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Beilagen: Vaterstãdtische Blätter. — Der Familienfreund. — —
Amtsblatt der freien und Hansestadt Lũbed 162. Jahrgang Uachrichten sür das herzogtum Lauenburg, die
Beiblatt: Gesetz und Verordnungsblatt et e Sũrstentũmer Ratzeburg, Lubec und das angren⸗
teν. — bn Archiv des Verlages, socie in der Sab h hliochen zu eoen zende meclenburgische und holsteinische Gebiet
Vrud und Verlag: wedruder Borchers e. m. S. m Lübeg. — isneire Adreß aus Goniante a enideee go u o
Ausgabe M. Groß Ausgabe) Dienstag, den 14. Mai 192. abend⸗Blatt Nr. 243.
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Insbesondere spielt das Berl. Tagebl., dessen zu— die Oeffentlichkeit von Interesse t de da
Erstes Blatt. hierzu 2. Blatt. dringlichem Anarcholiberalismus Sonntag von fast allen Seiten sache daß Marschall als Botschafter und nicht als
———— — — — — mit so großem Nachdruck der Stuhl vor die Tür gesetzt wurde, Träger einer außerordentlichen Mission nach London geht und
Umfang der heutigen Nummer Seiten. die Rolle des „zbetrübten Lohgerbers“. Die daß Frhr. v. Wangenheim sein Nachfolger wird.
— — — —a4a3— Deutsche Tagesztg. andererseits verrät erhebliche Verlegenheit; —
IIVe wenigstens im ersten Augenblick. Seute abend schon oder doch sschwere marokkanische Sorgen Frankreichs
spätestens morgen wird man sich ja wohl v 2 Quslandsbrief unseres Kortespondenien)
3 um den ausgezeichneten Eindruck dieser kraftvollen Belundung 2
Nach dem nationalliberalen Parteitag. nationalliberaler Einmütigkeit mit jenen Minteln die der Zweg νν Maris 11. Mai.
Lubed, 14. Mai. heiligt, aus der Welt zu schaffen. Hier, auf der agrarkonser— Nach den telegraphischen Meldungen gelangen jetzt auch
vativen Seite, begegnen wir zunächst nämlich nur der kurzen zahlreiche schriftliche Berichte über den Aufstand in
Der nationalliberale Parteilag ist vorüber, und mit dem Bemerkung. es habe offensichtlich „großer Einigungsdrang und Marokko nach Paris, und aus ihnen ergibt sich, daß
Gefühl hoher Befriedigung mönenn die mehr als tausend Teil— lebhafte Beifallslust geherrscht, bisweilen aba fe isen, ven das, was sachkundige Leute schon seit geraumer Zeit ver
nehmer aus allen Gauen und Stämmen des Vaterlandes in söhnlicher Beifallolust und neu entfachler Kampfeslit faum ge mutet und geäußert hatten, den Tatsachen durchaus entspricht:
die Sinat zurüdgekehrt sein, die sie nach Berlin entsandte, nau zu scheiden gewesen. Das ist eine ichige Beobacung es sind die Franzosen kannten die Marokkaner noch
un hier den Willen zur Einigleit zu bekunden. In der Tat die beiden hier festgestellten Stimmungen auf dem Vertreter— immer nicht und beatteilten sie und ihre
bat diee Bertretertag in stärkerem Mabe, als tag zu lebhaftestem Ausdruck gelangt. Indessen ist der agra— Widerstaudskraft dahen ganz falsch. Die Marokkaner
irgeno einer seiner Vorgänger, Zeugnis dafür abge— rische Berichterstatter über die Richtung der „neu entfachtey ihrerseits hatten keine Ahnung davon, daß sie und ihr Land
les t, wie weni g im Grunde die häuslichen Kampfeslust“ augenscheinlich im Irrtum. Gewiß ging dieser seit sieben oder acht Jahren auf dem europãischen diploma⸗
Meinungsverschiedenheiten über die G6e— nationalliberale Parteitag in frischer Kampfesstimmung aus tischen Markte verhandelt wurden und nun endlich in Frant—
schlossenbheit des nationalliberalen Gesamt— einander; aber das interne Kriegsbeils ist be reich und Spanien endaültige Abnehmer gesunden haben. Die
ogaunismus nach außen hin vermögen, wie winzig graben. Und nun soll der Kampf der geeinigten Partei mi Umslände bewirkten es dann, daß sich beide Teile mit einem
der „Gegensatz“ zwischen Nord und Sud oder alt und jung um so schärferem Elan anheben gegen diejenigen, denen die Male genauer kennen lernten, und da ist es nicht weiter
deh scheint. gemessen an den großen Aufgaben, an den versöhnliche Beifallslust“ innerhalb des Nalio nalliberali mus verwunderlich, wenn es hüben und drüben bittere Ent—
erhabenen Zielen, denen der nationale Liberalismus nachgeht. z ganze schöne Rechnung verdorben hat tãuschungen gab.
„Grob ist die Zukunft tlein find unsere Die babdischen Nation alliberalen und der Parteitag. Diese Enttäuschung ist hesonders groß auf französischer
Differenzen“ — kin prächtiges Wort, das Sonntag ge— ue ubn men 2 27— 3 Seite, was begreiflich wird, wenn man nun erfährt, daß
Berhandlungen ihrem Ende zuntigten, mit um so zwingenderer cguong mit dem an des gesttigen Parlenag geschlagen“ wurde, im Grunde nur das kleine, leider
Gewalt sich Bahn brach e der etwas zu früh aufgeführte Vorspiel einer au
Der Vertretertag hat, indem er der glücklich gefun— in ist der Weg fur eine neue, stetigere und krästigere gemeinen Erhebung war die gegenwärtigeno
denen und nn eledaden dnn der niidenenn rt den n ei eee eeee ene drenesei e
Frage seine Sanktion erteilte, das Semmnis fortoe die Blide nur ahh bornat enhtet sn d eee esse monatelang. vielleicht gar Jahre hindurch zu schaffen machen
räumt; das die Altivitäther Partefetwa hätte sich bemühen sein Teil dan beßtraen, daß ee wieder⸗ wird. Und man versteht nun auch, daß den hiesigen Macht
beeinträchtigen können; und die freimütige Aussprache, gewonnene Einigleit auch erhalten bleiven Daß es gehe, habern für den Augenblick ein schwerer Stein durch die Nach—
welche sich der eindrucsvollen Rede Bassermanns anschloß, d inn n alt e s n ew 3 l richt vom Herzen genommen worden ist, wonach sich der Sullan
erbrachte von neuem den Beweis, daß sich in Nationallberans n i un ß nn eee amen von Regnault und General Moinier endlich hat bestimmen
mus, wie ün jeder großen Parkei; zwar von einander Moöge da Beispiel, so folsett das Blatt, das unsere engere lassen, seine viel beredete Rese nach Rabat noch bis zu der
weichende Auffassungen begegnen, daß sie aber — im Gegen Landespartei darin gegeben hat, für die Gesambeactei vdor Ankunft des Generals Lyautey zu verschieben. Bierdurch
satz zu fast allen anderen Parteien — nur mehr die Peri bildlich sein wird es den Franzosen ermöglicht, ihre nur etwa 5000 Mann
pherie“ der Parteiarbeit betreffen und die programmalischen 7 starke. in Fez stehende Truppenmacht dort vereint zu halten,
Grundlinien unberührt lassenn Wem es jedoch noch daribe Die Ergebnisse der Karlsruher Zusammenkunft wãhrend man sie im Falle einer Abreise des Hertshers in
hinaus um einen besonderen Nachweis dessen zu tun ist, Im Berliner Auswärtigen Amt teilt nan unserm dortigen eine Sultanseskorte und in eine Stadtbesatzung hätte teilen
in wie hohem Grade dieser Delegiertentag der Partei zur Berichterstatter auf Nachfrage über die Zusammenklunft in müssen. Ob dann aber noch hinreichend starkle Kräfte ver—
inneren Kräftigung gereichet, der möge sich aus den gegneri— Karlsruhe mit, daß diesmal bedauerlicherweise völlig davon blieben wären, um einen Angriff der vereinten Stämme abzu—
schen Blättern von der außerordentlichen Enttäuschung unserer Abstand genommen worden ist, irgendwelche auch uur weisen, ist mehr als fraglich.
guten Freunde rechts und links überzeugen. In der Hauptsache andeutende Winke an die Presse zu geben. Es vourde „Der vereinten“ Stämme! Das ist es eben,
liegen freilich erst kurze Kommentare zu den Verhandlungsberich nur so vien erklärt, daß irgendwelche UNeberraschungen als was die Franzosen mit Recht so beunruhigt. Denn bisher
ten vor. Aber lie lassen doch schon zur Genüge durchblicken, Folge dieser Besprechungen des Kaisers mit dem Kanzler, dem waren sie gewöhnt, die Maryklaner einzeln zu schlagen, ja
daß der Parteitag weder die demolratischen Erwartungen noch Minister des Auswärtigen und Frhrn. v. Marschall, ir gen d— das betannte römische „divide et imperal“ erfolgreich zu
die der Rechten befriedigt. Und das war ja wohl auch nicht welche Wandlungen in unserer äußeren oder ihrer Devise in Marokko zu, machen. Jetzt aber haben die
die Absicht inneren Nolitik nicht zu erwarten varen Fa— Landeshewohner endlich bemerkt. worauf das ganze Tun und
Land der Sonne, das inmer unsere Stele suchle. Sieh, wie die an der du mich zu Tode schleppst. Versprich es mir·
Ins Sonnenland. Rosen glühen und duften. Jeder Tag bingt e neuen „Ich kann es nicht, Gül! Ich habe Kinder, die nach
Ein Schiffsroman vom Mittelmeer von Anny Wothe. Blüten; jeder Tag bringt neues Glugt!“ der Mutter schreien. Wie könnte ich je meine schuldigen Augen
G3. Fortsetzung.) Joriede schüttelte stumm das Haupt. wieder in die ihren senken. Nein, niemals- Wir müssen uns
Copyright 1910 by Anny Mothe, Leipzig. Zhlre Hand strich zärtlich über die glutroten Rosen, die die trennen. Gül. Auf ewig müssen wir voneinander Abschied nehmen
Sein Herz stand einen Augenblid sast still. Ein stechender Wege säumten, aber ihre Stimme klang gebrochen, als sie lang. und Iu veraessen suchen. daß wir uns dereinst geliebt. Auch
Schmerz lähmte ihn plötzlich aber er schritt doch gerade augf sam, wie von einer Vision beherrshie u en spra ih ebe dich an, mache es mir nicht so schwer. Ich habe
Joriede zu, die ihm tödlich erschroden entgegensah und abweh— Tausende von Rosen bringt jeder neue Tag. Du hast recht n en nen rn u ee. eteor
rend beide Hände hob. Gül von Wernhagen. Aber wo sind die oten Rosen, die unser Schichalsschiff, Gul pen dem eins pie Ahn⸗ Pndeie
Er achtete nicht ihr stummes Flehen. Er trat auf sie zu gestern blühten, wo sind sie hin? Verblüht, entblättert, in den erlen Aber will· nit Du de un pu e
und ersaßte ihre Sand. Schmutz getreten. So wie die Rose stirbt, die einen Tag uur Algier oder in Libraum wirst du leicht Gelegenheit finden.
„Ich wußte, daß Sie hier auf mich warten würden, Jo— blüht, so starb auch unsere Liebe. Die wedt nichts mehr zum mi unemn anderen Tumvler rie zu fahren· bitte dih
riede,“ sagte er, ihren Arm in den seinigen ziehend, „hier in Leoen, wenn wir auch in heißen, wahnsinnskrauten Nächten hilf mit und dann laß uns stil pergelsen und an diese Begea
diesem stillen Zaubergarten soll sich unser Schidsal entscheiden.“ danach schreien. Zu viel liegt zwischen jeßt und einst. Unsere ming wie gn r Draum zurücdenlen, per lautlo⸗ nerweht.
„Nein, nein!“ wehrte Joriede, ihm hastig ihren Arm Rosen sind verblüht. Das Tolenopfer unserer Liebe ist längst Gul zog Joriedes bebende Saͤnde gegen seine Brust.
entziehend. „Ich bitte Sie, Gül, verlassen Sie mich. Man gebracht. Laß nichts mehr aus der Asche aufsteigen, was doch be einen Innern jagten seltsame, lechzende, klammende
könnte uns hier sehen und unserem Zusammensein Mißdeutun⸗ nichts wäre als ein Trugbild, das uns beide ins Verderben Wunswe i wilde prausende Waher.
gen geben. die wir unbedingt vermeiden müssen. Ich habe das wdt Wie süh und rot ihr Mund bluhte. Und ulen Mund hatte
Bedürfnis, allein zu sein, und darum trennte ich mich von Sie waren bis zu dem weißen Schloß gekommen und schritten it gelüßt. uud desen nen. slaulen 2 in den
den anderen.“ nun durch das hohe Tor in die blühende Wildnis von weißem puisichtigen wWehen leid⸗ t e janurnd h
ꝶ R * 22 —2 pu fangen. Und ihr süßes Gesicht, das hatte an seiner Brust
In Güls Augen sprühten wieder die phosphoreszierenden Jasmin, Kallas und Lilien in ein kleines Gärtchen hinein,
blauen Lichter, als er fast zornig zurücgab: welches Schloß „Miramar“ umhegte. erun lles solllenn ewins sen
„Mibdeutungen der anderen? Was gehen uns die anderen BSierher kam wohl so leicht niemand von den anderen, dieje Mic i er un rign 9
an, wo es sich um uns, um unser ganzes Leben handelt? hier war es still, traumhaft still. Das weiße Schloß verschlossen, ne V cite e ust d
Antwort sollen Sie mir geben, Joriede, ob es wahr ih woas wie ausgeslorben. Nur das blaue Meer zu ihren Füßen. d er Aend M sra un eh an un
Ihre Lippen neulich aussprachen, als es galt, eine kalte Schuld n Und hier standen die beiden unseligen Menschenkinder in all e an gend n er sie zum erl zan ene
abzuwälzen,. daß Sie nicht aufgehört haben, mich zu lieben, em betäubenden Duft dieses Zaubergartens sich gegenüber und 434 Ae
meine zerbrochene Jugend, mein verlümmertes, einsames Leben Gül eiferte, Fieberröte auf den Wangen, indem er beide snn en ee ee eeee en
gibt mir ein Recht, zu verlangen, was mein Dasein wieder froh Hände Joriedes ergriff. a ijl da ur ene e g u e Aelßellihien *
— ¶ zerlichleit beruht,
machen kann: Sie haben einst mein Leben vernichtet. Die „Und das kannst du mir alles sagen, Geljebte, mit der Glut wo deine Seele rastlos weint nach einer anderen Seele, der
Kugel, die es ganz auslöschen sollte, sißt noch drin in der zu mir im Herzen, die, das fühle ich, aus deinen Adern so dein ganzes Sein, dein ganges Fühlen und Denten gebbrte
Brust, und von Zeit zu Zeit schmerzt fie wie meine verlorene heiß zu mir herüber brennt? Ift die Liebe nicht das Größte, 3ch lann nicht, Guül flehten ihre ernden Augen.
Liebe. Viele leidvolle Jahre, in denen ich nicht leben und nicht Heiligste im Menschen? Kannst du der Glut wehren, die Er hobi hre Hände, die er no chimmer auf seiner Brust hielt.
sterben konnte, liegen zwischen damals und heute, aber meine plötzlich zwei Menschen unaufhaltsam zueinander zwingt? Es langsan empor und zog sie an seine heißen Lippen.
alte Liebe, Joriede, nein ganzes Sein und Leben, das gehört hat eine Zeit gegeben, Jor de, da glaubte ich, ich könnte Stumm lüßte er sie wieder und immer wieder.
Ihnen noch wie einst, wenn auch viel Häßliches dazwischen mich betäuben, andere Weiber könnten den Platz ausfüllen, Er sprach kein Wort, aber seine Augen, seine kiefdunllen,
gelommen ist, wie in der Stunde, als ich um Ihretwillen der dein heiligstes Recht, aber öde, schal und leer war es leidenschaftlichen Augen mit dem blauen Feuer über goldbrannem
sterben wollte. Ein Worl von Ihnen, Joriede, und wir bauen uns in meiner Brust, selbst im höchsten Rausch der Sinne. Ich flehe Glanz, das wie eine Flut von Licht unter den langen, dunklen
beide aus den Trümmern von einst ein neues Glüd und ein neues dich an, Joriede, slohe mich nicht wieder von dir. Laß mir die Wimpern hervorbrach, entzündete in ihren Augen äine Flamme.
Leben auf! Willst du, Joriede? Sieh, wir stehen hier milten im Gewihheit. daß du mich freimachen willli von der Kette. Und die schlanken Lilien duftelken so süßk. und die e