Full text: Lübeckische Anzeigen 1912 (1912)

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Wochentlich 13mal (Wochentags morgens und J z—— * 5 
abends, Sonntags morgens) erscheinend. Bezugs⸗ 22 8 n —sa 
preis fuͤr das Vierteljabr 0 Warl einschließlich i e iig d i Seschastt Nit 
rnhaennee 232 — ⸗ i Qe. RE inngen 1Mk.d. Zelle. Tabellen⸗ u. schwieriger 
Bestellgeld 3,30 Marl. Einzelnummern 10 Vfs. 4 Sah den Anforderungen entsprechend hoher. 00 
Beilagen: Vaterstädrische Blätter. — Der Familienfreund. 
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Umtsblatt der freien und Hansestadt Lübed 162. Jahrgang Nachrichten sür das Herzogtum Lauenburg. die 
Beiblatt: Gesetz· und Verordnungsblatt tt e de e gürsteniũmer Ratzeburg, Lübeck und das angren 
eν 2—2 — ———pp ————— zende mecdlenburgische und holsteinische Geblet, 
Bruc und Verlag: Gebrader *1 6 5 in Lñe. — Geiictate le Mretz haus Soniant c sous u. 001. 
Ausgabe . Girhe Auegabe) dDonnerstag, den U. Januar 192. abend⸗Blatt Ur. 18 
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richtigere Verwendung für die Almähliche Erwerbung eines eige— einmal gründlich mit ihnen aussprechen wolle und daß er 
Erstes Blatt. Hierzu 2 Blatt, und ee Platze da traf a schwache infolgedessen gar nicht absehen könne, wann er zu Ende 
sowie Stelle bei vielen Arbeitern, der Serr Schwartz, der überhaupl komme. Dabei wurde immer augenscheinlicher, als er sein 
Gesetz ⸗ und Verordnunasblatt einen sehr unglüchllichen Tag hatte, nicht entgegentreten lonnte. großes ermüdendes Zahlenmaterial über die Flottengesete 
der freien und Bansestadt Lübech, Nr. 3. Und als Herr Bade nach eingehender Schilderung der Ihlechten über sämtliche Schafe, Rinder und Schweine in Deutsch⸗ 
enthaltend: Lage der Schlutuper Fischindustrie den unsinnigen und unzeitge— zur en d rdnrr die e nun 
5 reffend die Abme ungen der nicht mit mẽ ßen Lohnforderungen entgegentrat, zur Vernunft ermahnte rguenwer amm ung e annten. er en en un iim u 
ennnnn ausgerüsteten ee auf der Elbe. und für bessere Zeiten ein Entgegenkommen bereitwilligst in Aus— blic unkontrollierbaren Ziffern über die Saualinassterblin 
— Belanntmachung, betreffend die Feier des Ge— sicht stellte da fand auch dieser bürgerliche Redner, der sich in keit ⁊tc. aufmarschieren ließ, daß die Wirkung seiner e 
burtstages Sr. Majestät des Deutschen Kaisers den Schlutuper Arbeiterkreisen großer Sympathie erfreut, ein so abschwächte, daß wir fast selbst sagen möchten. er hab 
—r — — williges Ohr. Man war so vernuünftig die schwere Rüdwirkung als eine von den Tsetse- Fliegen des Kongozipfels. auf 
Umfang der heutigen Nummer 6 Seiten. des Berliner Asylsalles auf die Schlutuper Fischindustrie zuzu⸗ dem er mit Vergnügen und vielem unfreiwilligen Sumor 
— — — — — — geben, und es erhob sich kein Widerspruch, als Serr Bade am herumritt, auf seine Zuhörer eingewirkt. Der Reihenfolge 
Nichtamtlicher Teil. Schlusse seiner Rede, die Stimmung im Saale wohl erkennend, nach verwahrte sich Serr Schwartz zunächst gegen die vielen 
nur mahnte, einmal nachzudenken, wie man am 12. Januar ee uu uunl in in e u 
u wählen habe. onders durch die „Reichsverbandspresse, ursch 
Wie es gestern herrn Theodor Schwartʒz n borweg. weil wir der Asicht lind, fene 150 Sahre alte Damegaus der Ksnigstrabe 
in Schlutup erging. dan die Worte von eingesessenen Schlutuper Serren geltern erhoben worden seien. Er überging ganz geflssentlich de 
* 25 7 Jan sehr schwer gewogen haben, und weil sie von Vernunft und unerhörten Ausfälle des Lübeder Vollsboten gegen Serra Alen 
— 2 Empfindung für die Lage der Schlutuper Arbeiter getragen und nohm dann Herrn August VPape vor. Er schilderte ih. 
Sön Schlutup fand gestern abend eine hochinteressante waren. Und wenn wir ht auf die Ausführungen der Berren aturlich ohne persönlich zu werden) als großes politisches Rind 
so aldemotratische Versammlung latt, in welcher der Reichstags Snae inde Wahe ele inn eehen oe nd die der jeht auch bald graue Saare bekomme, wenn er über 
fandidat Schwartz als einziger Redner auf der Liste stand haben, daß Serr Schwartz geflern einen sehr unglüdlichen Tag haupt noch welche habe, und suchte dann den belannken 
Es war bitter kalt in dem völlig ungeheizten Saal der Mbhei ber ibeeni ear festees haben, Irrtum von der Lübeder Gasanstalt als Auiengesellschaft 
Post“ in welchem sich zirka 250 Personen eingefunden hatten. daß Hert Shwarh geslern wirtch einen sehr un a ichen Tag zu rechfferigen. Er gab zu, daß das sein einziger Irrinum 
Das Schlutuper Bürgertum war recht stattlich vertreten, als und ohne auh mnur in geringflen zu ahnen daß n der von in Lübeder Lolalfragen gewesen sei und machte nach einigen 
es die Kunde erfuhr, daß eine interessante und durch— den alalen Goisen al dhchaender eo esnh kleinen Nadelstichen auf das Lübecer Sochofenwert emnen 
schlagende Wahlhilfe aus Lübed gekommen sei, tele Serr Sugo Wa enfeld sfo ang merwartet gegenüber Heinen Gedankensprung, um endlich nach einigen Aeuße— 
und wir können aus dem ganzen Verlauf der Versammlung treten würde. Das war für ihn äuhßerst fatal, und brachte rungen des Unwillens auf die obenerwähnten Fragen zu 
wobl schließen, daß nach der Gegenrede des Serrn Sugo ihn vo ändig aus der Disposilion des Abends, die offensicht⸗ lommen. 
Wachenfeld das Schlutuper Bürgertum mit viel mehr Mut lich nach seiner Verechnung nur darin bestanden hatte, nach Zu der ersten Frage sand Serr Schwartz nut 
und Begeisterung in den Kampf gehen wird. Das klang aus einer einstündigen Ansprache an seine Genossen sie auf den Worte der Entrüstung,. wie feige sein Konlurrenz 
den rein auf die Lokalverhältnisse zugeschnittenen Ansprachen roten Zellel zu verpflichten. Und es war kein ungeschicktes kandidat Klein sich gedrückt habe. wenn es heiße, 
der Herren Bade und Holst so recht heraus. Und wenn Herr Manöver, das die bürgerlichen Kreise unternahmen, als sie was der Spaß koste. Herr Klein halte überhaupt die Arbeiter 
Solst einmal energisch darauf hinwies, wie wenig von den Herrn Schwartz von vornherein durch die folgenden zwei An— für Plebs, denen er stets blauen Dunst vormache. Die Kanonen— 
Lehren der Sozialdemokratie heute bewiesen sei und vor fragen auf die seste Umrahmung seiner Ansprahe festlegten: und Panzerplattensabrilanten seien die treibenden Kräfte bei 
allem den Darlegungen des Herrn Theodor Schwartz L Wie soll eine internationale Abrüstung erfolgreich durch— dieser Schraube ohne Ende, die ich in der Rüstungsfrage geltend 
entgegenhielt, daß der Zwed der politischen Bestrebungen doch geführt werden? mache und alles, alles müßten die Arbeiter bezahlen. Diese 
in erster Linie sein müsse, den Arbeitern solche Lebensbedingungen 2. Welche Maßnahmen sind zu ergreifen, um der drohenden Grobindustriellen seien die schlimmsten Feinde des Volles. Im 
zu schaffen, daß ihre persönliche Freiheit und Selbstbestimmung Ueberbepölkerung das Deutschen Reiches entgegen zu treten? Sommer habe zweimal der Krieg ganz leise an die Tür gellopft, 
garantiert sei, und daß soziale Tinrichtungen höchstens als Not— Herr Theodor Schwartz ging an die Beantwortung und das liege nur daran, daß Deutschland sich Hals über Kopf 
behelf in Frage zu kommen hätten, so trat er den unglüdclichen dieser Fragen ganz offensichtlich und mit sichtlicher Hilf— in die Weltpolitik gestürzt habe, und jetzt seien wieder 4353 
Darlegungen des Herrn Theodor Schwartz über den Zukunfts— losigleit heran. Sah er es doch schon lommen, wie schlecht Millionen Mark für Flottenzwede vorgesehen Gurch 
jstact, auf die wir weiter unten zurückkommen, sehr durchschlagend er in der Diskussion Herrn Wachenfeld gegenüber abschnei— 17 zu dividieren vergaß er natürlich, weil sonst die 
entgegen. Und als er, den Gedanken weiterspinnend, an den den würde. Und so sprach er ohne eine feste Disposition Zahlen nicht gewirkt hätten) und die Flotte sei 
Familiensim und das nationale Empfinden der deutschen Ar— und immer wieder vom Thema abweichend über 2 Stunden überhaupt ein ganz trauriges Spielzeug. Deutschland solle 
beiter appellierend, zeigte, daaß ein Mustergenosse nachweislich ununterbrochen. Eine Frage zur Geschäftsordnung, in welcher selbst zuerst rotz der Warnung des englischen Arbeiterführers 
800 Mjährl. für Partei und Gewertschaft aufbringe, um den unge⸗ Herr Wachenfeld höflichst anfragte. wann denn das Ende Macdonald) bei der Abrüstung anfangen und der 12. Januar 
wissen Zukunftsstaat zu bekommen, wie sein sauer erspartes Geld zu erwarten sei, wurde von Herrn Schwartz damit beant— müsse zeigen, daß man so wolle. Kein Mensch habe sich was 
ohne Kontrolle aus Schlutun in die weite Welt hinausgehe, worlet, daß er heute nach Schlutup gelommen sei, um daraus zu machen Staatsfeind zu sein und so gingen die Worte 
und was er für lich und seisne ilie anfengen önne durch seinen Wählern Uaren Wein einzuschenken und daß er lsich des internat onalen. aber doch donst so harmlosen Herrr 
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Wetterwolken ihrem reichvergo beren ouettentisch hing, it sreundlichen Hofe gab es freilich manch einen, dem die schweigsame Kammer— 
Augen. Ja, je länger sie schaute, je strahlender wurden ihre frau gefährlich schien allein niemand wagte, sie auf un— 
Roman von M. v. Buch. Blide, und ein reizendes, liebenswürdiges Lächeln umspielte sicheren Verdacht hin anzuklagen, denn das Vertrauen, das sie 
Machdrud verbolen.) den vollen Mund, der das Charakteristische der Habsburger, bei der Kaiserin genoß, schien nicht zu erschüttern. 51 
Rapitel. die slark ntwidelte Unterlippe, zeigte. v Während Mirzl die silberne Schnalle am Schuh schloß, 
uie „Es ist gut, “ sagte sie zu der Kammerfrau, die einige blidte die Fürstin auf das leichtgeneigte Haupt. Etwas in 
du — hui — sausten die Stürme über das Land. Schritte vor ihrer kaiserlichen Serrin stand. „Nun das letzte,“ der Haltung der Frau fiel ihr auf. Diese hatte etwas Mattes 
Frühlingsstürme waren es, denn der Tag Mariä Lichtmeß, nach und damit schleuderte sie die roten Saffianpantöffelchen von und Müdes, ja es schien sast, als sei sie über Nacht alt ge— 
dem belanntlich lein Fuchs dem Eisen traut, war längst vorüber den mit weißseidenen Strümpfen umspannten Füßchen. „Zieh worden Was woar daße in inee noch nner vor ihrer 
Zwar lag die Landschaft noch im Schnee begraben, aber das mir die Schuhe an.“ Herrin. Maria Theresia sah w s sn⸗ vorher wahrscheinlich 
war nicht mehr der Schnee, aus dem jeder Sonnenstrahl Die Kammersrau gehorchte schweigend. Die hohen Stödel⸗ berseten hane. deren roigeweinie Augennber 
tausend schimmernde Funken wecte. Dieser breitete sich als schuhe wurden der Kaiserin angezogen. „Endlich, Mirzl,“ plau— inl. was in di e esehen du hast ge⸗ 
eine zähe Masse über Wiese und Held. König Winter lag im derte die lebensfrohe Fürstin, „endlich, lang genug hast mich weint?“ fragte sie ershreat 
Sterben; aber ehe der alte Gebieter nicht tot ist, durfte drangsaliert. Wie glückllich könnte doch unsereiner sein, wenn Mirzi schüttelte den Kop 
der junge seine Herrschaft nicht antreten. Das ist uralt heiliges ihm die Mühe des Toilettemachens erspart bliebe! Und du, Eealten zu Gnaden, sea dlat ein bihchen Kopfweh.“ 
Gesetz, das befolgt werden mußte. Aber König Lenz war un— schlechte Seele, lannst mir in dieser Beziehung nimmer genug * Falsn laceite igs 2 
geduldig, darum schidte er seine Boten, die Stürme, aus, zu tun. Immer schöner willst du mich machen. Schäm dich was! n i da— Konw h it. immer Entschuldigung, auch 
erlunden, ob seine Zeit nicht bald gelommen sei. Eine alte Frau, wie ich bin!“ wenn das sen weh n 36 kenne das Hab Verlrauen 
Blauschwarz breitete sich der Simmel über der Stadt Das letztere lam lächelnd heraus. Die Kaiserin wollte sag mir, was dich quält. Und vor allem sag, kann 
Wien. In den Straßen lag ein sahles Licht, es war fast, alles andere sein und war es auch in der Tat, denn eine dir helfen?“ 
als sei es noch nicht Tag geworden, obgleich die Uhr am alte Frau. „Maijestät sind sehr gütig....“ 
Stephansturme die zehnte Stunde angab. In der laiserlichen „Schon gut,“ meinte sie, als die Dienerin, leicht vernei⸗ Die Kaiserin, die dig werden konnte, stampfte 
Hofburg in ihrem Ankleidezimmer befand sich die Kaiserin nend, den Kopf schüttelte und vorwurfsvoll zu ihrer schönen mit dem Fuß. „Ob ich dir helfen lann, sollst mit jsagen 
Maria Theresia, eine reife und üppige Frauengestalt, die soeben Herrin aufsah, „schon gut, ich weiß ja, wie du es meinst.“ WMirzʒl schüttelte den Kopf. 
den Händen der geschichten Kamme-frau entschlüpft war. Sie Die Kamnterfrau sagte nichts. Sie war ein schweigsames MNRein, Maiestãt.· 
trug ein dunkles, mit weißem Schwan verbrämtes Samt⸗ Wesen, und diese ihre Eigenschaft machte sie der Kaiserin GBeh, du bit langweilig mit deinem „Nein, Majestät!“ 
Leid, das den schönen weißen Hals und einen Teil der Büste besonders wertvoll. Mirzl wuhßte, daß sie zwei Ohren und Wenn ich nur wuht, was dir segtft... * 
frei ließ. Das leichtgewellte Haar war zu einer lunstvollen einen Mund besaß, daß sie also mehr hören als sagen sollte, Endlich kam es heraus, todend und zagend. 
Frisur aufgebant und der Sitte der Zeit entsprechend ge— und das war eine Kenntnis, deren Befolgung für jeden Men— „Mein Sohn macht mir Sorge,“ gestand Mirzi, „ich gräme 
pudert. schen und besonders fsür den der an Fürstenhöfen weilt, mich halt um den Franzl.“ 
Die Fürstin schien mit ihrem Aussehen zufrieden. Sie be— wertvoll ist. „Nun. nun,“ tröstete die Fürstin, „mit den jungen Leuten 
trachlete lich in dem großen venezianischen Spiegel, der über Mirazl hoͤrte vieles und lonnte darüber schweigen. Am l muß man Geduld haben. Jugend hat kleine Tugend. Ist er
	        
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