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Tagesbericht.
LCüabecd, 22. September.
Zu Offizieren des 3. Bataillons des Regiments Lübec,
as in Eutin harnsonieren wird, sind ernannt worden: Stabs-
auptmann Freiherr von Cramm, sowie die Leutnants Peters
Adiutant), Krauel, von Oertzen. Graf Rosen. Möller. Stenger
und Zimmermann.
⸗NMarinestatwn in Neustadt i. Holst. In der Sitzung der
tädtischen Kollegien in Neustadt wurde beschlossen, gemeinlän
nit dem Marinefiskus zur Errichtung eines Torpedoversuchs⸗
schießstandes ein Gelände bei Pelzerhaken anzukaufen und für
den Ankauf eine Anleihe bis zu 30 000 Miäaufzunehmen. Ferner
ioll eine Anleihe bis zu 25 000 Mugemacht werden für die Ver⸗
orgung des Pelzerhakens, insbesondere für die genannte An⸗
age der Marine. Die Stadt foll sich verpflichten, fur die
Wasserversorgung zu sorgen, was einen Kostenaufwand von
1-5000 M everursachen wird.
UUeber die Fahrt des Lustschiffes „Hansja“ am Sonn—
abend, die um 4 Uhr 7 Min. mit 10 Passagieren unter Ingenieur
Dörrs Führung von Fuhlsbüttel aus begann, i. d uns aus Ham⸗
zurg nach weiler berichtet: Die Fahet ging über Lubeck und
Travemäünde, das das Luftschiff um 5 Uhr 5 Min erreichte,
auf die Ostsee hinaus, auf der bei ziemlich starkem Seegange
eine Wasserlandung vorgenommen wurde. Das Luft⸗
ichiff erhob sich sodann wieder zur Rückfahrt, die über Oldes—
oe und Barg'ehe de erfolgte. Um 6 Uhr 56 Min. landete die
„Hansa“ wieder glatt auf dem Flugplatze; sie hatte in unge—
fähr 3 Stunden 150 Kilometer zurückgelegt.
*Reserve hat Ruh. Die Mansver sind zu Ende: das
Regiment ist in die Garnison zurückgekehrt. Mit festem Hände⸗
zruck und lustigen Liedern trennen sich nun die Kameraden, die
wei Jahre lang in des Königs Rock gemeinsam Freud' und
Leid getragen und gar manche Strapaze überwunden haben.
Aber allen hat die Soldatenzeit vorzügliche Dienste getan. Die
stramme Haltung und das gesfundfarbige und wettergebräunte
Gelicht sind ein Beweis dafür. daß der schwere Dienst dem
Körver nichts geschadet hat. Vor allem aber hat der Soldat
Gehorsam, Rünkilichkeit und Sauberkeit kennen gelernt, und diese
drei wichtigen Eigenschaften sind es, die der Reservist ins bürger⸗
liche Leben mitbringt. Einerlei, welchem Beruf er nachgeht, sie
kommen ihm immer und überall zustatten. Wer immer treu
seine Pflicht geian hat, dem bleibt die Zeit, als er des Königs
Rock trug, eine freudige Erinnerung für das ganze Leben,
und am Ende der Dienstzeit stößt man dann an mit dem vollen
Glas beim Klange des Liedes:
„Was blinkt so freundlich aus der Ferne?
Das traute, liebe Vaterhaus!
Wir find Soldaten, sind es gerne,
Joch bald ist unfre Dienstzeit aus.
Drum,. Brüder, stoßt die Gläser an:
Es lebe der Reserpemann!
Wer treu gedient hat seine Zeit,
Dem sei ein volles Glas geweiht!“
Die ketzlen vier Zeilen werden als Refrain bei allen folgenden
Strophen wiederholi. Das Lied ist erst im Jahre 1880 zum
ersten Male durch den Drud veröffentlicht worden; es steht aber
fest, daß es bereils Mitte der fünfziger Jahre des vorigen
Jahrhunderts bei den preußischen und kurhessischen Soldaten
hekannt war und von dieslen schon damals kurz vor ihrer
Entlafsung in die Beimat gesungen wurde. Der Dichter des
schönen Licdes konnte bisher nicht festgestellt werden, wohl
aber der Komponist der Melodie, nach der es gesungen wird.
Finem Kasseler Musikgelehrten Johann Lewalter ist es vor
lurzem gelungen. zu ermitteln. daß die Melodie einen der be—
kanntesten fronzösischen Romanzenkomponisten, Fredoͤric
Boͤrat, zum Urbeber hat, der sie einer von ihm selbst gedich—
eten Romanze, Mo Normandie“ untergelegt hatte. Die Romanze
zeginnt mit den Worten: „Quand tout renait à l'eso sSrance“
Wenn alles in Hoffnung wieder auflebt). Man sieht, daß
diesem Vers die deutsche Anfangszeile des deutschen Keseryisten-—
iedes „Was hlinkt so freundlich aus der Ferne?“ ganz genau
entfpricht. Bérat. der ein persönlicher Freund des belannten
ranzösischen Dichters Béeranger war. hat von 1800 bis 1850
gelebt; die Meledie sener Romanze „Ma Normandie“, die einst
in Frankreich viel gesungen wurde, ist wohl noch zu Lebzeiten
des Dichterkomponisten nach Deutschland gekommen und hier
von einem noch unbekannten Dichter einem Liede untergelegt
worden, das heute noch eines der bekanntesten und beliebtesten
deutschen Soldatenliede darstellt. Auch Melodien haben ihre
Schicksale. Die Bératsche Romanze Ma Normandie“ ist
vahrscheinlich in Frankreich schon längst vergessen, ihre Melodie
ebt aber im deutschen Soldatenliede fort und wird sicherlich
ioch lange in ihm fortlehen.
Straftlammer D. Sitzung vom 20. Sept. Wegen
Urkundenfäl schung und Verfsuchs des Betruges
zat sich die Ehefrau Emma Drx. zu verantworten. Die Ange—
lJagte ist der weiten Entfernung ihres Wohnsitzes wegen vom
Erscheinen der heutigen Sitzung entbunden. Die Angeklagte
vohnte früher im Krumbecker Hof. Dort fertigte sie eines
Tages einen an den Krämer Klüve in Obernwohlde adresfierten
nit dem Namen einer Frau B. aus Krumbed unterzeichneten
Bestellzettel über ein Feinbrot, ein halbes Pfund Butter, vier
Zeringe und Pfund Haserfloden an und schickte einen elfjährigen
Anaben mit diesem Zettel zum Krämer Klüve, in der Annahme,
Klüve solle glauben, der Zettel sei von Frau B. ausgestellt
und letztere wolle die Waren haben. Auf ihren eigenen Namen
wornlte die Angeklagte nichts holen lassen, weil sie Klüve noch
einen Betrag schuldete. Klüve verabfolgte keine Ware quf den
Zettel. Unter Berüchichtigung des Umstandes, daß die Ange⸗
klagte aus Not zur Tat gekommen ist, wird sie zu der milden
Strafe von 2 Wochen Gefängnis verurteilt. — Wegen Ver—
prechens gegendie Sittlichkeit haben sich der Weichen⸗
teller Franz Bi., der Arbeiter Aobannes Schm. und der Eisen—
vahnarbeiter Johann Sch. zu rerantworten. Die bereits 57,
35 und 72 Jahre alten Angeklagten haben sich gegen ein Schul⸗
mäbdchen vergangen und werden sie dieserhalb zu je 6 Monaten
befãngnis verurteilt. — Dez gleichen Verbrechens hat der Händ⸗
er Wilhelm Th. sich schuldig gemacht. Er erhält eine Gefäna⸗
nsstrafe von 9 Monaten.
0 Trei Schaufenfterscheiben zertrün mert. Heute neorgen
wurden im Geschäftshaufe der Firma Schwaner C Heeschen,
Ecke Hüx⸗ und Königstraße, drei große Glasscheiben der Schau⸗
fenster durch die Pferde eines die obere Hüxstraße herabkom⸗
menden Wagens zertrümmert. Der Kutscher des nmiit Jiegel—
steinen schwer beladenen Wagens, Klink, Stockelsdorf, gehörig,
verlor, als er in die Königstraße einbog, die Gewalt über den
schweren Wagen, da dieser nicht mit dem vorschriftsmäßigen
Hemmschuh versehen war. Außerdem soll der Kutscher auch nicht
des Fahrens kundig gewesen sein. Infolgedessen rannten die
Pferde in die Schaufenster hinein, wobei sich eines derselben
Echnittwunden zuzog. Stark blutend wurde es fortgeführt. Eine
nerübergehende Fraqau war unter die Pferde geraten. doch kam
ie — außer einer Beschädigung ihrer Kleider — ebenso wie
er Kutscher des Wagens, mit dem Schrecken davon. Vor nicht
anger Zeit wurden bereits einmal durch den Zusammenstoß
ines Fuhrwerks mit einem Straßenbahnwagen die Schaufenster
er Firma Schwaner &C Heeschen zertrümmert.
o- Einbruchs diebstahl. In der Nacht zum Sonntag, mor⸗
ens gegen 328 Uhr, wurde die große Spiegelscheibe eines an
er Wanmitratßze belegenen Goldwarengeschäftes zertrümmert und
us dem Schaufenstei eine große Anzahl Ringe im Gefamtwerte
on 1500 Migestohlen.
o- Diebstähle. In der Nacht zum Sonnabend fsind auf dem
zahnhof Gleschendorf, 3 Paar Herrenschnürschuhe (Größe 44),
Paar Damenschnürschuhe (Groͤße 40), 1 Sommerüberzieher
nd 1 Buch nit dem Titel „Das Verlobungsschiff“ gestohlen
orden, — In der Zein vom 22.-26. Juli ist vom Dampfer
Luba“ eine Rolle Käle gestohlen worden.
oStadtteil Travemũnde. Infolge des herrlichen
Vetters war der Verkehr am Somtag noch einmal recht
ege. Im allgemeinen, ist es sonst nach dem oftiziellen Schluß
er Kurmusitf recht still bei uns geworden. Auch der Durch⸗
angsverkehr nach den benachbarten Bädern stockt fast ganz,
die Grömitz-Dahmer Dampfer haben ihre Fahrten eingestellt
nd sich seil einigen Tagen in Winterruhe begeben oder Fracht-
zhrten, aufgenommen. Der Ostseebaderdienst, läßzt zwar nod
inen Dampfer iaufen und hatte Sonntag sogar noch einen
xsradampfer eingesteilt. Der Verkehr über See war jedoch
scht mehr bedeniend. Nur der Jachthafen Jeigt fast noch sein
olles Sommerbild. Durch das schöne Wetter veranlaßt,
zgern die Jachteigner noch mit der Außerdienststellung ihrer
ahrzeuge und nutzen nach, dem der Segelei ungünstigen Sommer
eßt das schöne Herbstwefter zu Lustfabrten fleißig aus.
Neueste Nachrichten und Telegramme
der „L. A.s uud A Z.“c,
Die französische Presse y Warijer Toast des Königs
Konstantin.
PC. Paris, 22. Sept. Die französische Morgenpresse kom—
ientiert den gestrigen Toast des Königs von Griechenland in
angen Artikeln. Im allgemeinen kann man sagen, daß der
llergrößte Teil der Blätter durch die Worte des
dönigs Konstantin durchaus zufriedengestellt ist und
en Zwischenfall von Berlin als eendgültig erledigt
etrachtet. Die extrem⸗-nationalistische Presse ist natür—
ich absolut unbefriedigt, eine Tatsache, die an sich nicht weiter
berraschen würde, wenn sich nicht unter den Mißvergnügten
uch der Matin befände, dessen offiziöse Beziehungen nicht
u leugnen sind. Das Blatt bemerkt über den Toast solgendes:
Die Unterstütung, die Frankreich Griechenland yat angedeihen
assen. ist anderer Art als die deutsche Unterstützung und älte
en Datums. Poincaré hat diese Tatsache in seinem gestrigen
Soaste dem Könige in diskreter Weise ins Gedächtnis zurück⸗
erufen. Man kann nicht leugnen, daß man in diesen Worten
inen indirekten Vorwurf und eine höfliche, aber deutliche
rehre erblicen kann. König Konstantin hat keine „umver—
nderlichen Gefühle“ an den Tag gelegt, und es ist schwierig
hn in diesem Augenblick als einen „sicheren Freund“ zu be
rachten. Allerdings erscheint es zweifellos, daß ihm die An—
rkennung, die er in Berlin den „erprobten Prinzipien“ der
reußischen Taktik erwiesen hat, von Kaiser Wilhelm entrissen
yorden ist. Aber der Ton, in dem der Monarch dem Präsi—
enten der Republik erwiderte, verwischt die Worte nicht, die
dönig Konstantin dem Kaiser gegenüber gesprochen hat. Der
Ton der Rede ist weniger herzlich noch überzeugend. Sie
tacht den Eindruck eines Verlegenheitsprodukts. Man kann
je für befriedigend halten, aber für nichts mehr. Erst die
zukunft wird ihr wirkliche Bedeutung geben.“
PC. Paris, 22. Sept. Der König der Sellenen
olgte gestern 129 Uhr einer Einladung der Großherzogin Ansa⸗
tasig von Mecdlenburg-Schwerin zum Diner. Dem
diner, an dem im ganzen nur sieben Personen teilnahmen,
vohnten auch der Großfürst und die Großfürstin Alexander
on Rußland bei. Die Abreise König Konstantins nach East⸗
dvourne wird Dienstag ahend vvwer Miftwoch rnß erfosoen
Berlin, 22. Sept. Der Verein deutscher Zündholzfabrikanten
eruft eine Versammlung der Zündholz-⸗Industriellen
uf den 23. Sept. nach Berlin ein, um eine Ausfprache über die
Marktlage herbeizuführen. Der Bundesrat foll ersucht werden
as Zwangskonltingent, das zurzeit 45 00 der Betriebsmöglichkeit
eträgt, herabzusetzen, weil die zunehmende Ueberfüllung des
MNarktes den Verkauf der Zündwaren sehr erschwert.
W. Hamburg, 22. Sept. Heute begann die Tagung des
7. Kongrefsses für innere Mission, die bis zum
5. September dauern wird.
.PJ. Eisen a. Ruhr 22. Sept. Die 80. Provinzial-Aus—⸗
tellung des Landwirtschaftlichen Vereins sur Rhein—
reußen wurde gestern mittag in Gegenwart des Landwirtschafts⸗
tinistess von Schorlemer-Lieser eröffnet. In seiner Er—
ffnungsrede erklärte der Minister, daß diese Ausstellung dem
egenseitigen Verstehen der beiden hervorragenden Erwerbsstände
deutschlands förderlich sein möge. Das sei der lebhafte Wunsch
er preußischen landwirtschaftlichen Verwaltung. Landwiri—
haft .Industrie und Handwerk sollten sich nicht ver—
iten lu,en, durch den Widerstreit von Einzelinteressen ihre
roßen gemeipschaftlichen Ziele im wirtschaftlichen Kampfe außer
cht zu lafssen. Nur geschlossenes Zusammengehen gegen den
emeinschaftlichen Feind könne ihre Existenz und auch die des
zaterlandes für die Zukunft fichern.
DT. Karlsruhe, 22. Sept. Bei der Tagung der konser⸗
ativen Partei Badens hielt Herr von Heydebrand, der
um erstenmal in Baden sprach, eine bemerkenswerte Rede.
er führte aus, daß die konservative Partei keine Klassen—
artei sei und es auch nicht sein wolle. Baden sei ein Land
er Freiheit, aber eine vernünftige Freiheit sei ohne eine B⸗
hränkung nicht denibar. Von einem Bündnis der Konser—
ativen mit dem Zentrum könne keine Rede sein. Beide seien
hohl einig in der christlichen Weltanschauung, aber eine kleri—
ale Herrschaft in Baden würden die Konservativen nie mit—
iachen. Allesi was rechts der Sozialdemokratie sei, müsse sich
usammenschließen, mit dem Blid aus das Ganze gerichtet. Man
üsse ernst machen. dem Großblod in Baden ein Ende zu
ereiten. das bedeute eine Förderung der konservativen In—⸗
eressen, nicht mur in RBaden, sondern im ganzen Deutichen
teich.
W. Rom, 22. Sept. Minister Calissano starbv
n den Folgen eines Herzschlages, den er erlitt, als er bei
inem zu seinen Ehren in Cossano Belbro veranstalteten Bankett
ine Rede hielt.
PCO. Paris, 22. Sept. General Ichangsun hat, wie der
stewyorker Herald aus Peking meldet, in einem Telegramm
in die chinesische Regierung dagegen protestiert, daßz er Japan
ür die Ermordung der drei Japaner, die nur Zufälligkeiten
um Opser gefallen seien, um Entschuldigung bitten foll. Die
apaner hätten in Schanghains chinesische Polizisten getötet
hne sich zu entschuldigen und ohne dakß die chinesische Re⸗
ierung Protest dagegen eingelegt bätte
PC. Paris, 22. Sept. Die Agence Nationale meldet mit
aAller Bestimmtheit, daß der spanisch-französische Bünd⸗
risvertrag, von dem in letzter Zeit so viel gesprochen
vurde. bereits unterzeichnet sei. Tie Tatsache wird bei Be⸗—
zjinn der Reise Poincarés nach Spanien offiziell durch einen
Toast, den der Präsident am 7. Oktober halten wird, be—
tãtigt werden. J
PCO. Paris, 22. Sept. Der rusfische Minister des
Aeußern, Ssasonow, ist gestern abend hier eingetroffen
and wird heute früh nach Vichy zur Kur weiterreisen. Seine
offiziellen Besuche wird er erlt nach der Rückkehr oon Vichy ab—
statten.
PC. Brest, 22. Sept. Das Opser eines Apachen-—
überfalles ist ein russischer Unteroffizier Bassanina des
russischen Kreuzers „Pallada“ geworden, der sich augenblich
ch mit den anderen Schiffen der baltischen Flotte im hiefigen
ʒafen aufhält. Er wurde nach dem Verlasfen eines verrufenen
rokals von den Apachen angefallen und seiner Barschaft in
zöhe von 200 Rubel beraubt. Als er sich zur Wehr setzte, wurde
r durch Revolverschüsse niedergestreckt. TDie Banditen ergriffen
ie Flucht und ließen den Russen schwer verletzt am Boden liegen,
vo er von einer Polizeipatrouisse aufgefunden und ins Marine—
vospital geschafft wurde.
W. Grisolles, 22. Sept. Der 7 Uhr abends über das
zefinden des Oberstleutnants v. Winterfeldt aus—
egebene ärztliche Bericht lautet: Das Befinden ist ohne
wesentliche Aenderung. Der Kranke nahm Nahrung zu sich.
die Temperatur ist leicht erhöht, sie betrug abends 37,3.
Dder Puls ist ein wenig beschleunigt. er betrug 110. Es
raten leichte Herzbeschwerden ein. Die Gefahr ist durchaus
ioch nicht beseitigt.
W. London, 22. Sept. (Meldung des Reuterschen Bureaus.)
Die Blätter drücken ihre Befriedigung über das Nachlassen
des Eisenbahnerstreiks qus. Das öffentliche Interesse
st gegenwärtig auf die heute im Handelsamt zwischen den
Arbeitgebern und den Angestellten der Automobil-Omnibusse
tattfindende Konferenz gerichtet. Die unnachgiebige Haltung
zer Leute verursacht Besorgnis. Ihre Vertreter erklären, nicht
ulden zu wollen, daß die Annahme der Forderungen auf—
eschoben werde. Der Verband der Automobildroschkenführer
rklärte sich bereit., den Angestellten der Automobil-Omnibusse
m Bedarfsfalle eine wöchentliche Unterstützung bis zu 2000
Pfund zu gewähren.
3
Luflfahrt
W. VWersailles, 21. Sept. Der Flieger Péegoud
letzte heute seine Flugversuche auf dem Flugplatze von Buc
ort. Er warf bei einem Fluge seinen Apparat so herum,
»aß die Flügel vierzig Sekunden lang fast senkrecht standen
Pégoud wiederholte auch heute seinen halsbrecherischen
Flug, indem er mit dem Korfe nach unten eine Schleife nach
Art des Looping the Loop beschriev.
W. Etampes, 22. Sept. Henri Farman, der in Be—
gleitung seiner Frau einen Flug unternommen hatte, stür zte
aAb und erlitt eine schwere Verletzung am linken Bein, während
ieine Frau einen Bruch des Ellenbogens davontrua.
* *
W. Verlin, 22. Sept. Der seit dem vergangenen Dienstag
ermißt gewesene nhaber der Spandauer Holzfirma
Meyer Söhne, Paul Meyer, führte seine Absicht. Selbest—
nmord zu verüben, aus. Gestern vormittag wurde er hei Pichels—
berge aus dem Stoeßsee als Leiche gelandet.
— In der vorletzten Nacht wurden von der Kriminalpolizei
zwei Spielklubs im Berliner Westenaufgehoben.
Das Geld und die Spielappatate wurden beschlagnahmt und
zie Namen der Anwesenden, unter welchen fsich eine Anzahl be—
annter Svieler befindet, festgestellt.
W. Herne, 22. Sept. Auf der Zeche „Teuteburgia“
sind drei Arbeiter durch Sturz in den Schacht
etötet worden.
DT. Wien, 22. Sept. Die 83. Versammlung deutscher
natursorscher und Aerzte wurde Sonntag durch einen groß—-—
artig verlaufenen Empfangsabend in den Räumlichkeiten der
Aniversität eröffnet. Zu den Kongreßberatungen, die heute
heginnen, haben sich etwa 4000 Teilnehmer aus dem Deutschen
Reich. Oesterreich, der Schweiz usw. eingefunden. Als Ort
der nächsten Tagung wurde Hannover bestimmt.
PC. Neuchatel, 22. Sept. Eine riesige Miets—⸗
aserne, die von über 50 Arbeiterfamilien bewohnt war,
zeriet gestern obend gegen 10 Uhr aus unbekannter Ursache
lötzlich in Brand. Die Hausbewohner lagen größtenteis
chon im Schlafe und wurden von dem Feuer überrascht. Es
intstand eine riesige Verwirrung. Die Einwohner der oberen
Stockwerke stürzten in wilder Hast die Treppen hinunater und
»em größten Teile von ihnen gelang es, das Freie zu erreichen.
Sine Frau mit seinem Säugling, sowie mehrere Kinder, denen
oer Ausweg obgeschnitten war, da die Holztreppen oetbraunt
maren, wurden von der Feuerwehr unter großer Anstrengung
mit Hilfe von Brandleitern gerettet. Das Feuer nahm eine
derartig große Ausdehnung an, daß sämtliche Feuerwehren
»es Bezirkes zu seiner Bekämpfung herangeholt werden mußten.
Menschenleben sind bei dem Brande nicht zu beklagen, nur
einige Frauen und Kinder haben im Gedränge Verletungen
A
W. Vitzuau (Schweiz), 22. Sept. Bei einer Tagestour
auf den Rigi mit ihrem Bruder stürzte am Heuberg
in der Nähe des Rigifirstes eine 9jährige Dame cus
Schlettstadt aus 60 m Höhe ab und war sofort tot.
W. Paris, 22. Sept. In Melur feuerte ein Mann mehrere
Revolverschüsse auf eine Protzession ab. Der
Domherr Caudron ist durch zwei Kugeln schwer und ein 196
iges Mädchen leicht verletzt worden. Der Täter, namens Sirte,
der vor mehrenren Jahren aus dem Irrenhaus entlalssen worden
It ift nerhaftet worden
W. Varis, 22. Sept. Bei St. Paul im Departement Pas de
Fatais fuhr ein mit drei Personen besetztes Nutomohbil,
dessen Lenker dem Schlagbaum des Bahnnberganges ausweichen
vollte. durch eine Heche des Bahndammes cuf das Geleise,
vurde vom Zuge erfaßt und 100 Meter weit geschleift.
Zwei Insassen des Automobils sind getötet, der dritte
st hoffnungslos ins Krankenhaus gebracht worden.
W. Dublin, 22. Sept. In der Nacht ereignete sich ein
»rnusthafter Zwischenfall, als der Pöbel die Straßen—
»ahnwagen angriff. Die Wagen wurden übel zugerichtet. Die
Polizei gebrauchte die Knüttel; mebrere Personen wurden ver—⸗
—A