Full text: Lübeckische Anzeigen 1912 (1912)

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preis für das Vierteljahr 3,80 Warl einschließlich B Pio. ine ii p Au 
Bringgeld in Lůbeck. Durch die Post bezogen ohne mnngen 1Mt. d. Zeille. Zabeilen· u schwieger 
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— Beilagen: Vaternadtische Blãätter. — Der Familienfreund. 
Amtsblatt der freien und hansestadt Lũbed 162. Jahrgang Nachrichten sür das Herzogtum Lauenburg, die 
Beiblatt: Gesetz· und Verordnungsblatt vt — gũrstentũmer Ratzeburg, Lübed und das angren⸗ 
νν αο — — — ————— zende meclenburgische und holsteinische Geblet. 
Vrug und Verlag: Gebrader Borchers 6G. m.b. S. in Lubed. — Gesche snelle Adreß haus iKõñniaitr. 46) Berniprecher u. 00 
Ausgabe A. Gieße Ansgabe) Sonnabend, den 30. März 1932. Abend⸗Blatt Ar. 165. 
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3 wärts heute aus London melden, wird die Urabstimmung dem Prinzip des Mindestlohnes etwas wissen—. 
Erstes Blatt. hierzu 2. Blatt, die Wwiederaufnahme der Arbeit verneinen! Sie Unsere Arbeiterschaft hat richtig erkannt, daß 
sowie wollen keine Worte, sie wollen Taten sehen; d. h. sie wollen ein gesetzliches Lohnminimumssie bindet, ihr jeden- 
Geset⸗ und Verordnungsblatt den Mindestlohn vonfünf Schilling gesetzlich ge— falls die Aussicht sehr erschwert, 3. B. bei steigenden Kon⸗- 
ver freien und vaneladt Abea N. 15, währleistet haben wãhrend die Regierung diese ãuherste junkturen auch Lohnsteigerungen zu erzielen. Für uns, deren 
Belannimahung benren isihn benm en m Konsequenz (nicht nur das Prinzip, sondern sogleich auch die umfassende Sozialfürsorge Experimenten a la Asquith ohnehin 
Reichestempelgeseb bon uil 1ds Lohnhöhe festzulegen) abgelehnt hat. den Boden entzieht, erschöpft sich das „Mindestlohnproblem 
— — 2— — John Ramsay Macdonald und die Leitung der Arbeiter— so ziemlich in der Frage, wie solchen Arbeiterkategorien, die 
Umfang der heutigen Nummer 6 Seiten. partei haben nicht nur von ihrem Standpunkt recht damit, tatsächlich Hungerlöhne beziehen und ein menschenwürdiges Da— 
—— — — — daß die lex Asquith das Papier nicht wert ist, auf dem sie sein nicht führen können, zu helfen ist. Die Frage ist eine 
Nichtamtlicher Teil gedruct wurde. Auch vom Standpunkt der Allge— der wichtigsten, die uns zurzeit in der Sozialpolitik beschäftigen. 
meinheit mubß die Mindestlohnbill als ein be— Ein Versuch ihrer Lösung ist kürzlich bei der Seimindustrie 
* g denkliches Angstprodukt, als ein für den Zwech dem gemacht worden. Daß es dabei sein Bewenden nicht haben 
Die Mindestlohnbill als gesetzliche es dienen soll, ganz unbrauchbares Instrument bezeichnet wer— kann, ist selbstverständlich Zu welchen Maßnahmen wir aber 
k arik atur — den. Serr Asquith selbst hat die Grundzüge der Vorlage auch kommen mögen, die Spuren des Herrn Asquith werden 
etwa so stizziert: Für jeden Arbeitsvertrag im Kohlenbergbau uns nicht loden. 
7 Lübed, 30. März. schreibe sie (zunächst aber nur auf drei Jahre!l) grund-— 
ie Industrie des Vereinigten Königreichs wird an den sätzlich den Mindestlohn vor, soweit Arbeiter unter 
Tag, an welchem nach nur einwöchiger Beratung die „Mindest-— Tag in Betracht kämen, ohne diese Bestimmung sei der Ver— Weshalb herr Wermuth ging. 
sohnbill“ angenommen wurde, voraussichtlich noch lange zu— trag nichtia und der Arbeiter könne auf dem Prozeßweg den Einmütig ist im Bundesat der Meinung des Reich⸗ 
rüldenken. Denn das soziale Seilmittel, mit dem Arbeitgeber um den Mindestlohn belangen. Bestimmte Vor— lanzlers v. Bethmann⸗Hollweg zugestimmt worden, daß die 
serr Asquith der von schwerer Katastrophe heimgesuchten schriften regelten die Pünltlichkeit, Zuverlässigkeit und Erbschaftssteuer nicht zur Dedung der Wehrvorlagen heran⸗ 
englischen Volkswirtschaft Rettung bringen will, erweist sich Ergiebigkeit der Leistung; verstoße der Arbeiter da— gezogen werden dürfe. Diese Einnütiałeit ware nicht er— 
nicht nur für diesen augenblicklichen Zwed als ungeeignet. gegen, so gehe er des Anspruchs auf Mindestlohn verlustig. zielt worden. wenn Herr Wermuth, der für die Frage zu⸗ 
Vielmehr ist zu befürchten, daß die staatliche An— Die Söhe der Löhne und die Regeln für die Sicherung ständige und sachverständige Slaatssekretãr des Reichsschatz⸗ 
erkennung des Mindestlohnprinzips dem bri— der Leistung sollen durch gemeinsam von Arbeitgebern und amtes noch im Amt gewesen wäre und an der entscheiden⸗ 
tischen Wirtschaftskörper für die Dauer einen Arbeitern beschickte, von einem Unparteiischen geleitete Aemter den Sitzung des Bundesrates teilgenommen hätte. Man ist 
Krankheitsstoff einimpft, dessen unheilvolle Wir— in 21 verschiedenen Distrikten durch Verhandlung so eifrig bemüht der Oeffentlichkeit ein verfãlschtes Bild von 
fungen heute noch gar nicht zu übersehen sind. Die wallisische, und Vereinbarung festgeseßt werden Von jedem Zwang den wirklichen Geschehnissen aufzudrängen, daß uns, so schreibt 
schottische und englische Bergarbeiterschaft gehört längst nicht sei in dem Gesetß abgesehen, ebenso von jeder die M 6. C. zur Klärung der Sachlage die Feststellung 
zu den schlechtestentlohnten Arbeiterkategorien Großbritanniens. Strafbestimmung; lein Grubenbesitzer werde notwendig scheint: Serr Wermuth ist einzig und allein, srotz 
Es ist nahezu unausbleiblich, daß zunächst die vielen, schlechler gezwungen, seinen Betrieb forltzuführen, wenn er die allen Zuredens, deshalb aus seinem Amt geschieden, weil er 
gestellten Arbeiter anderer Berufe, dann aber auch die gleich Mindestlöhne zu zahlen verweigere, kein Bergmann die jetzt von der Regierung des Reiches vorgeschlagenen Mittel 
und besser bezahlten Lohnarbeiter Englands dem Staat in werde gezwungen, in die Grube einzufahren. zur Dedung der Wehrvorlagen für ganz unzureichend 
nehr oder minder drohender Form ebenfalls ihre Forde— Ein „Gesetß“ also, dessen Nichtbefolgung nicht und trügerisch hielt, und es ablehnte, seinen Namen 
rungen betreffs eines Mindestlohnes anmelden und von ihm bestraft wirdi Eine Art von Einigungsämtern mit zu Maßregeln herzuleihen, die nach seiner Ueberzeugung not— 
erzwingen werden. Denn Serr Asquith hatdenersten Zwangsbefugnissen hinsichtlih der Lohnhöhe, aber ohne wendigerweise zu der von ihm so energisch und erfolgreich 
Schritt auf einem Gebiete getan, auf dem es Zwangsbesugnisse gegenüber Arbeitgebern oder Arbeitern, die belämpften Pumpwirtschaft es Reiches zuruckführen müssen 
ein Haltenicht mehr gibt; auf einem Gebiete, auf dem etwa nicht verhandeln, nicht erscheinen und die Aemter nicht An dieser Ursache seines Rüdktcittes hat Herr Wermuth bei 
Australien, Neuseeland usw. sich das Herumexperimentieren beschicllen wollen Man kann es den britischen Bergarbeitern, seinen Freunden keinen Zweifel aufkommen lassen 
leisten können mögen, — es fehlt uns dabei bis heute wie immer man sich materiell zu ihren Streikforderungen 
noch jeder verläßliche Ueberblick über die stellen möge, wirklich nicht verdenken, wenn sie mit dieser ß 
etwaigen „Erfolge“ der dortigen sozialwirtschaftlichen Karikatur einer Mindestlohnbill nicht zufrieden sind und einst— der bayr ische Vne n per Deutschland⸗ 
Gesetzgebung. Aber gerade der größte Industriestaat der Welt weilen bei ihrem Ausstande verharren. Es ist auch durch— z ausw ge Po 
hätte hier die äuberste Zurüchaltung zeigen müssen, weil aus verständlich, wenn sie, deren köstliches Gut gerade in der München, 29. März. In der heutigen Sitzung der Kam— 
er mit dem öffentlich-rechtlichen Eingriff in die Freiheit ihrer Lohnpolitik besteht, den im Gesetz ebenfalls mer der Abgeordneten erklärte Ministerpräsident Frhr. 
Gesetze der Lohnbildung ein Risiko eingeht, um dessen vorgesehenen Schiedsgerichten mit großem Mißtrauen gegenüber— v. Sertling bei Beratung des Etats des Ministeriums des 
Verantwortung Herrn Asquith heite lein Staatsmann und slehen. Aeußern in Erwiderung verschiedener Anfragen: 
lein Wirtschaftspolitiker beneiden wird. Der englische Premier— Die Vorgänge haben natürlich weitüberEng— Ich habe mich niemals gegen den Dreibund ausge— 
minister spürt dabei schon heute, zwei Tage nach der Durch— land hinaus Interesse; zumal für Staaten mit starker sprochen und ich sehe in dem Bestand des Dreibundes eine 
peitschung des Entwurfs, die absolute Zweckllosigkeit der Aktion. Industriearbeiterschaft, wie Deutschland. Hier will selbst Garantie gegen einen europäischen Krieg. Was den Aus— 
Nach der Ansicht der Beraarbeiterführer, so läßt sich der Vor— die Sozialdemokratie niht einmal mehr von schuß für auswärtige Mnselegenheiten anlangt, 
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Fliege Fliege rückte am Mützenschirm. und sich den richtigen Reim machte, oöffnete die Tür, half dem 
„Schön, schön! Und sie?“ Offizier aus dem Pelz und gratulierte zu dem gestrigen großen Er— 
Roman von orn Bodemer. „Huppt durs) alle Stuben, sreilich 'ne volle Wasserkanne folge. Fliege zeigte stumm auf seine zerschundene Nase, auf 
(49. Fortsehung.) Machdrud verboten.) hat sie noch nicht gegen die Wand geschmissen!“ der ein großes englisches Pflaster Nlebte, aber im übrigen 
XXXI Fliege lachte und Onkelchen lachte, und dann bedankte war ihm doch etwas schwiemlich zumute. Na, er hielt sich 
* sich der junge Offizier. einfach an des guten Onkels Anweisungen! 
DOnlelchen war am nũchsten Worgen die Seligkeit seiner Muß wieder zum Dienst, auf 4 Uhr bin ich bestellt! Die Czapka in der Sand, mit umgeschnalltem Säbeh betrat 
Nichte zu groß geworden, die Welber gerieten ja immer gleich Und vor allen Dingen grüß schön und hab vielen Dank!“ der junge Offizier den Salon. Turch die Tür, die zu seinem 
auher Rand und Band wenn ihnen einmal der Simmel offen 7 Arbeitszimmer führte; trat der Oberst, schritt auf Meitzen zu 
stand. As kluger Feldherr war's besser, er zog alle Mög— Auf der Belle-Alliance⸗Straße, fast vor der Haustür, und reichte ihm die Sand 
lichleiten in Rechnung und instruierte Meitzen, sonst ging die kraf Onkelchen mit seinem Schwager zusammen, der war sehr Glen Mg! Blue sohhen Sie hinle 
Schlacht womöglich noch verloren. Sogar eine Droschke leistete lurz angebunden. uten eo u olgen Se ur 
er sich! Beim Alohol kam's ihm auf die Dittchen nicht an, „Magnus, ich bitte dich nun aber dringend um eines, Zlege biß die Zähne zusammen. Donnerwetter, war das 
aber sonst war er äußerst sparsam. Und schließlich, e in Bläsier spiel nicht weiter Vorsehung! Glaub mir, es ist heute ein ein förmlicher Anfang, da hatte es also noch lange nicht 
muß der Mensch doch haben! bitterschwerer Tag für mich! Ich hatte mir meinen Schwie— ausgestũrmt. 
Im „Prinzen Wilhelm“ stürzte der Wirt aus dem Kontor, als gersohn ganz anders vorgestellt und für die Zukunft meines Die Geliebte stand neben Onlelchen, als er die Schwelle 
er hörte, wie jemand nach dem Leutnant Meitzen fragte: einzigen Kindes hege ich die denkbar schwersten Befürchtungen!“ überschritt. Er ging auf six zu, mit verlegenem, von Glut über— 
„Ist im Dienst — Militärtelegraphenanstalt, Köpeniderr Bleckertz erwiderte nichts. Alles Gerede hatte doch keinen gossenem Gesicht reihte sie ihn die Sand. Maanus Bledertz 
traße!... Verzeihen der Herr gütigst, aber was ist denn Sinn mehr, und als in der Wohnung Erna ihrem Vater um gab ihr einen gelinden Rippenstoß. aber die Mariell flog 
igentlich mit dem Herrn Leutnant los?... Na ja, er hat den Hals fiel, machte er sich schleunigst aus dem Staube. Er ibrenn Swhat nicht an den Sals.TDun im genug.dachte er. 
zestern gesiegt!. ... Aber heute srüh haben sich fünf Gäste hörte noch wie der Oberst mit aroßem Nachdruch zu seiner Nun gibt's eine schͤne Theaterspielerei!“ Da mubte er also 
beschwert, auf einmal hat der Serr Leutnant geschlien und eine Tochter sagte: tinneen ente den uen ser t die ul 
volle Wasserkanne an die Wand geworfen! Ja, und das Ich will nun wenigstens hoffen, daß du dich heute nach— vielleicht taumelte er aus Versehen der Marjell in die Arme, 
geschah auf einen Brief hin mittag würdig benimmst!“ aber nein, er stand wie festgewurzelt. Ja, guten Tag auch, 
DOnlelchen lachte sich die TDrä en aus den Augen. m Tenfelvjuna was macht die Nase und die linle Patsche? 
„Ist nicht weiter schlinm, kommt ganz sicher nicht wieder Im Arbeitszimmer des Obersten sahen die drei zusammen. Meitzen wurde einer Antwort überhoben. 
vor, verlassen Sie sich drauf!“ Langsam rückte der Zeiger auf 4 Uhr vor. Erna schlug das Magnus, bitte, danach zu fragden hast du dann noch Zeit, 
Und dann fuhr Bledertz weiter nach der Köpeniderstrabe. Herz zum Zerspringen! Aller Mut war verflogen. Onlelchen vielleicht! 
Unterwegs hat er immer den Kopf geschüttelt und gelacht: hatte gut reden, aber so einfach dem Geliebten um den Hals „Ach was, Kinder, jetzt lauf ich ein Rennen! Nur lein 
Ter Jung — der Teufelsjung!“ — fallen, das wollte sie doch lieber sein lassen! Dazu war es grosses Präludium bei solcher Staatsaltion! Eberhard, die 
Mit einem Freudengebrüll wurde Onkelchen begrüßht. auch noch Zeit, wenn sich die Situation auf Biegen und jungen Leutchen wollen später mit Vergnügen an ihren Ver— 
vSGast eine Viertelstunde Zeit, Jung?“ Brechen zuspitzie. Als rechte Evastochter hatle sie sich ein lobungstag denten, na, sag ja, und Jung, daß du mir die 
So lange machte er sich frei. Die beiden gingen auf lachsfarbenes Kleid angezogen, von dem sie wuhte, daß es Ohren steif hältst, sonst fahr ich mit der Karbatsche dazwischen, 
dem Sofe auf und a.. ihr besonders gut stand. Immer wieder sah sie zu Onlelchen und ich drüch die beiden sanft geeneinander!“ 
„Also es ging alles viel einfacher! Er wird die Kanonen hinüber, der nachdenklich mit den Fingern knadte. Und ihr Er wartete auch gar nicht erst die Aniwort seines Schwa— 
donnern lassen und du wirst ihm versprechen was du versprechen Vater sah vornübergeneigt, die Stirn in Jalten gelegt, und gers ab, sondern führte das Sanftaneinanderdrüden“ sehr 
lannst! Mußt du zu irgend etwas Nein sagen, so sagst du's schlug leise die Saden sammen, dak die Sporen klirrten energisch aus. Da aber sträubte sich Meihen. Son bißchen 
nicht. sondern hältst den Mund. Ich werde bei dieser Ausein— Punkt 4 Uhr schrilte die Korridorklingel, Erna zudcte HSilfe nahm er ja gern an, aber das letzte Hindernis wollte 
andersetzung zugegen sein und den Mund auftun, ie wie es die zusammen und die beiden Schwäger sahen sich an. ... er aus eigener Kraft nehnen. Er trat einen Schritt zur Seite. 
Situation erfordert!“ Anton. der gehört hatltle, dab der Leulnant Meihen käme Forssekung folat)
	        
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