Full text: Lübeckische Anzeigen 1912 (1912)

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Wochentlch 18mal (Wochentags morgens und 22 eshe e 
abends, Sonntags morgens) erscheinend. Bezugs⸗ i ν 
i ir das vierieabr 30 Wart einschnehlich 31 ee ee eeee 
Bringgelb in Luͤbeck. Durch die Post bezogen vhne teilungen 1Al. d. Ze ; 
Beste geld 8,900 Mart. Einzelnummera 10 Vfg. aa Sat den Auforderungen entsprechend 
— — Beilagen: Vaterstãdtische Blätter. — Der Familienfreund. lenun 
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Amtsblatt der freien und Hansestadt Lũbe 102. Jahrgang 
Beiblau: Gesetz und Verordnungsblattett n gurstentũmer Ratzeduug 
Beiblatt: etz⸗ u g9 en vom Srandunge Jatre mb e Marg) ab, besindet sic lenb che und holsteinische Gebiet. 
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Druc und Verlag: Gebrader Borchers G.m. b. B. in Lubedg. — Geschãrisstelle Adrek haus onaur 1 cut 0 u. 9001. 
Ausgabe . Große Ansgabe) Mittwoch, den 28. gFebruar 1912. Morgen⸗Blatt Nr. 106. 
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ü wachsenden Wohlstand des deutschen Volkes die materiellen können, hat in den wenigen Wochen seines Bestehens be 
sSur den ee ee als ist und erwünscht sein große Erfolge zu verzeichnen gehabt. Es ist dringend zu 
März fann, präbalieren und sMließlich soweit die Oberhand wünschen. daß die großen und richtigen Gedanken, 
hekennen onnen, daß sie unser Volt untüchtig machen, die denen der sein Dasern vn nn inn 
deinen u erfullene die es nach menschlichem Er— Verständnis finden und durch Vermittlung des Deutschen 
——— Anzeigen e n zu zu erfüllen Welnbereins recht bald und recht erfolgreich in die Tat 
ail der Beilage haben wird. Unter diesem Gesichtspünkte hat umgesetzt werden 
ã Aufschwung des Wirtschaftslebens in keinem anderen Lande 
Vaterstadtische Blaͤtier so nachteilige Folgen gehabt, wie im Deutschen Reiche; das Erõffnung des bayerischen Landtages 
Cesth und Verordnungsblatt haben besonders deutlich die letzten Wahlen allen denen, München, 27. Febr. In der Thronrede zur Eröffnung 
der freien und Bansestadi Lübeck die sich davon noch nicht Rechenschaft gegeben hatten, zum des bayerischen Landiages heißt es: 
nn der eennen eellage J Bewußtsein bringen müssen. Wenn der Deutsche Wehrderein „Meine Herren Reichsräte und Abgeordneten! Mit herzlichen 
„Jamilienfreund gegen die Gefahr, die unsere nationale Kraft und Einheit be— Grühen heshe ih ben biebereenmellen Landtag willkommen, 
Neu eintretende Wonnenten erhaltendas Blatt vom Tage der droht, Front machen will, wenn er gegen den wachsenden ieee nei ahee hren Beranngen degeben 
Bestellung ab bis zum L Maãrz loslenfrei. 2. Einfluß des Materialismus im öffentlichen und wirtschastlichen fan wird, das Gefnhl des Vertrauens und der Beruhigung 
— Ser Belos d Ê— Leben durch zielbe wußte Pflege des nationalen u ie weitesten raise be Boltes zu tragen. 
2 Pflichtgefühls ein wirksames Gegengewicht schaffen will Das Budget für die laufende Finanzperiode, das Ihnen in 
Erstes Blatt. Hhierzu 2. Blatt. und kann, so wird er sich um die Wohlsahrt und die Zu— unveränderter Form wieder zugeht, ist unter dem Gesichts— 
— — — — — lunft des Vaterlandes ein undergängliches Verdienst erwerben. puntte möglichster Sparsamkeit aufgestellt worden. Für die 
Umfang der heutigen Nummer 8 Seiten. Seine Tätigkeit kann aber auch in einer anderen Richtung Bedunfnisse deren Veranschlagung bei der Aufstellung des 
— — — — — — überaus segensreich wirken. In diesen Tagen wurde auf Budgets im September vorigen Jahres nicht möglich war, 
Nichtamtlicher Teil. einer destüchteit, die von der Fortschrittlichen Vollspartei zu Derben Ihnen Ange Nachlragepoftulate Naehen. Um die fort 
Ehren des Reichstagspräsidenten laufende Erfüllung der Staatszwede zu sichern, wird Ihnen un— 
wurde, an ein Wort des früheren Lordmayors von Loundon, verzüglich ein Gesetentwurf über den vorläufigen Vollzug des 
Die Ziele des Deutschen Wehrvereins. Sir Tteloar, erinnert Dieser hatte bei seinem Besuch in Berlin Budgets zur beschleunigten Behandlung vorgelegt werden. Ab— 
Lübech 28. Febr. die empfangenen Eindrücke in das Wort zusammengefaßt: Die gesehen von diesen durch die Verfassung gebotenen Vorlagen 
TDie Begrundung eines nationalen Sereins der; wie es Dcutschen arbeiteten noch zu viel, und die Engländer spielten erden Ihnen nur solche zugehen, die im Interesse des allge— 
in seinen Sahungen heißt, sich die Aufgabe stellt, das beteits zu viel In unserem Volke fehlt es noch meinen Wohles keinen Aufschub dulden. Zum Abgleich des 
vaterländischeBewußtsein zustärken und einen an jienem Ausgleich gegenuber der geistigen Budgets wird Ihnen der Gesetzentwurf über das Lotteriespiel 
mannhaften Geist im deutschen Volke zu Arbeit und der Berufstätigkeit, der durch eine in nebst dem Staatsvertrage für die preußisch-süddeutsche Klassen— 
erhalten, ist nicht etwa als der Ausdruck eines Mißtrauens verslandigen Grenzen gehaltene Betätigung von Sport und Spiel lottetie wieder unterbreitet. Zur Reichsversicherungsordnung 
gegen unsere Heeresverwaltung aufzufassen, von der ja alle und kdrperlichen Uebungen geboten werden muß wenn das wird Ihnen baldigst ein Ausführungsgesetz nebst Nachtragsfor— 
Welt weiß daß sie mit gröhtem Ernste und strengster Gewissen— geistige Vermogen und die physiche Kraft eĩner Nation dauernd derungen zugehen. Einen uverlastgen Vollzug dieses für weile 
hoaftigkeit den ihr obliegenden Pflichten nachkommt. Der gesund erhalten werden sollen. In unserem Baterlande sind Kreise wertvollen sozialen Gesetzgebungswerkes zu gewährleisten, 
Deutsche Wehrverein, der jeht mit einem Aufruf zum Beitritt allerdinas in den letzten Jahren erfreuliche Anfänge gemacht ist der Ihrer verdienstvollen Förderung sichere Zwedck dieser 
vor die Oeffentlichkeit tritt, ist vielnehr hervorgegangen aus worden, um diesem Mangel, der immer empfindlicher geworden Vorlage. Der einem dringenden Bedürfnisse entsprechende Ent— 
der Erkenntnis, daß in einer Zeit, in der ausnahmslos alle wirlsam entgegenzutreten Aber auf diesem Gebiete kann und wurf einer Kirchengemeindeordnung wird, teilweise umgearbeitet, 
Großmächte an der Vervollständigung und Verstärkung ihrer muß noch viel geleistet werden, und auch deshalb ist die Be— neuerdings der Beschlußfassung des Landtages unterbreitet wer⸗ 
Wehrfähigkeit arbeiten, und ferner in einer Zeit, in der alle gründung des Deutschen Wehrvereins, der mithelfen will den. Ueber die Notwendigkeit einer Aenderung der bayerischen 
großen Nationen auf ihre physische und militärische Ertüchti— unserem Volke männliches Denken und kriegerische chtialeit Heimat- und Armengesetzgebung, die auch in den Kammern des 
gung bedacht sind, das deutsche Volk nicht untätig beiseite zu erhalten, mit Genugtuung und Freude zu begrüßen. Die Landtags schon mehrfach erörtert worden ist, wed Ihnen eine 
stehen darf. Die Erhaltung eines mannhaften Geistes im Sauptsache aber ist, daß durch die Tätigkeit dieses Vereins Denlkschrift zugleich mit einem Gesetzentwurf vorgelegt werden, 
deutschen Volle ist in der Tat eine dringende Gegenwarts- die Aufmerksamkeit der breitesten Vollsshichten der die Anwendung des Reichsgesetzes über den Unterstützungs⸗ 
forderung! auf die Vorgänge im Auslande gelenkt wird, wohnsitz auf Bayern einleiten soll. Dem wiederholt geäußerten 
Vor kurzem hat im Reichslage, beim Beginn der ersten dab durch die Aufklärungsarbeit, die der Verein Wunsche nach Eröffnung eines Staatsschuldbuches wird durch 
Lesung des Etats, der Reichsschatsekretär Wermuth von dem leisten will, abseits von aller Parteipolitik und mit strenaster einen Gesetzentwurf entsprochen werden. Mit dem Ausbau de—s 
unerhörten Aufschwung gesprochen, den das Wirtschaftsleben, Ausschaltung aller parteipolitischen, konfessionellen oder wirt— Lokalbahnnetzes soll fortgefahren werden. Infolge der Stei— 
nicht nur bei uns, im letzten Menschenalter genommen hat. schaftlichen Grundsätze, ein neuer Sammelpunkt für eine aus— gerung des Verkehrs und der Minderung der Betriebsausgaben 
Im Deutschen Reiche ist die wirtschaftliche Entwicklung sprung— gesprochen nationale Politik geschaffen werden soll, die nur haben sich die Finanzverhältnisse der Staatsbahnverwaltung so 
weise vor sich gegangen, sie ist, dank unserem Wirtschafts— un Aufgabe, nur ein Ziel lennt: in unserem Volle die gekräftigt, daß der Ausgleichsfonds sofort in der in dem Geset 
system. wenn einmal Wirtschaftskrisen auftraten, nur auf Erkenntnis der Notwendigleit einer starken Wehrmacht lebendig vorgesehenen Höhe gebildet werden kann. Außerdem verbleiben 
verhältnismãßig kurze Zeit unterbrochen worden, aber diese zu erhalten und das nationale Pflichtgefühl nicht ver— noch außerordentliche Mittel zur verstärkten Tilgung der Eisen— 
Entwicklung hat doch auch gleichzeitig mancherlei Erscheinungen kümmern zu lassen bahnschuld. Die Förderung des Handels und der mächtig auf— 
gezeitigt, die dem vaterländischen Bewußtsein und Pflicht- Der Deutsche Wehrverein, dem jeder deutsche Mann und blühenden Industrie wird Gegenstand meiner unausgesetzten Für— 
gefühl nicht günstig gewesen sind Einsichtige Politiker sind jede deutsche Frau, welche das 18 Lebensjahr überschritten sorge sein. Das gleiche gilt von der Landwirtschaft. Erfreu— 
seit langem von der Besorgnis erfüllt, daß mit dem schnell haben, mit einem Mindestiahresbeitrag von 1M beitreten licherweise sind die Nachteile, die infolge der außergewöhnlichen 
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seiner Zeitgenossen zu gewinnen und vamtt sich ein un tgiges Festungshaft auf dem Hohenasperg verurteilt. Danach konnte 
8 Mer des Schwarzwaldes. 33 Leben zu schaffen. er auf eine staatliche Anstellung nicht mehr rechnen, zu einer 
Zum 100. Geburtstag von Berthold Auet bach Berthold Auerbach war ein armer kleiner Jude, der Sohn freien alademischen Laufbahn fehlten ihm alle Mittel, und so 
e r des Handelsmannes Jakob Auerbach, der viel gereist und wegen blieb ihm nichts anderes übrig als die Schriftstellerei. 
on Dr. W. Borchers. seiner Srzählungskunst allgemein beliebt war Sein Heimat⸗ m — — 
e. Die Dorseschile hente nt ehr Mode. Der dorf wa Nordsennen bet vor an nhen Abhang de nn e e e e e e e eee en 
gebildete Europäer kann sich nicht mehr begeistern für die glüd- leren Schwarzwaldes gelegen. Seine Mutter, eine Iluge, klar— isanin rae In insg q rs 
liche oder unglücliche Liebe eines Bua und seines Madls, für denkende Frau, war die Tochter eines böhmischen Musikanten, e schrieb Bücherbesprehungen. Thealerberichte und Bei— 
den reichen, hartherzigen Grundhofbauern, der sein Dirndl durch⸗ der sich in Nordstetten niedergelassen hatte und Besitzer des cge m iem ceanmerei. be ei Versuche dienten dau 
aus nicht dem braven, aber armen Großknecht gönnen will. Lang', Gasthofs zum Ochsen war see lther e, nd vale t Ê 
lang ist's her.. Wo sind die Zeiten, da ein vermögender Der kleine Berthold hieß ursprünglich Baruch und mußte lufen war 
Verlagsbuchhändler einer berühmten Schriftstellerin 75 000 M schon früh die Anfeindungen seines Stammes kennen lernen. ——7753 — 2 mn 
für einen Dorfroman auf den Tisch legke? Heute lönnen die Die bösen Buben von Horb nedten und hänselten ihn, wo sie Zwar gingen seine ersten e und schöpferishen 
Dichter, die ihr Seil auf dem Lande suchen, an alle Auien sonnten; jan eines Tages sollen sie sogar eine Art Kreuzigung Werle, die e Romane „Spingga ein Denkerleben 
pochen, und sie finden keinen Einlaß. mit ihm vorgenommen haben. Aus den rohen Händen der und Dichter un Zaufmann ein Lebensgemalde aus der 
Das war um die Mitte des vergangenen Jahrhunderts jungen Horde retteten ihn die Nordstetter Bauern, denen er Zeit Moln Mendelssohns e voriber daß 
ganz anders. Unsere Mutter und Großmütter saßen hinter ihren diese Tat Zeit seines Lebens nicht vergaß. r n Franssuul un ch mrren 
schneeweißen Mullgardinen, zierlich gebundene Bucher in den Hän⸗ Aber lange war er diesen schlimmen Streichen nicht ausge— uif muhle ur mne ae Ue en 
en und pernelten sih nn dener Wonnen die Snn gert, Di dretnn Zaten suedelte der Kahe der wie sn e n n deee e 
sale diesen herzigen und schönen Landkinder — denn herzig und Großvater Rabbiner werden sollte, nach Hechingen über, um rl 8 e n h e ee 
schön waren sie alle — und ihre Augen wurden feucht, wenn die dort befindliche Talmudschule zu besuchen. Er verließ für 2 3 2 2 ere segen 
56 *8 3* 7*83 94 a ——. 2 Schwarzwald veröffentlichte, trat ein Umschwung ein. Seine 
ihren Lieblingen gar zu übel mitgespielt wurde Wer las da— immer seine Heimat, und damit begann ein unstetes Wander— n eν ννν pννν feinen Sin 
mals nicht das „Barfüßle“ oder „Edelweiß“ oder „Joseph im leben, dem erst der Tod ein Ziel seßte 2 ale — αν 2 
87 ? —7* 2 227 und machten ihn mit einem Schlage bekannt 
Schneen? Keiner saß im blauen oder gelben Salon und nippte Die ersten Jahre in der Fremde waren für ihn harte Lehr— p n ee 2 
aus der feinen Teeschale, die ihm die Hausfrau reichte, der jahre, denn nach den bescheidenen Verhältnissen im Elternhaus Bucher haben wirklich ihre Schidsale. Mit diesen leinen 
diese wundersamen Geschichten nicht kannte. erhielt er von seinem Vater nur geringe Unkerstützung und bescheidenen Geschichten, die in Deuschland eine so glänzende 
Der Name Berthold Auerbach war damals in aller Munde. hatte mit Entbehrungen aller Art zu kämpfen. Schon auf dem Aufnahme sinden sollten, mußte der Verfasser lange hausieren 
Er wurde bewundert, gefeiert, und seine Bücher fanden reißenden Gymnasium in Karlsruhe mußte er Unterricht erteilen, um sich gehen, ehe er sie an den Mann bringen konnte. Von zwhlf 
Absatz. Und dieser Ruhm ist bis auf den heutigen Tag noch durchzuhelfen Auf der Landesuniwersität Tübingen, die er nach namhaften Verlegern erfuhr der junge Schriftsteller eine glatte 
nicht ganz verklungen, denn wenn auch die meisten seiner Werke bestandener Reifeprüfung in Stuttgart bezog, hörte er vor allem Ablehnung, und ein ganzes Jahr verging, ehe die beiden 
vergeffen sind und mit Recht verdessen seine Schwarzwalder Phillosophle und Phlologie, und hier halle er das Glüd, zu ersten Bände der Lesewelt zugänglich gemacht wurden. 
Dorfgeschichten finden immer noch ihre Leser und bilden einen dem berühmten David Friedrich Strauß in nähere Beziehungen Damit beginnt der zweite Abschnitt in Auerbachs Schaffen 
Hausschah, den nanche Familie, namentlich im deutschen Süden, zu tretaeaean Und in dieser Zeit hat er die größten Erfolge errungen 
nicht missen möchte. — Aber die ruhigen Jahre fleißigen Studiums wurden durch Weite Verbreitung fand auch ein Kalender für Stadt- und 
Aer auch ihm sind die reifen Früchte nicht in den Schoß die revolutionãre Bewegung jah unterbrochen. Auch Auerbach Landbürger, „Der Gevattersmann“, den er, ebenso wie den 
gefallen, auch er mußte sich redlich mühen um den Erfolg, und der in eine Burschenschaft eingeführt worden war, ohne ihr altiv „Deutschen Familienlalender“, ganz ohne fremde Beihilfe schrieb 
erst nach langem. schwerem Ringen gelang es ihm, die Anerkennung anzugehören, wurde verdächtigt und schließlich zu zwei Monaten In das Jahr 1855 fällt die dreibändige Erzählung „Neues
	        
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