interessant, daß niemand zuhörte und im Saale herrschte der
gemutlichste Unterhaltungston. Sunmmend und surrend llang
das Stimmengewirr zur Tribüune empor und nur hin und
wieder hörte man einmal die Stimme des Referenten. Das
konnte dem Vorsitzenden Bock nicht unbelannt bleiben und
o machte er die verehrlichen Parteigenossen darauf aufmerk⸗
am, daß die Unterhaltungsräume sich außerhalb des Saales
zefinden. Der Wink wurde befolgt. es wurde stiller, da nur
ioch die Hälfte der Delegierten anwesend waren.
Die Disbussion fand ebenfalls unter großer Unruhe und
zei halb geleertem Hause statt. Was zu der Sache zu sagen
var, hat bereits in der Parteipresse gestanden, so daß das In—⸗
eresse sehr minimal war. Die Debatte füllte die ganze Vor⸗
mittagssitzung aus.
—
Deutsches Reich.
Die Seefahrt der Kronprinzessin. Ueber die Fahrt der
tronprinzessin Cecilie mit dem Schnelldampfer des Norddeutschen
Lloyd „Kronprinzessin Cecilie“ von Bremerhaven nach dem
englischen Kanal und zurüd in der Zeit vom 18. bis 20. Sept.
erfahren wir folgendes: Die Kronprinzessin nebst Gefolge wird
im 18. Sept. morgens gegen 7 Uhr auf dem Bremer Haupt⸗
»ahnhof eintreffen. Ein Empfang findet nicht statt, da die
Kronprinzessin inkognito reist. Um 9 Uhr 14 Min. er⸗olgt
die Abfahrt, die Anlunft in Bremerhaven um 105, Uhr. Nach
m Bord eingenommenem Frühstück wird der Schnelldampfer
„Kronprinzessin Cecilie“ um 12252 Uhr nachmittags seine Reise
m See antreten und zwar mit direktem Kurs auf die englische
düste. Das Feuerschiff „Weser“ wird der Dampfer um 8 Uhr
nachmittags passieren und die englische Küste dann bei Dover
im Morgen des 19. Sept. gegen 8 Uhr erreichen. Die Fahrt
gjeht dann an der englischen Küste entlang, um die Isle of
White herum bis über die Needles hinaus, die gegen 314 Uhr
erreicht werden dürften, worauf dann die Rückfahrt an der Süd—
seite Isle of Whites entlang erfolgt. Bei dieser wird St.
Tatharinespoint gegen 4 Uhr nachmittags, Dover gegen 9 Uhr
abends passiert. Am 20. Sept. zwischen 1 und 2 Uhr nach—
nittags wird der Dampfer wieder auf der Weser beim Weser⸗
euerschiff zurückerwartet, so daß die Ankunft in Bremerhaven
vei der Lloydhalle gegen 3 bis 4 Uhr erfolgt, an die sich
dann die Rückeise der Kronprinzessin nach Berlin sofort
anschließen wird. Außer dem Gefolge der Kronprinzessin und
den Herren des Aufsichtsrates und Vorstandes des Nord⸗
deutschen Llonds werden an der Fahrt auf Einladung die
Bürgermeister und einige Senatoren, der Präsident der Bürger—
chaft, Vertreter der Eisenbahn-⸗, Zoll- und Wasserbaubehörde,
der Präsident der Handelskammer sowie die Geschäftsleitung
der Schichauwerft teilnehmen. — Die Kronprinzessin ist gestern
end um 11 Uhr 12 Min. vom Lehrter Bahnhof in Berlin
rach Bremerhaven abgefahren, um an Bord des Lloyddampfers
Kronprimzessin Cecilie“ eine Seefahrt zu unternehmen.
Das Befonden v. Winterfesdts. Ueber das Befinden des
deutschen Militärattaches v. Winterfeldt wird solgendes
zemeldet: Der Beckenbruch wurde dadurch verursacht, dan der
wischen Dach und Schutzblech des Wagens eingeklemmte Körper
vegen des Wagenbrandes schnell hervorgezogen wurden mußte.
Dabei wurde das Becken verletzt. Die erste Untersuchung ließ
zen Bruch nicht erkennen; erst die von dem Oberstabsarzt Dr.
Roy vorgenommene Sondierung konnte dies keststellen. Ueber
die Operation, die 50 Minuten dauerte, wurde fol⸗
jender Bericht ausgegeben: Bedenbruch mit Riß der Harnröhre
sonstatiert. Die inneren Verletzungen sind schwer. Der Kranke
zat die Operation gut überstanden. Ein Prognostikon ist im
Augenblick nicht statthaft. — Frau v. Winterfeldt dankte
dem Präsfidenten Poincars persönlich für das ihrem Gatten
zerliehene Offizierkreuz; der Ehrenlegion. Das Gesamt—
»efinden des Kranken war abends etwas besser. Trotzdem
oauern die schlimmen Befürchtungen fort.
* e
Ausland.
Italien.
Kämpfe in Trivolis. Die Aenzia Stefani meldet aus
Sugra poni, Dienstag: Die italienischen Truppen unter dem
Befehl des Generals Torelli rückten am Morgen vor, um die
Lusständigen anzutreiben und zu zerstreuen, die am Tage zuvor
hre Stellung bei Geur verlassen und sich in beträchtlicher Stärke
n einer Stellung ir der Umgebung des Tales von Teeiz ver⸗
ammelt hatten. Der Marsch wurde in zwei Staffein aus⸗
Jeführt, deren erste, die ein sehr aufsteigendes, mit dichtem
Gehölz bededtes Gelände zu durchqueren, hatte, auf hart—
näckig:: Widerstand des Feindes stieß. Der Feind verfuchte
ruch zum Angriff vorzugehen. wurde aber nach einem heftioen
3* n
Und er nahm ihr einfach die Hand von der Stirn und
bog ihr Gesicht herauf zu sich. So küßte er sie und fragte
dann, lachend:
„Na — mim wieder alles in Ordnung?“
Sie nickte mit einem schwachen Lächeln. Aber im Innersten
klang es ihr wie eine dunkle, traurige Weise, die sie einst
rgendro gehört: von einer Wunderlaute, deren Saiten, einmal
gesprungen, nie wieder mehr zu heilen gingen.
2 * *.
Fortsetzung folat
Theater, Kunst und Wissenschaft.
Gerhart Hauptmann als Regifseur. I
(Zur Eröffnung des Deutschen
Künstlertheaters.)
Aus Berlin wird uns geschrieben?
„Die Regie führt Dr. Gerhart Hauptmann“, so stand es
nuf den Anschlagtafeln zu lesen und es gab Enthusiasten, die
ich von dieser „Tell“Aufführung, mit der das auf dem System
der Gewinnbeteiligung der Schauspieler beruhende Deutsche
dünstlertheater eröffnet werden sollte, ein neues drama⸗
urgisches Zeitalter erhofften, die Rettung Schillers für das
modernste Theater. Als ob es da erst eines so umständlichen
Rettungswerles bedürfte, und der Beweis, wie frisch Schiller
zu wirken vermag, nicht am besten durch den Mut zu erbringen
wäre, ihm einfach Schillerisch zu spielen, ihm ohne die leiseste
Flügelbeschneidung den ganzen ungehemmten Schwung der ewig
begeisterten Natur zu lassen oder noch besser zurückzugeben. Gibt
2s doch keinen echteren und dauerhafteren Naturalismus auch in
der Inszenierungskunst, als die Werke jedes Dichters in dem
ihnen eingeborenen Geiste zu spielen. Aber gerade davor
schreͤte — und das war von vornherein zu befürchten — der
Wirklichkeitsprophet Hauptmann zurück, er glaubte über die
tluft eines Jahrhunderts Schiller mit den ach so wenig weit⸗
ragenden mimischen Errungenschaften unserer Tage zu Hilfe
ommen und unsere so zimperlich gewordenen Ohren vor dem
Zraus des in blaue Fernen schnellenden Schillerschen Pathos be—
vahren zu müssen. Das Ergebnis war, daß dieser „Tell“Vor⸗
tellung, so kernhafte Worte sie barg, aller Schmelz und Glanz
Feuergefecht geschlogen; infolge lebhaften Artilleriefeuers und
bdiederholter Gegenangriffe und hedroht durch die zweite Staffel
ourden die Aufständigen zum eiligen Rückzuge in nordöstlicher
zichtung gezwungen. Die Italiener erlitten sehr schmerzliche
⸗erluste. General Torelli, der sich in der vordersten
inie befand, starb den Heldentod, ebenso zwei Offiziere
ind 28 Mann darunter 7 Italiener. Drei Offiziere und 70
Nann, darunter 19 Itgliener, wurden verwundet. Die
susständigen hatten ebenfalls beträchtliche Verluste, auch einige
zäuptlinge find gefallen. Die Haltung der Truppen war aus-
ezeichnet. Die Truppen schlugen in den eingenommenen Stellun⸗
Jzen ihr Lager auf.
Darnemark.
Verfassungsänderung. Ministerpräsident Zahle brachte
estern im Folkething einen Gesetzentwurf über Abänderung det
zersassung in derselben Fassung ein, wie im vorigen Jahre
om Folkething angenommen und darauf vom Landsthing ab⸗
elehnt wurde.
Frankreich.
P.C. Die griechischen Schiffsbestellimggen. Die Liberté be⸗
Auptet, daß die Nachrichten von den Bestellungen griechischer
treuzer in Deutschland unrichtig sind. Die griechische Regierung
eabsichtigt, die neuen Einheiten ihrer Flotte in England bauen
u lassen. Die bekreffenden Geschützbestellungen, die die grie⸗
zische Regierung vornehmen wird, werden „natürlich“, so
hreibt die Liberté, der französischen Industrie anvertraut
verden. Es handelt sich um 80 bis 100 Batterien Schnellfeuer⸗
eschütze. Der Temps läht sich diese Meldung in einem aus
Ithen datierten Privattelegramm bestätigen, fügt allerdings
inzu, daß die griechische Regierung erst den Bericht der eng⸗
ischen Prüfungskommission abwarten will, die augenblicklich
»amit beschäftigt ist, die Frage der Reorganisation der grie—
hischen Flotte zu studieren. Die griechische Regierung wird
rst nach Kenntnisnahme dieses Berichtes ihre desinitiven Be—
chlüsse über die Schiffsbestellungen treffen.
Rußland.
70. Polituische Hetze. Die Nowoje Wremia läßt sich aus
Bien melden. daß die gesamte slawische Presse, einschließlich der
olnischen, die Beziehungen Griechenlands zu Deutschland leb⸗
aft —28— Sierbei soll sie, anknüpfend an den Ausspruch
es Kaisers Wilhelm über die Üngausbleiblichkeit des germanisch-
awischen Zusammenstoßes, die Behauptung aufgestellt haben,
abß Deutschland die Absicht habe, Griechenland für seine all
eutichen Pläne einzufangen, die bekanntlich bis zum Adriati⸗
jen Meere reichen. Wie man aus diesen Ausführungen ersieht,
wieder einmal das panslawistische Blatt dabei, politische
zrunnenvergistung zu treiben. Kaiser Wilhelm hat niemals
inen jolchen Ausspruch getan. Dem Sinne nach dürfte es sich
»ohl um die Rede des Reichskanzlers von Bethmann-Holltoeg
nläßlich der Militärvorlagen handeln, wo er von einem, von
Ii g anlawinen konstruierten germanisch-slawischen Gegensatz
prach.
BCO. Um die Mongolei. Die chinesische Regierung hat bei
er russischen um Aufnahme der Verhandlungen wegen der
Nongolei gebeten. Rußland hat erklärt, daß es nur einen
Zweg hätte, Verhandlungen zu beginnen, wenn China die von
kKußland seinerzeit aufgestellten Bedingunzen über die äußere
MNongolei auch zu den seinigen mache.
PO. Der Sunger nach der Mandschurei. Die sẽffentliche
Neinung erwärmt sich immer mehr für den Plan, bei dem
apanischechinesischen Konflikt auch für Rußland einen Vorteil
erauszuschlagen. Sie regt den Gedanken an, zusammen mit
zapan die Mandschurei, die sowieso vom eigentlichen China so
ut wie ganz getrennt ist, zu erwerben. Sie würde, so heißt es in Zei—
ungen, dem russischen Amurgebiet endgültig die Möglichkeit
ieten. es regelmähig mit Getreide, und Fleisch zu versocgen,
das bdisher bei den unruhigen Zeiten nicht immer habe ge—
chehen können.
England.
Bizelönig Hardinge über die Türlei. Bei der Vertagung
des Gesetzgebenden Rats in Simla hielt Vizekönig Hardinge eine
edeutungsvpolle Rede, in der er auf den Balkankrieg Bezug
sahm und sagte: Die britische Regierung hätte voll und, gant
rkannt, datz das Bestehen der Taürkei als einer selbst⸗
tändigen Macht von Wichtigkeit sei, ebenso, daß die Aufrecht⸗
thaltung des Statusquo hinfichtlich der heiligen Orte in
rahien angesthis der zeligiösen Interessen der Mohammedaner
Indiens wichtig sei. Die britische Regierung sei noch immer
arauf bedacht, der Türkei bei der Enführung der Re—
ormen und der Festigung ihrer Stellung behilflich zu sein.
ks gebe keinen Grund, weshalb die Türkei, während sie eine
auernde Reformpolitik verfolge, nicht eine zweite große
nohammedanische, Macht in der, Welt sein ollte. Er
reue sich, mitteilen zu können, daß England mit der Tärkei zu
inem freundschaftlichen Uebereinkommen gelangt sei, das heide
Teile befriedige und für beide Regierungen im Persischen Golf
ind in Mesopotamien von Vorteil sei. Es brauche kaum ge⸗
agt zu werden, daß dieser Abschluß, der beste Beweis für den
Vunsch der britischen Regierung sei, die Unabhängigkeit der
ürkei zu erhalten und die freundschaftlichen Be—
iehungen weiter mit ihr zu pflegen. Er wolle, ein Wort
reundlicher Mahnung für die Mohammedaner Indiens hinzu⸗
ügen: Sie möchten nicht vergessen, daß sie einen Teil eines
rohen Reiches bildeten und, sie möchten dem Gedanken der Ein⸗
veit des Islams keine unverständige Nucleaung neb
genommen war. Wenn der Dichter sich vom Klangrausch ganz
inaustragen läßt, schneidet ihm der Regisseur mit inem kurzen
trengen Hieb einfach das Wort ab. Tell muß seinen Monolog
n der hohlen Gasse sorgsam stückeln und beschaulich dämpfen,
er dritte Rütlischwur, der nach des Dichters Forderung alle
rit erhobenen Händen wiederholen müssen, ertrinkt in einer
chweigenden Andacht, die niemand begreift, und jeder als
inen Theaterwitz empfinden muß, da doch keine Verabredung
orausging. Melchthal darf klagen, auch mitten in den Drei⸗
nännereid hineinschluchzen, aber er muß sich veizeiten be—
errschen und von der edlen Himmelsgabe, die Herrn Haupt⸗
iann zu kitschig dünkt, beileibe nichts sagen. Tell darf nicht
astehn als der strahlende Volksheld, er muß in seinem Fell⸗
IAtüm wie ein vorgeschichtlicher von Reinlichkeit und Kultur noch
ubeleckter Eichelfresser dastehn.
Nun darf das Wertvolle dieser problematischen Regie—
istung nicht verschwiegen werden. Schiller hat den homerischen
srundzug des Schweizer Chronisten Tschudi, der sein Anreger
dar, gerühmt. Und Gerhart Hauptmann hat diese'! sozusagen
omerische Schlichtheit und Gradlinigkeit dieses Volkes von
zauern und Hirten innig aus der Dichtung herausgeholt.
Vo es galt, die Eidgenossen bei ihrer friedlichen Arbeit in
hrem festgezimmerten Heim und bei ihren Kümmernissen aufzu
uchen, da war es eine Erlösung, Worte, die die Bühnenroutine
latt gegriffen hat, als neugeboren zu empfinden. Wie denn
berhaupt die Regie des „Weber“Dichters die großen al
resco⸗Linien respektiert hat. Auch die einfachen Leinwand⸗
ulissen, die wie ein bewußter Widerspruch gegen die Ueber—
reibungen in „echtem“ Material wirkten, — sie waren ebenso
»ie die Kostüme von Hodler glücklich beeinflußt — unter⸗
ützten den Eindruck großzügiger Schlichtheit. Aber diese der
dichtung wesenstreuen Elemente konnten darüber, daß gerade das
cntscheidende: der mächtige Schwang und Ueberschwang fehlte,
icht hinwegtrösten. Tazu kam, daß neben den vuritanischen
zestrebungen wieder ein störendes Zuviel sich eindrängte. Arm⸗
ard ruft den Fall Geßlers aufreizend in alle vier Winde.
Im den sterbenden Tyrannen führt die Hochzeitsgesellichaft
in ganzes Ballett auf und mit welch pathologischen Mätzchen
tirbt Herr Reicher als Gehler, nachdem er mit großer Müh—
eligkeit seinem wattegefüllten Leib dlie eherne Unerbittlichteit
Mexriklo.
Suertas Boischaft. Die Botschaft, mit der der prodisocische
Präsident der Republik Mexiko deren 27. Kongreß eröffnet hat,
st gerade lein Friedenszeichen geworden. Herr Huerta scheint
örmlich die berüchtigte Neuiahrsansprache Napoleons II. an
en österteichischen Botschafter kopiert zu haben, welche das
Signal zum Kriege von 1859 wurde. So, offen ist es sonst
nicht Brauch, von gespannten Beziehungen“ zu sprechen. Mit
der „begründeten Hoffnung auf baldige Lösung der
eiten“ hat auch der Franzosenkaiser seinerzeit die gereichle
bittere Pille zu versühen gesucht. Und wenigstens hat er
aicht in einem Atem dem Oesterreicher gegenüber mit der Kriegs⸗
ärke seines Heeres renommiert. Wenn man dolche Worte
hört, möchte man glauben, daß die Kreolenrepublik die stärkere
ei und auf einen Eroberungskrieg jenseits des Rio del Norte
inarbeite. Die 1848 verlorenen Provinzen sich wieder zu holen,
azu werden aber schwerlich die 100 000 Mexilaner hinxreichen,
venn auch die Union, die kein stehendes Heer besitzt, exst Aus-
zebungen veranstalten und dann die ausgehobenen Truppen
inexerzieren lassen muß. Man braucht das alles wohl nicht
veiter auseinan derzusetzen, um die unfreiwillige Komik dieses
nexikanischen Bramarbasierens begreiflich zu machen. Ver⸗
ändiger wäre es gewesen, wenn der Herr sich wenigstens darauf
eschränkt, hätie, im aller Höflichkeit die Verlängerung der om
25. Ollober ablaufenden Frit zu verweigern, welche Mexiko
ʒer Unionsflotte für ihren Aufenthalt in den mexikanischen Ge—
wässern gewährt hatte, Dus bliebe eine defensive Maßregel:
und eine glüdliche Defensive bedeutete doch wohl das Höchst⸗
maßz der mexidanischen Hoffnungen, falls es wirklich zu einent
eindseligen Zusammenstok kommen sollt⸗
*
Tagesbericht.
Luabeck, 18. September.
Aus dem Vierteljahrsbericht des Statistischen Amtes über
»as zweite Vierteljahr 1913. Auf dem Grundstücksmarkt
vurden 181 (174) Grundstücke mit einem Flächeninhalt von
270 111 (858 971) ꝗm für 3298 918 M 088s 431) umgesetzt,
»avon 145 (146) mit einem Flächeninhalt von 188 041
843 997) ꝗqm zum Preise von 2222 542 (3502 783) freihändig,
vährend die übrigen mit einem Flächeninhalt von 62 488
14 974) qm zwangsversteigert wurden. Sie waren zur Zeit des
zuschlages mit 1444612 M(770601) beschwert, von denen
49 270 Me(306 695) auf Grund der Zuschläge von Amts wegen
elöscht wurden. Der Umfatz in bebauten Grundstücken war er—
eblich geringer als im Vorjahr, der an Bauplätzen überstieg
agegen den vorjchrigen um 18 Plätze, 27 824 ha und 105 206
Nark. — Die Hypothekenbewegung weist folgenden
Verlauf auf: Umschriften wurden 738 (6675) zum Betrage von
32890 004 M(2557 831) vorgenommen, neue Verpfändungen
anden 400 (413) zum Betrage von 2348 612 M (526 710)
latt und Löschungen find 298 (344) zum Betrage von 1199 421
Mark (1545 907) erfolgt. Nur bei den Umschriften war also
in Mehr gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. — Auf dem
Baumarkt war wieder kein rechtes Leben. Bauausführungen
wurden 400 (412) beantragt, darunter 31 (35) von neuen Wohn—
und 7 (5) von neuen Geschäftshäusern. Der Mehrzugang an
steubauten belief sich auf 11 (9) mit 30 69)
WPohnungen, wozu noch 10 (— 4) durch Umbau gewonnene
hinzukommen. Ende Juni befanden sich 51 (49) Wohngebäude
'm Bau, die langerwünschte Besserung ist also noch immer nicht
in Sicht. — Die Gemeindebe triebe hatten alle einen
zröheren Absatz. Die Wasserabgabe ging mit 1310 033 ebm
um 10 729, der Gasverbrauch mit 2104580 ebm um
46 080 und die Stromabgabe des Elektrizit ätswerkes
mnit 935 140 Kw.“St. um 426 890 über die Ziffern des Vor⸗
ahres hinaus. Auch das Wasser⸗ und Elektrizitätswerk Trave⸗
nünde wurde stärker als 1912 in Anspruch genommen. —
ßrände fanden 34 (25) statt, davon waren 6 (4) Großfeuer.
(0) mal war das Feuer auf Brandstiftung zurückzuführen. Tie
»on der Feuerwehr besorgten Krankenbeförderungen
zeliefen sich auf 354 (311). — Die Zahl der mit der Eisen«
hahn beförderten Personen nahm bei beiden Bahn⸗
esellschaften gegen das Vorjahr zu, bei der Lübech Büchener
um 212 298 und bei der Eutin⸗Lübecker um 10 933. Die Ein⸗
ahme aus dem Personenverkehr steigerte sich aber nur bei
der LübechBüchener um 68 526 M, bei der Eutin⸗-Lübeder war
ie um 392 Mageringer. Der Güterverkehr hob sich bei der Lübed⸗
Büchener um 17 741 und bei der Eutin⸗Lübecher um 230 To.
ind warf bei ersterer 30188 Mumehr, bei letzterer dagegen
380 Miuweniger als 1912 ab. — Die Strakenbahn be—
örderte 2774 350 Personen, d. k. 227 927 mehr als im Vor⸗
ahre. Ihre Einnahme hob sich von 271261 Meauf 298914 M,
var also in diesem Jahre um 27 663 Migrößer. — Im See⸗
chiffahrtsverkehr gingen nach den vorläufigen Zahlen
243 (1182) Schiffe mit 253 939 (2654 827) To. Tragfähigkeit
⸗»in und 1225 (1185) mit 253 310 1256 825) To. Tragfähigkeit
——
des Vogts abgerungen hat. Der Schluß wurde zu einer üblen
Dpernapotheose. Tüũchtige Kunstler meldeten sich unter dem
gzewalttätigen Druck dieser Regie, so Herr Walter als Stauf-
acher, Herr Loos als Rudenz, Herr Zeise⸗Götz als Melchthal,
Zauer als Attinghausen — aber neben ihnen dunkelte tiefste
Provinz. Herr Marr war ein wuchtiger Tell in Eskimover—⸗
cleidung. U-2.
*a
Die Wiener Sosburgschaufpielerin Frau Ida Orlow wurde
wuus dem Verbande des Hofburgtheaters entlassen. Sie hatte
zekanntlich in einem Intervien mit dem Berliner Korrespon—
»enten eines Wiener Blattes abfällige Aeußerungen über die
Aunstlerische Leitung des Burgtheaters getan. Die Hofburg⸗
heaterbehörde leitete deshalb gegen sie die Disziplinarunter⸗
uchung ein, die zu dem Ergebnis führte, daß der zwischen dem
zdoftheater und Frau Orlow abgeschlossene Vertrag sofort gelösßt
wurde. Frau Orlow beabsichtigt, gegen diese Entscheidung dei
Prozeßweg zu betreten.
Das Meininger Hoftheater wird seine Spielzeit am 15. Okt.
beginnen, aber mit der einschneidenden, tief bedauer—⸗
ichen Aenderung, daß wöchentlich nur zwei Vor—
tellungen stattfinden. Der Grund zu dieser Maßmahme ist
n der geringen Frequenz, dem Rũudgang der Einnahmen und
im letzten Ende in der veränderlichen Geschmadsrichtung des
Publifums auch in dem kleinen Meiningen und seiner Um—
gebung zu suchen.
Ur⸗ und Erftaufführungen. Die fünfaktige Tragödie „Son—
renfinsternis“ von Arno Holz erlebte Dienskag im Ham—
zurger Thaliatheater ihre meisterhaft inszenierle Uraufführung.
zolz hat hier ein streng naturalistisch stilisiertes Werk ge—
chaffen, eine Liebestragödie, verwoben mit seelischer Entwicke⸗
ung des Helden als Künstler. Naturalistische Schrullen und
uhlbare Längen stören den Eindrucd des Werkes; trotzdem
imponierte die dichterische Kraft und erzielte eine starke Wirkung.
-John Galsworthys neue Komödie Der Menschen⸗
reunde wurde Montag an der Neuen Wiener Bühne zum
Asten Male mit Erfolg gegeben