Full text: Lübeckische Anzeigen 1912 (1912)

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We dentlich 18mal (Wochentags moxgens und V9 m ñ 
abendos, Sonntags morgens) erscheinend. Bezugs⸗ 2 e 
eis sür das Vierteljahr 330 Wart einschließlich * 111 B Vig. sur Anarige pig . Geschãästl. 5* 
naggeld in Lůbed. Durch die Post bezogen ohne 22 ilungen 1 A. d. Zelle. ee er 
Bestellgeld 330 Mart. Einzelnummer⁊ 10 Vfs · c3 den Ansorbcgn entprechend boͤher. 0 
Beilagen: Vaterstãdtische Blãätter. — Der Familienfreund. 
Amtsblatt der freien und hansestadt Lũbed 162. Jahrgang Nachrichten sür das Herzogtum Lauenburg, die 
heiblau. Gesetz und Verordnungsblatt ee n i e a gũrsteniũmer Ratzeburg, Lübeck und das angren⸗ 
—— —— — Ü —— ——ss zende medlenburgische und holsteinische Geblet. 
Drug und Berlag- Genrgadet Boersers G.mek s. in Lüheg. altñνν Adrek haus Kõoniaitr. s) ertnirteser 80u u. 9001 
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Ausgabe M. Große Ansuabe) Sonntag, den 14. April 1912. Morgen⸗Blatt Ur. 187. 
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j zu rechnen haben, Depositen würden zurückgezogen werden, des Nalio nalvermögens sprechen müssen. In Franlteich spielt 
Erstes Blan Hhierzu 5. Blatt, die Banken würden sich mit der Kreditgewährung zurüchaltend dio Liquidität nicht eine so bedeutende Rolle. England steht 
— — — zeigen, die Wertpapiere würden rapide sinken und Barzahlung in mancher Hinsicht bezüglich der industriellen Kredite ähnlich 
Umfanag der heutigen RNummer 10 Seiten. würde allein gelten. Auf die vilfe der Staatsbank in grohem wie wir da, aber es besitzt eine ungeheure Menge ausländischer 
— — ——————— 2 f— —— Maßstabe wäre nicht zu rechnen. Erfahrungsgemäß hält die Forderungen. Die Liquiditätsberechnungen unserer Banken 
nichtamtlicher Ceil. Panit aber nicht zu lange an. Sie zeigt sich meist bereits weisen zwar einen Rückgang auf. Während sie in früheren 
gor dem Eintritt des Krieges, und kurze Zeit nach dem Be— Jahren 80 Prozent und melr betrugen, belaufen sie sich 
j ñ ginn pflegt der Angstbedarf bereits nachzulassen. Zumeist heute nur auf 65 bis 55 Prozent. Damit stehen wir freilich 
Nochmals Deutschlands sinanzielle Rüstung fleoen uur die lleineren Leute ihre Gelder zurüczuziehen, und nicht besonders günstig da, abe auch nicht schlechter als 
für den Kriegsfall. diefe lommen für unsere Großbanken nicht allzu sehr in Be— die englischen Banken, so daß jedenfalls die Be— 
Mach einem Vortrag von Prof. Dr Otto Fischer-Breslau.) tracht. Natürlich werden auch diese nicht um den Angst⸗ hauptungen des Auslandes, daß die deutschen Banken eine 
Lübedh 14. April. bedauf herumkommen, zu warnen ist jedoch vor der Ansicht, Kriegskrisis schlechter überstehen würden als etwa die eng— 
Vor einigen Tagen hatten wir in einem Leitartikel die daß unsere Banken im Kriegsfalle zusammenbrechen würden. lischen, keineswegs richtig sind. Die jetzigen verhãältnismäßĩg 
bisher in der Presse noch kaum behandelte Frage aufgeworfen, Ihe Hauptaufgabe ist die Aufrechterhaltung des Kreditsystems. schlechten Ausweise seien aber auch nur als vorübergehende 
ob Deutschland für den Kriegsfall genügend Dazu sind sie um so mehr in der Lage, als sie auf vielen Erscheinung anzusehen. 
aetet sei Nach unseren Tarlegungen sind wir dabei Gebieten, so zum Beispiel der öffentlichen und privaten Bau— Verzweifelt wäre es, aus den Vorgängen bei der 
i iner bebingt berncinenden Antwort gekommen. Die von tätigkeit, nicht in Anspruch genommen werden würden. Marokkokrisis weitergehende Schlüsse auf die Banken ziehen 
Uns gemachten Angaben und die gegebenen Begründungen Hinsichtlich der Deckung des Staatsbedarfs be⸗ zu wollen da hiervon in gröhßerem Umfange nur die Spar⸗ 
werden nun noch ganz wesentlich ergänzt und tiefer begründet finden wir uns in einer wesentlich günstigeren Lage als im kassen betroffen worden seien. Das Vertrauen könne ge— 
durch einen Vortrag, den der Breslauer Prof. Dr. Otto Fischer Jahre 1870, da wir in unserer Reichsbank eine vorzügliche stärlt werden durch ein Hand ĩa⸗ Hand⸗ Arbeiten der Banlen. 
über „Unsere Finanzen im Kriegsfall“ gehalten hat. Führerin haben, die auf Grund ihrer Organisation durchaus Sollten sich die Hoffnungen auf ein ruhiges Verhalten des 
Dieser Vortrag verdient um so mehr die Beachtung weiterer befaͤhigt ist,. wirksam durchzugreifen. Zu der oben erwähnten Publikums nicht erfüllen, so müßte seitens der Regierung ein 
Kreise, well er den Versuch unternimmt, zu zeigen, wie 13 Miliarde innerhalb der ersten sechs Wochen kommt ein Moratorium erlassen werden. Was die auch bei der letzten 
und in welchem Umfange eine finanzielle Realbedarf von etwa einer Milliarde für Handel und Industrie. Marokkokrisis beobachtete Zurückziehung von Guthaben durch 
Mobilisierung Deutschlands etwaä zu erfolgen Milliarde wäre auf das Konto des Angstbedarfs zu setzen, das Ausland anbelange, so eraibht die Statistik, daß wir eine 
hätte Wir enknehmen dem Vortrage von Professor Fischer fo daß etwa 2 Milliarden gleich zu Beginn des Krieges greße Menge ausländischer Forderungen besizen und unsere 
folgendes: aufgebracht werden müßten. Die Reichsbanknoten würden ihren Zahlungsbilanz günstig ist. Unter dieser Zurückziehung von 
Es handelt sich nicht nur um die Bereitstellung der für Friedenswert behalten, dafür syricht die Erfahrung selbst in Guthaben würden wir übrigens mehr zu leiden haben, wenn 
den Krieg als solchen erforderlichen Mittel, sondern auch darum, schwachen Ländern. Sollte das Publikum sich ablehnend ver— der Krieg sich langsam vorbereitet, da bei einem rasch aus⸗ 
ob die fur die Geldzirkulation bestimmten Stellen, d. h. also halten, so würde nichts anderes helfen, als die Einlösungs— brechenden Krieg die Zurudziehung der Guthaben zur Unmög— 
die Banken, so vorbereitet sind, daß im Falle eines Krieges pflicht zu suspendieren. Es fragte sich noch, ob die Aus— lichleit werden kann. 
die Sreditorganisation beslehen bleibt und die zum weise der Reichsbank fortfallen sollen Redner ist der Ansicht, Auher den von der Reichsbank zu beschaffenden Milteln 
wirtschaftlichen Leben notwendigen Mittel vorhanden sind Für daß sie auch im Falle eines unglüclichen Krieges beibehalten würde da nan e h leen Mmeiin die Dan 
den Staatsbedarf ist die Sauptsache im Kriegsfalle, daß der werden müßten, da sie viel zur Beruhigung beitragen könnten. eines Jahres bedürfen Siervon würde zweifellos 1 bis 13 
Staat bar zahlen kann. Schnelligkeit ist dabei erstes Er— Der durchschnittliche Normalbestand der Reichsbank beläuft sich Milliarde durch Kriegssteuern aufgebracht werden können und 
ferdernis bei dem finanziellen wie beim strategischen Auf— auf 1200 Millionen Mark, dazu kommen die im Juliusturm zwac am besten durch indirekte eern um errinnas 
nrarsch Nach den Erfahrungen des Krieges von 1870/71 ist vorhandenen 120 Millionen. Aus Grund dieser Mittel wäre der Anleihen nicht zu erschwecen u den Rest 
mit Riesser anzunehmen, daß die Kriegskosten, für den die Reichbank in der Lage, rund 4 Milliarden Noten auszu— leihen Afgenonmen werden dierfu wir auf ß 
Mann und Tag berechnet, auf ungefähr 6 M zu schätzen sind. geben, abzüglich der bereils inm Umlauf befindlichen Noten, selbst noewigsen sein benn auch nicht l n u 
Unsere Kriegsstärke wird von einigen Fachschriftstellern auf rund das sind also rund 25 Milliarden Mark. Damit wäre der daß Amerika einen Lei e J l 8 n 
10 Millionen Mann berechnet. Damit würde unsere National— ersle Bedarf gedeckt. Es fragt sich nun, ob wir auch wirt— sehr vieler Kapitalien in d mei e N ueun 
wirtschaft lahmgelegt sein, da ihr alle männlichen Kräfte vom schaftlich kriegsbereit sind. Französische und englische bringung der Anleihe bei bie 
18. bis 45. Lebensjahre entzogen wären. Wir müussen also Stimmen, darunter auch Nationalökonomen, erklären, daß leine in Frankreih doch sei ae e g 
dahin streben, daß der wirtschaftliche Organismus intakt bleibt. deutsche Bank die Krisis überstehen würde. Dieser Auffas ung sich beiĩ moermaßen schickt e en 
Wir rechnen daher, wie es auch Riesser, v. Blum, v. Liebert des Auslandes steht die ungeheure Vermehrung insere beratenen en e n panet 
tun, mit der doppelten Kriegsstärke von 1870/71, d. h. mit Noalio nalpermogens gegeniber, veides das frauposische bereis um K ßeeä rde bewerlstelligen lassen In Gegensatz 
rund 3 Millionen Mann für Heer und Flotte zusamme berslugelt 3 7 zun reae 71 würde die Anleihe voraussichtlich erst 
d a pn u it ee überflögelt hat. Deutschlands Vermögen ist allerdings vor— fünf bis sechs Wochen nach Beginn des Krieges aufgelegt 
Die Kosten würden sic ann, Mepro Mann und Tag ge— wiegend durch industrielle Wertbildung geworden, industrielle ü ie 
rechnet, auf 63 Milliarden Mark pro Jahr belaufen. Sier— Werte aber sind wechselnd und in een Rn en vnn aen u n en Ji e uee Je 
von würden gleich zu Beginn des Krieges bezw. innerhalb realisierbar Der Franzose verwendet in industrieller Beziehung en zu übernehm u 8 3 e 
der ersten sechs Wochen 13 Milliarde aufzubringen sein. Wie mehr eigenes Kapital, während in Deutschland haufis ein Spelulati n ue btn di 
et ee en 8 Mitnernantg un petulation herangezogen werden müssen, die zwar in Friedens— 
zweren risis, w auch im Nenrerlandnh zwischen Eigenkapital und Forderungen besteht, zeiten bedeutungslos erscheinen mag, in Kriegszeiten aber, vor 
Kriegsfalle mit einer Fe6 111 1 Vorifr e s 4 AcqeaqöRG3— g —222222 2 g e ag, gszeite er ⸗ 
t n runa des auen d daß wir von einer relativ unzur⸗ ichand⸗ Liauidität ausaesekt. daß sie lapitalkräflig ist. sehr nüklich sein öönne 
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Theater, Kunst und Wissenschaft. et nn d kam auch 1813 von der Stadt Breslau im Jahre 19818 eine vater— 
5 tändnis Tonhshenwert wieder hinzu. — Die Ur⸗ ländi 3 i Lã t 
Dik. Vom Versagen des musilalischen Gedãchtnisses. In sachen dieser seltsamen Krankheitserscheinungen sind von der n l e n 
medizinischen Kreisen beschäftigt man sich neuerdings wieder Wissenschaft noch so gut wie unaufgeklärt. er Zeit v in e hmen der Kultur und Zunst 
mit einer Krankheit, unter der Musiker und musikausführende Dtk. Das moderne arabische Theater. In Kairo fand i Maf en holl ee en ee u 
inne en n pne ennr e ce erne ararne ee e n aen n ee ee eee ueren 
ee ee eseeee sse ede e n i de e rin yr⸗ Charalter tragen. Sie soll sich insbesondere nicht auf das histo— 
Runsisenn ven che helaunn bere nn ese 9 dipus! in ara ischer Sprache risch Interessante, auf bloße „Erinnerungen“ beschränken, 
nn 3338 ul ie see stakt. Es ist dies der erste Versuch, daß ein europäisches Stück sondern alles gegenständlich Wichtige aus der auch heuteen 5 
re ie“ das plötzliche Versagen des musilalischen in die arabische Sprache überseßzt und aufgeführt wird. D v 
— — — en ifgeführt wird. er ltaftvollen Kuünst jener Zeit in künstlerischer Form bieten. 
die Wissenschaft beschäftigt hat, datiert aus dem hre nend nnen eee ee u und Etrstaufführungen. Macziano Perosis Oper Pom—. 
Der belannte Klaviervirtuose Prudent verlor plötzlich mitten seßen und aufführen zu lassen Fenn von Schreder und Prosl nach Bulwers Ro— 
im Spiel das musikalische Gedächtais und zwar so, daß er weder Die Bilanz der Metroponan. O er in N llautet gũ 33 en e e eee crunn r Wirue 
n ee ee ee eee eesee e eten t si e e e err per er autet gun⸗ Vollsoper einen großen äußeren Erfolg. — „König En— 
Prudent erholte sich aber von senem Anfall sehr bald 22— rstellungen gegeben, die deutsche zio“, eine fünfaltige Tragödie von Bleyer-Grohmann, fand 
m Anfall sehr bald. Am Musik war hauptsächlich durch Wagner und Sumperdinch di bei ihr i i iu Ess. 
nächsten Tage waren die schwersten Erscheinungen vorüber. — italienische durch Verdi und Puccini, natürli le dei ihrer Uraufführung am Kgl. Nationaltheater in Esseg bei 
Tenor Barrs trat 1878 in der Komischen Oper in Varis auf, der nie fehlenden Cavalleria d ern un he n r An rnd e ueceern 
sin sn e e nei eeeeee eeec e * den en. neuer rührseliger Dreialter Mioche!“, der an die Came— 
Plotlih belan auch einen Nifaill verlor jeglhes mustan n pon Dhuille und Versiegelt non Blech wurden liendamen und an Waunnassants Musotte erinnert. hatte im 
Verständnis und konnte weder erfassen ui n ee n aen en u g eeen 
ele sonen unn slltene e teen an nuen amerila⸗ zariser Oper wurde das Werk einer Frau, der Signora Ga— 
Alles, was in gewöhnlicher Sprache gesagt i corer vn Morler die, wir denelpet eine arae hriele la Ferrari, aufgeführt. Das kurze Musildrama nennt 
s gewöl h pra gesagt wurde, verstand Enttäuschung bereitete. Finanziell ist die Spielzeit gut ver— sich I oob ¶ ni 15 
seiner Rolle zusammenhing, die er schon so laufen. Die Milliardäre, die hinter dem Unternehmen eben co hat d unnen ehern 
gesungen hatte, nicht nur die Musik, sondern auch das ge— ehen mec nen m ue n e et geliefert. Die ik entbehrt der drama⸗ 
sprochene e e e nn 4 en u ea n u iu⸗ tischen Kraft, aber die eingefügten Gesänge und Tänze vermoch— 
Siegen ie ae e ανα ne nen n 3 d un er ten mit ihrem Lolallolorit das Publilum vollständig zu inter⸗ 
ichen Gedächtnisschwund zu leiden. Erst nach einigen Monaten nächsten Jahre dem Metropolitan eine Konkurren ro sbhb e 2* annn nn in an erten 
i soweit hergestellt, aß er seine Tätigleit wieder zu lassen. hvrwocheon e b i un en Wer 
ufnehmen konnte. — Ein dritter Fall zeigt eine Musillehrerin, C. K. Eine moder i Mric isl in ez Alten vrn Alin nulen mi 
die nach einem Anfall von Migräne unfähig war, Noten zu Cicerone zufolge, hat en 8 de feundlichem Erfolg in Szene. 
lesen. Eines Tages saß sie am Klavier, um einige Operntexte v. Nemes jseine prachtvolle, mehr 3 3 n 3353 e ee ee 
aus den Kopf zu spielen. Die Musiklehrerin fühlte sich aber Kollektion moderner noaricher Bilder der e e en V t yr urzem hiet dun Abende r Arder eut dunt 
ziemlich unsicher und holte die Noten hervor. Jetzt machte sie Erbdeposit angeboten, unter de 8 a ah ae 
aber die unangenehme Entdedung, daß sie die Fähigkeit, Noten Grundstock für eine iobern in mn b e d urteu 
lesen prie e ne n ae sen sn i e ungarische Gemãldegalerie bildet; Leistungen äußerst sympathisch. Der Lokal-Anzeiger schreibt 
m ren oten war die dann durch eine Jahressubvention von 100 000 Kr. weit i 
verständlith Ihr Musilverständnis aber war merkwürdiger— ausgebaut werden soll. Der Anlras tdie Zusti lnn u 222 
weise völlig erhalten geblieben, was andere spielten und sangen, ahochenden Keise brenen bal die gusnmmung der nordische Ton des Lautensängers Niels Sdrnsen, dessen Platt 
verstand sie vollkommen, sie konnte sogar ohne Notken sin m deen eits gefunden. jedem Ohr verständlich blieb, dessen Stimmittel zum Laulenton 
Ersi nach sechs Tagen steine sihe n lngen. Jubilãumsausstellung in Breslau. Unter dem Proteltorat wie geschaffen schienen, und dessen Spiel n 
gen stellte sich ihre Notenkenntnis wied ü essen Spielplan ein ungemein 
eder des Kronprinzen wird zur Erinne 
Zuerst erkannte sie die Notenschrifl. jedoch nur alles. 174 2 bunler war 
es, bungdes Volles zum Freiheitkampfeim Jahre
	        
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