Tagesbericht.
Lübeck, 5. Septenber.
Bezirkseisenbahnrat zu Altsna. Zur Tagesordnung
ür die 59. Sißung am 13. Sept. ist von den Kommerzienräten
Zarttam in Neumünster und Gätcke in Altona noch ein Antrag
uf Einführung eines Schnellzugspaares auf der Strecke Neu-
nster ⸗Oldesloe — Hagenow —Berlin gestellt. Zur Begründung
es Antrages wird ausgeführt: Für die Reisenden aus Neu—
nünster und allen den Plätzen, die an den auf Neumünster
aufenden Eisenbahnstrecken von Norden, Westen, Osten liegen,
itsteht im Verkehr mit Berlin, da Schnellzüge und Eilzüge,
bgesehen von den durch diese CEingabe nicht berührten Schnell«
gen Kiel —Lübech —Berlin und umgekehrt, von und nach Neu-
nünster ausschließblich über Hamburg geleitet werden, bei Be—
iutzung dieses Reiseweges ein Umweg von 55kmm gegenüber
er mit Schnellzügen noch nicht benutzten Streche Neumünster —
RIdesloe — Hagenow. Bei dem lebhaften Verkehr der gesamten
rördlich, westlich und östlich von Neumünster gelegenen Teile der
Brovinz mit Berlin ist seit Jahren der Wunsch rege, statt des
veiteren Weges über Hamburg — Altona den kdürzeren Weg ũber
ANdesloe wenigstens für einige ZUge nehmen zu können. Bei
irekter Turchführung der Züge von Neumünster üiber Oldesloe⸗
zagenow ließe sich mit Leichtigkeit eine wesentliche Jeitersparnis
roielen. Duͤese Zeitersparnis ist am fühlbarsten für die Reisen-
»en aus dem Norden, dem Westen und aus Neumünster selbst,
iie bisher überhaupt noch nicht in dem Gemisse einer abge-
ürzten D-Zugsverbindung sind. Es wird nun der Vorschlag
emacht, vorläufig ein Schnellzugspaar cuf der Strecke Neu⸗
nünster ¶Oldesloe — Hagenow — Berlin und umgekehrt einzulegen,
entweder direkt oder in Verbindung mit Zügen, die die ge—
neinsame Strecke Berlin — Hagenow resp. Berlin — Ratzeburg be⸗
'ahren. Turch eine solche neue Verbindung wäre es den Reisen⸗
en aus Neumünster und den an den Verbindungsstrechen nach
seumünster belegenen Plätzen möglich, zu einer späteren Zeit
»ort abzufahren und zur selben Zeit wie bisher Berlin zu er—⸗
eichen, und umgekehrt von Berlin zur selben Zeit abzufahren
und wesentlich früher zu Hause zu sein. Das Zugpaar wäre so
»inzurichten, dah für die Abfahrt des Zuges nach Verlin über
Neumünster Oldesloe — Hagenow eine Zeit, am zwedkmäßigsten
zielleicht die Mittagszeit, gewählt wird, zu der bei der Ab⸗
ahrt von Neumünster die Reisenden von den verschiedenen
zeiten, von Osten, Norden, Westen, d. h. von Kiel, Ascheberg,
Vamdrup, Heide, Kellinghusen — Wrist aufgenommen werden
önnen, um dem Zug eine starke Besetzung zu sichern, und um—⸗
gekehrt der Zug von Berlin in Neumünster zu einer Jeit einläuft,
zu der von dort nach den verschiebenen genannten Richtungen
zin Züge abgehen. Hierbei wäre von vornherein darauf Ge—
vicht zu legen, daß auch die Anschlaßzüge nicht nur Personen⸗
züge, sondern möglichst Schnellzüge oder Eilzüge wären. Min—⸗
destens auf der Streche von Neumünster nach dem Norden wäre
als Anschluß ein Schnellzug nötig. Die genauere Festfetzung
der Zeiten für den Abgang und die Ankunft der Züge in Neu—
münster möchten die Verkehrsinteressenten der Königlichen Eisen—
bahnverwaltung überlassen, da diese allein in der Lage ist,
die hierfür maßgebenden betriebstechnischen Verhältnisse zu be—
irteilen. Von einem neuen Zugpaar Neumünster — Oldesloe —
bagenow— Berlin und zurüd mit den erforderlichen Anschlüfsen
vürde von den Reisenden zweifellos in ausgiebigem Maße
ßebrauch gemacht und damit eine Entlastung des Verkehrs
wischen Hamburg und Berlin erzielt werden, ebenso wie auch
er Lolalverkehr von Hamburg aus nach und von dem Norden
dadurch eine Entlastung erführe. Hierbei wird allerdings vor—
wusgesetzt, daß die Verbindungen auf der Streche Kiel — Lübeck —
Berlin durch die vorgeschlagene Verbindung Neumünster —
Oldesloe — Hagenow— Berlin in keiner Weise verschlechtert wer⸗
ven. Der Bezirkseisenbahnrat wird gebeten, die Verbesserung der
Berbin dungen von und nach dem Nerden Schleswig⸗Holsteins durch
kinlegung von Schnellzügen auf der Streche Neumünster —
Oldeslde — Hagenow — Berlin zu befürworten.
Beim Postschedamt Hamburg, dem auch Lübed ange—
chlossen ist, waren Ende August 6870 Kontoinhaber vorhanden.
Auf den Post'checkkonten sind in diesem Monat gebucht worden
118 412 000 MuGutschriften, darunter 728 466 Einzahlungen
nit Zahlkarte über 75s 024 000 Meund 53 044 Uebertragungen
nit 42 415 000 M. Die Lastschriften betrugen 119 115 000 M.,
darunter befanden sich 15 026 Kassenschecks über 21219 700 M
und 5878 Stück im Reichsbankgiro- und Abrechnungswege be—
zlichene Auszahlungen über 24 505 000 M, 60 489 Zahlungs-
anweifsunaen über 29 764 000 Meund 51521 Uebertragungen
iber 52678 000 M. Der Gesamtumsatz im Monat Mai be—⸗
rug hiernach 27567 M, davon wurden bargeldlos abge-
viddelt 119 5982 000 Meoder 50 v. H. Das Gesamtguthaben
»er Kontoinhaber des Postscheckamts machte am Monatsschlußj
O Millionen Mark aus.
Saatenstand im Lübeckischen Staate Anfang des Monats
September 1913. Nach den Meldungen der ehrenamtlichen Be—
ichterstatter der 16 Saatenstandsberichtsbezirke hat das Stati—
tische Amt für Anfang September folgende Saatenstandsnoten
zerechnet: (Nr. 2 bedeutet gut, Nr. 3 mittel, Nr. 4 gering):
ür Hafer 2,4 (Anfang August 1913: 2,5), Kartoffeln 1,9
2,1), Klee 2,3 (2,6), Bewässerungswiesen 2,3 (2,3), andere
Wiesen 2,5 (2,4). Das in der Mitte des Monats vorherr⸗
schende trübe und hühle Wetter verzögerte die Reife einzelner
Fruchtarten, auch sonst haben sämtliche Getreidearten mehr oder
weniger durch Nässe gelitten, so daß sich beim Weizen und Hafer
Auswuchs zeigte. Die letzte vom Wetter begünstigte August⸗
voche hat aber die Getreideernte schnell gefördert und es ermög⸗
licht, daß sie gut eingebracht werden konnte und nunmehr nahezu
»eendet ist. Die von denselben Berichterstattern ausgeführte
Vorausschätzung der Ernteerträge ergab auf 1ha bestellter
Fläche für Winterweizen 2603 (1912 bei der endgültigen Er—
nitteling 2065), Sommerweizen 2114 (2267), Winterroggen
2045 (1948), Sommergerste 2139 (2193). Hafer 2188 (1932)
ind Kartoffeln 13985 (13051) kKg.
X Unsere 162er rüden morgen früh gegen 6 Uhr ins
Manöner
Die Unterbringung in den kleinen Garnifonen. Eine
Reihe lleiner neuer Garnisonen sind, so wird aus Veriin ge—
chrieben, durch die Bufstellung von neuen Truppenteilen, die
hnen zugewiesen worden sind, in Verlegenheit gerasen. da
hnen die Mitteilung von der Verlegung von Truppen in ihre
Mauern erst im Juli zugegangen war und für die Unterkunft
hder neuen Truppenteile nicht genügend gesorgt werden kann.
Kasernen können vor Jahresfrist nicht gebaut sein, es sind
deshalb mehrere Städte auf sonderbare Einfälle gekommen
ind haben leerstehende Gebäude, Armenhäuser uswe für die
Interkunft eingerichtet. Auf Anordnung des Kriegsministers
jaben die neren Garnisonen aber für zweckdienliche Unterkunft
der Truppet Sorge zu tragen und bei Mangel an Unterkunft
Bürgerquartiere zun stellen. Zu den neuen Farnffonen, die
n. Verugenheit sind, gehören u. a. Geldern, Eutin, vois—
niaden. Villingen. Donaueschingen, LSublinik
Neberlandzentrale und Fürstentum Lübeck. Der Lan⸗
esausschutz für das Fürstentum Lübeck beschloß in gestriger
zitzung, zur Leitung und Ueberwachung der technischen Arbeiten
ur vie Versorgung des Fürstentums Lübeck mit elektrischer
znergie einen Ingenieur auf 2 Jahre anzustellen. Für die
Infertigung der Ortsleitungen (Niederspannungsleitung) sollen
singebote eingefordert werden. Den Einwohnern der olden⸗
urgischen Ostseebäder soll die Elektrizität direkt vom Landes—
erband geliefert werden. Da zwischen Lübeck und Schwartau
zezüglich des Gaslieferungsvertrages eine Einigung erzielt ist,
vird auch Schwartau an die Ueberlundzentrale angelchlojsen.
A.B. Amtliche Erhebungen über die deutsche Schutindusjtrie.
Bie wir hören. veranstaltet gegenwärtig das Kaiserliche Sta—
istische Amt Erhebungen über die deutsche Schuh-, Schäfte⸗
nd Gamaschen-Industrie. An alle Fabrikanten dieser In—
ustriezweige sind Fragebogen versandt worden, die bis zum
5. Sept, an das Statistische Amt zurückgesandt werden sollen.
)ie Erhebungen werden streng geheim, gehalten und dienen
ur volkswirtschaftlichen Zwecken. Das starke Anwachsen der
eutschen Schuhproduktion ist gerade gegenüher dem amerikani—
hen Import von besonderer Bedeutung. Die gegenwärtigen
rhebungen sollen ein getreues Bild von dem großen Umfang
nd. der Vedeutung der deutschen Schuhindustrie schaffen, da mit
inftige wirischaftspolitische Maßnahmen danach eingerichlet wer⸗
en können. Die Statistik ist auf, Anregung des Verbandes der
eutschen Schuh⸗ und Schäfte-Fabrikanten vom Reichsamt des
jmmern beschlossen worden.
o- Wem gehört das Armband und der Regenroc? Fest⸗
enommen wurde ein hiesiger Arbeiter, der bei einem Althändler
in Gold⸗Dublee-Armband, und einen Regenrod verkauft hot.
her Festgenommene will das Armband im Tanzlokal Fünf—
ausen einem Mädchen abgenommen haben. Den Regenrod
zill er gestern vormittag von einem Fahrrade gestohlen haben,
ꝛelches in einem Flur eines Hauses in der Mengsttaße stand.
die Eigentümer der genannten Sachen werden ersucht, sich im
zureau der Kriminalpolizei einzufinden.
Großherzo atüimer Medlenburg.
Kröpelin. 5. Sept. Verkauft hat Erbpachthofbesitzer
AWeifeldt zu Diedrichshagen seinen Erbpachthof an Zachau aus
er Umgegend von Schwerin. Der Kaufpreis soll 270 000 M
etragen. Angekauft ist diese Besitzung von Kleifeldt vor unge—
ähr sechs Jahren für 210 000 M.
Gadebusch, 5. Sept. Besitzwechsel. Kaufmann
'ettmann. Rosenow, kaufte den Restteil von 12000 Ruten
er von der Mecklenburgischen Ansiedesungs-Gesellschaft zu
chwerin erworbenen, jetzt parzellierten früheren Kellermann—
hen Erhpachtstelle zu Rosenow für 53 500 M.
Schönberg, 5. Sept. Einbruchsdiebstahl. Als
Nittwoch nachmittag zwischen 3Z und 5 Uhr niemand in der
Lohnung des Maurers Lüttjohann in Gr.-Rünz anwesend
ar, wurde daselbst ein Einbruch verübt. Der Dieb entwendete
us einem Wandschrank eine Kassette, in der sich nicht weniger
ls 349 Mebefanden. Es steht fest, daß der Täter mit den Ver—⸗
ältnissen des L. ganz genau Bescheid wußte. Denn das ent⸗
nendete Geld war der Erlös für zwei Schweine, die der Maurer
üttiohann in letzter Zeit verkauft hatte. Von dem Diebe
ehlt bis jetzt jede Spur. — Gute Ernte. Mit Ausnahme
er Großherzogl. Domänenpächter haben die Landwirte des
jürstentums die Ernte beschafft. Sie ist trotz der Störung durch
en Regen qgut und reichlich ausgefallen. —
Grevesmühlen, 5. Sept. Major Graf von der
ichnlen burg (aus Tressow bei Grevesmühlen), Kommandeur
es Regiments der Gardes du Corps, ist unter Belassung in
ieser Stellung und unter Beförderung zum Oberstleutnant zum
æügeladiutanten des Kaisers ernannt worden.
Neueste Nachrichten und Telegramme
der „L. A.et und l. Z.
Selbstmord auf dem Konzertpodium.
DT. Sctlin, 5. Sept. Eine aufregende Szene spielte sich
‚estern abend in einem Gartenrestaurant im Tiergarten ab.
lls die Kapelle gerade mit dem Spiel beginnen wollte, zog
er etwa 30jährige Geiger Abshagen einen Revolver aus der
sasche, jetzte ihn an die Schläfe und drüdte ab. Man brachte
en schwer Verletzten nach der Charits, wo er bald starb. Ein
nheilbares Leiden soll der Grund zur Tat lein.
Feuer auf einem deutschen Unterseeboot.
DT. Hamburg, 5. Sept. Auf dem Unterseeboot „U 5,
as an den Manövern der Hochseeflotte vor Helgoland teil—⸗
immt, brach gestern durch Heißlaufen der Petroleummotore
jeuer aus, das auch die elektrischen Leitungen zerstörte, so⸗
aß das Boot ohne Licht war. Der Brand konnte bald ge—
zscht und eine Explosion der Petroleumbehalter verhütet wer⸗
en. Auf die Notsignale war das Torpedoboot „G 4 zu
zilfe geeilt. — Ein weiterer Unfall betraf das Unterseeboot
U 180, das beim Einlaufen gegen die Hafenmauer rannte
ind beträchtlich beschädigt wurde.
Schreckenstat eines Irrsinnigen.
070. Muͤlhaufsen / Ems (Wũrttemberg), 5. Sept. Heute
acht leate der Hauptlehrer Wagner⸗-Degerloch in einem Anfall
on Wahmnf'nn ein vierfaches Feuer an. Als er festge⸗
ommen werden sollte, erschoß er acht Personen und
erletzte zehn. Er flüchtete in einen Stall, wo er von
en Verfolgern so zugerichtet wurde, daß an seinem Aufkommen
ezweifelt wird. Er hatte 250 Patronen bei sich.
C—DC. Degerroch 5. Sept. GPrivattelegramm der
übedischen Anzeigen, Die Wohnung des Wagner ist heute
ormitiag vom: Staatsanwalt geöffnet worden. Den Entreten⸗
en bot sich ein grauenhafter Anblick. Wagner hat, bevor er
ch nach Mölhaufen begeben, seine Frau und seine vier Kinder
magebracht. Man fand die Frau mit durchfschnittener Kehle im
zett hegend vor. Die vier Kinder waren in ihren Betten er⸗
vochen worden.
O.T.C. Mülshausen, 5. Sept. (Privattelegramm der
übeckischen Anzeigen) Wagner ist in Degerloch angestellt,
yo0 er seit mehr als 10 Jahren als Hauptlehrer sätig ist. Vor
twa 4 Wochen kam er hierher, während er seine Kinder zu
ꝛinen Schwiegereltern gebracht hatte. In der verflossenen Nacht
olte er sie unerwartet wieder. Gegen 12 Uhr nachts sahen
ie Nachbarn des Schulhauses, dat eine Scheune brannte. Als
in Mann, der in der Dunkelheit vorbeikam, sich nach dem Brande
ckundigte, fiel statt der Antwort ein Schuß und der Fragesteller
int tot nieder. Der Täter, in welchem man Wagner erkannte,
andte sich nun zu einem anderen Oristeil und zündete im oberen
dorfe eine große Doppelscheune an, von der noch ein Meben-
aus in Brand geriet. Als dier Bürger Christian Vogel sen.
ach der Ursache des Feuers sehen wollte, ein Fenster öffnete
mnd Wagner ansprach, erhielt er einen Schuh in den Mund
nd fiel tot nieder. Im ganzen hat Wagner an vier Stellen
jeuer angelegt, so u. a. auch im Wirtshaus zum Adler. Als
r eine fünfte Branditiftung versuchte, wurde er gestellt. In
er Hand hielt er awei grosse ArmeeRevolner die er blindlings
bfeuerte. Der Polizeidiener erbielt zwei Schüsse, der Nacht
»ächter einen Schuß. Man mußte Wagner zunächsit wieder los
assen. Infolgedessen wurde noch eine ganze Anzahl von Peri
onen von Wagner angeschossen. Insgesamt tötete er 8 Personen
eben Erwachsene und ein 11jähriges Mädthen, dessen Elteri
on ihm schwer verletzt wurden. Die Zahl der Verletzten beläuff
ich auf elf, von denen die Hälfte lebensgefährlich verwundei
burde. Schließlich ging der Pozeidiener trotz seiner Verletzung
usammen mit einem Arbeiter auf Wagner los und es gelang
hnen, Wagner die Revolver zu entreißen. Man überwältigte
hn und brachte ihn nach dem Armenhause. Die äußerst erregte
zevölkerung mißhandelte Wagner schwer. U. a. wurde ihm
ine Hand abgeschlagen; auch am Kopfe wurde er schwer ver⸗
vundet. Sodann machte man sich an die Löschung des Brandes
vobei Milsitär Hilfe lJeistete
Zur Verhafiung der Londoner Juwelendiebe.
DT. Paris, 5. Sept. Nach einer bei der Pariser Ppolizei—
erwaltung eingelaufenen Depesche aus London sind von drei
zei den verhafteten Juwelendieben gefundenen Perlen zwei
ait Sicherheit als aus dem verschwundenen Kollier stammend
rlannt worden. Die englische Polizei hat ihr Bedauern über die
Indiskretion der Presse ausgesprochen, die ihr hre Aufgabe er⸗
jeblich erschwere.
Schlechte Baumwoliernte in Amer ka.
DT. Newnork, 5. Sept. Durch die anhaltende Dürre
ind die damit zusammenhängende Verringerung der Baum⸗
vollernte haben die Spekulanten von Wallstreet große Ver—
uste erlitten, und es werden schwere Befürchtungen in Spinner⸗
ind Händlerkreisen laut, da man es versäumt hat, sich recht⸗
zeitig einzudecken und nun gezwungen ist, zu erheblich höheren
Preisen einzukaufen, um die Fabrikation fortsetzen zu können.
⸗
at
W. Berlin, 5. Sept. Der Herzog der Abruzzen
st gegen 5 Uhr hier eingetroffen und hat im Hotel Adlon Woh—⸗
aung genommen.
W. Berlin, 5. Sept. Bei dem Wettbewerb um die Er—
angung von Ideenskizzen für das Botschaftsgebäude
n Washington wurde der Entwurf des Professors Bruno
MDoehring-Berlin mit dem ersten Preis von 10000 M
iusgezeichnet. Den zweiten Preis von 7000 Mäserhielt Archi—
ekt Thyriot-Frankfurt a. M. den dritten von 5000 M Vro—
efsor Duelfer-Dresden, den vierten von 3000 MuArchitekt
üngler in Gemeinschaft mit dem Architekten Scheibener. Der
gjestrigen Sitzung des Preisgerichts wohnten Staatssekretär des
Tuswärtigen Amts, v. Jagow, und der deutsche Botlschaftet
n Washington, Graf Bernstorff, bei. Ob Moehring die Aus—
ührung des Baues äbertragen wird, steht noch nicht fest.
W. Berlin, 5. Sept. In der gestrigen Berliner Stadt—
»erordnetenversammlung wurde einstimmig ein sozialdemokra—
ischer Antrag angenommen, der im Interesse der Ar—
eitslosen eine Beschleunigung der städtischen Arbeiten und
die sofortige Einberufung einer gemischten Deputation fordert,
die über die Einführung der städtischen Arbeitslosen-Versiche—
ung beraten soll.
DT. Paris, 565. Sept. Nach einer Meldung des Pettt
Parisien aus Rom gedenkt der italienische Botschafter
n Varis, Tittoni, von seinem Posten zurückzutreten
ind sich wieder dem politischen Leben zu widmen.
Petersburg, 5. Sept. Der Stapellauf der dre⸗e
teuen Schwarzmeer-Dreadnoughts der unter be—
onderen Feierlichkeiten vor sich gehen soll, ist nunmehr fest⸗
resetzt. Der erste Dreadnought „Imperatriza Maria“ wird in
er letzten Oktoberwoche vom Stapel laufen,. die beiden anderen
zrei Wochen später. Bei dem Stapellauf der Imperatriza
MNaria“ wird der Zar anwesend sein. Gleichzeitig wird der
?tapellauf von acht kleinen Kreuzern. Torpedo- und Unter⸗
eebooten stattfinden.
W. Wasshington, 5. Sept. Deutschland, Frankreich, Groß—
»ritanmien, Italien, Oesterreich-Ungarn, Spanien, Schweden,
dorwegen, Dänemark, Belgien und die Niederlande protestieren
segen die Klausel im neuen Zolltaärif, die eine fünfprozen⸗
ige Herabsetzung des Zollsatzes solcher Waren gewährt, di—e
iuf amerikanischen Schiffen eingeführt werden. Die Mächte
peisen darauf hin, daß die Bestimmung die bestehenden Ver—
räde verleke.
DT. Berlin, 4. Sept. Heute am späten Abend hat sich
n Berlin wieder eine Bluttat abgespielt. Im Ver—
auf eines Streits wurde die Badeganstaltsbesitzerin Reinsch von
em bei ihr angestellten Bademeister erschossen. Der Täter
lüchtete und es gelang bisher nicht. seiner habhaft zu
zerden. Nach den Ermittlungen steht fest. daß die Tat mit
leberlegung ausgeführt worden ist und vorbereitet war. Der
5rund zu der Tat ist noch nicht aufaeklärt. wahrscheinlich liegt
Eifersucht vor.
W. Innsbruck, 5. Sept. Ein Blitzstrahl schlugin
ie Familie des in San Martino di Castrozza im
dommeraufenthalt weilenden bayerischen Barons Markhof, als
ie auf einem steilen Gebirgspfade den Abstieg unternahm.
die Frau und die Schwägerin des Barons wurden
Jetötet. er selbst und sein Sohn nur betäubt.
W. Paris, 5. Sept. In dem jüngsten Telephon⸗—
kandal sind nicht 5, sondern 35 Telephondamen
zerdächtig, die Geldgeschäfte des Getreidehändlers unter⸗
Vit zu haben. Der Betrug erstreckt sich auch auf die
rovinz.
⸗ Paris, 5. Sept. Wie die Daily Mail erfährt, wird
die Frauenstimmrechtlerin Frau Pankhurst nach Beendigung
hres Pariser Erholungsurlaubes sich nach Amerika begeben,
im dort einen Feldzug im Interesse des Frauenstimmrechts,
zesonders aber zur Belämpfung des Mädchenhandels zu organi⸗
ieren. Zur Wiederersöffnung des englischen Parlaments ge⸗
enkt Frau Pankhurst wieder in London zu sein.
DT. London, 5. Sept. Einer Londoner Firma ist es nach
ãngeren, im Auftrage des Könialichen Automobilklubs und an-
erer Automobilvereinigungen angestellten Versuchen gelungen,
in Verfahren zu finden, das das teure Benzin er«
reblich verbikligen dürfte. Nach dem neuen Verfahren
osl es möglich fein, jährlich 40 Millionen Gallonen (1 Gallone
— zirka 412 Liter) englisches Benzgia herzustellen. ohne die ein—
eimischen Mineralquellen zu stark in Anspruch zu nehmen.
Man erwartet von dieser Neuerung eine Umwälzung in der
Benzinindustrie, die England, wenigstens teilweise, von seiner
Tbhängigkeit vom Ausland befreien wird. DTer ijährliche Ver—
»rauch an Benzin in England beträgt etwa 100 Millionen Gal«
onen und im Laufe daes letzten Jahres sind die Venünpreise
um mehr als 5006 gestiegen.
Vetersburg, 5. Sept. Ein Brand vernichtete fast das
janze Dors Klwow im Kreise Oppezyn. Ein aklter Mann und
wehrere Kinderfandeninden Flammen den Todv,