Full text: Lübeckische Anzeigen 1913 (1913)

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Tagesbericht. 
LCüabecd, 22. September. 
Zu Offizieren des 3. Bataillons des Regiments Lübec, 
as in Eutin harnsonieren wird, sind ernannt worden: Stabs- 
auptmann Freiherr von Cramm, sowie die Leutnants Peters 
Adiutant), Krauel, von Oertzen. Graf Rosen. Möller. Stenger 
und Zimmermann. 
⸗NMarinestatwn in Neustadt i. Holst. In der Sitzung der 
tädtischen Kollegien in Neustadt wurde beschlossen, gemeinlän 
nit dem Marinefiskus zur Errichtung eines Torpedoversuchs⸗ 
schießstandes ein Gelände bei Pelzerhaken anzukaufen und für 
den Ankauf eine Anleihe bis zu 30 000 Miäaufzunehmen. Ferner 
ioll eine Anleihe bis zu 25 000 Mugemacht werden für die Ver⸗ 
orgung des Pelzerhakens, insbesondere für die genannte An⸗ 
age der Marine. Die Stadt foll sich verpflichten, fur die 
Wasserversorgung zu sorgen, was einen Kostenaufwand von 
1-5000 M everursachen wird. 
UUeber die Fahrt des Lustschiffes „Hansja“ am Sonn— 
abend, die um 4 Uhr 7 Min. mit 10 Passagieren unter Ingenieur 
Dörrs Führung von Fuhlsbüttel aus begann, i. d uns aus Ham⸗ 
zurg nach weiler berichtet: Die Fahet ging über Lubeck und 
Travemäünde, das das Luftschiff um 5 Uhr 5 Min erreichte, 
auf die Ostsee hinaus, auf der bei ziemlich starkem Seegange 
eine Wasserlandung vorgenommen wurde. Das Luft⸗ 
ichiff erhob sich sodann wieder zur Rückfahrt, die über Oldes— 
oe und Barg'ehe de erfolgte. Um 6 Uhr 56 Min. landete die 
„Hansa“ wieder glatt auf dem Flugplatze; sie hatte in unge— 
fähr 3 Stunden 150 Kilometer zurückgelegt. 
*Reserve hat Ruh. Die Mansver sind zu Ende: das 
Regiment ist in die Garnison zurückgekehrt. Mit festem Hände⸗ 
zruck und lustigen Liedern trennen sich nun die Kameraden, die 
wei Jahre lang in des Königs Rock gemeinsam Freud' und 
Leid getragen und gar manche Strapaze überwunden haben. 
Aber allen hat die Soldatenzeit vorzügliche Dienste getan. Die 
stramme Haltung und das gesfundfarbige und wettergebräunte 
Gelicht sind ein Beweis dafür. daß der schwere Dienst dem 
Körver nichts geschadet hat. Vor allem aber hat der Soldat 
Gehorsam, Rünkilichkeit und Sauberkeit kennen gelernt, und diese 
drei wichtigen Eigenschaften sind es, die der Reservist ins bürger⸗ 
liche Leben mitbringt. Einerlei, welchem Beruf er nachgeht, sie 
kommen ihm immer und überall zustatten. Wer immer treu 
seine Pflicht geian hat, dem bleibt die Zeit, als er des Königs 
Rock trug, eine freudige Erinnerung für das ganze Leben, 
und am Ende der Dienstzeit stößt man dann an mit dem vollen 
Glas beim Klange des Liedes: 
„Was blinkt so freundlich aus der Ferne? 
Das traute, liebe Vaterhaus! 
Wir find Soldaten, sind es gerne, 
Joch bald ist unfre Dienstzeit aus. 
Drum,. Brüder, stoßt die Gläser an: 
Es lebe der Reserpemann! 
Wer treu gedient hat seine Zeit, 
Dem sei ein volles Glas geweiht!“ 
Die ketzlen vier Zeilen werden als Refrain bei allen folgenden 
Strophen wiederholi. Das Lied ist erst im Jahre 1880 zum 
ersten Male durch den Drud veröffentlicht worden; es steht aber 
fest, daß es bereils Mitte der fünfziger Jahre des vorigen 
Jahrhunderts bei den preußischen und kurhessischen Soldaten 
hekannt war und von dieslen schon damals kurz vor ihrer 
Entlafsung in die Beimat gesungen wurde. Der Dichter des 
schönen Licdes konnte bisher nicht festgestellt werden, wohl 
aber der Komponist der Melodie, nach der es gesungen wird. 
Finem Kasseler Musikgelehrten Johann Lewalter ist es vor 
lurzem gelungen. zu ermitteln. daß die Melodie einen der be— 
kanntesten fronzösischen Romanzenkomponisten, Fredoͤric 
Boͤrat, zum Urbeber hat, der sie einer von ihm selbst gedich— 
eten Romanze, Mo Normandie“ untergelegt hatte. Die Romanze 
zeginnt mit den Worten: „Quand tout renait à l'eso sSrance“ 
Wenn alles in Hoffnung wieder auflebt). Man sieht, daß 
diesem Vers die deutsche Anfangszeile des deutschen Keseryisten-— 
iedes „Was hlinkt so freundlich aus der Ferne?“ ganz genau 
entfpricht. Bérat. der ein persönlicher Freund des belannten 
ranzösischen Dichters Béeranger war. hat von 1800 bis 1850 
gelebt; die Meledie sener Romanze „Ma Normandie“, die einst 
in Frankreich viel gesungen wurde, ist wohl noch zu Lebzeiten 
des Dichterkomponisten nach Deutschland gekommen und hier 
von einem noch unbekannten Dichter einem Liede untergelegt 
worden, das heute noch eines der bekanntesten und beliebtesten 
deutschen Soldatenliede darstellt. Auch Melodien haben ihre 
Schicksale. Die Bératsche Romanze Ma Normandie“ ist 
vahrscheinlich in Frankreich schon längst vergessen, ihre Melodie 
ebt aber im deutschen Soldatenliede fort und wird sicherlich 
ioch lange in ihm fortlehen. 
Straftlammer D. Sitzung vom 20. Sept. Wegen 
Urkundenfäl schung und Verfsuchs des Betruges 
zat sich die Ehefrau Emma Drx. zu verantworten. Die Ange— 
lJagte ist der weiten Entfernung ihres Wohnsitzes wegen vom 
Erscheinen der heutigen Sitzung entbunden. Die Angeklagte 
vohnte früher im Krumbecker Hof. Dort fertigte sie eines 
Tages einen an den Krämer Klüve in Obernwohlde adresfierten 
nit dem Namen einer Frau B. aus Krumbed unterzeichneten 
Bestellzettel über ein Feinbrot, ein halbes Pfund Butter, vier 
Zeringe und Pfund Haserfloden an und schickte einen elfjährigen 
Anaben mit diesem Zettel zum Krämer Klüve, in der Annahme, 
Klüve solle glauben, der Zettel sei von Frau B. ausgestellt 
und letztere wolle die Waren haben. Auf ihren eigenen Namen 
wornlte die Angeklagte nichts holen lassen, weil sie Klüve noch 
einen Betrag schuldete. Klüve verabfolgte keine Ware quf den 
Zettel. Unter Berüchichtigung des Umstandes, daß die Ange⸗ 
klagte aus Not zur Tat gekommen ist, wird sie zu der milden 
Strafe von 2 Wochen Gefängnis verurteilt. — Wegen Ver— 
prechens gegendie Sittlichkeit haben sich der Weichen⸗ 
teller Franz Bi., der Arbeiter Aobannes Schm. und der Eisen— 
vahnarbeiter Johann Sch. zu rerantworten. Die bereits 57, 
35 und 72 Jahre alten Angeklagten haben sich gegen ein Schul⸗ 
mäbdchen vergangen und werden sie dieserhalb zu je 6 Monaten 
befãngnis verurteilt. — Dez gleichen Verbrechens hat der Händ⸗ 
er Wilhelm Th. sich schuldig gemacht. Er erhält eine Gefäna⸗ 
nsstrafe von 9 Monaten. 
0 Trei Schaufenfterscheiben zertrün mert. Heute neorgen 
wurden im Geschäftshaufe der Firma Schwaner C Heeschen, 
Ecke Hüx⸗ und Königstraße, drei große Glasscheiben der Schau⸗ 
fenster durch die Pferde eines die obere Hüxstraße herabkom⸗ 
menden Wagens zertrümmert. Der Kutscher des nmiit Jiegel— 
steinen schwer beladenen Wagens, Klink, Stockelsdorf, gehörig, 
verlor, als er in die Königstraße einbog, die Gewalt über den 
schweren Wagen, da dieser nicht mit dem vorschriftsmäßigen 
Hemmschuh versehen war. Außerdem soll der Kutscher auch nicht 
des Fahrens kundig gewesen sein. Infolgedessen rannten die 
Pferde in die Schaufenster hinein, wobei sich eines derselben 
Echnittwunden zuzog. Stark blutend wurde es fortgeführt. Eine 
nerübergehende Fraqau war unter die Pferde geraten. doch kam 
ie — außer einer Beschädigung ihrer Kleider — ebenso wie 
er Kutscher des Wagens, mit dem Schrecken davon. Vor nicht 
anger Zeit wurden bereits einmal durch den Zusammenstoß 
ines Fuhrwerks mit einem Straßenbahnwagen die Schaufenster 
er Firma Schwaner &C Heeschen zertrümmert. 
o- Einbruchs diebstahl. In der Nacht zum Sonntag, mor⸗ 
ens gegen 328 Uhr, wurde die große Spiegelscheibe eines an 
er Wanmitratßze belegenen Goldwarengeschäftes zertrümmert und 
us dem Schaufenstei eine große Anzahl Ringe im Gefamtwerte 
on 1500 Migestohlen. 
o- Diebstähle. In der Nacht zum Sonnabend fsind auf dem 
zahnhof Gleschendorf, 3 Paar Herrenschnürschuhe (Größe 44), 
Paar Damenschnürschuhe (Groͤße 40), 1 Sommerüberzieher 
nd 1 Buch nit dem Titel „Das Verlobungsschiff“ gestohlen 
orden, — In der Zein vom 22.-26. Juli ist vom Dampfer 
Luba“ eine Rolle Käle gestohlen worden. 
oStadtteil Travemũnde. Infolge des herrlichen 
Vetters war der Verkehr am Somtag noch einmal recht 
ege. Im allgemeinen, ist es sonst nach dem oftiziellen Schluß 
er Kurmusitf recht still bei uns geworden. Auch der Durch⸗ 
angsverkehr nach den benachbarten Bädern stockt fast ganz, 
die Grömitz-Dahmer Dampfer haben ihre Fahrten eingestellt 
nd sich seil einigen Tagen in Winterruhe begeben oder Fracht- 
zhrten, aufgenommen. Der Ostseebaderdienst, läßzt zwar nod 
inen Dampfer iaufen und hatte Sonntag sogar noch einen 
xsradampfer eingesteilt. Der Verkehr über See war jedoch 
scht mehr bedeniend. Nur der Jachthafen Jeigt fast noch sein 
olles Sommerbild. Durch das schöne Wetter veranlaßt, 
zgern die Jachteigner noch mit der Außerdienststellung ihrer 
ahrzeuge und nutzen nach, dem der Segelei ungünstigen Sommer 
eßt das schöne Herbstwefter zu Lustfabrten fleißig aus. 
Neueste Nachrichten und Telegramme 
der „L. A.s uud A Z.“c, 
Die französische Presse y Warijer Toast des Königs 
Konstantin. 
PC. Paris, 22. Sept. Die französische Morgenpresse kom— 
ientiert den gestrigen Toast des Königs von Griechenland in 
angen Artikeln. Im allgemeinen kann man sagen, daß der 
llergrößte Teil der Blätter durch die Worte des 
dönigs Konstantin durchaus zufriedengestellt ist und 
en Zwischenfall von Berlin als eendgültig erledigt 
etrachtet. Die extrem⸗-nationalistische Presse ist natür— 
ich absolut unbefriedigt, eine Tatsache, die an sich nicht weiter 
berraschen würde, wenn sich nicht unter den Mißvergnügten 
uch der Matin befände, dessen offiziöse Beziehungen nicht 
u leugnen sind. Das Blatt bemerkt über den Toast solgendes: 
Die Unterstütung, die Frankreich Griechenland yat angedeihen 
assen. ist anderer Art als die deutsche Unterstützung und älte 
en Datums. Poincaré hat diese Tatsache in seinem gestrigen 
Soaste dem Könige in diskreter Weise ins Gedächtnis zurück⸗ 
erufen. Man kann nicht leugnen, daß man in diesen Worten 
inen indirekten Vorwurf und eine höfliche, aber deutliche 
rehre erblicen kann. König Konstantin hat keine „umver— 
nderlichen Gefühle“ an den Tag gelegt, und es ist schwierig 
hn in diesem Augenblick als einen „sicheren Freund“ zu be 
rachten. Allerdings erscheint es zweifellos, daß ihm die An— 
rkennung, die er in Berlin den „erprobten Prinzipien“ der 
reußischen Taktik erwiesen hat, von Kaiser Wilhelm entrissen 
yorden ist. Aber der Ton, in dem der Monarch dem Präsi— 
enten der Republik erwiderte, verwischt die Worte nicht, die 
dönig Konstantin dem Kaiser gegenüber gesprochen hat. Der 
Ton der Rede ist weniger herzlich noch überzeugend. Sie 
tacht den Eindruck eines Verlegenheitsprodukts. Man kann 
je für befriedigend halten, aber für nichts mehr. Erst die 
zukunft wird ihr wirkliche Bedeutung geben.“ 
PC. Paris, 22. Sept. Der König der Sellenen 
olgte gestern 129 Uhr einer Einladung der Großherzogin Ansa⸗ 
tasig von Mecdlenburg-Schwerin zum Diner. Dem 
diner, an dem im ganzen nur sieben Personen teilnahmen, 
vohnten auch der Großfürst und die Großfürstin Alexander 
on Rußland bei. Die Abreise König Konstantins nach East⸗ 
dvourne wird Dienstag ahend vvwer Miftwoch rnß erfosoen 
Berlin, 22. Sept. Der Verein deutscher Zündholzfabrikanten 
eruft eine Versammlung der Zündholz-⸗Industriellen 
uf den 23. Sept. nach Berlin ein, um eine Ausfprache über die 
Marktlage herbeizuführen. Der Bundesrat foll ersucht werden 
as Zwangskonltingent, das zurzeit 45 00 der Betriebsmöglichkeit 
eträgt, herabzusetzen, weil die zunehmende Ueberfüllung des 
MNarktes den Verkauf der Zündwaren sehr erschwert. 
W. Hamburg, 22. Sept. Heute begann die Tagung des 
7. Kongrefsses für innere Mission, die bis zum 
5. September dauern wird. 
.PJ. Eisen a. Ruhr 22. Sept. Die 80. Provinzial-Aus—⸗ 
tellung des Landwirtschaftlichen Vereins sur Rhein— 
reußen wurde gestern mittag in Gegenwart des Landwirtschafts⸗ 
tinistess von Schorlemer-Lieser eröffnet. In seiner Er— 
ffnungsrede erklärte der Minister, daß diese Ausstellung dem 
egenseitigen Verstehen der beiden hervorragenden Erwerbsstände 
deutschlands förderlich sein möge. Das sei der lebhafte Wunsch 
er preußischen landwirtschaftlichen Verwaltung. Landwiri— 
haft .Industrie und Handwerk sollten sich nicht ver— 
iten lu,en, durch den Widerstreit von Einzelinteressen ihre 
roßen gemeipschaftlichen Ziele im wirtschaftlichen Kampfe außer 
cht zu lafssen. Nur geschlossenes Zusammengehen gegen den 
emeinschaftlichen Feind könne ihre Existenz und auch die des 
zaterlandes für die Zukunft fichern. 
DT. Karlsruhe, 22. Sept. Bei der Tagung der konser⸗ 
ativen Partei Badens hielt Herr von Heydebrand, der 
um erstenmal in Baden sprach, eine bemerkenswerte Rede. 
er führte aus, daß die konservative Partei keine Klassen— 
artei sei und es auch nicht sein wolle. Baden sei ein Land 
er Freiheit, aber eine vernünftige Freiheit sei ohne eine B⸗ 
hränkung nicht denibar. Von einem Bündnis der Konser— 
ativen mit dem Zentrum könne keine Rede sein. Beide seien 
hohl einig in der christlichen Weltanschauung, aber eine kleri— 
ale Herrschaft in Baden würden die Konservativen nie mit— 
iachen. Allesi was rechts der Sozialdemokratie sei, müsse sich 
usammenschließen, mit dem Blid aus das Ganze gerichtet. Man 
üsse ernst machen. dem Großblod in Baden ein Ende zu 
ereiten. das bedeute eine Förderung der konservativen In—⸗ 
eressen, nicht mur in RBaden, sondern im ganzen Deutichen 
teich. 
W. Rom, 22. Sept. Minister Calissano starbv 
n den Folgen eines Herzschlages, den er erlitt, als er bei 
inem zu seinen Ehren in Cossano Belbro veranstalteten Bankett 
ine Rede hielt. 
PCO. Paris, 22. Sept. General Ichangsun hat, wie der 
stewyorker Herald aus Peking meldet, in einem Telegramm 
in die chinesische Regierung dagegen protestiert, daßz er Japan 
ür die Ermordung der drei Japaner, die nur Zufälligkeiten 
um Opser gefallen seien, um Entschuldigung bitten foll. Die 
apaner hätten in Schanghains chinesische Polizisten getötet 
hne sich zu entschuldigen und ohne dakß die chinesische Re⸗ 
ierung Protest dagegen eingelegt bätte 
PC. Paris, 22. Sept. Die Agence Nationale meldet mit 
aAller Bestimmtheit, daß der spanisch-französische Bünd⸗ 
risvertrag, von dem in letzter Zeit so viel gesprochen 
vurde. bereits unterzeichnet sei. Tie Tatsache wird bei Be⸗— 
zjinn der Reise Poincarés nach Spanien offiziell durch einen 
Toast, den der Präsident am 7. Oktober halten wird, be— 
tãtigt werden. J 
PCO. Paris, 22. Sept. Der rusfische Minister des 
Aeußern, Ssasonow, ist gestern abend hier eingetroffen 
and wird heute früh nach Vichy zur Kur weiterreisen. Seine 
offiziellen Besuche wird er erlt nach der Rückkehr oon Vichy ab— 
statten. 
PC. Brest, 22. Sept. Das Opser eines Apachen-— 
überfalles ist ein russischer Unteroffizier Bassanina des 
russischen Kreuzers „Pallada“ geworden, der sich augenblich 
ch mit den anderen Schiffen der baltischen Flotte im hiefigen 
ʒafen aufhält. Er wurde nach dem Verlasfen eines verrufenen 
rokals von den Apachen angefallen und seiner Barschaft in 
zöhe von 200 Rubel beraubt. Als er sich zur Wehr setzte, wurde 
r durch Revolverschüsse niedergestreckt. TDie Banditen ergriffen 
ie Flucht und ließen den Russen schwer verletzt am Boden liegen, 
vo er von einer Polizeipatrouisse aufgefunden und ins Marine— 
vospital geschafft wurde. 
W. Grisolles, 22. Sept. Der 7 Uhr abends über das 
zefinden des Oberstleutnants v. Winterfeldt aus— 
egebene ärztliche Bericht lautet: Das Befinden ist ohne 
wesentliche Aenderung. Der Kranke nahm Nahrung zu sich. 
die Temperatur ist leicht erhöht, sie betrug abends 37,3. 
Dder Puls ist ein wenig beschleunigt. er betrug 110. Es 
raten leichte Herzbeschwerden ein. Die Gefahr ist durchaus 
ioch nicht beseitigt. 
W. London, 22. Sept. (Meldung des Reuterschen Bureaus.) 
Die Blätter drücken ihre Befriedigung über das Nachlassen 
des Eisenbahnerstreiks qus. Das öffentliche Interesse 
st gegenwärtig auf die heute im Handelsamt zwischen den 
Arbeitgebern und den Angestellten der Automobil-Omnibusse 
tattfindende Konferenz gerichtet. Die unnachgiebige Haltung 
zer Leute verursacht Besorgnis. Ihre Vertreter erklären, nicht 
ulden zu wollen, daß die Annahme der Forderungen auf— 
eschoben werde. Der Verband der Automobildroschkenführer 
rklärte sich bereit., den Angestellten der Automobil-Omnibusse 
m Bedarfsfalle eine wöchentliche Unterstützung bis zu 2000 
Pfund zu gewähren. 
3 
Luflfahrt 
W. VWersailles, 21. Sept. Der Flieger Péegoud 
letzte heute seine Flugversuche auf dem Flugplatze von Buc 
ort. Er warf bei einem Fluge seinen Apparat so herum, 
»aß die Flügel vierzig Sekunden lang fast senkrecht standen 
Pégoud wiederholte auch heute seinen halsbrecherischen 
Flug, indem er mit dem Korfe nach unten eine Schleife nach 
Art des Looping the Loop beschriev. 
W. Etampes, 22. Sept. Henri Farman, der in Be— 
gleitung seiner Frau einen Flug unternommen hatte, stür zte 
aAb und erlitt eine schwere Verletzung am linken Bein, während 
ieine Frau einen Bruch des Ellenbogens davontrua. 
* * 
W. Verlin, 22. Sept. Der seit dem vergangenen Dienstag 
ermißt gewesene nhaber der Spandauer Holzfirma 
Meyer Söhne, Paul Meyer, führte seine Absicht. Selbest— 
nmord zu verüben, aus. Gestern vormittag wurde er hei Pichels— 
berge aus dem Stoeßsee als Leiche gelandet. 
— In der vorletzten Nacht wurden von der Kriminalpolizei 
zwei Spielklubs im Berliner Westenaufgehoben. 
Das Geld und die Spielappatate wurden beschlagnahmt und 
zie Namen der Anwesenden, unter welchen fsich eine Anzahl be— 
annter Svieler befindet, festgestellt. 
W. Herne, 22. Sept. Auf der Zeche „Teuteburgia“ 
sind drei Arbeiter durch Sturz in den Schacht 
etötet worden. 
DT. Wien, 22. Sept. Die 83. Versammlung deutscher 
natursorscher und Aerzte wurde Sonntag durch einen groß—-— 
artig verlaufenen Empfangsabend in den Räumlichkeiten der 
Aniversität eröffnet. Zu den Kongreßberatungen, die heute 
heginnen, haben sich etwa 4000 Teilnehmer aus dem Deutschen 
Reich. Oesterreich, der Schweiz usw. eingefunden. Als Ort 
der nächsten Tagung wurde Hannover bestimmt. 
PC. Neuchatel, 22. Sept. Eine riesige Miets—⸗ 
aserne, die von über 50 Arbeiterfamilien bewohnt war, 
zeriet gestern obend gegen 10 Uhr aus unbekannter Ursache 
lötzlich in Brand. Die Hausbewohner lagen größtenteis 
chon im Schlafe und wurden von dem Feuer überrascht. Es 
intstand eine riesige Verwirrung. Die Einwohner der oberen 
Stockwerke stürzten in wilder Hast die Treppen hinunater und 
»em größten Teile von ihnen gelang es, das Freie zu erreichen. 
Sine Frau mit seinem Säugling, sowie mehrere Kinder, denen 
oer Ausweg obgeschnitten war, da die Holztreppen oetbraunt 
maren, wurden von der Feuerwehr unter großer Anstrengung 
mit Hilfe von Brandleitern gerettet. Das Feuer nahm eine 
derartig große Ausdehnung an, daß sämtliche Feuerwehren 
»es Bezirkes zu seiner Bekämpfung herangeholt werden mußten. 
Menschenleben sind bei dem Brande nicht zu beklagen, nur 
einige Frauen und Kinder haben im Gedränge Verletungen 
A 
W. Vitzuau (Schweiz), 22. Sept. Bei einer Tagestour 
auf den Rigi mit ihrem Bruder stürzte am Heuberg 
in der Nähe des Rigifirstes eine 9jährige Dame cus 
Schlettstadt aus 60 m Höhe ab und war sofort tot. 
W. Paris, 22. Sept. In Melur feuerte ein Mann mehrere 
Revolverschüsse auf eine Protzession ab. Der 
Domherr Caudron ist durch zwei Kugeln schwer und ein 196 
iges Mädchen leicht verletzt worden. Der Täter, namens Sirte, 
der vor mehrenren Jahren aus dem Irrenhaus entlalssen worden 
It ift nerhaftet worden 
W. Varis, 22. Sept. Bei St. Paul im Departement Pas de 
Fatais fuhr ein mit drei Personen besetztes Nutomohbil, 
dessen Lenker dem Schlagbaum des Bahnnberganges ausweichen 
vollte. durch eine Heche des Bahndammes cuf das Geleise, 
vurde vom Zuge erfaßt und 100 Meter weit geschleift. 
Zwei Insassen des Automobils sind getötet, der dritte 
st hoffnungslos ins Krankenhaus gebracht worden. 
W. Dublin, 22. Sept. In der Nacht ereignete sich ein 
»rnusthafter Zwischenfall, als der Pöbel die Straßen— 
»ahnwagen angriff. Die Wagen wurden übel zugerichtet. Die 
Polizei gebrauchte die Knüttel; mebrere Personen wurden ver—⸗ 
—A
	        
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