Ende November oder Anfang, Dezember 1010 vestellte er bei
dem Uhrmacher, Woller ein Paar Trauringe im Werte von
32 M. Dieser fertigte sie nah Maß an. Am 25. Dez. 1810
erschien der Angeklagte bei Woller, ließ sich die Ringe zeigen
und nahm sie an sich, da sie ihm gefielen. Als Woller Zah—
lung verlangte, erklärte der Angeklagte sich dazu außerstande,
versprach aber bhestimmt am 28. Dezember zu zahlen, da er
dann eine Erbschaft in Ratzeburg antrete. Hierauf ließ ihm
Woller die Ringe. Der Angeklagte zahlte nicht und hatte nichte
zu erben. Woller hatte sich das Eigentumsrecht an den Ringer
bis zur völligen, Bezahlung vorbehalten. Trotzdem verfeßte
Re. einen, der, Ringe, während er den zweiten Ring seiner
Braut gab. Das Urteil tgutet auf eine Gesamtstrafe von
Monaten und 2 Wochen Gefängnis. — Wegen Diebstahls
im Rückfalle haben sich zu verantworten der NMatrose
ESchlossery) Georg Dr, aus Muͤnchen und der Artist Franz Za
aus Nakel. Beide sind mehrfach vorbestraft, darunter Dr. ein
mal wegen Hehlerei. Am Nachmfttag des 23. Juli trafen die
Angeklagten in einer Wirtschaft in der Grohen Petersgrube
mit einem Arbeiter Neumann zusanmen, der im Besitze reich⸗
lichet Keldmittel war. Reumgsin war angetrunken und schlie
am Tische sißend ein. Auf Berabredung machten die ege
lagten sich nun an den, Schlafenden heran, um ihn zu ve⸗
stehlen. Dr. zog, ihm das Porfenronnaie, in dem fsich nach Neu—
manns Angabe 170 Miubefanden. aus der Tasche und reichte
es Za,; ebenso, nahm er Reumann die Taschenuhr weg. Za.
bezahlie von dem gestohlenen Gelde zunächste die Zeche nund
reiste dann mit dem Gelde nach Hamburg, wo er das Geld
guf Leichtfinnige Weise hindurchbrachte, Die Uhr wurde später
bei Dr. gefunden. Za, ist vollig geständig, während Dr. fich
herauszureden sucht. Beide werden verurteilt, und zwgr Du
u 8 Monaten. Za. zu 1 Jahr Gefängnis — Wegen Dieb—
tabls ist der bertits besttafte Chauffeur Sa. von hier an⸗
geklagt. Im Jum du. J. merden etner Frau K.ein derem
Sohne gehöriges Paar Seesttefel im Werke von 18. MNugestohlen,
die auf einem imit einem Vorhangeschloß verschlossenen Boden
gestanden hatten. Das Vorhangeschroß wurde eines Tages offen
vporgesunden muszte also mitielts Dietrichs oder falschen Schlussels
geöffnet Jein. Ermittelt wurde dah der Angettagte die Stiefel
gm 19. Juni für 2.50 Mian einen Trddler verkauft hatte. Der
Angeklagte gibt das zu nestreitet aber trotzdem, sich des Dieb⸗
stahls schuldig gemacht zu haden. Er habe von seinen Bruder
ein Pogr Sttefel geschentt dekommen. bie auf bem Boden, in
der Nähe der seiner UNutter und der Frau K. gehörigen Ge—
lasse gestanden hätten. Die verkauften Euefei c er dort
fortgeholt. Wenn er die Stiefel dens Sohnes der Frau K.
verkaust habe. dann habe er das versehentlich getan Dein⸗
gegenüber bleibt Frau K. dabei, daß die Stiefel auf dem
herschlossenen Boden gestanden haben. Die gestohlenen, Stiefei
sind guch viel länger als diejenigen Sliefer waren die der
Angekiagte geschentt erhallen hat. eine Verwechfelung war nich
wohl moöglich. Der Angeflagte wird denn quch n befunden
und, zu 3 Mongten Gefaͤngnis verurteiit·Wegen
Rüdfallsdiebstahls ist auch der Ärbeiler Karl Sch. von
hier angeklaot. Der RAngeflagte wohnte hier im kachviischen
Gelellenhause. Am 11 Niug. beabfichtigke er nach Kiel g
reisen. Als er setne Sachen pagte, wurde er dabei 5 —
als er einen dem Arbeiter Shwinta gehörigen Anzug im Weri«
don 15, Mtnit einpacte. Der Angekfagte ist gestandig und
erhält 4, Monate Gefangnissßs. wegen Räadfalts
diebstahls endlich hat sich noch der Haändler Sermaͤnn Ro—
aus Ballan zu verantworten. Der Angeklagte, der angeblich
mit Kurzwaren neh kam am 7. Aug. in den Laden des
Schulmachermeisters Mußfeldt. Da im Laden niemand an⸗
wesend war, guch nicht gleich jemand kam, so nahm er sich
eine guf einem Vord stehende Schachtel und eignete sich au—
derselben ein Paar neue Schuhe im Werte von 12 WM an
Als er im Begriff war, die Schachtel wieder an hren Platz
zu stellen. wurde er Aberrascht und abgefaßt. Das Uriei
lautet auf 8 Monate Gefängnis
b. Stadttheater. Aus der Theaterkanzlei schreibt man
uns: Tas geehrte Publikum wird hierdurch höflichst gebeien, zu
Fauit“Vorstellung punktlich zu erscheinen. Wahrend des Pro
soges im Himmel werden die Türen zum Zuschauerraum nicht ge—
öffnet. Em Oeffnen der Türen wäre schon aus dem Grunde
unmoglich weil die während des Prologes auf, der Bühne herr—
schenden Lichtefgekte dadurch auf das, Empfindlichste gestoͤrt
würden, Die, Aufsührung des „Faust“ findet hier mit einer
für Lübeck vollkommen neuen Inßzenerung siatt.
dig Naelfonzert. Das siebente Orgelkonzert in St. Marien
am Miittwoch nachmittag bringt Orgeswerke von Bach, Burle
hude And Ritter. Einige Altsoli von, Tornelius und Lyra hal
gIrl. E, Cehell vorzutragen freundlichst zugesagi. Die, Vereim
gung für lirchlichen Chorgesang wird Chöre von Niemann,
Lichswark und A. Becker zur Ausführung bringen.
e b. Der letzte dieslährige Sonderzug nach Hamburg zu er⸗
mäbigten Fahrpreisen wird am kommenden Sonniag. dem
21. d. V., vorm. 9.20 Uhr von hier abgelafsen werden. (S. Ins)
Schleswig⸗Sol stein.
Kiel, 16. Sept. Die Festgabe für das Gustev—
Adolf-Fest. Die Beikträge zu der großzen Schleswig-Holsteini—
schen Gustav⸗Adolf-Festgabe gehen in den letzten Tagen so zahl—
reich ein, daß bestimmt erwartet werden darf, die Hoffnungen
der Gustav-Adolf-Freunde, mindestens 50 000 Mezu erreichen
erfüllt zu sehen. Auch Prinz und Prinzessin Heinrich von Preußen
haben durch das Hofmarschallamt einen ansehnlichen Beitrag
übermitteln lassen. — Vorsitz der Landwirtschafts—
kammer. Wie die K. Z. von einem langjährigen Mitgliede
der schlesw. holst. Landwirtschafstskammer hört, hat Graf zu
Rantzau⸗Rastorf die Absicht kundgegeben, demnächst den Vorsitz
in der Landwirtschaftskammer und seine Aemter in den Ausschüssen
niederzulegen. Graf zu Rantzau hat seit Bestehen der Kammer
den Vorsitz geführt.
Grokherzogtum Oldenburg und Fürstentum Lüked.
K. Ahrensbök, 16. Sept. Ein Schauturnen ver—
anstaltete der Männerturnverein Sonntag auf dem Lorensen—
platz. Eingeleitet weirde das Fest durch einen Umzug durch die
Stadt. Nach Auslösung des Festzuges hielt der Vorsitzende
eine Ansprache und wurde dann der Jugendabteilung eine Fahne
überreicht. Dann nahmen die verschiedenen Uebungen ihren
Anfang. Am Schluß derfelben fand die Verkündigung der
Sieger von dem am voraufgegangenen Sonntag stattgehabten
Vereinswetturnen statt. Den Tag beschloß ein Festball im
Hotel Stadt Sambura.
Großkherꝛo atumer Medlenbura.
X Rehna, 16. Sept. Obstdiebstähle. Schon län—⸗
gere Zeit wurde die Wahrnehmung gemacht, daß an der Chaussee
nach Rabensdorf, in den Gärten und den Chausseebcumen das
Obst von den Bäumen gestohlen wurde, ohne daß man den
Spitzbuben auf die Spur kommen konnte. Die lehken Nächte
ist es nun endlich dem hiesigen Wachtmeister gelungen, zwei
Diebe, mit Säcken beladen, kurz vor der Stadt abzufassen. Natur—
lich mußten die Spitzbuben, zwei hiesige Einwohner, ihre Beute
(Aepfel) nach dem Rathause schaffen. Die Angelegenheit ist zur
Anzeige gebracht worden. — Streit. Zwei ältere Arbeiter
gerieten Sonnabend nachmittag in der Bülower Straße in
Streit, wobei der eine den anderen mit seinem Messer der—
maßen bearbeitete, daß ärztliche Hilfe in Anspruch genommen
werden mußte. Wie man hört, soll der Verletzte die Schuld
tragen und wird er wohl seine Haut allein zu Markt tragen
müssen
versammlung der vürgerschaft
am Montag, dem 15. September, abends 6 Uhr.
Der Wortführer Herr Dr. Görtz erdffnete die Sitzung um
ß Uhr 28 Min. mdit einer Reihe von Miitteilungen, qus denen
wir folgendes wiedergeben: Auf Wunsch des Sengates feten von
der Tagesordnung die Vorlagen betr, Einführung der Schul
pilicht sür Schwachbefähigte und die Errichtung iner zwenen
Hilfsschule, Erlah von Rachträgen zur Bauordnung für die
Stadt Lübech, deren Vorstädte und Vororte, sowie für Trave
münde, und zum Geseß über den Anbau an Straßen und Plätzen
in den Vorstädten der Stadt Lübech sowie der Kommissions⸗
bericht über die Senatsvorsage, betr den Erlah eines Gesetzes
betr. die Gewährung von Entschädigungen an die im städti—
schen Feuerwehr dienste Erkrankten und Berunglüctten sowie an
deren Witwen und Waisen abgeseht worden.
Vom Herrn ständigen Senatskommissar set ein Schreihen
eingegangen, in welchem der Senat der VBürherschaft von der
Verleihung der goldenen Ehrendenkmünze
„bone merenti“anden hankeatischen Gesandten
Exrz. Dr. Klägmann sowie vom Rüdtritt von
seinem Amte.
Kemmtnis gebe. Das Schreiben habe folgenden Wortlaut:
„Der Senat gibt der Bürgerschaft davon Kenntnis, daß der
hanfeatische Gesandte Dr. Karl Peter Klügmann
nit Rudsicht auf sein vorgerücktes Alter sich veranlaßt gesehen
zat, um Versetzung in den Ruhestand nachzusuchen. Dae Senate
von Lübed, Bremen und Hamburg haben dem Gesuche ent—
prochen. Demgemäß wird Minister Dr. Klügmann am 1. Okl.
1913 aus seinem Amt scheiden. Zu seinem Nachfolger haben
die Senate den Kaiserlichen Geheimen Qberregierunasrat Dr.
Karl Sieveling in Berlin erwählt.
Der Senat hält sich davon überzeugt, daß sein Bedauern
über den Rüctritt des bisherigen Gesandten von der Bürger—
schaft geteilt wird. Zwölf Jahre lang war Dr. Karl Peter
Klügmann Mitglied der Bürgerschaft, sechs Jahre Lubechs Ab⸗
zeordneter im Reichstage, sechzehn Jahre Mitglied des Senates.
Die großen Verdienste, welche Dr. Klügmann in dieser vielsei
igen Tätigkeit und in seiner vierzehnjährigen Wirlsamkeit als
Vertreter der drei freien Städte beim königlich preußischen
Hofe sowie als lübechischer Bundesratsbevollmächtigter sich er—
worben hat, werden unvergessen bleiben. Ter Senat hat
seiner dankbaren Anerkennung durch Verleihung der
dvoldenen Ehrendenktmünze, bene merenti“ an den
cheidenden Gesandten Ausdruch zu geben beschlossen.“
DTDes weiteren teilte der Wortführer der Bürgerschaft mit,
daß für die Beratung des neuen Einkommenstenerge—
etzes, eine besondere Sitzung in Aussicht genommen fei, die
»oraussichtlich Mitte Oktober stattfinden werde.
Kommissionen, die noch nicht berichtet haben.
Der Wortführer wies sodann darauf hin, daß noch eine
zanze Reihe von Kommissionsberichten ausständen. Er biite die
Zommissionen, ihre Berichte baldmöglichst zu erstatten, damii
sie noch von der Bürgerschaft in ihrer jeßigen Zusammensetzung
erledigt werden können. Berichtet hätte noch micht aus dem
Jahre 1012: Die Kommission zur Begutachtung des Senate
dekrets betr. die SHeranziehung hiesiger Privatarchitetten zu
itädtischen Bauten.
BeM. Dr. Wittern: Der Bericht werde gegenwärtig
geschrieben.
. Wortführer Dr. Görtz: Des weiteren habe noch nicht be⸗
richtet die auch bereits 1912 eingeseßle Kommission zur Vor—
hrüfung der Senatsvorlage, betr. die Bedingungen für die
Abgabe vyn Drehstrom und Errichtung einer Berteisungsstefse an
der Geniner Straße.
Ein Mitglied der Kommission berichtete, dah sie einmal
getagt habe. Es sei beschlossen worden, ein Gutachten ein—
zuholen, was auch geschehen sei. Eine Sitzung habe aber noch
nicht wieder stattgefunden.
Wortführer Tr. Görtz: Ferner stehe aus diesem Jahre
rus der Bericht der Kommission zur Vorprüfung der Sengais
porlage, betr. die Hebung der Stelle des Werftbeamten unt
des Polizeiingenieurs, Errichtung der Stelle eines Gewerbeauf-
ichtsbeamten sowie Gewährung einer persönlichen Zulage an
Betriebsinspektor Lorenz. J F
BeM. Dr. Wetzke; Im Frühjahr habe die Kommission
eine Sitzung gehabt, in der mitgeteilt wurde, daß ihr weiteres
Material zugehen solle. Seitdem sei nichts mehr erfolgt
Hört! Hört!)
Wortführer Tr. Görtz: Auch noch nicht herichtet habe die
Kommission zur Begutachtung der Senalsvorlagen, betr. Er—
richtung eines neuen Tienstaebäudes, für, das
Staatsarchiv und den Ankauf des Grundsfückes König-
traße 19.
B.⸗M. Böbhs: Der Senatsantrag guf Ankauf des Grund—
tückes in der Königstraße sei bekanntlich zurückgezogen, Be—
züglich des Neubgues eines Dienstgebäudes für, das Staats—
arch's habe die, Kommission das Baugamt ersucht, ein neues
Projekt auszuarbeiten und zwar möglichst unter Verwendung
des alten Zenghauses. Dieses Projekt sei quch der Kom—
nission zugegangen. Sie habe es beraten, und ihre Wünsche
den Behörden mitgeteilt. Tarauf habe sie aber noch keine
Antwort erhalten.
BeM. von Schach: Er müsse seinem Bedauern darüber
Ausdruck geben, daß die Kommissionen so häufig auf Auskunft
oder „Material, von, den Behörden warten müßten. Auch be
der Beratung des Projektes, betr. den Neubau eines Dienst⸗
gebäudes für das Staatsarchiv sei dies der Fall gewesen. Die
Kommission könne aber ohne die Auskuünfte nicht, weiter ar⸗
jeiten, da diese Vorlage mit derjenigen, betr. den Neubau der
Oberxealschule eng zusammenhänge. ——
Wortsührer Dr. Görtz; Des weiteren habe noch nicht be
richtet, die Kommission zur Vorprüfung der Senatsvorlage, betr
den Bebauungsplan von Schlutup.
BeM. Effinger: Die Kommission sei bereits mehrere
Male zusammengetreten und werde voraussichtlich bis Mitte
oder Ende nächsten Monats ihren Bericht erstatten können.
Wortführer Dr. Görtz: Sodann stehe noch gus der Bericht
der Kommission über die Frage, ob über die Rachbe—
willigung von 32, 000 Wafür das Stadttheater
nosch, eine Gesamtabstimmung hab'e stauntfinden
müssen. Herr Dr. d. Brocken habe ihm dazu
mitgeteilt, daß der Bericht in absehbarer Zeit erstattet werden
würde. — Aus stehe weiter noch der Bericht der, Kommission
zur Begutachtung des Gesetzes, betr. die Alfgemeine
Kircbenrkalfe, Guruf: Ist bereits erledigt!) I
B.M. Köster:? S. E. stehe noch der Bericht der Kom.
mißion über den Antraa Meyboxg über die it
liche Regelung der Fehälftererinbedischen Zoli—
beamten gus.
B.M. Kommerzienrat Scharff: Die Kommission hätte
längst berichten lönnen. wenn nur die von, ihr begehrten Aus-
künfte eingegangen wären. Auch pefinde sich im Buüͤrgerausschuß
noch ein Senatsantrag, der die Gehälter der lübedischin Zell-
begunten zum Gegerstand habe. Wenn diese Vorstge her—
gbschiedet sei, werde sich die Kommission daruber chlüfsig werden
können, wie sie sich zu dem Antrag Meyborag stellen soe.
Erwäßigung des elektrischen Kraftstrompreises
fürkleine Gewerbetreibende abgelehnt.
Der ständ ge Senatskommissar Senator Dr. Feydling
leiste der Bürgerschaft sodann ein Dekret des Senates mit dem
ufolge der Senat nach Anhörung der Verwaltungsbehöde für
tädlische Gemerndeanstalten beschlossen habe. dem Ersuchen der
Bürgerschaft, in Erwägung, zu ziehen, ob den kleingewerbl'chen
Stromabaehmern der Kraftstrom für 18 Pfa. geli⸗fert werden
kämne, keine Folge zu geben.
Statistische Erhebung über Ort und Umfang der
Heimarbeit im lübeckischen Staatsgebiet.
Des weiteren tejlte der ständige Senatskommissar Senator
Dr. Fehling der Bürgerschaft ein Dekret des Senates un ů
oem Ersuchen der Bürgerschaft, statistische Erhebu 3
rt und den Amfang der Heimardeit un en W
gebiet auzustellen und danach gegebenenfalis bein Bun desra
die Errichtung von Fachausschüssen für Heimarbeiter u 5
das lübecische Stgatsgebiet anzuregen, Das Statistische ntt
u einem Bericht hizrüber aufgefordert, haf mugeieilt daßd
Seimarbeit im lübeckischen Staatsgebiet in fo geringem Umfang
betrieben werde, daß der Senat davon absehen muüfte, fur
übeclische Staatsuehzet die Errichtung von Fachaueshütfen 4
Heimarbeiter beim Bundesrat zu beantragen
Straßenbahn nach Travemünde. — Doppel—
gleisiger AusbauderLübed-TravemünderEisen—
bahn. — Erlas ernes lübecischen Gesetzes, bel
die nicht staatlichen Eisenbahnen.
BeM. Dr. Wittern: In der letzten Sitzung der Bürger—
schaft habe er an den Herrn sündigen Schatstommisfar mehrere
Anfragen, betr. die Lübeck-Büchener Eisenbahngeselschaft be—
onders auch wegen des doppelgleifigen Nusbaues der vübeg—
Travemunder Bahn, gerichtel. Herr Senatot Dr. Fehüng habe
eine Beantwortung dieser Fragen für die nächste Sißunge der
— in Aussicht gestellt, um die er nunmihr bitlen
möchte.
Ständiger Senatskommissar Senator Dr. Fehliag:. Die
Antworten zu erleisen, sei er gern bereit. Herx Vr. Wittern
habe in der Versammsung vom 30. Juni zwei Fragen sHestelil
Die eine habe die Erweiterung der Straßenbahn über Kunanib
hinaus nach Travemünde betroffen und die zweite Frage habe
dahin gelautet. wie weit der Erlaß eines Gesehes iber die nicht
taatlichen Eisenbahnen gediehen sei. Was die erfte Fraͤge an—
betreffe, stehe er nicht an, im Namen des Senales zu erlären,
daß, es unnatürlich wäre. wolle man die Straßenbahn über
Küchitz hinaus nicht bis an die See führen. Fraglich könne es
lediglich sein, ob der Zeitpunkt dafür schon jeßt gekommen sei,
oder ob man namentlich im Hinblick auf die Finanztage des
Staates nicht noch ein Jahr oder einige Jahre mit der Becwirt
lichung des an und für sich gesunden Planes warten solte. die
Verwaltungsbehörde habe dem Senat einen gausführlichen Be—
richt über den Ausbau der Straßenbahn nach Travem ünde vor—
gelegt. Der Senat. werde zu dem Bericht Stellung zu nehmen
haben und vorausfichtlich in absehöbarer Zeit entweber mit
einem Antrag au die Burgerschaft kommen oder ihr eine Erllä—
rung zugehen lassen. Was den Erlaß eines lübeckischen Eiten—
bahngesetzes ganlange, so sei dies ein Gegenstand, desseg Be⸗
deutung ewie seine Schwierigkeit gewiß niemand verkennen
werde. Die Schwierigkeiten sehe er vornehmlich in dem geringen
Wirkungsgebiet eines solches Gesetzes. Man möge über die
Rechtsfrage denken wie man wolle, große Bedenken stellcen sich
in, wenn man die praktischen, wirtschaftlichen und politischen
Fragen prüfe und den Vorschlag des Herrn Dr. Wittern auf
seine prgktischen Konsequenzen hin beurteile. Unser Stauisgebiei
sei ur klein; sehr weit vom Zentrum ständen unsere Srenpfable
nicht. Unsere Kraft bedürfe der nachaltigften Unterstutzung
anderer. Darum müsse Lübecks Politik darauf gerichtet sein,
anzuziehen und nicht zu erschweren oder zurückzustoßen. Er deute
dies nur an, da in übrigen die Angelegenheit noch im Senat
geprüft werde. Sodann, habe Herr Dr. Wittern seine Ge—
danken über den zweigleisigen Ausbau der Lübeck Traocmünder
Eisenbahn entwickelt. Das Fisenbahnkommissariat des Senates
sei, der Meinung, daß die Frage des Erlasses eines lübedischen
Eisenbahngesetzes je denfalls mit dem Ausbau der Lübed-Trave—
münder Eisenbahn nicht verquickt werden solle. Ueber letziere
Angelegenheit Jönne er mitteilen, daß, die darüber aufs neue
geführten Verhandungen soweit gediehen seien, datz der Ah⸗
schtuß eines neuen Uebereinkommens mit der Fifenbahngeseli-
schaftf unmittelbar bevorstehe.
..BM, Dr. Wittern: Er, sei der Meinung, daß bei
dieser Sachlage es nicht zwedmahig sei, die Angelegenheit einst⸗
weilen weiter zu erörtern. Zur Aufklärung müsse er aber be—⸗
merken, daß die Bürgerschaft bezüglich des Erlasses eines
Gesetzes, betr. die nichtstaatlichen Eisenbahnen, die Ausfüh—
rungen des Herrn ständigen Senatskommissars kaum verstanden
haben werde, In Sachen dieses Gefetzerlasses habe er, nämdich
ein Rechtsgutachten ausgearbeitet. Er, Jei dann einige Zeil
von Lühed abwesend, gewesen und in diefser Zeit habe der Bür—
gerausschuß seinen Antrag betr, den doppelgleisigen Ausbau
der LübedeTravemünder Eisenbahn, wozu der Staat betkannt-
lich Linen erheblichen, Zuschuß hahe zahlen sollen, abgelehnt.
Dabei sei gaber von seinem Gutachten überhaupt nicht die Rede
gewesen. Taher hätte auch weder der Bürgeraqusschuß noch
die Bürgerschaft von diesein etwas' erfahren. Ta nun der
Ausbau der Travemünder Strecke erneut in Fluß gekommen
sei, wolle er den Eingang des neuen Abkommens abwarten,
hevor er sich weiter dazu äußere. Was den Ausbau der
Straßenbahn nach Travemuünde anlange, wolle er, nur die drin—
zende Bitte aussprechen, damit pielleicht noch ein Jahr, nicht
Iber einige Jahre zu warten. Man dürfe ohne Einschränkung
sagen, daß wir von der Benutzung, unserer Verkehrseinrich-
tungen überrascht worden seien. Tas habe man am deutlichsten
gesehen he? der Eisenbahn Trapemünde— Niendorf. Aber guch
die Straßenbahn habe über alles Erwarten, gut abgeschnitten,
infolgedessen man um so eher an den Ausbau, derselben nach
Travemünde gehen solle. Tamit werde zugleich guch die
Bahn nach Kücknitz rentabler gestaltet, da dann auch die, Fahr⸗
gäste nach Travemünde diese Strecke mit benutzen müßten. Ueber⸗
haupt sej das Betriebsergebnis der Kücknitzer Bahn durchaus
zufriedenstellend. Dieselbe Erfahrung wie die Lübeck Büchener
Eisenhahn mit der Travemünde-Niendorfer Bahn werde man
sicherlich auch mit der Straßenbahn nach Travemünde machen.
Auflösung der Lübecker Seedampfschiffs—
Maschinistenschule?
BeM. M Pape; Es herrsche eine Beunruhigung in der
Bevölkerung darüber, daß dem Vernehmen nach die Maschinisten-
schule wegen des Todes ihres Gründers und, Leiters eingehen
e Er gestatte sich die Frage, ob dieses Gerücht zutreffend
ei.
Senator Dr. Fehling: Die Angelegenheit werde im Senat
bexaten. Eine Erxksärung glaube er in allernächster Zeit in Aus-
sicht stellen zu können.
Hierauf wurde in die Tagesordnung eingetreten.
1.
Aufnahme eines Darlehens von 8 Mil,. Mvon
der Landesversicherungsanstalt der Hanse—
städite.
Tazu liegt vor folgender Antrag des Herrn D. pon Schack:
Die Bürgerschaft ersucht um Auskunft darüber. ob der
Senat geneigt ist: V
1. in Vdlincht der schwierigen Lage vieler hiesiger Haus—⸗
besitzer bei Beschaffung zweiter Hypotheken Maßnahmen zur He—
bung des Realkredits zu freffenꝰ
2, in der Erkenntnis, daß eine der Ursachen des mangeln⸗
den Vertrauens zu dem fundierten Grundbesitz in der gesetzlich
Fläsffigen Verpfändung der Mieten liegt, für eine Aufhebung
diesex Bestimmung im Bundesrate einzutrefen? —
3. das von der Bürgerschaft am 16. Sept. 1912 und vom
Bürgerausschuß amn 183. Novp 1912 gestellte Ersuchen, betr,
Errichtung eines öffentlichen Taxamtes —* Grundstũcke. möglichst
bald in die Wege zu leiten?
Senator, H. Eschenburg: Zur ersten Frage Ißnne er
mitte len. dab der Sengt aus stiner Mitte eine Kommistion ein-
gesetzt habe. melche sich mit diefer Angeledenbeit beosstigen
merde
Ständiger Senatskommissar Senator Dr. Fehling: Was
oie Anregung betr. Aufhebung der gefetzlichen Verpfändung der
Mieten anlange, musse der Senat sich seine Siellunznihme
oorbehalten. werde, diese, aber, daß sie erfolat fei, gern iit-
eilen, Was die Eiutichtung eines Taramtes ania“ge bobe
diese Angelegenheit keineswegs geruht, sondern es seien dariter
mit. der Stenerbehörde, dem Katgsteramt und der Justizkom-
mission des Senates eingehende, Berglungen gepflogen. Die
Ansichten der ver hiedenen Behörden stimmten nicht vorga über—
ein. so daß der Senat zu den einzelnen Anschauungen S'glung
zu nehmen habe. Er könne daher im Augenblick auf die Ange—
legenheit nicht näher eingehen. S. E. gber, müsse 2s sehr frra⸗—
lich erscheinen, wenn man sich für die Institutign des Tax—
Inttes im allgemeinen erkläre, in diesem gegenwärtigen Nugen—
blick zu einer wirsschaftlich so kritischer Zeit eine Neuerung ein