Full text: Lübeckische Anzeigen 1912 (1912)

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7 8 n ee Bezugs⸗ 22 Anzeigenpreis Ausgabe 4 und 8) für die 
preis fuũr das Vierteljahr 830 Wart einschließlich 2 9⸗ * 11 Zeile 20 Pfg. Nleine Auzeigen (Arbeits marlt usw.) 
Bringgeld in Lũbec. Durch die Post bezogen ohne l E E E un B Pio. sar Auswãrtige 30 Pfg. f. Geschãftl. Mit· 
Besleligeld 830 Marl. Eingzelnummern 10 Pfg. Mt. d. Zeile. Tabellen⸗ u. rleriger 
Beilagen: Vaterstãdtische Blätter. — Der Familienfreund. dekerunzen vulseygene vhen o 
Amtsblatt der freien und Hhansestadt Lübed 162. Jahrgang Nachrichten für das Herzogtum Lauenburg, die 
Belblatt: Gesetz und Verordnungsblatte e ee e sũrstentũmer Ratzeburg, Lübec und das angren 
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rrneeaennteeeeeTRT nn de vn ν! jende medlenburgische und holsteinische Gebiet. 
Drud und Verlag: Gebruder Borees G.m. b. S. in Lübed. — Geasaci Abreß baus (Kbniastre 48). Fernsdrecher 2000 . 00 
Ausgabe M. Girse Ansgabe) greitag, den 1. März 1932. Abend⸗blatt Ur. M. 
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9 ; sozialen Reform gewesen bin. Ist es denn tadelnswert, daß Werk ist die Reichsversicherungsordnung und ich bedauere 
Erstes Blatt. hierʒu 2. Blatt. ich eine maßvolle und besonnene Reform befürwortet habe? nur, daß hierbei zwei Punkte, die nach außen wirken, die 
AUmfang der heutigen nmnmer s Sen Unsere deutsche Industrie hat nach dem jetzigen Wirtschafts— Serabsezung der Altersgrenze von 70 auf 65 Jahre und 
———————wsßssß⸗⸗⸗⸗⸗[ſtſtâmím————— system einen glänzenden Aufschwung genommen, dank den eine ausreichende Wöchnerinnenfürsorge abgeändert worden 
Nichtamtlicher Teil. Unternehmern, den Arbeitern und Angestellten Die Lasten sind. Als ein Ruhmestitel in der Geschichte des deutschen 
e waren bedeutend, sie haben das Aufsteigen reiht sich das dritte Werk, die Kodifilation dei 
es Arbeiters ermöglicht Die Industrie trägt die Lasten, rivatbeamtenversicherung an. Wir leben heute in einer Zeit, 
Bafsermann über die innere Lage. ohne gegen die staatliche Geseßgebung zu remonstrieren in der der Organisationsgedanke auf der ganzen Linie seinen 
Lubed, 1. Marz. e sn un en pu dem rn rs nlende nd in n d e 
—7 — 7 —72 e prozeß unserer wir stlichen Entwicklung. ie wachsenden er aus der ache, daß bei dem Wachstum der Be— 
n an ec enn Kosten der Industrie namentlich der kleineren leistungs— völkerung der Kampf ums Dasein immer schärfere Formen 
sane R 3 3 iari a eert unfãähigeren Betriebe, haben zu jener Konzentration geführt. annimmt. Der Reichskanzler hat neulich ein Klagelied von der 
eer 34 a nnn ee n Der Kampf der gemischten und der reinen Werle ist ein Radilalisierung und Linlsentwidlujny 
insete Eralene cl⸗ n nnasische nehuns ene Prozeß der Rüdcbildung. Die Arbeitsteilung hat aufgehört; gesungen. Wenn die großen Organisationen ihre Berufsforde— 
ain nen 3 hh h nn nsere⸗ auch das hängt mit den lsozialen Lasten zusammen; die rungen präsentieren, wenn der Kampf aller gegen alle entsteht, 
en a eriht helle fruh e se Verwaltungskosten sind zu groß. Was die Großindustrie tun so ist naturgemäß damit eine gewisse Radilalisierung des 
un n n n n eee kann, kann das Handwerk sehr schwer. Daher die Klagen des öffentlichen Lebens verbunden. Der einzelne sieht naturgemäß 
nischen Rubna h iba e eca innere Lage Mittelstandes und die Forderung, von nun an keine neuen viel weniger das Allgemeinwohl, er schiebt in den Vorder⸗ 
383 nd e nn swt n nn wa pun u es e 3 
n eecc m x eigenflich jede Partei treiben Auf die Dauer lann leine politischen Parteien, dafür zu sorgen, ie PVolitik des 
a nt des unen neht een n e den et Batnd daden da unsern allsnenn Wahllet dig enenwohl igt du tutn lonn uh din dentnhe drauen 
n eeee e ehern een enee tonnen e e en ee een ette et ueee unne een t ert n enen un en a 
e eeeeee eee eeeeee ee e meinte, alle Sozialpolitik komme von der Sozialdemolratie, faltor geworden, an dem man nicht achtlos vorübergehen 
Elwaoungen bei den derbanvgelen Regierungen 38 ohne sie gäbe es keine Sozialreform. Es ist auch nicht zu kann, und unsere deutschen Frauen lassen sich nicht mehr mit 
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i ben nen d e e e eeete e treibendes Element gewesen ist Aber lange vorher, als noch wird die Frau auch in öffentlich rechtliche Funktionen ein⸗ 
Bebiet der sorialen Funrge n r e patriarchalische Zustände herrschien, haben humane Arbeitgeber treten lassen müssen und da wird bei der Reform des Jugend⸗ 
eden neue olee en ee e den i san Sozialpolitik getrieben. Lanast hat das deutsche Reich diese strafrechts und Strafprozesses der gegebene Moment sein, um 
s Aufgabe, allen anderen Staaten voran, aufgegriffen und auch der Frau den ihr zukommenden Plah in der Rechtspflege 
saen ne een een d e anin diese Bestrebungen sind Gemeingut vieler Parteien geworden. einzuräumen. Auch diese Ausbreitung der öffentlichen Wirk⸗ 
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n Bielleiht vonne ein nene seie eÊ ene nur aus dem Gefuhle der Menschenliebe sondern dem Um— Srunt wird gerade en er ih dieser nenen modetnen Er 
Slaatsselretariat geschaffen werben Eine Reihe unserer An stande entsprungen. daß sie eine Staatsnotwendigkeit geworden en er e erkuen eh r n 
eeeeet eeee eene ist. Der Abg. Wurm hat auch die Resultate der deutschen So— in das radilale Fahrwasser getrieben wird. Auch bei der 
nãge wird ein anderer Fraktionsgenosse verkreten Die Er— ig s h Jugendpflege, die jeht etwas plöblich in den Vordergrund 
ichung uer Veichedern lne wnd min ledem Zanre alnolitir apfallig ritfiert Aer ann nicht bestreten daß nendee ne eee eedede dn enrearun 
o wendigen n er eeede rde in der vergangenen Legislaturperiode drei große Werle ge— waren die Sorzuldemotraten fruher auf d Men⸗ 
e e h schaffen worden sind, die auf diefem Gebiete einen groben wenn die preußische Regierung in ihrer Denlschrift feststellt 
ziale Gesetgebung in Fortschritt gebracht haben. Selbst in der sozialdemo kratischen daß mit dem Jahre 19011 die Angelegenheit zielbewußt und 
belont Darũüber hat der Abgeordnete Wurm gestern ein⸗ Literalur wird hervorgehoben, daß die reichsgesebliche Kodi— einheitlich in Bearbeitung genommen sei, so ist dieser Termin 
en gesprochen. Ich kann aber aus der Thronrede nicht fikation des Vereins- und Versammlungsrechts, das viel ge— doch reichlich spät gewesen, nachdem wir eine Reihe von 
was er herausgelesen hat Daß die Arbeiter⸗ schmäht und viel getadelt worden ist, doch auch fur die Ar⸗ Jahren uns schon mit der sozialdemokratischen Agitation unter 
versicherung auf weite Kreise sich erstreckt, bann nicht bestritten beiterbewegung und für die Gewerkschaftsbewegung von großer den Jugendlichen beschäftigt hatten. Auf dem Gebiete der 
wetden Derselbe soziale Geist soll auch weiter herrschen, Bedeutung ist. Ich stimme dem Grafen Posadowsky zu, daß 3 Pflege des Sandwerls 
das ist doch ein positives Ergebnis. Der Abgeordnete Wurm die Auslegung dieses Gesetzes oft nicht seinem Buchstaben sind durch die Gesetgebung Organisationen geschaffen worden, 
sieht in allem nur den Stillstand und die Verschlechterung. oder Geiste entspricht. Das ist mit der schwerste Fehler der die eine mittlere Linie innehalten und den Gedanken der Zwangs— 
Das ist ein ungerechtes Urteil. Gerade die soziale Frage Zeit, daß vielfach der Eindruck erwedt wird, daß bei der Hand— innungen überwunden haben; diese Organisationen haben un— 
ist von allen Parteien geföcdert worden. Auch die Linke habung der Gesetze nicht mit gleichem Maße gemessen wird. leugbare Erfolge aufzuweisen, die sich noch mehren werden. Wir 
hat mit heißem Bemühen bei allen sozialen Gesetzen mitge— Ich habe den Standpunkt des Reichskanzlers nie begriffen, haben eine Reihe von Anträgen eingebracht, die dieses Ge— 
wirkt und wir haben alles einslimmig oder nahezu einstimmig daß er gewissermahen sagt, er sei machtlos gegenüber falscher biet berühren; wir alzeptieren u. a. die Forderung des Hand— 
beschlossen Wir sind wirklich in der sozialen Politik allen Auslegung des Gesetzes. Wenn er hier einmal mit der werls wegen Aufhebung des 8 100 ꝗ der Gewerbeordnung, und 
Staaten voraus Was meinen Wahlaufruf betrifft, so möchte Faust auf den Tisch aufschlagen würde, so würde sicher in ich frage den Staatsselretär, welches Ergebnis die darüber an— 
ich sagen doßk ich immer ein marmer Freund und Iñrderer der furzor 2oi Remedur aeschaffoen morden Dac meite aroke geste ten Grhebineen a⸗hahtf hahen Mas die Sicherung der 
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li tigen, noch war kein Pferd außer dem gestürzten definitiv einem Zivilisten in blauer Jacle und purpurroter Kappe ge— 
F ege. geschlagen, keines aber galoppierte in so überlegener Manier, steuert wurde!... 
Roman von Sorst Bodemer. dah man annehmen konnte, gerade es würde siegen!... „Jetzt Hindernis,“ sagte der Kurmacher zu 33 
24 — ———— —*x— Am meisten aufgeregt waren wohl Flieges Schwestern. rei Fräulein Meitzens! „Nun passen die Damen einmal auf, 
Et dortseuuna⸗ 77 r boten Ein paar Kurmacher hatten sich zu ihnen gestellt, sie brachten welches Pferd am frischesten springt, das wird auch siegen!“ 
Fast a temnpo sprangen die v eden Vollblüter das ihre Weisheit an und die wenig hübschen Gesichter verklärten Der Schimmel stolperte über die niedrigen Reiser, aber 
e Der Fuchs des Gardefeldartilleristen nahm den sich als einer, der Reserveoffigter dei den Deuher Rassieren der Susar riß ihn hoch! Da ging der Speltalel los! Man 
ril ünensprung zu lurz, die Hinterhand klatschte ins Wasser war, den Damen versicherte, daß ihr Herr Bruder mit einer kletterte auf die Barrieren, auf Stühle und Brüstung. 
und der Reiter flog nach vorn in hohem Bogen aus dem geradezn phänomenalen Ruhe und Ueberlegenheit reite. Dafür Der Schimmel fällt zurũch!“ Hunderte riefen es. Schaute 
Sattel. Ein Schrei hallte zum Herbsthimmel die drei an— bekam er fogar von Frau Meiten einen dankbaren Blich die — ASchaute! selbst Herr Meitzen war aufgestanden. 
deren machten sich an die Verfolaung des Schimmels, und aber ihr Kartoffelnäshen rasch wieder ihrem um die Palme Teufel auch, sein Junge griff zum Stoch hatte sich im Augen⸗ 
da kam Fliege an das Hindernis! des Sieges ringenden Jungen zuwandte. Eigentlich hatte sie blich von dem Zivilisten an seiner Seite losgelöst, war heran 
Donnerwetter, sagte der hmann nebenan zu seiner ja eine Heidenangst, er könne stürzen und halbtot vom Platze an den sächsischen Husaren! Und nun entspann sich zwischen 
aa a springt sisch und todsicher, sie wird geiragen werden, aber sie hütete sich wohl, auch nur das Ge— den beiden ein erbitterter Endkamps· Wie ausgerichtet jagten 
e e enr me a e rinofle merten zu lassennnn sie 2 ihren müden Pferden tobte 
DTrainer, die sich bihl enen nn in r stnenden rvsosten wr ert och u t 3 an 8 nn de 
faßten schleunigst den stark sahmnennen Fuchs dessen Saue Swhleife, und dann begann der Endkampf, die Gerade den sleinen he * neinn lein 
unter den Bauch gerutscht war, am Zügel, ein Bo uhrie va heruner a Mens 3 
h un mur i l x Fliege legte die Knie ein wenig fester an den Sattel. Da mensa e c 
Dier aus der Bahn. — 25 Totes Rennen, ganz sicher,“ meinte der Kurmacher. „Gleich 
Sörst duls, was der Herr nebenan sagte?“ flötete Au— prn gugen us Prete in oten Seine Lanten stiegen mussen die Numnern aufge en werden. Ihr Herr Briden 
guslchen ihrem alien zu n its Ob denn der verfluchte Schimnel nicht bald genug hatte? di ⸗ 
e —2 e22 Ein wenig gab er „Schaute“ den Kopf freier, ein kurzes, auf- meme u 9 . hu pe 
Der gab kaum ein Lebenszeichen von sich, sondern blinzelte —52— ——* 222 Frau Meitzen knüllte nervös ihr Taschentuch in den Fin- 
e hinter dem nur noch fünf Pferde starken Felde her und u e n gern zusammen, jetzt hatte ihr Mann das Fernglas in der 
ellte als gewiegter Geschäfltsmann fest, daß sich nun aud 22 q 7 and und sah nach dem Gestell, auf welchem die Nummern 
seine Chance beim Totalisator um ein weniges gebessert *53 uber das Miern nen eln e en n Ihm klams vor, als dauerte es reichlich 
die seines Sohnes, aber das rührte ; im Augen⸗ n e n un e Sinterhan n eit lange, war u auch so 
ich nicht weilter. nsseee ee e — ——22c 2 —p * die die Nerven strapazierte, denn ob man, ganz abgesehen 
Viertausend Meter hatte das Feld zürüdgelegt! „Schaute“ R n un riben n n ven Barrieren wurden von dem Ehrenpreis, ein wunderbares Teeservice im Empirestil, 
fing an, warm zu werden, stredte sich willig! Wenn nur der n u aut: 2227 n — — sechstausend Mark ausgezahlt belam oder nur achthundert für 
Boden etwas weicher wäre, dachte Fliege, dann hätt' ich das Schaute macht Boden gut!“ Shaute geht nach vorn! den weiten Platz, war doch nicht gleichgültig. Und das Ge— 
Rennen jetzt schon in der Sandi Vereingelte riefen: „Bravo Meitzen !.. rede und Getrampel in den Logen machte nervös, und die 
Noch war der Schimmel gut hundert Meter vor ihm, die Das war Musik für ein Mutterohr! Und die Schwestern Menschen, vor allen Dingen die Damen mit ihren Riesenhüten, 
Fahrt wurde wieder schärfer und wenn die dem sächsischen traten aufgeregt von einem Bein auf das andere und redten versperrten aller Algenblice die Aussicht nach dem Nummern— 
Susaren am nächsten liegenden Reiter dichter aufgeschlossen sich fast nach rechts seitwärts die Sälse aus! Fliege aber gestell Da endlich ging die erste hoch 
hatten, dann verloren sie wieder bei jedem Hindernis Boden. zog wie ein Wirbelwind an den zwei zurückfallenden Pferden Drei!“ scholl es aus vieler Munde, dann kam vierzehn! 
Das führende Pferde sprang aber auch unter seiner seichlen vporüber! Nun war's nur noch ein Kampf dreier Vollblũter! Es war kein totes Rennen gewesen, der Richterspruch hatte 
d ideal! Es wischte nur gerade so über die Mauern, WMit einem klaren Vorsprung von zehn Pferdelängen bog auf „Nasenlänge“ gelautet. Enttäuschung lag auf den Meitzen— 
Stangen, Gräben und Reiser drüber weg!.. der sãchsische Husar auf seinem Schimmel in die Gerade ein! schen Gesichtern. Der Kurmacher wolte sich von der liebens⸗ 
Die Aufrequna fina an, sich der Zuschauer zu bemche Gurten leg es eben dm hohen Rappen. der von würdigen Seite zeigen. er stampfte mit seinem Stödclchen auf.
	        
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