Full text: Lübeckische Anzeigen 1912 (1912)

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abends, Sonntags morgens) erschelnend Bezugs e e 42427 usw 
preis für das Vierteljahr 8,80 Wart einschließlich R Vig. sue in h 
Bringgeld in Lũbeck. Durch die Post bezogen ohne linn . aα Êν 
Bestellgeld 3,30 Martl. Einzelnummer; 10 Vsg. Sa ναÊ b 
— Beilagen: Vaterstãdische Blãtter. — Der Familienfreund. — 
Amtsblatt der freien und hansestadt Lübed 162. Jahrgang Nachrichten süt das herzogtum Lauenburg, die 
Beiblatt: Gesetz und Verordnungsblatt ev⸗ Fürstentũmer Ratzeburg, Lübed und das angren⸗ 
a- v ννν zende medlenburgische und holsteinische Gebiet. 
Drud und Verlag: Gekbellder Borere . m. 6 5 in Luhed. — seraeerre orekhhaus (Könialtr. 46). Fern sprecher 9000 u. 90001 
Ausgabe M. Grohe Ausgabe) Dienstag. den 30. Juli 1932. abend⸗Blatt Ur. 381. 
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3 Der Erfolg der inneren Reformen ließ in Japan nicht gener Warnungen einen allgemein als gefährlich bekannten Weg 
Erstes Blatt. hierzu 2. Blatt. lange auf sich warten und mit Staunen gewahrte Europa zum geritten, so daß Frankreich auf seine nent 3 
ñ— — — — — —— ersten Male bei der Pariser Weltausstellung von 1878 die Mord nicht haftbar gemacht werden kann. Was naturgemäh 
— — nenaen Nnmmer b 22 — Wandlung des Landes zu einem modernen Kultur⸗ und Mili— für unsere Regierung nicht angenehm wäre, nachdem lürzli 
8 tli Teil tärstaate. Durch die inneren Reformen war Japan mehr und die marokkanische Frage zwischen Deutschland und Frankreich 
Nnichtamtlicher Ceil. mehr zu einem Industriestaat geworden. Das Inselreich wurde in ihren Grundzügen erledigt ist und weitere Verhandlungen 
zu eng, und es folgte die Epoche der imperialistischen schweben, die ausstehenden Fragen rel Vi e 
* Expansion. In den Kämpfen gegen China 1895 und gegen bringen. Die Lage ist vielmehr, wie in der Meldung ausdrüd- 
22 Zum Tode des Mikado. Rußland 1904 setzte es sich auf dem asiatischen Festland fest lich hervorgehoben wird, keineswegs gefährdet und weder die 
e e ooe 2 u und wurde zur Großmacht, mit der ein Bündnis abzuschließen beutschen noch die französischen Kaufleute beabsichtigen aus diesemi 
Feltern morgen ist. wie wir bereits heute fruh meln der allte ehrlihe John Buil nicht u solz war und die uenere nlah die Siadt u verlasfen. boi. 
ban dt galler uulubitr vrn Auran der Screr er dings im Verein mit Rukland begehrlich nach China —Ne— 
arsten asiatischen Großmacht, gestorben. Nach einem langen, hinũberblickt. Zur Beseitigung der durch Kraftwagen verursachten 
hartnäcligen Todeskampf, von welchem die letzten Bulletins, ß Slaubpl 
e i rs 222 ß Kaiser Mutsuhito trat getreu der alten Tradition seines aubplage. 
it größter Regelmäßigkeit zweimal täglich durch isenn ent 22 8 ———— D27 —— — g 
das Reuterbureau verbreitet wurden, ist er seinem gewaltig in der Deffentlichleit persoönlich kaum ie hervor. Da⸗ Wie man uns schreibt, ist die Biologische Anstalt für Land 
aufstrebenden Lande im 64. Lebensjahre entrissen worden, durch haben sich, besonders unter den Europäern Japans, und Forstwirtschaft in Dahlem beauftragt worden, in diesem 
nachdem er die Geschicke Japans 45 Jahre lang so erfolgreich manche törichte Legenden über ihn gebildet. Die politischen Sommer Versuche anzustellen, inwieweit die angrenzende Land- 
wie keiner seiner Vorgänger geleitet hat. Sein Regierungs— Fragen des Tages besprach der Kaiser in seinem „Geheimen schaft durch den Staub der Landstraßen geschädigt wird. Das Er- 
antritt am 31. Jan 1864 fiel in die bewegte Zeit als sich Rat“ der die tatsächliche Regierungsbehörde in Javan gewesen gebnis der Untersuchungen wird seinerzeit durch die Mitteilungen 
hbie ersten Einflüsse europäischer Kultun, Wissenschaft und ist, und dem sich die Ministerien ohne Unterschied ihrer Partei- der Biologischen Anstalt veröffentlicht werden. Die Belämpfung 
Technik in dem bis dahin streng von der Außenwelt abge— jugehörigkeit unterordnen mußzten. Dieser Rat besteht aus einer der durch Kraftfahrzeuge erzeugten Staubplage ist außerdem eine 
chlossenen Lande bemerkbar zu machen begannen. Die Macht leinen Anzahl erprobter Männer, denen der Kaiser sein Ver— derienigen Aufgaben, deren Behandlung der Internationale Stra- 
2 27 trauen schenkte. Der Tod des Kaisers wird an den Grund— ßzenkongreß in Angriff genommen hat. Der deutsche Ausschuß 
der Schogune, der Hausmeier, die seit Jahrhunderten die *7 Je zenkong g ul 
iiliqei perrscher es Lande der mfachanben Sonne ge— inien der auswartigen Politik kaum wesentliche Aenderungen des Internationalen Straßenkongresses, dessen Aufgabe es ist, 
en n de ebien ie en ie herbeiführen. Aehnlich wie in England ruht nämlich die für die nächste Tagung die Tagesordnung vorzubereiten, hat 
ie e e ee ie e ee e wirkliche Macht trotz aller konstitutionellen Einrichtungen sich bereits mit der Staubplage beschäftigt. Man lann daher 
egte und die geistliche und weltliche Herrschaft in seiner und Neuerungen in den Sänden einer aristokrati mit Sicherheit annehmen, daß der im nächsten Jahre in London 
Hand vereinigte. Damals begann für Japan eine neue Zeit, sch en Qligarchie, deren Stellung durch die modernen tattfindende Straßenkongreß Ich ebenfalls mit dieser straßen- 
die Aera der Aufklärung und modernen Entwicklung. Der uropäischen Ideen, insbesosdere den Sozialismus. der auch bautechnischen Frage beschäftigen wird. Gerade durch den inter- 
ile endalstaat wandelte sich mit überraschender Schnelligteit bereits Boden in Japan gefaßt hat, noch keine fühlbare Er— nationalen Automobilverkehr ist die Abhaltung der Straßen⸗ 
und noch erstaunlicherer Anpassungsfähigkeit in ein modernes schũtterung erlitten hat. — longresse angeregt worden, und dementsprechend ist man vrnübt 
Staatsgebilde nach abendländischem Muster. An die Spitze Thronbesteigung des neuen Milado sowohl die Verkehrsverhältnisse selbst wie vor allem die Wider- 
ber Regierung trat ein Kabinett, eine Volksvertretung wurde WV. Tolio, 30. Juli (Meldung des Reuterschen Bureaus.) jtandsfähigkeit und Haltbarkleit der Straßen ständig zu ver-⸗ 
geschaffen, und im Auschluß daran vollzog sich überall die Um⸗ Heate morgen wurde die Thronbesteigung des Kronpfringen eetn u ie enn Verlehretel und rr Went en be 
wandlung altnationaler Einrichtungen nach europäischem Vor— mllich vrtünden ondere Bedeutung beanspruchen, die für alle Länder von gleichen 
bilde. Telegraph, Dampfschiffahrt und Eisenbahnen hielten Offlnisser russischer Nachtuf Interesse ist, so ist das Bestreben, in allen Fragen durch den 
ihren Einzug, der Schulzwang wurde eingeführt, und der u 7 nternationalen Austausch der Erfahrungen immer weitere Fort 
alte Heerbann des Adels durch ein modernes, vor allem nach Petersburg. 30. Zuli. Die offigiẽse Rossija schreibt schritte zu machen, nur zeitgemäk 
deutschem Vorbilde rekrutiertes und ausgebildetes Heer erseßt. zu dem Tode des Kaisers von Japan: Das mit Japan be— — — 
So ist bis zu seinem Tode das zum größten Teil in Er— ndsiennn eee e e en Veteranen⸗Not. 
fü in der feierlichen Proklamation — aisers den öpfer des ʒ 
un e 3 heutigen Japan beweine, das ein wichtiger Fakltor in der Welt— 3 a n d n e 
lunftsaufgaben Japans hinstellte. Die Kernsätze dieser Pro— politik geworden sei. 2 —22 *2 x 
klamation des Verblichenen lauteten damals: e n n * bezos in gefunden v Der 
* len e un in lenatr Filten Zur Ermordung des Deutschen Opitz. 3 
33 69 an snn sende sollen en Die Ermordung des Deutschen Opitz in der Nähe von aufzuklären und an seinem Teil mitzuwirken, daß hier endlich 
Kenntnisse aus allen Teilen der Welt von uns Marrakesch dürfte leider den Tatsachen entsprechen, obwohl Wandel geschaffen wird. Der dem Deutschen Wehrverein an- 
übernemmen werden, zur Stärlung und Festigung des augenscheinlich weder seine Leiche gefunden ist, noch ein Augen— geschlossene Veteranendank in Leipzig hat die Absicht, eine große 
la nell inmlunon in ern zeuge der Tat berichtet hat. So bedauerlich dieser Mord ist, so umfassende Veteranenfürsorge einzurichten. Wie notwendig das 
jhnen soll über alle Silaatsangelegenheiten disutiert werden wird man darauf doch kaum diplomatische Weiterungen er— ist, maa Nachstehendes beweisen: 
und die öffentliche Meinung zu Wort gelangen“ warten dürfen. Denn Wolfgang Opitz ist trok vorangegan— Ende des Feldzuges 1870 standen auf französischem Boden 
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35 „ich habe von diesen Tohuwabohu genug! Der viehische Neger— Sven ihr erst nach der Edeafahrt geschentt, lag zerbrochen 
Das Duallamãdchen. ärm widert mich an.“ am Boden. 
Kolonial-Roman Die Mannschaft des siegreichen Bootes war am Ufer aus— Nyãämya schlug scheu die Augen zu ihrem Berrn auf. 
von Jesco v. Putttamer-Dtesden. gestiegen und wurde von ihrer Dorfschaft in ausgelassenster Sie wurde sich ihres Vergehens jetzt voll bewußt und ver— 
(26. Fortsetzung.) Machdruck verboten.) Freude umringt. Long sprang in raschen Sätzen auff Nyämya mochte doch nichts mehr daran zu ändern. Werner Alschar, 
Von dem oberen Flußufer her erscholl ein tosender Lärm, zu, die ihre Arme noch wie Windmühlenflügel herumwarf, der einen gewaltigen Zornesausbruch bei Sven fürchtete, zog 
die vielen schwarzen Gestalten redten ihre Hälse hoch, schrien dann aber plötzlich innehielt, als sie des Balinegers heiben das geängstigte Mädchen eine Strede mit fort, bis sich das 
und gestikulierten wie gin Haufen Irrsinniger. In der Ferne Atem dicht vor sich spürte. ärgle Negergewühl einigermaßen verlaufen hatte. Dann reichte 
samen die langen Boote in Sicht. Hoch flog der schäumende „Long viel Geld!“ rief er leuchend aus, „wird bald zu er ihr sein Taschentuch, damit sie das von der Stirn träu— 
Wassergischt vor ihnen her. Die Insassen begannen mit Auf— Kowa gehen! Gut, dahß Nyämya — grohe Freude zeigt!“ felnde Blut auftrocnen konnte, und sprach dabei freundlich 
bietung aller Kräfte den Endkampf. Was war nur geschehen? Das Duallamädchen kam in auf sie ein. 
Die Palavertrommeln wurden in jedem Boot zum Zer— diesem Moment erst wieder zur Besinnung. — Der Headman Spen kämpfte noch mit sich lelbst. Aufwallender Zorn 
springen bearbeitet. dann vollführten andere Instrumente eine wollte sie mit sich ziehen, sie sollte an dem Feste der sieg— und Mitleid stritten miteinander in ihm, er vermochte aber 
gzrausige Höllenmusik, während die Paddeln in einem rasenden teichen Dorfschaft teilnehnen. Das wilde Blut in ihr hatte dem den ersteren nicht ganz zu überwinden. Langsamen Schrittes 
Tempo ins Wasser tauchten. Der Steurer, der das Boot Sieger zugejauchzt, ohne an die Folgen zu denken. an den Freund und das Zuallamädchen herantretend, schalt 
lenlte, hatte seine ganze Aufmertsamkeit darauf zu richten, Jetzi wehrte sie ihn ab, und sich rasch nach Nbop um— er dieses in heftiger Weise: 
dah es in der günstigsten Richtung zum Ziele blieb. schauend, bemerkte sie, daß dieser in der um die Bootsmann⸗— „Du bist ein schrankenloses Geschpf, Nyämya. Was nützt 
Immer toller wurde das Lärmen und Schreien am Ufer, schaft rasenden Menge verschwunden war. Das Johlen wurde meine Erziehung bei dir, wenn du in einem einzigen Mo⸗ 
jetzt mußte die Entscheidung fallen. Auch Nyämyas hatte sich geradezu ohrenbetäubend. ment alles über den Haufen wirfst? Du gebärdest dich wie 
eine wilde Aufregung bemächtigt. Ihr seidenes Brusttuch, „Nyämya — mir folgt!“ rief der mächtige Balineger eine — Buschnegerin!“ 
das sich gelöst, flatterte bei jeder Bewegung um sie herum, in scharfen Lauten aus. Er padkte sie fest am Arm und sie „Nicht Buschnegerin!“ stieß sie mit einem jäh aufflammenden 
sie sprang, tollte und jauchzte wie ein echtes Negerkind, ohne muhte eine ganze Stredde mit ihm gehen. Dort, wo der obere Blitz in ihren Augen aus. „Massa nicht sagen darf. Busch- 
auf die Umgebung zu achten. Nbop raste geradezu wie ein Ver— Weg sich nach den Dörfern abzweigte, standen Sven und Werner, negerin — verachtet! — Nyämya. nur — —,“ lie wollte 
rüctter, als sie beide sahen, dah sich Long, der Headman in sie hatten dem tollen Haufen nicht mehr entrinnen können noch weiter sprechen, brach aber in ein wildes, erschütterndes 
der Faltorei, als Steurer in dem siegenden Boote befand und mußten ihn nun an sich vorbeipassieren lassen. Schluchzen aus. 
Einige farbige Unteroffiziere der Polizeitruppe standen in Sowie der Fabrikleiter das mitgerissene Paar erblidte, Werner versuchte sie zu trösten. 
Nyämyas Nähe und begannen, mit dem Duallamädchen ihre rief er schrill über die sich dicht drängenden Duallaneger „Beruhige dich, Nyämya! Bist ein stolzes Mädchen — 
Scherze zu treiben. Sven, dessen Augen bald auf das Wasser hinweg: „Nyämya!“ leine Buschnegerin. Dein heißes But reißt nur unsere Sitte 
und die heranfliegneden Boote, bald auf Nyämya gerichtet Der Ton seiner Stimme war so laut und befehlend, daß nieder,“ er scherzte leicht, „es hat einen tüchtigen Aderlak 
waren, wurde plötzlich wütend. Er sah es deutlich, in dem auch der Headman zusammenzuchkte und das Duallamädchen erhalten. der es schon so weit abkühlen wird, wie dein Herr 
durch das Ziel schiesenden Boote saß Long. Ihm also galt sofort losließ. Sie flog aus dem Knäuel von Menschen heraus, es hübsch wohlerzogenerweise verlangt.“ 
der Taumel Nyämyas, ihm jauchzte sie in einer alle Schranken wurde angerannt, und wie ein Bündel bunter Tücher seitwärts Er sah zu dem noch strenge Falten zeigenden Gesicht Svens 
durchbrechenden Weise entgegen. Nun wußte er genug und geworfen, dann stürzte sie vor Sven hin. auf und lachte dabei lustig. 
wollte sich danach richten. Er sühlte sich in seinem Innern Werner beugte sich rasch zu ihr nieder und hob sie auf. „Komm nur näher, alter Grimmbart, und streichle die 
tief gekränkt, ihr ganzes Benehmen mißfiel ihm derartig, daß Sie war mit der Stirn auf einen scharfen Kiesel gefallen Wange von dem armen erschrocenen Kinde. Die stüchtige 
es das Guthaben bei ihm mit einem Schlage auslöschte. Hatten und trug eine blutrünstige Verletzung davon. Die roten Tropfen Schramme, die ihre Stirne nun zieren wird, verdankt sie dir 
seine Lehren auch nur das Geringste genützt, bei der ersten tannen auf ihr neues seidenes Bruͤsttuch herab, es hatte sich Auch ein: Segnung deiner vielgeliebten Kultur!“ 
besten Gelegenheit warf sie abermals alles über den Haufen mordentlich verschoben und sie versuchte es rasch wieder zu Den stärksten Groll hatte Syen zwar schon herunterge. 
und gab sich der Wildheit ihrer Rasse hin. befestigen. Ihre Kopftracht erschien gänzlich aufgelöst, und der schluckt, aber sein stark verletztes Gemüt wollte sich nicht be— 
„Kemm, Werner!“ sagte er auf einmal mit rauher Stimme. von einem Negermädchen unzertrennliche belle Sonnenschirm den schwichtigen lassen. Das tolle Benehmen an und für si
	        
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