Full text: Lübeckische Anzeigen 1912 (1912)

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We al cWochentags morgens und S 50 — 42 AInme preis nsabe 4 und b) für bi 
abends, Sonntags morgens) erschelnend. Bezuge⸗ 5 55 9 Zeile 20 Pfg. Kleine Anzeigen (Arbeilsmarll usw.) 
preis fũr das Vierteljahr 8,80 Marl as 4 S— 9 ——— 3— B Vsg. ur Ausari⸗ z Gelbasu u 
Briuggeld in Lũbeck. Durch die Post bezogen ohne 2— 2 5 S inmngen an i i 
Bestellgelb 330 Mart. Einzelnummern 10 Vsa erstãdtische Blãtter 3 ili u, Satz den Ansordenen eutsprechend höher. 9 0 
—— — Beilagen: Vat — Der Familienfreu —— —2 — 
Amtsblatt der freien und hansestadt Lũbet 162. Jahrgang Nachrichlen für das herzogtum Lauenburg, die 
Beiblatt: Gesetz· und Verordnungsblatt e n e Fürstentũmer Ratzeburg, Lübed und das angren 
zeigen⸗. von e ãrz) ab, befi i 
60 ôννννAοννο — — — ——— — zende meclenburgische und holsteinische Gebiet. 
Oruct und Verlag: Gebruder Borchers G. m. b. B. in Lübec — ue Adrekhaus (Köniastr. 46). Feru sprecher 9000 u. 9001. 
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Ausgabe M. Grohe Ausgabe) Sonnabend, den 29. Juni 1912. Abend⸗Blatt Ur. 324. 
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Vian hietn 2 bn c Zut Z ppeln Natasnoh⸗ in duhesdorl 
— —— ——— — — —— Weltkrieg mit seinen menschen- und güterzerstörenden Wulnen Dem Unandg. dem soeben das Zeppelin-Luftschiff Shwa ⸗ 
unsfang der heutigen Nummer 6 Seiten zu dazu ist eine starke deutsche Flotte nötig, re en Dun r n Oule nn enn v t 
34 jeden Angriff auf Deutschland auch zur See zu einem gesfähr e ne e an 
Nichtamtlicher Ceil. lichen Experiment für den Angreifer macht. aun bhh nn 8 i un f u 
e h — aber glücklicherweise ohne ernste Folgen verlief. ie ⸗ 
wir und die Engländer — —— 
9 e ie ln 4 in Helgoland nach Norderney ausgeführt hatte, sollte um 2,50 Uhr 
Von Ernst Bassermand, M. d. R. ir e e een n α n in Fuhlsbüttel erfolgen. Als die Mannschaft das Luftschiff 
Unter dieser Ueberschrift veröffentlicht Reichstagsabgeord— e llar plnen wir ner n en uin er e en bereits so weit herabgezogen hatte, daß Dr. Edener die vordere 
neler Bassermann im nächsten Heft der Monatsschrift Nord und 8 une n o a e Gonbel derlaffen tonnte erfate eine Nordwescboe das Shim 
Belrhunnn un * Deutschland ein fest Gebieten ulehen und wirtshastliche Wucht in Aberkerilchen »und trieb es ab. Es war in Gefahr, mit dem Vorderteil aufzu— 
Niemals seit dem geilpunkte, in dem Deutschland ein festes m * — stoßen. Die Leute konnten das Fahrzeug aber halten. Nach 
Slottenprogramm aufstellte, hat die deutsche Floktenpolitik einen Das lind die Gedanken, welche die führenden Politiker bei Wiederanstellen der Maschinen wurde es in die richtige Lage 
aggressiven englandfeindlichen Charakter in sich getragen. Aus der Schaffung unserer Flottengesetze geleitet haben. Die groß ie vat Aeber bean veñan 
l Vollnen r dannen a a gebracht und darauf in die Halle gezogen. r 
zögernden Anfãängen hat sie feste Gestalt angenommen, als n u b det ern si r der Fernfahrt selbst hat Dr. Edener, der Fahrtleiter, einige 
Furst Bulow Staatssekretär des Auswärtigen Amtes wurde und n bb yg 8 e rn i e interessante Mitteilungen gemacht, in denen es u. a. heikt: 
Admiral von Tirpitz das Reichsmarineamt übernahm. Es war ei 7 — at, n a un Wir fuhren zunachst ber Samburg und Blankenefe am rechten 
die Aufgabe dieser beiden Staatsmänner, für die deutsche ir u ab r e n Üfer der Elbe entlang, kreuzten die Elbe und steuerten dann 
Weltpolitik die maritimen Unterlagen zu schaffen, aus der m rer na eralen ei zã durch das Land Kehbingen. Das Welter war bis dahin 
Periode des Experimentierens und Tastens zu einem festen bin— v u n u n n v n u prächtig. Der Wind stand allerdings entgegen, hatte aber nur 
henden Ilbttenpronn eueen unt ten durnren e ener u e h ern e e u hn eine Geschwindigkeit von 7 bis 8m. Vor Cuxhaven sichteten 
Dah ihnen dies gelang unter Ueberwindung mancher inneren en in r n su d e wir den einaufenden Dampfer „Ameritan der Samburg— 
Schwierigkeit und ohne Gefährdung des Friedens, das ist Be⸗ lus ver rß aß zn e z Anerita Linien As das Qufischiff den Dampfer treuzte konnten 
weis ihrer nerai⸗ und Staatskunst und hat ihnen Ehre und un an an n er u, wir deutlich wahrnehmen, wie unter der Schiffsbefaßung und 
Ruhm gebracht. Wenn man die Parlamentsakten durchblättert oli iegt, un n mn i jünaste den Passagieren, besonders unter den Zwischendecern, freudige 
und die Reden, die bei den Flottenorganisationen vom Regie— e m ie notwen igf en aen Aufregung herrschte. Flaggensignale des Dampfers wünschten 
rungstische und von Abgeordneten gehalten worden sind, so n m ere s re hara m uns glückliche Reise. Darauf steuerten wir landeinwärts, um in 
wird man finden, daß die Anerkennung, daß England eine über⸗ sle in n e Pehrvor u den Richtnng des Ebestomes die See u gewinnen Die 
legene Flotte zu Aufrechterhallung seiner Weltstellung not tut, S e n e toß in * an un Quft wurde jett unsichtig, so daß wir uns ausschließlich auf 
sich wie ein roter Faden durch die Berhandlungen zieht. Eng— 33 3 e i Zrit 2 unseren Kompaß verlassen mußten. Nach einer Stunde schon 
iand eine Insel gbhangig von der Seemfuhr fur seine Bolt— nn u ren re 83 umaen bekamen wir Selg oland zu Gesicht das wir nun in wenigen Mi— 
e hne r dr ist wenn det als e man deigen und sollen nict Erobernnae nuten erreichten. Ungeheure Aufregung über das unerwartete Er 
88 daruu umngewielen irle See Ueberzeugung in Fleisch und Blut der ben scheinen erfaßte die Bevöllerung und die Badegäste. Man 
macht zu sein un ee Vollce n n D in T 3 zn sammelte sich auf dem Unterland und begrüßte uns laut und 
Dies ist von uns nicht bestritten worden und so war es nie pe, ist, ng Stelnung lebhaft Wir untreisten die Infel in goher Säleife und nahmen 
mals Ih unserer Flottenpoliti, diese Weltstellung Enlands zu ꝑ n v ee 3 so groß bann sarweien S bis eÊöν h α i 
ebn v n ee e e dnh t und rna uteteen sr enfahnt an Von da ad lef dan S n denn Winde 
as wir für m in Anspruch nehmen, ist das Recht, den r ei n le gegen mn an n irgt, Die Fahrgeschwindigkeit betrug durchschuittlich 80 1n die 
ln en en ohne Rũdsicht auf Englands b für eine n iguna Zeit⸗ nde le e ente nα e en an er 
ens e ich unseren n ueien e n m uee e zu an n Deutsch⸗ fahrungen über die Ravioation auf See. Wir konnten dadei 
men. arüber, m ne en und de pntahnrer un ee * e h eue e des gegen⸗ feststellen, daß die Navigation auf dem Wasser viel leichter ist 
enn b e e ind sich die ei n enn un inn ablösen ud len durch als auf dem Lande und daß der Wind, wenn auch frisher, so 
rger ichen Parteien Deutschlands vollstän ig einig. vertrauensvolle eziehungen die der Bedeutung der großen auf⸗ doch gleichmähiger ist, als auf dem Festlande. 8 ⁊4. 
Nicht aus dem Bestreben, es England gleich zu tun, sind einander angewiesenen wirtschaftlichen und Handelsinteressen der 
unsere Schiffsbauten entstanden, sie wurden zur Nowendigleit, beiden Länder gerecht werden. Die Kriegsgefahr des letzten Das Luftschiff „Schwaben“ ist erst im Frühjahr vorigen 
als der deutsche Auslandshandel wuchs. als wir Kolonien er— Serbstes hat manchem die Augen geöffnet und die Friedensaus— Jahres als „L. 3. 10 fertiggestellt worden und zeigte bald 
warben, als damit das Schutzbedürfnis für deutsche Menschen und sichten verbessert. Hoffentlich gelingt es einem so bewährten Di daß es seine sämtlichen Vorgänger an Geschwindigkeit übertraf 
deutsche Güter im Ausland in überseeischen Gebieten zunahm. plomaten, wie es Freiherr von Marschall ist, die friedlichen An Am 15. Juli erfolgte die Uebergabe an die Delag, die vom 15 
Der Gedanke, ob Deutschland auch ohne Flotte eine Welt⸗ schauungen zur Geltung zu bringen und die Engländer zu über— bis 24. Juli am Bodensee eine Reihe von Passagierfahrten er 
macht sein würde, findet in der Zeit der Weltpolitik keinen zeugen, daß uns Deutschen Feindseligkeit gegen England fern öffnete. Am 20. Juli fand dann die große Fahrt nach Luzern 
Raum mehr in deutschen Köpfen. Gewiß werden die deutschen und eine Verständigung am Herzen lieg Fluüelen und zurück ohne Landen statt (400 km in 61 Stunden), 
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3 sreundliche Aussehen einer beginnenden Wohlhabenheit. Zuwelen „No, Massa! No! Kowa bei Frauen sein! Massa selbsl 
Das Duauamaͤdchen. ee die Vye h i n e des Re⸗ dorthin gehen müssen.“ 
olonial⸗-Roman genwassers; diese eine wahre Brutstätte der Moskitos ühr i 
von Jesco v. Putttłamer-Dresden. bildeten, war natürlich eine unangenehme Beigabe. Einzelne ; e hr dert das Sau⸗ den Sof der 
Gehee abolen sssieneident e hne nene gve nteinne im Geviert eingefriedet war und mehrere kleine Frauenhütten 
Rapitel 2⁊ L sich biß an einen weiten Plaß heran hinen dem vder paen aus dem Blättergeflecht der Raphiapalme aufwies. Vor der 
„De, Massa! Warum. gehst du weiter? sagte der schlanke Manga Bells mit seiner breiten Freilteppe und h säulen⸗ nachsten der zierlich gebauten Hütten hodte ein junges Tualla— 
Duaileunde au den neuen daklorenenen, der et seinener deschmudten Galerien hervorleuchtele. aduen un uber 1 dnhre zuhlrn kannue 
Woche mit den Woermanndampfer von Hamburg eingetroffen Spen Bedmanns war inzwischen bei dem Hause Kowas, der lan nß e v 9 n e 
war und sich in der Ansiedlung noch nicht zurecht fand. für seine Faktorei den Sandel mit den Badwiris und den Baln an n n und e eetiee e r 
„So sag mir doch vorher Bescheid Nhop, du schwarzer leuten trieb, angelangt. Als sein Vorgänger, nach einer Reife e unt plitt ra r re ran hinweg lie fubit 
Teufel! Sonst laufe ich natürlich verkehrt.“ erwiderte Sven durch die Urwaldzone plötzlich vom Schwarzwasserfieber dahin— d schnell und geschmeidig wie eine 
Bedmanns unwillig. gerafft wurde, hatten die Chefs seiner Firma ihn sofort nach pe gu und wurde urn 
Der Duallajunge grinste über das nicht unschöne Gesicht Kamerun hinausgesandt, um dort die Leitung der Faltorei Sie war groß und etwas überschlank, aber dabei von 
mit dem dichten krausen Kopfhaar und den starken Baden— zu übernehmen. edlen Formen, das Gesicht wäre fast regelmähig zu nennen 
tnochen. Die breiten übermähig aufgeworfenen Lippen, unter T 3 R gewesen, wenn nicht die etwas zu breite Nase und die stark 
denen blendend weiße Zähne hervorsahen verschoben sich dabei it Fortschrittes u den Sandelsbezieh ungen aufgeworfenen Lippen es wieder verdorben hätten. Das schmale 
i snen i mit den Negerstämmen des Hinterlandes war dies leine leichte Huund bedeale ihren Korper taum eine Handbreat, und sie 
9 * Aufgabe. Kowa, ein alter schlauer Händler der Duallas, die * 2 
„Oe, Massa! Kennen alle Weiße doch Kowas Haus. r der en 7 empfand daß der feurige Glanz der hellen Augen des blon— 
wanderung der Weißen den ganzen Handel der Küste * * 
Hat doch zwei schöne schwarze Mädchen, hi — hi!“ lachte der an sich gerissen hatten, besaß stets einen Stapel Waren von der e ee u nn Moment dehnte sie 
Bursche. dlei sich stolz. aber Nbop schnitt ihr eine derartige Grimasse zu, 
In acht Tagen kann ich euer ganzes Nest noch nicht durch— atwtel un de dtodnt. ntn daß sie darüber erschrat und sich rasch wieder niederkauerte 
siöbert haben, Rbop! Also vorwärisi Wo ist die Behau— 9 * Vr von sehr wobei sie dreimal in die Sände hlatschte. 
lene Kowa?“ sagte der junge Falloreileiter in * e eee eeu v Eie begruht dich. Massa!“ meinte Nbop belehlend, als sein 
arschem Tone. * — 2* Hert ihn fragend ansah: „Soll ich sie in die Hütte jagen? 
Der Duallajunge zeigte auf eine breit angelegte Strabe n onironen u rn ee e 53 Nyãmya ist nicht gut anzusehen. — sehr mager! Chöna und 
die sie erst vor kurzem passiert hatten. und die in der zu n Art unn ne ene a 4 Fé sind schöner — fetter!“ 
Ricuna au e ar valb Unseten Beoriffen ein tühnger Kern ein martet Nioger, Behalte deine Weisheit für dich, Nbop, — du schwarzes 
n ndnn h id er urd den egnnnßs i eeieeen eebeen deneneeee Scelfais Und aus Rihenha dinainele lwrach Soen ven 
mn i m u m u e es nur geben konnte, und das wollte gerade bei diesem manns das junge Duallamädchen freundlich an. 
dus nen e Küstenstamme viel sagen. „Verstehst du etwas deutsch, Mädchen?“ 
bãude 3 die Post herauf. Eine eichle Brise slrich vom Nbop zeigte mit der Hand nach dem Eingang hin, während „Ja. Massa! Deutsch und englisch!“ erwiderte sie mit 
Meer herber und drang erfrischend in die feunchten schwule das übliche freundliche Grinsen sein Negerantlitz in zwei Hälften einer wohlklingenden, tiefen Stimme, der der meist autturale 
Atmosphäre der Küstenlandschaft hinein. Sven Bechmanns Blicke aln und die Mundwinkel sich bis zu den beiden Ohren oft auch heisere Ton der Neger nicht anhaftete. 
streiften jeßzt nach dem ausgedehnten Strand hinunter, an dem inaufzogen. „Du heißt Nyämya, — der Name gefällt mit. Rufe deinen 
die einzelnen Faltoreien und die Sandwerksstätten der Regierung „Hier ist Saus von Kowa, Massa!“ damit dachte er sich Vater Kowal Ich muß ihn sprechen,.“ sagte Sven Bed— 
das Bild einer aufstrebenden Entwicklung der Kolonie darboten. vorläufig seines Auftrages entledigt zu haben und wollte sich manns. 
Auf der ansteigenden Höhe, die er erklommn, dehnte sich das vor der Tür einer Siesta hingeben. „Er kommt sofort zum Palaver in das Haus, Massa. Ich 
Dorf mit breiten Straßenanlagen aus, die einzelnen Sütten und „Nbop! Fauler Bursche!l Gleich stehst du auf und holst hole ihn!“ Ihre Augen richteten sich dabei auf eine der 
sãuser warxen ment ringsherum eingefriedet und zeigten das mir den Honorable Kowa hierher!“ haate Sven Bedmanns. größten Fauenbutten.
	        
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