Full text: Lübeckische Anzeigen 1912 (1912)

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Voh isna Wohentags morgens nnd So — 2 —— e —— 
abends, Sonntags morgens) erscheinend. Bezugs⸗ Zeile 20 Pfg. Kleine Anzeigen (Arbeits markt usw.) 
preis fũr das Vierteljahr 8,30 Warl einschließlich Ed— Pfa. f. Geschãftl. Mit · 
Bringgeld in Lũbeck. Durch die Post bezogen ohne teilungen 1WMt. d. Zeile. Tabellen⸗· u. —23 
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— Beilagen: Vaterstãdtische Blätter. — Der Familienfreund. 
Amtsblatt der freien und Hansestadt Lübed 162. Jahrgang Nachrichten sür das Herzogtum Lauenburg. die 
Beiblatt: Gesetz· und Verordnungsblatte gürstentũmer Ratzeburg, Lübed und das angren⸗ 
k —ss αοο — — — — — zende meclenburgische und holsteinische Gebiet. 
HDruc und Verlag: Gebruder Bo neh s in Lüdeg. — Geschfistelle Adren haus (Köniastr. a8) Fernivrecher 2000 3. 9001 
fAusgabe M. Groh Ausgabe) Donnerstag, den 30. Mai 1912. abend⸗Blatt Ur. 268. 
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3 S wendig ist. Die Folge davon würde nicht nur eine 3. Rückkehhr zur dreijährigen Dienstzeit bei 
Erstes Blatt. hierzu 2 Blatt. finanzielle Weltlrisis von ungeahnter 1141 der Kavallerie und reitenden Artillerie, einmal 
— sein, sondern es würde auch die Produltionskraft der Welt um den inneren Wert dieser Truppen zu heben, anderseits um 
umsfang det heutigen Nummer s Siten — schwer getroffen werden. In anderen Worten, der die durch diese Maßnahmen freiwerdenden vene der Infan⸗ 
22 Reichtum, der notwendig ist, um frische Vor— terie zuführen zu können 
Nnichtamtlicher Teil räte an Nahrungsmitteln und Rohstoffen zu aA4. Erhöhung des Friedensstandes der Ba— 
um die wachsende h ee der aen und Batterien durch die, durch die obengekenn⸗ 
34 , elt zu erhalten, würde zerstört werden. Gegen— zeichneten Maßnahmen gewonnenen Mannschaften. —— 
Die deutsch⸗englische Frage und Welt⸗ wärtig liefern Deutschland, Frankreich und England der Welt 5. Vermehrung des Pferdebestandes beiallen 
krisis. jährlich 300 Millionen Pfund, das heißt 6000 Millionen Mark nicht mit erhöhtem Etat verslehenen Batteriten 
dubed, 30. Mai neues KZapital, das dazu dient, den Weltvorrat an erschlos⸗ um 20 Pferde was eine Vernehrung des Pferbebestandes 
i 3 senem Naturreichtum zu vergrößern. Durch diesen kolossalen der Feldartillerie um weit über 10000 Pferde bedeutet. 
Bei der Betrachtung der englisch-deutschen Beziehungen ist Kapitalerxport ist eine entsprechende Zunahme des Reichtums Man hofft durch diese Mahnahmen die Amee auf weit 
mit Recht und mit Nachdrud auf die wichtigen Handelsbeziehungen der Welt und damit eine Besserung der Lebenshaltung für viele über 25 000 Mann der Friedensstärke zu vermehren, den inneren 
3 enen welche die beiden Reiche zueinander haben. Jahre hinaus gesichert. Ein Kampf zwischen diesen Ländern Wert der Tuppen zu heben und den iu ben der Referve⸗ 
an r Sand dieser Zahlen, welche im Jahre 1911 eine wãre eine Zerstörung dieses Reichtums, welcher im Friedens⸗ formationen weiter zu vervollständigen. Die Kosten dieser 
u e Ausfuhr von etwa 1,2 Milliarden Mark falle dazu dient, weiteren Reichtum zu schaffen. Er würde die Maßnahmen spielen bekanntlich in Frankreich leine Rolle 
und eine jährliche deutsche Ausfuhr von über 0 Tätigleit dieser Völker, die für den Fortschritt der Menschheit Im Anschluß hieran ist es von Belang, eine Aeußerung, 
Millionen Mark nach England zeigten, dargelegt worden, wie arbeiten, lähmen und zerstören und damit den Wohlstand iedes die jenseits der Vogesen gefallen ist, den deutschen Lesern 
n n gar eine e einzelnen Staates schwer treffen mitzuteilen. Der Kriegsminister erklärte einem franzö⸗ 
e eeee die seenzessce Antwon anf die deusce heeren n ne 350 
e — un n 3 e An wo auf die deu ⸗ einiger Zeit die Organisation unserer Kräfte beherrscht, ist die 
1 4 4 n vorlage. der Offensive, die der Grundsatz unseres Handelns sein mitß. 
een 7217 3 u * u Im Juli kommt in Paris das neue Kadergesetz zur Be— Man muß fortschreiten wenn man siegen will. Dielen Ge— 
urz au e h o u r ratung. Trotzdem dieses Gesetz der Republik auch nach vollstän— danken will ich sowohl bei den Soldaten wie 
24 t be han eplebenu diger Durchführung der deutschen Heeresvorlage den Franzosen beim Publikum durchsetzen“ 
ieses hat e Ninht son Sir Ed gar Speyer Bart ee 33 nn e 
—7— on gar iten sichert, die Ueberlegenheit der franzsischen Fedartil⸗ 8 2 2 
seinem envreien an Prof. Stein mit folgenden Dar⸗ lerie durh die desd en enene ae Grũndung eines Export verbande⸗ deutscher 
vh e elnilt n äν Laum nennenswerten Abbruch erlikten hat, beginnt jetzt in Qualitãts Fabrikanten. 
wird wohlen e n ih i ital r⸗ 32 
seine wachsende e nene n ad nn ee eheeee en e Aus Dusseldorf wird uns geschriebennn — 
von Wo hlstand erhalten lönnte wenn nicht Großbritannien lich darauf hingewiesen, daß nan Ueberrashungen von jenseils Bereits seit Mtte Januar haben umfangreiche Vorarbeiten 
in so reichem Maße das Kapital geliefert hätte das den Ver⸗ der Vogesen zu erwarten haben Er hat recht behalten alle A— und zahlteiche Versammlungen attgefunden zweds Gründung 
n Staaten, Ardentinien Kanada, Indien Australien zeichen deuten darauf hin, daß bereits im Kriegsministerium eines ss se ee Die 
rasilien. Aegypten, Süd Afrika usw die Erzeugung von Nah— in Paris mit Sochdrucd gearbeitet wird. Nachdem, wchr— Grunder dieses Verbandes ber hundert erste Firmen Deutsch⸗ 
n Baumwolle, Wolle und Mineralien usw. ermög— scheinlich als bestellte Mbeit, der bekaunte UMitarbeiter der lanbs gehen aus ihrer jahrzehtelangen Exportpraxis von der 
l Hãlt man sich diese große kulturelle und ö lonomische Auf⸗ France Militair in dem genannten Blatte vom 16. und 18 Mai Erfahrune aus, daß leider Deut hland noch immer viel zu sehr 
dabe vor Augen, die Deutschland, England und Frankreich zu einen Offenen Brief an den Kriegsminister gerichtet hat, machen als Fabrikationsland für billige und schlechte Waren ange— 
berufen sindh so erscheint ein Krieg zwischen diesen jetzt bereits die großen französischen Blätter Milteilungen, daß sehen wird, infolge der vielen und nur auf billige Preise, 
Völlern kaum denkbar. Ein solcher Kampf würde das sich der Kriegsminister den Forderungen des Mons. R. in der ohne Rũcksicht auf gute Qualität hinzielenden deutschen Angebote. 
finanzielle Gleichgewicht der ganzen Welt in France militaire anschließt. Zum Teil ist diese Meinung allerdinas auch dadurch entstanden, 
verhängnisv eise erschüttern und das ölo— Neben den sowieso beabsichligten Verstärkungen der Araber— daß die ausländischen und uüberseehen Kaufer fortgesetzt unter 
Ceh e dieser Länder tödlich treffen. Diese drei und Berbertruppen wird man auf folgende Weise die deutsche Sochdrud von der amerikanishen englischen, französischen und 
ut e ee n jüngeren und noch zum großen Vorlage zu übertreffen suchen: wedischen Industrie bearbeitet wer den und diese ausländischen 
wickelten Länder den großen Marlt für deren Pro— 1. Vermehrung der freiwilligüberdiegeset— Konlurrenten großen Wert dalauf legen, in erster Linie bessere 
ieten, würden im Kriegsfalleihre ganze Ener— mähbige Verpflichtunghinaus dienenden Korpo— und hochwertige Erzeugnisse zu verkaufen. Man muß mit 
und ihre ganze Kapitalkraft anzuspannen rale und Gemeinen durch Inaussichtstellen vermehrter Zu— gewiegter Ueberseern sprechen, um mit Erstaunen zu erfahren, 
en, um sichgegenseitig daran zu verhindern, weisung wirtschaftlicher Vorleile. daß die Käufer von der ausländischen Konkurrenz sozusagen 
mee n e ganze Welt be— 2. Aende rung des Marinerekrutierungsge— nicht einen einzigen Tag in Ruhe gelassen werden. Diese fort— 
„und es sich gegenseitig unmöglich zu machen, das einzu— setzes, wodurch für die Armee für den Mobilmachungsfall gesezten Angebote haben mit der Zeit dazu geführt, daß 
was ihren Bewohnern zu ihrem Lebensunterhalt not— zo an Mann frei morn⸗ seiden fogar die den ertere emnngen inde ihren 
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am Handgelenk pagend. „Ja, schämen Sie sich denn gar nicht?“ „Und Sie schämen sich nicht, mir solche Anerbsetungen au 
Ein enm ve Sonn nde „Schämen? Warum sollte ich mich denn schämen, darum, machen?“ x. 
Schifss z y Wothe. daß ich Ihre verlassene Geliebie bin? Ja, da müßten Sie sich „Schämen? Kennt die Liebe eine Scham, wenn es gilt, 
¶5. Fortsetzung.) doch weit mehr schämen! Sie nnen ig Frau von Boddenhufen das Söchste, Seiligste zu erringen? Gül, Gül, verlaß mich 
Copyright 1910 by Anny Wothe, Leipeie. ede nenn rnn n nrt e nn i aun si v e 
Welche Sprache * 522 meinigen zurückhalten, wenn ich es für ubtig halten sollte. geliebt, ich kann ni eben ohne dich, und wenn du midch 
sie don * e enn an ene Aber Vorschriften, mein bester Baron. lasse ich mir von nie— verschmähst, dann vernichte ich sie, die du zu lieben alaubst. 
daß sie ja selber in Monte Carlo gesehen hatte, wie Gui moand machen von Inen am allerweniueni und die einem anderen aehört.“ 
beim Anblick Gerda Gaßoniß im Speesaal vusammengenat Genug! rief Wernhagen rnig. „Meine Nachsicht und Ach weiß nun wenigstens was ich von Ihnen zu halten 
war. Er hatte sie alfo gekannt, shon srnher getannt und Güte. mit der ich duldete daß Sie sich hier in die Gesellschaft habe,“ unterbrach Wernhagen das leidenschaftlich erregte Weib. 
dieses Weib war ihm auf den Meor“ hefolot und stemne mischten. haben Sie völlig falsch verstanden und mißbraucht. Ich Es bleibt Ihnen völlig unbenommen, zu handeln, wie es Ihre 
ich nun zwischen hn und sien Unt diesct Benanne daliee hatte Mitleid mit Ihnen, weil ich Ihnen Ihre rührenden Gesinnung Ihnen eingibt. Gehen Sie oder bleiben Sie, aber 
wohl im Einverstandnie min diesen Geschödf gehandelt vBur— Mãrchen glaubte, aber ich sehe ieht ein, daß ich Sie bedeu— wagen Sie es nicht wieder, meinen Weg oder den von Frau 
schnell schossen diese Erwägungen dunch Joriedes Hirn, aber zu end bershatte. Was verlangen Sie, wenn Sie samt Ihremn von Boddenhusen zu kreuzen. Wenn ich bisher Mitleid mit 
jbig eine weilere Erliamg von der Gaonn vn ern in auf der nãchsten Station Gibraltar — das Schiff Ihnen hatte und mein Herz voll Trauer über Sie war, so habe 
e ee ue e verlassen? VNennen Sie eine beliebige Summe, denn auf eine ich jetzt nichts weiter als tiefste Verachtung für ein Wesen, das 
ine ein denen len ie ht einmn Mann Erpressung scheint doch die ganze Geschichte nur hinauszulaufen, gekannt zu haben mich heute nur mit der fiefffen Beschämung 
den Sie ja sowiefo durch Ihr wengehende aber Machen Sie ez lurz ich habe nist Zeit für Ihresgleihen. ersullen lann 
sichnen n besen heen reeeee ee 3 Eine Weile sah ihn Gerda Gazoni ganz starr an, dann lachte Er ging, ohne Gerda noch eines Blides zu würdigen, an 
Ich habe Ihnen ichts nehr zu sagen ung uriß veen sie hohnvoll auf mit wilder Gebärde: ihr oriber bem Promenadended u 
GScoh. uijgerichte und sicher ui Joriede über das hefti „Geld? Das sieht Ihnen ühnlich. Mit Geld denken Sie Die Sãngerin stierte ihm mit dunklen Augen nach. Drohend 
iqu”Êα 264 iede über das heftig alles zuzudeclen. Geld! Ich danke Ihnen, und wenn ich bekteln erhob sie die geballten Fäuste und schüttelte sie wild,. dann 
iff. müßte, von Ihnen möchte ich nichts nehmen. Nein, mit Geld warf sie die Dede fort und stampfte zornia mit den 
Gerda Gazoni lachte ihr leise nach, nahm ungeniert Jo— erkauft man Gerda Gazoni nicht.“ Füßen. 
tiedes lostbare Pelzdede und breitete sie sich über ihre Füße. „Welchen Dienst soll ich Ihnen leisten, wenn Sie das Schiff „Er liebt sie!“ knirschte sie zwischen den Zähnen. „Sie, 
Die hat für heute genug“ licherle sie in sich hinein. Das verlassen?“ —— —— m mit dem blassen Gesicht und den frommen Augen, und mich 
Lachen verging ihr aber, als plötzlich Wernhagen mit zornrotem „Ich bleibe! Ich wache über Sie, Gül Wernhagen, damit — mich habt er. O, ich hasse ihn ebenso lief, wie ich ihn 
Gesicht vor ihr tand Sie nicht in Anfechtung fallen. Die zarte blasse Frau ohne Mun, liebe. und ich will es ihm zeigen, daß man mich nicht in— 
aAosfort gestehen Sie mir,“ lelrschte er sie an, „was Sie ohne Kraft wird Ihnen nie gehören Baron, denn ich, ich werde gestraft reizt, und wessen Gerda Gazoni fähig ist. wenn man 
Frau von Bobdenhusen nigefügt daben die soben n e immer dazwischen stehen. Ein einziger unbedachtsamer Schritt ihre Liebe verschmäht.“ 
Quedun — und der Legationsrat erfährt von dem verschwiegenen Liebesglüd Eine Weile stand sie noch von brausenden Winden umtost 
— seiner Frau und von dem Ihren. Und daß der Legationsrat in am Bug des Schiffes, und die verglühende Sonne fiel mit 
lt die ufnanng ban ehen Wan h ne hen ie solchen Dingen m Spaß versteht, brauche ich Ihnen wohl rotem Licht über ihre weißgelleidete Gestalt, daß sie wie in 
iutz aber die Wahrhen vin ih wisen u e ee en n e m tal an 
e n 2 „Sie m mir also —S —— Dann erlose as Licht, und kalt und schneidend stiebte 
wohi e eee e ne n „Bedingungsweise. Ich bin eer bereit, das was ich ge⸗ ihr der Wind das salzige Meereswasser in das heiße Gesicht, 
—— sehen habe, zu vergessen, den hräsen Solais. der keines wegs und die Wogen rollten wird, donnernd und mürrend geaen den 
e en e eee an ie siaseere ein giebbanenin n dn hne deten veen n Snat urn— 
iannt so i das vhr pea uhh e in ver⸗ bt 2 e vn e— hatte A Mochte 
In gen. n Bedenlꝛeit das Meer do rohen un äumen. Sie wollte Siegerin 
Das haben Sie getan? schrie Wernhagen heftig, Gerda a ich Ihnen bleiben in dem Kampf um Gil von Wernhaodens Liebe. 8 —
	        
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