Full text: Lübeckische Anzeigen 1912 (1912)

u e e Anzeige r es att. 
Ausgabe A. Sonntag, den 27. Oktober 1912. Morgen⸗-Blatt Nr. 546. 
e T 7 2 — — — —— — —— 
die Südslawin einen Kranz aus Efeu und schläft mit ihm Wohn⸗ und Wirtschaftsgebäude, HSöfe usw. 388,88 ha. Das Ge— 
Liebeszauber auf dem valkan. des Nachts auf dem Kopf bis sie einen Freier gefunden. Grohen soam wersonal bestand in 12 415 männlichen und 4770 weiblichen 
S5Seiß schlagen im aahen Osten die Serzen; eng wohnen Kraft besitzt das Zopfband, das sie einer verheirateten Freun— Personen; gelernte Gärtnergehilfen wurden 4394 gezühlt. 
Liebe und Haß nebeneinander, und wie die triegerischen Ge⸗ din gibt, die es beim Schlafengehen in ihrem Haar befestigt und Ein irener Wonnent. Ihrem Wunsche betreffs der Wetter— 
suhle, die jt in vollem Feuecr stehen, sind auch die Liebes— spricht: „Mein Kranz des Mädchens Zopfband! Laß mich tarte. lonnten wir leider nicht entsprechen. 
Mopfindungen samell entflammt auf dem Balkan. Und die Frau unter meinem Kranze träumen, an wessen Seite sie am Altar E.E. Untertrave. Sie haben recht, unser Schuldeutsch ist 
it e die in dem Kampf der Leidenschasten noch slärker er— slehen wird.“ In die Brunnentiefe blidt die Jungfrau, bis noch nicht einwandfrei. Es fehlt do noch recht oft in bezug auf 
hriffen wird als der Mann, deren glühendes Sinnen und ihre Augen sich mit Tränen füllen und sie das Bild des Zu— Logik. Wenn Sie mitteilen, daß es heiße dem selben“, nicht 
Tochten sich nicht entladen kann, im kriegerischen Tun, son⸗ tkünftigen üm Wasser erblickt. Wer am weitesten von den aber „demselben“, so sind Sie vollständig im Rechte. Schon 
dern die nur sinnt auf Liebe und Ehe. Schnell ist das süd- Mädchen durch das lodernde Johannisfeuer springt, wird am Schopenhauer schrieb das Wort getrennt, also in zwei Worten. 
flawische Madchen herangeblüht; mit 15 Jahren ist sie schon früheslen heiraten. Am Weihnachtstage sammeln die Mädchen Es heißt ja auch zZ. B. ‚„Aus dem gleichen (nicht: dem— 
ein reifes Weib und zehn Jahre später zumeist bereits alt alle Knochen vom Mittagessen, geben jedem Knochen den Namen gleichen) Grunde.“ — Aber da gibt es noch ganz anderes, auf 
und verrunzelt. Ein trauriges Los winkt ihr, wenn sie nicht eines heiratsfähigen Mädchens und legen sie auf die Türschwelle. das hier nicht eingegangen werden kann. Merkwürdig ist es ja 
helratet. Spott und Sohn dioht ihr von allen Seiten und Nun passen sie auf, welchen Knochen der Schäferhund zuerst holt. übrigens auch, daß man seit einiger Zeit „gibt“ (tatt „giebt!) 
iedig bleiben gilt fast für ein Verhrechen. Darum strebt das Dem Madchen ist dann „das Glück gebahnt“, die Freundinnen schreibt, dagegen davon absieht, statt „ergiebig“, „ausgiebig“ 
Madchen mit allen Kräften danach, einen Mann zu sinden, sagen zu ihr: „Hoff auf Sochzeitsleute, Schwesterchen! Dich usw. „ergibig“, „ausgibig“ zu schreiben. Natürlich darf der 
und selbst geheime Mächte, die dunklen Gewalten des Aber⸗ wird zu allererst einer holen, wie der Sund den Knochen.“ Lehrer das Richtige nicht auf eigene Sand lehren, sogern er's off 
glaubens und der Zauberei, müssen ihr dazu helfen. Zahlles In der heiligen Nacht erscheint dem harrenden Mädchen der auch tun möchte. 
sind die Mittel. mit denen die Südslawin die Neigung in Geist des Zukünftigen, und sie muß auf ihn ein Messer schleu— J. L. Bederarube. Ihre drei Fragen beantworten wir wie 
Männerherzen zu entfachen sucht; ür alle wichtigeren Fest. und dern. Verletzt das Messer sie dabei nicht, so wird sie einen folat: 1. Es gibt mehr als 1500 Sorten Aepfel. 2. In 2 bis 
Feiertage führt Fr. Krauß in seinem Buch Sitte und Brauch guten Mann bekommen, verwundet sie sich, so muß sie bald 4 Sekunten legt ein heftiger Sturm oder Orkan einen Weg von 
der Sudslawen“ Zeremonien und Praltilen des Liebeszaubers darauf sterben. Der groͤßte Liebeszauber ist freilich im Balkan 100 m zurdt 3. dische konnen mitten im Eise so einfrieren, daß 
on, die gerade an diesemn Tage besonders wirsan sind Einer wie überall, die Schönheit der Frau, wie das Sprichwort sagt: man sie in Stude schlagen kann; tauen sie allmählich wieder 
ber beliebtesten und verbreitetsten Bräuche ist der, daß das „Durch sein Gesichtchen kommt das Mädchen, durch sein feistes auf, so schwimmen sie — ohne Schaden genommen zu haben 
Mähdchen die Erde ausgräbt, in der die Fußspur des geliebten eng ein Pferden den Mann“ veler 
Burschen sich abgedrückt hat, se in einen Blumentopf legt und —·ꝰU — 
dorin die nie welkende Neven- ode⸗ Totenblume pflanzt. Wie Sportnachrichten. Buntes Allerlei. 
dle gelbe Blume, so soll auch die Liebe des Mannes 
etdig wachsen und blühen. Gern bringt die Schöne dem, den sie Jacht⸗Neubauten Nach nun en 8 Ein Denlmal für Feldmarschall Wartenburg. e 
zum Eheherrn be j rme ibmn nicht unwahrscheinlich, daß auch eine britis a Graf York von Wartenburg wird anläßlich des Jahrhundert 
e gehrt, ein Zaubertränllein bei oder sett ihm Laufe dieses Winters erbaut werden wird. Es heißt, daß Gedent d i Land. in Denkmal in Königs— 
e Zabespesse von die freiich nicht gerade aut schmedt. er edenktages der preuhischen andwehr ein enkmal in König 
ne uper T. C. Glen-Coats für einen bekannten Jachtsegler am Cyde berg erhalten, das am 5. Februar 1918 enthüllt werden soll. 
2 in di e Falt die Risse eines Neunzehners zeichnet. Ferner wird herichtet, da Denmal i als eine Bromestatue gedacht die auf einem 
n nr e 92 in en des daß Major Andrew Coats mit der Absicht umgeht, einen Muschelkalkstein postiert wird. Es zeigt den Feldmarschall, der 
en Kleebl. neuen Fünfzehner bei Fife in Auftrag zu geben. — G. U. lebensgroß dargestellt ist, in seiner Uniform, ohne Kopfbedeckung 
Balkans das vierblättrige Kleeblaft. Das Mädchen muß drei e e eeien hat den lustrag erhalten die Risse einer r e 
oder sieben dieser glüdbringenden Blätter suchen und sich nachts u in Angriffsstellung, das große, breite Schwert nach hinten ge— 
3 en 7⸗m⸗Jacht für den König von Spanien zu zeichnen. Die Jacht strect. Das Tonmodell des Denkmals, das dem Bildhauer 
iese undurs Kopfpolster legen. Der Liebhabet wird ibr dann selbst wird in Spanien erbaut werden. — Bei Anker & Jensen Rosenberg in Auft b den ist, ist beinahe vollendet 
im Traum erscheinen Am Georgstag wandern am frühen e bvellen e e Rosenberg in Auftrag gegeben worden ist, ist be ; 
aalgsah en mn den nt in Christiania ist eine 12m-Jaht bestellt worden. e Im weiteren Verlaufe des Internationalen Sotelbesitzerlon⸗ 
Morgen drei heiratsfähige Mädchen zula Zarl D. Danielson in Stockholm bestimmt ist. — Der dänische g masi 
oder entfernen sich heimsich von dem Reigen, den ihre Ge— — gresses sprach der Vizepräsident Karl Landsee über das Thema 
l b ann Konstrukteur Werner Hansen hat den Auftrag erhalten, für Die Ausbildung der Hotelangestellten“. Das spezielle Thema 
fährtinnen tanzen, um Hkrse zu säen. Die eine Freundin frast. dänische Rechnung eine 6⸗m Jacht zu zeichnen. In Kopenhagener 5 
Was sa Seerchen⸗ Die andere antwortet: äni echnung eine 33 pu der „Theoretischen Ausbildung der Sotelangestellten“ behan⸗— 
Bos lelt du d wel Seglerkreisen ist man der Meinung, daß die Jacht bestimmt 3 8 Koͤln Weiler beschäftigte sich 
Ich säe Hitlle, damit man mich werbe, auch dich und diese eeee aiten n e n a a e delte Syndikus Dr. Knapmann, Köln. eiter beschäftigte sid 
— 
i ihen; ücklich en, Amen.“ Im 212 n 2 
e nee esae e e und Die Preis rhöhung der Sonderllassenboote Der Vorstand diese Zwede wurden aus der Mitte der Versammlung 60 000 
lispeln sich untereinander ihre Wunsche zu. 33ch will einen des Drutschen Sealer-Verbandes gibt bekannt, daß mit iner Kronen gezeichnet. Die Angelegenheit soll noch den nächsten 
schwanaugigen Mann — 3h einen Grohen. — Ich einen Bel— nn e d n eet an u nee beschäftigen, für den als Tagungsort Nürn⸗ 
den. — I6h einen Leichtfüßigen, damit er rasch viele Türken— 2 — erg gewã wurde. 
sopfe raube — Ich ein feines Secrlein usw. Und sie schließen eee 2 wr Kleine Tagesereignisse In Odelsa wutete ein furcht— 
mit der Beschwörung Ich und du sollen bald einen Mann 2 8 u Meen e barer Sturm. Biele Bäume in den Parks sind umge— 
belemmen“ Um die Zuneigung jemandes zu erwerben, raubt Sbvnderllassenwetahrten n icht augelassen werden durfen. knidt, iber 4000 Telegraphenstangen umgerissen und eine große 
man vom Kopf des Betreffenden einige Saare und trägt sie v. Anzahl Dächer abgedeckt. Die Stadtbahn mußte den Verkehr 
auf dem um den Geliebten zu sich zu rufen, verbrennt Briefkasten der Redaktion. einstellen. Die Dampfer nach Cherson und Nilolajew konnten 
man am Neum nd die Saare. Der Neumond spielt überhaupt P. Sch. Fagenburger Allee. Im Königreiche Sachsen gab nicht abfahren. — Der Senator Dr. Schrader aus Lüneburg, 
eine wichtige Nolle. Das Mädchen betet zu ihm: „O du es nach den Mitteilungen des Königl. Statistischen Landes— der zu einer militärischen Uebung nach Sannover ein— 
hehrer Mond im Simmel! Du übersiehst die ganze Erde und amtes, Dresden, am 23. Mai 1911 im ganzen 3776 Gärtnerei— berufen war, nahm sich, weil er norgens den Dienstantritt 
siehst auch den Mann, der mir bestimmt ist. Laß es geschehen, betriebe, davon 3563 mit verwertbaren Gartenerzeugnissen. 29883 verschlief, das Leben, indem er sich eine Kugel in den 
daß auch ich ihn ĩm Traume sehe: mag er immer in der Welt Betriebe wurden als Hauptberuf, 793 Betriebe als Nebenberuf Kopf schoß — Das Schöffengericht in Jena verurteilte 
weilen, so steht er doch auf der Erde, die du überschauest; nun angegeben. Die Größe der Gärtnereibetriebe betrug: zum An— den Milchhändler Otto Kellner, der Milch bis zu 
nehme ich von dieser selben Erde und lege mir sie unter den bau verwertbarer Gartenerzeugnisse 3469,20 ha Fläche; Zier⸗ neunzig Prozent mit Wasser verdünnte, zu sechs Wochen Ge— 
Kopf.“ In den Strahlen der untergehenden Sonne windet sich gärten. Schmuckanlaagen Varke. Rasen 3044 73 ha Fläche; fänganis. Der Verurtfeilte wurde sofort verhbaftet 
— E— 
Das fertige Diner. noch zahllose Hausfrauen nach alter Weise und schwingen selbst Bestellte pünktlich auf die Minute im Hause zu haben. Und 
Ei 1 n der Resche den berühmten Kochlöffel. Aber in gröheren. und groben wenn ihr das Angebot nicht behagt, kann sie Veränderungen 
ine zeitgemähe Blaereiaus der Reichs— Städten ist ja alles vorhanden und debei so preiswert, daß treffen und ihre Wünsche äußern. 
hauptstadt. die Muhe der Selbstbereilung sich gar nicht verlohnt. Es ist Damm ist die geplagte Dame des Hauses aller Sorgen ent⸗ 
nge. Berlin, im Olt. gerade wie mit dem Strümpfestricken. Kennen Sie ein weib— hoben. Sie braucht den neuesten Roman nicht aus der Sand 
Unseren lieben Frauen ist geholsen. Seit Jahr und Tag liches Wesen, das heute noch Strümpfe Frickt? . zu legen und sich um die Küche zu kümmern; sie kann ruhig 
haben sich gütige Mitmenschen alle erdenkliche Mühe gegeben, Man darf mit der Großstädterin aber nicht zu streng ins in ihrem Salon bleiben und der Dinge harren, die da lommen 
lie zu entlasten und ihr schwieriges Los zu erleichtern; tausend Gericht gehen. Nicht jede ist in ihrer Jugend von der Frau werden. Sie braucht sich auch nicht zu ängstigen, daß etwas 
mögliche und unmögliche Werkzeuge und lleine Maschinen sind Mama in die Gehennnisse der Küche eingeweiht worden oder hat anbrennt oder versalzen oder nicht rechtzeitig fertig wird — 
ersunden, um der Hände Arbeit zu ersetzen. Es gibt Suppen gar eine „Kochschule“ besucht, wie es zum Segen für alle das geht sie alles gar nichts an. Sie ist wie ein Gast in 
und Speisen, saure und süße, in fester Form, in Würfeln und zukünftigen Ehemänner wieder Mode zu werden scheint“ Was ihrem eigenen Haus und setzt sich zu Tisch wie die Damen 
Zugeln. die Konservenbüchse hat ihren Siegeszug über die foll sie machen, wenn sie sich ihr eigenes Nest baut? Sie und Herren, die sie geladen hat. Und läßt sich ebenso über— 
Welt angetreten — man findet die blinlenden Blechdosen im ist auf die Köchin angewiesen und die „Perfelte“ wacht mit raschen wie ihre Nachbarn zur Rechten und Linken, denn sie wein 
Busch Innerafrilas wie im Grunewald — und endlich ist Argusaugen über ihre Würde, so daß die junge Frau nur mit nicht mehr als ihr Tischherr, der prüfenden Blickes die gold⸗ 
auch das Letzte erreicht, der Traum maucher Hausfrau ist Zitlern und Zagen ihr angestammtes Resch zu betreten wagt. umrãnderte Menũlarte betrachtet.. 
Wirklichkeit geworden: Das fertige Diner! Und benn ihr zu viel zugemutet wird, streikt sie einfach zur Das ist das ferlige Diner. J 
Nicht etwa ein kleines, bescheidenes Mittag- oder Abend— Verzweiflung des ganzen Hauses. Diese großstädtische Einrichtung, die in letzter Zeit immer 
essen mit Suppe, Fisch Braten und Nachspeise — o nein — wWas tun⸗òß mehr Anhänger oder vielmehr Anhängerinnen findet, hat zweifel⸗ 
ein richtiges großes Diner“ mit einem ellenlangen Menu da lolchen Nöten erschien ein Rettungsengel am dunllen los ihre Schattenseiten, denn sie ist gerade nicht danach angetan, 
mit acht, zehn, ja zwölf Gängen, die das Feinste, Beste, Horizont: die Kochfrau! Sie war der erste Schritt zur Besse— die ohnehin schon unglücliche Liebe des modernen weiblichen 
Köstlichste, Seltenste aufweisen. was die Jahreszeit bietet — rung. Sie war meist in geseßtem Ater, band sich eine Geschlechts zu dem vielgeschmähten Kochtopf zu stärken, aber 
Diner mit allen Schilanen, in dem ein Turmbau von seinsten reine Schürze um und verstand ihre Sache. Man war gerettet, auf der anderen Seite hat sie auch ohne Frage ihre großen 
Riesenhummern nicht das geringste Aufsehen macht und in man atnete auf. Es war ungefähr so, als ob man einen Vorteile. 
dem französische Poularden, mit Toulouser Wachteln gefüllt, Kranken im Hause hatte Der Arzt kam und man war Und die Vorteile lommen nicht nur ihr selbst zugute, son⸗ 
keinen Menschen aufregen. betuhigt. * dern auch ihren Gästen, dem ganzen geselligen Leben. Die 
Unsere armen Mütter und Großmütter! Muüssen wir sie nicht Wer dabei blieb man nicht sleben. Für bescheidene Ver— Hausfrau, die nicht den Ehrgeiz hat, alles selbst zu besorgen, 
bedauern, wenn wir daran denken, welche Arbeit und Umstände hältnisse. für „ein gewöhnliches Essen“ genügte ja eine brave ist auch nicht abgehetzt und erschöpft, wenn man sich zu Tisch 
mit jeder festlichen Gelegenheit verbunden waren? Wenn Gäste Frau, die ein Roastbeaf rosarot und eine Samburger Gans setzt; sie ist frisch und genießt mit, icd andere genießen. 
kamen, so gab es schon tagelang vorher alle Hände voll zu tun. schon knusperig zu braten verstand. Doch das waren all— Es ist nämlich wirklich keine Kleinigkeit mehr, ein großes 
Denn nichts war fertig alles wurde im Hause selbst zubereitet. tägliche Genüsse und man wollte seinen Gästen etwas Be— Diner, wie es in einigen Berliner Krelsen leider üblich geworden 
Und die Hausfrau ließ es sicht nicht nehmen, selbst mit Sand fonderes bielen. Der Ehrgeig wurde wach, und der eine wollte ist, in richtiger Speisenfolge zusammenzustellen, geschweige denn 
anzulegen, wo es nötig war, oder wenigstens überall nach dem den anderen übertrumpfen. im eigenen Hause von Anfang bis zu Ende selbst zuzubereiten. 
Rechten zu sehen, denn sie fühlte sich ass verantwortungsvolle So löste denn ein männlicher Kochlünstler den weiblichen Ein Menũ, wie etwa das folgende, gehört gar nicht zu den 
Gastgeberin, und es war ihr eine Freude und Ehre zugleich ab und der „Traiteur“ oder der Stadtloch trat in die Er⸗ Seltenheiten: 
wenn Kenner ihren Tisch zu schätzen wuten. scheinung. Er war nicht mehr der dienstbare Geist. der unter Austern 
Das war die Zeit, die löstliche Zeit, wo man sich die den Augen seiner Herrin die Pfanne handhabte, sondern ein Champignonsuppe 
delilaten. Schinlen, Spicbrüste und Würste aus eigener Räucher⸗ selbständiger Geschäflsmann, der das bestellte Diner fix und Seezungenfilets mit arünem Spargel 
kammer holte, wo man sich an selbsteingemachten Früchten, fertig ins Saus lieferte..3 Rinderschmorstüch à la Barby 
Marmeladen und Gelees labte. In welchem Hause findet sich In der ersten Zeit gab es nur vereinzelte Stadtlüchen, Rãucherʒunge in Marsala 
heute noch eine Räucherkammer? Es klingt fast wie ein Mär— aber die Nachfrage wuch, und heute zählt man in allen Wachteln in Calvillen 
chen, wie eine Sage aus grauer Vorꝛeit. — Vierteln von Berlin Dutzende solcher Küchen, die sich an Lei- Getrũffelte Poularden. Rwiera-⸗Salat. 
Und welche Frau gibt sich heute noch damit ab, das sog. slungsfählgkeit zu überbieten trachten. Und das nicht allein. Kirschenstrubel 
„Eingemachte“ sebst u bereilen und de verschiedenen Frucht- Selbst Warenhauser haben sich dieses neuen und blũhenden ¶Duichesse⸗Birnen ¶ la Melba 
säfle selbst abzulochen? Ueberflüssige Mühe! Das alles hat Geschãftszweiges angenommen und lefern fertige Diners zu Warmes Kãsegebãd 
man jetzt fix und fertig und in grökter Auswahl — man geht festgesetzten Preisen. In den Tagesblaͤttern wird angezeigt, wie Nachtisch und Früchte · 4 
einfach hin und kauft es. biele Gange und welche Gerichte man fur funf, sechs, acht, dehn Welcher wohlmeinende Ehemann würde seiner Gattin zus 
In kleinen Orten und draußen auf dem Lande, wo die Mark das trodene Geded belommen dann, und die Hausfrau muten, alle diese Serrlichleiten selbst zu bereiten? Es wäre 
Zeit noch gerubsam dahinflieht, ichalten und walten gewih braucht sich nur an den Fernsprecher zu bemühen, um das wirklich ein bihchen zu viel verlangt .. Apicius
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.