Full text: Lübeckische Anzeigen 1913 (1913)

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Jusssgabe A. 
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an 1813. 
.- 12. September. 
Die glänzenden Erfolge, die den Truppen der Verbündeten 
Ende August beschieden waren, ließen den Gedanken an den 
Rückzug hinter die Eger aufgeben. Man bezog vielmehr eine 
fichere Stellung an der Straße Kulm—Teplitz —Komotau und 
gewährte den Truppen Erholung. Am 5. September hatte man 
im Hauptquartier bestimmte Nachricht, daß Napoleon gegen die 
Schlesische Amee aufgebrochen sei. Auf der Stelle wandte 
sich Schwarzenberg mit den Oesterreichern nach der Lausig, um 
seine rechte Flanke zu bedrohen; die Russen und Preußen aber 
setzten sich unter Barclay gegen Dresden in Bewegung. Schon 
hatte dieser auf den 8. Sept. den Angriff angeordnet, da er—⸗ 
hielt er vom Hauptquartier den Befehl, stehen zu bleiben. Als 
nämlich Schwarzenberg am 7. Sept. die Nachricht bekam, vaß 
Napoleon wieder an der Spitze seiner Garden in Dresden er— 
schienen sei, ließ er augenblicklich die Oesterreicher umkehren 
und die Russen und Preußen den Rückzug antreten. Durch den 
eiligen Abmarsch entgingen diese der drohenden Umzingelung. 
Am Abend des J0. Sept. stand die gesamte Hauptarmee der 
Verbündeten bei Kulm und so konnte man ruhig am nächsten 
Tag den Kampf aufnehmen. Doch die Franzosen griffen nicht 
an. Napoleon hatte am Abend des 9. Sept. die Kunde von 
Neys Niederlage bei Dennewitz erhalten, die einen gewa.rigen 
Eindruck auf ihn machte, so zwar, daß er am 12. Sept. nach 
Dresden zurüdkehrte. 
Aus den Nachbargebieten. 
Sansestãdte. 
Hamburg, 10. Sept. Zum Raubmord in Moor— 
fleth. Inzwischen find der Polizei mehrere Angaben von 
Personen gemacht worden, die glauben, zur Ergreifung der 
Räuber beitragen zu können. Etwas Bestimmtes konnte noch 
nicht ermittelt werden. Ein Bruder der Frau Eggers ist vor 
einigen Jahren auf ähnliche schrechliche Weise ums Leben ge— 
fkommen. Während er mit Gemüse nach der Stadt suhr, wurde 
er auf dem Wege von Moorfleth nach Hamburg von einem 
Mann, der sich hinter einem Baum verstecht hatte, in den Kopf 
geschossen. Nach vierzehn Tagen starb der Verletzte. Ter 
Täter wurde nicht ermittett. I 
Vereitelte Demonstration. Gestern morgen gegen 
10 Uhr marschierten etwa 1000 arbeitslose Werftarbeiter von 
der Eimsbütteler Straße aus nach dem Jungfernstieg, um über 
den Reesendamm vor das Rathaus zu ziehen. Ter Demon—⸗ 
sttrationszug war bereits auf der Polizeiwache im Stadthause 
gemeldet worden und es gelang den zahlreich aufgebotenen Schutz⸗ 
leuten, der Menge den Weg nach dem Rathausmarkt zu ver— 
sperren. Sie zog dann über den Jungfernstieg nach dem Ge— 
werkschaftshaus. Zu irgend welchen Ruhestörungen ist es nicht 
Aus der Welt der Frau. 
Die Modepelze des kommenden Winters. 
Ein Pelzwerk, das man bisher meist mit Geringschätzung 
behande't und höchstens als das Vorrecht der „unteren Zehn— 
tausend“ angesehen hatte, scheint in diesem Winter, so schreibt 
die N. G. C., bestimmt zu sein, die große Mode zu werden. 
Es 'st der Rotfuchs, der mit seiner lebhaften Tönung dem 
jetzt Jo stark ausgeprägten Sinn für Farben am meisten ent— 
gegenkommt. Vom zarten Gelb bis zum brennenden Tizianrot 
nach der Mitte abschattiert, bringen diese langhaarigen Fuchs— 
felle. mit Köpfen und Schwänzen zu Muffen und breiten Kragen 
verarbeitet, eine sehr pikante Note in die dunkle Winterklei— 
dung und verleihen dem Gesicht, besonders der Blondinen, 
frische. leuchtende Farben. Um das helle Rot etwas zu dämpfen, 
umrandet man auch Muff und Halskragen mit einem Streifen 
schwarzgefärbten Fuchses. Aehnlich dem Rotfuchs, jedoch ruhiger 
und vornehmer, wirkt der gelbbraun abgetönte Pelz des Iltis, 
aus dem breite Stolen und wiesige Muffen gearbritet werden. 
Wie ein Gegenstück zu den hroschierten und damalzierten Sei— 
denstofsen dieses Jahres erscheint der wegen seiner glänzenden, 
moireeartigen Zeichmung von jeher sehr geschätzte Breitschwanz, 
der wohl einer der lostbarsten aller Pelze ist. Man weiß, 
daß es ganz junge Lämmer, oft auch Frühgeburten, sind, 
denen wir dieses wertvolle Fell verdanken. Daß es von un—⸗ 
geborenen Lämmmern stammt, um derentwillen das Mutterschaf 
geopfert wurde, ist eine zwar weitverbreitete, doch ganz un— 
begründete Fabel. Tas junge Tier muß nämlich bereits ge— 
atmet haben, da sonst das Fell beim Färben nicht den Glanz 
annehmen würde, der seinen Hauptreiz ausmacht. Infolge einer 
hervorragenden Technik ist es gesungen, die eigenartige Zeich- 
nung des Breitschwanz auf Plüsch nachzuahmen. Plüschbreit— 
schwanz gehört daher auch zu den neuesten Errungenschaften 
der diesjährigen Pelzmode, und es hält schwer, diese Täu— 
ichung zu erkennen. Ta Plüuschbreitschwanz bedeutend leichter 
und schmiegsamer ist als das etwas hart und steif wirkende 
Fell. verwendet man es für lange Mäntel, ja selbst zu ganzen 
Kleidern. An den Pelzmänteln fallen die breiten, weißen 
Kragen und hohen Manschetten ous Hermelin oder Kanin auf, 
sowie die weißen, apart aussehenden Pelzknöpfe. Der Pelzreiher 
wird auch in diesem Jahre wieder Hüte und Mützen zieren 
und als Neuheit dürften große Blumen, aus farbigem Pelz 
Lunstgerecht hergestellt, der Erwähnung wert sein. nge. 
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Das Jubiläum des Kaschmirschals. 
Genau 100 Jahre find ietzt verflofsen, seit der erste 
Kaschmirschal in der Modewelt Europas auftrat. In den Tuile⸗ 
cien erschien er, malerisch drapiert um die schönen Schultern 
der geistvollen Mme. de Bourienne, und erweckte Neid und 
Sehnfucht in vielen Frauenherzen. Seitdem ist das zarte Ge— 
webe aus dem herrlichen Hochland Ostindiens ein Lieblings— 
ichmuch der Frauenwelt geblieben, und so kann ihm denn mit 
autem Recht Jean Lois Vaudoner im Gaulois eine huldigende 
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Abo 
Abend⸗Blatt Nr. 458. 
gekommen. Als Grund des Aufzuges geben die arbeitslosen 
Werftarbeiter an, dah nicht, wie gesagt sei, die Arbeitsuchenden 
wahllos wieder eingestellt würden, sondern eine recht scharfe Aus⸗ 
iese gehalten werde. 
Schleswig⸗Solstein. 
Itzehoe, 10. Sept. Mordverdacht. Wieder aus— 
zsegraben wurde die Leiche des am vorigen Sonnabend be— 
rdigten Arbeiters Bonn aus Lägerdorf, welcher im Kanal bei 
dethwisch gefunden worden war, da der Verdacht laut wurde, 
aß er von einem seiner Kollegen, mit dem man ihn am Abend 
vor seinem Verschwinden zusammen gesehen hatte, in den Kanal 
estohßen worden sei. Der des Verbrechens beschuldigte Ar⸗ 
eiter, welcher am Freitag verhaftet war, wurde in gefesseltem 
zustande von der Kremper Polizei, in Begleitung eines Po— 
izeihundes, nach hier gebracht. Nachdem die Leiche besichtigt 
oar, wurde noch die Fundstelle besichtigt. Wie verlautet, hat 
tan an dem Verstorbenen nichts gefunden. was auf Mord 
hließen läßt. 
Hadersleben, 10. Sept. Eine Hundertjährige. 
In die Reihe der Hundertiährigen tritt am 12. Sept. die älteste 
zerson der Stadt, die Witwe Maren Kollerup. Ihre Wiege 
tand in Plaugstrup eben nördlich der Grenze. Sie ist längst 
ie letzte von zehn Geschwistern. 
Grokherzogtum Oldenburg und Fürstentum Lübed. 
K. Ahrensbök, 10. Sept. Vertretung. Während 
der Vakanzzeit, bis zum 1. Okt. hat Pastor Namenhauer hier 
»ie Amtshandlungen in Gleschendorf zu verrichten. — Ver— 
önliches. Ihr Examen als Postgehilfin bestand in Kiel 
ytl. M. Scheel, Tochter des Lehrers Scheel hier. Frl. Scheel 
st in Vogeliang-Grünholz angestellt. — Seine Prüfung 
ils Zahntechniker bestand vor der Prüfungskommission der 
Dentisten Karl Becker. Sohn des Barbiers H. Beder hier, mit 
ovem Vrädikate „Sehr gut“. 
Lauenburg. 
)Kastorf, 10. Sept. Fahrraddiebstahl. Lehrer 
Ildenburg hier wurde sein neues Fahrrad im Werte von 
O M, das er bei dem Gastwirt Dorendorf am Bahnhof einge— 
tellt hatte, gestohlen. Von dem Täter fehlt jede Spur. 
) Steinhorst, 10. Sept. Elektrische Belench— 
ung. In den Dörfern der hiesigen Gegend werden jetzt 
iberall die Ortsnetze zum Anschluß an die Ueberlandzentrale 
errichtet. Die Hausinstallationen sind bereits überall größten— 
eils fertiggestellt. — Die Störche rüsten sich überall zur 
Abreise. Das schöne Wetter hat die Tiere in diesem Jahre 
twas länger in der Heimat festgehalten. — Die 5Sasel— 
nüssse beginnen zu reifen. Leider sind in diesem Jahre nur 
renig vorhanden. 
)Wentorf, 10. Sept. Der wegen Wechselfäl— 
chung flüchtig gemordene Mühlenbesitzer Ballauff hat sich 
reiwillig dem Gericht gestellt und befindet sich jetzt in Altona in 
Intersuchungshast. Ueber sein Vermögen ist der Konkurs er— 
jfnet. Die Passiven sollen über 120 000 Mubetragen. B. 
var ein überaus fleißiger Geschäftsmann, so daß hier sein 
Schicksal allgdemein bedouert mrd 
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Großherzogtümer Medlenburg. 
88 Grevesmühlen, 10. Sept. Im Zeichen des 
Manövers stehen in der Woche Stadt und Umgegend. In der 
Nacht zum Dienstag hatten die Truppen Biwaks bezogen, bei 
Rüting die 86er und bei Othendorf die Ser. Gestern hatten 
die Schulen den Unterricht ausgesetzt, damit auch die Schüler 
Gelegenheit hatten, das Manöver, welches zwischen hier und 
Rehno stattfand, mitzumachen. Am Donnerstag wird die Ein— 
quartierung hier eine so starke, daß auch ausnahmsweise die 
Mieter, die 160 Meund mehr Miete zahlen, je einen Mann 
kinquartierung auf einen Tag erhalten. 
Gadebusch, 10. Sept. Theodor-Körner⸗Straße. 
Der Magistrat beschloß, zum Andenken an Theodor Körner die 
ien angelegte Straße nach Güstrow (früher Güstrower Weg! 
Theodor-Körner⸗-Strabe zu benennen. 
Sportnachrichten. 
An dem Absegeln des Kaiserlichen Jachtkllubs in Kie 
jaben sich trotz des bei ausreichender ostnordöstlicher Brife quf 
zeklarlen Werters nur wenige Fahrzeuge beteiligt, da die Mehr⸗ 
ahl der dort beheimateten Jachten bereits außer Dieunlt geitellt 
at, bezw. auf ouswärtigen Regatten beschäftigt ist. Die Fauhrt 
iach Edernförde-Borbi wurde Sonnabend mittag von den 
röheren Jachten „Orion“, „Tatiana“, „Gerard“, „Gerda“ 
„Ellinor“ und „Magdeburg“ angetreten. Sonntag vorm'ttag 
ehrten die Jachten bei herrlichstem Svätsommerwetter auf die 
Kieler Reede ur 
C.K. Staatliche Kasekontrolle in Holland. Der offiziell. 
Ztaatsanzeiger von Holland veröffentlicht ein Gesetz, das alli 
Maknahnien für eine Kontrolle des Käses unter Aufsicht der 
ßegierung aufzählt. Zahlreich und kompliziert sind diese Vor— 
chriften, durchaus angemessen dem guten Ruf. den der 
jolländische Käse besitzt, und den mafteriellen Nutzen, den er 
einer Heimat bringt. Zunächst erhalten alle Käse, die aus 
Vollmilch hergestellt sind. eine besondere Markierung, bestehend 
n einer Wiedergabe des niederländischen Wappens in blauer 
Tinte, die auf ein durchsichtiges Kaseinplättchen gedrudt wird 
ind in großen Buchstaben die Umschrift trägt; „Nederlandjche 
taascentrole onder Rijksoezicht“ Miede ländische Käfekontrolle 
inter Reichsaufsicht). Sodann dürfen Mitglleder der einzelnen 
kontrollbehörden nur Personen und Körperschaften sein, die 
ine angesehene bürgerliche Stellung einnehmen und einen guten 
Kuf besitzen. Die Kontrolle garantiert, daß der hergestellte 
zäse mit Hilfe von nichtabgerahmter Milch ohne irgendwelche 
znsezung von fremden Fetten gewonnen ist, daß der Fett—⸗ 
sehalt des trockenen Kaseins wenigstens 45 00 beträgt und daß 
»as Verhältnis des Wassers nicht die normalen Grenzen über— 
teigt. Die unter der Kontrolle stehenden Käsefabriken dürfen 
u einer Weise am Handel mit Margarine oder allen anderen 
Fetten und Oelen beteiligt sein, die als solche oder in Ver 
indung mit anderen Produkten zur Verfälschung des Käses 
dienen. Sie dürfen solche Fette und Oele weder versenden 
soch versenden lassen, weder, importieren noch exportieren, 
derartige Stoffe nirgends in' ihren Fabrikationsräumen aufbe— 
vahren:; sie müssen, sich gußerdem verpflichten. jederzeit und 
Hhne jede Einschränkung den offiziellen Kontrollbeamten den 
Zutritt zu sämtlichen Lokalitäten zu gewähren. Man sieht 
No, daß der holländische Staat alles tut, was in seiner 
Hacht steht. um die berechtigten Ansprüche der Käsefreunde 
dr ganzen Welt uiinæ bhefriedidgen 
Wiunt⸗« AVpo 
Bedenkrede halten. Das Erscheinen des Kaschmirschals in Europa 
ezeichnet die Hochblüte der Schalmode, die bereits eine 
deihe von Jahren früher eingesetzt hatte. Man hat behauptet, 
ie Zier dieser Umlegetücher sei mit dem Zuge Napoleons 
ach Aegypten aufgekommen, aber man wollte damit nur die 
Node an ein berühmtes Ereignis anknüpfen. Marie-Antoinette 
atte sich bereits ein paar Cchals von einer Reise nach 
zpenien mitgebracht; wo sie ja stets die Nationaltracht ge⸗ 
ildet. Toch ein noiwendiges Erement der Toilette wurde die 
eichte Trapierung erst mit der griechischen Mode, in der man 
hne Aermel und vhne Fichu sich zeigte und daher etwas 
ar Verschleierung der sonst hüllenlosen Glieder haben mußte 
das höchste Ansehen genofsen bald indische Gewebe. und es 
ar der Stolz der Modedame, einen Schal zu tragen, den 
orher ein Sultan, ein Rajah oder Nabob besefsen. Aber ersi 
313 wurde das feinste und zarteste dieser indischen Gewebe 
ntdecht, das duftige Wunder aus den Alpentälern won Kasch⸗ 
tir, wo man die schönsten Schals anfertigte. Ter Kaschmirschal 
at in der Geschichte unserer Mode mehrere Blütezeiten durch— 
ebt. Zur Zeit des zweiten Kaiserreiches feierte er seine 
Biederlehr, und heute ziert man sich wieder mit Vorliebe 
lit ihm. Aber der Schimmer höchster Begeisterung und einer 
eheimnisvollen Romantik, der diese langen weichen Schleier bei 
zrem ersten Auftreten umgab, ist für immer verflogen. Da— 
als wurden ganze Bücher dem Kaschmirschal und seiner Herstel— 
ing gewidmet, und aus einem dieser Werlke, das einen Pariser 
rabrilanten solcher Schals, J. Rey, zum Verfafsser hat und 
823 erschien, führt Vaudoyer kuriose Einzelheiten an. DTas 
zeimatland dieses Gewebes wird darin als ein wahres Eden 
eschildert, in dem glüchkliche Menschen etwas von ihrer Freude 
ind Heiterkeit, von dem Sonnenglanz ihrer Täler in ihre 
Stoffe hineinwebten. Tann wird ausführlich von dem Material 
sesprochen, aus dem die Schals hergestellt wurden und das 
in grohes Geheimnis umgab. Wir wissen heute, daß die 
einsten Schals aus dem Haar des Dromedars und dem 
Interhaar der wilden Tibeiziege angefertigt werden. Damals 
ber verstieg man sich sogar zu der Behauptung, daß dazu 
as schwache und besonders feine Fell von totgeborenen Läm— 
rern verwendet werde, eine Ansicht, die aber Rey aus Grün—⸗ 
den der Moral und der Wahrheit ablehnt. Der Haupthandel 
zing damals über den russischen Markt Makariew, doch wurden 
iatürlich bald auch Nachahmungen, die in Frankreich entstanden 
sehr beliebt. KX.OC. 
einem marineblauen Kleide nimmt sich ein schwarzer Gürtel 
iußerst wirkungsvoll aus, während er z. B. auf einem 
and⸗ oder champagnerfarbenen Kleide einen auffallenden Ein— 
»ruck erweckt, weil er gar zu sehr absticht und schon aus weiter 
kntsernung erkennbar ist. Jene gegenwärtig sehr beliebten 
hürtel, die auf seidenem Stoffe allerhand bunte Blumenmuster 
eigen und bald blau, bald rot, bald lila oder grünlich schillern, 
ind ebenfalls don etwas unruhiger Wirkung und daher nur 
ehr jugendlichen und anmutigen Frauen anzuraten, die eine 
leine Extravaganz nicht zu scheuen brauchen. Es gibt zwei 
Irten, den Gürtel zu tragen, entweder ganz breit, nach orien⸗ 
alischer Weise, oder ganz schmal, so daß er, von vorn gesehen, 
uur gleichsam einen dünnen Streifen, eine Linie bildet. Hinten 
vird er, in beiden Fällen, durch eine Schleife mit großen, aber 
nicht sehr langen Enden geschlossen. nge. 
* * 
Beschriebene Sirumpsbänder. 
Anlählich der Hochzeit im deutschen Kaiserhause ist die Auf. 
nerksamkeit auf die in Preußen oielfach vorkommende (und in 
»er Literatur bis auf den Aufang des 18. Jahrhunderts zurück 
ührbare) Hochzeitssitte der Strumpfbandzerreitzung und «ver— 
eilung durch die Braut gelenkt worden. Zu diesem Anlaßz 
»eröffentlicht Dr. H. Tardel im letzten Heft der Zeitschrift 
stiedersachsen aus den Bremensien der Bremer Stadtbibliothek 
inige „Devisen auf den von der Braut verteilten Strumpf⸗ 
bändern“, die wahrscheinlich aus der zweiten Hälfte des 
18. Jahrhunderts herrühren. Einige von diesen Versen geben 
wir hier wieder: 
Obr. v. H. 
derr Kriegskollege nun gelacht, 
das schwarze Buch wird zugemacht, 
Ddie Maskerade mit gemacht 
Ind lauter Fröhlichkeit gedacht. 
Zab ichs so recht gemacht? 
Hr. v. H. 
der 
Themis er'! noch sieben 
Jahr, 
Dann, holde Venus, komm 
und kränz auch ihm 
ein Haar! 
Cammerh. Gr. M. 
Nicht Rang und Stand, 
Nicht Ordensband, 
Nicht Kaysersmacht, 
Nicht Hofespracht, 
Gewährt Dir, 
Was Dir noch die Liebe 
zugedacht. 
Offenbar handelt es sich bei diesen Versen um eine vor⸗ 
ehme Hochzeitsgesellschaft. Sie sind meistens auf den lodenden 
Ton der Aufforderung zur Ehe gestimmt 
4 
Die Gürtelmode dieses Sommers 
Ver Gürtel, der unter der Herrschaft des Miederrodes fasi 
n Vergessenheit geraten zu sein schien, ist, so plaudert die 
st. G. C., neuerdings wieder höchst modern. Der gute Ge— 
bmacd einer Dame läßt sich daran erkennen, wie sie die Farbe 
„es Gürtels zu der ihres Kleides abpaßt. Am wirksamften, 
amentlich zu einem weihen Kleide, ist ein schlichter schwarzer 
zürtel, die Mode steht ja augenblidlich überhaupt im Zeichen 
er Zusammenstellung von Schwarz und Weiß. Aber auch zu
	        
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