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Wohenih mnal (Wochentags morge⸗ 5 v 9 5
abends, Sonntags morgens) erscheinend. Bezugs⸗ e n
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Beilagen: Vaterstädtische Blätter. — Der Familienfreund.
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Amisblatt der freien und hansestadt Lũbec 162. Jahrgang Uachrichten sür das Herzogtum Lauenburg, die
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beiblatt: Gesetz und Verordnungsblatt et Etne ununterbid en nehe der che n e tubeaichen an- Fürstentümer Ratzeburg, Lübed und das angren⸗
zeigen, vom Gründungs⸗Jahre Us (6. März) ab, besindet sich
———— ——— —— ——— zende medlenburgische und holsteinische Gebiet.
Druck und Verlag: Gebernbder Borkere G, m. b. S. in Labed — G Goniastr. 46). Fern sprecher 90000 u. 9001
Ausgabe A. (Große Ausgabe) Donnerstag, den 19. Dezember 1912. Morgen⸗Blatt Ur. 642.
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tief im Kinderglauben der Ahnen wurzelnd suchte zur Weih- innerung an die alte Sonnwendfeier am heimischen Serde schon
nachlszeit die abgestorbene, tote Natur durch sagenhafte Wunder weit länger zu Hause gewesen, wenn es sich auch nur auf die be—
zu beleben. Er ließ in der Christnacht an heiligen Brunnen scheidene Form eines frohen Schmauses in Verbindung mit einer
3 duftende Rosen erblühen, ließ frisch ergrünte Apfelbäume reife Krippendarstellung im Herrgottswinkel beschränkte. Beim felt—
Früchte tragen und selbst an der Tier- und Pflanzenwelt die lichen Essen spielte das Bacwert eine besondere Rolle, und auch
segenwirkenden Kräfte der heiligsten Zeit des Jahres sich offen- hier sehen wir, wie Vorstellungen aus der heidnischen Zeit sich
baren. So lonnten Tiere in der Weihnachtswoche mit mensch· unbewußt in die christlichen Feiergebräuche eindrängten. Man
licher Sprache reden, und einer tiefsinnigen Sage nach ergrünten sormte nicht etwa Krippen, Kreuze oder sonstige mit dem Er—
und blühten in ihr die Weinberge des Engadins. Die Zauber- löserkult zusammenhängende Gegenstände, londern Lebluchen—
kraft der heiligen Zeit hauchte auch den verdorrten Rosen von reiter in denen die alten Wotansreiter wieder erstanden, oder
an r de ein e n sie gab dem Weihnachtsgebäck die Gestalten von Ebern, Hirschen,
ort in dem auben an die prophetische Kra er Bar- Hasen und anderen, den entthronten Gottheiten geweiht ge—
batazweige. Alles unheilvolle Treiben finsterer Mächte war wesenen Tieren. In den altbayerischen Landen bact man um
in dieser Zeit gebannt, worauf die eingangs zitierten Verse aus diese Zeit das Kletzer- oder Früchtenbrot, das dem Mailänder
dem Hamlet anspielen, und was mit dem Heiland irgendwie in Panetlons nahe verwandt ilt und leinen Ursprung vielleicht in
Berührung gekommen, ward durchtränkt von der hohen, wunder- den erlten Zeiten des Chrisltentums hat, wo die Gläubigen an
reichen Kraft der Liebe. An solche Vorstellungen knüpften die den Fasttagen getrodnete Früchte aßen. In Sachsen und Thürin—
ursprünglichen Weihnachtsfeiern der Christen in ihren schlichten gen wäre das Weihnachtsfelt nicht denkbar ohne die lederen
Anfängen an. Den Nordländern erschien das Stroh heilig, weil Stollen mit ihrer Würze von Rosinen, Zitronat und Mandeln,
das Jesuskindlein auf ihm gebettet lag, und als heilbringend und im Wesierwald slellt man einen länglichen Brollaib her,
streuten sie es zur Weihnachtszeit in die Zimmer, um es später der von dem zweiten Weihnachtstage, dem Stephanstag, leinen
für allerlei abergläubische Zwecke aufzubewahren. Im mitt- Namen hat. Diesen Steffelslaib erhallen die austretenden Dienst—
ee hhe he Elsaß boten mit und sein Genuß soll allerlei Uebel heilen. lowie
hes in die Slube adegte Tannenteier, und nach der Kraft zur nü rigen Ernte verleihen.
e e e Schilderung des berühmten Sluahburger Don ediger Geiler s s eeng bie moan dem
Wie sich das Weihnachtsfest entwichelte. n epsersberg beand in 18 Jahrhundert eine voltetu mliche Weibnahlafese fur die zutunft Nrieb, in vielen Gegenden
Festlichkeit darin, daß man aus Tannenzweigen und Blumen d 3 3 art 5 d
Dann darf kein Geist eee sie eine hohe Weihnachtsburg erbaute. Aus den Nachbarorten zog gu t e ler stbe n
Die Nãchte lind gesund, dann iri ein Stern. man var va en een rn in lee n en a aberglãubischen Seite hin. Wie ein alter Wunderglaube in
Kein Elfe faht, noch mögen Hexen zaubern; 2 der heiligen Nacht Bäche und Flüsse zu Wein werden ließ
So anadenvo und heng is bie hann Rübenschnihen ab, und die Bauern hatten daran eine ehrbar n
— a den ig ist die Zeit. n se su hen hna e * so glaubte man in ihr auch am besten den Schleier, der
Kein Dichter hat je die Stimmung des Weihnachtsfestes so be ncaen ui die Verwendung i an über dem Kommenden gebreitet lag, lüften zu öönnen. Zu
wundervoll zu malen verltanden, wie Shakelpeare in diesen Son sneng beann nn die be de ban des 5 diesem Zwede goß man Blei oder schlug Eier ins Wasser.
Worten seines Marzʒellus. Eine Feier, wie sie lsich heute bei en denen en n ließ Nußschalen mit brennenden Lichtstümpfchen schwimmen, die
uns entwickelt hat. kannte man damals noch nicht, am wenigsten der beute in Bauern Sellertei see s e als Lichtorakel galten, und die Tochter des Hauses stellte schwei⸗
in England, wo sie sich ja auch heute noch wesentlich von der nrel Fribpenis e. seer in gend vom Brunnen hereingetragenes Wasser unter die Bett—
unsrigen unterscheidet Gleichwohl ist in den wenigen Versen leglen n lern dann b a n u P e e snl un wenn be et eeete ondineuten
alles wiedergegeben was die Voller germanischen Stammes seit heimsch und echle⸗ im nn gahrhundert u erklang, darin das Bild des lünftigen Eheliebsten sich spiegeln
Jahrhunderten an diesen feierlich frohen Tagen empfunden haben, punti. e e n in 53— raa zu sehen. Außerdem beweisen zahlreiche Sprichwörter und
die ganze Weihe des groben Mysteriums, das die Geburt des dee Wunders on Bethlehen seeli se b m Bauernregeln, daß man auch das am Weihnachtstage herr—
Welteroberers bedeutet. — —— ** — ——— * 3 cschende Wetter als bestimmend für die Witterung der näch—
5 — * ir— haltung von Weihnachts- oder Küilppenmärkten, wie sich ein 1 h ß
Unter allen aber lieh diesem die deutsche Sprache den solcher bie auf die Jehhhen in Munchen erhalen hatn Ter sten Wochen und Monde betrachtete und besonders eine grüne
schonsten Namen; ein trãumerischer Wohllaut durchbebt ihn wie norddeutsche Weihnachtsmarkt, der diesen Vertauf * Weihnacht galt als Vorausverkünderin weiher Ostern
enn eee ede Seele unseres was in Solz Sein Muppedene und Kleiderstoffen zur der Die heute nur noch stellenweise im Hochgebirge erhaltene
i en eihnachten! 2 stellung einer Krippe benötigt wird, nicht ennt, scheint sein Sitte des „Mettenschießens“ ging nicht auf die belannte Vor—
„Das Vollt, das im Finltern wandelt, siehet ein großes Licht, ällesles Vorbild in Italien gehabt zu haben In Mailland hieu liebe des Volles für das Knallen, sondern ebenfalls auf
ber die, die da wohnen im finsteren Lande, scheinet es anlg he den Jahre 16510 an en Adrenan der den Geisterglauben zurück. da man durch den Lärm der
ν Glomeisn i. Narna unt 4 Schusse jene uüblen Unholde dertreib, ilte, die einst mit
So saßt die Heilige Schrift das Wunder der heiligen Nacht a e seßg a n e sne
n 2 el 2 großen Geheimnisses ist nicht erst öffentlichem Markte die Kinder in ii ie ee n tobten. Schöner und an die spätere Sitte des lerzenflammen—
it dem Christentum in die Welt gelommen, wie etwas Selbst- diesem alliährlichen Umzug entwickelte sich späler ein regen den Christbaumes gemahnend, war der bei den Gebirglern
verstãndliches entsprang es aus dem Naturmythus unserer heid— mãäßiger Jahrmarkt, auf dem die früher berleillten Suigt auch noch jetzt übliche Brauch, mit einer Kerze zur Christmette
nischen Vorfahren. Ihnen war das Licht und die Gottheit n vertan saigcboten n ee dehen und diese vor den Allar anzuzunden so dah jede
n n ee eee e en bin iht decnenh enhen des Behtreben die tolen Figuren irhen don dundent Lidtern heit in die duntie Rac
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e der Nahht und ihrer Wiedergeburt, die auch das in aeg n g sen re all' diesen Bräuchen hat das moderne Weih—
aeen e, uß s u Die Kirche selbst lieferte die Bühne, und die ersten nachtsfest sich sehr weit von seiner ursprünglichen Eigenart
Viier reihe Gaben smdten den Opferid der Berug und ene e d en ar e n enn n eeeee n e
vor den Hutten feierte man das Licht, indem man an aufge— gesprͤch der darslellenden Priesie n n e en Meer u * w e h
pflanzten Baumen harige Spane anndele wahred dennen ss un ie twirkung von ander zu tun hatten, prreinm er rauch, seinen Näch en
herdeuer der inbe praene w en ne n or nn m e J besonders die Kinder zu beschenken,
— 3 mmn eigentlich r W ili i it Jei
Die ersten Missionare des Christentums sind hervorragende drama auswuchs, stiegen die un n rr d s 5 enn
Menschenkenner gewelen. Mit richtigem Verständnis für die lirchlichen Bühne zum Volke herab. In der Man von Hirten Daß gerade in Deutschland diese Vermischung vor sich ging
Vollsseele vermieden sie es, an ihr Beiligstes zu rühren, und oder der heiligen drei Könige brachten Kinder ind Erwachsene während bei anderen Ralionen der Gabentag vom Geburiafes
setz ten nur neue Begriffe an Stelle der alten. Die Mütter, sie zum Vortrag, und so ward das sogenannte „Ansingen Uind des Erlösers getrennt blieb anart sich wiederum u dem
deren ewiges Gebären die Erde mit dem wachsenden Lichte wieder Einsammeln von Gaben vor den Häufern ein beliebter Bestande altgermanischen Mythus denn dem wilden Heere unheil⸗
ahnungsvoll spürte verlörperten sich in der einen Mutter des il der mitlelalierchen Weihnahefeier der a dem bande drbede Geister len dieser als Warner den Fareuen Ede—
Seilands ihr groher Sohn wurde das Licht der Welt, die in mannigfachen Resten auch jebt hoch sorllebt. hard vorausschreiten und seine ee Lihla⸗
Opsen die n den alten Gõttern gespendet, wandelten sich Wann die Kirche am 25. Dezember die Geburt des Heilands stalt ähnelt am meisten dem segenwirtenden Heiland, der
zu Gaben der Nãchstenliebe, und Engel verkündeten ießt die zuerll als christliches Fest feierte. läßt sich nicht mehr feststellen. das Wort sprach: „Lasset die Kindlein zu mir smeni·
Seilsbotschaft von der ũberwundenen Finsternis. Aber das Alte Der älteste sichere Nachweis geht auf das 4. Jahrhundert rue F Wi
3 am Neuen haften und auch die offenbarte Wahrheit um und hundert Jahre früher dürfte von einem solchen noch taum n
allte weiten der Schleier des Mystischen. Ein unbdewuhtler Drang, die Rede gewesen sein Wabrscheinlich aber war das Fest in Er—
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