Full text: Lübeckische Anzeigen 1913 (1913)

interessant, daß niemand zuhörte und im Saale herrschte der 
gemutlichste Unterhaltungston. Sunmmend und surrend llang 
das Stimmengewirr zur Tribüune empor und nur hin und 
wieder hörte man einmal die Stimme des Referenten. Das 
konnte dem Vorsitzenden Bock nicht unbelannt bleiben und 
o machte er die verehrlichen Parteigenossen darauf aufmerk⸗ 
am, daß die Unterhaltungsräume sich außerhalb des Saales 
zefinden. Der Wink wurde befolgt. es wurde stiller, da nur 
ioch die Hälfte der Delegierten anwesend waren. 
Die Disbussion fand ebenfalls unter großer Unruhe und 
zei halb geleertem Hause statt. Was zu der Sache zu sagen 
var, hat bereits in der Parteipresse gestanden, so daß das In—⸗ 
eresse sehr minimal war. Die Debatte füllte die ganze Vor⸗ 
mittagssitzung aus. 
— 
Deutsches Reich. 
Die Seefahrt der Kronprinzessin. Ueber die Fahrt der 
tronprinzessin Cecilie mit dem Schnelldampfer des Norddeutschen 
Lloyd „Kronprinzessin Cecilie“ von Bremerhaven nach dem 
englischen Kanal und zurüd in der Zeit vom 18. bis 20. Sept. 
erfahren wir folgendes: Die Kronprinzessin nebst Gefolge wird 
im 18. Sept. morgens gegen 7 Uhr auf dem Bremer Haupt⸗ 
»ahnhof eintreffen. Ein Empfang findet nicht statt, da die 
Kronprinzessin inkognito reist. Um 9 Uhr 14 Min. er⸗olgt 
die Abfahrt, die Anlunft in Bremerhaven um 105, Uhr. Nach 
m Bord eingenommenem Frühstück wird der Schnelldampfer 
„Kronprinzessin Cecilie“ um 12252 Uhr nachmittags seine Reise 
m See antreten und zwar mit direktem Kurs auf die englische 
düste. Das Feuerschiff „Weser“ wird der Dampfer um 8 Uhr 
nachmittags passieren und die englische Küste dann bei Dover 
im Morgen des 19. Sept. gegen 8 Uhr erreichen. Die Fahrt 
gjeht dann an der englischen Küste entlang, um die Isle of 
White herum bis über die Needles hinaus, die gegen 314 Uhr 
erreicht werden dürften, worauf dann die Rückfahrt an der Süd— 
seite Isle of Whites entlang erfolgt. Bei dieser wird St. 
Tatharinespoint gegen 4 Uhr nachmittags, Dover gegen 9 Uhr 
abends passiert. Am 20. Sept. zwischen 1 und 2 Uhr nach— 
nittags wird der Dampfer wieder auf der Weser beim Weser⸗ 
euerschiff zurückerwartet, so daß die Ankunft in Bremerhaven 
vei der Lloydhalle gegen 3 bis 4 Uhr erfolgt, an die sich 
dann die Rückeise der Kronprinzessin nach Berlin sofort 
anschließen wird. Außer dem Gefolge der Kronprinzessin und 
den Herren des Aufsichtsrates und Vorstandes des Nord⸗ 
deutschen Llonds werden an der Fahrt auf Einladung die 
Bürgermeister und einige Senatoren, der Präsident der Bürger— 
chaft, Vertreter der Eisenbahn-⸗, Zoll- und Wasserbaubehörde, 
der Präsident der Handelskammer sowie die Geschäftsleitung 
der Schichauwerft teilnehmen. — Die Kronprinzessin ist gestern 
end um 11 Uhr 12 Min. vom Lehrter Bahnhof in Berlin 
rach Bremerhaven abgefahren, um an Bord des Lloyddampfers 
Kronprimzessin Cecilie“ eine Seefahrt zu unternehmen. 
Das Befonden v. Winterfesdts. Ueber das Befinden des 
deutschen Militärattaches v. Winterfeldt wird solgendes 
zemeldet: Der Beckenbruch wurde dadurch verursacht, dan der 
wischen Dach und Schutzblech des Wagens eingeklemmte Körper 
vegen des Wagenbrandes schnell hervorgezogen wurden mußte. 
Dabei wurde das Becken verletzt. Die erste Untersuchung ließ 
zen Bruch nicht erkennen; erst die von dem Oberstabsarzt Dr. 
Roy vorgenommene Sondierung konnte dies keststellen. Ueber 
die Operation, die 50 Minuten dauerte, wurde fol⸗ 
jender Bericht ausgegeben: Bedenbruch mit Riß der Harnröhre 
sonstatiert. Die inneren Verletzungen sind schwer. Der Kranke 
zat die Operation gut überstanden. Ein Prognostikon ist im 
Augenblick nicht statthaft. — Frau v. Winterfeldt dankte 
dem Präsfidenten Poincars persönlich für das ihrem Gatten 
zerliehene Offizierkreuz; der Ehrenlegion. Das Gesamt— 
»efinden des Kranken war abends etwas besser. Trotzdem 
oauern die schlimmen Befürchtungen fort. 
* e 
Ausland. 
Italien. 
Kämpfe in Trivolis. Die Aenzia Stefani meldet aus 
Sugra poni, Dienstag: Die italienischen Truppen unter dem 
Befehl des Generals Torelli rückten am Morgen vor, um die 
Lusständigen anzutreiben und zu zerstreuen, die am Tage zuvor 
hre Stellung bei Geur verlassen und sich in beträchtlicher Stärke 
n einer Stellung ir der Umgebung des Tales von Teeiz ver⸗ 
ammelt hatten. Der Marsch wurde in zwei Staffein aus⸗ 
Jeführt, deren erste, die ein sehr aufsteigendes, mit dichtem 
Gehölz bededtes Gelände zu durchqueren, hatte, auf hart— 
näckig:: Widerstand des Feindes stieß. Der Feind verfuchte 
ruch zum Angriff vorzugehen. wurde aber nach einem heftioen 
3* n 
Und er nahm ihr einfach die Hand von der Stirn und 
bog ihr Gesicht herauf zu sich. So küßte er sie und fragte 
dann, lachend: 
„Na — mim wieder alles in Ordnung?“ 
Sie nickte mit einem schwachen Lächeln. Aber im Innersten 
klang es ihr wie eine dunkle, traurige Weise, die sie einst 
rgendro gehört: von einer Wunderlaute, deren Saiten, einmal 
gesprungen, nie wieder mehr zu heilen gingen. 
2 * *. 
Fortsetzung folat 
Theater, Kunst und Wissenschaft. 
Gerhart Hauptmann als Regifseur. I 
(Zur Eröffnung des Deutschen 
Künstlertheaters.) 
Aus Berlin wird uns geschrieben? 
„Die Regie führt Dr. Gerhart Hauptmann“, so stand es 
nuf den Anschlagtafeln zu lesen und es gab Enthusiasten, die 
ich von dieser „Tell“Aufführung, mit der das auf dem System 
der Gewinnbeteiligung der Schauspieler beruhende Deutsche 
dünstlertheater eröffnet werden sollte, ein neues drama⸗ 
urgisches Zeitalter erhofften, die Rettung Schillers für das 
modernste Theater. Als ob es da erst eines so umständlichen 
Rettungswerles bedürfte, und der Beweis, wie frisch Schiller 
zu wirken vermag, nicht am besten durch den Mut zu erbringen 
wäre, ihm einfach Schillerisch zu spielen, ihm ohne die leiseste 
Flügelbeschneidung den ganzen ungehemmten Schwung der ewig 
begeisterten Natur zu lassen oder noch besser zurückzugeben. Gibt 
2s doch keinen echteren und dauerhafteren Naturalismus auch in 
der Inszenierungskunst, als die Werke jedes Dichters in dem 
ihnen eingeborenen Geiste zu spielen. Aber gerade davor 
schreͤte — und das war von vornherein zu befürchten — der 
Wirklichkeitsprophet Hauptmann zurück, er glaubte über die 
tluft eines Jahrhunderts Schiller mit den ach so wenig weit⸗ 
ragenden mimischen Errungenschaften unserer Tage zu Hilfe 
ommen und unsere so zimperlich gewordenen Ohren vor dem 
Zraus des in blaue Fernen schnellenden Schillerschen Pathos be— 
vahren zu müssen. Das Ergebnis war, daß dieser „Tell“Vor⸗ 
tellung, so kernhafte Worte sie barg, aller Schmelz und Glanz 
Feuergefecht geschlogen; infolge lebhaften Artilleriefeuers und 
bdiederholter Gegenangriffe und hedroht durch die zweite Staffel 
ourden die Aufständigen zum eiligen Rückzuge in nordöstlicher 
zichtung gezwungen. Die Italiener erlitten sehr schmerzliche 
⸗erluste. General Torelli, der sich in der vordersten 
inie befand, starb den Heldentod, ebenso zwei Offiziere 
ind 28 Mann darunter 7 Italiener. Drei Offiziere und 70 
Nann, darunter 19 Itgliener, wurden verwundet. Die 
susständigen hatten ebenfalls beträchtliche Verluste, auch einige 
zäuptlinge find gefallen. Die Haltung der Truppen war aus- 
ezeichnet. Die Truppen schlugen in den eingenommenen Stellun⸗ 
Jzen ihr Lager auf. 
Darnemark. 
Verfassungsänderung. Ministerpräsident Zahle brachte 
estern im Folkething einen Gesetzentwurf über Abänderung det 
zersassung in derselben Fassung ein, wie im vorigen Jahre 
om Folkething angenommen und darauf vom Landsthing ab⸗ 
elehnt wurde. 
Frankreich. 
P.C. Die griechischen Schiffsbestellimggen. Die Liberté be⸗ 
Auptet, daß die Nachrichten von den Bestellungen griechischer 
treuzer in Deutschland unrichtig sind. Die griechische Regierung 
eabsichtigt, die neuen Einheiten ihrer Flotte in England bauen 
u lassen. Die bekreffenden Geschützbestellungen, die die grie⸗ 
zische Regierung vornehmen wird, werden „natürlich“, so 
hreibt die Liberté, der französischen Industrie anvertraut 
verden. Es handelt sich um 80 bis 100 Batterien Schnellfeuer⸗ 
eschütze. Der Temps läht sich diese Meldung in einem aus 
Ithen datierten Privattelegramm bestätigen, fügt allerdings 
inzu, daß die griechische Regierung erst den Bericht der eng⸗ 
ischen Prüfungskommission abwarten will, die augenblicklich 
»amit beschäftigt ist, die Frage der Reorganisation der grie— 
hischen Flotte zu studieren. Die griechische Regierung wird 
rst nach Kenntnisnahme dieses Berichtes ihre desinitiven Be— 
chlüsse über die Schiffsbestellungen treffen. 
Rußland. 
70. Polituische Hetze. Die Nowoje Wremia läßt sich aus 
Bien melden. daß die gesamte slawische Presse, einschließlich der 
olnischen, die Beziehungen Griechenlands zu Deutschland leb⸗ 
aft —28— Sierbei soll sie, anknüpfend an den Ausspruch 
es Kaisers Wilhelm über die Üngausbleiblichkeit des germanisch- 
awischen Zusammenstoßes, die Behauptung aufgestellt haben, 
abß Deutschland die Absicht habe, Griechenland für seine all 
eutichen Pläne einzufangen, die bekanntlich bis zum Adriati⸗ 
jen Meere reichen. Wie man aus diesen Ausführungen ersieht, 
wieder einmal das panslawistische Blatt dabei, politische 
zrunnenvergistung zu treiben. Kaiser Wilhelm hat niemals 
inen jolchen Ausspruch getan. Dem Sinne nach dürfte es sich 
»ohl um die Rede des Reichskanzlers von Bethmann-Holltoeg 
nläßlich der Militärvorlagen handeln, wo er von einem, von 
Ii g anlawinen konstruierten germanisch-slawischen Gegensatz 
prach. 
BCO. Um die Mongolei. Die chinesische Regierung hat bei 
er russischen um Aufnahme der Verhandlungen wegen der 
Nongolei gebeten. Rußland hat erklärt, daß es nur einen 
Zweg hätte, Verhandlungen zu beginnen, wenn China die von 
kKußland seinerzeit aufgestellten Bedingunzen über die äußere 
MNongolei auch zu den seinigen mache. 
PO. Der Sunger nach der Mandschurei. Die sẽffentliche 
Neinung erwärmt sich immer mehr für den Plan, bei dem 
apanischechinesischen Konflikt auch für Rußland einen Vorteil 
erauszuschlagen. Sie regt den Gedanken an, zusammen mit 
zapan die Mandschurei, die sowieso vom eigentlichen China so 
ut wie ganz getrennt ist, zu erwerben. Sie würde, so heißt es in Zei— 
ungen, dem russischen Amurgebiet endgültig die Möglichkeit 
ieten. es regelmähig mit Getreide, und Fleisch zu versocgen, 
das bdisher bei den unruhigen Zeiten nicht immer habe ge— 
chehen können. 
England. 
Bizelönig Hardinge über die Türlei. Bei der Vertagung 
des Gesetzgebenden Rats in Simla hielt Vizekönig Hardinge eine 
edeutungsvpolle Rede, in der er auf den Balkankrieg Bezug 
sahm und sagte: Die britische Regierung hätte voll und, gant 
rkannt, datz das Bestehen der Taürkei als einer selbst⸗ 
tändigen Macht von Wichtigkeit sei, ebenso, daß die Aufrecht⸗ 
thaltung des Statusquo hinfichtlich der heiligen Orte in 
rahien angesthis der zeligiösen Interessen der Mohammedaner 
Indiens wichtig sei. Die britische Regierung sei noch immer 
arauf bedacht, der Türkei bei der Enführung der Re— 
ormen und der Festigung ihrer Stellung behilflich zu sein. 
ks gebe keinen Grund, weshalb die Türkei, während sie eine 
auernde Reformpolitik verfolge, nicht eine zweite große 
nohammedanische, Macht in der, Welt sein ollte. Er 
reue sich, mitteilen zu können, daß England mit der Tärkei zu 
inem freundschaftlichen Uebereinkommen gelangt sei, das heide 
Teile befriedige und für beide Regierungen im Persischen Golf 
ind in Mesopotamien von Vorteil sei. Es brauche kaum ge⸗ 
agt zu werden, daß dieser Abschluß, der beste Beweis für den 
Vunsch der britischen Regierung sei, die Unabhängigkeit der 
ürkei zu erhalten und die freundschaftlichen Be— 
iehungen weiter mit ihr zu pflegen. Er wolle, ein Wort 
reundlicher Mahnung für die Mohammedaner Indiens hinzu⸗ 
ügen: Sie möchten nicht vergessen, daß sie einen Teil eines 
rohen Reiches bildeten und, sie möchten dem Gedanken der Ein⸗ 
veit des Islams keine unverständige Nucleaung neb 
genommen war. Wenn der Dichter sich vom Klangrausch ganz 
inaustragen läßt, schneidet ihm der Regisseur mit inem kurzen 
trengen Hieb einfach das Wort ab. Tell muß seinen Monolog 
n der hohlen Gasse sorgsam stückeln und beschaulich dämpfen, 
er dritte Rütlischwur, der nach des Dichters Forderung alle 
rit erhobenen Händen wiederholen müssen, ertrinkt in einer 
chweigenden Andacht, die niemand begreift, und jeder als 
inen Theaterwitz empfinden muß, da doch keine Verabredung 
orausging. Melchthal darf klagen, auch mitten in den Drei⸗ 
nännereid hineinschluchzen, aber er muß sich veizeiten be— 
errschen und von der edlen Himmelsgabe, die Herrn Haupt⸗ 
iann zu kitschig dünkt, beileibe nichts sagen. Tell darf nicht 
astehn als der strahlende Volksheld, er muß in seinem Fell⸗ 
IAtüm wie ein vorgeschichtlicher von Reinlichkeit und Kultur noch 
ubeleckter Eichelfresser dastehn. 
Nun darf das Wertvolle dieser problematischen Regie— 
istung nicht verschwiegen werden. Schiller hat den homerischen 
srundzug des Schweizer Chronisten Tschudi, der sein Anreger 
dar, gerühmt. Und Gerhart Hauptmann hat diese'! sozusagen 
omerische Schlichtheit und Gradlinigkeit dieses Volkes von 
zauern und Hirten innig aus der Dichtung herausgeholt. 
Vo es galt, die Eidgenossen bei ihrer friedlichen Arbeit in 
hrem festgezimmerten Heim und bei ihren Kümmernissen aufzu 
uchen, da war es eine Erlösung, Worte, die die Bühnenroutine 
latt gegriffen hat, als neugeboren zu empfinden. Wie denn 
berhaupt die Regie des „Weber“Dichters die großen al 
resco⸗Linien respektiert hat. Auch die einfachen Leinwand⸗ 
ulissen, die wie ein bewußter Widerspruch gegen die Ueber— 
reibungen in „echtem“ Material wirkten, — sie waren ebenso 
»ie die Kostüme von Hodler glücklich beeinflußt — unter⸗ 
ützten den Eindruck großzügiger Schlichtheit. Aber diese der 
dichtung wesenstreuen Elemente konnten darüber, daß gerade das 
cntscheidende: der mächtige Schwang und Ueberschwang fehlte, 
icht hinwegtrösten. Tazu kam, daß neben den vuritanischen 
zestrebungen wieder ein störendes Zuviel sich eindrängte. Arm⸗ 
ard ruft den Fall Geßlers aufreizend in alle vier Winde. 
Im den sterbenden Tyrannen führt die Hochzeitsgesellichaft 
in ganzes Ballett auf und mit welch pathologischen Mätzchen 
tirbt Herr Reicher als Gehler, nachdem er mit großer Müh— 
eligkeit seinem wattegefüllten Leib dlie eherne Unerbittlichteit 
Mexriklo. 
Suertas Boischaft. Die Botschaft, mit der der prodisocische 
Präsident der Republik Mexiko deren 27. Kongreß eröffnet hat, 
st gerade lein Friedenszeichen geworden. Herr Huerta scheint 
örmlich die berüchtigte Neuiahrsansprache Napoleons II. an 
en österteichischen Botschafter kopiert zu haben, welche das 
Signal zum Kriege von 1859 wurde. So, offen ist es sonst 
nicht Brauch, von gespannten Beziehungen“ zu sprechen. Mit 
der „begründeten Hoffnung auf baldige Lösung der 
eiten“ hat auch der Franzosenkaiser seinerzeit die gereichle 
bittere Pille zu versühen gesucht. Und wenigstens hat er 
aicht in einem Atem dem Oesterreicher gegenüber mit der Kriegs⸗ 
ärke seines Heeres renommiert. Wenn man dolche Worte 
hört, möchte man glauben, daß die Kreolenrepublik die stärkere 
ei und auf einen Eroberungskrieg jenseits des Rio del Norte 
inarbeite. Die 1848 verlorenen Provinzen sich wieder zu holen, 
azu werden aber schwerlich die 100 000 Mexilaner hinxreichen, 
venn auch die Union, die kein stehendes Heer besitzt, exst Aus- 
zebungen veranstalten und dann die ausgehobenen Truppen 
inexerzieren lassen muß. Man braucht das alles wohl nicht 
veiter auseinan derzusetzen, um die unfreiwillige Komik dieses 
nexikanischen Bramarbasierens begreiflich zu machen. Ver⸗ 
ändiger wäre es gewesen, wenn der Herr sich wenigstens darauf 
eschränkt, hätie, im aller Höflichkeit die Verlängerung der om 
25. Ollober ablaufenden Frit zu verweigern, welche Mexiko 
ʒer Unionsflotte für ihren Aufenthalt in den mexikanischen Ge— 
wässern gewährt hatte, Dus bliebe eine defensive Maßregel: 
und eine glüdliche Defensive bedeutete doch wohl das Höchst⸗ 
maßz der mexidanischen Hoffnungen, falls es wirklich zu einent 
eindseligen Zusammenstok kommen sollt⸗ 
* 
Tagesbericht. 
Luabeck, 18. September. 
Aus dem Vierteljahrsbericht des Statistischen Amtes über 
»as zweite Vierteljahr 1913. Auf dem Grundstücksmarkt 
vurden 181 (174) Grundstücke mit einem Flächeninhalt von 
270 111 (858 971) ꝗm für 3298 918 M 088s 431) umgesetzt, 
»avon 145 (146) mit einem Flächeninhalt von 188 041 
843 997) ꝗqm zum Preise von 2222 542 (3502 783) freihändig, 
vährend die übrigen mit einem Flächeninhalt von 62 488 
14 974) qm zwangsversteigert wurden. Sie waren zur Zeit des 
zuschlages mit 1444612 M(770601) beschwert, von denen 
49 270 Me(306 695) auf Grund der Zuschläge von Amts wegen 
elöscht wurden. Der Umfatz in bebauten Grundstücken war er— 
eblich geringer als im Vorjahr, der an Bauplätzen überstieg 
agegen den vorjchrigen um 18 Plätze, 27 824 ha und 105 206 
Nark. — Die Hypothekenbewegung weist folgenden 
Verlauf auf: Umschriften wurden 738 (6675) zum Betrage von 
32890 004 M(2557 831) vorgenommen, neue Verpfändungen 
anden 400 (413) zum Betrage von 2348 612 M (526 710) 
latt und Löschungen find 298 (344) zum Betrage von 1199 421 
Mark (1545 907) erfolgt. Nur bei den Umschriften war also 
in Mehr gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. — Auf dem 
Baumarkt war wieder kein rechtes Leben. Bauausführungen 
wurden 400 (412) beantragt, darunter 31 (35) von neuen Wohn— 
und 7 (5) von neuen Geschäftshäusern. Der Mehrzugang an 
steubauten belief sich auf 11 (9) mit 30 69) 
WPohnungen, wozu noch 10 (— 4) durch Umbau gewonnene 
hinzukommen. Ende Juni befanden sich 51 (49) Wohngebäude 
'm Bau, die langerwünschte Besserung ist also noch immer nicht 
in Sicht. — Die Gemeindebe triebe hatten alle einen 
zröheren Absatz. Die Wasserabgabe ging mit 1310 033 ebm 
um 10 729, der Gasverbrauch mit 2104580 ebm um 
46 080 und die Stromabgabe des Elektrizit ätswerkes 
mnit 935 140 Kw.“St. um 426 890 über die Ziffern des Vor⸗ 
ahres hinaus. Auch das Wasser⸗ und Elektrizitätswerk Trave⸗ 
nünde wurde stärker als 1912 in Anspruch genommen. — 
ßrände fanden 34 (25) statt, davon waren 6 (4) Großfeuer. 
(0) mal war das Feuer auf Brandstiftung zurückzuführen. Tie 
»on der Feuerwehr besorgten Krankenbeförderungen 
zeliefen sich auf 354 (311). — Die Zahl der mit der Eisen« 
hahn beförderten Personen nahm bei beiden Bahn⸗ 
esellschaften gegen das Vorjahr zu, bei der Lübech Büchener 
um 212 298 und bei der Eutin⸗Lübecker um 10 933. Die Ein⸗ 
ahme aus dem Personenverkehr steigerte sich aber nur bei 
der LübechBüchener um 68 526 M, bei der Eutin⸗-Lübeder war 
ie um 392 Mageringer. Der Güterverkehr hob sich bei der Lübed⸗ 
Büchener um 17 741 und bei der Eutin⸗Lübecher um 230 To. 
ind warf bei ersterer 30188 Mumehr, bei letzterer dagegen 
380 Miuweniger als 1912 ab. — Die Strakenbahn be— 
örderte 2774 350 Personen, d. k. 227 927 mehr als im Vor⸗ 
ahre. Ihre Einnahme hob sich von 271261 Meauf 298914 M, 
var also in diesem Jahre um 27 663 Migrößer. — Im See⸗ 
chiffahrtsverkehr gingen nach den vorläufigen Zahlen 
243 (1182) Schiffe mit 253 939 (2654 827) To. Tragfähigkeit 
⸗»in und 1225 (1185) mit 253 310 1256 825) To. Tragfähigkeit 
—— 
des Vogts abgerungen hat. Der Schluß wurde zu einer üblen 
Dpernapotheose. Tüũchtige Kunstler meldeten sich unter dem 
gzewalttätigen Druck dieser Regie, so Herr Walter als Stauf- 
acher, Herr Loos als Rudenz, Herr Zeise⸗Götz als Melchthal, 
Zauer als Attinghausen — aber neben ihnen dunkelte tiefste 
Provinz. Herr Marr war ein wuchtiger Tell in Eskimover—⸗ 
cleidung. U-2. 
*a 
Die Wiener Sosburgschaufpielerin Frau Ida Orlow wurde 
wuus dem Verbande des Hofburgtheaters entlassen. Sie hatte 
zekanntlich in einem Intervien mit dem Berliner Korrespon— 
»enten eines Wiener Blattes abfällige Aeußerungen über die 
Aunstlerische Leitung des Burgtheaters getan. Die Hofburg⸗ 
heaterbehörde leitete deshalb gegen sie die Disziplinarunter⸗ 
uchung ein, die zu dem Ergebnis führte, daß der zwischen dem 
zdoftheater und Frau Orlow abgeschlossene Vertrag sofort gelösßt 
wurde. Frau Orlow beabsichtigt, gegen diese Entscheidung dei 
Prozeßweg zu betreten. 
Das Meininger Hoftheater wird seine Spielzeit am 15. Okt. 
beginnen, aber mit der einschneidenden, tief bedauer—⸗ 
ichen Aenderung, daß wöchentlich nur zwei Vor— 
tellungen stattfinden. Der Grund zu dieser Maßmahme ist 
n der geringen Frequenz, dem Rũudgang der Einnahmen und 
im letzten Ende in der veränderlichen Geschmadsrichtung des 
Publifums auch in dem kleinen Meiningen und seiner Um— 
gebung zu suchen. 
Ur⸗ und Erftaufführungen. Die fünfaktige Tragödie „Son— 
renfinsternis“ von Arno Holz erlebte Dienskag im Ham— 
zurger Thaliatheater ihre meisterhaft inszenierle Uraufführung. 
zolz hat hier ein streng naturalistisch stilisiertes Werk ge— 
chaffen, eine Liebestragödie, verwoben mit seelischer Entwicke⸗ 
ung des Helden als Künstler. Naturalistische Schrullen und 
uhlbare Längen stören den Eindrucd des Werkes; trotzdem 
imponierte die dichterische Kraft und erzielte eine starke Wirkung. 
-John Galsworthys neue Komödie Der Menschen⸗ 
reunde wurde Montag an der Neuen Wiener Bühne zum 
Asten Male mit Erfolg gegeben
	        
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