Full text: Lübeckische Anzeigen 1912 (1912)

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22222 222* 22 Angeenpreis GQusgabe 4 und B) für die 
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Beilagen: Vaterstãdtische Blãtter. — Der Familienfreund. 
Amisblatt der freien und hansestadt Lubed 162. Jahrgang Nachrichten für das Herzogtum Lauenburg, die 
heiblan. Gesetz und verordnungsblatttt sůrjtenũmer Ratzeburg, Libec und das angren 
Ê Ê —— —poo ——22 zende medlenburgische und holsteinische Gebiet 
Orua und Verlaag: Gebrüber Borchers GB.m.b. s. in Lubes. — Gescacrastelle Mreß hau⸗ Kõniasie. eecnivrecher 20 u. ↄ0 
Ausgabe M. Große Ansgabe) Donnerstag, den U. April 192. abend⸗Blatt Ur. 182. 
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3 Mah een vo sie mit ihren 10- bis 15 900 Mit⸗ j z5 j j 
Erstes Blatt. hierzu 2. Blatt. gliedern allein standen. Im Vertrauen auf diese Kraft schicken Vie leu ede Natonalliberalen 
— —— — — sie sich jehßt zum ersten Vorstoß an. Sie wissen, daß sie der 
— — hewalligen Macht des Samburger Reeder- und Stauerkapitals nenniu e ee 
v enibersteben ind geben sich über die Schwere des Kampfes Der Nalio nalliberale Vertretertag, der zum 12. Mal na 
Nnichtamtlicher Teil. einen Insionen n lin 2 e soll vn v v v nur 
Auf der Gegenseite stehen die weltberuhmten Handels— nationalliberale Gesinnungsgenossen. die leine B⸗ ng t 
3 hhi —222 langen konnten, sondern auch Angehörige anderer Parteien 
und Exporthäuser, die riesigen Schiffsreedereie nd Speditions⸗ —222 
Streikwolken über dem hamburger hafen. 3 a b als Zuhdrer zugelassen. Vor allem wird die Presse aller 
Lübecd, 11. April. Von jeher im Hamburger Arbeitgeberverband zu einer fest⸗ * arteirichtungen in die Lage versetzt werden auf Grun d iner 
Duntles Streikgewölk zieht sich über dem Hamburger Hafen gefügten, kapitalreichen Organisation zusammengeschlossen, haben Beobachtung zu berichten. Das ist vn Iluger, jaltischer Zug. 
zusammen. Seit dem erfolglosen Riesenkampf des Winters uch sie die letzten 15 Jahre nicht ungenützt vorũbergehen Denn wenn auch die entscheidenden Beschlusse schon am Vor 
1896/97 dehnte sich über dieser Sauptzentrale des deutschen laffen. Durch planmäßige Heranziehung auswärtiger Arbeits— abend des Parteitages in der geschlossenen Sitzung des enri 
Auslandsverkehrs ununterbrochen ein sozialpolitischer Friedens afie, dunrch Einichtung besonderer Arbeitsnachweise, durch Ein— worslandes gefaht ¶werden dursten. ip geahren die ver 
himmel. Wohl zog ab und zu ein Wölkchen herauf, eine shrung pon Beliebssparkassen und anderer Wohlfahrtsmaß- handlungen des Vertretertages selbst immerhin noch so lehr⸗ 
Lohnforderung einzelner Arbeiteckategorien, eine Maßnahme der nahmen haben sie versucht, einen festen Stamm von Arbeitern reiche Einblide in die Stimmungen der Delegierten daß sie eg 
gut organisierten Samburger HSandelsherren, aber schnell ging zu gewinnen, die nicht jeder Beunruhigung zum Opfer fallen. Klarung der Siriativn o recht bedeutunasvoll sind. Unx 
die fleine Trubung vorüber. Die friedliche Zusammenarbeit Und da außerdem die günstige Entwicllung unserer deutschen gerade nach den heftigen Auseinandersetzungen und lebhalten 
nde nicht ernstich gestort. Und Bandel und Verkehr hatten Vollswirtschaft hre finangielle Widerstandskraft noch erheb— Su enigleiten der letten Wogen mub vie ationallperul⸗ 
den Vorteil davon Die Bedeutung des Hamburger Hafens, lich gestärkl hat, sehen sie einem etwaigen Generalstreik im Pattei Gewicht auf weitaehende larheit über ihr n 
des ohlen Bandelsplatzes Deutschlands, ist gerade im letzten Hafen mit zuversichtlicher Ruhe enkzegen. h legen Uebrigen⸗ haben ug du 
chrehn no ibe alle Erwartung gestiegen. i eee ie n dieen delahrlichen Wirtschafts- ihren letzten allgemeinen Parteitag in Berlin, bei sie 
un aber steht das Bild friedlicher Entwicklung in Gefahr. lampfe sind bereits gewechselt. Die sSafenarbei- d en m ee eee * 
Die Massen der Samburger Safenarbeiter und See⸗ ler und die Seeleute haben ihre formulierten J Kua h en pe 
leute, die damals nach langem erbitterten Ringen ergebnislos Forderungen eingereicht. Wie immer, suchen auch b 3 4 a n an 
auf die Schiffe und Schuten, in die Speicher und Lagerhäuser diesmal beide Parteien der Deffentüchkeit nachzuweisen, daß h 8 * nun n 3 
zurüdkehren nußten, wollen aufs neue ihr Kampf- ihr Slandpunkt berechtigt, der gegnerische unbillig sei Lohn⸗ r e en 3 n ee b 
glüd versuchen. Die alten Forderungen befserer Ent—⸗ islen mil cnander wid prechenden Ziffernangaben gehen durch n bh de e 32 p 
n r u Arbeiftszeit, geregelterer die Blaͤlen. Die Mbeiter behaupten, in den letzten 15 brlbnderent Worttmn e ——— — 
eberstunden- un Sonntagsarbeit, arößerer Jahren nur um 13 bis 26 im Lohn aufgebessert zu sein 1 
Rücksichtnahme auf die weiten Wege von den während die Lebensmittelpreise in Samburg gleichzeitig um plõtzlicher Stimmungsumschwung in Italien. 
Wo hnungen zum Safen einschneidender Reför— 264desliegen wären. Die Zagelöhne, die schon 1895 Aus Tripolis wird uns geschrieben: 
mierung des Seuerwesens und alle die anderen da— im Durchschnitt 3 bis 420 Mbetragen bätten, wären nur auf Der hiesige Krieg dauert nun bereits ein volles halbes 
wals unerledigt gebliebenen Streitpunlte leben wieder auf. 3,40 bis 480 Mgelommen, der Stundenlohn belaufe sich Jahr, ein Krieg dasfen Hauptattionen bis jetzt diplomatische 
Wieder haben die ungelernten Hafenarbeiter, die beim Laden Jegenwärtig auf 34 bis 48 Pfa. Die Reeder und Stauer Ralen, smiahe. Delrcie, Parlamentsvoten und Volksdemon⸗ 
und Löschen der Riesendampfer und bei den mannigfaltigen besreilen die Richtigkeit dieser Angaben und suchen durch sanonen waren, denn die slrategische Lage hat sich ahrend 
Speicherarbeiten unentbehrlich sind die Lohnbewegung“ be— Gegenabellen ihr vollswirtschaftliches Entgegenlommen zu be⸗ dieser Zeit aller glän n Waffenlaten auf beiden 
gonnen Wieder haben ihre gelernten Arbeitskollegen, die wesen In diesem Streik vermögen sich Außenstehende nur Seiten n is h Dennoh wo en die It 
e und die Seeleute von vornherein Unterstützung und sehr schwer ein zutreffendes Urteil zu bilden. * n kurzem mit dei e ren snden un 
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v e n lo euu tern und Stauern vor einer gemischten Kommission begonnen. Generals Caneva in Rom: er wurde fast wie ein Triumphator 
ren. 2 AWer ehe sie noch ein Endergebnis erkennen lassen, melden behandelt, und seine Ernennung zum Senator des Königreichs 
Die seit einigen Wochen begonnene „Bewegung“ der Arbeiter andere Arbeiterkategorien bereits ihre Forderungen an. Da— wurde allgemein als eine Belohnung für seine Italien in 
ist diesmal anscheinend besser vorbereitet als früher. Seit durch wird der friedliche Ausgleich erschwert, aber Ge⸗ Libyen geleisteten militärischen Dienste aufgefaßt, denn ihm 
Jahren haben sie alle Kräfte an den Ausbau ihrer Organisation spenst des Generalstreiks im samnbuger Hafen nähergerückt als dem Träger der gesamten Zivil- und Miilitargewalt ch 
gewendet Der lte Hafenarbeiterverband ist in dem allge— Was die Lahneoung des deunschen uennandels fn die ge— man mit Recht die Verlörperung der ganzen alenichen 
Memen deutschen Transportarbeiterverband aufgegangen, der samte deutsche Volkswirtschaft bedeuten würde, braucht nicht Unternehmung. 
lünglich die Mitgliederzahl von 208 000 erreicht hat. Zusammen⸗ eist umständlich dargelegt zu werden. Man kann aber nur Jetzt ist ganz unvermittelt ein gewaltiger Umsch i 
geschlossen mit den Handelsacbeitern, Kutschern und Fuhr— hoffen, daß das heraufziehende und sich über dem Hamburger der Stimmung des italienischen vai * tret wung 
Binnenschiffern und Flszern, Seeleuten und Speicher⸗ Hafen zusammenballende Stteikagewölk nicht zur Entladung Italien aus werden sehr nach nnre enn 
arbe ern. verfügen sie jeßt über eine viel weiterreichende kommt Mahnungen an den Generalissimus und seinen Generalstab 
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Ins Sonnenland. uie ih ennn n ne itmrrun e hier nicht weiter mit 
Lin Schiffsroman vom Mittelmeer von Anny Wothe. so leicht wie möglich zu machen suchte. Noch in ihrer Todes- mit Freuden, als n ee e eeun 
6. Fortsetzung.) stunde — sie war, wie Sie wohl wissen, zurüdgekommen, um haltung cale war icris ausrief: ter 
Copyrighi 1910 by Anny MNothe, Leipzig. in der Heimat zu sterben — sprach sie von Ihnen und trug eEs muh herrlich sein, einen Beruf ausfüllen zu können 
„Aber nannte der Herr Reiseleiter Sie vorhin nicht Frau mic ihre letzten Grüße für Sie auf, die ich Ihnen ja auch der so reichen Segen in sich schließt. Fast könnte man Sie 
Dr. Lörnsen?“ damals schrifllich übermittelte. Ich habe sehr bedauert, daß beneiden, Fräulein Doktor.“ 
„Fräulein Dr. Jente Lörnsen,“ bejahte die Blonde schlicht. unsere Korrespondenz nach dem Tode meiner Mutter ein so „Das hat eine Frau und Multer wie du, Joriede, doch 
AMle sahen interessiert in das tilie, ausdrucksvolle Gesicht. schnelles Ende nahm. Ith sreue mich um so mehr, Sie hier wohl nicht udtig nahnn der Legationsrat verweisend das 
Also darum die fast nännliche Tracht, darum das ab— so unerwartet zu treffen.“ Wort. „Das höchste Glüch des Weibes wurzelt in der Familie, 
sonderliche, so jeden weiblichen Reizes bare Wesen,“ dachte Gül en nsen fah ut einem undurchdringlichen Gesicht Gül verzeihen Sie, gnädiges Fräulein, und wehe dem, der es 
fast ärgerlich Eine Emanzipierte, das hal⸗ in u 6 gegenüber, den Mund etwas hart zusammengepreßt. Dann waltsam auf eine andere Bahn lenkt als für welche 
gesehlt. Er haßte die Weiber, die es den Männern nachtun sagte sie: —— — ——— es das Naturgesetßz vorgesehen hat.“ 
wollten Aber der Nmne? Syltte möglich sein? „Ich hätte nicht gewußt, was ich Ihnen hätte schreiben Eine leichte Röte flog über das bräunliche Gesicht der Jente 
sind Aerztin. gnädiges Fräulein?“ sfragte Joriede u über welche ich Ihnen regelmäßig berich- Lörnsen, als sie jetzt freimütig den blonden Kopf erhob und 
ete, war nicht mehr, und Berufs ie i em 372 b 
Da. gab Fräulein Dr. Lörnsen mit leüchtenden Augen Muße für so zeitraubende e eeee u bren in n e eeen 
zurüch. „Ich war einige Jahre in Schleswig in meiner Heimat Ueber Güls ernstes Antlitz lief eine rote Glut. Das fehlte nicht Naturgesetz ist, und die ich rhaus icht für den e 
fätig. Jetzt stehe ich einer Kinder Voliklinik in Sachsen vor, auch noch, daß dieses Weib mit der Lodenmühe ihm hier vor zwed des Weibes anfebe? Die Männer, die nicht dulden wolle 
aber alle Jahre, wenn der Frühling kommt, dann werde den anderen zu verstehen gab, daß sie gar kein Interesse an dah wir inn hnen nlureren die —2 uns einen vbin 
ch fahnenflüchtig, dann zieht es inich für einige Wochen ins der Korrespondenz mit ihm gehabt. Kampf ums Dasein kämpfen wenl sie uns a g 33 
Sonnenland wo imner die Blunen bluhen, wo das Meer Gräßhlich, diese Selbstherrlichleit und diese Bestimmtleit. und Mütter! Für viele in Draum, der sich nie n n 
blaut und wo man schönheitstruaken vergißt, daß es lalte, VUnd doch halle es eine Zeit gegeben, wo er sich wieder piele ein Geschehnis, das sie rein wie ein wildes er u 
graue Wintertage voll Not und Elend gebt. Da hole ich und immer wieder von seiner kranlen Mutter von Jente Lörnsen seine Ketten Areihen will. Freie Bahn! Das ist es wa 
mir Zraft für schwere Tage, die ja in unserem Beruf nicht erzählen ließ. Das Mädchen, deren Kraft, stille Liebe und wir Frauen brauchen. Ob vir du srauen un Vilu ber 
ausblelhen, da geniehe ich ein Glüch, wie es die kühnste Sorge die lehie schwere Leidenszeit seiner Multer verschönt den Augen des Mannes Emanzipiette sind die in der Au⸗ 
Phantasie eines Dichters mir kaum vorzuzaubern vermag.“ deren Briefe ihm oft zu denlen gegeben, und sogar einmol * übung eines männlichen Bansen en Lebensunterhalt fnen 
„Verrüchktes Frauenzimmer,“ dachte Gül von Wernhagen, ile s gang genann den Wunsch in ihm rege mochten. sie die Saupisache ist doch, dah wir unseren Beruf ganz augs 
dabei sah er aber doch grübelnd in ihre klaren, Uugen von Angesicht zu Angesicht lkennen zu lernen. Als er dann, füllen, daß wir ehrlich im Wollen und ehrlich gegen uns selbst 
Augen, und plötzlich fragte er fast hastig und überstürzt: kurz entschlossen, nach Kiel reiste, um seine Mutter wiederzu— find und das — verzeihen Sie jettt, meine Serren und Sie, 
n „Verzeihen Sie, Fräulein Doktor, aber wenn Sie Jente sehen, war die junge Aerztin gerade zu einer Operation mit gnädige Frau — das verstehen heutzutage leider nur eig⸗ 
Lörnsen heißen, dann dürfte Ihnen vielleicht auch mein Name, jhrem Professor fur einen Tag verreist, und als er wiederklam meines Geschlechts. Die materi ilen Anspruche unserer Maͤdche 
Gul von Wernhagen, nicht ganz unbelannt sein.“ seine kranke Mutter heimzuholen, hatte nichi 8 een welt, der hans nach e 8 e 
3 Joriede sah fast erschredt auf die Frau, die mit einem ein anderer junger Afssemarn die Rante eaeieue. gehrlichkeil zungelt in immer hoberen Flammen por d 
ee Sie hatte schon vor lelner Ankunft von seiner Mutter Ab— bei der Wahl eines Lebensgefährten sprechen von beiden San 
Plle n erkannt, Serr Baron. In der langen chied genommen, und als er sich bei ihr melden ließ um so viele Nebendinge mit daß von einer Herzenswahl wohl 
e en d Innnlennae Irer Mutter ihr zu danken, hatte lie bedauert, ihn nicht empfangen zu kaum noch die Rede sein kann. Naturgemäß gibt es immer 
AUnd Sie lamen en ild zu sehen. lönnen, da sie unablömmlich durch ihre Klanken in Anspruch weniger glüclliche Ehen, und es ist Tatsache, daß Tausende von 
nn ee en nn 112 Frauen die eine Ehe schliehen, um glängend versorgt oder un 
Blie pen inen ee teee e Das alles lief blitzschnell durch Guls Gedanlen und etwas versorgt zu in tausendmal unglüdicher sind als die Frauen, 
c reichte. Meine wie Groll gegen diesen weiblichen Arzt stieg in seiner Seele die unvermählt geblieben sind und in harter Mbeit sich ihr
	        
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