Full text: Lübeckische Anzeigen 1913 (1913)

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Wöchentlich 13mal (Wochentags morgens und 
abends, Sonntags morgens) erscheinend. Bezugs⸗ 
oreis für das Vierteljahr 3,30 Mark einschließlich 
Bringgeld in Lübeck. Ourch die Post bezogen ohne 
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ʒPig., für Auswärtige 80 Pfg., f. Geschäftl. Mit- 
Lungen 1Mk. d. Zeile. Tabellen⸗ u. schwieriger 
ak den Anforderungen entsprechend höher. 00 
Beilagen: Vaterstädtische Blätter. — Der Familienfreun' 
T—— 163. Jahrgang nachrichten für das Herzogtum Lauenburg, die 
A Fůrftentümer Ratzeburg, Lübed und das angren 
ESESESSSSSSSS-ISSSESSSSSCSSCSSSSSSASSOSCSS in Archis des verlage scuie e er ed zende mecklenburgische und holsteinische Gebiet. 
Drud und Verlas: Gebrüuder Borchers G. m. b. S. m Lüubed. — Eeldaftsstelle Adrebu aus GKöonigstr. 46). Vernsprecher 9000 u. 9001. 
Mmittwoch. den 24. September 1913. Abend⸗Blatt Nr. 484. 
Ausaob⸗ 
Erstes Blatt. Rierzu 2. Blatt. 
snMα.αRX8RXαXRXÑRRXααRααXαRαXRναRXιRæRαRRÄ_RααJααNαXαXNαRXααXÄRXÄRYιINνæRRRααRXααRααιαααααα)NMXRαXRNαæαιαιιιιÛιιαιαXXäα. 
Umfang der heutigen Nummer 6 Seiten. 
ichtamitlicher Teil. 
Der deutsche Kolonialhandel. 
Im letzten Jahrzehnt hat sich in der öffentlichen Meinung 
Deutschlands ein bedeutsamer Umschwung der Ansichten über den 
Wert unserer Schutzgebiete vollzogen. Die schweren finan⸗ 
iellen Lasten, die dem Reichshaushalt durch sie auferlegt worden 
ind und nicht wenig zu unserer Finanzmisere beigetragen haben, 
tanden in den ersten Jahrzehnten unserer Kolonialpolitik in einem 
o auffälligen Mißverhältnifje zu dem, was in den Kolonien ge— 
eistet wurde, daß der Koldnialgegner immer mehr statt weniger 
wurden. Die ungeheuren Opfer an Gut und Blut, die besonders 
oi e häufigen Unruhen Deutschland zumuteten, ließen in der Tat 
berechtigte Zweifel darüber aufkommen, ob wir uns überhaupt 
auf dem richtigen Wege befanden. Es scheint sich doch aber, wenn 
man die Entwicklung im letzten Jahrzehnt überschaut, wirklich 
aur um allerdings äußerst kostspielige Kinderkrankheiten 
zehandelt zu haben. Zum Kummer unserer lieben Freunde und 
Nachbarn in Europa, die nach Kräften bestrebt gewesen sind, uns 
den Geschmack an unseren Schutzgebieten zu verleiden, geht es 
dorwärts. Diesenn Eindruch kann man sich namentlich dann nicht 
derschliessen, wenn man die Fortschritte des aAus wärtigen 
dandels der Schutzgebiete, der ja nicht mit dem Handel zwi— 
chen ihnen und dem Mutterlande identisch ist, betrachtet. 
daie Zahlen für das Jahr 1912 liegen leider noch nicht vor, die 
ploniole Handelsstatistik ist erst bis zum Jahre 1911 vorge—⸗ 
drungen. Aber auch die bisher veröffentlichten Nachweisungen 
lassen schon einen gewissen Optimismus als durchaus begründet 
erscheinen. 
Der gesamte koloniale Handel hat im Jahre 1911 einen 
Wert von nicht weniger als 435,4 Mill. Muerreicht und sich 
damit seit 1902, wo der Wert nur 99,6 Mill. Mbetrug, mehr 
als vervierfacht. Gegen 1910 hat er allein eine Zunahme 
um 75,8 und gegen 1909 eine solche von 138,2 Mill. Muerfahren. 
Die Ginfuhr in die Schutzgebiete hat sich in den letzten drei 
Berichtsjahren auf 172,9 bezw. 198,2 bezw. 257,2 Mill. M, und 
die Ausfuhr auf 124,4 bezw. 161,4 bezw. 178,3 Mill. M 
belaufen. Allerdings ist der Ausfuhrwert im letzten Berichtsjahre 
uur bei Kiautschou gestiegen, während er bei den übrigen 
Kolonien etwas zurüdgegangen ist. Im einzelnen haben Einfuhr 
und Ausfuhr an Wort (in Miss. M) erreicht 
1911 1910 
Einfuhr nach: 
damerun...2922 288,6 
Rtafrila........ 448 387 
Togoee 68 10,7 
Züdwestafrikke...4* 44 
Sildse . 1L., 9 
Jioutschvun— 11550* 694 
C 
Aussfuhr aus: 
Kamerun. .21,3 19,9 
Dstafrila...... 29* 208 
Togo..933 72 
Südwestafrila.... 28634,7 
Südsee 184 182 
Kiautschou...4 803 60,6 J 
zu beachten ist hierbei auch, daß der HRandel von Kiautschou 
richt nur denjenigen der deutschen Siedelung Tsiingtau nebst 
eäherer Umgebung, sondern auch den des Hinterlandes umfaßt, 
oweit es unter der Kontrolle des Deutschen Reiches steht. 
Die Zusammensetzung der Einfuhr weicht in den einzelnen 
-chutzgebieten nicht sehr erheblich voneinander ab, meist besteht 
ie aus Fabrikaten, insbesondere solchen der Textil- und Eisen— 
ndustrie, aber auch Lebensmitteln, wie Mehl, Reis und dergleichen 
iehr. Tie Ausfuhr ist je nach Lage und Klima der Gebiete 
xerschieden. 
Unter den Ausfuhrgegenständen Kameruns steht an erster 
ztelle Kautschuk mit 11,00 Mill. M; es folgen Palmkerne (4,2), 
dakao (3,3), Palmöl (1,4), Elfenbein (0,6). Aus Ostafrika 
»urden ebenfalls Kautschuk und Guttapercha (4,8), sowie Elfen⸗ 
ein (O,5), sodann Kaffee (1,3), Kopra (1,8), Baumwolle (1,3), 
zasalhanf (4,5), Golderz (4,0) ausgeführt. Auch Togo lieferte 
esonders Palhmkerne (3,6), Palmöl (1,7), Kautschuk (0,8) und 
zaumwolle (O,6). Südwestafrika dagegen versandte für 
23,0 Mill. M Diamanten, für 3,0 Mill. M Kupfererze und für 
),3 Mill. M Blei, während aus der Südsee Kopra (8,1) und 
dakao (0,8), außerdem aber auch Phosphate (5,3) kamen. Eine 
janz andere Zusammensetzung weist wieder die Ausfuhr von 
diautschou auf. Von dort wurden Strohborte (33,4), ge⸗ 
chälte Erdnüfse (10,4), Erdnußöl (7,0), gelbe Seide (6,5). Schan— 
ung⸗Pongees (4,1) usw. ausgeführt. 
Die Hauptrolle im Handel unserer Schutzgebiete spielt der⸗ 
enige mit dem Mutterlande. Namentlich in den afrikanischen 
Kolonien steht die Einfuhr aus und die Ausfuhr nach Deutsch— 
and ganz überwiegend an erster Stelle; selbst Großbritannien 
und die afrikanischen Nachbarländer kommen nur nebensächlich 
n Betracht. Weniger ausgeprägt ist Deutschlands Uebergewicht 
Inden Südseekolonien, besonders tritt es aber in Kliautschou 
purück. wo der Handel mit China überraat. 
Vom Balkan. 
Die Lage in Albanien. 
PC. Rom. 23. Sept. In hiesigen Regierungskreisen äst 
»ie Nachricht eingektroffen, daß die Lage in Albanien nicht so 
rnst sei, wie in übertriebenen Blättermeldungen angekündigt 
»ird. Der Streit zwischen Albanesen und Serben beruht nur 
iuf persönlichen Gehässigkeiten einzelner Personen. Es ist 
leichfalls unrichtig, daß Essad Pascha einen Bürgerkrieg her— 
orgerufen habe. In Wahrheit besteht nur eine leichte Ver— 
timmung zwischen Essad und Ismail, die bald behoben sein wird. 
Die Großmächte und die älbanische Gefahr. 
Berlin, 23. Sept. Die Gefahr einer Einmischung Ser—⸗ 
ziens in die albanischen Nerhältnisse mird nach hen vaorliengenden 
— 
Meldungen überall als eine erhebliche Belastung angesehen, zu⸗ 
mal da für Serbien kein stichhaltiger Grund zu einer solchen 
Berletzung früher eingegangener Verpflichtungen gegeben ist. 
Trotzdem. setzt es seine militärischen Vorkehrungen sort und 
erbreitet übertriebene Meldungen von den Plänkeleien int 
albanischen Grenzgebiete. In Wien und in Rom lieht man 
zas naturgemäk mit besonderem Unbehagen, und es ill zweifel⸗ 
os, daß Serbien im Falle einer Verwirklichung seiner Pluͤne 
unächst mit einem Einfpruche Oesterreich-Ungarns und Italiens 
zu rechnen hälte, denen sich andere Grokmächte anschließen 
dürften. 
Das Mätchen von der griechifchen Flottenbestellung. 
PC. Athen, 23. Sept. Die griechische Regierung meldet 
»ffiziell, daß noch keinerlei Flottenbestellungen irgendwo ge— 
nacht worden seien. Sobald der offizielle englische Bericht vor⸗ 
liege, werde eine öffentliche Ausschreibung erfolgen, zu der die 
Werften der ganzen Welt eingeladen würden. 
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Tschang hsün — der Stein des Anstoßes. 
Von H. v. Kropff. 
Man kann billigerweise an einen chinesischen Truppenführer 
ind seine Untergebenen heute noch nicht dieselben hohen militã⸗ 
ischen und ethischen Anforderungen stellen wie an einen preu⸗ 
ischen oder meinetwegen japanischen General. Das sollte sich 
ei einigem guten Willen auch die japanische Regierung sagen 
önnen, die als Sühne für din gewaltsamen Tod ihrer Staats⸗ 
ingehörigen in Nanking die Absetzung des derzeitigen Kom— 
tandanten der Stadt, des Generals Tschang Hsün fordert. 
Pas diese Forderung Japans für den Präsidenten Yuanschikai, 
bie für die Wiederherstellung geordneter Zustäude in China im 
llgemeinen bedeutet, kann nur der ermessen, der die Unruhen 
er letzten zwei Jahre in China aus nächiter Nähe berufsmäßig 
mi beobachten hatte. F 
Bereits im Oktober 1911, als die Revolution in China 
usbrach, stand General Tschang Hsün als oberster Truppen⸗ 
zefehlshaber in Nanking. Schon Anfang November war Süd— 
hina und ein großer Teil des NYangtsetales sür die Maadschu— 
dynastie völlig verloren. Nur eine einsame Insel Getreuer war 
hr geblieben: Nanking! Aber auch hier versuchte in den 
ersten Novembertagen ein Teil der Truppen, nach dem Vor— 
zild anderer Städte, die Revolution auszurufen. Nur der 
znergie Tschang Hsüns und seiner rüchssichtslosen Strenge gelang 
s, den Aufruhr niederzuschlagen. Wer wollte einen seinem 
»errscherhause ergebenen, von dem angeblichen inneren Wert 
er blutigen revolutionären Propaganda keineswegs überzeugten 
kruppenführer deswegen tadeln, auch wenn seine Mittel ech 
ltchinesisch, d. h. nach unserer Auffassung unendlich grausam 
jaren! Erst im Dezember 1811 fiel Nanking, und auch dann 
rst infolge eines Verrats, in die Hände der Aufständischen. 
Uchang Ssün erzwang mit etwa 4000 Mann freien Weg nach 
dorden. um sich bei Yentschoufu, im südlichen Schantung an 
der Tientsin-Pukauer Bahn, ein festes Lager zu errichten. Er 
vorlegte damit aleichzeitie den repolufionären Truvnen den 
Oifizierstöchter. 
Roman vnn Paul Grabein—. F 
(36. Fortsetzung.) Machdrud verboten.) 
„Nicht wahr? Doch 'ne reichlich dolle Sache! Was wohl 
unser Alter —“ er meinte den Kommandeur, den Oberstleutnant 
von Henning — „dazu sagen wird? Auch ein Schwiegersohn!“ 
Waolter Kyullburg erwiderte nichts. Aber in seinem Innern 
empfand er voll das Peinliche. * 
Der Kamerad fuhr indessen im Weitergehen fort: 
„Von der Ohrfeigenaffäre haben Sie natürlich gehört?“ 
Nur ein stummes Nicken als Antwort. „Na, dabei hatte der 
Kekler ja selbst nicht eigentlich schlecht abgeschnitten. Aber 
zas da,“ und er nickte noch einmal zu der Anschlagsäule zurück, 
„ist doch ein bißchen happig. Das wird Henning verdammt 
an die Nieren gehen. Wer weiß überhaupt, ob ihm die Ge— 
chichte nicht noch den Hals bricht. Gerade jetzt, wo er sein 
segiment kriegen soll!“ 
Kyllburg schwieg noch immer. bis Goerde ihm nun den 
Arm drücdte. 
„Aber kommen Sie, drüben hält gerade ein Auto.“ 
Da machte er sich mit einem leisen Widerstreben frei. 
„Nein, bitte, lassen Sie, Goercke. Zum Bummeln bin ich 
virtlich nicht recht aufgelegt heute D 
Alter Streber! Sie sollten sich gerade mal 'n bißchen aufe 
nischen. Aber in den Wintergarten gehen Sie wenigstens mit? 
MNee. nee, Bester! Nu mal nicht auskneifen. Das sind 
Sie mir einfach schuldig. Denn Ihretwegen hab' ich inzwischen 
den Anschluß verpaßt an die anderen. die mich im Pschorr 
exwarten wollten. Jetzt müssen Sie einfach mit. Ich kann 
nich nicht den ganzen Abend allein rumdrücken!“ 
Tao a4aab Kullsbura nach. 
'ann er wirklich nicht mehr zurüf. Aber was bleibt ihm da 
ioch weiter übrig? Er muß wohl oder übel jetzt diesen 
Veg gehen. Schön ist's ja gerade nicht, seinen Schwager da 
wischen Akrobaten und Jongleuren fich produzieren zu sehen 
— aber, du lieber Gott, wir sind ja nun mal in Berlin! 
da ist nichts unmöglich. Und er hat recht: er ist eben eine 
dMasse für sich, und das Publikum wird lich auch daran 
ewöhnen. In ein paarWochen findet man die Sache schon 
anz in der Ordnung. Es fällt keinem Menschen mehr ein. 
ch darüber aufzuregen. Also, liebste Gerda, sträub' dich 
icht länger dagegen. Du wachst damit bloß deinem Mann 
nd dir das Leben unnütz schwer. Und zu seiner Premiere — 
inde ich — mußt du doch einfach! Es würde ihn schwer 
ränken, wenn die eigene Frau fern bliebe, sich scheute, sich 
ort zu zeigen, wo ihr Mann auftritt.“ 
Gerade der letzte Grund hatte Gerdas Widerstand besiegt. 
zo saß fie denn jetzt neben Schwager und Schwester im Zu⸗ 
hauerraum. Nur das hatte fsie aber zur Bedingung gemacht: 
eine Loge vorn oder auf der Terrasse, wo man so gesehen 
oac. Nein, ein Platz mitten im Parkett, wo sie in der groken 
Nenschenmenge untertauchten. 
Aber selbst hier saß Gerda noch mit einem Gefühl: könntest 
u dich kleiner machen, am liebsten ganz unsichtbat! Und sie 
ob die Augen kaum vom Opernglas, das sie auf dem Schoß 
ielt. —VV——— 
Astrid dagegen ließ die Blicke sehr unbefangen und mit 
croßem Interesse umhergehen. J F 
„Wirklich, ein ganz anderes Publikum heute. Nam̃entlich 
n den Orchesterlogen und hinten auf der Weinterrasse. Große 
Toiletten, ein Zuwinken und Grüßen — richtige Premieren⸗ 
timmung. Zeinzens Debüt heute ist ein Ereignis sür Verlin, 
anz ohne Zweifel. Paß auf, Gerda, morgen sind die Blätter 
oll davon!“ 
So flüsterte Astrid der Schwester aufmunternd hinter ihrem 
Trächer zu. 
Gerda erwiderte nichts. Ihr Auge überflog jetzt das Pro⸗ 
ramm, das Klaus ihr gereicht hatte. Wohl war durch eine 
eutliche Trennung schon im Drud der zweite, künstlerische Teil 
es Abends, den Heinz mit seinen drei Solofzenen ganz allein 
üllte, geschieden und besonders hervorgehoben. Aber dennoch“ 
LTa im ersten, artistischen Teil: Exzentriks, Equilibristen, mufi— 
kalische Clowns, ein athletischer Akt, sogar eine Tierdressur — 
ind dann ganz zum Schlusse des Programms wie immer, 
»er Biograph, Neuestes vom Tage: die Flottenrevue in Kiel, 
»er große Waldbrand in Holland und die Rücdkehr des In⸗ 
genieurs Richter aus der Gefangenschaft der Räuber. 
Albktuell, sensationell — Gerda war es, als träfen diese 
m Programm fettgedruckten Worte ihr Ohr wie aufdringliche 
zurufe aus einer Jahrmarktsbude. Mit einer nervösen Be— 
vegung zerknitterte sie das Blatt in ihrer Hand. Den ganzen 
exsten Teil des Abends hindurch litt sie schwer. Ein dunkler 
Zwang quälte sie, daß sie beständig hineinhorchen mußte in 
»ie Menge da um sie herum. Galt das Flüstern und Lachen 
aicht ihrem Manne? Machte man nicht seine Glossen über ihn, 
cein Auftreten an dieser Stelle? 
Dann kam endlich das Zeichen zum zweiten Teile des 
Programms. 
„Jetzt wollen wir aber den Taumen drüchen!“ Astrid 
eaunte es der Schwester zu und griff nach ihrer Hand. „Mein 
Gott, wie eiskalt! Armes Tierle, du.“ 
Die Stimmung im Hause war ruhiger geworden, erwar—⸗ 
cungasnoll, und nun hob Ach der Vorhang. 
WVereinzeltes Händeklatschen begrüßte ostentativ den be— 
ijebten Künstler bei seinem Wiederauftreten vor der Oeffent⸗ 
ichkeit nach der allbekannten Affäre. Ja, aus einer der 
Orchesterlogen wurde ihm sogar ein Blumenstrauß geworfen. 
Heinz Kebler beachtete weder das eine noch das andere. Er 
gzing ganz in seinem Spiele auf. Wer ihn kannte, wie Gerda, 
der mußte merken, daß er unter der Schminke blaß war und 
vaß seine Augen brannten. Er war sich der Bedeutung der 
Stunde voll bewußt. Dort unten das Publikum sollte sich 
entscheiden fuür oder wider ihn. Es ging um seine Existenz als 
Zünstler und Mensch. Um die der Frau, die er an fich gefesselt 
zatte. Zwar war er der Liebling der Menge. Aber er kannte 
ie: eine launische, unberechenbate Bestie. Sie rik bisweisen 
ruch ihre Günstlinge nieder. 
In seinem Spiel zeigte fsich nichts von dem Vibrieren seiner 
Nerven. Im Gegenteil, Heinz Keßler war geradezu glanzenb 
jeute. Eine solche Tiefe, einen solchen Ernst hatte er vielleicht 
iberhaupt noch nie gezeiagt 
* J 
In einer der mittleren Parkettreihen des Wintergartens 
ahen Petersens und Gerda. Nur das Zureden der Schwester 
ratte diese bewogen, mit ihnen zu gehen. 
„Sei doch vernünftig!“ hatte Astrid geraten. „Aendern 
rannst du nun mal nichts mehr an der Sache, also mußt 
»u dich damit abfinden. Und das muß ich schließlich deinem 
Mann zugeben: nachdem es einmal so weit gekommen ist,
	        
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