Full text: Lübeckische Anzeigen 1912 (1912)

1922 2 ur 3 d 
Wochentlich 13mal (Wochentags morgens und 2* qQ.— 2225 22 
abends, 238 s Bezugs 22 9 
»reis für das Vierteljahr 3,80 Warl einschließlich ug fuür Auswaͤrtig⸗ 53 sGeschani 
Briuggeld in Lũbeck. Durch die Post bezogen ohne Amugen 1W. b. Zelle. b Br 
Bestellgeld 3,20 Mart. Einzelnummera 10 Vfa. Satz den Anforderungen entsprechend hoͤher. ⸗ 51 
Beilagen: Vate Blãtter. — Der Familienfreund. 
Amtsblatt der freien und Hhansestadt CLübeck 62. Jahrgang Nachrichten für das herzogtum Lauenburg, die 
Beiblatt: Gesetz⸗ und Verordnungsblatt ꝝ: Elne unanterbrogene Relhe der Jahrgge der ub eaiden trn· Fürstentũmer Ratzeburg, Lübed und das angren⸗ 
Zigen. vom GrandungsJahre 1751 (6. Mãrxʒ) ab, befindet sich 
ννν 8 ĩ Archiv des Verlages sowie in der Nad lioehen zu Tnee zende meclenburgische und holsteinische Gebiet. 
Drud und Verlag: Gehrder Boaree Gb. mn ir 6 Göniastr. 46). Fernsprecher 9000 u. 9001 
Ausgabe AMA. (Große Ausgabe) Montag, den 10. Juni 1912. Abend⸗Blatt Ur. 288. 
— — — E 22 — ÔÖ —— 
Nevembet 1909 angenommen ist Was weiter den Entwi eid 
Erstes Blatt. hierzu 2. Blatt. Poincarés anlangt, laviert ann en Der Regent v on Braunschweig und die Ptesse. 
——„S — — — — — bieherigen Regierungspartei, die am liebsten nichts geändert Am Schluh der Sauburger Tagung der Deutschen Kolonial 
Amfang der heutigen Nummer 6 Seiten. sahe, und dem lonfewann soiasnhen zeaberbanne n in gesellschaft hat deren Vorsitzender Serzog Johann Albrecht zu 
———————————— ist 2 3 ee — Meclenburg, Regent von Braunschweig, auch der Presse seinen 
ß führuns der Verhältniswahl. Wäahrscheinlich wird er mit Tant h bei 174* 
Nichtamtlicher Ceil. einigen Abänderungen durchgeßen. Schon weil es der Minister m i Arbeit ausgesprochen. Der Setzog begab sich 
so verlangt und man eine neue Krisis gerade gegenwärtig gn e e ene e n 
Französische Wahlrechtsreform oder schlecht gebrauchen lann. Denn in der auswärtigen eine Moeit die a icht zu Recht verstanden und 
Politix in allerlet im Werke, das reine gewürdigt wird. Ich bittle Sie, vor allem Ihren Redaklionen 
Regierungskrisis am 3. Juli. Störungen verträgt. Der Serr Ministerpräsi⸗— Dank zu sagen für die so fteundliche und ausführliche Be— 
Luben, 10. Juni. dent muß unbedingt gleich nach dem National— een n en erboee eaeehe it 
Wie wir bereits kurz telegraphisch mitteilten, hat die fran⸗ feln eune Koffer z1 1 Reise nach Peters koldmale Sache fortgefeht durch die deutfae vresfse ge 
m n aiae. burg packen. Es scheint eine geheimnisvolle Einladung wecht und gefördert wird. Dazu gehört alherdinas auch, dab 
zösische Regierung jetzt den Wortlaut der von e u us der jarischen Kanglei eingegangen un sfeine Man soricht Sie sich stundenang viagen und allen, aud den schuetigsten 
— — — 
mittag vom Minister des Innern iee worden. Er Swelersone Niolaus und Georgein den sinnisben banit eine der Isierigsen npen erfilt vaben Esei 
daheut i e e eee e en Schären vorbereitet werde Und von den Dächern zischelt deshalb elbstverständlich daß ich Ihnen allen unferen auf— 
birderalt n welennn el de deeree und tuschelt es, daß diesmal aus dem großen Gedanken des risigtenund betzlisen Zaunt ausgerede und Sie 
eee eene ee eee e e ede n l e eene t 
— d e d uireein a e w den ententes 3 Sie hier vertreten. 
t 58— j oll. die bislang in abgestufter Innigkeit zwischen Frankrei Der Herzog erkundigte sich nach der Art und Weise, wie 
in a te n ee e e ae Enoland und England-Rußland bestanden. die Berichterstatter bei e e arbeiten ließ 
n mehtete Wahltteise getein. Die Zahl dear Abgeord Menn rlbit abrr der gohe Wurf gelingeu ylllen 2 sich genau erklären, wie die stenographische Aufnahme und deren 
neten wird nach der Zahl der Einwohner französischer Nationa— werden trotzdem, wenn auch nach einer lurzen Anstands- und Uebertragung erfolgt. Auch ließ er sich über den Dienst der 
inat berehnen af n dd ee n genete irne uadenfrist Combes Geschosse den Vater der neuen Wahlbiln Zeitungen unterrichten und zeigte befonderes Interesse für die 
einen über Vooo Einwohner hinausgehenden ihlen ertan eichen Zumal wenn er wie das eigentlich guter alter Zutigkeit der Korrespondenten. Er ließ sich auch erklären, wie 
der Wahlkreis einen vpeleren Wboeor ne en Der näne ree Wanthtainderuuaen in sosort die Brobe auls die telephonische Uebermittelung der Berichte gehandhabt wird 
Kandidat kann gleichelli ß eß Exempel machen ließe und dann sich seine Blitzableiter-Anlage worauf der Herzog allen Berichterstattern nochmals dankte 
zzeitig nur in zwei Wahlkreisen aufgestellt bh u 5* 1 
eene ie de e ee e e e n ven ea als fehlerhaft erweisen sollte Daß das Unglück auch wahr-⸗ für die Bemühungen und bat, dielen Dant der gelamten 
s ent en de ded da le Zahl aller abge heinlich gchehen würde, wenn man alles beim Alen ge— deutschen Presse zu übermittely 
gebenen Slinmen durch die Zahl der vom Wahlkreise zu ernen⸗ ballen — weil radi kale v artei —esscscsp c 
den geidneen eteit de Die n sere zisfen der f and ageertate bat n Lande, danach wird Inland und dusland. 
eine Liste entfallenen Stimmen wird durch den Wahlauotienten nan in Frankreich wohl laum noch fragen 222 
geteilt und der Liste wird die entsprechende Anzahl von Man— Deunches Raich. 
daten zugewiesen. Sind nach dieser Zuteilung noh Restman— Unser Freund Italien. Bevorstehende Beförderung des Kronprinzen zum Komman⸗ 
date zu vergeben so werden sie derjenigen Liste überwiesen, SInformation unseres Berlies Korrxespondenten) deur eines Infanterie-⸗Regiments. Die Ernennung des Kron— 
welche die gröhte S timmenzahl erlangt hat. Dies sind In einigen deutschen Blättern, denen man offiziöse Be— prinzen zum Obersten und Regimentskommandeur dürfte wie die 
die wesentlichsten Bestimmungen der Regierungsvorlage, aus ziehungen zur Regierung nachsagt, so namentlich im Ber— Täal. Rundschau hört, noch im nüchsten Monat, und zwar vor⸗ 
denen hervorgeht, daß bei der Zuwei ung der Restmandate nicht liner Lokal-Anzeiger, wird augenblicllich eine sehr lebhafte Sprache aussichtlich am 4. Juli, erfolgen. Der Kronprinz ist zum 
mehr das Proportio nalsystem selbst, sondern das System der gegen Italien geführt wegen der Interpellation des Depu⸗— Kommandeur des Königsberger Grenadier— 
telativen Mehrheit maßgebend sein sol. Die Liste der tierten Barzilai in der lalienischen Depuliertenkammer und regiments Kronprinz Nr. 1ausersehen, bei dem er à la 
neuen Wahlkreise, die wegen der Zusammenlegung der lleineren der in ihr enthaltenen Beschimpfungen Deutschlands. Offiziell suĩte geführt wird. Sobald der khünftige Thronerbe die Füh— 
Departements auf Sdwierigleiten stökt, ist am Sonnabend im hat die deutsche Regierung zu diesem Zwischenfall ja bereits rung des Danziger Leibhusarenregiments niedergelegt hat, wird 
Ministerrat abgeschlo sen worden. in der Nordd. Allg. Ztg. Stellung genommen. In Berliner er die Führung der Grenadiere erhalten und damit 
Die weitere Beschleuni zungder Arbeit ist üͤbrigens politischen Kreisen scheint man daher mit der scharfen Sprache vor die Aufgabe der Führung eines Infanterieregiments gestellt 
ietzt dringend notwendig geworden, nachdem der Minister⸗ dieses Blattes gegen Italien nicht einverstanden zu sein. Man werden. 
idn Poincarẽ ein Ultimatum bis zum 13. 3 uli, beabsichtigt dort, wie wir hören, zunächst einmal abzuwarten, Die Ausbildung der deuischen Konsun. Für die wissen— 
dem Vorabend des Nationalfestes gestellt hat. Ist was die italienische Regierung auf die offiziellen Vorstellungen schaftliche Ausbildung der zukünfigen Konsuln 
ie dann nicht fertig, will er gehen. Beilaufig sei bemerkt, Deutschlands und auf die letzte Regierungsnote in der Nordd. wird seit einiger Zeit im Auswärtigen Amt etwas mehr Sorge 
daß das Prinzip der Reform, also die Einführung von Allg. Zta. veronlassen wird getragen. Vor den Assessoren, die zur Konsulatslaufbahn über— 
ntliolwhleh bereits vyn der vorigen Kammer im gehen. finden iekt im Auswärtigen Amt Vorfräge statt über 
— — E — 
Ins Sonnenland. wußte selber nicht, wie es gekommen — dann hielt er plöblich „Es ist nichts, Joriede,“ versicherte er, die geliebte Frau 
Ein Schiffsroman vom Mittelmeer von Anny Wothe. Jorienen schlante Geltalt felt an sͤnem Serten i an lich ehend. uind babel fuhlte t plonlun 
64 soleins, Zitternd lag sie an seiner Brust, und er küßte ihre lalten als entgleite ihm Joriede, als lege sich eine hohe, dunkle 
o n olie, Leipeio. Lippen, bis sie unter seinem Mund heiß erglühten. Er lufte Grabenwell⸗ zwischen ihn und sie. 
Wußte sie, ahnte sie, was drohend wie ein Gespenst uuf bie geschlossenen Augen mit dn lanen aodenen Wim⸗ Wie hrigt das war · Alte Sagen und Ammenmarchen 
mmner imn Hlenend ur eee en en. u pern, und zärklich und jauchzend flüsterte er ihr zu: „Joriede, lonnten ihn doch nicht schreden, ihn, der lämpfen und ringen 
daß er sich micht sheute einem aeen sein wen den ndem m une eln un u un dun er inst verloren unde das sich 
die Mutter zu eene —c Sie hatten nicht bemerkt, daß ich aus einem der Boote ihm Is wunderhold hier bot 
8 3* u * a leise und vorsichtig ein Mnnerkopf emporhob und mit höhnischem Und er lüßte wieder und immer wieder die roten Lippen 
ußte sie, daß die nächsten Tage eine Entscheidung bringen 2 —72 g 
uhlen dielleicht auf Leben ud Sere Gesicht auf sie starrte. Sie hatten sich, und ringsum versank der holden Frau in dieser mondhellen Frühlingsnacht, und 
In Jente Lörnsens unbewegtem Gesicht war nichts zu lesen. vor ihnen die ganze Welt, Himmel und Meer. das Meer sang dazu seine rauschenden Liedet. aber all die 
Er fühlte nur, daß die tobende Glut, die ihn fortgesetzt durch— Selig schluchzend ruhte Joriede an Güls Brust. stürmische Glut, die in Gul noch vor kurzet Zeit getobt, die 
wühlte, die ihn fort und fort begehrend nach Joriede die „Nun sind wir doch noch in das Sonnenland gelommen, r euer dumpfen Betubuns gewichen· und es war ihm, ab⸗ 
Hände ausstreden ließ, sich sänftigle, wenn er in Jentes Augen Gül,“ sagte sie, sich endlich emporrichtend, „von dem wir als ob Jente Lörnsens ernste Stime spräche: „Du sollst nicht 
ah, daß sein Herz dann fromm und still wurde und alles Kinder träumten. Weiht du noch?“ begehren deines Nãchsten Weib · 
rigensüchtige Begehren schlief. Und er ertappte sich bei dem Er nichte ihr strahlend zu, sie aber schauerte leise in Lächerlich! Seit wann war er denn ein solcher Philister? 
Hedanlen: „Wer doch diese Frau für sein ganzes Leben fest— weihen, nur von einem Schleier umhüllten Kleide fröstelnd 9 e und ihn. Er wußte, daß an der 
halten könnte. Welch ein Glüch nuß es sein. so fest und zusammen. Seite ihres Mannes zu leben für ie ein gröhßeres Verbrechen 
treu, so sicher an ihrer Hand durchs Leben zu en Gül schlang seinen Mantel eng um die geliebte Gestalt der war, als Boddenhusen zu verlassen. Daß es nicht ohne 
Daran mußte Gül jett denken, hier oben auf dem einsamen holden Frau. So sahen sie dann, innig aneinander geschmiegt, Kampf und vielleicht nur unter schwersten Opfern von allen 
Bootsded in der stillen Nacht, über sich die Sterne und de auf einer schmalen Planke und bückten selig lächelnd weithin Seiten geschehen konnte, hatte er sebbst immer wieder erwogen, 
Mondes Glanz. über das wogende Meer, über das der Mond leise Silber— aber wo war ein Sieg ohne Opfer? 
Und wieder fühlte er in all seinem fiebernden Verlangen bãänder zog. KHämpfen wollte er um sein Güd, Auge im Auge, und 
nach Jorjede Jente Lörnsens Blid, der groß und still auf ihm Ich habe nicht mehr an das Sonnenland geglaubt,“ Mann gegen Man 
ju lasten schien ein Blich, der ihn warnte. — flüsterte Joriede verträumt, „und nun führt uns das weihße NVicht heimlich, hinterrüds wollte er Boddenhusen sein Weib 
Gül schritt weiter, immer um den großen, gelben Schlot des Schiff, unser Schichsalsschiff, doch in den Königshafen ein“ xauben, sondern offen und ehrlich in freier Wahl sollte sich 
Meteors! herum. ue Seine Augen wurden ploͤtzlich ganz dunkel. Was hatte die Joriede zu ihm belennen. 
Wie unheimlich es hier oben war, und doch schien es ihm Urahne einst geweissagt in ihrer glüclichen, lenzfrohen Kin⸗ „Du bist traurig, Gül?“ fragte Joriede leise, sieh, ich 
plötzlich, als hätte sich da oben in den Booten etwas gerührt. derzeit? neeene zittere ja selbst so verzweifelt wenn ich an die dunkle Zu⸗ 
Er trat hinzu und lugte vorsichtig in die Boote. Nein, 2Sutet euch! Weither lommt es über das Meer. Es ist kunft denke. Aber diese Stunde, Gül, die ist unser, die kann 
es war niemand dort. Die Boote schienen sogar alle fest ein schlankes Schiff. Weiß ist sein Kleid; es zieht weithin uns nichts rauben, die gehört uns ganz allein.“ 
mit Segelleinen überspannt. Wie töricht er war, und fast so ins Sonnenland und frägt viel schillernde Träume. Es glänzt Er lubte fast demütig ihre weißen zarten Hände. 
23 n ainn m in lasenden Schlägen arbeitet vn * 7 e e i e 3 nl n neer ler 
suhlte, wie sein Her rasenden en arbeitete. irgt es en Leib schweres Leid und heimliche Nein ich vermag es gar nicht · 
Das Schiff tauchte seine weiße Brust jetzt hastig auf und nieder Gefahr, ja selbst den Tod fur euch beide, fo ihr reinen Ber⸗ Und doch muhß es geschehen. Es ist selbstverständlich 
in die schãnmende Flut, ein starler Wind machte sich auf und zens sie nicht bezwingtee * dah du dich von deinem c so bald als möglich twrennen 
blies dalt über Gül hin, ihm aber war, als fliehe Feuer durch „Was sinnst du, Geliebter?“ sragte Joriede leise muht. In Madeira wird es kaum möglich sein, aber in Lissabon 
ieine Adern. Er scheuchte fast mit Gewalt die dusteren Schatten, die werden wir leicht wohl Gelegenheit haben, entweder mit einem 
Und dann müln, schleppende Schritte. und dann — er vlötzlich mit unwiderstehlicher Gewalt seine Seele umkrallten. j anderen Schiff zurückzufahren,. oder auf dem Landwege über
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.