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Besteügelb 330 Marl. Einzelnummern 10 Pfs. Sat den Anforderunagen ispreend bbben
Beilagen: Vaterstädtische Blätter. — Der Familienfreund.
Amisblatt der freien und Hansestadt Lübec 162. Jahrgang Nachrichten sür das Herzogtum Lauenburg, die
Beiblatt: Geset und Verordnungsblattt t n e a gürstentũmer Ratzeburg, Lubed und das angren
N ⸗ Marz) ab. mn
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SHru⸗ und Verlag: Gebhrüder Borchers G. mab. S. in Lübed. — Geschäftsnelle Wren bBaus Göniastr. 46). Ferniptrecher 8000 . 9001L.
Ausgabe Q. Gue Anegabe) Donnerstag, den 15. Februar 1912. abend⸗blatt Ur. 83.
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34 handelt. Das wäre aber alles beides höchst bedauerlich. võllige Ultramontanisierung Bayerns figuriert, mit Mitteln, die
Etstes Blatt. hierzu 2. Blatt. ünd anerlen welche Ursache diesen hochst bedentlichen Srnn oenilich jeben polns dsen unde morelch dentenden
5* 3 erklären oder gar entschuldigen könnte, die Wirkung ist da, Menschen abstoßen sollten. Das ultramontane System erniedrigt
— 2 2— und die ist: Die parlamentarische Regierungsform die Religion, den Glauben zum politischen Werkzeug, und es
Nichtamtlicher Ceil. ist in Bayerneingeführt, dasjenige System, das hat von jeher edeldenkende Katholiken gegeben, die das aufs
—— — in Frankreich seine schönsten Blüten treibt und Das Zentrum, lange die stärkste, jetzt
3 2 wohl allein die Schuld der andauernden Ministerkrisen, der ie zweitstärkste Partei des deutschen Reichstages, gehört eigent⸗
Das parlamentarische Sytem imn Bayern horrenden Mißwirtschaft auf den Staatsbahnen und vieler an— lich zwei Staaten an: dem Deutschen Reich und dem universalen
Tatsache geworden dern unerfreulichen Erscheinungen ist, die man besonders wäh— Gottesstaat, an dessen Spitze der Papst steht. Weil es völlig
rend des Marokko⸗Kongo-Handels in sehr unliebsamer Weise befangen ist in den mittelalterlichen Jdeen des
NLubed, 15. Jebr. beobcchten mußsßte. m— theotratischen Universalismus, kannes gar klein
Am Dienstag morgen brachten wir einen Leitartikel „Die Schließlich könnte ja aber auch ein solches Kabinett volles Verständnis für die Regungen des deut—
Aussichten des parlamentarischen Systems in sich gut und nützlich betätigen, wofern es nur aus den schen Nationalbewubßtseins haben. Es ist eine
Deutschland“ heraus, in welchem wir auf die kaiserliche richtigen Elementen zufammengeseßt wäre. Das Schande nicht nur für Bayern, sondern für ganz Deutschland,
Thronrede Bezug nahmen und auf die trüben Erfah— ist aber das schlimmste an der ganzen Sache, daß das neu dabß eine solche Partei, die sich sogar nicht schämt, Polen,
rungen Frankreichs mit seinen häufigen Minister— gebildete bayerische Kaäbinett aussqhließlich Dänen und Elsässer gegen das deutsche Vollstum in Schutz
wechseln, seinen bedenklichen Ressortzuständen usw. hinwiesen. aus Zentrumsmännernsbesteht. So hat Boyern jeht zu nehmen, in dem zweitgrößten Staat des Deutschen Reiches
Die einzelnen von uns berührten Punkte sind hier, wie wir sein Zentrumsministerium und schreitet auch hierin allen alle Macht in Händen haben soll!
erfahren haben, wiederholt Gegenstand lebhafterer politischer übrigen mit seinem Beispiel voran. Aber mit keinem —
Erörterungen geworden. Soeben geht uns nun von einer ho d Iulen Beispiel. Das werden die nächsten Eceignisse mit 1d Ein Uennzeichen des Präsidentenprovisoriums
stehenden Persönlichkeit Lübeds ein weiterer höchst licher Sicherheit jedem zeigen, der sie mit offenen Augen be— ¶Information unseres Berliner Berichterstatiers.)
beachtenswerter Beitrag zu dieser Frage zu, in welchem dieselbe trochtet. Das Zentrum ist eine viel zu kluge Partei, seine meres Berliner Ber * *
namentlich in Anwendung auf den Ausgang der baye— Taltik ist längst als eine viel zu bewährte bekannt, als daß ——— Berlin— 16. debr
rischen Wahlkämpfe und der noch jetzt nicht beendigten e8 jeht versäumen würde, dafür zu sorgen. Bayhern nah Die Wohnungdes Reichstagspräsidenten wird,
Kabinettskrisis behandelt wird. Wir bringen diese inter- Windthorstshem Wunshenals atholifse vor wie wir hören, einstweilen unbenutzt bleiben, womit der pro
essante Zuschrift um so lieber zum Abdruch als sie sich mit macht in Deutschlaänd als Bollwerkdes Ultra— visorische Zustand des Reichstagspräsidiums abermals in die
Unseren Auffassungen völlig dedt und den Nachweis bringt, montanismus zu etablieren und zu befestigen. hinung tritt. Zwar lönnte Serr Zaempf die mit allem
dal Bayern jett tatsächlich als erster deutscher Bun— Die bayerische Regierung ist an sich, das muß man ihr lassen, omfort ausgestattete Amtswohnung des Prasidenten begiehen
desstaat den Anfang mit einem reinen parla— dunchaus nicht zentrumsfreundlich; mit der Sandtagsauflofung und in den prachtvoll en Repräsentationssälen Feste veranstalten,
mentarischen Kabinett gemacht hat. In dem hat sie sich noh einnal, zun lehlen Male, gen die allein Herr Kaempf will sein behagliches und vielleicht nicht
Schreiben selbst heizt es Zentrumsdillatur aufgebainnt Sie muß sich jebt halt inder prunkvo les Saus nicht verlassen, zumal die Herrlich
Wie eine Ironie nicht nur des Schigsals erscheint es, daß n e Shiasal ergeben da diefer lebte Mabneneen et auf dem Vrssdenenstht doh nur vier Wochen dauern
wenige Tage nach der Thronrede des deutschen Kaisers der das Volt versfagt hat und versagen mußte. Er mußte wird. Die fruüheren Präsidenten bezogen alsbald nach der
Draht uns die Kunde brachte, der Prinzregent Luitpold von bersagen, denn die eigentlichen JZentrumsdomänen sind ersten Wahl die Amtswohnung, weil sie feste, aroße Mehrheiten
Bayern habe nach dem Sturz des Kabinetts Pode— nicht zu erschüttern, da in ihnen nach dem hinter sich hatten und sicher waren, bei der zweiten Wahl in
wils die Geschäfte des Landes einem Mini— „Glauben“ und nicht nach taatsbürgerlichen Be— ihter Würde anstandslos bestätigt zu werden. Serr Kaempf
stertum von rein ultramontaner Färbung über— dürfnissen gewählt wird, Gerade die lehlen Reichskags— hat sich ja bekanntlich auch nur in Anbetracht der parla
tragen. Von dem Augenblich an, da der greise Prinzregenh wahlen haben dem denkenden Politlker manchen bedeutungsvollen mentarischen Zwangslage vorübergehend zur Annahme der Prä—
wahrscheinlich auf Drängen seines Sohnes Ludwig, aus den Blick in die Werkstatt des Zentrums eröffnet, hauptsächlich hat sidentenwürde bereit finden lassen. Tazu kommt, daß es um
Landtagswahlen den Entschluß gezogen hat, die Leitung der der erbitterte Wahlkampf gegen den Nationalliberalen Basser— die hinter ihm stehende Mehrheit momentan sehr schwach be—
Dinge einem Parteiministerium anzuvertrauen, ist der Ueber— mann im Wahlkreise Saarbrüden in erschredender Weise ad stellt ist, ganz abgesehen davon, daß die sozialdemokratischen
gang zur parlamentarischen Regierungsform oculos demonstriert, mit welchen Wafsen das Zentrum zu fechten Wahlproteste in Berlin J eventuell doch noch zu seinem Nüdtritt
in Bayern eingeleitet. Deutschland hat also ein erstes gewohnt ist. In diesem Wahlkampfe unterstützte Veranlassung geben könnten
parulamentarisches Regierungssystem, obwohl aus der laiserlichen sogar ein Sirtenbrief die Bestrebungen der—
Throntede mit aller oder doch so viel Unzweideutigkeit, als jenigen Partei, welche andauernd mit konstanter Bosheit Das französische Flottengesetz.
eben eine Thronrede vertragen lann, hervorgeht, daß die behauptet, beileibe keine konfessionelle Partei zu WVon unserem militärischen Mitarbeiler.)
laiserlich deutsche Regierung keineswegs geneigt sei, dem Parla— sein. Eine innigere und dabei unerquiclichere Vereinigung — Berlin, 15. Febr.
mentarismus wichtige Zugeständnisse zu machen. Es steht also von Religion und Politik kann man sich kaum denken! Niemand, Auch Frankreich hat sich jeht dem deusschen Vorgangt
entweder die bayerische Regierung mit dieser Wsicht der deul— der das Zentrum kennt, wird Grund haben, anzunehmen, daß angeschlossen, seinen Bedarf an Kriegsschiffen für eine Reihe
schen Reichsregierung in direktem Widerspruch, oder aber sie es in Bayern wesentlich anders gemacht ist Das Zentrum von Jahren gesehlich festzulegen und durch diefe gesicheriere
hat nur der Not gehorchend nicht dem eianen Triebe“ so ae— verfolat seine antinationalen Ziele, unter denen ia auch die Krundlage aus den schwankenden Stimmungen der Volksver—
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nicht warten und zu Tante Ester und Onlel Magnus zu reisen, Der meldete sich mit einem höllisch bösen Gewissen sehr
Fliege. war auch keine reine Freude, aber das beste war wohl schon, zaghaft zur Stelle. F—
Mice a e eee ecc sie gab vorläusig nach; — unter einer Bedingung! „Das gnãädige Fräulein ist in der letten Zeit recht oft
u „Das habe ich nicht erwartet, aber wenn du meinst, mit dem Herrn Leutnant Meitzen geritten, nicht wahr?“
¶1. Foittsetzung.) Machdruck verboten.) es ist das beste, so mag es sein!. . Aber da muß ich eine Bitte Zu Befehl, Serr Oberstl?
„Kind, ihr beide seid noch sehr jung! Prüft euch erst eine aussprechen dürfen: Laß mich das Meitzen persönlich sagen!“ Der ging nachdenklich, die Hünde auf dem Rüchen, im
Beitlang!. .. Ich hab das alles so lommen sehen und meine „Nein, Kind, das ist unmöglich! Aber ich will dir so weit Zimmer auf und ab. Der brave Anton, die Finger an der
Mahbnahmen getroffen, erwarten darf ich wohl, du wirst meinen entgegenkommen, wie ichss vermag!. . Ich werde ihm meinen Sosennaht, stand wie auf glühenden Kohlen. Jetzt kam wahr⸗
Willen respeltieren!“ Standpunkt auseinanderseßen in dainer Gegenwart! Ich dente, scheinlich gleich das Donnerwetter, und im Herbst lief seine
Sie sah vor sich hin! Ihr war es llar, jeht durfte der das wird auch einen gröheren Eindruch auf ihn machen! Kapitulation ab und er wollte doch noch zwei Jahre bleiben.
Bogen nicht überspannt werden. Aber erst einmal hören, was Und wenn er digh ernstlich liebt, wird er sich danach be— Denn daß sein guter Herr eine Brigade bekam, stand bei ihm
der Vater für Pläne hatte. nehmen!“ bombenfest!.. . Dann war er so weit, daß er lich im Po—
„Prüfen? Ich wüßte nicht, wozu!. .. Aber wenn du Da gab sie ihrem Vater einen herzhaften Kuß und senschen ankaufen konnte, noch vor zwei Monaten hatte ihm
meinst, warum nicht?. .. Dann möchte ich dich aber bitten, schüttelte ihm die Hände. sein ältester Bruder geschrieben, daß die Geschwister bis auf
uns einen Termin zu stellen!“ „Ich danle dir, lieber Papa!“ ihn ausgezahlt seien und daß er ihm, wenn die Ernte leidlich
Da saß der Oberst in der Falle!. Nachdenklich sah er „Halt, noch eins! Uebermorgen fährst du aber dann!“ ausfiele, und es habe den Anschein, fünshundert Mark schicen
auf den Bleistift und gab sich dann Mühe, recht ruhig zu „So sqnell?. .. AWer ja, du sollst sehen, daß ich alles werde. ee
r1eden. tue, was in meinen Kräften steht, um deine Wünsche zu Aber das Donnerwetter blieb aus! Der Oberst ging zum
„Ein Jahr zum allermindesten!... Ich will dir meine erfüllen!“ Schreibtisch, nahm den Brief und sagte:
Gründe durchaus nicht vorenthalten und ich hoffe, du wirst „Recht so! Immer ruhig Blut! Ich will ja dein Aller— DTen hãndigen Sie persönlich dem Herrn Leutnant Meihen
sie als stichhaltig gelten lassen!. .. Meihen soll mir erst bestes! Und nun laß mich allein, gleich möchte ich einen aus und bitten um mündliche Antwort. Treffen Sie den Herrn
beweisen, daß er unter dem Einfluß der Liebe ein gesehzter Brief an Meitzen schreiben, ihn bitten, um 8 Uhr zu mir zu Leutnant nicht in seiner Wohnung an, dann wohl im Kasinol
Mann wird! Bis heute ist er weiler nichts wie ein fröhlicher kommen!“ Die Besiellung eilts
Knabe gewesen, sicher eine Gabe Gottes, aber wenn man Da verließ Erna von Glottingk sofort das Zimmer. So Zu Befehl. verr Ob erle
einmal dem Junggesellenstand Valet sagen will, dann muh der war je auch alles gut und schön Recht hatte ihr Vater, Meiten 5 vann⸗ 6 ue ven Zimmer her
sittliche Ernst vorhanden sein, mein Kind! Wer Schulden auf war wirklich eine leichtfinnige Fliege, und wenn er sie liebte, Unde e n e 225 hcau⸗ vgz
Teufel komm raus macht, weil er weiß, seine vermögenden Ellern zeigte er das lünftighin durch sein Benehmen. Waren sie erst s eet gerape Haustur öffnen wollte, legte sich ein⸗
nerarieren den Schaden, ein solcher Mensch ist kein Schwieger— Mann und Frau, konnten sie sich das Leben so einrichten, wie vdn Vhe Schulter.
sohn nach meinem Geschmach! Das dir ehrlich zu sagen, ist sie es haben wolltenn 1 uann es Fräulei 2
meine Pflicht als Vater!... Und da es unter solchen Umstän⸗ Dem Oberst wurde der Brief bitterschwer. Jedes Wort * rne ec —
den mir nicht angebracht erscheint, du triffst mit Meitzen fäglich muhle er auf die Goldwage legen dan ihn soter i Meben Wein Gott, brüllen Sie doch nicht so!l. TDa — diesen
zusammen, werde ich dich schon in den nächsten Tagen zu Tante sestnagelte. Und dann, er war ein stolzer Mann, der viel von Brief aeben Sie auch dem Herrn Leutnant Meitzen aber so,
Ester Bledertz schiclen bis nach dem Manöver, am 1. Ollober einem alten Namen hielt! Die Situation, in die ihn seine daß es leiner sieht! — — ——
tritt Meitzen ein Kommando an und über's Jahr sagst du mir Tochter gebracht, war ihm furchtbar peinlich. Schließlich war Dx brave Kerl blidte auf das lleine rosa Kuvert.
ehlich: Papa, ich bill ihn zum Mann, oder — es war ein er der Vorgesetzte und vor ihm stand ein Offizier! Und sehr „ weiß doch nicht
Irrtum! Und letzteres würde weiter nichts schaden, denn höchst— deutlich mußte er werden, Meihen zu verstehen geben, daß Lieber Alter .
wahrscheinlich bekomme ich zu Kaisers Geburkstag eine Bri— dies Heiratsprojekt ihm absolut nicht zusagtel.. Der Brief Herrgott, wenn sie so sprach! Er nickte sehr heftig mit
gade, eine räumliche Trennung ergibt sich somit von ganz war ja das wenigste, die Aussprache blieb die Hauptsache, und dem Kopfe.
allein!“ als er endlich mit dem Schreiben sertig war, lieb er sich „Ich tu's, und wenn ich dafür auch aufgehangen werde,
Ein geschlagenes Jahr wollte Erna Glottingk ganz gewih Anton lommen gnãädiges Fräulein!“