Full text: Lübeckische Anzeigen 1912 (1912)

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Mis e das Vierteljahr 330 Wart einschließlich 2 fũr Auswãrtige 80 Pfa. s. Geschãstl. Mit⸗ 
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Beste art. n 5 * orderungen entlprechend hoõ o00 
ie Beilagen: Vateradtische Blätter. — Der Familienfreund. b 2 
AUmtsblatt der freien und Hansestadt Lübed 162. Jahrgang Nachrichten sür das Herzogtum Lauenburg, die 
deiblat. Gesetz· und Verordnungsblattt n n e Furstentũmer Ratzeburg, Lübed und das angren 
— αονοο — —— ———— zende medlenburgische und holsteinische Gebiet. 
Drud und Verlag: Gebrüber Borbers Gem.eb. S. in Lübed. — Geschäftsstelle Wreß ban niastr. 4ß). FVernipremer oon u. 00 
Ausgabe . Große Ausgabe) greitag, den 26. April 1912. Abend⸗Blatt Ur. 210. 
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N eigene aufblühende Stahlindustrie und zögerten aus na— maschinen mit 27000 Pferdestärken und 92 Dampfhämmer 
Erstes Blatt. hierzu 2. Blatt. tidnalõtonomischen und militärischen Gründen, ihr Kriegsma— arbeiteten. 11 Sochöfen mit 26 Dampfmaschinen von 3350 
— ————— ——— — —c — terial aus dem Auslande zu beziehen. Nur Rußland, dessen Pferdestärken erbliesen täglich 600 bRoheisen, wozu 584 
Umnfang der heutigen Nunnnetß Sten ecchnetie noch leine Bedennng hang, achte in der Tisenseinonben die Erze üefetlen. Die Zahl der Ubeiler 
—z2 ß ——— Folge umfangreiche Bestellungen. So war Krupp hauptsächlich betrugs 21000 mit 53000 Familienangehörigen, von denen 
nichtamtlicher Ceil. auf das eigene Vaterland angewiesen. Preußen hatte 1855 das über 24000 in Fabrilwohnungen und fast 13000 in eigenen 
erste gußstählerne Hinterladerohr bei ihm bestellt; nach dem Häusern wohnten. 5000 chemische und 4500 ee 
günstigen Ausfall der damit vorgenommenen Versuhe erhielt er sfuchnngen wurden in seinem Todesjahre auf der Fabrik aus— 
Alfred krupp als Waffenschmied des dann einen Auftrag auf 300 solcher Rohre, die den größten geführt. Festgefügt und mustergültig war die Verwaltung 
Deutschen Reiches. Teil der gezogenen Geschütze bildeten, mit denen Preußen 1866 der riesengroßen Fabrik, die Finanzlage glänzend. Krupp 
Ein Beitrag zu seinem heutigen 100. Geburtstag.) ins Feld rückte. Der damalige Prinztegent, der spätere Kaiser hatte als Waffenschmied einen solchen Weltruhm gewonnen, 
7 Lübech, 26. April. Wilhelm J., war es, der in dem ihm vorgelegten Auftrags— daß sich bei den Vorführungen neuer Geschosse und Geschütze 
Die imposante Gestalt des Industriekönigs Krupp, dessen entwurf die Zahl der zu bestellenden Rohre eigenhändig auf duf dem Schießplatz Meppen Offiziere aller Kulturstaaten ein— 
Andenken heute gefeiert wird, erhält für uns Deutsche 300 erhöhte. Seit Anfang der 60er Jahre griff dann Krupp zustellen pflegten . K. 
noch dadurch eine besondere Bedeutung, daß dieser als Konstrukteur, teils in Verbindung mit den militärischen — — 
Mann dazu ausersehen war, der Waffenschmied des Behörden, teils selbständig in die Verbesserung des Kriegs— Zur heutigen Interpellation über das Jesuitengesetz. 
Deutschen Reiches zu werden. Was er in dieser Beziehung materials fördernd ein. So verdankt ihm die deutsche Ar— Info mation unseres Berliner Berichterstatters.) 
geleistet, hebt Generalmajor Karl Bahn in einem ihm gewid— tillerie u. a. die Entwichlung des heute noch bei allen Ge— Die Interpellation des Abg. Bassermann über den Vollzug 
meten Aufsatß der Internationalen Monatsschrift eindringlich schützen in verschiedenen Formen verwendeten Rundteilverschlusses, des Jesuitengeseßes wird nach unseren Informationen den 
hervor. Die Grundlage zu der unglaublich schnellen und groß— der seine Ueberlegenheit über die in anderen Ländern gebräuch— Reichskanzler nur zu einer kurzen Erklärung veranlassen. Er 
ortigen Entwidelung seiner Fabrik wurde durch Krupps Er— lichen Schraubenverschlusse bis auf den heutigen Tag so glän— un pen e en 8 
findung gelegt, Reifen für Eisenbahnräder ohne Schweißung zend erwiesen hat. Durch seine Willens- und Tatkraft wurde fei aͤber der ern ur dau noch lene Stellung 
herzustellen. Diese Erfindung, die sür die Eisenbahn von höch— unsere Marine auch davor bewahlt, daß ihre ersten Schiffe habde nehmen können. Was den ÄAntrag selbst anbetrifft, so 
ster Bedeutung war, brachte ihm so reiche Einnahmen, daß mit englischen schmiedeeisernen Vorderladern bewaffnet wurden. heißt es daß er überhaupt die Rechtsbeständigleit der Bun— 
er nun die schon früher begonnenen Versuche mit Kriegs— Zunächst war sein gußstählerner Sinterlader infolge ungeeigneten eerren vom ce e 53 
material schneller und tatkräftiger durchführen und zu einem Pulvers den englischen Geschützen in seinen Leistungen unter— eelneenen ange b ———— in 
glänzenden Ziele bringen lonnte. Alfred Krupp hatte in seinem legen; 1868 aber errang seine 24 cm-Gußstahlkanone einen würde. Von einer Zurüdziehung der Aenderung des bayerischen 
Belreben, dem Guhstahl möglichst vielseitige Verwendung zu unbedingten Sieg über das 9zöllige Armstrongrohr. Damit Jesuitenerlasses ist, wie wir ilt lanren eine 
geben, sogleich damit begonnen, Gewehr- und Pistolenläufe und hielt die Kruppsche künstliche Metallkonstruktion der Rohre ihren lenl it un n u 2 
Kürasse aus Gußstahl zu schmieden. Schon 1843 legte er Finzug in die deutsche Artillerie Sämtliche Entwürfe aller e e e e 
persönlich dem preußischen Kriegsminister wwei mit eigener Hand inserer schweren Schiffs Küsten und Belagerungsgeschütze sind Auffassung aei en anen e aee 
hohl geschmiedete Gewehrläufe zur Prüfung vor. Doch wurden dann selbständige Konstruktionen Krupps gewesen, der auch im 33 ee ee eeee F w 
seine Anerbietungen zunächst abgelehnt, und erst als Frankreich Kampf zwischen Geschoß und Panzer Sieger blieb: seine p arten er werd⸗ ie 
die Einführung gußstählerner Gewehrläufe in Aussicht nahm, Stahlpanzer⸗Granaten übertrafen die Grusonschen Hart— pennn eeee be 33 b ie 
verwendete man später bei dem neuen Zündnadelgewehr ebenfalls guß- und die englischen Stahlgranalen bei weitem. Auch haben werde 
un eni 3 stellte Krupp lein erstes Kanonenrohr her. nach dem Kriege von 1070 hat Krupp seine unermüdliche — * 
ein dreipfündiges Vorladerohr aus gußstählernem Kernrohr und Tätigkeit in die Steigerung der Leistungen unserer Feld— ßa ß 24 — 
mißeisernem Mantel. Diesem folgte 1850 ein sechspfündiges geschũütze gesetzt, und e der höhepunkt des Konfliktes von heeringens mil 
Rohr in hölzerner Lafette mit Gußstahlbeschlägen. Das nächste Feldartilleriegerät von 1873. Seine Lafetten aus Schmiede⸗ dem 3entrum. 
iechspfündige Rohr, das Krupp auf der Pariser Ausstellung von eisen und gepreßtem Stahlblech bilden noch heute das Grund— Lübeck, 26. April. 
55 vorführte, war schon massiv aus einem rinzigen Gußstahl— prinzipn der meisten Feldlafetten Konstrultionen. Als Krupp Der preußische Kriegsminister Serr v. Heeringen hat in der 
geschmiedet. Die Größe des Kalibers der Rohre wurde 1887 starb, hatte die Fabrik etwa 24500 Geschütze geliefert. Reichstagssitzung des 24. April dem wahrhaftig nicht auf 
ann in schneller Folge gesteigect und sehr bald ging Krupp Um den ungeheuren Aufsschwung seines Unternehmens zu Rosen gebetteten Ministerium v. Bethmann eine neue Verlegen— 
zum Hinterladesystem über das viel größere Shußweite und illustrieren, seien den Anfängen seines Werkes die Resultate heit bereitet. Der AWgeordnete Erzberger hatte, wie be— 
ee gewährte. Wie schnell sich dieses System Anerken⸗ einer Lebensarbeit gegenũbergestellt. Alfred Krupp übernahm reits wiederholt berichtet, den Fall des lürzlich wegen 
u ging daraus hervor, daß auf der zweiten Lon⸗ 18326 einen Grundbesitz von etwas über 8 ha, einen kleinen ungenügender Vertretung seiner verletzten Offiziersehre ver— 
eltausstellung 1862 neben einem Vorderlader fünf Hinter⸗ Schmelzbau von acht Oefen und ein kleines Hammerwerk, abschiedeten Oberstabsarztes Sambeth zur Sprache gebracht, 
epn waren. Obwohl mit den Guhstahl⸗ dessen schwerster Hammer nur Stücke von 7,5 em Durchmesser der Kriegsminister aber bei der Verteidigung der vielerörterten 
n ie auünstigsten Ergebnisse erzielt wurden, fand durchschmieden komite. Die stark verschuldete Fabrik be— Kabinettsordre über diesen Fall sich zu der Wendung hinreißen 
53 de i sur seine vielen mühe⸗ und schäftigte nur noch vier Abrbeiter. Bei seinem Tode hinterließ lassen: ein Duellverweigerer, selbst wenn er aus religiösen 
e 7 n Lohn, denn die Großstaaten, die er abgesehen von seinem Privatbesitz, fast 334 ha Grund— Beweggründen handle, „passe nicht in die Gesellschaftskreise 
größere Bestellungen hätten machen können. hatten eine besiß. auf dem unter anderen 1195 Oefen. 370 Dampf— des Offizierkorvs hinein“ 
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Ins Sonnenland. Ich laß mich von den Wogen lreiben, und ich lache, wenn Annahme, sie könne berauschen, heilen, erquicken, und sie wäre 
Ein Sauff sie über meinem Haupte zusammenschlagen. Wer wie ich nichts sein gewissermaßen herrenloses Gut, das er zu jeder Zeit 
Schiffsroman vom Mittelmeer von Anny Wothe. mehr im Leben zu suchen hat, auch nichts zu verlieren, der pflücken und wegwerfen könne,. wenn seine Herrenlaune es 
(18. Fortsehung.) ist nicht so ängstlich ob er auch immer das Rechte tut.“ begehrte.“ 
Copyright 1910 by Anny Wothe, Leipeig. Jetzt stieg eine dunkle Glut in Jentes Gesicht. Ihre Augen Betroffen sah Gül in das klare, ruhige Mädchenantlitz, das 
Unrecht? Was heißt unrecht? Vor dem Geseß? Vor blickten zornig auf, als lie fast heroisch sagte: ihm so herbe Wahrheiten ins Gesicht sagte. 
den Menschen? Ich kenne nur einen obersten Richter jür mein DDas Leben ist eben noch viel zu aut mit Ihnen um— Sie sind eine sehr strenge Richterin. Fräulein Doktor 
Tun und Lassen, und das bin ich selbst.“ gab die Aerztin, gegangen· —* Womit habe ich eigentlich Ihr Mißtrauen und was noch 
den Kopf mit einer unnachahmlichen Gebärde in den Naden Und das sagen Sie mir, die Sie doch von meiner Mutter schlimmer ist, — Ihre Nichtachtung verdient?“ 
werfend, zurüd. wissen, wie wertlos mir das Leben war und ist?“ zNichtachtung? Ich stellte doch nur Tatsachen fest. Ich 
„Aber Sie sind streng gegen sich selbst, streng gegen sich Jeht senkte Jente den Kopf. Sie mochte ihm nicht ver— würde mir niemals erlaubt haben, ein solches Urteil laut 
und andere, mein gnädiges Fräulein.“ raten, daß sie mehr von ihm wußte, als er ahnte, daß werden zu lassen, wenn Ihre soeben geäußerten Ansichten es 
„Nein, nicht gegen andere. Ich slehe nur noch immer auf seine Mutter in ihrer Herzensangst und Sorge um den Sohn nicht bedingt hätten.“ 
einem vielleicht ganz veralteten Slandpuntt. Jch nöhte retten, ihr so vieles vertraut, was sie unter normalen Verhältnissen Gül hatte den Blich tief gesenkt. Jeßt hob er die 
warnen helfen. Aber ich möchte es so tun daß derjenige, vielleicht nie ausgesprochen hätte. langen, dunklen Wimpern, die auf den bräunlichen Wangen 
dem ich helfen will, nicht nur mit meiser Hilfe, sondern aus Dann aber hob sie ernst und durchdringend wieder die lagen, und seine braunen Augen, in denen wieder die bläu— 
seinem eigensten Innern heraus sich frei macht von dem Joch Augen zu Wernhagen auf und sprach in seltsam gedämpfter lichen Lichter flammten, strahlten leuchtend auf, so daß Jente 
der Leidenschaften, die seine besten Gefühle vernichten und Weise: m. Lörnsen vor diesem Blich einen lurzen Herzschlag lang ihre 
seinen klaren Blich trüben.“ „Wertlos ist lein Menschenleben, und wäre es noch so Augen betroffen senkle, und dann sagte er liebenswürdig: 
„Und da halten Sie mich auch wohl für so ein ver— arm. Wenn Sie einmal nur einen Tag in unseren Kranlken— „Sie haben ganz recht, Fräulein Doktor, mir ordentlich 
lorenes Schaf,“ lachte Wernhagen bitter auf, „das man „retlen“ sälen geweilt und den Kampf gesehen hätten, der dort oft den Kopf zu waschen. Warum komme ich Ihnen auch mit 
muß ?“ um ein so kleines, armseliges Menschenleben gelämpft wird, meinen Seelenschmerzen und melancholischen Anwandlungen?“ 
Die grauen Augen sahen ihn forschend an. Dann schüttelte welch eine Fülle von Not, Sorge und Elend das Verlöschen „Mit denen Sie lolettieren. Serr Baron,“ lachte jett 
sie langsam den Kopf. m— eines Lebenslichts oft in sich schließt, Sie würden nicht mehr Jdente leise auf. „Werfen Sie doch mal die lkleinliche Eitel— 
„Nein,“ kdam es fest von ihren Lippen, „ich habe das ben Mut finden, von ihrem wertlosen Leben zu reden. Nur leit, an der so viele und namentlich schöne Männer — Sie 
unbedingte Vertrauen zu Ihnen, daß Sie selber aus Slurmn wer immer an sich selbst denkt dann ganz unglüclich werden. brauchen sich bei mir für dieses etwas zweischneidige Kom— 
und Not Ihre Lebensbarle zum sicheren Hafen führen werden. Wer aber noch die Fähigkeit hat, auch an andere zu denten, pliment nicht zu bedanken — kranken, über Bord; Sie werden 
Wenn Ihre Mutter sich um Sie forgte und zu mir von dieser anderen Glüch zu schaffen. dessen Leben ist noch unermeßlich dann gewahr werden, wie wenig von all Ihrem Leid noch übrig 
Sorge sprach, dann habe ich sie immer mit dieser meiner reich.“ bleibt. Die Frauen haben Sie zu sehr verwöhnt, auch Ihre 
Ueberzeugung getröstet. War es nur ein frommer Glaube, Und wenn er ganz allein steht, mein Fräulein? Wenn Frau Mutter.“ 
so hat es doch der einen Trost gebracht, die um Sie ge— er kein Herz, keine Seele hat, die ihn versteht? Wenn „Und das sagen Sie mir, die Sie doch gewiß von meiner 
zittert hat, Herr Baron, und die nicht müde werden lonnte, er von dem Heiligsten und Schönsten, das er besessen, grausam Mutter wissen, wie grausam man mir mitgespielt hat?“ 
sür Ihr Glüd zu beten und zu ringen.“ betrogen wurde? Wenn er einen Elel hat am Leben, und Jente zuckte die Achseln. 2 
Eine tiefe Bewegung malte sich in Wernhagens Antlitz. vor allem — von den Frauen??; „Man hat Ihnen nichts anderes getan, als was den 
Es war, als wollle er die Hände des blonden Mädchens er— Wieder jagte eine helle Glut über Jentes Antlitz, und dunkel Frauen alle Tage geschieht. Die Minner betrachten es nur 
greifen und an seine Lippen ziehen, aber gleich darauf flog und verweisend wurden die grauen Augen. immer als selbstverständliches Vorrecht, zu betrügen. Sie selbsl 
eine Glutkwelle über sein männliches Gesicht, und er antwortete „Und der trotßdem nicht aufgehört hat, sich die Hüldi— wollen nie die Betrogenen sein.“ 7 
fast höhnisch: gungen der Frauen gefallen zu lassen,“ ergänzte die Aerztin „Sie mögen recht haben, aber wenn dieser Betrug uns 
„Sie sind ein schlechter Menschenkenner, gnädiges Fräulein. uhig. „den — derzeihen Sie — eine kleinliche Eitelleit zwang, ein Stück von unserem Leben nahm, vielleicht das Leben selbst? 
Ich habe ia gaar nichts von der sesten Sand eines Fährmannes. ulich jede Blume am Wege ans HSerz zu heften in der irrigen „Sind Sie so gang sicher. daß es nicht nur Eitelkeit war.
	        
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