in den kleinsten Dingen herrscht peinliche Ordnung 
die Regelung des Straßenverkehrs, der öffentliche Sicherheits 
Rienst; alles, was von einer geordneten Verwaltung und Re— 
nsierung zu verlangen ist, macht bis ins kleinste einen ausge 
‚eichneten Eindruch. Vor 15 Jahren war Tsingtau noch ein 
derfallenes Fischerdorf, heute ist es zu einer schönen Stadt 
usgewachsen mit einem blühenden Handel und einer immerhin 
eträchtlichen Industrie, die die besten Aussichten hat, sich glän— 
end weiter zu entwickeln. Die große Aufmerksamkeit, die die 
Verwaltung der Entwidlung von Handel, Landwirtschaft und 
Bergbou in Schantung gewidmet hat, hat zu diesem Auf- 
schwung sehr wesentlich beidgeftracen. 
l e 
Ausland. 
Defterreich⸗ Ungarn. 
Schwierigleiten der neuen Wehrvorlage. Die Vechand— 
ungen der Kriegsverwaltung mit der ungarischen Regierung 
iber die Erhöhung des Rekrutenkontingents gestalten sich schwie— 
ig. Graf Tisza soll abermalige Aenderungen an dem bereits 
inntal umgearbeiteten Entwurf des Kriegsministers im Sinne 
iner Einschränkung verlangen. Die österreichische Regierung hat 
oie Eröffnungen der Kriegsverwaltung vorläufig zur Kenntnis 
jenommen. Beide Regierungen sollen für eine Einschränkung 
ruf ein Minimum wegen der schlechten Finanzlage eintreten. 
Sie verlangen nach einer Meldung des Tagblatts, daß fur 
einige Jahre die Heeresleituna keine neuen Forderungen da— 
nach mehr aufstellst 
Schweiz. 
PC. Internationale Konferenz öffentlicher Arbeiter. Vom 
23. bis 25. Sept. tagt in Zürich die dritte internationale Kon— 
erenz der Arbeiter öffentlicher Betriebe. Die Konferenz ijt aus 
Deutschland, Belgien, Oesterreich Böhmen, Dänemark, Frank— 
reich, Holland, Schweden und der Schweiz beschickt. Die Toges⸗ 
ordnung, die sich ausschließlich mit Berufsfragen veschäftigt, 
darunter der sehr wichtigen Frage des Koalitions- und Streik⸗ 
rechts der Arbeiter öffentlicher Betriebe, erfuhr auf Antrag 
der belgischen Delegierten trotz des erfreulichen Wider— 
pruches der Deutschen eine Erweiterung dahin, daß auch 
die Agitation für gemeinsame und gleichzeitige⸗ Entwaff⸗- 
naunug in allen Ländern sowie Durchführung der Agitation 
gegen den Chaupinismus geschlossen zu unternehmen dlei. 
England. 
Kreuzfahrt im Mittelmeer. Die Admiralität kündigt den 
Beschluß an, Anfang November ein Detachement der ersten 
rlotte, umfassenb vier Linienschiffe des dritten Geschwaders, 
inen Kreuzer des ersten Geschwaders und einen leichten Kreuzer 
er dritten Flottille unter dem Konteradmiral Colville zu 
iner Kreuzfahrt nach dem Mittelmeer zu entsenden. Die Rüd⸗ 
ehr soll Weihnachten erfolgen. Das vierte Schlachtgeschwader 
vird fsich mit dem Detachement bei Gibraltar vereinigen. Danmn 
olgen Manöver mit der Mittelmeerflotte im 
Vesten des Mittelmeeres. Nach dem Schluß der Uebungen 
vird die vereinigte Fiotte, die dann acht Linienschiffe, drei 
zchlachtkreuzer, acht Kreuzer und acht leichte Kreuzer umfaßt, 
is Alexandria kreuzen und verschiedene Häfen besuchen. Eine 
yrttte Flottille, bestehend aus 16 modernen Torpedo— 
bootzerstörern, wird im Mittelmeer bleibet. Die Torpedoboot⸗ 
zerstörer, die sich gegenwärtig dort befinden. werden noch 
—EE—— ⏑ — 
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spiel in einer Szene und drei Akten, vollendet, das in den 
Kreisen des österreichischen Hochadels spielt. — Das neuestt 
Ddrama Karl Schönherrs, „das gesegnete Jahr“, wird 
m Deutschen Volkstheater in Wien in der kommenden Spielzeit 
zur Uraufführung gelangen Do«cs Mork ißft wieder ein Vauern⸗ 
drama. 
PO. Internatlonaler Naturforscher⸗ und Aerztetag in Wien 
In der Sitzung des Naturforschertages am Dienskag sprach 
der japanische Gelehrte Nog ucht über Paralyse und 
Syphilis. Er erlarte, nach seinen Forschungen ergäbe sich die 
aussichtsreiche Moghichkeif einer Heil methode der Paralyse, in⸗ 
dem man den im Gehirn eingekapfelten Spirochäten auf chirur⸗ 
ischen Wege nahe kommen könne. Ueber die ungsten For⸗ 
hungen uber Pare yse referierte Geheimtat Monne; Hamhurg. 
Seine Ausführungen gipfelten in dem Satze; es stehe heufe 
est, dah Tabes und Pargiyse echluetische Erkrankungen seien 
Ueber den gegenwärtigen Stand der Eiweißchemie prach Prof 
Abderhaulten-Sauie. Prof. Einstein-Zürich gehehe 
iber, das Gravitanonsproblem. —., Mittags waren die Natur— 
'orscher Gäste des Unterrichtsministers: 
Der 5. Deutsche Hochschullehrertag findet am 12. 13. und 
4. Okt. zu Straßburg i. E. statt. Als Verhandlungstage sind 
der 13. und 14. Okt. festgelegt. Die Sitzungen werden im 
Iniversitätsgebäude abgehalten und beginnen an beiden Tagen 
vünktlich um 9 Uhr. Die Tagesordnung betrifft am 13. Okt. 
l. Anträge des Vorsitzenden auf Aenderungen der Satzungen. 
?). Die Reform des Promotionswesens. Referent: Prof. K. 
». Amira (Mulnchen). Ferner am 14. Okt.: Die Neugründung 
»on Universitäten. Referenten: Prof. K. Bücher, Leipzig, und 
Prof. G. Kaufmann, Breslau. Am 12. Oktober, um 7 Uhr, 
ritt der große Ausschuß des Vereins zu einer Sitzung im 
Iniversitätsgebäude zusammen. Der Abend des 12. Oktober 
on 249 Uhr an ist zur Begrühung der an der Versammlung 
eilnehmenden Herren bestimmt. Zu diesem Zweck werden sie 
jebeten, sich im Restaurant Luxhof (Luxhofgasse) einfinden zu 
vollen. Am 13. Okt. 8 Uhr, findet gemeinschaftliches Abend⸗ 
ssen im Palast-Hotel Rotes Haus (Kleberplatz) statt. Als 
Beitrag zu den Kosten der Versammlung haben diejenigen 
Teilnehmer, die nicht Mitglieder des Vereins find, 6 Muzu ent⸗ 
tichten. Anmeldungen nimmt der vorbereitende Ausschuß zu 
Straßburg (Privatdozent Dr. o. Seidlitz, Ruprechtsau bei 
Straßburg i. E., Varkstraße 9) entgegen, der auch die Be— 
lung von Mohnungen vermitfselt
	        
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