Full text: Lübeckische Anzeigen 1912 (1912)

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Wohenllich 18mal (Wochentags morgens und VJ 4 ———— 55 —3 
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ie das Bieriehahr 330 Wart einsnehch » 1— 90 V s ee ee n 
Bringgeld in Lubed. Durch die Post bezogen ohne — 2 12 u i u. schwieriger 
Beltellgeld Mart Ein izelnummern 10 Pl * Satz den Anforderungen entsprechend höher. 00 
Beilagen: Vaterstädtische Blätter· — Der Familienfreund. 
Amisblatt der freien und Hansestadt Lübeck 162. Jahrgang Nachrichten für das Herzogtum Lauenburg, die 
Beiblatt: Gesetz· und Verordnungsblatt — gürstentũmer Ratzeburg, Lübeck und das angren⸗ 
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— —— — ——ss ne n ee eeeenn ende mecklenburgische und holsteinische Gebiet. 
Drua und Verlaa: Gepruder BaSa G. m. p. S. in Suhea. — Geich ¶ e Adret baus bniastt. 46). Bernvrecer oooo u. ool. 
Ausgabe . Gioße Ansgabe) Mittwoch, den 3. Januar 1932. abend⸗Blatt Ur. 3. 
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j hat, die die sachgemähe Erfüllung aller dieser Aufgaben an tein pflichtbewuhter deutscher Mannam2. Jan. 
Erstes Blatt. Hhierzu 2 Blatt. sie stellte so können wir auch die Finanzen an der Wahlurne fehlen därf. Er kann au ch 
—— ———— — — des Reiches auf einer festen Grundlage stehen, die uns ohne nicht im Zweifel darüber lein, gegen wen er 
Umfang der heuligen Nummer 6 Seiten ernstere Sorgen den kommenden Aufgaben entgegensehen läßt. Front zu nehmen hat 
Dies alles aber ist erreicht worden, weil der staatsrechtliche 
nichtamtlicher Teil. insban b aihes gesad i nd weil die nnereraft Zuknnftsplüne der schwedischen Eisenĩndustrie. 
unseres Volkes durch den Kampf der Parteien Lubecdhs. Jan. 
Ein offiziöser Appell an die Reichstags⸗ n e i νν Den bereits im Morgenblatt gebrachten mehr allgemeinen Aus⸗ 
wähler m————— lassungen von Dr. Brandelt-Stodholm über die schnell wachsende 
A 7 Freilich liegen aber auf diesem erfreulichen Bilde unserer ndustrielle Entwidelung Schwedens lassen wir noch einige kurze 
Berlin, 3. Jan. Entwidelung tiefe Schatten. No h heutesteht ein großer Bemerkungen aus derselben Feder über die Mutzbarmachung 
LZur Reichslagswahl schreibt die Nor d deutsche Allge⸗ TDeil unferes Volkes unter der Botmäßigkeit der Wafsserfälle und das staatliche Einlssungs— 
meine Zeitung: In wenigen Tagen wird das deutsche der Sozialdemokratie unseren nationalen Auf— recht der großen Lappländischen Eisenerzläger 
Voll zur Reichstagswahl an die Urne treten. Der Wahlkampf gaben ablehnendundverständnislos gegenüber. solgen. Ueber die Nutzbarmachung der Wasserfälle 
hat eine einzelne, klar formulierte. große Frage, die von Noch heute sieht die Sozialdemokratie das Seil ihrer An— wird gesagt: 
den Wählern ein einfaches Ja oder Nein verlangt, nicht in hänger in der Absonderung von den übrigen Klassen der Be— Die Naturkraft der schwedischen Wasserfälle, die sich mit 
den Vordergrund gerückt. Darin liegt die Schwierigkeit der böllerung und in der Zertrümmerung der bestehenden Staats— wirtschaftlichem Vorteil ausnützen lassen, wird auf 3800000 
Aufgabe, vor die die Nation gestellt ist. Sie soll durch den Uund Wirischaftsordnung. Sier Wandel zu schaffen, ist und Pferdetrafte veranschlagt. Andere Schätzungen schwanken zwi— 
Streit um die Finanzreform, durch die widerstreitenden An— bleibt eine unserer wichtigsten Aufgaben. Die geschichtliche Ver— schen 4und 7 Millionen. Sierbei möchten wir nur bemerlken, 
sprüche der Parteien aller Art hindurch den Weg finden, den gangenheit unseres Volkes soll uns noch ein anderes nicht dah die Frage des wirtschaftlichen Vorteils von veränderlichen 
die gedeihliche Fortentwidelung unseres Vaterlandes verlangt. dergessen lassen. Vierzig Jahre hat das deutsche Voll an Faltoren abhängt, so daß sich darüber für die Zulunft wenig 
Die Agitation, die seit Jahr und Tag den Kampf der Parteien seinem Hause gebaut und für seine wirtschaftliche Entwickelung borauesagen läßt Was die Gegenwart betrifft, ist 
jn alle Kreise und Verhältnisse hineinträgt, hilft der Wähler—⸗ gesonnen und geschafft. Mit dem wirtschaftlichen Emporsteigen es natürlich nicht denkbar, eine so gewaltige Kraftmenge in 
schaft nicht zur Klarheit. Aus dem Gewirr der leidenschaft⸗ st sein Friedensbedürfnis gewachsen, und manche haben ange— Anwendung zu bringen. Ter Ausbau der einzelnen Fälle und 
lichen Erörterungen über Parteien und Gruppierung, über fangen, zu glauben, daß die eigene Betätigung einer fried— die Regulierung der Flußläufe mit Crrichtung von lünstlichen 
Koalitionen, die zu schließen und Fronten. die zu nehmen ebenden Gesinnung genüge, um der Welt den Frieden zu er— Raservoirs kann nur allmählich und systemalisch in Angriff 
sind, hat sich kLein leitender Gedanke entwidelt, der als Richt- len. Die zeilweilis schwierige Weltlage hat uns im ver— genommen werden. Die Kraftanlagen, welche bisher 
schnur dienen konnte, und doch liegen die Dinge einfacher, adangenen Jahre gezeigt, daß dem nicht so ist. Ein wirt fertiggestellt wurden, können etwas mehr als 
als es den Anschein hat. Wer unbefangen die Entwide— Hastlich aufslrebendes Volkl, in dem alle Völker der Welt ine halbe Million es liefern, und wir dürfen wohl 
tung Deutschlands in den letzten vier Jahrzehnten über— in sleigendem Maße einen Konkurrenten des Sandels und der in der nächsten Zeit mit einem jährlichen Zuwachs von minde⸗ 
schaut, wird finden, daß ihr Gesamtergebnis zu pessimisti— Ind lie erstehen Lehen ist des Triedens, den es fur seine stens 100 000 P8 rechnen. Die jetige Verwendungver— 
shen Betrachtungen keinen Anlaß gibt. e ees brelht und erhaltlen bestrebt tenltsichauf Kkrafteund Beleuchtungsz wede der 
Der innere Ausbau des Reiches ist kräftig ge sein muß, nur sicher, so lange Heer und Flotte genügen, um Städte, welche gegenwärlig etwa 200 000 PS in An pruch 
fördert. Die in der Verfassung vorgesehenen Institutionen die Grenzen und die Seeinteressen wirksam zu schützen. Daraus nehmen, auf die Solzindustrie mit einem Bedarf von 150 000 
haben sich zu leistungsfähigen Organen entwickelt und fast auf solat· Wir brauchen einen Reichstag, der bereit ist, unsere PS, sodann auf die Eisenwerke, die elektrotechnische Industrie 
aͤllen der verfassung mähigen Einwirkung des Reiches zugänglichen bisherige Wirtschaftspolitik die Politik der Handelsvertrãge und die Textilindustrie Man hat schon lange davon ge— 
Gebieten erfolareich gewirkt. Die Einheit des Rechts und die ind de Ses der nationalen Arbeit weiterguführen. Wir sprochen, dah das Problem der eleltrischen Eisen— 
Einheitlichteit des Gerichtsverfahrens sind durchgeführt. Die brauchen einen Reichstag, der bereit ist, unsere Sozialpolitil und Stahlbereitung jetzt endlich gelöst worden 
soch vom Fürsten Bismard inaugurierte Politik des Schutzes die Bürgschaft der friedlichen Entwickelung im Innern, ruhig sei, tatsächlich wird aber noch weiter experi— 
der nationalen Arbeit hat Landwirtschaft, Handel und Industrie und besonnen fortzusehen. Wir brauchen einen Reichstag, der mentiert, ob auch lein Zweifel darüber besteht, daß man 
u hoher Blüte entwideln helfen und die in der Nation bereit ist, Heer und Flotte in einem dauernden Zustand höchster hier das Mittel zu einer billigeren Erzeugung von Produlten 
schlummernden Kräfte zu machtvoller Betätigung gewedt. Die Leistungsfähigkeit zu halten und die Lüden unserer Rüstung ersler Qualität besizt. Man will jedoch die bisher gewonnenen 
sozialen Verschiebungen, die dem schnellen wirtschaftlichen Auf— zu schüeßen. Bei der Lösung aller dieser Auf-— günstigen Resultate noch steigern. Kommt man hier einmal 
schwung solgen mußten, haben sich ohne Erschütterungen voll— gaben pflegt die Sozialdemokratie ihre Mit- zu einem definitiven Ergebnis, dann öffnen sich ganz neue 
Jogen dank der weitgehenden gesetzlichen Fürsorge für die arbeit zu versagen. Darum ist die endliche Perspeltiven für die schwedische Metallindustrie, und man wird 
arbeitende Klasse und die wirtschaftlich Schwachen überhaupt. Aeberwindung dieser Partei, deren Bestehen es verstehen, daß große Zukunftspläne sich hieran knüpfen. 
Trotz der erheblichen Aufwendungen, welche die sozialpolitische eine Gefahr bedeutet, für die nationale Ge— In Kiruna haben wir ja das größte Depositum von hoch— 
Gesehgebung dem Reiche und dem Volkle auferlegt hat, ist schlofsenheit unseres Volkes wie für die Erhaltung prozentigem Eisenerz in Europa, und man kann es uns nicht 
für die Schlagfertigkeit des Heeres ständig gesorgt und eine des politischen, geistlichen und sittlichen Erbes unserer verdenken. wenn wir dafür eine vorteilhaͤftere Anwendung 
leistungsfähige Flotte geschaffen worden, und wenn die inanz Vãter eine Lebensfrage für unser Vaterland. Wer sich wünschen, als diese Naturreichtümer nur in rohem Zustande 
politik des Reiches nicht immer den Anforderungen genügt das alles vor Augen hälft, wird sick klar darüber sein, daß auszuführen; der Export von erz braucht dabei nicht unter— 
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Sulamith Sast du gehoört, Seinz? Seine Ber agung fur unsere Voll Ehrerbietung und lindlicher Liebe antwortet Sulamith; 
Freiheit? aber lie bleibt fest. Nicht eher kehrt sie ins Vaterhaus zurüch 
Ein Roman aus dem modernen Tunis. Ich hätte ihn niedergeschlagen dafhr, wenn er nicht — als an der Seite Armin Rodewalds. 
Von Erich Friesen. blind wãre! lautet die finstere Ertaeanuna. Ein anderer Brief folat — diesmal von der Hand Sidi 
3. Forhehuna) achdru verboten) en nan Ouser leint m a nc u e ue 
xr ieorekut auun sen 38 uemals3 —— 7 cversichert sie darin seiner unwandelbaren Liebe un 
enn t e ee n enn n ua⸗ Armin springt auf und bligt dem Freunde in die Augen. fleht sie an, den Gedanken an den blonden Deutschen aufzu⸗ 
Seing Beinsl Du wolltest lieber hier gefangen blei— geben, der sie gewiß längst vergessen hätte, während er, Sidi 
Seildem hab' ich nur noch ein en Gedanken: Rache en — 7 * *3 nen harte ssreo 
Rache Meaunscht das Wosser des Glebbachs. Rache! heult der n eie Kcal rente a nee ad ls treuet Etiade ihrrt barr· 51 
Wind. Rache! krächzt der Raubvogel oben im Turm. Und e an e 3 an 3 Voll Verachlung zerknüttert Sulamith das süũhliche Ge⸗ 
Rache! Rache! Rache! ruft es mir zu aus allen Eden dieses Si⸗ e inwer schreibsel. das sie genau so widerwärtig anmutet wie früher 
berruchten Gemäuers, in dem ich ebenso ein Gefangener bin, das Liebesgirren seines lächelnden Mundes. und wirft es in den 
wie ihr! Denn ich muß mich vor den Augen des Gesetzes ver-— * Papierkorb. 
bergen — ich, ein Unschuldiger!. . . Und der Schuldige, mein zWenn ich mit Menschen- und mit Engelszungen Einer Antwort würdigt sie es nicht. 
fherer Freund und jehiger Todfeind, der mich dahin gebracht redete . Und mit erneutem Eifer gibt sie sich der Aufgabe hin, 
— er erbittet jeßt meine Verzeihung, hahahaha!“ 5* Abend für Abend feiert „Mademosselle Vivianne Olivier“ ferner auf sich selbst angewiesen zu sein. 2 
WVaoll bitterer Ironie lacht er auf — ein Lachen, das den aufs neue Triumphe im Teatre Francais. Sie fuühlt sich als Versönlichleit gewachsen. Liebe zum 
beiden Deutschen durch Mark und Bein geht, so daß sie Endaultig gebrochen hat sie mit ihrem früheren Leben Leben durchdringt sie mit einer nie vorher empfundenen 
nichts zu erwidern wagen auf diesen elementaren Wutausbruch des Richtskuns, des Dahindämmerns, des haltllosen Hin- und Frische. *7 
eines haberfüllten Herzens. Herschwankens. Hinter ihr düstert es wie ein schwerer Traum Noch hofft sie fest auf Armins Rückkehr. Sie mag 
„Verzeihen tu ich nie! Nie!! Lieber soll mein alter voll dumpfer Bellemmung. Vor ihr erglänzt ein neues Leben nicht daran glauben, daß sie ihn nie wiedersehen soll — 
morscher Körper bei lebendigem Leibe verbrennen! Aber meine im Licht der Kunst, des Selbstschaffens, der Freiheit. — ihn, der ihrem Leben erst den rechten Inhalt gab, ohne 
Rache werde ich lühlen — das schwör ich euch! Ihr, die ihr Sie hat das Dunkel, das bisher ihre Person umgab, den sie sich Nein und mutlos fühlt. 
abgesandt seid, um meine Verzeihung zu erbetteln — ihr gelüftet. Monsieur Durand und somit ganz Tunis wissen Was wãre sie, wenn sie nichts mehr wünschen, nichts 
bleibt meine Gefangenen in meiner Gewalt, unter meinen alten jetzt, wer sich hinter dem Theaternamen verbirgt. — mehr ersehnen, nicht mehr hoffen könnte! 
Klauen hier er hebt seine beiden Fauste und schutten Mh mnehr im Verborgenen will sie der Kunst dienen. Die Liebe hat die Jnngfrau zum Weibe gereift; sie hat 
sie wild — „hört mir gut zu: ihr bleibt in diesem verpesteten, Offen will sie sich zu ihr bekennen — sie. die Gräfin Sulamith auch der Rnsierin den Weihekun der Vollendung anf de 
und lichtleeren Raum, in dieser geist⸗ nerventötenden St. Qaire. Surn gedrudgt. — 
Atmosphäre — bis die junge Grätfin Sulamith St. Claire, Der Graf, ihr Vater, war im ersten Augenblick wie vor Etwas unbegreiflich Geheimnisvolle H i 
Zuleikas Tochter, das Weib meines Sohnes ist!!“ den Kopf geschlagen, als er von ihrem Entschluß erfuhr. fendes ne ur die e 
Soch richtet er seine gebrechliche Gestalt auf. Das ganze Sein einziges Kind, seine Sulamith, die er so sorgsam nen Bliden ins Weite starren, wenn fie lächelt dieses wun-— 
velle Gesicht erstrahlt im Triumehgefühl befriedigter Rache. behütet. — beim Weater? ... BSat sich also doch das dersame Dulderlächeln voll Trauer und Zärtlichkeit — so — 
k 7 * — geht er zur Tür und winkt dem dort Blut der Mutter geregt und sie hineingetrieben in sie alles im Bann. 
harrenden Neger. en Strudel der Welt, wo sie — nach Ansicht des Grafen ESie gibt sich selbst, gibt ihre Seel imnis i 
rechend senit die Wr hinler ihnen u. e een n o e gibt sich selbst, gibt ihre Seele, das Geheimnis ihre⸗ 
Armin und Heinz aber horchen mit einer Art Grauen auf Nicht wagt er, fie mit Gewalt zurückzuholen ins Vater— Auch heute wieder. 
die sich immer mehr entfernenden Schritte — tapp, tapp — haus. Aber er schreibt ihr einen hitter wehmüũtigen Brief, in Ihr „Gretchen“ war eine schlicht-innige, ideal-traurige, dich-— 
lanp· tapp — tapp. tapp tavo dem er ihr einen Teil des Geheimnisses mitteilt, das sein terisch-fiebernde Gestalt voll keuschen Liebreizes. 
Armin ist. als greife eine harte Faust nach seinem Her— Leben verdustert und sie darauf aufmerlsam macht, daß auch e deee een nn snna ihein ulle 
zen und berühre es mit elsigem Finaer. sie im Begriff sleht, ihr Leben zu veraiften. alemlos vor Erreaund
	        
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