Full text: Lübeckische Anzeigen 1912 (1912)

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abends 3 Bezugs 52 ⸗ 1222 4 und B) für die 
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Bringgeld in Lůbeck. Durch die Post bezogen ohne e e 222 3 Pfga. f. Geschãftl. Mit · 
Bestelgeld 330 Mart. Einzelnummer; 10 Pfg. b * 22 
Beilagen: Vaterstãdtische Blätier. — Der Familienfreund. d 
Amisblatt der freien und hansestadt Lübeck 162. Jahrgang Nachrichten für das herzogtum Lauenburg, die 
Beiblatt: Gesetz und Verordnungsblattt ——22 gũrstentũümer Ratzeburg, Lübed und das angren 
16262 νννν 0620 — — ——2 zende meclenburgische und holsteinische Gebiet. 
Dend und Verlag: Gehrderne mn6 5 in Okach — Gofcktt telle Adrekhaus (Köniastr. 46). Fernsprecher 9000 u. 9001 
Ausgabe A. (Große Ausgabe) Freitag. den 14. Juni 1912. Abend⸗Blatt Nr. 296. 
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2 würde als die Nationalliberalen und die Erbschaftssteuerfreunde reichen Er soll dabei neun Menschenleben gerettet haben. 
Erstes Blatt. hierzu 2 Blatt. v annen Vereinigung. Auch im Burenlriege hatte sich der neue Kriegsminister 
— — — Außerdem aber mühßte auf jeden Fall die Steuer gegen ausgezeichnet. 
Qnfang der heutigen Nummer 6 Seiten s a gezeich 
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nichtamtlicher Teil. aeee een en Rlagen von Ausland⸗dentsc en Uber die englisch. 
x i Parteiorgan der Konservativen vor einigen Tagen angeründigt, franzoͤsischen Presseunionen. 
als es mit Unferstützung und Ueberbietung ausschweifender sozial⸗ Lübecdc, 14. Juni. 
eine rbschaftssteuer demokratischer Anträge drohte. Tinen solchen schweren Kampf Soeben geht uns folgender weiterer Beitraa zu dem 
Lübed, 14. Juni. nach Möglichkeit zu vermeiden, kann unter Umständen Pflicht von uns bereits ausführlich behandelten hochwichtigen Thema 
Der Bundesrat hat, wie halbamtlich mitgeteilt wird, dem einer verantwortlichen Reichsregierung sein. „Deutsche Auslandspolitit und Presse“ zu: Der Deutsch-⸗ 
Vorschlag einer allgemeinen Besitzsteuer nach den Anträgen So klingt es also durchaus glaubhaft, wenn aus der Argentinische Zentralverband veröffentlicht nämlich einen wert— 
Erzberger-⸗-Bassermann zugestimmt und die Reichsfinanzverwal— Entscheidung des Bundesrats trotz der beschwichtigenden Ver— vollen Auffaß des Dr. Chr. Jatob über „Das intellektuelle 
tung mit der Ausarbeitung eines entsprechenden Gesetzentwurfes sicherungen vom Gegenteil die Folgerung gezogen wird, daß die Argentinien und seine Beziehungen zur romanischen und 
beauftragt. Die gleichzeitig vom Reichstag auf fortschritt⸗ Erbschaftssteuer vorläufig gang zurüdgezogen worden lei. Die germanischer Kultur“ Diesem entnehmen die Mitteilungen 
lichen Antrag empfohlene Wiedereinbringung einer Erbschafts— Erbschaftssteuer ist seinstweilenh) tot, es lebe die des Vereins für das Deutschtum im Ausland 
sleuervorlage ist dadurch nicht abgelehnt, sondern für erledigt Besitzsteuer! Für die politisch inleressierten Zeitgenossen und folgende sehr lehrreiche Ausführungen im Anschluß an eine 
erklärt worden, da ja unter allgemeiner Besitzsteuer auch eine Zeitungen aber wird es eine angenehme und abwechselungs— Erörterung des Verfassers über die Bedeutung der Presse 
Erbschaftsbesteuerung mit herangezygen werden könnte. reiche Sommerbeschäftigung sein, zu taten, wie die Besitzsteuer in Argentinien. „. Die lelegraphischen Nachrichten sind 
Der Beschluß des Bundesrats ist natürlich nur aussehen wird. die bis zum 30. April 1013 das Licht des überaus vollständig. Die geringste Kleinigkeit aus dem 
eine Sinausschiebung der Entscheidung. Erst wenn Reichstaas erbliden soll europãischen Leben wird per Kabel gemeldet, wenn fie für 
der von Herrn Kühn jetzt in Arbeit zu nehmende Gesetzentwurf — das Publikum Interesse hat. In diesem „wenn steckt 
vorliegt, wird man sagen können, ob sich die Reichsregierung Der Wechsel im englischen Kriegsministerium aber für uns Deutsche ein bitterer Kern. Der 
der Erbschaftssteuer gegenüber ablehnend verhält oder nicht. hat in Franhreich uene snnen ea. daß Enaland Argentinier interessiert sich für die ganze Welt, zunächs! 
Es besteht aber wohl heute schon kein Zweifel darüber, daß lian die ien n shen d dadn natürlich für Suüd⸗ und ganz besonders für Nordamerika, 
in nächster Zeit diese Steuerart von den verbündeten Regierungen irllicher undergenese entrch ee ber e Frankreich, Spanien, Italien, für England, seine Kolonien, 
nicht beantragt werden wird. Der Reichsschatsekretär hat Uar sen in 3 e 4 i ba der Nacspolger für Japan, wie gesagt, für die ganze Welt, — nur wir 
und bestimmt angekündigt, daß er die ergiebige Erbschafts⸗ haldenes vainae ven Mut eben wade, snen Lande Deutsche stehen am letzten Ende dieser Reihe! Und das 
sleuerquelle erst anbohren werde, wenn es absolut nötig wer— —— imschlagen Jura be tmmt nicht daher, daß in Argentinien für deutsches Wissen 
den würde. Schonung und pflegliche Behandlung vorhandener fic im a a sede boan Mal saen⸗ und Können lein Verständnis keine Bewunderung existierte; 
Steuerquellen gehöre mit zu den Ledeutsamsten Aufgaben auter, n e nn den edee sie bestehen, aber sie werden nicht öffentlich anerkannt, und 
sorgsamer Steuerpolitik. Gegenwärtig sind die Geldbedũrfnisse e nsiat Inel e o poplat. l wenn eine Nachricht durchaus nicht zu unter— 
e e eeee di n ie ur an der Insion feshien Encg iand in einer dhen Lan druden ist, lso sorgtschön die Form der Wieder— 
te Wese n une eee e erteuet emeen nee alasanen konnen ohne die allgemeine Dienst— gabe für die nötige Abschwächung. Das ver— 
aus dem Reichsschaßamt noch nichts Die Parteien haben ja fcht cineufihren ele noch lange Zeit versehen danken wir unseren lieben Freunden, und solange wir Deutsche 
mit aller wünschenswerten Deutlichkeit erklärt, was sie neuer⸗ Piner n e o de i. uns mit dem bescheiden zufeieden geben, was die eng⸗ 
dings unter Besitzsteuer“ verstehen, und Herr Kühn mag sich lberiengen werbenn dud gein den Sainse. lischen, amerikanischen und französischen 
heute selbst noch nicht Nar darüber sein, welche Art er aus iie Nsmne n Aeußern t c In virten Kabel- und Presse-Unionen über uns zu melden 
den zahlreichen Vorschlägen herausareifen und bearbeiten soll. die⸗ een Anstten gen ammen sie er für gut befinden — immer mit dem Refrain: „Deutsch— 
VNebendenkinanztechnischen Gründen haben na— i eaht ween nn un die anfachste Vorsicht, vie land ist der Störenfried“ — solange wird dies auch nicht 
türlich ausch politische Erwägungenauf die vorläu— nesnn, nlnd⸗ we icassalle ehl rorhanben anders werden. Man hat in Deutschland keine Ahnung, 
fige Entscheidung des Bundesrats mit einge— beachen. Nalurlich isn damit die Uneruihuns wieviel uns diese Pntente cordiale schadet. Es ist wahr— 
wirkt. Die Erbschaftssteuer, dieser alte Zankapfel unter den nieee Lande genein haftig das stärkste Zeugnis für die Qualität des deutschen 
Parteien, hat zwar im neuen Reichstag eine überraschend große g Imports, wenn er sich troß «edem Eingang verschafft bat.“ 
Mebrheit gefunden, aber die verschiedenen Bestandteile dieser Persönliches über den neuen englischhen Kriegsminister. 
Mehrheit denken über die Einzelbestimmungen der Steuer sehr London. 13. Juni. Oherst Seely, der Nachfolger 
berschieden. Wenn man auch die Darstellung der Konservativen, Holdanes, ist 44 Jahre alt. Die meisten Morgenblätter, Das Weltvermõgen in Wertpapieren. 
daß die Sozialdemokraten Steuersätze von 50 90 und meyr auch die konservativen, heißen seine Ernennung zum Kriegs— Nach einem soeben erschienenen Bericht des amerilanischen 
sür große Erbschaften durchsetzen wollten, für geschickte Stim— minister willlommen. Im Jahre 1891 verlieh ihm die franzö— Handels-⸗ und Arbeitsamtes wird das in Wertpapieren ange— 
mungsmache erklären darf, so wird doch auf der anberen sische Regierung die goldene Rettungsmedaille. Es war ihm legte Kapital der ganzen Welt auf 110000 115 000 Millionen 
Seite anzunehmen sein, daß die Linke und die äußerste Linke gelungen, einen untergehenden Dampfer, den die Mannschaft Dollars geschätßzt. von welcher gewaltigen Summe allein in 
viel höhere Erträge ane det e loagoen nersuchen des Reffungahgotes aufgegeben hatte schmimmend au er— Enaland Deuisschland und Frankreich sich nahezu 64000 Mill, 
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haben mir eine Binde von den Augen genommen, ich sehe Genießen, überall Sonnenschein und der veraushende Duft der 
Ins Sonnenland. klar, aber nur zu meiner eigenen Qual.“ Blumen. 
Ein Schiffsroman vom Mittelmeer von Anny Wothe. Er zog stürmisch Jentes Hand an seine heißen Lippen. Nur sie, Jente Lörnsen, war einsam. Sie taugte nicht in 
58. Fortse Vergessen Sie, was ich Törichtes zu Ihnen geredet habe,“ 35 el ein man e i oln n 
(68. Fortsetzung.) „Vergessen Sie, was i ichee u rene et und glücksfrohe Lieder sang. Still wandte sie sich abwärts 
Copyright 1910 by Anny Mothe, Leipzig. schloh bewegt, „und versagen Sie mir nicht Ihre Freund— und schritt langsam den mühseligen Weg zur Stadt zurüd. 
Gul fuhle nac semne Surn Es war ihm. als prehte schaft. m— n e men Ihle Seele war schwer, sie brauchte die Einsamleit, um ãuherlich 
sich alles mit ihm im Kreise e ———7 dä und ooa iln in ie wenigstenn ruhla und glein nitig au erscheinen 
Wach ein borund an sich vor ihm auf. Gestern schon. Fin S nn n n et n In dem Dienst fremder Leiden, fremder Sorgen hatte 
als er Joriede in seinen Armen hielt, hatte er selber voll n h icht ern schaft pr tu sie gelernt, sich in Selbstbeherrschung zu üben, da mubte sie 
Grauen empfunden, was das blonde, ernste Mädchen da so un 21 e, heihe, ehede ren ich m fest und sicher stehen, wenn es auch manchmal recht schwer war, 
bestimmt aussprach, daß die Leidenschaft, die alle Tage wild er beh andere forderte ihn, und sie hatte bitter schwer. 
in ihm geloht, jäh erblaßte, daß die Glut seiner Küsse an 3 inle liete* Und durch die prangende, würzig duftende Welt mit ihrem 
Joriedes Lippen erlosch, und er hatte doch gemeint, nichts so a nn en re n eeen * eiligst ven Wes Blũtenzauber schritt die dunkle Gestalt hoch aufgerichtet. Gül 
geliebt und begehrt zu haben, wie Joriede. e von Wernhagen sah sie abwärts schreiten und blicte ihr lange 
Und dieselbe heiße Glut, die ihn ruhelos hin und her getrie⸗ vu d de rt u nach. Beide Hände prehte er wie im Krampf gegen seine 
ben, die fahte ihn jeht, wenn er in Jente Lörnsens Gesicht bliclte, en n heiße n u Bruͤst, und ein tiefes, schmerzliches Stohnen kam von seinen 
und es war ihm, als müsse er sie wild an sein Herz ziehen 2 war. Diese u liche n in n m Lippen. 
und ihr sagen: „Es ist ja alles gar nicht wahr. Ich habe ja vwirri sie sol u b zu 3 in ihr Als er eine lleine Weile später wieder zu der Gesellschaft 
nur dich geliebt. Ein Wahn äffle mich. Ich bin ein Leicht— n e e — s r m stieß, war sein Antlitz unbewegt. 2 
fertiger, ein Ehrloser gewesen, daß ich versuchte, ein anderes z n Se selb Wit Unbehagen gewahrte er, daß der Legationsrat für ihn 
Schidsal loszulösen aus dem Boden, in dem es Wurzel ge— u 3 ee in uiedn ee belegt ae 
schlagen hatte.“ h 22 Das be e ihn und machte ihn unfrei. 
Und nun kam das Verhängnis und brach über ihn zusam— doch iht innerstes Empfinden gegen aue e Wit Joriede sprach er nur das Aernotwendigste. Gerda 
men. Er fühlte es. Was war das nur mit ihm? War er d Iut. u i en pen en Gazoni bemerkte es und hob herausfordernd lächelnd ihr Glas 
denn von Sinnen? Lebte er noch? i g ene 838 ihm entagegan.. 22 
hh mo hle Ihnen so vieles sagen, Fräulein Doltor,“ be— n n Gestern abend war noch bei Iisch Gerdas Verlohung wn 
merkte er endlich fast heiser „abet ich lann es nicht, jetzt na d * wen e en snne en ecehale. hel— Graf Solms proklamiert worden. Man hatte sie aber nicht 
nicht. Um eines bitte ich Sie, verlassen Sie die arme Joriede sen enn auch dr vBern baruber in Sde ding. e z die von ve Aenersnh bohbetn vehr lern 
e e Langsam schritt Jente Lörnsen abwärts an der heiligen Nut der diche Amtsrichter hatte wichtig bemerkt: 3 
mit Gut und Biut für das ein, was ich getan, aber Ihnen, i un ee Gurten mu p hen n Zu lieber Gott, wer weih wie lange die schon verheiratet 
Jente Wrnsen, mit dem laten Bligh in dem grohen Herzen, n en nen pie n sind Aber er hatte doch immer wieder auf das Wohl des 
sochte ich nur das eine sagen: Ich donnte nicht anders! Ver— e n ze e ¶t mn Braulpaates getrunken und heute trank er noch auf die schnen 
dammen Sie mich nicht ganz. Furchtbar ist es, was meine me n und h Augen der Braut, oder auf ihr Lachen oder gar auf ihr 
Seele bewegt, sie bis aufs Nessle eschüttert, aber wie Sie t n Lilien umscumt und von blühenden Myrten über blondes Haar, das leider gefärbt wan Fräulein Stubenrauch 
auch über mich denklen, Jente Lörnsen, Ihre Achtung brauchen uscht. 22 az hatte sich heute energisch einen Platz an seiner Seite erkãmpft. 
Sie mir nicht zu versagen. Es war ein unheilvolles Ver— Wie ein sühß verschwiegenes Paradies lag der ganze Garten Es war so „poetisch“ hier, und man wußte nie, zu was die 
hängnis, ein Wahnsinn, der mich fottgerissen, und ich werde hier auf der Höhe hoch über dem blauen Meer. Männer in so poetischer Umgebung fähig waren, und da wollte 
daran zu tragen haben mein ganzes Leben hindurch. Ihre Worte Und überall glüchliche, frohe Menschen. Ueberall ein stilles sie doch gleich zur Stelle sein
	        
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