Full text: Lübeckische Anzeigen 1912 (1912)

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Wo entlich 18mal (Wochentags morgens und C 82 Angeigenpreis Ausgabe 4 und 5) für die 
abenods, Sonntags morgens) erscheinend. Bezugs u e er e Unm 9 53 20 Vfg. Kleine Anzeigen (Arbeitsmartt usw.) 
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Beilagen: Vater ische Blätter. — Der Familienfreund. 
Umtsblatt der freien und Hansestadt Lubec 162. Jahrgang Uachrichten sür das terzogtum Lauenburg, die 
heiblat: Gesetz und Verordnungsblatte ve neinan,νν gürstentũmer Ratzeburg, Lübeck und das angren 
el p vom Grandungs·Jahre N1 d i ĩ Gebi 
6 SSSS B Archis des Verlagen sowie in der ab b blioen u ciben zende mecllenburgische un holsteinische et. 
Hrng und Verlag: Gebrüder Bore4— c me SHS. in sit— Gaf-·.lo Adrohaus Göniastr. 46). Fernsprecher 9000 u. 9001. 
Ausgabe M. Grohe Ausgabe) Sonntag, den 9. Juni 1912. Morgen⸗Blatt Nr. 286. 
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Erstes Blatt. hierzu 2. u. 3. Blatt, cht n in der er ie Stae Nationalstreik der englischen Transportarbeiter 
würden weniger verfolgt, die Sozialisten im än;uage? 
— — ⏑ [— — && weern eaelt e u er au WV. Londoͤn, 8. Juni 8 Mitglieder des nationalen 
ß F— — weifel, daß die Mitglieder der Alliance démocratique ge— 3 72 — 
— 222ñ— peh eee e eeteee eee ae ee eunn des Transportarbeiterverbandes haben in der letzten 
nichtamtlicher Ceil. werden ihre eigenen Interessen nicht vergessen. Deshalb wird d * s e h si 
— die Feindschaft der radilalen Brüder so lange andauern, bis 
D Nied die „Neo-Nationalisten“ abgedrängt sind von der vollen Re— Antwort der Arbeitgeber unbefriedigend 
gierungsschüssel und das nächste Ministerium wieder in den Schoß 
Radik Ue ddi der eigentlichen Radilalen fällt. Das haben wir erst kürzlich Bulgarien und Deutschland. 
der adlnalen in Fran reich le erlebt, als Briand von Monis abgelöst wurde. Das Sofioter Blatt Mit hebt den großen Einfluß hervor, 
z wir wieder erleben, wenn über kurz oder lang Poincaré abge— den Deutschland auf die Gebildeten Bulgariens gehabt habe, 
kommenden verhãltniswah en. löst wird. Die angeblich in den letzten Tagen voll— da eine große Anzahl von Professoren der Universität, der Gym⸗ 
(Auslandsbrief unsers Korre pondenten.) zogene Einigung zwischen der gemäßigten ra— nasien und der Techniken ihre abschließenden Studien in Deutsch— 
Paris, 7. JZuni. dikalen Partei, als deren Führer Poincaré gilt, und den land gemacht hätten. Der Einfluß sei besonders bedeutend in 
Momentan frohlockt hier die Presse der Sozialisten, der echten Radikalen ist nichts weiter als ein Notbehelf pädagogischer Hinsicht. Die Zeitung fährt dann sort: 
„gen ähßigten Radikalen“ und der Rechten über den endgül— des Augenblidks und ändert nichts an den inneren Gegen— „In dem Augenblick, wo der König der Bulgaren mit dem 
tigen Tod der radikalen Partei. Sie soll mit den sätzen, welche die Kluft zwischen den Anhängern beider Lager Kaiser zusammenkommt, können wir nicht umhin, uns dankbar 
sterblichen Resten ihres letzten Recken, des Kammerpräsidenten bilden. — zu erinnern, wieviel von unseren Fortschritten in den letzten 
e e eg hatten n — — dreißig Jahren wir der deutschen Zivilisation verdanken, und 
die Radikalen dur illige Versprechungen für den g * wunschen, daß in Zukunft die B ie das junge König⸗ 
iineeeet e ae e olnhen dan inner wWieder ein französisches Unterseeboot untergegangen e t e e 
fetter mästen können. Diese schönen Zeiten sind nun vorüber C.T.C. Cherbourg,. 8. Juni. (Privattelegramm n, 
und jetzt soll die Regierunagasmaschine, die bereits arg schen Anzeigen) Das Unterseeboot Vendemiaire“ ist bei 
Rutschen geraten ist, durch ein allmähliches Verlegen einem Zusammenstoß untergegangen. Wahrscheinlich ist es Der Besuch des bulgarischen Kõnigs in Potsdam. 
der Achse nach rechts wieder in das Gleichgewicht in zwei Teile zerschnitten worden Votsdam, 8. Juni. Bei der Galatafel, die Freitag abend 
gebracht werden. W Cherbourg, 8. Juni. Der Zusammenstoß des Untersee— in Marmorsaal es Neuen Palais zu Ehren der bulgarischen 
Schon während der letzten Wahlen ist die radikale Vartei bootes „Vendémiaire“ erfolgte einige Seemeilen nördlich der Königsfamilie stattfand, brachte der Kaiser folgenden Trink— 
durch die Kompromisse der Szialisten und Rechten arg gerupft Meerenge von Raz Blanchard mit dem Linienschiff Saint spruch aus: 
worden. Sie hat das Präsidium des Ministeriums verloren: Leuis“ Im Verlaufe einer Angeiffsübung geriet Vendsmigire“ Euere Majestäten wollen mir gestatten, der lebhaften 
Poincar«nkst ein gemähßigter Radikaler der unter den Vordersteven des Linienschiffes, welches das Unter— Freude Ausdruck zu geben, die die Kaiserin und ich über den 
Mllianee démogeratigque Sie hat das Kammer— seeboot wahrscheinlich zerschnitten hat. Es ist ein starkes Auf— Besuch Euerer königlichen Majestäten und der löniglichen 
prasidium verloren: Deschanel ist noch gemäßigter schäumen der See bemerkt worden An Bord des Untersee— Hoheiten des Kronprinzen ind des Prinzen Cyrill an meinem 
als Poincars. Wir sehen, wie der Spielraum zwischen den bootes befanden sich 25 Main unter dem Kommando des Hofe empfinden Wir heißen Euere Majestäkten und könig⸗ 
eigenslichen Radikalen und der Rechten mehr in den Mittelpunkt Leutnants Priou L. Vermutlih liegt das Mterseeboot in 658 lichen HSoheiten in unserer Mitte von Herzen willkommen! 
trift. Unterstützt wird dieser Rechtsrutsch durch Metern Tiefe. Die Bergungsarbeiten sind sofort eingeleitet Es ist das erstemal, daß Euere Majestät als Zar der Bulgaren 
eine neue JIdee, die Wahlrechtsreform, deren Ver— worden. Marineminister Delcassé reist nachmittagss um 3 Uhr bei uns erscheinen, und ich darf in Euerer Majestät Besuch 
fechter ein Progressist, der Abgeordnete Bonoist, ist. Die Hälfte 8 Min nach Cherbourg ab ein neunes Unterpfand der freundschaftlichen Beziehungen er— 
der Kammer, Sozialisten, gemüßigte Radikale und Rechte, haben W Varis, 8 Juni. Die Nachricht von dem dem Unter— blcen, die zwischen unseren Häusern und Staaten bereits be— 
sich um ihn geschart. Ihnen gegenüber stehen die 250 eigent⸗ seeboet „Vendémigire“ zugestoßenen Unglück traf im Elvsee standen haben Euere Möjestät sind in Deutschland kein 
lichen Radikalen. Sie hatten ich ihr Nest so schön warm ein— wãährend eines Ministerrates ein. Delcasss wird der Marine Fremder, und um die Bande, die Euere Majestät mit Ihrer 
gerichtet! Das Wahlrecht hatte lange Jahre für ihre Sonder— das Beileid der Regierung übermilteln. Wegen der Trauer Stammesheimat verknüpfen, noch enger zu gestalten, ist es 
interessen gearbeitet Zwar hat es bei den letzten Wahlen nicht wird kein Minister weder heute noch morgen einer festlichen mir eine besondere Freude gewesen, Euere Majestät an die 
mehr so aut funktioniert. Aber der Sprung ins Unge— Zeremonie oder einem offiziellen Bankett beiwohnen. Spitze eines meiner thüringischen Regimenter zu stellen. Mif 
wisse ist den bisherigen Geniebern der repu— WVi. Cherbourg, 8. Juni. Zum Untergange des Unter— aufrichtiger Anteilnahme wird in Deutschland das segensreiche 
blikanischen Annehmlichkeiten eine gräßliche seebootes „Vendömaire“ werden noch folgende Einzelheiten ge— Lebenswerk verfolgt, dem Euere Majestät während der nun— 
Sache. Sie suchen daher die Wahlreform mit meldet: Gegen 6 Uhr 30 Min. morgens war das Wetter sehr mehr bald 25jährigen Regierungszeit Ihre besten Kräfte ge— 
allen Mitteln zu hintertreiben und zu beschnei— schön. Das dritte Geschwader dampfte in einer Linie fünf See— widmet und durch das das rastlos emporstrebende Bulgaren- 
den. Doch die Propaganda für die Wahlreform, die eine meilen nordwestlich von Kap de la Sague. Nachdem es durch volk zu einem wichtigen Faktor des Friedens und des lul— 
Verhältniswahl bringen soll, bei der auch die Mi— Unterseeboote der Marinestation Cherbourg angegriffen worden turellen Fortschritts geworden ist. Daß es Euerer Majestät 
norifäten zu einer gerechten Vertretung gelangen, ist so tief war, wurde vom Linienschiff „Saint Louis“ ein Periskop— vergönnt sein möge, noch lange in der gleichen segensreichen 
in das Land gedrungen, daß die Radikalen wohl oder übel bemerkt, das dem Panzer so nahe war, daß das Ueberfahren Weise Ihrem Lande und dem Frieden zu dienen, ist mein 
mittunmüssen, wenn sie das parlamentarische Regime nicht nicht mehr zu vermeiden war. Sofort entstand ein Aufschäumen. aufrichtiger Wunsch, und gebe ihm Ausdruck, indem ich 
ganz und gar in Mißkredit bringen wollen. Nach 10 Minuten wurden an der Oberfläche des Meeres mein Glas leere zum Wohle Euerer Majestäten und der ganzen 
Falls nun die gemäßigten Radikalen der Alliance Trümmer von dem Verded des Unterseebootes gesichtet. Das bulgarischen Königsfamilie. 
dẽmocratique die Erbschaft der eigentlichen Radikalen antreten Linienschiff „Saint Louis“ verankerte an dem Orte des Unter— König Ferdinand antwortete in deutscher Sprache: 
sollten, wäre davon etwas .Neues“ zu erwarten? Im Prin- ganges sofort eine Boie Der ebenso alänzende als herzliche Empfang, der uns 
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als zehn Bühnen erworben. — Professor Friß Kaufmann dolini und ich kann nicht sagen, wie dankbar ich ihm für das 
Cheater. knnft und wissenschaft in Magdeburg führte Woyrschs „Totentanz“ mit so bin, was er mich gelehrt hat. Dann debütierte ich in Mailand 
Das Dresdener Richard⸗Wagner⸗Denlmal. Das Komitee großem Erfolge auf, daß das Werk in der bevorstehenden im Dal-⸗Verme-⸗Theater, ich sang in Verdis Hernani und 
für das Richard-Wagner-Denkmal hat in seiner letzten Siung Spielzeit wiederholt werden wird. Auch in Osnabrück ist eine sang dann auch in Ancona. Ich muß Erfolg gehabt haben, denn 
beschlossen, von ener Buste abzusehen. Es lann sich für Dres— Aufführung geplant. Puccini und Toscanini hörten mich und ich wurde dazu auser— 
den der Stadt, von der Wagners Ruhm ausging und in der C.K. Wie der neue Caruso entdedt wurde. London feiert sehen, in Rom den Johnson im „Mädchen aus dem goldenen 
„Rienzin. „Der fliegende Holländer“ und „Tannhäuser“ zuerst ein musikalisches Ereignis: mit dem ersten Auflrelen des bisher Westen“ zu singen. Den ganzen Winter habe ich überall in 
aufgeführt wurden, auch selbstvertändlich t n ein der Be— nur wenigen ilalienischen Theaterfreunden bekannten jungen Italien diese Rolle singen müssen.“ Der junge Künstler, der 
deutung des großen Meisters entsprechendes Denkmal handeln, Tenors Giovanni Martinelli ist nach dem übereinstimmenden nun mit einem Schlage berühmt geworden ist, scheint die Trag— 
für das entweder iue Konlurrenz auszuschreiben oder ein her— Urteil der englischen Musikkritik der Welt ein neuer Caruso weite seines Triumphes noch kaum zu ermessen und wundert 
vorragender Künstler zu gewinnen wäre. erstanden, und seit Jahren will man in Covent Garden eine sich über seinen großen Erfolg. Er will jetzt englisch lernen, 
Neue Bühnenwerkle. Das Deutsche Theater in Berlin so wundervolle Tenorstimme nicht vernommen haben. Am hat sich bereits mit einem Sprachlehrer in Verbindung geseht 
wird die Tragödie „Chastelard“ von Algernon Charles Montag hat der junge Künstler in Puccinis „Tosca“ einen und erzählte seinem Besucher sorgenvoll: „Gestern hatte ich 
Swinburne (in der Uebersetzung von Walter Unus) zur neuen rauschenden Triumph errungen. Ueber den Werdegang meine erste Stunde. Aber wisen Sie, das ist eine schredlich 
deutschen Uraufführung bringen. — Die Tragödie Meros“ des jungen Künstlers, der jezt 25 Jahre zählt, macht ein Mit— schwere Sprache.“ 
von Wilhelm von Scholz, die nach ihrer erfolgreichen Urauf— arbeiter der Daily Mail einige interessante Angaben. Er O.K. Die Enidedung altgriechscher Malereien. Bei den 
rung am Münchener Hoftheater über mehrere Bühnen ging, hat Marktinelli aufgesucht, wurde von einem jungen, beschei— Ausgrabungen in Pagasai in Thessalien wurden kürzlich eine 
ist jezt für die Städtischen Theater in Leipzig erworben denen, fast schüchternen Menschen empfangen, der ihm dann Anzahl Stelen entdedt, die Malerein und farbige Zeichnungen 
worden, wo das Werk in der nächsten Spielzeit zur Auffüh— in gebrochenem Französisch von seinem Lebenslauf erzählte. aufwiesen und für die Archäologen und die Künstler gleüher— 
rung gelangen wird — Ka perle als Freiersmannt, „Ich bin in Montagnana in der Provinz Venedig geboren, maßen interessant sind. Es ist das erste Mal, daß sih so aut 
Komödie in drei Aklten von Emil Ferdinand Malkowsky und mein Vater war ein Schreiner und wir waren sehr arm. Von erhaltene Reste von Malereien aus lUassisch griehischergelt 
Eaon S. Strasburger wurde vom Stadttheater in Straßburg klein auf hatle ih eine leidenschafllihe Vorliebe für Musit; erhalten haben. Im Laufe des letten Monats sind nun, wie 
i. Els. zur Aufführung erworben. Die Komposition der Walzer⸗ mit zehn Jahren lernte ich Klarinette spielen, und wenn immer der Gaulois berichtet, noch über hundert Stelen und eine 
lieder und Tänze ist von Gustav Lazarus. — Adolf Pauls ich in meiner Arbeit bei meinem Vater eine freie Minute er— Anzahl Marmortafeln zutage gefördert worden, die auch alle 
Kßomödie Der Triumphe der Pompadour“ wurde von übrigen konnte, griff ich zu meinem Instrument. Mit 21 mit Malereien bededt sind. Besonders auffallend it darunler 
Dnektor Lantz zur Uraufführung im Deutschen Schauspielhause Jahren wurde ich dann zum Militärdienst eingezogen und der Re— ein Gemälde, das ein Totenmahl darstellt, wobei die Teilnehmer 
in Berlin erworben und wird dort in der kommenden Spielzeit gimentskapelle zugeleilt, wo ich ebenfalls die Klarinelte spielte. mit Namen bezeichnet sind, eine große Grabplatte von 20 
in Szene gehen. e Eines Tages hörte mih der Kapellmeister im Kasernenhof Länge, eine Stele mit der Darstellung eines Kindes, das mil 
Von den Bühnen. Direktor Ferdinand Heltai vom Ham— ein Lied singen, er rief mich zu sich und sagte mir, ich be— einem kleinen Hunde spielt, eine große Slele mit den Bildern 
burger Neuen Wheater wird mit einem eigenen Ensemble in der säße eine ganz wundervolle Stimme. Aber ich lachte nur zweier Krieger uspy. Die Ausgrabungen, die in einer alten 
Berliner Kurfürsten Oper ein längeres Ensemble-Gastspiel geben. darüber. Doch nach Ablauf meiner Dienstzeit stellt mich mein Totenstadt vorgenommen werden, sollen noh fortgesetzt werden 
Zur Darstellung gelangt das dreialtige Vaudeville Der Kapellmeister einigen Mailänder Musikern vor und es wurde und man hofft noch auf weitere Funde derselben Art. Am 
Tanzanwalt“ von Pordes Milo und Erich Urban, Musik beschlossen, mich ausbilden zu laässen. Eine Vereinbarung lam auffallendsten ist die Tatsache, wie gut sich auf mehreren 
von Walter Schütt. — „Der Retter in der Not!“, Lust— zustande, und ich bin jetzt verpflichtet, zehn Jahre lang meinen Stelen die Farben erhalten haben, obwohl seit der Aus— 
spiel von Franz von Schönthan und Rudolf Pres— Gönnern einen Proentsag von meinem Verdienste abzugeben. führung dieser Malereien schon weit über zwei Jahrtausende 
ber wurde innerbalb drei Wochen seit Erscheinen von mehr Anderthalb Jahre lang lernte ich in Malland bei Vrof. Man- verflossen sind.
	        
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